| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. , S. 71 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Geschwindigkeit des Schalles.
                           Ein ungemein sinnreicher Apparat, um die Geschwindigkeit des Schalles in
                              verhältnißmäßig kleinen Räumen messen zu können, ist von einem jungen deutschen
                              Mechaniker in Paris, Hrn. Rudolph König, construirt
                              worden, der auf der Methode der Coïncidenzen beruht. Es werden, um die
                              Grundlage der Methode anzudeuten, zwei Apparate construirt, die in der Secunde 10
                              kurze, trockene Schläge geben. Stehen beide nebeneinander, so hört man nur 10 regelmäßige
                              Schläge. Wird der eine Apparat einige Fuß weiter vom Ohr entfernt, so vermischen
                              sich die Schläge des einen Apparats mit denen des andern, die einen Moment später
                              kommen. Schreitet man so fort, so wird endlich in 102,4 Fuß Distanz, dem Raum, den
                              der Ton in 1/10 Secunde durchläuft, der zweite Schlag des nahen Apparats mit dem
                              ersten des entfernten Apparats gleichzeitig in unser Ohr gelangen, das Ohr wird
                              wieder nur 10 gleiche Schläge in der Secunde hören.
                           Die Ausführung dieses sinnreichen Gedankens erfolgt auf nachstehende Art. Eine Art
                              Stimmgabel mit sehr dünnen elastischen Armen ist liegend auf einer Unterlage
                              befestigt; ihre Arme befinden sich zwischen zwei Elektromagneten, die über und unter
                              ihren Enden gelagert sind. Der obere Arm trägt einen nach unten gerichteten
                              Stahlstift, dessen Spitze bei jeder Vibration in ein Näpfchen mit Quecksilber taucht
                              und einen elektrischen Strom schließt. Vom Zinkpole der Batterie geht der Strom in
                              den Stiel der Stimmgabel, durch den Stahlstift in das Quecksilber, von dort durch
                              den oberen Elektromagnet, von dort zum ersten und zweiten zeichengebenden Apparat
                              (ebenfalls Elekromagneten s.u.), nach dem unterhalb des unteren Stimmgabelarms
                              gelegenen Elektromagneten und endlich nach dem Kupferpole der Batterie zurück. Die
                              den Strom unterbrechende und schließende Stimmgabel macht genau 10 doppelte oder 20
                              einfache Schwingungen in der Secunde. Man erreicht dieß durch Gewichte, die sich auf
                              den Armen verschieben lassen. Man regulirt nach einem sinnreichen optischen
                              Verfahren. Man hat eine Stimmgabel von 80 Schwingungen, das e – 1, die man selbst wieder nach einer Stimmgabel von 320
                              Schwingungen regulirt hat. Auf dieser Stimmgabel sitzt ein kleiner Spiegel, ebenso
                              auf der Stimmgabel von 20 einfachen Schwingungen, die etwas unterhalb aufgestellt
                              ist. Das Bild einer kleinen polirten Stahlkugel, das sich zuerst in dem Spiegel der
                              Stimmgabel von 80 Schwingungen reflectirt, wird von dort dem Spiegel der Stimmgabel
                              von 20 Schwingungen zugeworfen und endlich nach einem feststehenden Fernrohr
                              gesendet. Man sieht natürlich das Bild der Stahlkugel durch das Fernrohr erst, wenn
                              die untere Stimmgabel genau 40 oder 20 Schwingungen in der Secunde macht, indem nur
                              dann die beiden Stimmgabelspiegel gleichzeitig in die Lage kommen, wo sie sich das
                              Bild der Kugel zuwerfen.
                           Nachdem so die zeichengebende Stimmgabel regulirt, tritt folgender Vorgang ein. Bei
                              jeder Doppelschwingung, also in der Secunde 10 Mal, taucht der Stift auf einen
                              Moment in das Quecksilber, der Strom wird geschlossen, die beiden Elektromagnete,
                              die den Armen der Stimmgabel gegenüberstehen, werden magnetisch, ziehen die
                              Stimmgabelarme an, unterbrechen den Strom und lassen sie dann wieder fahren, indem
                              sie den Magnetismus verlieren. In den galvanischen Strom sind nun die zwei ganz
                              gleich construirten zeichengebenden Apparate eingeschaltet.
                           An einem Resonanzkästchen ist ein kleines Metallplättchen befestigt. Gleichzeitig ist
                              daran ein federndes Messingblech angeschraubt, das an seinem freien Ende einmal
                              einen kleinen Metallknopf, dann eine kleine querüberstehende Eisenplatte trägt. Der
                              Metallknopf liegt im Zustande der Ruhe auf dem am Resonanzboden befestigten
                              Metallplättchen auf, und wird durch die Elasticität der Feder dagegen gedrückt. Der
                              kleinen Eisenplatte, die auf der anderen Seite des federnden Messingblechs befestigt
                              ist, stehen die Pole eines hufeisenförmigen Elektromagnets gegenüber und zwar sehr
                              nahe daran herangerückt.
                           Die Elektromagnete der zeichengebenden Apparate sind, wie wir wissen, in denselben
                              galvanischen Strom wie die Elektromagnete der Stimmgabel eingeschaltet. Sobald daher
                              hier durch Eintauchen der Stahlspitze in das Quecksilber der Strom geschlossen wird,
                              ziehen die Elektromagnete die kleinen Eisenplättchen an; sobald der Strom
                              unterbrochen, lassen sie dieselben los, und die kleinen Knöpfe schlagen dann durch
                              die Federkraft gegen die Metallplättchen an den Resonanzkästchen, und zwar alles
                              dieß in dem gleichmäßigen Tempo von 1/10 Secunde. Man begreift, daß durch diese
                              Einrichtung eine vollständige Gleichzeitigkeit der Schläge erzielt wird, und daß
                              daher, wenn die Schläge der beiden zeichengebenden Apparate nicht vollständig
                              coincidiren, d.h. wie ein Schlag erscheinen, der Grund
                              nur darin liegen kann, daß der Schall bei dem weiter entfernten längere Zeit
                              braucht, um in unser Ohr zu gelangen. Da Galerien und Säle von 100 Fuß Länge nicht
                              schwierig zu solchen Versuchen zu erlangen sind, so ist damit die Möglichkeit
                              gegeben, die Geschwindigkeit des Schalles vor einem Auditorium von Zuhörern auf das
                              Leichteste zu demonstriren. (Nach Moigno's
                              Cosmos, durch das Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr.
                              26.)
                           
