| Titel: | Beiträge zur Kenntniß des Torfes, seiner Gewinnung und Verwerthung; von R. Jacobi, Techniker aus Hettstädt. | 
| Autor: | Robert Jacobi | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXXXVII., S. 296 | 
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                        LXXXVII.
                        Beiträge zur Kenntniß des Torfes, seiner
                           Gewinnung und Verwerthung; von R.
                              Jacobi, Techniker aus Hettstädt.
                        Jacobi, Beiträge zur Kenntniß des Torfes, seiner Gewinnung und
                           Verwerthung.
                        
                     
                        
                           Etwa 14 Werst von der russischen Gouvernementsstadt Twer, einem Hauptstationsorte der
                              von Petersburg nach Moskau führenden Eisenbahn, in der Grafschaft Borch, liegt in
                              einer Ebene von großer Ausdehnung das Dorf Wasiljewskoe, neben welchem die
                              Petersburger Actiengesellschaft zur Gewinnung von Torf und seiner Producte in den
                              Jahren 1859–60 ein größeres Etablissement für Photogen- und
                              Paraffin-Fabrication errichtete. Das Rohmaterial zu dieser Fabrication
                              liefert ein Moor, das neben der Fabrik beginnend, sich über einen Flächenraum von
                              circa 23000 preußischen Morgen ausdehnt, und dessen
                              Torf auf einer grünlichen Thonsohle in einer Mächtigkeit von 175–250
                              Centimeter ansteht. Ich erwähnte dieser Fabrik und ihres Torflagers schon im
                              Jahrgang 1861 dieses Journals, Bd. CLIX S.
                                 152, und gebe in Folgendem eine Charakteristik des letzteren, welcher sich
                              Mittheilungen über die Resultate der ersteren anschließen.
                           Trotz der großen Ausdehnung des Moores bietet der vegetative Charakter desselben
                              bemerkenswerthe Abweichungen nicht dar; eine kümmerliche Vegetation, in ihren
                              größeren Repräsentanten aus Fichte, Kiefer und Birke bestehend, bedeckt in schwacher
                              Vertheilung den fast horizontalen Boden, und bietet so ein landwirthschaftliches
                              Bild von trauriger Monotonie, die nur von einigen Seen unterbrochen wird.
                           Die große Ausdehnung der Fläche mußte der Torfbildung in ihren verschiedenen Epochen
                              einen gleichmäßigen Verlauf sichern; Ueberfluthungen durch fremde Gewässer, welche
                              Sand und Erde abzulagern pflegen, konnten nicht eintreten; abnorme Mengen löslicher
                              Mineralien sind im Boden und in den Quellwässern der Umgegend nicht enthalten. Es
                              mußte daher nothwendig ein Torf von großer Reinheit und von hohem Werthe
                              entstehen.
                           Im Profil des Lagers stellen sich sechs verschiedene Schichtungen dar, deren Torf in
                              Farbe und Mischung sehr von einander abweicht. Wo nicht äußere, gewaltsame Einflüsse
                              störend einwirkten, grenzen sich diese Schichten mit ungemeiner Schärfe von einander
                              ab, und zeigten in dem 1860 in Abbau genommenen Felde von großer Ausdehnung kaum
                              Differenzen in ihren resp Höhen. Die Gesammtmächtigkeit des Lagers betrug an diesen
                              Stellen durchschnittlich 204 Centimeter, welche sich, von unten beginnend, wie folgt
                              über die einzelnen Schichten vertheilen: I 34; II 34; III 21; IV 52; V 29; VI 16 und
                              VII oder Vegetationsdecke 8 Centimeter.
                           Die große Verschiedenheit dieser einzelnen Schichten in physikalischer und chemischer
                              Beziehung weist darauf hin, daß im Verlaufe der Entstehung des Torflagers nothwendig
                              mehrere, von einander abweichende Bildungs- resp. Vegetationsepochen
                              eintraten. Die ungemeine Schärfe in den Abgrenzungen aller Schichten macht es
                              unzweifelhaft, daß diese Epochen nicht allmählich und in einander übergehend,
                              sondern schnell und schroff gewechselt haben müssen, obwohl für diese Annahme
                              genügende Erklärungen nicht aufzufinden sind.
                           Schicht I besteht aus einem tiefbraunen, fast schwarzen Torfe, der in Zwischenräumen
                              von 3/4–2 Centimeter von helleren Streifen durchzogen ist. Letztere enthalten
                              viel Birkenrinde, welche trocknend zu Pulver zerfällt. Die dunkleren Streifen führen
                              Holzkohle als Reste früherer Brände, welche bei der Kleinheit der Kohlen jedoch nur
                              Strauchwerk betroffen haben mögen. Im Lager zeichnet sich diese Schicht durch Härte,
                              Trockenheit und großen Zusammenhang aus, durch welche die Gewinnungsarbeiten sehr
                              erschwert werden. Abgeschlämmt liefert sie circa 8 Proc.
                              Rückstand, der aus Binsenfaser und Holzkohle besteht. Letztere rührt ausschließlich
                              von Laubhölzern her. Gestochen und im Freien getrocknet, zerklüftet dieser Torf zu
                              Trümmern. Dasselbe findet statt, wenn er unter Wasserzusatz zerkleinert und geformt
                              wird. Geglüht hinterläßt er 1 1/3–2 Procent Asche.
                           Schicht II von rothbrauner Farbe besteht aus einem vollständig ausgebildeten,
                              schlammigen Torfe, in welchem sich Birkenrinde nicht, Holzkohlen und Holzfragmente
                              aber ebenfalls befinden. Auch sie rühren nur von Laubhölzern her. Sehr vereinzelt
                              kommen in ihr kleine Kalkeinsprengungen vor, welche in den übrigen Schichten fehlen
                              und die jedenfalls von Muscheln oder Schnecken herrühren, deren Träger an den
                              Pflanzen dieser Schicht
                              spärlich existirten. Der Zusammenhang dieses Torfes ist so gering, seine Adhärenz in
                              der Masse und gegen die Werkzeuge aber so groß, daß durch Stechen formhaltige Stücke
                              nicht gewonnen werden können. In Formen gestrichen, zerklüftet er trocknend
                              ebenfalls zu Trümmern. Beim Schlämmen hinterläßt er circa 4 Proc. Holz, Kohle und Faser, geglüht 3–5 Proc. Asche.
                           Zwischen dieser und der folgenden Schicht lagern in regelmäßiger Vertheilung große
                              Quantitäten ungleich durchgebrannter Holzkohle, deren Durchmesser häufig 10
                              Centimeter übersteigt. Auch sie gehören ausschließlich den Laubholzgattungen an, und
                              sind ebenfalls Reste von Bränden, welche die Vegetation der vorgehenden Epoche
                              anscheinend gänzlich zerstörten. Nach diesen Bränden scheint die Torfbildung lange
                              geruht zu haben; denn die Zwischenräume der Holzkohlen sind nicht ausgefüllt mit
                              einer eigenthümlichen Torfmasse, sondern nur mit dem, was aus vorgehender oder
                              folgender Schicht durch Druck oder Ablagerung unverkennbar in sie eindrang.
                           Nach den erhaltenen Holz- und Kohlen-Resten scheinen bisher nur
                              Laubhölzer zur Torfbildung beigetragen zu haben. Auf der Brandstätte erwuchs aber
                              nun ein Nadelholzwald, für dessen Gedeihen die Bodenbeschaffenheit sehr günstig
                              gewesen seyn muß. In den lockeren Massen der Schicht II fanden seine Wurzeln wohl
                              nicht genügenden Halt, da in anscheinend kurzen Zwischenräumen die Bäume der Gewalt
                              der Stürme erlagen. Ungemein viele von ihnen finden sich mit Zweigen und Wurzeln
                              neben und übereinander gestürzt, unmittelbar über der Holzkohle lagernd. Sie sind
                              größtentheils noch gut erhalten, und ihre nicht selten 1,3 Centimeter breiten
                              Jahrringe geben Zeugniß von einem seltenen Wohlbefinden, dessen sie sich während
                              ihres Wachsthums erfreuten. Der Querschnitt dieser Stämme bildet einen merkwürdigen
                              Contrast zu dem Querschnitt derjenigen, welche jetzt auf dem Torffelde wachsen, und
                              deren Jahrringe durchschnittlich kaum 0,15 Centimeter messen.
                           Wie an der Bildung der Schichten I und II die Nadelhölzer keinen Antheil genommen zu
                              haben scheinen, so treten nun die Laubhölzer mehr und mehr vom Schauplatze ab; ihre
                              Spuren finden sich immer seltener. Zweige, Früchte und Nadeln der Coniferen, oft
                              auch größere Harzklumpen, kommen hingegen immer häufiger vor.
                           Schicht III ist kaum Torf zu nennen; sie hat sich fast ausschließlich gebildet aus
                              den Fragmenten der gestürzten Bäume, die sich so schnell angehäuft und mit Wasser
                              überdeckt haben müssen, daß zersetzende Einflüsse auf sie nur wenig wirken konnten.
                              Denn diese Schicht besteht aus einem wirren Durcheinander von kleineren und
                              größeren, noch festen Zweigen, Früchten etc., in deren Zwischenräumen nur kleinere
                              Fragmente, Fleisch und Nadeln etc. oder Wasser, nicht aber eigentliche Torfsubstanz
                              vorkommt. Die große Menge festen Holzes erschwert die Stecharbeit sehr, und macht
                              diese Schicht zum Streichen untauglich. Sie hinterläßt 60–70 Proc. sehr
                              groben Rückstand beim Schlämmen, und beim Glühen 2–2 1/2 Proc. Asche.
                           Schicht IV zeigt in ihren tieferen Partien dunkler braune Färbung als in ihrem
                              Ausgange. Auch in ihr finden sich noch viele Wurzelstücke, Zweige und ganze
                              Nadelholzstämme, welche den Abbau ferner sehr erschweren. Die ganze Schicht besteht
                              aus einer grobfilzigen, hellbraunen Masse von großem Zusammenhange, welche bei
                              gewöhnlichen Mitteln der Zerkleinerung hartnäckig widersteht. Sie eignet sich
                              vorzüglich zum Stechen und liefert feste Stücke bei geringem Verlust. Sie hinterläßt
                              beim Schlämmen 30–40 Proc. Holz und Faser, geglüht 2–2 1/2 Proc.
                              Asche.
                           Schicht V ist von ähnlicher Zusammensetzung, aber auffallend Heller gefärbt.
