| Titel: | Verfahren zur Bestimmung des Kupfers und zum Probiren des im Handel vorkommenden Cyankaliums; vom Bergingenieur Flajolot. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXII., S. 218 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXII.
                        Verfahren zur Bestimmung des Kupfers und zum
                           Probiren des im Handel vorkommenden Cyankaliums; vom Bergingenieur Flajolot.
                        Aus den Annales des mines, 1862, t. II p.
                              313.
                        Flajolot's Verfahren zur Bestimmung des Kupfers etc.
                        
                     
                        
                           Dieses Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft des Cyankaliums, die
                              ammoniakalische Kupferoxyd-Auflösung zu entfärben. Die Entfärbung erfolgt mit
                              großer Schärfe, und da sich gar kein Niederschlag in der Flüssigkeit bildet, so läßt
                              sich sehr leicht der Zeitpunkt erkennen, wo sie beendigt ist. Die zahlreichen
                              Versuche, welche ich mit vorher gewogenen Quantitäten von Kupfer angestellt habe,
                              lieferten mir immer Resultate von großer Genauigkeit. Bei Anwendung einer Auflösung,
                              welche 200 Kubikcentimeter nicht überschreitet, beträgt der Fehler, welchen man
                              begeht, nicht über 2 Milligramme, eine Genauigkeit, wie man sie sogar beim Fällen
                              des Kupferoxyds durch Kali nicht erreicht.
                           Damit aber das Verfahren anwendbar ist, darf mit dem Kupfer keines derjenigen Metalle
                              in Lösung seyn, welche in Ammoniak lösliche Cyanüre bilden, besonders Zink, Kobalt
                              und Nickel.
                           Wenn man Erze von complicirter Zusammensetzung zu probiren hat, wie die Fahlerze,
                              oder solche, welche Zinkblende oder nickelhaltige Kiese zur Gangart haben, so muß
                              man vorerst das Kupfer von den anderen Metallen abscheiden, wozu man sehr leicht und
                              rasch gelangt, indem man das Kupfer als Schwefelmetall durch unterschwefligsaures
                              Natron fällt.Wie ich es in den Annales des mines, 4e série, t. III p. 641 angegeben habe.
                              
