| Titel: | Beiträge zur Kenntniß einiger Verlustquellen bei der Zuckerfabrication; von Dr. C. Stammer. | 
| Autor: | Karl Stammer [GND] | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XLI., S. 121 | 
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                        XLI.
                        Beiträge zur Kenntniß einiger Verlustquellen bei
                           der Zuckerfabrication; von Dr. C.
                              Stammer.
                        Stammer, Beiträge zur Kenntniß einiger Verlustquellen bei der
                           Zuckerfabrication.
                        
                     
                        
                           Es bedarf wohl kaum des Nachweises, wie wichtig für den Fabrikanten die Kenntniß der
                              Größe und der Ursachen der verschiedenen Verluste ist, welche in den verschiedenen
                              Stadien der Zuckerfabrication vorkommen. Erst wenn man die Größe eines solchen
                              Verlustes kennt, vermag man zu beurtheilen, ob es möglich und lohnend ist, Mittel zu
                              seiner Vermeidung anzuwenden, oder ob man denselben unvermeidlich in Rechnung zu
                              ziehen hat.
                           Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß die Ermittelungen dieser Verluste nur
                              einen relativen Werth haben, der nicht überschätzt werden darf: die einmal
                              gefundenen Größen gelten nur für den speciellen Fall unter den gerade gegebenen
                              Umständen. Selbst in einer Fabrik kommen Abweichungen in
                              mancherlei Weise vor, welche bei wiederholten Untersuchungen dieser Art abweichende
                              Zahlen erzielen lassen können; noch mehr ist dieß der Fall, wenn verschiedene
                              Fabriken in Betracht kommen. Es können also die Bestimmungen solche Verluste eben
                              nur Näherungswerthe liefern; dennoch sind auch diese schon von großem Interesse,
                              namentlich wenn mehrfache Ermittelungen gleicher Art von verschiedenen Seiten
                              gemacht und verglichen werden können. Einen werthvollen Beitrag zu den
                              Verlustbestimmungen hat A. Franck gegeben,Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. VI Heft 1 und 2; hieraus im
                                    Auszuge im Jahresbericht für Zuckerfabrication von Scheibler und Stammer I, II S. 411. und es erscheint gewiß wünschenswerth, wenn recht zahlreiche Beiträge zu
                              diesem noch wenig ausgebeuteten Zweige chemisch-technischer Forschung bekannt
                              werden, namentlich wenn die angewandten Methoden mehr und mehr der Vervollkommnung
                              theilhaft werden. In dieser Beziehung möchte es rathsam erscheinen, den bisher so
                              vielfach und einseitig befolgten Weg der Bestimmung durch den Unterschied mehr zu verlassen und den Weg der directen Bestimmung, da wo es irgend thunlich ist, zu befolgen. Jedenfalls
                              wird man auf diese Weise zu zuverläßigeren Resultaten gelangen.
                           Die meisten der auf diese Art ermittelten Zahlen werden nicht wenig überraschen; man
                              macht sich selten ein richtiges Bild von der wirklichen Größe eines
                              Fabricationsverlustes und findet diese entweder viel niedriger oder – und
                              zwar zumeist – viel höher als erwartet. Nur directe Untersuchungen aber sind
                              im Stande, jeden auf dem Fabricationsgebiete so verderblichen Zweifel in Sicherheit
                              zu verwandeln. In den verflossenen Campagnen habe ich es mir angelegen seyn lassen,
                              solche nach Kräften anzustellen, und werde mir erlauben, die Resultate derselben,
                              dem Gange der Rübenverarbeitung entsprechend, mitzutheilen. Die Untersuchungen
                              erstreckten sich nur auf wenige Punkte und machen daher keinen Anspruch auf
                              Vollständigkeit der Verlustermittelungen.
                           
