| Titel: | Verfahren zum Trocknen conglutinirender Substanzen; von Dr. C. G. Reischauer. | 
| Autor: | C. G. Reischauer | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XVI., S. 51 | 
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                        XVI.
                        Verfahren zum Trocknen conglutinirender
                           Substanzen; von Dr. C. G.
                              Reischauer.
                        Mit einer Abbildung.
                        Reischauer, über das Trocknen conglutinirender
                           Substanzen.
                        
                     
                        
                           Eine große Anzahl organischer Producte von nicht sehr ausgesprochenem chemischen
                              Charakter, wie Gummi, Leim u.s.w. haben die bekannte Eigenschaft, beim Eintrocknen
                              zu mehr oder weniger durchscheinenden oder durchsichtigen, amorphen, festen Massen
                              zusammen zu kleben. Damit geht einestheils das ursprüngliche Ansehen der frischen
                              Präparate verloren, anderntheils wird dadurch ein völliges Austrocknen zumeist
                              außerordentlich verlangsamt, und wenn nicht eine besondere Sprödigkeit der nahezu
                              trockenen Masse zu Hülfe kommt, überhaupt im höchsten Grade erschwert.
                           In zahlreichen dahin gehörigen Fällen hat sich uns seit längerer Zeit ein besonderes
                              Verfahren bewährt, das in der That überraschende Resultate erzielen läßt und auch
                              vielleicht für verwandte Zwecke einige Erfolge versprechen dürfte.
                           Der Grundgedanke dafür war: die Entwässerung solcher Substanzen und Gebilde, um dem
                              beim Eintrocknen derselben unter gewöhnlichen Verhältnissen stattfindenden Adhäriren
                              der Elementartheilchen entgegen zu wirken, nicht in dem gewöhnlichen Medium der
                              atmosphärischen Luft, sondern in einem künstlichen – vorzugsweise Aether
                              – vorzunehmen.
                           Der dazu dienende Apparat ist, in seiner einfachsten Gestalt, ein gut
                              verschließbares, mit Aether oder einer resp. anderen Flüssigkeit gefülltes
                              Glasgefäß, an dessen Boden die wasseraufnehmende Substanz Chlorcalcium (Aetzkalk,
                              calcinirter Kupfervitriol etc.) sich befindet. Ein anderes in die Flüssigkeit
                              untergetauchtes flaches Gefäß (Schale oder dgl.) ist zur Aufnahme der
                              auszutrocknenden Substanz bestimmt.
                           Die Wirkungsweise der in Thätigkeit versetzten Vorrichtung ist nun eine sehr
                              einfache. Der durch das Chlorcalcium oder anderweitige Entwässerungsmittel
                              continuirlich ausgetrocknete Aether entzieht sofort der auszutrocknenden Substanz
                              wieder Wasser, bis endlich sich auch diese in ihrer Hygroskopicität mit dem
                              Desiccationsmittel ins Gleichgewicht gesetzt hat. Die dabei stattfindende Benetzung
                              der Elementartheilchen der auf solche Weise dem Austrocknen unterworfenen, in der
                              Desiccationsflüssigkeit unlöslichen Substanzen, durch die letztere, hindert deren
                              Zusammenkleben und erhält dadurch das ursprüngliche Ansehen derselben auch im
                              trockenen Zustande.
                           
                           Wir wollen zur Veranschaulichung der Wirkung dieser Entwässerungsmethode einige
                              Beispiele anführen, bei denen wir dieselbe anzuwenden Gelegenheit hatten.
                           Gummi, durch Fällung der wässerigen Lösung mittelst Alkohol ausgeschieden, ebenso
                              Malzgummi, geben eine amorphe, lockere, weiße Masse von nur sehr geringem
                              Zusammenhange und keine Spur des gewöhnlichen glasartigen Zustandes aufweisend.