                              Kleinere, weiche Pflanzen, welche schnell viel Torfsubstanz liefern, scheinen sich
                              nun stark verringert zu haben, denn die Zwischenräume dieser und der folgenden
                              Schicht sind nur spärlich mit Torfmasse erfüllt. An Stelle jener haben sich nun
                              härtere, strauchartige Pflanzen mehr verbreitet, deren Reste besonders in
                           Schicht VI immer mehr auftreten, während die Spuren jener immer mehr verschwinden.
                              Die Farbe dieser Schicht ist schmutzig dunkelgelb; ihr Torf besteht fast
                              ausschließlich aus Nadeln der Coniferen, und aus Blättern und Zweigen von Empetrum und Ledum, welche
                              sich durch sehr häufiges Vorkommen unter der jetzigen Flora auszeichnen. Die
                              Zersetzung dieser Schicht ist eine sehr mangelhafte, da sie nur die fleischigen
                              Theile ihrer Bestandtheile erweicht, die Fasern etc. aber noch sehr fest sind. Beim
                              Schlämmen hinterläßt Schicht V 40–45, Schicht VI 50–60 Proc.
                              Rückstand; beide liefern 1 1/2–2 Proc. Asche.
                           Sondert man die Abschlämmungsrückstände der Schicht VI von holzigen Theilen, und
                              zerkleinert den Rest durch Zerreiben derart, daß Fleisch und Faser sich trennen, so
                              kann ersteres durch entsprechende Siebe größtentheils von letzterer getrennt werden.
                              Durch weiteres Zerreiben liefern die Fasern dann eine Papiermasse, aus welcher
                              Papptafeln von 1–1,5 Millimeter Stärke hergestellt wurden, deren Verfilzung
                              und deren Adhärenz so stark waren, daß die Tafeln, ohne geleimt oder gepreßt zu
                              seyn, gebogen und in Brüche gelegt werden konnten ohne zu zerreißen. Bei dem Mangel
                              an mineralischen Verunreinigungen wird sich diese Faser mit Leichtigkeit bleichen
                              lassen, so daß Schicht VI ein werthvolles Material für Papp- und
                              Papierfabrication bietet. Beide Schichten liefern einen zwar leichten, aber sehr fest
                              zusammenhängenden Torf, und sind zum Stechbetriebe vorzüglich geeignet.
                           Schicht VII, die Vegetationsdecke mit dem was unmittelbar unter ihr liegt, ist nicht
                              verwendbar; sie scheint einen Torf zu erzeugen, der wiederum von dem Torfe der
                              vorhergehenden Schichten wesentlich abweicht.
                           Aus Vorstehendem wird erhellen, daß der Abbau dieses Torflagers einem nicht
                              maschinellen Betriebe große Schwierigkeiten bieten muß, besonders wenn das erzielte
                              Product eine so gleichmäßige Beschaffenheit haben soll, wie sie ihm als dem
                              Rohmateriale einer complicirten Fabrication gewissermaßen Bedingung ist. Diese
                              Schwierigkeiten stellten sich denn auch mit der Aufnahme der Abbau-Arbeiten
                              sofort und um so mehr heraus, da dieselben ohne Sachkenntniß begonnen und ohne
                              verständige Aufsicht und Leitung weiter geführt wurden. Fast
                                 alles was in dieser Beziehung, und was besonders der Begründung der Fabrik
                                 nothwendig vorausgehen mußte, hatte man entweder ganz unterlassen, oder doch nur
                                 ungenügend gethan. Nicht einmal zuverlässige Voruntersuchungen des Torfes
                                 bezüglich der Menge, des Wesens und des Werthes seiner Destillationsproducte
                                 waren vorher abgeführt! So hatte man z.B. auf einen verwerthbaren Gehalt
                              der Destillationswässer an Ammoniak gerechnet; statt dessen aber enthielten die
                              Laugen sämmtlicher Schichten Essigsäure etc. Als Resultat
                              der Abbau-Arbeiten ging nun ein Torf hervor, der für die Fabricationszwecke
                              fast unbrauchbar war, der aber trotz billiger Arbeitslöhne, inclusive des geringen
                              Transportes nach der Fabrik, und exclusive Bodenrente etc. per Kubikfaden circa 12 Rubel, per preußische Klafter mithin circa 4 preußische Thaler Gewinnungskosten verursachte!
                           In Folge dessen wurde mir der Auftrag, specielle Untersuchungen des Torflagers
                              abzuführen, deren Resultate vorstehend verzeichnet sind. Ich sollte ferner ein
                              rationelles, den vorliegenden Verhältnissen entsprechendes Torfgewinnungssystem
                              unter maschineller Beihülfe begründen, und will im Folgenden auch das, was als
                              Resultat meiner Arbeiten in dieser Richtung hervorging, mittheilen.
                           Ein wesentliches Moment in der Rentabilitätsfrage der Fabrik Wasiljewskoe bildete von vorn herein die Torfkohle, wie sie die
                              Destillationsapparate als Rückstand liefern. Sie findet in jener Gegend an
                              Nagelschmiede, welche ganze Ortschaften fast ausschließlich bevölkern, und bei den
                              hohen Preisen der Holzkohle, leichten Absatz. Bei dem geringen Aschengehalte des
                              Torfes, der sich in der Kohle auf kaum 6 Proc. im Durchschnitt steigert, ist sie ein
                              vorzügliches Material für Schmiedefeuer, und für solche der Holzkohle bei weitem vorzuziehen. Bei
                              der Torfgewinnung muß daher darauf Rücksicht genommen werden, daß die resultirende
                              Kohle möglichst fest und gleichmäßig ausfällt.
                           Der nach Exter's sonst schätzbarem System bearbeitete und
                              gepreßte Torf liefert keine brauchbaren Kohlen. Der nach Challeton präparirte Torf ergibt zwar Kohlen von vorzüglicher
                              Beschaffenheit, jedoch muß von dieser Methode hier schon deßhalb Abstand genommen
                              werden, weil der hohe Gehalt nicht abschlämmbarer und dennoch werthvoller Stoffe
                              ihre Anwendung ausschließt. Von anderen, bisher ausgebildeteren Methoden entspricht
                              nur die von Weber in Stalltach cultivirte den
                              vorliegenden Bedingungen ihren Grundzügen nach, und wurden diese dann nach wenigen
                              Vorarbeiten in anderer Richtung ausschließlich verfolgt.
                           Zu diesem Zwecke wurden im Nachsommer 1860 aus jeder Schicht größere Quantitäten
                              Rohtorf entnommen, aus denen – mit Ausnahme von Schicht II, deren Torf hierzu
                              nicht geeignet – durch scharfe Schnitte rechteckige Stücke von 20 Centimeter
                              Länge, 10 Centimeter Breite und 5 Centimeter Höhe, mithin von 1000 Kubikcentimeter
                              Inhalt, gebildet wurden. Sie wurden neben den betreffenden Schichtennummern mit a bezeichnet. Ein Theil des Abfalles jeder Sorte wurde
                              dann für sich derart getrocknet, daß die gröberen
                              Beimischungen mehrfach zerkleinert wurden, wornach jede Masse ein inniges,
                              gleichmäßiges Gemisch bildete. Dieses wurde dann in Formen von obigen Dimensionen
                              gedrückt; die Wände der Formen waren vorher benetzt, und dann mit trockenem
                              Torfpulver bestreut, um das Ausformen zu erleichtern und allen Stücken eine
                              gleichmäßige Form zu sichern. Diese Stücke wurden neben den Schichtenummern mit b bezeichnet. Ferner wurden von dem rückständigen
                              Rohtorfe aller Schichten gleiche Volumina entnommen,
                              unter einander gemischt und wie vorhin behandelt. Einem gleichen Verfahren wurde
                              dann eine Masse unterworfen, welche gebildet war aus
                                 Quantitäten aller Schichten, welche den Schichthöhen proportional, und
                              schließlich wurden von Schicht I, II, IV und V den
                                 Schichthöhen wiederum proportionale Volume gemischt und wie vorhin
                              behandelt. Diese Mischtorf-Formstücke erhielten in der Reihenfolge ihres
                              Entstehens die Bezeichnungen VII b, VIII b und IX b.
                           Um vor Verlusten sicher zu seyn, wurden sämmtliche Stücke anfangs im Schatten, und
                              erst später in der Sonne getrocknet. Nr. I a und b und Nr. II b zeigten nach
                              beendeter Trocknung dennoch Risse. Künstliche Nachtrocknung fand nicht statt.
                           Das Verhalten der Präparate während der Trocknung zeigte unverkennbar, daß die noch
                              immer nicht geschwundene, neuerdings von 
                              Dr.
                              Dullo in Königsberg (Preußische Annalen der
                              Landwirthschaft, Januar 1861) ausgesprochene Ansicht, es trockne unter gleichen
                              Umständen Formtorf schneller als Stechtorf, und zwar um so mehr, je weiter er
                              zerkleinert und je inniger er gemischt sey, mindestens auf Täuschung beruht. Denn
                              eine annähernd gleiche Trocknung nahm bei den Schnitttorfen nur 10–14 Tage,
                              bei den Form- und Mischformtorfen aber 16–20 Tage in Anspruch.
                           Das langsamere Trocknen einer innigst gemischten und dann geformten Torfmasse ist
                              unläugbar unter allen Umständen ein Uebel. Es wird jedoch reichlich aufgewogen, da
                              die Formstücke, wenn die Mischung innig genug erfolgt war, schon nach einigen Tagen
                              den Witterungseinflüssen sehr gut widerstehen, und da sie in Folge ihrer späteren
                              Festigkeit fast keinen Verlust beim Trocknen, Einsetzen und Transportiren erleiden;
                              ihr geringeres Volumen macht sie außerdem noch wesentlich transportfähiger, und
                              folglich werthvoller.
                           Daß die verschiedene Behandlungsweise gleicher Mengen derselben Torfsubstanz auf die
                              Beschaffenheit der lufttrockenen Waare, namentlich auf die Contractionsfähigkeit der
                              Massen, ungemein und wohl viel wesentlicher einwirkt als gewöhnlich angenommen wird,
                              ging aus den Versuchsarbeiten ebenfalls hervor. Die folgende Tabelle, deren Werthe
                              circa 6 Monate nach Herstellung der Präparate
                              erhoben wurden, diene zur Uebersicht.
                           