                        
                           I. Verlust an Steuer durch die den Rüben
                                 anhängenden Erd- und Wassertheile.
                           Man hat oft vorgeschlagen, die Rüben vor der Steuerverwiegung vom Wasser und von dem
                              letzten, auch bei gutem Waschen haften bleibenden Schmutze sorgfältiger zu befreien,
                              um so den Theil der Steuer zu ersparen, welcher auf diese Weise für fremde Körper
                              bezahlt werden muß. Wenn auch die vollständige Entfernung des Schmutzes kaum im
                              Großen ausführbar seyn dürfte, so ließe sich doch das Wasser durch längeres oder
                              kürzeres Liegenlassen der gewaschenen Rüben in mäßig warmen Räumen leicht
                              beseitigen. Da aber auch dieses Verfahren nicht ohne besondere Einrichtungen und
                              Kosten ausführbar ist, so muß vor Allem bestimmt werden, welcher Nutzen daraus zu
                              erzielen ist; eine Untersuchung über die Menge Feuchtigkeit, welche gewaschene Rüben
                              in verschieden warmer Luft und in verschiedenen Perioden abgeben, erscheint daher um
                              so mehr von Interesse, als es bisher an Angaben darüber fehlte und selbst gering
                              verschiedene Wasserverluste bei der Höhe der verarbeiteten Rübenmenge schließlich
                              einen nicht unerheblichen Betrag ausmachen müssen. Die Versuche habe ich auch über
                              längere Zeiten ausgedehnt und dabei höhere Temperaturen angewandt, als solche in der
                              Fabrikpraxis vorkommen werden; die Resultate schienen mir aber von anderem
                              Gesichtspunkte interessant genug, um sie hier ebenfalls mitzutheilen.
                           1) Zehn Stück Rüben, nach dem Waschen und Putzen, mit noch so viel anhängendem Wasser
                              und Schmutz, wie sie eine gewöhnliche, gedrängte Fabrication liefert, und so, daß
                              man sie als mittelschmutzig bezeichnen kann, wogen 222 Loth; nach dem sorgfältigsten
                              Reinigen mit Wasser und Bürste wogen sie noch 219,5 Loth. Hierauf wurden sie mit
                              einem Tuche abgetrocknet und hatten nun ein Gewicht von 219 Loth. Sie wurden
                              fernerhin in einem mäßig erwärmten Raume (von 15–18° C.) während 30
                              Stunden frei hingelegt und wogen hiernach 216 Loth; 8 Tage später betrug ihr Gewicht
                              noch 202 und weitere 8 Tage später noch 172 Loth.
                           