                           Die sogenannte Diastase oder der durch wiederholte Fällung des Malzauszuges mit
                              Alkohol erhaltene Niederschlag, welcher unter gewöhnlichen Verhältnissen getrocknet
                              eine hornartige, mehr oder weniger braun gefärbte, helle durchsichtige Masse
                              darstellt, bildet, unter Aether entwässert, lockere, sehr leichte weiße Ballen,
                              ähnlich manchen Arten Montmilch. Sie hat in diesem Zustande ihre Wirkungsfähigkeit
                              auf Stärkmehl nicht eingebüßt.
                           Besonders interessant ist die Entwässerung des Amylonkleisters nach diesem Verfahren.
                              Es war nach dem Erwähnten von vorn herein zu erwarten, daß man dadurch einigen
                              Aufschluß über die noch immer nicht völlig erledigte Frage erlangen könnte, in
                              welcher Weise man sich die morphologische Constitution dieser schleimigen
                              Flüssigkeit vorzustellen habe. Die mikroskopische Untersuchung des
                              Austrocknungsrückstandes läßt wohl kaum einen Zweifel übrig, daß die
                              Amylonkörperchen sich in dem Kleister nur in einem Zustande außerordentlicher
                              Aufschwellung und nicht in dem einer wirklichen Lösung befinden, indem man dieselben
                              im trockenen Rückstande, aber in einer eigenthümlichen Weise, die sich ohne über die
                              Grenzen dieser kurzen Mittheilung hinauszugehen nicht gut veranschaulichen läßt,
                              desintegrirt wieder antrifft.
                           Hefe gibt eine ähnliche, wenig cohärente Masse wie Diastase. Diese hatte jedoch ihre
                              Fähigkeit, in zuckerhaltigen Flüssigkeiten die geistige Gährung einzuleiten,
                              eingebüßt.
                           Ganze Pflanzenorgane trocknen bei der gleichen Behandlung gleichfalls rasch,
                              gewöhnlich unter Beibehaltung der Farbe, werden indeß außerordentlich spröde. Selbst
                              die zartesten Blumenblätter, z.B. einer Rose, behalten, einiges Schwinden
                              abgerechnet, aufs vollkommenste ihre Form; die leiseste Berührung zerbricht sie
                              indeß in diesem trockenen Zustande. Aus dem Aetherbade herausgenommen, nehmen die so
                              getrockneten Pflanzentheile jedoch bald aus der Luft wieder Feuchtigkeit auf,
                              verlieren mehr oder weniger ihre Form und büßen rasch ihre Farbe ein, die bei dem
                              Verweilen im Aetherbade ausgezeichnet satt und saftig erscheint. Diese einfache
                              Austrocknung eignet sich daher auch nicht zur Conservirung fleischiger oder häutiger
                              und weniger verholzter pflanzlicher Gebilde, wie dasselbe sonst gewiß eine
                              ausgedehnte Anwendung für die in jüngster Zeit so beliebt gewordenen getrockneten
                              Bouquets finden würde. Besser gelingt dieses, wenn man die betreffenden Präparate
                              zuvor unter Aether austrocknet, alsdann in eine ätherische Stearinsäurelösung
                              taucht, und durch allmähliches Erwärmen nun noch den, nach der Verdunstung des
                              Aethers hinterbleibenden Stearinsäure-Ueberzug zum Anschmelzen bringt. Die
                              Blumenblätter behalten hierbei meist ihre Farbe, die chlorophyllhaltigen
                              Pflanzentheile, welche unter Aether besonders saftig und frisch erscheinen,
                              verlieren dieselbe dagegen, wie beim Trocknen überhaupt, fast gänzlich und vergilben
                              auch hier zu einer fahlen, grünlich-grauen Schmutzfarbe, Es scheint dieß
                              weniger in einer Veränderung des Chlorophylls selbst zu liegen als vielmehr in der,
                              durch die, beim Entweichen des Aethers im gasförmigen Zustande sich vollendende
                              morphologische Desaggregation dieser Gebilde bedingten Zerstreuung des Lichtes. Es
                              findet sich hierin gegenüber den chlorophyllfreien Organen ein schroffer Gegensatz,
                              offenbar zusammenhängend mit dem verschiedenartigen histologischen Bau, und die
                              Blüthentheile behalten, obwohl modificirt durch die Transparenz und den Glanz
                              welchen der Stearinsäureüberzug mit sich bringt, zumeist ihre Frische der Farbe
                              ungeschwächt bei.