                              
                                 Tabelle I.Bezeichnung des Torfes.
                                 Absolutes Gewichtder Stücke.Gramme.
                                 Spec. Gewichtder Stücke.
                                 
                              
                                 I.
                                 Stechtorf aFormtorf
                                    b
                                 192,2207,1
                                 0,7331,000
                                 
                              
                                 II.
                                 Formtorf b
                                 226,1
                                 0,802
                                 
                              
                                 III.
                                 Stechtorf aFormtorf
                                    b
                                   53,9  72,5
                                 0,1100,290
                                 
                              
                                 IV.
                                 Stechtorf aFormtorf
                                    b
                                   90,8101,9
                                 0,3700,662
                                 
                              
                                 V.
                                 Stechtorf aFormtorf
                                    b
                                 80,2110,0
                                 0,2250,614
                                 
                              
                                 VI.
                                 Stechtorf aFormtorf
                                    b
                                 107,7125,9
                                 0,2370,418
                                 
                              
                                 VII.
                                 Mischtorf b
                                 138,4
                                 0,948
                                 
                              
                                 VIII.
                                 Mischtorf b
                                 138,2
                                 0,945
                                 
                              
                                 IX.
                                 Mischtorf b
                                 168,5
                                 1,118
                                 
                              
                           
                           Die Werthe der Tabelle sind die Durchschnitte aus je drei Präparaten.
                           Summirt man nach dieser Tabelle die absoluten und die specifischen Gewichte der
                              geschnittenen und der geformten Stücke der Nummern I bis VI für sich, zählt den
                              Schnittstücken den als Constante zu betrachtenden Werth der Nr. II b zu, und zieht aus den Resultaten die Mittel, so erhält
                              man die in folgender Tabelle zusammengestellten Werthe.
                           