                        
                           
                           Messung der Geschwindigkeit des Lichtes.
                           Der berühmte französische Physiker Leon Foucault hat in
                              der neuesten Zeit einen sehr sinnreichen Apparat construirt, um die Geschwindigkeit
                              des Lichtes mit sehr großer Genauigkeit zu messen. Dieser Apparat ist in ähnlicher
                              Art ein Fortschritt, wie der vorstehend beschriebene Apparat zur Bestimmung der
                              Schallgeschwindigkeit, da er die Operation der Bestimmung in das Laboratorium des
                              Physikers verlegt, und durch die Feinheit der Apparate die früher angewendeten
                              großen Distanzen ersetzt. Ich will versuchen, so weit es ohne Zeichnung möglich ist,
                              die Zusammensetzung und Wirkung des Foucault'schen
                              Apparats zu beschreiben.
                           Ein von einem Heliotrop horizontal zurückgeworfener Sonnenstrahl geht zuerst durch
                              ein versilbertes Planglas, auf dem mit Hülfe einer Theilvorrrichtung eine Art
                              Maaßstab von 1 Millimeter Länge, in 1/10 Millimeter getheilt, angebracht ist. Diese
                              Eintheilung ist durch die Silberschicht hindurch eingeritzt, und indem der
                              Sonnenstrahl durch dieselbe hindurchdringt, sieht man sie als helle Linien auf
                              dunklem Grunde.
                           Indem der Strahl seinen Weg weiter verfolgt, trifft er auf einen kleinen, senkrecht
                              stehenden Spiegel, der sich ungemein rasch um seine senkrechte Achse dreht. Derselbe
                              erhält seine Drehung von einer Art Luftturbine, einem kleinen Reactionsrade, welches
                              auf derselben senkrechten Achse sitzt und durch ein Gebläse mit constanter
                              Windpressung in sehr rasche und regelmäßige Bewegung versetzt wird. Das hierzu
                              dienende Gebläse ist von Hrn. Cavaillé-Cell construirt; es liefert Luft unter hohem Druck, die
                              nun vor ihrem Ausströmen einen neuerdings von dem genannten Hrn. construirten
                              Regulator passirt, der so genau die Unregelmäßigkeiten des Druckes ausgleicht, daß
                              bei 30 Centim. Wasserhöhe der Druck nicht um 1/5 Millimeter schwankt, also höchstens
                              1/1500 der ganzen Höhe Schwankung zuläßt. Indem diese gepreßte Luft durch die
                              Oeffnungen der Turbine ausfließt, versetzt sie dieselbe in regelmäßige, sehr rasche
                              Drehung. Der Widerstand, welchen der sich drehende Spiegel in der Luft findet,
                              repräsentirt eine entgegengesetzt gerichtete Kraft; es tritt aber bald eine
                              Gleichgewichtslage ein, wo dann die Drehungsgeschwindigkeit des Spiegels auf längere
                              Zeit constant bleibt Uebrigens kann man durch einfaches Drehen eines Hahns in der
                              Luftzuführungsröhre die Geschwindigkeit des Spiegels in sehr weiten Grenzen variiren
                              lassen.
                           Um die Drehungsgeschwindigkeit des Spiegels zu messen, oder vielmehr um dieselbe mit
                              einer bekannten Größe in Uebereinstimmung zu bringen, verfährt man
                              folgendermaßen.
                           Durch eine genau regulirte Uhrbewegung wird eine Scheibe, deren Rand fein gezähnt
                              ist, in Umdrehung versetzt. Denke man sich die Scheibe 1mal in der Secunde in
                              Umdrehung versetzt und mit 400 Zähnen versehen. Fällt continuirlich Licht auf die
                              Zähne, so sieht das Auge nur einen undeutlichen, grauen Ring.
                           Beleuchtet man die Zähne dagegen durch das Licht, welches von dem rasch sich
                              drehenden Spiegel in sehr kurzen Intervallen darauf reflectirt wird, und steigert
                              nun die Geschwindigkeit der Spiegeldrehung so, daß die Zahl der Umdrehungen per Secunde der Zahl der Zähne der Scheibe (z.B. 400)
                              gleichkommt, so erscheinen die Zähne deutlich und die Scheibe feststehend. Dieß ist
                              leicht begreiflich. Im ersten 1/400 der Secunde wird an der höchsten Stelle der
                              gezähnten Scheibe Zahn 1 einen Moment beleuchtet seyn, im zweiten 1/400 der Secunde
                              steht Zahn 2 genau auf derselben Stelle. Derselbe ist aber dem Zahn 1 ganz gleich,
                              und die Folge davon ist, daß das Auge nur Zahn 1, und zwar feststehend zu erblicken
                              meint.
                           Wie man sieht, ist es leicht dem drehenden Spiegel auf diese Art eine große,
                              gleichmäßige und genau bekannte Drehungsgeschwindigkeit zu geben.
                           Kehren wir nunmehr zu unserm oben verlassenen Sonnenstrahle zurück. Durch den
                              drehenden Spiegel ist er in einer horizontalen, aber auf der vorigen Richtung
                              senkrecht stehenden Richtung abgelenkt worden. Er passirt zuerst durch ein
                              Objectivglas, das möglichst nahe an den drehenden Spiegel herangerückt ist, und
                              dessen Krümmungshalbmesser so berechnet sind, daß die beiden Brennpunkte der Linse
                              einerseits mit dem getheilten Glase, andererseits mit der Oberfläche eines
                              Hohlspiegels zusammenfallen, der auf 4 Meter (circa 12
                              F.) Entfernung vom drehenden Spiegel aufgestellt ist. Dem ersten Hohlspiegel steht
                              richtig geneigt ein zweiter, diesem ein dritter, ein vierter und endlich ein fünfter
                              Hohlspiegel gegenüber, sämmtlich je 4 Meter von einander entfernt. Der Lichtstrahl
                              und das von ihm gezeichnete Bild der Scala wird vom ersten dem zweiten, von diesem
                              dem dritten, dann dem vierten, endlich dem fünften Hohlspiegel zugeworfen. Dieser ist indessen so
                              geneigt, daß er den Lichtstrahl zwingt, denselben Weg zurück zu gehen, bis er
                              endlich nach seinem Ausgangspunkte, der kleinen Scala, zurückkehrt. Er thut dieß
                              auch vollkommen, NB. wenn der eingeschaltete drehende
                              Spiegel ruhig steht. Dreht sich derselbe aber mit der angegebenen rapiden
                              Geschwindigkeit, so wird das Licht auf seinem Wege von 2 × 5 × 4 = 40
                              Meter (circa 127 F.), trotz seiner immensen
                              Schnelligkeit sich immerhin so lange verweilen, daß es den Spiegel nicht mehr in
                              derselben Stellung antrifft, es wird der rückkehrende Lichtstrahl demnach nicht
                              genau auf die Scala zurückkehren, es wird das Bild derselben, wenn der Spiegel sich
                              von links nach rechts dreht, nach rechts verschoben sich zeigen. Man lenkt einen
                              Theil des Bildes durch einen geneigten Spiegel ab und beobachtet mit einem schwachen
                              Mikroskop die Ablenkung. Man stellt zuerst das Fadenkreuz des Mikroskops bei ruhig
                              stehendem Spiegel ein und setzt dann den Spiegel in die vorgeschriebene Drehung, wo
                              dann eine nicht unbedeutende Verschiebung des Bildes eintreten wird. Bei den
                              Versuchen stellte sich indessen der Uebelstand heraus, daß dieser Maaßstab nicht
                              ganz genau getheilt war, und die Ablesung mittelst des Mikroskops daher keine ganz
                              übereinstimmende Zahlen gab. Foucault half dem leicht
                              dadurch ab, daß er eine constante Ablenkung von 7/10 Millimeter annahm, und nur den
                              Abstand zwischen dem Maaßstab und dem drehenden Spiegel veränderlich machte. Da hier
                              eine Länge von 3 Fuß vorlag, so waren die Abmessungen natürlich genauer. Anstatt
                              einen sehr kleinen veränderlichen Bogen eines gleichbleibenden Kreises zu messen,
                              hielt er die Bogenlänge unverrückt fest, veränderte aber den Halbmesser des
                              Kreises.
                           Die Geschwindigkeit des Lichtes wurde durch diesen so veränderten Apparat auf 298,000
                              Kilometer, circa 39,000 Meilen in der mitteren
                              Zeitsecunde bestimmt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 3.)
                           