                           Hiernach beträgt der an diesen Rüben befindlich gewesene nasse
                                 Schmutz 1,15 Proc. und die außerdem noch vorhandene äußere Feuchtigkeit
                              0,22 Proc., zusammen also 1,37 Proc., eine Menge, die gewiß gering erscheint.
                              Indessen ergibt dieß für jeden Kasten (von 5 Cntr.) versteuerter Rüben zwar nur 6,8
                              Pfund, welche unnöthig versteuert werden, im Ganzen aber auf 100 Cntr. den Betrag
                              von etwa 10 Sgr.
                           Die übrigen oben mitgetheilten Zahlen zeigen einen weiteren Verlust von 1,35 Proc. in
                              30 Stunden, was zu dem oben Gefundenen addirt 2,7 Proc., entsprechend einer Steuer
                              von 20 Sgr. für 100 Cntr. ergibt.
                           In 8 Tagen waren verdunstet, einschließlich des anfangs durch Abtrocknen entfernten
                              Wassers, 7,65 Proc. des ursprünglichen Gesammtgewichtes, entsprechend 1,9 Thlr.
                              Steuer für 100 Cntr. Rüben.
                           Zusammen betrug also der Schmutz und das durch Abtrocknen und 8tägiges Liegenlassen
                              in mäßig warmer Luft entfernbare Wasser (auf 222 Loth 20 Loth) 9 Proc. oder für 100
                              Cntr. Rüben 2,25 Thlr.
                           Hierbei ist allerdings die den Rüben anhängende Erde mitgerechnet; bei den folgenden
                              Versuchen ist daher auf diese keine Rücksicht genommen, und nur der Wasserverlust in verschiedenen Perioden bestimmt worden. Dabei
                              waren die Rüben von derselben Beschaffenheit und die Luft von derselben Wärme wie
                              vorher.
                           2) Zehn Rüben wogen nach dem Waschen und gewöhnlichen Putzen 228 Loth. Sie wurden
                              ohne weitere Reinigung zum Trocknen hingelegt, und hatten nach 30 Stunden ein
                              Gewicht von 222 Loth.
                           Diese noch etwas schmutzigen Rüben hatten also durch Austrocknen 2,63 Proc. verloren,
                              entsprechend einem Gewicht von 13,15 Pfd. auf jeden Kasten von 5 Cntr., oder einem
                              Steuerverluste – auf 100 Cntr. – von 0,66 Thlr.
                           Nach weiteren 8 Tagen war das Gewicht auf 198 Loth gesunken, entsprechend einem
                              Gesammtwasserverlust von 13,1 Proc. oder einer Steuer von 3,26 Thlr. auf 100 Cntr.
                              Rüben.
                           Um zu prüfen, ob die oberflächlich getrockneten Rüben beim nochmaligen Behandeln mit
                              Wasser, dieses nicht etwa wieder rasch aufnehmen, wurden 5 Stück von denen, welche
                              14 Tage gelegen hatten, in Wasser gebracht; sie nahmen nach kurzem Verweilen darin
                              und Abputzen jedoch nicht merklich an Gewicht zu; nach einem 6stündigen Einweichen
                              hatten sie ihr Gewicht erst um 4,4 Proc. vermehrt. Gewöhnliches Abwaschen würde also
                              den stattgefundenen Trockenverlust kaum beeinflussen.
                           Hiernach wurden noch einige Versuche über den Verlust angestellt, welchen die Rüben
                              beim Trocknen in etwas größerer Wärme erleiden, und dabei zugleich die etwaigen
                              Aenderungen in der Saftbeschaffenheit geprüft.
                           3) Gewaschene und geputzte Rüben, wie sie auf die Steuerwaage kommen, wurden im
                              Kesselhause einer Wärme von 49° C. ausgesetzt.
                           Von den frischen Rüben ergaben sechs Stück einen Saft von
                              12,6 Proc. Ball. und eine Polarisation von 10,51 (entsprechend einem Quotienten von
                              83,3 Proc.).
                           Nach 4 Stunden war das Gewicht der Rüben von 70 auf 68 Pfd., nach 8 Stunden auf 65,5
                              Pfd., nach 24 Stunden auf 56,5 Pfd. gesunken. Der Saft ergab nun ein spec. Gewicht
                              von 17,1 Proc. Ball., eine Polarisation von 13,9 und mithin einen Quotienten von
                              81,2 Proc.
                           4) Ungewaschene und ungeputzte Rüben, so wie sie vom Felde kommen, wurden derselben
                              Temperatur ausgesetzt; sie wogen vorher 70 Pfd., nach 4 Stunden 65 Pfd., nach 8
                              Stunden 58,5 Pfd., nach 24 Stunden 50 Pfd.
                           5) 95 Pfd. Rüben, mit der Hand möglichst gereinigt, ungewaschen, wogen, nachdem sie
                              derselben Temperatur 8 Stunden ausgesetzt waren, 81 Pfd. und nach 24 Stunden 71
                              Pfd.
                           6) Um mit Sicherheit den Unterschied zwischen den frischen und oberflächlich
                              getrockneten Rüben zu erkennen, wurde eine einzelne gereinigte Rübe mitten
                              durchgeschnitten, die eine Hälfte frisch, die andere erst dann untersucht, als sie
                              durch Trocknen auf einem warmen Ofen 33,5 Proc. ihres Gewichtes verloren hatte.
                           Die frische Hälfte ergab einen Saft von 14,7 Proc. Ball. und 12,8 Proc. Zuckergehalt,
                              mithin von einem Quotienten von 87,08 Proc.
                           Die getrocknete Hälfte wurde gerieben und das Reibsel mit seinem halben Gewichte
                              heißen Wassers vermischt und dann ausgepreßt. Der Saft wog 13,6 Proc. Ball. und
                              polarisirte 12,0 Proc., entsprechend einem Quotienten von 88,2 Proc.
                           Berechnet man diese auf den unverdünnten Saft der getrockneten Rübe, so ergab sie
                              20,4 Proc. Ball., 18,0 Polarisation, und einen Quotienten von ebenfalls 88,2.
                           Die Berechnung des Saftes der frischen Hälfte nach dem Grade des Eintrocknens würde
                              nur 19,6 Proc. Ball. und 17,1 Proc. Polarisation liefern.
                           Indem es einstweilen unentschieden bleiben muß, worin diese Abweichung begründet ist,
                              können wir immerhin aus diesem Resultate schließen, daß die Rübe durch ein gelindes
                              Eintrocknen oder Abwelken bei nicht zu hoher Temperatur und während nicht zu langer
                              Zeit keine schädliche Veränderung ihres Saftes zu erleiden hat. (Die bei Vers. 3
                              bemerkte Abnahme ist, da
                              die Untersuchung nicht dieselben Rüben betraf, nicht als
                              genau maßgebend zu betrachten.)
                           Die Resultate sämmtlicher Versuche sind in folgender Tabelle zur leichteren
                              Uebersicht zusammengestellt. Daß diese Zahlen nur annähernde Werthe darstellen, die
                              je nach Umständen mehr oder weniger Abweichungen erfahren können, ist schon oben
                              bemerkt; doch werden sie hinreichen, um bei der Beurtheilung, ob das eine oder
                              andere Verfahren zum Abtrocknen der Rüben von Vortheil seyn kann, einen Anhalt zu
                              bieten.
                           A. Gewöhnliche
                                 Wärme von 15–18° C.
                           