                              
                                 Tabelle II.
                                 Absolutes Gewicht.
                                 Spec. Gewicht.
                                 
                              
                                 aI Stechtorf a
                                    
                                   125,1
                                    0,413
                                 
                              
                                 bI Formtorf b
                                   140,1
                                    0,631
                                 
                              
                                 Folglich für letzteren
                                 +  15,0
                                 + 0,218
                                 
                              
                           Da die Rohmasse zu dem Mischtorfe Nr. VII b aus gleichen
                              Quantitäten aller Schichten, also genau aus demselben Rohtorfe zusammengesetzt ist,
                              für dessen einzelne Schicht-Formstücke in Tabelle II unter bI der
                              Durchschnittswerth angegeben ist, so könnte man annehmen, daß ihr Werth mindestens
                              annähernd übereinstimmen müsse mit dem Durchschnittswerthe des Formtorfes,
                              besonders, da den Massen beider die möglichst gleiche Behandlung zu Theil wurde. Das
                              ist aber durchaus nicht der Fall; denn die Zusammenstellung der Werthe beider
                              Gattungen ergibt:
                           
                              
                                 Tabelle III.
                                 Absolutes Gewicht.
                                 Spec. Gewicht.
                                 
                              
                                 bI Formtorf b
                                   140,1
                                    0,631
                                 
                              
                                 bII Mischtorf b
                                   138,4
                                    0,946
                                 
                              
                                 Folglich für letzteren
                                 –    1,7
                                 + 0,315
                                 
                              
                           In wie weit das Kneten und Formen mit dem Torfe jeder einzelnen Schicht ausgeführt,
                              durchschnittlich Einfluß übte auf die bessere Beschaffenheit dieses Torfes im
                              Vergleich zum Schnitt- oder Stechtorf, ergab Tab. II. – Tab. III
                              brachte die Differenzen des Durchschnittswerthes der Formtorfe, verglichen mit dem
                              Mischtorfe, zur Anschauung; zur Vervollständigung mag nun auch eine Zusammenstellung
                              des Durchschnittswerthes des Schnitt- oder Formtorfes mit dem Werthe des
                              Mischtorfes VII b Platz finden:
                           
                           
                              
                                 Tabelle IV.
                                 Absolutes Gewicht.
                                 Spec. Gewicht.
                                 
                              
                                 aI Stechtorf a
                                   125,1
                                    0,413
                                 
                              
                                 bII Mischtorf b
                                   138,4
                                    0,946
                                 
                              
                                 Folglich für letzteren
                                 +  13,3
                                 + 0,533
                                 
