| Titel: | Ueber das Goldamalgam; von Ludwig Knaffl, Chemiker im chemisch-technischen Laboratorium des Dr. E. Hornig in Wien. | 
| Autor: | Ludwig Knaffl | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXXXIII., S. 282 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber das Goldamalgam; von Ludwig Knaffl, Chemiker im
                           chemisch-technischen Laboratorium des Dr. E. Hornig in Wien.
                        Knaffl, über das Goldamalgam.
                        
                     
                        
                           Hr. F. Schwärzler, Gold- und
                              Silberwaaren-Fabrikant in Bregenz, hat die mir brieflich mitgetheilte
                              Beobachtung gemacht, daß ein Goldamalgam, nachdem es lange gelegen hatte, große Goldkrystalle
                              enthielt, welche er durch Behandlung desselben mit Salpetersäure isolirte.
                           Ich habe dieselbe Thatsache beobachtet, als ich mich vor zwei Jahren mit der
                              Darstellung von Krystallgold beschäftigte und das von Watt in Utica dargestellte Krystallgold erzeugen wollte. Wenn es mir auch
                              nicht gelang, ein dem Watt'schen Krystallgold vollkommen
                              gleiches Product hervorbringen, so war es doch ein so vorzügliches, daß eine Probe,
                              welche nach meinem Verfahren erzeugt wurde, auf der Londoner
                              Industrie-Ausstellung mit der Medaille ausgezeichnet wurde.
                           Die zahlreichen Versuche, welche ich zur Lösung dieser schwierigen Aufgabe
                              anzustellen hatte, machten mich mit sonderbaren Eigenthümlichkeiten des Goldamalgams
                              bekannt.
                           So groß die Neigung des Goldes, sich zu amalgamiren, ist, läßt es sich doch nur in
                              einer gewissen Form am leichtesten mit Quecksilber vereinigen, und wenn dieß im fein
                              vertheilten Zustande voraussichtlich am leichtesten geschieht, so ist der geeignete
                              Grad seiner Vertheilung doch eine wesentliche Bedingung. Das mit Eisenvitriol oder
                              mit salpetersaurem Quecksilberoxydul gefällte Gold ist zur Amalgamation nicht gut zu
                              verwenden, da es zu fein vertheilt ist und stets auf der Oberfläche als schwarzes
                              Pulver schwimmt, man mag erhitztes Quecksilber auf das glühende Gold bringen oder
                              umgekehrt verfahren. Ich untersuchte dieses schwarze aufschwimmende Pulver, und fand
                              darin Gold und Quecksilber – von einer Verunreinigung mit anderen Metallen
                              konnte keine Rede seyn, da ich mir das Quecksilber aus Quecksilberoxyd selbst
                              destillirte und auch vollkommen chemisch reines Gold anwendete.
                           Am besten eignet sich zum Amalgamiren das mit arseniger Säure gefällte, oder das
                              durch Auflösen des Goldchlorides in Amylalkohol und Kochen der Lösung in kleinen
                              glänzenden Oktaedern sich abscheidende Gold. Die Amalgamation geht sehr rasch vor
                              sich, und man erhält immer eine glänzende Oberfläche des Quecksilberamalgams, welche
                              zur Erzeugung von schönen Krystallen unbedingt nothwendig ist.
                           Die Bildung der Goldkrystalle im Quecksilberamalgam erfolgt schon bei einer Hitze von
                              180° C. Die Krystalle sind kleine Würfel, welche sich bei sinkender
                              Temperatur mehr und mehr vergrößern. – Auf die Form der Krystalle hat aber
                              nicht nur die Menge des angewandten Quecksilbers, sondern auch die Form des Gefäßes
                              wesentlichen Einfluß. Bei größeren Mengen von Quecksilber erhält man wohl
                              ausgebildetere Krystalle, dieselben sind jedoch nicht durch die ganze Masse
                              gleichmäßig. Noch ungleichmäßiger sind die Krystalle, wenn man in hohen Gefäßen
                              arbeitet, da der Druck des darauf lastenden Quecksilbers ihrer willkürlichen Bildung
                              sehr entgegenwirkt. Wenn
                              auch alle entstehenden Krystallformen dem tesseralen Systeme angehören, so sind doch
                              die Krystalle am Boden des Gefäßes am wenigsten, in der Mitte besser ausgebildet,
                              woselbst sie stets in kammartiger Form vereint auftreten; in den obersten Theilen
                              der Quecksilberschichte sind die Krystalle aber sehr lang gestreckt, so zwar, daß es
                              mir gelang 1/4 Zoll lange Krystalle zu erhalten.
                           Ich hatte 200 Grm. Gold in Arbeit genommen und amalgamirte dasselbe mit der 20fachen
                              Menge Quecksilber, setzte das Amalgam acht Tage einer Temperatur von 80° C.
                              aus, welche sich mir zur Krystallbildung als die günstigste erwies, erhitzte
                              Salpetersäure von 1,35 spec. Gew. auf 80° C., um die Temperatur nicht zu
                              verändern und brachte so schnell wie möglich das Amalgam in die Säure. Nach
                              lebhhafter Einwirkung derselben verblieben mir Krystalle von den mannichfaltigsten
                              Formen des tesseralen Systemes, welche aber ein mattes Ansehen auch dann noch
                              bewahrten, als ich selbe wiederholt mit kochender Salpetersäure auszog. Die
                              Goldkrystalle halten hartnäckig eine, jedoch schwankende Menge Quecksilber zurück,
                              welches sich erst durch vorsichtiges anhaltendes Glühen, das ich immer in Glasröhren
                              im Liebig'schen Verbrennungsofen vollzog, vollkommen
                              verflüchtigen läßt, worauf die Krystalle den schönen, prachtvollen Goldglanz
                              zeigen.
                           Ich finde nun im chemischen Centralblatt, 1863 Nr. 7, krystallinisches Gold, zu
                              Verespatak in Siebenbürgen gefundenMan s. die Notiz über dasselbe im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 396., gerade so beschrieben wie meine Krystalle waren, welche ich durch
                              Amalgamation erhielt. Obgleich sich erwies, daß diese Goldkrystalle von Verespatak
                              nicht im monoklinoëdrischen Systeme krystallisiren, sondern wie Hr. Dr. Hörnes, Vorstand des
                              mineralogischen Cabinetes zu Wien, nachwies, im tesseralen System, und obgleich sich
                              in dieser Gegend Siebenbürgens (nach Angabe des Hrn. Bergrathes Franz Ritter v. Hauer) kein Quecksilber auffinden läßt, so scheint es mir
                              doch nicht zu kühn, die Vermuthung auszusprechen, daß diese Krystalle aus
                              Goldamalgam entstanden seyen, weil nur bei anhaltender, gleichmäßiger Wärme diese
                              langgestreckten Krystalle im Goldamalgam entstehen können, bei anhaltender Wärme
                              aber auch das Quecksilber Zeit genug hat sich zu verflüchtigen und somit keines mehr
                              vorhanden seyn kann.