                           Es gelingt nicht, die Pflanzentheile direct in einer ätherischen Stearinsäurelösung
                              über Chlorcalcium zu trocknen, indem sie dabei ihre Form verlieren und runzelig
                              werden – offenbar durch den Widerstand, welchen die Epidermis der Osmose der
                              Stearinsäure entgegenstellt. Die Ungleichartigkeit des umgebenden Mediums gegenüber
                              der wässerigen Flüssigkeit im Innern der Pflanzenorgane bedingt eine Exosmose der
                              letzteren und veranlaßt so durch die im Innern der auszutrocknenden Gebilde
                              entstehende räumliche Vacation die wellenförmige Krümmung derselben.
                           Von entschieden noch größerem Interesse ist das Verhalten thierischer Gebilde beim
                              Austrocknen nach dieser Methode. Man kann im Allgemeinen sagen: während die
                              pflanzlichen Organe sich durch ihre außerordentliche Sprödigkeit und
                              Zerbrechlichkeit im trockenen Zustande auszeichnen, charakterisirt die animalischen
                              eine größere Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Angriffe, welche in den
                              faserigen Gebilden der Haut ihren idealen Höhepunkt erreicht.
                           KnappAbhandlungen der naturwissenschaftlich-technischen Commission bei der
                                    kgl. bayerischen Akademie der Wissensch. in München, Bd. II S. 152;
                                    polytechn. Journal Bd. CXLIX S. 305
                                    und 378. hat bereits in seiner schönen Arbeit: Natur und Wesen
                                 der Gerberei und des Leders, die Eigenschaften der auf solche Weise
                              wahrhaft in weißgares Leder übergeführten thierischen Haut entwickelt. Das Verfahren, welches derselbe
                              für seinen Zweck benutzte, war folgendes:
                           „Bringt man eine rein gemachte Haut, nachdem man sie zwischen Löschpapier
                                 oder Tüchern, aber ohne Presse, oberflächlich abgetrocknet hat, einige Stunden
                                 lang erst in gewöhnlichen Spiritus und dann, nachdem sie abgetropft ist, eben so
                                 lang in absoluten Alkohol oder Schwefeläther, wobei es, um den Austausch der
                                 Flüssigkeiten zu befördern, nothwendig ist, die Haut in einiger Entfernung vom
                                 Boden aufzuhängen, so besitzt sie nach dem Herausnehmen und Trocknen eine
                                 blendende Weiße, und eine Beschaffenheit, welche jeden Praktiker nöthigen wird,
                                 sie als (weißgares) Leder anzusprechen. Sie ist in der That ein Leder ohne allen
                                 Gerbstoff.“ – –
                           Nach unserm einfacheren Verfahren gibt diese Art der Gerbung einen eleganten
                              Vorlesungsversuch ab, der sich sehr zu einer demonstratio ad
                                 oculos für die Erklärung des Vorganges beim Gerben eignet.
                           Die Weichheit der im Aether über Chlorcalcium getrockneten Lederhaut ist, ohne jede
                              weitere Behandlung (Krispeln u.s.w.), eine ganz außerordentliche. Es wäre vielleicht
                              selbst möglich, von dieser ungewöhnlichen Vollkommenheit der Gerbung für gewisse
                              Zwecke, wo der höchste Grad der Weichheit erfordert wird, für Klavierhammerleder u.
                              dgl., eine technische Verwendung zu machen.
                           In ähnlicher Weise überraschend ist die Gerbung von thierischer Blase auf solche Art,
                              die dadurch in ein dem Glacéleder ähnliches Product, entfernt an das Material
                              zu den bekannten Tabaksbeuteln erinnernd, übergeht.