                        
                           Weißguß für Lager.
                           Auf den Schiffen der General Steam Navigation Company in
                              London wird für die Lager der Rad- und Schraubenwellen, der Lenkerstangen
                              etc., sowie für die Gleitstücke der Geradführungen vielfach ein Weißguß verwendet, der sich sehr gut bewährt hat und
                              zusammengesetzt ist aus: 8 Th. (72,7 Proc.) Zinn, 2 Th. (18,2 Proc.) Antimon und 1
                              Th. (9,1 Proc.) Kupfer. Dieses Metall schmilzt bei geringer Hitze und wird in
                              Aussparungen der gußeisernen Lagerblöcke, Gleitstücke oder metallenen Pfannen
                              hineingegossen, da es zur Herstellung besonderer Lagerpfannen selbst zu weich ist.
                              Auch findet es eine ausgedehnte Anwendung zur Reparatur ausgelaufener metallenen
                              Lagerpfannen, die verzinnt, mit dem Weißmetall ausgegossen und frisch ausgedreht
                              werden.
                           Lager aus diesem Metall brauchen sehr wenig Oel zur Schmiere und werden auf den
                              Schiffen der erwähnten Compagnie vorzugsweise mit Oel und destillirtem Wasser
                              gleichzeitig geschmiert (besonders die Lager der schweren Wellen und die
                              Geradführungen). Für das Wasser ist entweder ein besonderer Schmiernapf mit Docht
                              vorhanden, oder man läßt dasselbe, was namentlich bei den Geradführungen geschieht,
                              auf die zu schmierende Fläche tropfen. Das destillirte Wasser liefern condensirte
                              Dämpfe. Ein Verhältniß von Oel zu Wasser wie 1 : 2 hat sich als vollkommen genügend
                              herausgestellt, und ist die durch diese Schmiermethode erzielte Oelersparniß
                              ungefähr diesem Verhältnis entsprechend. Es genügt auch wohl Wasser allein als
                              Schmiermittel, doch muß man dann einige Zeit vor dem Stillstande der Maschine stets
                              etwas Oel zufügen, um das Rosten der Welle zu verhindern. Wilh. R. Netke. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              1863, Bd. VII S. 102.)
                           