                              
                           Die Mischformarbeit hat demnach das absolute Gewicht des resultirten Torfes gegen den
                              Schnitt- oder Stechtorf um mehr als 10 Proc. vergrößert, das spec. Gewicht
                              weit über das Doppelte erhöht, und demnach das Volumen desselben um mehr als das
                              Doppelte vermindert. Der Werth der Mischformarbeit gegen das Stechen leuchtet daher
                              ganz entschieden ein.
                           Die absoluten Gewichte der resp. trockenen Torfe führen sich gleichmäßig zurück auf
                              dieselben Volume der nassen Stücke, deren Gewichtsnotizen leider verloren gingen.
                              Ihre Vermehrung für den Form- und Mischtorf könnte nun auf einem größeren
                              Feuchtigkeitsgehalte beruhen, der sich jedoch nach den vorgenommenen
                              Wasserbestimmungen nicht ergab. Im Gegentheil stellte sich der Gehalt an
                              hygroskopischem Wasser bei den Formtorfen um mindestens 1, bei den Mischtorfen
                              gewöhnlich über 2 Proc. geringer heraus, wornach sich der Gehalt an Trockensubstanz
                              dieser Gattungen ferner um 3/4–1 1/2 Proc. erhöht. Dieser Mehrgehalt an
                              Trockensubstanz von nun zusammen circa 11 Proc. erklärt
                              sich daher, daß Gase, welche mehr oder minder in jeden rohen Torf eingeschlossen
                              sind, dem Schnitttorfe verbleiben, während sie durch das Kneten aus der Formmasse
                              entfernt wurden. An ihrer Statt überkam dann der Form ein gleiches Volumen feuchter
                              Torfsubstanz.
                           Die Differenzen der specifischen Gewichte, welche sich nach Tab. III zwischen dem
                              Durchschnittswerthe der Formtorfe und dem Mischtorfe so auffallend ergaben, finden
                              ihre Erklärung in den abweichenden Eigenschaften der bezüglichen Breimassen, und in
                              ihrem Verhalten zur Trocknung. Der Brei von Schicht I und II war zwar fein und
                              schlammig, nicht aber schleimig und zäh, welche Eigenschaften allein dem Brei der
                              Schicht IV, trotz seiner faserigen Beschaffenheit, mehr eigen waren. Der Brei der
                              übrigen Schichten war ihrer Natur entsprechend, grob, hart, porös. Bis auf Nr. IV
                              b, welche etwas gekrümmt und verzogen erschien,
                              behielten sämmtliche Stücke des Form- und Schnitttorfes ziemlich regelmäßige
                              Gestalt. Der Mischbrei erlangte unter der Arbeit schnell eine ungemein schlüpfrige
                              und schleimig zähe Beschaffenheit, welche jedenfalls den Einwirkungen der in einer
                              oder in mehreren Schichten im Ueberschuß vorhandenen Humussäure auf die weichen,
                              sich leicht zerreibenden Fleisch- und Fasertheile der übrigen, an dieser
                              Säure ärmeren Schichten zuzuschreiben ist. Ob dieser resp. Ueberschuß aus Schicht I,
                              II oder IV herrührt, konnte bei dem Mangel an Agentien nicht ermittelt werden.
                              Während der kurzen Ruhe des Breies und während des Formens steigerten sich diese
                              Eigenschaften noch merklich, und gaben dem Brei fast den Charakter einer gelatinösen
                              Masse, welchen die Stücke bis zum Erhärten der Flächen bewahrten. Letzteres trat
                              ziemlich schnell ein; die Flächen erlangten bald eine große Dichte und Festigkeit,
                              welche die Verdunstung des Wassers nothwendig verzögern mußten. Nach Maaßgabe der an
                              den Ecken und Kanten stärkeren Verdunstung legte sich die Torfsubstanz an diesen
                              Stellen auch schneller fest an, als in den mittleren Partien; die Flächen wurden
                              dadurch immer mehr eingezogen, und die trockenen Stücke erlangten so in ihren
                              äußeren Formen die Gestalt starker Tafeln von Leim oder Gelatine, denen sie endlich
                              zum Verwechseln ähnlich wurden. Größere Hohlräume (Poren und Luftklüftungen), welche
                              in den Formstücken der einzelnen Schichten, und selbst in den schweren Sorten der
                              Nr. I und II vorkommen, finden sich im Mischtorf nicht. Seine größere Dichtigkeit
                              ist daher weniger Folge eines gesteigerten Contractionsvermögens, als einer
                              lebhafteren Attractionskraft, welche der Masse durch Verbindung aller Schichten
                              eigen wurde, und bis zum völligen Erhärten in ihr thätig blieb.
                           Sämmtliche Mischtorfstücke sind von so großer Zähigkeit und von so festem
                              Zusammenhange, daß sie kräftig gegen harte Körper geworfen werden können, ohne zu
                              zerbrechen. Ihre Zerkleinerung gelingt nur mit Mühe, unter heftigem Druck, oder
                              durch kräftige Schläge. Aneinander gerieben, bröckeln sie nicht ab, sondern glätten
                              sich und nehmen Glanz an, was bei den übrigen Formstücken nicht, oder nicht in
                              diesem Grade der Fall ist. Von ganz vorzüglicher Beschaffenheit ist besonders die
                              Nr. IX b, deren spec. Gewicht und Festigkeit kaum noch
                              irgend welchem Wunsche Raum geben.
                           Nach diesen Resultaten dürfte die Methode, welche den Zwecken conform, für den Abbau
                              des in Rede stehenden Torffeldes zu befolgen ist, feststehen. Schicht I, II, IV und
                              V sind wie Nr. IX b nach Maaßgabe ihres Vorkommens unter
                              möglichster Zerkleinerung der gröberen Beimischungen durcheinander zu kneten; der
                              entstandene Brei kann entweder nach hannoverscher Methode in Plätze geschlagen, und
                              (unter öfterem Stampfen) nach genügender Concentration in Soden geschnitten, oder
                              von Hand sogleich frisch verformt werden. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß dasselbe Verfahren
                              selbst auf solche Lager angewendet, deren Torf in physikalischen Beziehungen
                              wesentlich von dem Wasiljewskoe Torfe abweicht, von gleich günstigen Erfolgen seyn
                              wird. Die ausschließliche oder doch die Hülfsanwendung künstlicher Trocknung würde
                              Werth und Transportfähigkeit der fertigen Waare durch Verminderung ihres
                              Wassergehaltes wesentlich steigern. Die zu diesem Zwecke bisher angewandten oder in
                              Vorschlag gebrachten Apparate und Methoden sind jedoch im Allgemeinen noch so
                              mangelhaft, daß ihre Einführung in die große Praxis nur mit äußerster Vorsicht
                              erfolgen, nicht aber geradezu angerathen werden kann. Auch die
                              Zerkleinerungsapparate lassen noch Manches zu wünschen, und es bleibt Sache der
                              Constructeure, für die verschiedenen Torfgattungen das Geeignetste ausfindig zu
                              machen oder noch zu ersinnen. Die Apparate müssen den physikalischen Eigenschaften
                              des je vorliegenden Torfes entsprechen, und werden daher mehr oder minder
                              verschieden ausfallen. Bei einfachster Construction und zuverlässiger Leistung
                              müssen genügende Zerkleinerung und innige Mischung der Massen erreicht werden, da
                              von letzteren der Erfolg besonders abhängt. Der Wasiljewskoe Torf z.B. würde in
                              Folge der großen Verschiedenheit seiner einzelnen Schichten resp. des ungemein
                              festen Zusammenhanges ihrer Mehrheit, zunächst einer vorbereitenden Operation
                              unterworfen werden müssen, dahin, daß die festen Gefüge in
                                 kleinere Brocken zerrissen und wesentlich gelockert würden, bevor ihre
                              weitere Zerkleinerung und ihre Vermischung mit den schlammigen Massen in irgend
                              welchem, z.B. dem Weber'schen Apparate, erfolgreich
                              bewirkt werden könnte. Walzen, deren gezahnte Mäntel mit gezahnten Rippen versehen
                              sind, welche scherenartig und dicht in- und übereinander schneiden und welche
                              sich mit sehr verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen, dürften diese Arbeit am
                              zuverlässigsten verrichten, ohne den ohnehin nöthigen großen Kraftaufwand durch
                              Reibungen der Torfmasse an Wänden etc. nutzlos zu steigern.
                           Bis zu diesem Schlusse war vorstehende Abhandlung schon vor circa 1 1/2 Jahren gediehen und der Redaction dieses Journales zur
                              Veröffentlichung übergeben. Wegen Mangel an Raum wurde sie jedoch damals nicht
                              sogleich aufgenommen und sollte dann vor dem Druck erst durch die Untersuchungen der
                              Torfpräparate auf ihre Destillationsproducte, sowie durch Beifügung der
                              Destillationsresultate der Fabrik Wasiljewskoe erweitert und vervollständigt werden.