                           Indeß auch andere thierische Gebilde lassen sich auf diese Weise ohne Gefährdung
                              ihrer Form und bei Vermeidung jeder Conglutination in den trockenen Zustand
                              überführen. Das ganze Eingeweide eines jungen Hundes, nach diesem Verfahren
                              behandelt, bildete ein überraschendes anatomisches Präparat, an dem die Weichtheile
                              auch im völlig trockenen Zustande, ihrer Structur im frischen nach, aufs
                              vollkommenste erhalten waren. Lunge und Leber, die man bisher immer vergeblich als
                              trockene Präparate herzustellen versuchte, bildeten eine lockere schwammige Masse
                              mit vollkommen sichtbar erhaltener Organisation.
                           Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Anatomen hiervon in manchen Fällen werden
                              Gebrauch machen können, und wir glauben daher denselben dieses Verfahren, dessen
                              Verwerthung nach dieser Richtung uns ferne liegt, zur Beachtung empfehlen zu
                              sollen.
                           In vielen Fällen ist eine Anwendung tropfbar flüssigen Aethers nicht einmal für die
                              Erreichung des beabsichtigten Zweckes erforderlich. Thierische Haut und Blase u. dergl.
                              erlangen bereits in einer mit Aetherdampf gesättigten Atmosphäre, die zugleich eine
                              passende stark hygroskopische Substanz enthält, einen Zustand vollendeter
                              Weißgare.
                           Leuchtgas läßt sich indeß nicht für diesen Zweck verwenden; wohl aus dem Grunde der
                              zu geringen Löslichkeit in der die Gebilde erfüllenden Flüssigkeit.
                           Bei unorganischen Körpern, welche sich durch ein ähnliches Zusammenbacken beim
                              Trocknen auszeichnen, wie Thonerde, Eisenoxyd u.s.w., erzielt man durch die
                              Desiccation im künstlichen Medium kein ähnliches Resultat. Wir hatten versucht als
                              Farben benutzte Niederschläge, wie Chromgelb, Berlinerblau u.s.w. auf diesem Wege zu
                              trocknen. Gelänge es dadurch die Niederschläge sogleich pulverförmig im trockenen
                              Zustande zu haben, so würde dieses den Vortheil mit sich bringen, daß man dieselben
                              direct mit Firnissen mischen könnte. Der Versuch mißlang indeß, und die Präparate
                              conglutinirten in ganz ähnlicher Weise wie beim gewöhnlichen Trocknen an freier
                              Luft.
                           Es eignet sich dieses Verfahren also im Allgemeinen nur für organische Substanzen;
                              seine Wirkung ist hier aber in der That eine sehr auffallende.
                           Es ist klar, daß man diese Behandlung im künstlichen Medium durch zweckentsprechende
                              Modification auch für manche anderweitige Anforderungen nutzbar machen kann. Oft ist
                              dieselbe ein sehr bequemes Mittel um saure, in Aether lösliche Körper aus
                              Flüssigkeiten zu entfernen, indem man dieselben zugleich mit Aetzkalk oder Alkali in
                              ein Aetherbad bringt. Beispielsweise erwähnen wir die zahlreichen, zum Theil noch
                              wenig gekannten Producte, welche in den ersten Stadien der Einwirkung von
                              Salpetersäure auf organische Körper entstehen. Es ist dabei meist mit nicht
                              unbedeutenden Schwierigkeiten verbunden, den Ueberschuß von Salpetersäure zu
                              entfernen; dieß gelingt aber sehr leicht auf dem angegebenen Wege, indem alsdann der
                              Aether gleichsam die Brücke zwischen der salpetersäurehaltigen Flüssigkeit und dem
                              Kalk bildet. Durch einigemal wiederholtes Eintrocknen über Kalk unter Aether ist man
                              meist im Stande jeden Ueberschuß von freier Salpetersäure aus den entstandenen
                              Zersetzungsproducten zu beseitigen.