                        
                           Großbritanniens Maschinenausfuhr.
                           Nach einem in englischen Zeitungen veröffentlichten Bericht war die Ausfuhr an
                              Maschinen aller Art im Jahre 1860 folgende in Pfd. Sterl.:
                           
                           
                              
                                 Rußland
                                 
                                   696264
                                 
                              
                                 Brittisch Ostindien
                                 
                                   642939
                                 
                              
                                 Spanien
                                 
                                   308401
                                 
                              
                                 Australien
                                 
                                   228320
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 
                                   171020
                                 
                              
                                 Hamburg
                                 
                                   157204
                                 
                              
                                 Königreich Italien
                                 
                                   114904
                                 
                              
                                 Belgien
                                 
                                   113137
                                 
                              
                                 Brittisch Westindien
                                 
                                   111749
                                 
                              
                                 Holland
                                 
                                   110956
                                 
                              
                                 Aegypten
                                 
                                   107527
                                 
                              
                                 Hannover
                                 
                                     94326
                                 
                              
                                 Brasilien
                                 
                                     94315
                                 
                              
                                 Mauritius
                                 
                                     93239
                                 
                              
                                 Cuba
                                 
                                     84057
                                 
                              
                                 Preußen
                                 
                                     73116
                                 
                              
                                 Türkei
                                 
                                     61640
                                 
                              
                                 Schweden
                                 
                                     56977
                                 
                              
                                 Norwegen
                                 
                                     51350
                                 
                              
                                 Vereinigte Staaten
                                 
                                     40218
                                 
                              
                                 Uebrige Länder
                                 
                                   426162
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Total
                                 3837821 Pfd. Sterl.
                                 
                              
                           Im Jahre 1861 erreichte die Ausfuhr von Maschinen eine Höhe von beinahe 4 1/2
                              Millionen Pfd. Sterl., während dieselbe 1851 sich nur auf 1168611 Pfd. Sterl.
                              belief. Wilh. R. Netke. (Zeitschrift des Vereins
                              deutscher Ingenieure, 1863, Bd. VII S. 103.)
                           
                        
                           Ueber die Schmelzung des kohlensauren Kalkes und Darstellung
                              künstlichen Marmors.
                           Es ist G. Rose geglückt, im Verein mit Dr. Siemens durch Glühen von
                              Arragonit in einem möglichst luftdicht verschlossenen eisernen Tiegel, und von
                              lithographischem Kalkstein und Kreide in einem Porcellangefäß mit eingeschliffenem
                              Stöpsel, Marmor zu erhalten. Besonders deutlich und dem cararischen Marmor ganz
                              ähnlich war der aus Arragonit dargestellte Marmor. (Monatsberichte der königl.
                              preußischen Akademie, December 1862.)
                           
                        
                           Reinigung der Kohks; nach E. Kopp.
                           Die Kohks können ihres oft nicht unbedeutenden Gehaltes an Schwefel, Phosphor und
                              erdigen Bestandtheilen wegen bei manchen metallurgischen Operationen die Holzkohlen
                              nicht ersetzen. Die Mittel, welche bis jetzt vorgeschlagen wurden, um diesem
                              Uebelstand abzuhelfen, sind theils nicht wirksam genug, theils zu kostspielig,
                              theils bewirken sie eine rasche Zerstörung der Kohksöfen. Der Verfasser empfiehlt
                              daher, die Kohks, nachdem sie aus dem Ofen herausgezogen sind, mit schwacher
                              Salzsäure, wie man solche in den Sodafabriken bei der Condensation der letzten
                              Antheile des Chlorwasserstoffs aus den abziehenden Gasen erhält, aber ihrer geringen
                              Concentration halber nicht weiter verwendet, abzulöschen oder in geeigneten
                              Cisternen zu behandeln. Das vorhandene Schwefeleisen, aus dem Schwefelkies
                              herrührend, sowie das aus dem Gyps entstandene Schwefelcalcium werden unter
                              Entbindung von Schwefelwasserstoff gelöst, sowie auch die Phosphate und wenigstens
                              zum Theil auch die Silicate. Die gelösten Salze lassen sich durch einen Waschproceß
                              leicht entfernen; die Kohks werden sodann an der Luft oder vermittelst der aus den
                              Kohksöfen abziehenden heißen Luft getrocknet. Um ihnen noch mehr die Eigenschaften
                              der Holzkohlen zu verleihen, soll man sie mit einer schwachen Lösung von möglichst
                              schwefelsäurefreier Soda besprengen; in einigen Fällen würde es nach der Ansicht des
                              Verfassers auch vortheilhaft seyn können, die Kohks mit 1/3 bis 1/2 Procent Kryolith
                              zu vermengen, da das
                              Fluornatrium dieses Minerals unzweifelhaft zuweilen günstig wirken dürfte. (Répertoire de Chimie appliquée, December
                              1862, S. 454; polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 347.
                           
