| Titel: | Ueber Formsand; von Carl Karmarsch. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXXX., S. 274 | 
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                        LXXX.
                        Ueber Formsand; von Carl Karmarsch.
                        Im Auszug aus den Mittheilungen des hannoverschen
                                 Gewerbevereins, 1862 S. 210.
                        Karmarsch, über Formsand.
                        
                     
                        
                           Ueber die erforderliche Beschaffenheit des Formsandes ist nachstehendes bekannt: a) ein guter Formsand hat ein nicht zu grobes Korn,
                              zeigt einen hinreichenden Grad von Bildsamkeit und Bindekraft, sowie
                              Unschmelzbarkeit bei den Temperaturen, in welchen die Formen getrocknet werden oder
                              mit dem flüssigen Metall in Berührung kommen; b) je
                              feiner und schärfer der Guß ausfallen soll, um so feiner muß der Sand seyn; c) die dem Sand durch Anmachen mit Wasser zu gebende
                              Plasticität muß gestatten, die feinsten Umrisse des Modells wiederzugeben, und
                              hinreichende Festigkeit
                              der Form sichern; d) hinsichtlich der Bindekraft
                              unterscheidet man fetten und magern Sand und redet danach
                              vom Gießen in grünem, oder nassem und trockenem, oder fettem Sand; magerer steht
                              nach dem Trocknen nicht, wohl aber fetter; e) der
                              Formsand besteht im Wesentlichen aus Quarzsand mit einer
                              gewissen Menge Thon als Bindemittel und kommt entweder
                              schon fertig in der Natur vor, oder muß durch Vermischen von fettem und magerem
                              Sand, oder von magerem Sand mit Lehm oder Thon hergestellt werden; f) Eisenoxyd schadet der Güte des Formsandes nicht, ein
                              bedeutender Kalkgehalt kann zur Frittung des Sandes
                              beitragen. – Eine scharfe Grenze ist zwischen magerem und fettem Sand nicht
                              zu ziehen und auch die Individualität des Formers übt ihren Einfluß auf die
                              Beurtheilung seiner Qualität. Die natürliche Beschaffenheit des Sandes wird durch
                              verschiedene Zubereitungen oft wesentlich modificirt,
                              z.B. fetten Sand macht man durch Trocknen oder gelindes Brennen, oder durch Zusatz
                              von schon gebrauchtem Sand magerer, deßgleichen durch Zusatz von Kienruß,
                              Holzkohlen-, Steinkohlen- oder Kohkspulver; man erhöht die Bindekraft
                              durch Beimengung von Roggenmehl, Syrup, Oel, Bierhefe oder schlechtem Bier etc.
                           Das gesammte Verhalten des Sandes hängt ab von seiner chemischen Zusammensetzung und physikalischen
                                 Beschaffenheit. Formsande von gleicher procentischer Zusammensetzung können
                              die verschiedensten Eigenschaften haben, da die Kieselerde in verschiedenen
                              chemischen Verbindungen und der Quarz in abweichenden Größen und Gestalten der
                              Körner auftreten kann. Wesentlich ist für die Eigenschaften des Sandes seine
                              physische Beschaffenheit, ob die Körner rund, scharfeckig, schuppig etc. sind, ob
                              gleich große Körner oder ein Gemenge von Körnern verschiedener Größe vorhanden ist
                              etc. Es ist einleuchtend, daß eine scharfeckige Gestalt der Körner und ein Gemenge
                              von Gröberem mit Feinerem das Stehen des Sandes befördert, weil alsdann weniger
                              große Poren in der Masse bleiben und ein geringerer Thongehalt zu genügender
                              Verkittung der Körner hinreicht. Es läßt sich deßhalb, wie von Elsner vorgeschlagen,Polytechn. Journal Bd. XCVI S.
                                       388. ein guter Formsand nach der chemischen Analyse allein nicht
                              zusammensetzen.
                           Karmarsch hat nun die in der technologischen Sammlung der
                              polytechnischen Schule in Hannover vorhandenen Proben von Formsanden hinsichtlich
                              ihrer Verwendung und ihrer äußeren Beschaffenheit näher beschrieben, dieselben
                              mikroskopisch untersucht und ihre Bindekraft durch Anmachen mit Wasser geprüft, während
                              durch einen zweckmäßig ausgeführten Schlämmproceß von Sauerwein das quantitative Verhältniß von groben, mittelfeinen und feinen
                              Theilen im Sande, sowie deren chemische Zusammensetzung ermittelt ist.
                           Die der Untersuchung unterworfenen Sande waren folgende:
                           A. Magere Sande. – Nr. 1.
                                 Egyptischer Sand zum Formen für Silberarbeiter, reiner, grobkörniger Sand,
                              bindet nicht. Nr. 2. Sand von Sebenstein bei Wiener
                                 Neustadt, wird für den nassen Eisenguß mit fetterem Sand Nr. 11 versetzt;
                              er enthielt nach Sauerwein: Kieselerde 3,5; kohlensauren
                              Kalk 54,6; kohlensaure Magnesia 41,1; kohlensaures Eisenoxydul 1,1; unregelmäßige,
