| Titel: | Neue Verfahrungsarten zum Graviren und zum Reproduciren der alten Kupferstiche; von E. Vial. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LIX., S. 206 | 
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                        LIX.
                        Neue Verfahrungsarten zum Graviren und zum
                           Reproduciren der alten Kupferstiche; von E. Vial.
                        Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 470.
                        Vial's Verfahrungsarten zum Graviren und zum Reproduciren der alten
                           Kupferstiche.
                        
                     
                        
                           1. Verfahren zum Graviren.
                           Es beruht: 1) auf den metallischen Fällungen; 2) auf der Verwandtschaft der Säuren zu
                              den verschiedenen Metallen.
                           Dasselbe besteht darin, auf Papier eine Zeichnung zu machen, welche man dann feucht
                              auf Metall auflegt und unter der Presse überdruckt; oder, was noch besser ist,
                              direct auf das Metall mit einer Metalltinte zu zeichnen, welche z.B. für Stahl und
                              Zink aus einem aufgelösten Kupfersalze besteht, für Kupfer aus einem
                              Quecksilberfalze, für Silber aus einem Goldsalze etc., und hernach mittelst einer
                              geeigneten Säure zu graviren (ätzen).
                           So kann eine Zeichnung, welche mit einer Tinte von Kupfervitriol gemacht und auf
                              Stahl übergedruckt wurde, augenblicklich eine Gravirung in geschnittener Manier
                              geben, ohne weiteres Aetzen mit einer Säure.
                           So gestattet auch eine Zeichnung, welche auf Zink mit einer aus einem Kupferfalze
                              bestehenden Tinte gemacht wurde, ein erhabenes Aetzen mittelst Säure; das Kupfer
                              spielt nämlich in diesem Falle auf Zink die Rolle eines schützenden Firnisses, weil
                              die Salpetersäure eine größere Verwandtschaft zum Zink als zum Kupfer besitzt.
                           
                        
                           2. Verfahrungsarten zum Reproduciren der
                                 alten Kupferstiche, ohne Veränderung des Originals.
                           Diese Methode ist für solche Kupferstiche anwendbar, welche nicht mit einem besondern
                              Ueberzug für die allgemeine Benutzung versehen worden sind; sie besteht in zweierlei
                              Verfahrungsarten.
                           Erstes Verfahren. – Es beruht: 1) darauf daß
                              fettige und wässerige Substanzen sich gegenseitiggegenseitg nicht benetzen; 2) überdieß wie das vorhergehende Verfahren auf den
                              metallischen Fällungen und der Verwandtschaft der Säuren zu den Metallen.
                           Es wird nämlich ein Kupferstich auf seiner Rückseite mit einer Kupferlösung getränkt,
                              wobei die wässerige Flüssigkeit nur um die aus fetter Schwärze bestehenden Striche
                              herum in denselben eindringt. Jedes andere geeignete Metallsalz, ein Blei-,
                              Wismuth-, Silbersalz etc. bringt dieselbe Wirkung hervor. Der Kupferstich
                              wird dann mit seiner rechten Seite auf eine Zinkplatte gelegt und einer gleichförmigen
                              Pressung unterzogen. Das Salz wird hierbei sogleich zersetzt, reducirt und das
                              metallische Kupfer auf die Platte gefällt, welche es gänzlich bedeckt, mit Ausnahme
                              der Stellen wo sich Striche befinden, so daß es ein negatives Bild in erhabener
                              Manier liefert, welches mit der größten Genauigkeit die angewandte Zeichnung
                              repräsentirt. Einige Secunden sind hinreichend, um dieses Resultat zu erhalten,
                              welches mittelst der Photographie weder mit größerer Schnelligkeit noch mit größerer
                              Treue erzielt werden könnte. Man kann von dieser Platte sofort negative Bilder
                              abziehen.
                           Um eine Gravirung in geschnittener Manier zu erhalten, braucht man nur die Platte in
                              ein Bad von Salpetersäure zu tauchen, welches das Zink ätzt und das Kupfer nicht
                              angreift.
                           Zweites Verfahren. – Es beruht: 1) auf dem
                              Ueberdruck; 2) wie die vorhergehenden Methoden auf den metallischen Fällungen und
                              der Verwandtschaft der Säuren; 3) endlich auf den Erscheinungen der
                              Elektrochemie.
                           Man macht von einem alten Kupferstich, mittelst einer auf die Bildfläche
                              aufgetragenen Terpenthinöl- oder Petroleum-Seife, einen Ueberdruck auf
                              eine Stahlplatte und taucht die Platte in ein saures Bad von Kupfervitriol, aus
                              welchem Kupfer mit seinem Metallglanz auf den Stahl gefällt wird, mit Ausnahme
                              derjenigen Stellen wo sich Striche befinden, so daß das Kupfer dann als Firniß
                              dient, während der Stahl, welcher zu der Säure eine größere Verwandtschaft hat als
                              das Kupfer, unter der Zeichnung eben so schnell geätzt wird als der Niederschlag
                              sich bildete.
                           
                        
                           3. Neue Gravirmanier.
                           Dieselbe ist nur eine Ausdehnung des zuletzt beschriebenen Verfahrens. Sie besteht
                              darin, auf Stahl einen autographischen, lithographischen oder sonstigen Ueberdruck
                              zu machen, aber nicht mehr mit einer Terpenthinöl-Seife, sondern mit fetter
                              Schwärze, – auf demselben eine heliographische Zeichnung mit Judenpech, oder
                              eine photographische mit Eisenchlorid zu machen, – auf Stahl mit Tusch, mit
                              schwarzer Kreide, mit Reißblei zu zeichnen, auf denselben in Oel oder Pastell zu
                              malen, – mit Eisenchlorid oder Säure zu zeichnen, kurz mit irgend einem
                              Körper, welcher der Ablagerung des Kupfers zu widerstehen vermag, ohne sich dem
                              Angriff der Säure zu widersetzen, oder mit irgend einem Körper, welcher den Stahl an
                              den gewünschten Stellen matt machen kann, die sich hernach graviren werden, wenn man
                              die Platte in ein saures Bad von Kupfervitriol bringt.