                        
                           Die Seifenfabrik von Gontard in St.
                              Ouen bei Paris.
                           Die Seifenfabrication in Frankreich hat sich früher zum großen Theil in Marseille
                              concentrirt. Großartige Sodafabriken, die das Seesalz von der französischen und
                              spanischen Küste, den Schwefel zur Schwefelsäurefabrication aus Sicilien auf das
                              leichteste beziehen können, sind daselbst seit langer Zeit etablirt und liefern
                              somit das Alkali zu den billigsten Preisen. Außerdem ist die Zufuhr von Fettstoffen,
                              vor allem der geringeren Baumölsorten aus der Provence, aus Spanien, Italien,
                              Kleinasien und Griechenland ungemein erleichtert. Die schon im vorigen Jahrhundert
                              berühmte Marseiller-Sodaseife ist noch heute für den Verbrauch im Großen, in
                              Bleichereien, Färbereien und Druckereien fast unentbehrlich und bildet einen sehr
                              bedeutenden Fabricationszweig Frankreichs. Die Seifenfabriken in Marseille zeichnen
                              sich indessen durch schlechte, unreinliche, veraltete Einrichtungen nicht zu ihrem
                              Vortheile aus. Desto vollkommener ist die große Seifenfabrik zu St. Ouen
                              eingerichtet, deren Beschreibung wir aus dem Cosmos des
                              Abbé Moigno entnehmen.
                           Sie liegt im freien Felde in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs und Canalbassins von St.
                              Ouen, und steht in unmittelbarer Verbindung mit der Pariser Gürtelbahn und dadurch
                              mit allen französischen Eisenbahnen. Es sind hohe luftige Räume zu ebener Erde. Die
                              Kessel von Holz mit einem Boden aus Eisenblech und mit Bleiblech ausgeschlagen,
                              stehen im Boden, sie ragen in unterirdische Keller hinab, so daß man leicht zu ihren
                              unteren Theilen hinzugelangen und so jede leckende Stelle entdecken kann. Die Seife
                              wird darin mit überhitztem Dampfe gekocht, der durch Schlangen am Boden geleitet
                              wird. Der Dampf wird von 3 Dampfkesseln von 25 Pferdekräften geliefert, dann durch
                              ein System von gezogenen eisernen Röhren geleitet, welche durch eine besondere
                              Feuerung fast zum Rothglühen erhitzt und dadurch überhitzt werden.
                           Da alle Arbeiten zu ebener Erde ausgeführt werden, sind besondere Hebevorrichtungen
                              außer den Wasser- und Laugepumpen nicht nöthig. Hr. Gontard fabricirt nur Kernseife, deren Zusammensetzung aus 60 Procent
                              Fettsäure, 6 Proc. Natron und 34 Proc. Wasser sehr constant erhalten wird. Diese
                              Seife ist vollkommen neutral und daher sowohl zum Waschen für die Hände, als auch
                              bei den Operationen der Technik vortrefflich zu verwenden. Zum Entschälen der Seide,
                              zum Aviviren der Krappfarben, zur Behandlung von Wollenstoffen ist nur solche
                              neutrale Seife gut zu gebrauchen. Beim Waschen des Leinzeugs etc. bewährt sich diese
                              Seife als die billigste, indem sie sich wegen ihres geringen Wassergehalts nur
                              langsam auflöst, während die wasserreichen Cocosnußöl-, Palmöl- oder
                              Harzseifen, die einen Ueberschuß von Alkali und Wasser enthalten, zum größten Theil
                              unnütz im Wasser zerfließen. Die Gontard'sche Seife nimmt
                              also denselben Rang ein, wie unsere Talgkernseife, nur daß dazu statt Talg, meistens
                              Oliven-, Sesam- und Erdnußöl verwendet wird. Letztere beiden Oelsorten
                              werden in einem colossalen mit dem Etablissement verbundenen
                              Oelmühlen-Etablissement selbst gewonnen, während das Olivenöl aus
                              Südfrankreich bezogen wird.
                           Meistentheils wird von letzterem nur eine kleine Menge rein, größtentheils aber die
                              letzte, schlechteste, dicke Sorte, die in Frankreich ressence genannt wird, angewendet.
                           Die bläuliche Färbung und Marmorirung der Seife durch Schwefeleisen ist die sicherste
                              Garantie für einen geringen Wassergehalt, indem sich sonst die suspendirten
                              Theilchen beim Erkalten der flüssigen Seifenmasse absetzen würden.
                           In 5 großen, gemauerten, wasserdichten Bassins werden die Aetznatronlaugen von
                              verschiedenen Stärkegraden aufbewahrt. Man erhält durch Mischung eine Lauge von
                              mittlerer Stärke von 10° B., deren trockener Rückstand circa 31 Proc. Aetznatron, circa 9 Proc.
                              kohlensaures Natron, 6–8 Proc. Schwefelnatrium, 4–7 Proc.
                              schwefelsaures Natron und 6–10 Procent Kochsalz enthält, während der Rest aus
                              Feuchtigkeit besteht.
                           Es werden jedesmal 2 Kochkessel gleichzeitig beschickt. Man füllt in jeden 1500 Liter
                              Lauge von mittlerer Stärke ein und erwärmt sie durch die Dampfschlange mäßig. Hierauf werden die
                              Fässer, welche etwa 3500 Liter Oel enthalten, über einen mit Blei ausgeschlagenen
                              Canal gerollt, der nach den Kesseln zu geneigt ist. Man schlägt die Spunde heraus
                              und läßt das Oel in den Canal, und von dort in die Kessel fließen.
                           Hier trifft es mit der mäßig warmen Lauge zusammen, und es beginnt nunmehr bald die
                              Bildung von Seifenleim. In dem Maaße als die Verbindung der Fettsäuren mit den
                              Alkalien vorschreitet, verdickt sich die Masse. Nach 24–48 Stunden zeigt sich
                              die Verseifung hinreichend weit vorgeschritten, das vorhandene Aetznatron
                              hinreichend gebunden, um zum ersten Aussalzen schreiten zu können. Von dieser ersten
                              Operation der Seifenleimbildung (Empâtage) hängt
                              der Erfolg am meisten ab.
                           Man unterbricht das Kochen und bringt 600–800 Liter sehr starke salzreiche
                              Lauge in den Kessel, während man die Seife mit einem viereckigen Bretchen von circa 3 Quadratfuß, das an einer langen Stange befestigt
                              ist, zusammenstößt und so die Lauge incorporirt. Die Masse wird körnig, das
                              überflüssige Wasser, das ausgeschiedene Glycerin und die nicht verbundenen Salze
                              scheiden sich als Unterlauge ab. Man sperrt den Dampf völlig ab, und überläßt die
                              Masse einige Stunden der Ruhe, worauf man die Lauge durch Oeffnen eines conischen
                              Ventils am Boden abfließen läßt. Sie kann eingedampft und nach der Ausscheidung der
                              Salze auf Glycerin verarbeitet werden, indem man dieses durch überhitzten
                              Wasserdampf abdestillirt.
                           Sollte die Seife noch nicht hinreichend rein und fest seyn, so wiederholt man das
                              Aussalzen mit immer stärker salzhaltigen Laugen.
                           Nun schreitet man zum Fertigkochen. Man gießt auf die Seife 1200–1400 Liter
                              gute, starke Laugen, und läßt einige Stunden lang kochen. Die Seifenkörnchen, die in
                              dieser starken Lauge unlöslich sind, verdichten sich immer mehr, sie nehmen Alkali
                              auf und geben Wasser ab. In der Unterlauge bleibt das Kochsalz und das überschüssige
                              Wasser. Man läßt absetzen und zieht diese nur noch wenig alkalische Lauge ab, um
                              frische, starke Lauge von neuem zuzugeben. So fährt man fort, bis die Seife kein
                              Aetznatron mehr aufnimmt, die Lauge daher durch das längere Kochen und die
                              Verdunstung specifisch schwerer wird, während sie früher durch Aufnahme von Wasser
                              und Abgabe von Alkali specifisch leichter wurde. Die so fertig gekochte Seife zeigt
                              einen durchaus nicht unangenehmen charakteristischen Geruch. Sie löst sich in heißem
                              Wasser, ohne Oeltröpfchen auf der Oberfläche auszuscheiden, und gibt beim Drücken
                              zwischen Daumen und Zeigefinger einen festen Span. Sie zeigt in diesem Zustande eine
                              dunkelschwarzblaue Farbe (von Schwefeleisen).
                           Will man daraus weiße Seife machen, so muß man sie mit mehr Wasser verflüssigen. Ein
                              Arbeiter steigt auf eine über dem Kessel gelegene Plattform und stößt das oben
                              erwähnte Rührscheit bis auf den Boden des Kessels hinunter. In die dadurch gebildete
                              Oeffnung gießt ein zweiter Arbeiter einige Liter schwache Lauge, der erste Arbeiter
                              zieht sein Rührscheit wieder zurück, stößt an einer anderen Stelle ein u.s.f., bis
                              auf 40–50 Mal 800 Liter Lauge consumirt sind. Man gibt dann etwas weniges
                              Dampf, die Körner lösen sich auf, und die trübenden Verunreinigungen fallen beim
                              ruhigen Abkühlen zu Boden.
                           Um dagegen die eigenthümlichen flammigen Zeichnungen der Kernseife herzustellen,
                              werden circa 3 Pfund Eisenvitriol oder Colcothar
                              eingerührt, gleichzeitig aber soviel starke Lauge zugesetzt, als nöthig ist, um den
                              gebildeten Niederschlag zu der eigenthümlichen Vertheilung in Flammen und Streifen
                              zu disponiren. Es gehört zu dieser Marmorirung viel praktisches Geschick. Ist die
                              Seife zu wasserhaltig oder kühlt sie sich zu langsam ab, so setzt sich der
                              Niederschlag zu leicht ab, und die Marmorirung geht verloren. Die Seife wird mit
                              kupfernen Schöpfkellen in Canäle gegossen, die sie nach den Füllkästen, großen
                              Bassins, die circa 2 1/2 Fuß hoch sind, führen. Die
                              Lauge setzt sich am Boden ab und nach 5–6 Tagen ist die Erhärtung erfolgt.
                              Man schneidet die Seifenmasse mit langen Messern in große Blöcke, die man mittelst
                              feiner Drähte weiter zertheilt. Die Seife ist noch weich und läßt sich daher noch
                              nicht versenden. Um sie hart zu machen, ohne daß sie das gebundene Wasser verliert
                              und zu sehr schwindet, taucht man sie in eine besonders starke Lauge, worin das
                              Erhärten in 12–15 Tagen vor sich geht. Die Seife ist alsdann zum Versandt
                              fertig. Die Fabrik in St. Ouen besitzt 8 Seifenkessel von 15,000 Liter Fassungsraum,
                              24 Bassins zur Filtration der Laugen und 30 Sätze Füllkästen. Täglich werden 280
                              Ctr. Seife fertig, was im Jahre circa 80,000 Ctr. Seife
                              beträgt. Die Arbeiter, 40 an der Zahl, kosten höchstens 200 Franken Lohn per Tag, während der Werth des täglich erzeugten
                              Products mindestens 12,000 Franken beträgt.
                           