                           Im Allgemeinen geht jedoch die Diffusion derartiger Körper in den Aether nicht so
                              rasch von Statten als man vielleicht vermuthen würde. Man könnte sonst darauf eine
                              Reihe analytischer und namentlich titrimetrischer Methoden gründen, wie z.B. die
                              Bestimmung in Aether löslicher Säuren und ihre Trennung von denen, welchen diese
                              Eigenschaft abgeht, wie Schwefelsäure, Phosphorsäure u.s.w.
                           
                           Zehn Kubikcentimeter Normalsalpetersäure auf den Boden eines weiten Gefäßes gebracht,
                              eine Schicht Aether darüber gegossen und in dieser ein Gefäß mit Normalkalilauge
                              aufgestellt, brauchte der nach dreimal vierundzwanzig Stunden in der unteren
                              Flüssigkeitsschicht noch enthaltene Rest an Salpetersäure zur Neutralisation 3,7 K.
                              C. Normalkali. Diese Trägheit der Diffusion in den Aether steht der allgemeinen
                              Anwendung derartiger Bestimmungsweisen hindernd im Wege.
                           Kohlensäure wird vom Aether (der für analytische Bestimmungen natürlich zuvor durch
                              Schütteln mit Kalilauge von seinem normal nie fehlenden Kohlensäuregehalte befreit
                              seyn müßte) rasch der wässerigen Lösung entzogen, und zwar mit einer so großen
                              Begierde, daß man, bereits nach zweimaliger Behandlung mit einer entsprechenden
                              Aethermenge, durch Zufügung von Kalkwasser, und selbst beim längeren Verweilen,
                              keine Spur von Kohlensäure mehr darin nachweisen kann. Dennoch geht die einfache
                              Diffusion der Kohlensäure in Aether so langsam von Statten, daß sich hierauf wohl
                              schwerlich eine, sonst gewiß im höchsten Grade willkommene Bestimmungsmethode für
                              Kohlensäure gründen läßt.
                           ––––––––––
                           Wir wollen bei dieser Gelegenheit anhangsweise noch einer Vorrichtung gedenken, deren
                              wir uns seit Jahren zur bequemen Herstellung kleiner Dreifüße aus Glasstäben und
                              dergleichen ähnlichen Träger bedienen, wie sie im vorliegenden Falle für die
                              Aufstellung der Gefäße in dem künstlichen Medium sich vorzüglich eignen und bei
                              zahlreichen ähnlichen Anforderungen das praktische Arbeiten im Laboratorium im
                              höchsten Grade fördern.
                           Die Schwierigkeit bei der Anfertigung solcher Vorrichtungen liegt namentlich in dem
                              Umstande, daß man dabei drei Glasstabstücke unter einem bestimmten Winkel
                              zusammenschmelzen soll. Durch einfaches Halten in der Hand ist dieses ohne besondere
                              Fertigkeit kaum erreichbar. Höchst unvollkommen ist das Aushülfsmittel, dessen man
                              sich gewöhnlich bedient, nämlich das ganze kleine Instrument aus einem
                              zusammenhängenden Glasstabstücke zu biegen, die Füße also aus zwei parallelen, sich
                              berührenden, auf und nieder gebogenen Partien des Glasstabes herzustellen. Derartige
                              Vorrichtungen, auf diese Weise ausgeführt, fallen gewöhnlich sehr plump aus und
                              bringen außer der Schwierigkeit der Herstellung noch namentlich den Nachtheil mit
                              sich, daß man die Füße nicht nach Belieben verkürzen kann, wobei ja die ganze
                              Vorrichtung wieder in drei Theile zerfallen würde.