                              
                                 Versuch
                                 Bezeichnungder Rüben
                                 Durch sorgfältigeReininung
                                    zuentfernen
                                 EntsprechendeSteuer auf100 Centner
                                 Wasserverlust u.
                                    entsprechenderSteuerbetrag für100 Centner Rüben
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 nach 30 Stunden
                                 nach 8 Tagen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Wasser
                                 Steuer
                                 Wasser
                                 Steuer
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Proc.
                                 Thlr.
                                 Proc.
                                 Thlr.
                                 Proc.
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 1
                                 Rüben von denPutztischen
                                 13,7
                                 0,33
                                 1,35
                                 3,4
                                    7,65
                                 1,9
                                 
                              
                                 2
                                 Ebenso
                                 –
                                 –
                                 2,63
                                 6,6
                                 13,1
                                   3,20
                                 
                              
                           B. Wärme
                                 von 49° C.
                           
                              
                                 Versuch.
                                 Bezeichnungder Rüben.
                                 Wasserverlust und entsprechender Steuerbetrag
                                    für100 Centner Rüben
                                 
                              
                                 
                                 
                                 nach 4 Stunden
                                 nach 8 Stunden
                                 nach 24 Stunden
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Wasser.
                                 Steuer.
                                 Wasser.
                                 Steuer.
                                 Wasser.
                                 Steuer.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Proc.
                                 Thlr.
                                 Proc.
                                 Thlr.
                                 Proc.
                                 Thlr.
                                 
                              
                                 3
                                 Gewaschen undgeputzt
                                   2,8
                                 0,7
                                      6,4
                                 1,6
                                    19,3
                                 4,82
                                 
                              
                                 4
                                 Ungereinigt
                                 7
                                   1,75
                                 16
                                 4,0
                                 29
                                 7,25
                                 
                              
                                 5
                                 Mit der Handgeputzt
                                 –
                                 –
                                    14,7
                                   3,67
                                 25
                                 6,25
                                 
                              
                           
                        
                           