                           Um mein Verfahren bei derartigen Analysen auseinander zu setzen, wähle ich den Fall,
                              wo es sich um ein Fahlerz handelt, welches mit Zinkblende, Bleiglanz und sogar mit allen
                              Gangarten, die ein Kupfererz begleiten können, gemengt ist.
                           Ich löse das fein pulverisirte Mineral in einem Gemisch von Salpetersäure und
                              Schwefelsäure in einer Porzellanschale auf, welche mit einem umgekehrten Trichter
                              bedeckt ist, um Verluste durch Verspritzen zu vermeiden, und dampfe ab, bis die
                              überschüssige Salpetersäure vollständig ausgetrieben ist. Alsdann setze ich Wasser
                              zu, und filtrire wenn dieß nothwendig ist. Hernach gieße ich in die siedende Lösung
                              unterschwefligsaures Natron, bis die sich anfangs einstellende dunkle Färbung
                              verschwunden ist. Man ist sicher, daß das Kupfer vollständig gefällt ist, wenn das
                              Schwefelkupfer sich zu Flocken vereinigt, welche in einer milchichten Flüssigkeit
                              schwimmen. Dieses Schwefelkupfer, welches nicht die geringste Spur von Eisen, Zink,
                              Kobalt, Nickel und sogar von Blei einschließt, aber ein wenig Arsenik und Antimon
                              enthalten kann, wird auf einem Filter gesammelt. Es läßt sich mit heißem Wasser sehr
                              rasch auswaschen, ohne sich an der Luft zu oxydiren.
                           Ich löse es wieder in Königswasser auf, ohne Rücksicht auf das Antimon und Arsenik,
                              welche es enthalten kann, weil dieselben auf die folgende Reaction keinen Einfluß
                              haben. Ich übersättige die Flüssigkeit mit Ammoniak und gieße bis zur Entfärbung
                              eine titrirte Lösung von Cyankalium hinein, welche mir den Kupfergehalt anzeigt. Die
                              Kupferlösung darf keine zu hohe Temperatur haben, weil bei der Siedhitze weniger
                              Cyankalium als in der Kälte erforderlich ist; man kann ohne Nachtheil bis auf
                              40° C. gehen. Man hört auf Cyankalium einzugießen, wenn die blaue Farbe der
                              Flüssigkeit einer kaum bemerklichen rosenrothen Färbung Platz gemacht hat.
                           Ich wende eine Auflösung von 15 Grm. Cyankalium in 50 Grm. Wasser an, und bestimme
                              deren Gehalt mit einer bekannten Quantität reinen Kupfers, z.B. 5 Decigrammen, indem
                              ich Ammoniak zusetze und auf oben angegebene Weise verfahre.
                           Da sich die Auflösung des Cyankaliums bald verändert, so muß man sie für jede
                              anzustellende Probe wieder titriren.
                           Die Entfärbung des Kupferoxyd-Ammoniaks ist vollständig, wenn zwei
                              Aequivalente Cyankalium auf ein Aeq. Kupfer vorhanden sind, was 4,12 Grm. Cyankalium
                              auf 1 Grm. Kupfer entspricht.
                           Wenn man daher einerseits 4,12 Grm. eines zu probirenden Cyankaliums in einer kleinen
                              Menge Wasser auflöst und andererseits eine Auflösung von Kupferoxyd-Ammoniak
                              darstellt, welche 1 Grm. Metall enthält und 100 Abtheilungen einer Bürette einnimmt;
                              hernach von der zweiten Lösung in erstere gießt, bis diese sich blau zu färben
                              beginnt, so ist klar,
                              daß die Anzahl der angewandten Abtheilungen um dieses Resultat zu erhalten, den
                              Gehalt des Cyankaliums in Procenten angeben wird, denn die Salze womit dasselbe
                              gemengt ist, wirken nicht entfärbend auf das Kupferoxyd-Ammoniak.
                           Die Operation ist aber leichter und die Reaction schärfer, wenn man umgekehrt
                              verfährt. Man löst z.B. 1 Grm. Kupfer in ein wenig Salpetersäure auf und setzt einen
                              Ueberschuß von Ammoniak hinzu. Andererseits löst man 8,24 Grm. von dem zu
                              probirenden Cyankalium auf, so daß das Volum 200 Kubikcentimeter beträgt, und gießt
                              von dieser Flüssigkeit bis zur Entfärbung in die erstere. Es ist klar, daß wenn von
                              derselben n Kubikcentimeter erforderlich sind, der
                              Gehalt des angewandten Cyankaliums 100/n ist.
                           Da man jetzt Cyankalium in großem Maaßstabe für die Industrie fabricirt, so kann eine
                              so einfache und leichte Probirmethode wie die von mir vorgeschlagene ihren Nutzen
                              haben.
                           Ich will schließlich angeben, wie man sich für diese Proben ohne Mühe chemisch reines
                              Kupfer darstellen kann.
                           Man macht eine Auflösung von dem im Handel vorkommenden Kupfervitriol, säuert sie
                              stark mit Schwefelsäure an, und schlägt daraus das Kupfer durch die galvanische
                              Säule auf eine Metallplatte nieder. Ich habe mich sehr oft von der Reinheit des so
                              erhaltenen Kupfers überzeugt.
                           Am bequemsten ist hierzu die einfachste Säule. Sie kann aus einem porösen Cylinder
                              bestehen, welcher eine gerollte Platte von amalgamirtem Zink und schwach mit
                              Schwefelsäure angesäuertes Wasser enthält, den man in die Kupfervitriollösung
                              taucht. Am Ende eines mit dem Zink verbundenen Leitungsdrahtes befestigt man eine
                              Kupferplatte, die man in das Bad taucht und auf welcher sich eine Ablagerung von
                              hämmerbarem Kupfer erzeugt.