                           Mit Hülfe des in der untenstehenden Skizze gezeichneten Halters ist dagegen die
                              Herstellung solcher Dreifüße aus sechs, zu je drei gleichen, Glasstäben ein Leichtes und erfordert nicht
                              die geringste besondere Fertigkeit in derartigen Arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 170, S. 57
                              
                           Das ganze Werkzeug stellt eine Pincette dar, welche zwei als Seiten eines
                              gleichseitigen Dreiecks zu verbindende Glasstabstücke unter dem erforderlichen
                              Winkel von 60° in, ihre Fixirung in dieser Lage vermittelnde, dreieckige
                              Ausschnitte drückt, wie die Detailzeichnung unserer Skizze deutlich macht. Man legt
                              die Stäbe dergestalt in diese Ausschnitte, daß sich ihre frei hervorragenden Enden
                              eben berühren, und erhitzt dieselben, in der linken Hand gehalten, nun mittelst
                              einer guten Stechflamme des Blasetisches. Gleichzeitig führt man mit der anderen
                              Hand den als Fußstück bestimmten dritten Glasstab in die Flamme. Wenn alle drei
                              Enden gehörig erweicht und durch Schmelzung abgerundet sind, drückt man sie gegen
                              einander und läßt dieselben durch gehöriges Zusammenfließenlassen, und Einrichten
                              durch zweckgemäßes geringes Nähern und Entfernen des Fußstückes, sich völlig und
                              gleichmäßig verbinden. Durch weiteres Umbiegen des Fußes heraus aus der Ebene des
                              gleichseitigen Dreiecks ist diesem leicht die zweckentsprechende Stellung zu geben.
                              Eine Ecke des Dreifußes ist damit vollendet und dieselbe Manipulation wiederholt
                              sich nun auch noch für die anderen beiden.
                           Es würde uns hier zu weit führen, eine größere Auswahl nach Schema dieses Beispieles
                              leicht herzustellender derartiger gläserner Vorrichtungen ausführlicher
                              mitzutheilen. Ihre Construction ist an sich so einfach und die jedesmalige Form nach
                              den Anforderungen des Einzelfalles so leicht zu bestimmen, daß sie sich so zu sagen
                              von selbst gibt. Man wird indeß auch so überblicken, daß die mit Hülfe des
                              beschriebenen Werkzeuges in so rascher Weise herzustellende gabelförmige Vereinigung
                              dreier Glasstäbe eine sehr große Zahl von Combinationen für die mannichfachste
                              Gestalt derartiger unscheinbaren, aber für den Erfolg nicht bedeutungslosen
                              Vorrichtungen zuläßt. Spielend leichte Herstellbarkeit, verbunden mit der
                              Widerstandsfähigkeit gegen saure Agentien und dergleichen empfehlen dieselben
                              hinlänglich. Wenn man einen der an das Dreieck angeschmolzenen Stäbe (Füße) ein Stück weit in der Ebene
                              desselben fortgehen läßt und dann erst nach unten, also nicht unmittelbar an der
                              Löthstelle, biegt, so erhält man sehr zweckmäßige Halter für Trichter zum Filtriren
                              in kleinen Abdampfschalen. Aufrechtstehende gabelförmig getheilte Stäbe, mittelst
                              Korkliederung in einer, in einem Gypsfuße eingegossenen Glasröhre verschiebbar,
                              dienen sehr bequem zum Tragen von Röhren bei Reductionen u. dgl.
                           In manchen Fällen entspricht es mehr dem Bedürfnisse, drei Stäbe in radialer
                              Anordnung unter gleichen Winkeln zu vereinigen. Hiefür dient eine ganz ähnliche
                              Vorrichtung, welche jedoch die Glasstäbe unter einem Winkel von 120°
                              fixirt.
                           Beide Formen dieses uns durch langen Gebrauch und Gewöhnung an die dadurch gewährten
                              Bequemlichkeiten fast unentbehrlich gewordenen kleinen Instrumentes werden hier in
                              München von einem unserer geschicktesten Mechaniker, Hrn. A. Falter, in solidester Ausführung um den mäßigen Preis von 1 fl. 12 kr. per Stück gefertigt.