                              Darüber aber und durch Mangel an Zeit zu derartigen Arbeiten war sie in
                              Vergessenheit gerathen, und wurde mir erst vor einigen Tagen durch eine Broschüre
                              von Fr. Versmann
                               in London
                              „Ueber Herstellung von condensirtem Torf etc.“ (Hannover,
                              Gebrüder Jaenecke) wieder ins Gedächtniß zurückgeführt.
                              Ich habe sie nun beendet, füge ihr eine kurze Besprechung der Versmann'schen Torfcondensirungsmethode ein, und übergebe sie der
                              Oeffentlichkeit mit dem Wunsche, daß sie Einiges zur Lösung noch schwebender
                              Torf-Gewinnungs- und Verwerthungsfragen beitragen möge.
                           ––––––––––
                           Die von Versmann cultivirte Methode der Torfpräparation
                              oder Condensation fällt principiell zusammen mit der von Weber in Stalltach, und verfolgt generell denselben Weg, den ich oben
                              vorgeschlagen habe. Auch Versmann entfernt – außer
                              fremden Körpern, Baum- oder Wurzelstrünken – nichts aus der Masse des
                              rohen Torfes, sondern zerkleinert nur die gröberen und weniger zersetzten
                              Substanzen, mit vorzüglichem Erfolg, und mischt zugleich die ganze Masse während dem
                              und bei dem späteren Formen innig unter einander. Versmann's Zerkleinerungsapparat besteht aus einem umgekehrt aufgestellten
                              eisernen Trichter, dessen Mantel von 1/8 Zoll im Durchmesser weiten Löchern
                              durchbrochen ist, von denen 25 Stück auf einen Quadratzoll kommen. In diesem
                              Trichter dreht sich ein Conus, an dessen Mantel zwei schraubenartig gewundene
                              Stahlmesser angebracht sind, deren äußerste Kanten dicht an dem Mantel des Trichters
                              vorbeigehen. Sie erfassen den Torf, pressen ihn abwärts und gegen den
                              Trichtermantel, resp. durch dessen Bohrungen hindurch, wobei die in die letzteren
                              sich mit einschiebenden Fasern etc. durch die scherenartig wirkenden Messer
                              abgeschnitten und so vielfach zerkleinert werden. Gröbere Beimischungen gelangen im
                              Trichter herab, und treten unten durch eine Oeffnung aus. Die aus den 1/8'' weiten
                              Löchern des Trichters fadennudelartig austretende Torfmasse wird dann einer
                              Formmaschine übergeben, welche im Wesentlichen aus einer, in einem verticalen
                              Cylinder eingeschlossenen archimedischen Schraube besteht (analog der Ziegel-
                              und Torfpresse von Schlickeysen), welche die Torfmasse in
                              prismatischer oder Drain-Form ausfördert, ohne eine Verdichtung derselben
                              bewirken zu sollen. Die Drains oder Prismen werden dann in Stücke geschnitten und
                              auf eiserne Rahmen gestellt, deren mehrere über einander auf Wagen mit niedrigen
                              Rädern geladen werden.
                           Um den Formstücken die für diese Hantirung nöthige Consistenz zu geben, resp. um sie
                              für die spätere Trocknung formhaltig zu machen, entfernt Versmann aus dem Rohtorf circa 20 Proc.
                              Wasser, bevor er dem Zerkleinerungsapparate übergeben wird. Zu diesem Zwecke wird
                              der Torf entweder einer gelinden Pressung unterworfen, oder vermittelst eines endlosen Bandes zweimal
                              durch einen Raum passirt, dessen Temperatur auf 150° C. erhalten wird. Die
                              Trocknung wird ausschließlich auf künstlichem Wege bewirkt und zerfällt in zwei
                              Operationen, in deren erster feuchte Wärme angewendet
                              wird, um das vorschnelle Erhärten der Außenseiten (die nach vorn bei allen
                              Mischtorfen eingetretene, gewissermaßen gelatinöse Erstarrung) zu verhindern, und
                              sie so nach vollständiger Durchhitzung der ganzen Massen zur Verdunstung des
                              eingeschlossenen Wassers fähiger zu erhalten. Zur Herstellung dieser feuchten Wärme
                              führt Versmann zugleich mit auf circa 30° C. erhitzter Luft, welche von einem Ventilator geliefert
                              wird, Wasserdampf in einen geschlossenen Raum ein, durch welchen die mit Torf
                              beladenen Rahmenwagen passirt werden. Sie verweilen in diesem Raume 36–40
                              Stunden, und nun erst wird mit der zweiten Operation vorgegangen, indem die Wagen
                              einen zweiten Raum Passiren, in welchem der Torf 6–8 Stunden einem trockenen Strome auf circa
                              150° C. erhitzter Luft ausgesetzt wird. Die Trocknung soll darnach in einem
                              so hohen Grade beendet seyn, daß der Torf nur noch circa
                              10 Proc. hygroskopisches Wasser enthält, und soll der Brennmaterialaufwand bei
                              dieser Trocknungsmethode nur 5 bis 6 Proc. des zu trocknenden Quantums betragen.
                           Es ist zu bedauern, daß die Versmann'sche Broschüre
                              Angaben über die spec. Gewichte derselben Torfgattungen, welche nach seinem oder
                              nach anderem Verfahren hergestellt wurden, nicht enthält, besonders da die mir mit
                              der Broschüre vorliegende Probe (in Drainform) nichts zu wünschen läßt. Ihr
                              specifisches Gewicht beträgt 1,109; sie verlor durch 48 Stunden langes Trocknen bei
                              100° C. nur 10,5 Proc, Wasser.
                           Die von Versmann angewandte Zerkleinerungsmaschine ist
                              einfach in Form und Wesen, und augenscheinlich zuverlässig und dauernd in ihren
                              Leistungen. Dasselbe kann von seiner auch an anderen Orten schon vielfach bewährten
                              Formmaschine behauptet werden. Sofern sich nun die Trockenmethode ebenfalls bewährt,
                              sofern sie namentlich einen höheren als den angegebenen Brennmaterial-Aufwand
                              nicht erfordert, ist durch Versmann auf dem Gebiete der
                              Torfgewinnung ein eben so entschiedener als dankenswerther Schritt vorwärts gethan
                              und ist dann seine Methode der weitesten Verbreitung fähig.
                           ––––––––––
                           Zurückkehrend zum Wasiljewskoe Torf, wurde die trockene Destillation der Präparate in
                              der, für kleinere Quantitäten oder für „Proben“ wenn nicht
                              ausschließlich möglichen, so doch unstreitig richtigsten und zuverlässigsten Weise,
                              in einer Glasretorte von geeigneter Form und Größe, vorgenommen. Behufs der Erzielung körperlich
                              gleicher Massen wurden sämmtliche Torfsorten durch Zerraspeln in Pulver verwandelt,
                              dieses dann durch ein Sieb geschlagen und der Rückstand weiter zerkleinert. Um
                              gleiche Beschickung zu erzielen, wurden von diesem Pulver stets gleiche Quantitäten
                              abgemessen, dann verwogen und der Retorte übergeben. Dieselbe Retorte aus Zechliner
                              Glas, von Rohrbeck in Berlin bezogen, hielt zufällig
                              sämmtliche Destillationen aus und war nachdem noch immer brauchbar, ein Umstand, der
                              außer in der Güte des Glases, besonders in der richtigen Einleitung des Processes
                              gründet. Ich erlaube mir, den dabei anzuwendenden Kunstgriff zu beschreiben. Sobald
                              die vorsichtige Beheizung der gefüllten Retorte durch die Anfangs nothwendig klein
                              zu haltende Spiritusflamme beginnt, theilt sich die Wärme zunächst dem Retortenboden
                              mit, wird von dem eingeschlossenen Material absorbirt, und so an einer
                              gleichmäßigeren Vertheilung gehindert. Schon nach wenigen Secunden bilden sich
                              Wasserdämpfe, welche sich in den oberen, noch kälteren Retortentheilen condensiren.
                              Sie sammeln sich an diesen Stellen dann schnell zu Tropfen, welche zurückfließend
                              nach den unteren, heißeren Wänden, Sprünge und Zertrümmerung der Retorte
                              veranlassen. Dem kann aber mit Sicherheit dadurch vorgebeugt werden, daß man, sobald
                              die Condensation der Wasserdämpfe oben beginnt, die Flamme zur größten Intensität
                              steigert, und so auch den kälteren Theilen schnell eine Temperatur ertheilt, welche
                              weitere Condensation und das Zurückfließen der Tropfen aufhebt. Es sind dazu nur
                              wenige Secunden nöthig, so daß die Füllung nicht alterirt wird. Die Flamme wird dann
                              wieder auf das erforderliche Maaß zurückgebracht, um die Destillation normal weiter
                              zu treiben.
                           Die Destillationsresultate der verschiedenen Torfsorten sind in folgender Tabelle
                              enthalten; die Bezeichnung der Sorten ist der vorgehenden conform.
                           Tabelle V.
                           
