| Titel: | Unterschwefligsaures Natron als empfindliches Reagens auf Cyanverbindungen; von Dr. A. Fröhde. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XXXIX., S. 117 | 
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                        XXXIX.
                        Unterschwefligsaures Natron als empfindliches
                           Reagens auf Cyanverbindungen; von Dr. A. Fröhde.
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, Bd. CXIX S.
                              322.
                        Fröhde, über unterschwefligsaures Natron als empfindliches Reagens
                           auf Cyanverbindungen.
                        
                     
                        
                           Die leichte Bildung von Schwefelcyan durch Einwirkung des unterschwefligsauren
                              Natrons auf Cyanverbindungen in der Hitze gibt eine sehr empfindliche Reaction auf
                              Cyan an die Hand, wodurch sich feste, lösliche und unlösliche Cyanverbindungen eben
                              so scharf erkennen lassen, als Blausäure in Flüssigkeiten durch Bildung von
                              Schwefelcyanammonium mittelst Schwefelammoniums nach der Liebig'schen Methode.
                           Zur Nachweisung des Cyans in seinen festen Verbindungen verfährt man am einfachsten
                              und schnellsten in folgender Weise: man hält einen mit einem Oehr versehenen
                              Platindraht in eine Flamme, berührt damit einen kleinen Krystall von
                              unterschwefligsaurem Natron, der ungefähr so groß ist wie das Oehr des Drahtes, in
                              der Weise, daß der Krystall daran haftet, da er zu schmelzen anfängt, und hält so
                              lange über die Flamme, bis das Krystallwasser entwichen ist und die Masse sich
                              aufbläht. Bringt man nun eine kleine Probe, um nicht zu sagen ein Stäubchen, der auf
                              Cyan zu prüfenden Substanz auf das entwässerte unterschwefligsaure Natron und erhitzt eine kurze
                              Zeit in der Flamme, bis sich Schwefelcyan gebildet, so entsteht, falls Cyan
                              vorhanden ist, wenn man die im Oehr des Platindrahts befindliche Masse in einige
                              Tropfen Eisenchloridlösung taucht, um den Draht eine intensiv
                                 blutrothe Färbung, die sich allmählich über das ganze Eisenchlorid
                              ausbreitet. Selbstverständlich wird der Draht durch Bildung von Schwefelplatin etwas
                              angegriffen; indeß kann man ihn bei einiger Vorsicht lange brauchen, ehe er
                              zerbricht. Verfährt man in dieser Weise, so kann wohl kaum der Fall eintreten, daß
                              unterschwefligsaures Natron unzersetzt bliebe, und mit Eisenchlorid die bekannte
                              intensiv violette Färbung der unterschwefligen Säure gäbe, aber dieß selbst
                              vorausgesetzt, würde wohl kaum eine Verwechselung möglich seyn, da sich die Lösung
                              bei der Gegenwart von unterschwefliger Säure unter Bildung von Eisenchlorür
                              entfärbt, während blutrothe Färbungen des Eisenchlorids durch Schwefelcyansalze erst
                              nach Zusatz von Wasser verschwinden. Die Reaction kann, wenn man nicht genau
                              verfährt, namentlich bei kleinen Mengen, mißlingen. Wenn man nämlich zu lange
                              erhitzt, verbrennt das gebildete Schwefelcyan mit eigenthümlich rother sprühender
                              Flamme, wie das beim Schwefel und Phosphor bekannt ist; die Flamme unterscheidet
                              sich aber sehr deutlich von der blauen Flamme des brennenden Schwefels. Entfernt man
                              daher, sobald der Schwefel zu brennen anfängt, die Probe von der Flamme, so hat man
                              ein Mißlingen nicht zu befürchten. Selbstverständlich kann man auch nach dieser
                              Methode freie Blausäure nachweisen, indem man mit Natron oder Kali neutralisirt,
                              eindampft, mit unterschwefligsaurem Natron erhitzt und zu Eisenchlorid bringt.
                           Will man die Anwendung des Platindrahts vermeiden, so erhitzt man in einem
                              Porzellantiegel oder in einer Proberöhre die auf zu Cyan zu prüfende Substanz mit
                              der 4fachen Menge entwässerten unterschwefligsauren
                              Natrons bis zur beginnenden Verflüchtigung des Schwefels, löst die Masse in Wasser
                              und filtrirt von den ungelösten Schwefelmetallen ab. Setzt man nun 1 Tropfen
                              Eisenchloridlösung hinzu, so färbt sich die Flüssigkeit, falls man es mit einer
                              Cyanverbindung zu thun hat, blutroth.
                           Zur Feststellung der Empfindlichkeit und der Tragweite der Reaction wurden kleine
                              Mengen Cyankalium, Blutlaugensalz, Ferridcyankalium, Cyansilber, Ferrocyansilber,
                              Ferrocyankupfer, Berlinerblau im Platinöhr auf die beschriebene Weise geprüft; immer
                              trat, falls die Erhitzung nicht so lange gedauert hatte daß das gebildete
                              Schwefelcyan verbrannte, beim Eintauchen des Platindrahtes in eine concentrirte
                              Lösung von Eisenchlorid die blutrothe Färbung ein.
                           
                           Nach dieser Methode läßt sich, worauf noch besonders hingewiesen seyn mag, Cyansilber von Chlor-, Brom- und Jodsilber
                              unterscheiden oder neben ihnen erkennen.