                           Der Pariser Markt wird zur Hälfte, der der nördlichen Provinzen zum größten Theile
                              von dieser Fabrik versorgt. Hr. Gontard hat gewöhnlich
                              schon auf 1/2 Jahr hinaus Bestellungen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 3.)
                           
                        
                           Ueber die Veränderung, welche durch die Syrupe auf dem
                              Weißzeug hervorgebracht wird; von P. Doré.
                           Die Syrupe im Allgemeinen und der Zuckersyrup insbesondere, haben die Eigenschaft der
                              Wäsche, auf welcher sie an einem mäßig warmen Orte eingetrocknet sind, die
                              Biegsamkeit und Zähigkeit ihrer Fasern zu benehmen, so daß sie sich mit sehr
                              geringer Anstrengung zerreißen läßt. Auf den ersten Anblick scheint dann solche
                              Wäsche durch ein Aetzmittel, z.B. verdünnte Schwefelsäure, mürbe geworden zu
                              seyn.
                           Eine analoge Erscheinung findet statt, wenn mit Wasser befeuchtete Wäsche einer
                              gewissen Kälte ausgesetzt wird, die Wäsche wird dann spröde. Dieß ist bekanntlich
                              auch der Fall, wenn der Weber die Fäden seiner Kette nicht hinreichend feucht
                              gehalten hat, wo dann die Schlichte erhärtet und die Fäden brechen.
                           Der Verfasser hat diese physische Wirkung des Syrups auf die Wäsche zuerst im einem
                              Krankenhaus beobachtet. (Comptes rendus, t. LVI p. 229.)
                           