                              
                                 Nummerund Art des Torfes.
                                 KohligerRückstand.
                                 Retortenverlust.
                                 Wasser.
                                 WasserfreierTheer.
                                 Gas.
                                 Resultat,Summa.
                                 Beobachtungsfehler.
                                 
                              
                                 I.
                                 Stechtorf a
                                 32,89
                                 0,93
                                 33,60
                                 12,73
                                 20,37
                                 100,52
                                 + 0,52
                                 
                              
                                 
                                 Formtorf b
                                 32,95
                                 0,74
                                 33,52
                                 12,97
                                 19,65
                                   99,83
                                 – 0,17
                                 
                              
                                 II.
                                 Formtorf a
                                 34,51
                                 0,49
                                 29,35
                                 17,19
                                 18,43
                                   99,97
                                 – 0,03
                                 
                              
                                 III.
                                 Stechtorf a
                                 35,85
                                 1,11
                                 43,16
                                   5,12
                                 14,43
                                   99,67
                                 + 0,33
                                 
                              
                                 
                                 Formtorf b
                                 35,85
                                 0,81
                                 41,42
                                   5,98
                                 16,01
                                 100,07
                                 – 0,07
                                 
                              
                                 IV.
                                 Stechtorf a
                                 38,85
                                 1,87
                                 34,21
                                   9,36
                                 15,51
                                   99,80
                                 – 0,20
                                 
                              
                                 
                                 Formtorf b
                                 38,73
                                 1,57
                                 33,32
                                   9,85
                                 17,18
                                   99,65
                                    0,35
                                 
                              
                                 V.
                                 Stechtorf a
                                 34,83
                                 1,15
                                 39,47
                                   8,43
                                 16,12
                                 100,00
                                 + 0,00
                                 
                              
                                 
                                 Formtorf b
                                 34,17
                                 1,17
                                 47,80
                                 47,80
                                 17,00
                                 100,14
                                 – 0,14
                                 
                              
                                 VI.
                                 Stechtorf a
                                 32,88
                                 1,43
                                 41,62
                                   6,75
                                 16,60
                                   99,28
                                 – 0,72
                                 
                              
                                 
                                 Formtorf b
                                 33,14
                                 1,18
                                 40,10
                                   7,03
                                 18,02
                                   99,47
                                 – 0,53
                                 
                              
                                 VIII.
                                 Mischtorf b
                                 35,67
                                 0,47
                                 35,31
                                 10,21
                                 18,17
                                   99,83
                                 – 0,17
                                 
                              
                                 IX.
                                 Mischtorf b
                                 36,14
                                 0,95
                                 25,57
                                 16,74
                                 19,69
                                   99,09
                                 – 0,91
                                 
                              
                           
                           Die Nr. VIII b wurde der Destillation nicht unterzogen,
                              da sie nur für die Präparate, nicht aber für die Theerausbeute Werth hat.
                           Bei Nr. V b zersprang die Vorlage, während der Theer vom
                              Wasser getrennt werden sollte.
                           Wie schon früher von mir abgeführte Destillationen ergaben, bestand der Theer der
                              Schichten III und VI fast ausschließlich aus brenzlichen Säuren; sein spec. Gewicht
                              war größer als 1,0; er trennte sich schon während der Destillation in zwei
                              quantitativ fast gleiche Flüssigkeiten, deren eine im Destillationswasser untersank,
                              während die andere sich mühsam oberhalb erhielt. In Folge fast gänzlichen Mangels an
                              Paraffin erstarrte er erst bei circa + 10° C. und
                              war somit für sich zur Verarbeitung auf Leuchtmaterialien nicht allein völlig
                              unbrauchbar, sondern verdarb im Gemisch mit den besseren Theeren der anderen
                              Schichten auch diese, und machte so die Darstellung reiner Producte zu einer eben so
                              schwierigen als zeitraubenden und theuren Arbeit.
                           Einen für die Darstellung von Beleuchtungsmaterialien vorzüglichen Theer lieferte
                              Schicht II. Bei 44° C. betrug sein spec. Gewicht 0,883; sein Siedepunkt lag
                              bei 215° C., sein Erstarrungspunkt bei 30° C. Er zeigte sonach
                              annähernd dasselbe Verhalten als Theer aus mittelguter Braunkohle, dem er sich auch
                              in Farbe, Geruch etc. sehr nahe anschließt. Aehnlich verhielt sich der Theer von
                              Schicht I.
                           Wie schon vorn angedeutet, waren in der ersten Periode der Torfgewinnung gerade diese
                              Schichten fast ganz vernachlässigt. Sie standen unter Wasser und waren in Folge
                              dessen und des sie überdeckenden Holzes, wie auch in Folge ihrer physikalischen
                              Eigenschaften den Arbeitern zu unbequem. Man begnügte sich daher mit dem bequemeren
                              Abbau der höheren Schichten, deren lockerer und leichter Torf dann allerdings
                              schnell und vollständig abschwelte, der aber im Fabrikbetriebe nur 5–6 Proc.
                              eines Theeres lieferte, von welchem circa 1/4,
                              herrührend aus dem Torfe der Schichten III und VI, in der Summe der
                              Destillationsproducte zu Boden sank, so daß nur circa 3
                              1/2–4 1/2 Proc. als brauchbarer Theer verblieben. Die Verarbeitung desselben
                              war, wie schon bemerkt, eine äußerst schwierige, und konnten die fertigen Oele
                              Anspruch auf tadellose Beschaffenheit nicht machen.
                           Nach Constatirung der wichtigsten Resultate wurde die Torfgewinnung zwar sofort in
                              der Weise veranlaßt, daß nur die Schichten I, II, VI und V für die Verschwelung
                              bestimmt, Schicht III und VI aber für sich als Brenntorf bearbeitet und ausgehalten
                              wurden. Inzwischen war jedoch der kurze und nasse russische Herbst schon
                              eingetreten, und wurden diese Torfe nur ungenügend trocken. Sie lieferten aber
                              dennoch bei der
                              Verschwelung 9–10 Proc. eines recht guten Theeres, dessen Rectification dann
                              ohne abnorme Schwierigkeiten erfolgte. Proben dieses Torfes giengen mir leider nicht
                              zu, weßhalb seine Untersuchung im Sinne der Tabelle V unterbleiben mußte. Das
                              Destillationswasser dieses Torfes wurde nicht gewogen; seine Menge muß jedoch über
                              50 Proc. vom Torfe betragen haben, da die circa 6 Monate
                              alten Präparate 33–43 Proc. davon ergaben. Die Theerausbeute von mindestens 9
                              Proc. muß daher als eine sehr hohe und günstige angesehen werden, besonders da der
                              analoge Mischtorf Nr. IX b nach Tabelle V bei nur 25,57
                              Proc. Wasser 16,74 Proc. Theer ergab. Bei gleichem Trockenheitsgrade des im
                              Fabrikbetriebe verarbeiteten Torfes würde die Theerausbeute proportional circa 11,87 Proc. betragen haben, oder sie hätte mit
                              anderen Worten circa 70 Proc. der Höhe des analytischen
                              Resultates erreicht. Die an anderen Orten und durch beliebige Apparate und aus
                              beliebigen Materialien in der Praxis zu jener Zeit erzielten Theerausbeuten
                              überstiegen aber nur in sehr vereinzelten Fällen 50 Proc. des analytischen
                              Resultates, blieben vielmehr gewöhnlich auf nur 35–40 Proc. stehen. Ich würde
                              gegen meine Ueberzeugung und gegen mein bestes Wissen sprechen, wenn ich behaupten
                              wollte, es wäre in jüngster Zeit dieses Verhältniß wesentlich besser geworden.
                              – Die trockene Destillation bituminöser Fossilien bietet dem denkenden
                              Chemiker und Techniker folglich noch immer ein weites Feld zur Entfaltung einer eben
                              so interessanten als lohnenden Thätigkeit, lohnend, sofern es über kurz oder lang
                              gelingen kann und wird, durch Erfindung besserer Schwelapparate auch denjenigen
                              Theil der Theerdämpfe in condensabler Form zu erhalten und so ganz oder doch
                              größtentheils als Theer zu gewinnen, welcher bei der Mangelhaftigkeit dieser
                              Apparate in ihnen bisher zwar gebildet, aber durch
                              bekannte Veranlassungen in Gas verwandelt, gewöhnlich in die Atmosphäre gejagt und
                              so vollständig verloren gegeben wird. Das Quantum des derart verloren gehenden
                              Theeres beträgt heute durchschnittlich noch immer circa
                              50 Proc., oder es geht mit anderen Worten noch immer eben so viel Theer verloren als
                              gewonnen wird! Da z. Z. die Schwelereien der Provinz Sachsen per Tag circa 4–500 Ctr. Theer
                              produciren, repräsentirt dieser Verlust allein an dieser Stelle einen täglichen
                              Werth von circa 1500 Thlr., erreicht mithin per Jahr die ganz anständige Höhe von circa einer halben Million! – Es ist unter
                              solchen Umständen nicht erfindlich, daß die Theerfabrication Anspruch haben könne
                              auf diejenige Vollkommenheit ihrer Apparate und Methoden, welche ihr so gern und so
                              pomphaft von Einzelnen schon seit längerer Zeit vindicirt ward.
                           Die Schwelapparate der Fabrik Wasiljewskoe sind cylindrische stehende Retorten von 22 Zoll
                              Durchmesser und 14 Fuß Höhe. Je neun derselben sind in einem Ofen mit zwei
                              Feuerungen zu einem System vereinigt; solcher Oefen sind zwei vorhanden, welche in
                              ihren 18 Retorten per 24 Stunden (je nach dem
                              Trockenheitsgrade desselben) 350 bis 400 Ctr. Torf verarbeiten. Die tägliche
                              Leistungsfähigkeit einer Retorte beträgt folglich circa
                              20 Ctr., ihr Ausbringen (je nach der Beschaffenheit des Torfes) 90–180 Pfd.
                              Theer. Als Heizmaterial diente theils Torf, theils Holz, welches der Torfstich
                              nebenher in großen Massen lieferte, theils auch die rückständigen Kohks. Wenn die
                              Besetzung der Retorten ausschließlich mit letzteren erfolgte, so mußten circa 65 Proc. derselben aufgewendet werden.
                           In Folge acht russischer Finanzwirthschaft stellte die Fabrik Wasiljewskoe ihre
                              Zahlungen schon ein, bevor die Rectifications-Apparate etc. complettirt und
                              vollständig in Betrieb gekommen waren. Die Aufarbeitung des Theeres konnte daher nur
                              unvollständig erfolgen und ihre Resultate haben somit keinen Anspruch auf größere
                              Genauigkeit. Zur Complettirung dieser Abhandlung mögen sie jedoch ebenfalls hier
                              Platz finden.
                           Eine Blasenfüllung von 6000 Pfd. Theer, wie er aus dem zuletzt hergestellten Torfe
                              gewonnen war, lieferte nach weiterer Behandlung der Rohöle:
                           