                              1/20–1/7 Millimet. große Körner mit ganz feinen in großer Menge. – Nr.
                              3. Sehr magerer Sand von Neudörfel bei Wiener Neustadt,
                              wird nur zum Versatz fetterer Sandsorten Nr. 11 und 12 gebraucht; er enthält:
                              Kieselerde 88,78; Eisenoxyd 6,66; Kalk 2,0; Magnesia 2,6; unregelmäßig scharfeckige
                              Körner voll 1/12–1/4, selbst 1/3 Millim. – Nr. 4. Sand von Sheffield zur Eisengießerei; er enthält:
                              Kieselerde 86,68; Thonerde 9,23; Eisenoxyd 3,42; Kalk 0,69; in Unregelmäßigkeit und
                              Größe der Körner dem vorigen ähnlich, jedoch ein Theil der letzteren mehr abgerundet
                              und fast ohne alle kleinen Körner. – Nr. 5. Sand zu
                                 Kernen für den Eisenguß aus dem Solling, Körner sehr verschiedener Größe
                              von 1/60–1/4 Millim., die allergröbsten nur in geringer Menge. – Nr.
                              6. Sand von Birmingham zur Eisengießerei, viele große,
                              zum Theil merklich scharfeckige Körner bis zu 1/4 Millim. messend, die kleinsten bis
                              1/60 Millim., er enthält: Kieselerde 87,6; Eisenoxyd 3,6; Thonerde 7,7; Kalk 0,96.
                              – Nr. 7. Sand aus der Lüneburger Eisengießerei,
                              viel grobe Körner, meist über 1/6 Millim. messend, daneben ziemlich viel feine von
                              1/60 Millim., er enthält: Kieselerde 90,25; Eisenoxyd 5,51; Thonerde 4,1; Kalk
                              0,23.
                           B.Fette Formsande. – Nr. 8. Gesiebter Sand vom Benter
                                 Bergebei Hannover für Messing- und Bronzeguß, unregelmäßige
                              rundliche Körnchen von 1/60–1/30 Millim., mitunter 1/20 Millim. Größe; er
                              enthält: Kieselerde 92,21; Eisenoxyd 3,26; Thonerde 4,0; Kalk 0,53; Magnesia Spur.
                              – Nr. 9. Sand von Verden für Gelbgießer, Gestalt
                              der Körnchen wie beim vorigen, Größe unter 1/60 Millim., bis meist zu 1/30 Millim.,
                              zuweilen 1/10 Millim.; er enthält: Kieselerde 87,46; Eisenoxyd 8,00; Thonerde 3,70;
                              Kalk 0,84; Magnesia Spur. – Nr. 10. Sand aus Wien zum
                                 feinsten Kunstguß, meist 1/60–1/20 Millim. große Körnchen. –
                              Nr. 11. Sand aus Wien zu feinem Eisenguß, sehr viele
                              Körner bedeutend unter 1/60 Millim., die größten 1/20–1/15 Millim., zum Trockenguß mit Nr.
                              2, zum Nachguß mit Nr. 3 vermengt. – Nr. 12. Sehr
                                 fetter Sand von Neudörfel bei Wiener-Neustadt, als Formsand zu fett
                              und deßhalb zum Trockenguß mit Nr. 3 und zum Nachguß mit Nr. 3 in größerer Menge
                              versetzt; er enthält: Kieselerde 55,85; Thonerde 15,74; Eisenoxyd 6,6; kohlensauren
                              Kalk 12,18; kohlensaure Magnesia 0,99; kohlensaures Eisenoxydul 5,4; Wasser 2,91;
                              Körnchen von weniger als 1/60 Millim. Größe, manche bis 1/20 Millim. – Nr.
                              13. Sand von Fontenay-aux-roses bei Paris,
                              zu feinem Bronzeguß, von 1/60–1/12 Millim., die gröberen Körner weit
                              überwiegend; er enthält: Kieselerde 82; Thonerde 7; Eisenoxyd 11; Kalk Spur.
                              – Nr. 14. Grober Sand zur Eisengießerei, neben
                              feinen Körnchen solche bis 1/6 Millim. Größe in erheblicher Anzahl. – Nr. 15.
                              Feiner Sand zur Eisengießerei, dem vorigen ähnlich,
                              nur weniger gröbere Körner.
                           Was das Verhalten der Sande beim Anmachen mit Wasser und
                              die durchs Trocknen erlangte Festigkeit betrifft, so sind
                              Nr. 1–7 als magere, Nr. 8–15 als fette Sande zu bezeichnen und zwar
                              gibt obige Reihenfolge die Rangordnung der Sorten hinsichtlich ihrer Plasticität und
                              Bindekraft an. Nr. 1, 2 und 3 können wegen zu wenig Zusammenhangs für sich allein
                              als Formsande nicht benutzt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 168, S. 277
                              Gehalt an; Mechanischer Gehalt;
                                 Kieselerde; Thonerde; Grobes; Mittelfeines; Feines; Mittelfeines und Feines
                                 zusammen; Procent; Magerer Sand; Fetter Sand; Nummer
                              
                           Die chemische und mechanische Analyse der Formsande hat
                              nach Sauerwein vorstehende Resultate ergeben.
                           
                           Aus dieser Tabelle geht hervor, daß die Fettigkeit eines
                                 Formsandes nicht immer mit dem Thonerdegehalt im Verhältniß steht (Nr. 4
                              ist magerer als Nr. 6 und 7, und enthält mehr Thonerde als Nr. 8, 9 und 13), einen wesentlichen Einfluß auf Bindekraft und Bildsamkeit des
                                 Sandes aber das Verhältniß der in ihm enthaltenen feinen Theile ausübt (die
                              mageren Sande enthalten 7–18, die fetten 18–75,5 Procent Feines).