                        
                           Ueber eine verbesserte Darstellung der Gerbeflüssigkeit aus
                              Eichenrinde.
                           Man bringt die frische zerkleinerte Eichenrinde (oder die zerstoßenen Galläpfel) in
                              eine Tonne, übergießt sie mit Wasser, verschließt das Gefäß, um die Luft abzuhalten,
                              und läßt dasselbe mehrere Wochen ruhig stehen. Hierauf filtrirt man die Flüssigkeit
                              ab und bringt sie in gelinde Wärme, so daß eine schwache Alkoholgährung eintritt.
                              Die so erhaltene Lösung besitzt die Eigenschaft zu gerben in hohem Grade; sie muß
                              vor der Anwendung mit Wasser verdünnt werden. Die damit gegerbten Häute sind
                              geschmeidiger und dichter als die nach der alten Methode behandelten; ferner erhält
                              man nach dem beschriebenen Verfahren aus der Rinde mehr Gerbstoff als nach dem
                              früheren.
                           Die Rinde mit dem Wasser zu erhitzen, würde unvortheilhaft seyn, weil das Albumin,
                              welches zur Erregung der Gährung nöthig ist, abgeschieden werden würde.
                           Versuche haben gelehrt, daß die der Alkoholgährung unterworfene Gerbeflüssigkeit
                              besser wirkt als eine solche nach saurer Gährung. (Aus dem Cosmos, durch das polytechnische Centralblatt, 1863 S. 142.)
                           
                        
                           Ersatz der sogenannten Senfteige.
                           Die Bereitung dieses in mannichfaltigen Krankheiten zum Reiz der Haut angewendeten
                              Mittels ist umständlich und unsicher, da häufig durch Anwendung zu heißen Wassers
                              beim Anmachen die Bildung des reizenden Senföls ganz unterdrückt wird. Mischt man 45
                              Theile Glycerin mit 1 Theil Senföl, und wendet die Mischung zum Einreiben an, so
                              erhält man ganz denselben, stets sicheren Erfolg, wie von einem solchen Senfteige.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 3.)
                           
                        
                           Moos grün zu färben.
                           Um Moos zu künstlichen Bouquets und dergl. zu verwenden, verfährt man zur Grünfärbung
                              desselben wie folgt. Etwa 2 Maaß Wasser werden zum Kochen gebracht und in dasselbe circa 1 Loth Pikrinsäure und eine entsprechende Menge
                              Indigcarmin gethan. Um das Moos dunkler oder Heller grün zu färben, setzt man mehr
                              oder weniger von letzterem zu und hilft sich, falls die Farbe zu dunkel ausfällt,
                              durch weiteren Zusatz von Pikrinsäure und Wasser. Das Moos wird in kleine Bündel
                              gebunden, an den Wurzeln angefaßt und der obere Theil 1 Minute lang in das kochende
                              Färbebad gehalten. Darnach hängt man es frei zum Trocknen auf. (Polytechnisches
                              Notizblatt, 1862, Nr. 24.)
                           
                        
                           Ueber die dießjährige Baumwollenzufuhr aus Ostindien; von dem
                              Parlaments-Mitglied Hrn. Laing.
                           Bei dem jetzigen unglücklichen Stande der Baumwollen-Industrie und den so
                              verschiedenen Schätzungen der dießjährigen Ernte dürfte es von Interesse seyn, die
                              Meinung eines alten, gewiegten Geschäftsmannes, des Hrn. Laing, eines Mitgliedes des englischen Parlaments, welcher die
                              Verhältnisse genau kennt, mitzutheilen. Sein Ausspruch weicht von den Mittheilungen
                              der Liverpooler Händler in Zeitungen und Preiscouranten sehr günstig ab, und ist ihm
                              gewiß mehr Glauben zu schenken als letzteren, die ein Interesse daran haben, die
                              Preise des Rohmaterials so hoch wie möglich zu halten.
                           Zur Unterstützung seiner Ansicht gibt er eine tabellarische Uebersicht über die
                              gesammte Einfuhr der letzten 20 Jahre nach Europa, welche unten beigefügt ist.
                           
                              „Es ist zwar gewagt – sagt Hr. Laing
                                 – eine Schätzung über einen solchen Gegenstand zu geben, aber ich sehe
                                 nirgends einen Grund meine Meinung zu ändern, welche ich vor 4 Monaten in
                                 Manchester aussprach, nämlich daß:
                              
                           I. Ostindien in den nächsten 12 Monaten von 1,250,000 bis 2,000,000 Ballen liefern
                              kann, aber nicht mehr;
                           II. daß Indien, nachdem es Zeit gehabt hat, die Baumwoll-Cultur auszudehnen,
                              und wenn die ersten Preis-Schwankungen nach Beendigung des amerikanischen
                              Krieges vorüber sind, permanent 2,000,000 Ballen per Jahr liefern kann, bei einem Preise von 6 Pence das
                              englische Pfund in Liverpool. Ich glaube, daß wenn der Krieg in Amerika morgen schon
                              durch Intervention der Großmächte beendigt werden könnte, das Resultat zu welchem
                              wir in zwei oder drei Jahren nach heftigen Schwankungen gelangen würden, folgendes
                              seyn dürfte:
                           Baumwoll-Verbrauch der ganzen Welt 5,000,000 Ballen. Davon liefert Amerika von
                              2,500,000 bis 3,000,000 Ballen zu 6 bis 7 Pence per
                              Pfund; Indien 1,500,000 bis 2,000,000 Ballen zu 5–6 Pence per Pfund; die übrigen Baumwolle producirenden Länder
                              500,000–1,000,000 Ballen. Obgleich die officiellen Berichte der Handelskammer
                              von England über die Baumwoll-Einfuhr von 1862 noch nicht vollständig
                              angefertigt sind, so sind doch genügende Data zur Hand, einen Vergleich zwischen der
                              Einfuhr des letzten Jahres, welche mit großen Hindernissen zu kämpfen hatte, und den
                              Einfuhren der Jahre seit 1843 zu ziehen. Er ergibt folgendes Resultat:
                           
                              
                                 Jahr.
                                 Import in Pfunden.
                                 Jahr.
                                 Import in Pfunden.
                                 