                              
                                 
                                 1243 Pfd. Photogen von 
                                 0,830 spec.
                                 Gewicht
                                 = 20,7 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 1582 Pfd. Solaröl von
                                 0,865    „
                                 „
                                 = 26,4 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 1409 Pfd. Paraffinmasse
                                 
                                 
                                 = 23,3 Proc.
                                 
                              
                                 
                                   660 Pfd. rohes Kreosot
                                 
                                 
                                 = 11,0 Proc.
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 4894 Pfd. Fabricat
                                 
                                 
                                 = 81,4 Proc.
                                 
                              
                           Die Oele waren von tadelloser Beschaffenheit; die Paraffinmasse krystallisirte leicht
                              und gesund. Eine Verwiegung der sich durch die Rectification ausscheidenden Producte
                              fand nicht statt.
                           Das Kreosot wurde durch Kohlensäure aus den Waschlaugen abgeschieden. Letztere wurden
                              dann wieder caustisch gemacht und wieder zur Behandlung der Rohöle verwendet. Seiner
                              größeren Billigkeit wegen kann dieses Verfahren allgemeinster Beachtung empfohlen
                              werden.
                           Wenn nach Vorstehendem eine genaue Calculation, resp. eine wirklich verlässige
                              Rentabilitätsberechnung, auch nicht aufgestellt werden kann, so sind damit doch
                              verlässige Momente zu folgenden allgemeineren Betrachtungen geboten.
                           Unter normalen Betriebsverhältnissen kostet eine Klafter lufttrockener Torf, im
                              gewöhnlichen Stech- oder Streichbetriebe gewonnen, bei einem
                              durchschnittlichen Gewicht von circa 22 Ctr. incl. aller Nebenkosten und bei geeigneten TransportmittelnTransportmittetn, loco Fabrik nicht unter 30 und nicht über 40 Sgr., im Mittel
                              mithin circa 35 Sgr., oder es kosten 100 Pfd.
                              lufttrockener Torf circa 1 Sgr. 7 Pf. Aus 100 Pfd.
                              können aber 9 und mehr Pfd. Theer gewonnen werden, vorausgesetzt, daß der Torf sich
                              zur Verschwelung eignet.
                           Eine Tonne grubenfeuchter Braunkohle, wie sie von hiesigen Schwelereien als
                              geeignetes Schwelmaterial erkannt und verarbeitet wird, wird ab Grube den
                              Schwelereien gewöhnlich mit 4–6 Sgr. berechnet, kostet loco Fabrik mithin circa 6 Sgr., und ihr
                              durchschnittliches Gewicht kann zu 320 Pfd. angenommen werden. 100 Pfd. kosten
                              sonach circa 1 Sgr. 9 Pf. Da die durchschnittliche
                              Theerausbeute per Tonne 25 Pfd. nicht übersteigt, so
                              liefern 100 Pfd. Kohle durchschnittlich circa 8 Pfd.
                              Theer.
                           Es steht sonach fest, daß Torf als Schwelmaterial mindestens eben so billig zu stehen
                              kommt als Braunkohle und daß er, wenn geeignet, ein gleiches Theerquantum liefert.
                              In diesem Falle ist auch der Werth des Torftheeres nur wenig geringer als der Werth
                              des Braunkohlentheeres.
                           Die Destillationsrückstände des Torfes liefern Kohks, welche entweder als
                              Brennmaterial verwerthet, oder zu Geld gemacht werden können. Die Rückstände der
                              Braunkohle sind aber werthlos.
                           Ebenso werthlos als letztere sind die Destillationswässer der Braunkohle, während die
                              Destillationswässer des Torfes entweder Essigsäure etc. oder Ammoniak in
                              verwerthbaren Mengen enthalten. Hierdurch und durch den Werth der Torfkohks werden
                              die Differenzen im Werthe beider Theersorten ausgeglichen.
                           Es kann nach diesen allgemeinen Betrachtungen keinem Zweifel unterliegen, daß
                              geeigneter Torf bei richtiger Behandlung und bei rationeller Leitung der
                              Gewinnungs- und Fabricationsarbeiten auch für die Darstellung von
                              Leuchtstoffen noch immer und wohl dauernd mit der Braunkohle in Concurrenz treten
                              kann. So hoffnungslos, wie in neuerer Zeit fast allgemein angenommen wird, ist die
                              Verwerthung des Torfes auch auf Beleuchtungsmaterialien daher nicht!
                           Grube v. d. Heydt bei Halle a. S., im Februar 1863.