| Titel: | Neue Methoden zum Prüfen der Alkohole und der Aether auf ihre Reinheit; von Berthelot. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. CXXIII., S. 459 | 
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                        CXXIII.
                        Neue Methoden zum Prüfen der Alkohole und der
                           Aether auf ihre Reinheit; von Berthelot.
                        Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 871.
                        Berthelot's neue Methoden zum Prüfen der Alkohole und Aether auf
                           ihre Reinheit.
                        
                     
                        
                           Um zu erfahren, ob die Alkohole und die Aether durch Destillation und Austrocknen
                              sorgfältig gereinigt worden sind, fehlte es bisher in den meisten Fällen an einem
                              Controlmittel. Ich theile im Folgenden einige Prüfungsmethoden mit, welche aus
                              meinen Untersuchungen hervorgehen.
                           1) Bekanntlich muß ein zusammengesetzter Aether durch ein Alkali zersetzt werden
                              können, indem er ein äquivalentes Gewicht dieses Alkalis sättigt. Dieß gestattet,
                              wie ich schon vor zehn Jahren nachgewiesen habe, die Analyse der Aether und der
                              analogen Verbindungen auf eine alkalimetrische Probe zurückzuführen, welche sich auf
                              die Anwendung einer titrirten Barytlösung gründet.
                           2) Die Anwendung derselben Flüssigkeit gestattet die Gegenwart selbst sehr geringer
                              Mengen von zusammengesetzten Aethern in einem Alkohol oder in einem einfachen Aether
                              nachzuweisen und quantitativ zu bestimmen.Vorausgesetzt, daß diese Körper durch die Alkalien nicht verändert werden
                                    können. Hierzu braucht man nur in einen Kolben 10 Kubikcentimeter einer titrirten
                              Barytlösung und ein bekanntes Gewicht des zu prüfenden Körpers zu bringen; man
                              erhitzt hundert Stunden lang auf 100° C.: wenn der Alkohol rein ist, wie
                              meistens der gewöhnliche Alkohol, so ändert sich der Titre des Baryts nicht. Man
                              findet hingegen, daß der Amylalkohol fast immer eine kleine Menge zusammengesetzter
                              Aether enthält. Dieß ist auch der Fall bei dem gewöhnlichen Aether, selbst nach der
                              Digestion über Kalkmilch.
                           Der nach den gewöhnlichen Methoden bereitete und rectificirte Glykol zeigt sich
                              auffallend unrein. Ich habe darin bis 22 Procent gebundener Essigsäure nachgewiesen,
                              was 40 Procent einfach-essigsaurem Glykol entspricht.
                           Um die Gegenwart eines neutralen Aethers in einem Alkohol zu erkennen, braucht man
                              nur diesen Alkohol 20 Stunden lang mit seinem doppelten Volum Wasser auf 150°
                              C. zu erhitzen. Der neutrale Aether verwandelt sich großentheils in sauren.
                           3) Die Gegenwart einer freien Säure ist in einem Alkohol oder einem Aether mittelst
                              Baryt so leicht nachzuweisen und quantitativ zu bestimmen, daß ich mich dabei nicht
                              aufzuhalten brauche. Die Ameisenäther z.B., sind immer sauer; aber ausnahmsweise
                              erfolgt ihre Zersetzung so schnell, daß sie nicht gestattet die freie Säure genau zu
                              bestimmen. Bei den anderen Aethern läßt sich hingegen die freie Säure, welche sie
                              enthalten können, genau bestimmen.
                           4) Die Gegenwart einer kleinen Menge Wasser in einem neutralen Aether kann man
                              erkennen, indem man diesen Aether 20 oder 30 Stunden lang auf 150° C.
                              erhitzt; das Wasser zersetzt eine fast äquivalente Menge Aether in Säure und
                              Alkohol. Man bestimmt hernach die Säure mittelst titrirter Barytlösung. Wenn man
                              Essigäther, welcher mit großer Sorgfalt nach den gewöhnlichen Methoden gereinigt
                              wurde, dieser Probe unterzieht, so findet man, daß er hartnäckig ein Procent Wasser
                              zurückhält, welches ihm sehr schwer zu entziehen ist.
                           5) Die Gegenwart einer kleinen Menge Wasser in einem Alkohol ließe sich auch auf die
                              Art ermitteln, daß man diesen Alkohol mit einem zusammengesetzten Aether mischt,
                              welcher sich nach obiger Probe als vollkommen wasserfrei erwiesen hat. Man erhitzt
                              hernach 20 oder 30 Stunden lang auf 150° C. Wenn der Alkohol wasserfrei ist,
                              darf das Gemisch nicht sauer werden.
                           6) Die Gegenwart einer kleinen Menge Alkohol in einem neutralen und wasserfreien
                              Aether, z.B. im Essigäther, läßt sich entdecken, indem man diesen Aether mit einem
                              bekannten Gewicht sehr reiner Essigsäure erhitzt. Wenn dieser Aether noch so wenig
                              Alkohol enthält, so wird sich der Titre der Säure vermindern.