                              
                                 1843
                                 673,193,116
                                 1853
                                    895,278,749
                                 
                              
                                 1844
                                 646,111,304
                                 1854
                                    887,333,149
                                 
                              
                                 1845
                                 721,979,953
                                 1855
                                    891,751,952
                                 
                              
                                 1846
                                 467,856,274
                                 1856
                                 1,023,886,304
                                 
                              
                                 1847
                                 474,707,615
                                 1857
                                    969,318,896
                                 
                              
                                 1848
                                 713,020,161
                                 1858
                                 1,034,342,176
                                 
                              
                                 1849
                                 755,469,012
                                 1859
                                 1,225,989,072
                                 
                              
                                 
                                    
                                       1850
                                       2850
                                       
                                    
                                 663,576,861
                                 1860
                                 1,390,938,752
                                 
                              
                                 1851
                                 757,379,749
                                 1861
                                 1,256,984,736
                                 
                              
                                 1852
                                 929,782,448
                                 1862
                                    541,393,318
                                 
                              
                           Man sieht hieraus, daß die stets klein genannte Einfuhr von 1862 doch noch die
                              Zufuhren von 1846 sowie 1847 übersteigt, obgleich sie die der übrigen 17 Jahre nicht
                              erreicht und gegen die letzten 10 Jahre bedenklich abfällt. Die Totalzahl der Ballen
                              ist im letzten Jahr 1,445,451 gegen 3,035,728 Ballen des Jahres 1861; dabei muß man
                              aber nicht vergessen,
                              daß ein Ballen ostindischer Baumwolle nur 375 Pfd. wiegt, ein Ballen amerikanischer
                              dagegen durchschnittlich 445 Pfd. Natürlich sind diese Calculationen für das letzte
                              Jahr noch Modificationen von officiellen Quellen ausgesetzt, sie werden indessen nur
                              sehr geringen Aenderungen unterliegen dürfen.
                           Das Verhältniß, in welchem die Lieferungen der verschiedenen Baumwoll-Länder
                              zu dem Bedarfs Europas beitrugen, findet man in folgender Liste:
                           
                              
                                 Jahr.
                                 Verein.
                                       Staaten.Pfund.
                                 Brit.
                                       Indien.Pfund.
                                 Die übrig.
                                       Länder.Pfund.
                                 
                              
                                 1843
                                 574,738,720
                                   65,709,729
                                 32,744,867
                                 
                              
                                 1844
                                 517,218,622
                                   88,639,976
                                 40,252,906
                                 
                              
                                 1845
                                 626,650,412
                                   58,437,426
                                 36,892,115
                                 
                              
                                 1846
                                 401,949,393
                                   34,540,143
                                 31,366,738
                                 
                              
                                 1847
                                 364,599,291
                                   83,934,614
                                 26,173,710
                                 
                              
                                 1848
                                 600,247,488
                                   84,101,961
                                 28,670,712
                                 
                              
                                 1849
                                 634,504,050
                                   70,838,515
                                 50,126,447
                                 
                              
                                 1850
                                 493,153,112
                                 118,872,742
                                 51,551,007
                                 
                              
                                 1851
                                 596,638,962
                                 122,626,976
                                 38,113,811
                                 
                              
                                 1852
                                 765,630,544
                                 84,922,432
                                 79,229,472
                                 
                              
                                 1853
                                 658,451,796
                                 181,848,160
                                 54,978,793
                                 
                              
                                 1854
                                 722,151,346
                                 119,836,009
                                 45,345,794
                                 
                              
                                 1855
                                 681,629,424
                                 145,179,216
                                 64,943,312
                                 
                              
                                 1856
                                 780,040,016
                                 180,496,624
                                 63,349,664
                                 
                              
                                 1857
                                 654,758,048
                                 250,338,144
                                 64,222,704
                                 
                              
                                 1858
                                 833,237,776
                                 132,722,576
                                 68,381,824
                                 
                              
                                 1859
                                 961,707,264
                                 192,330,880
                                 71,950,928
                                 
                              
                                 1860
                                       1,115,890,608
                                 204,141,168
                                 70,906,976
                                 
                              
                                 1861
                                 819,500,528
                                 369,040,448
                                 68,943,760
                                 
                              
                                 1862
                                   32,204,205
                                 401,913,000
                                          
                                    107,276,113
                                 
                              
                           (Mitgetheilt von H. Minssen im
                              Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 5.)
                           
                        
                           Eine merkwürdige neue Salzquelle in Amerika.
                           Eine solche ist nach amerikanischen Mittheilungen in Wellsville, Grafschaft
                              Columbiana, Ohio, erbohrt worden. Das Bohrloch war 488' tief und eigentlich für
                              Erdöl bestimmt, als plötzlich eine Gasmasse mit solcher Gewalt hervorbrach, daß das
                              Bohrgestänge und wohl 200' eingesetzter Röhren, wie ein Ladestock aus einer Flinte
                              aus dem Bohrloch herausgeschleudert wurden. Mit dem Gas strömte ein Strahl
                              Salzwasser hervor und erreichte, bei gleichem Durchmesser wie das Bohrloch, eine
                              Höhe von 150'. Dieser Ausbruch dauerte sechs Monate, worauf die Eigenthümer Gas und
                              Salzwasser zu benutzen beschlossen. Das Gas wird jetzt durch Röhren nach einem Ofen
                              geleitet, wo es durch seine Verbrennung die zur Verdunstung des Salzwassers
                              erforderliche Hitze liefert. Das Gasfeuer reicht hierzu vollkommen aus und die
                              Flammen erheben sich, meilenweit sichtbar, bis über den Schornstein.
                           Die Quelle liefert etwa sechs Gallons in der Minute und stündlich einen Barrel Salz.
                              Man gibt den Druck des Gases zu 126 Pfd. auf den Quadratzoll an. (Mechanics' Magazine, November 1863, S. 344.)