                           II. Verlust an Rüben durch die
                                 unvollkommene Saftgewinnung beim einfachen Auspressen.
                           Die Bestimmung dieses Verlustes kann nur dann einen praktischen Werth haben, wenn sie
                              im Verhältniß zu dem wirklich in den Rüben, und zwar im Durchschnitt der ganzen
                              verarbeiteten Masse, enthaltenen Zucker und zu dem im Scheidesafte gewonnenen
                              Product direct ausgeführt wird. Es gehört dazu ferner, daß zur Bestimmung solche
                              Producte dienen, wie sie im großen, einige Zeit hindurch sorgfältig beobachteten
                              Betrieb entfallen, und daß, wenn zweierlei Verfahren, hier also einfaches und
                              zweifaches Auspressen, vergleichsweise geprüft werden sollen, die Probearbeiten mit
                              parallelen Zuckerbestimmungen in ganz gleicher Weise und so bald nach einander
                              vorgenommen werden, daß mit Bestimmtheit anzunehmen ist, daß alle einschlagenden
                              Umstände bei den zwei Arbeitsweisen möglichst dieselben waren und diese in ihren
                              Resultaten also direct vergleichbar sind.
                           Diese Gesichtspunkte waren bei der Probearbeit maßgebend, deren Resultate hier
                              mitgetheilt werden sollen; sie wurde gegen Ende der
                                 Campagne 1861–62 in der Absicht ausgeführt, einen Vergleich des
                              Zuckerverlustes beim gewöhnlichen einfachen Pressen mit demjenigen beim zweimaligen
                              Pressen nach vorhergegangenem Maischen der Preßlinge mit
                              Wasser, aufzustellen.
                           Das einmalige Pressen geschah unter starkem Wasserzulauf auf die Reiben und zwar mit
                              kräftigen Vorpressen und großer Hauptpresse bester Construction; beim zweimaligem
                              Pressen wurde nach der hinlänglich beeannten Methode – Maischen mit der Schlickeysen'schen Patent-Maischmaschine,Man sehe die Besprechung derselben in diesem Journal Bd. CLXIII S. 142. Saftlauf der Nachpressen auf die Reiben –
                              gearbeitet; jede Arbeit wurde längere Zeit fortgesetzt und bei den Versuchen
                              unmittelbar nach einander ausgeführt. Während die Einrichtung getroffen war, daß
                              alle Producte bis zur Füllmasse und dem daraus erhaltenen Rohzucker (erstes Product)
                              getrennt blieben, konnte doch auf Gleichheit aller Fabricationsumstände gerechnet
                              werden. In beiden Fällen waren sowohl sämmtliche Pressen, als auch sämmtliche
                              Arbeitskräfte in Anwendung, nur wurde natürlich bei Versuch I, mit einmaligem
                              Pressen, auf allen Pressen Rübenbrei, mithin eine größere Menge Rüben als bei
                              Versuch II, mit zweimaligem Pressen, verarbeitet. Diese Einrichtung bot den
                              Vortheil, daß die Arbeitskosten die gleichen für beide
                              Arbeiten sind, und also dieser Factor gar nicht in Rechnung zu ziehen ist, was diese wegen der sonst
                              gerade hierbei kaum vermeidlichen Unsicherheit sehr vereinfacht. Verschieden waren
                              nur die Mengen der verarbeiteten Rüben und das Product an Preßlingen und Saft oder
                              an Füllmasse, alles Factoren, welche verhältnißmäßig leicht und sicher zu ermitteln
                              und zu vergleichen sind. Wir werden am Schlusse der Rechnung sehen, wie einfach sich
                              der Verlust sonach in Form von verlorenen Rüben
                              ausdrücken und mithin schätzen läßt.
                           Die während der Versuchsarbeiten vorgenommenen Ermittelungen begreifen wesentlich
                              folgende drei Punkte: Zuckerbestimmung für den Durch schnitt der verarbeiteten Rüben, deßgleichen für die entfallenen Preßlinge, und endlich für den erhaltenen Scheidesaft. Die Menge der Rüben und der Preßlinge ergab
                              das Gewicht derselben, die des Scheidesaftes die Zahl der Scheidepfannen. Da diese
                              letzteren im Laufe des größeren Betriebes stets möglichst voll genommen werden, so
                              kann ihre Zahl wohl mit hinreichender Genauigkeit als Maaß für den Scheidesaft
                              gelten. Uebrigens wurden die Resultate durch die Bestimmung der Füllmasse und des
                              Rohzuckers I Products controllirt.
                           Die Bestimmung des Zuckergehaltes der Rüben geschah
                              dadurch, daß in regelmäßigen kurzen Zwischenräumen Proben von Rübenbrei, ohne jeden
                              Zulauf, gleichzeitig an allen Reiben genommen, sorgfältig gemischt, mit einer
                              starken Presse ausgepreßt und specifisches Gewicht und Polarisation von dem
                              erhaltenen Saft ermittelt wurden. Da die sämmtlichen so gewonnenen Resultate für
                              jede Versuchsarbeit nur wenig unter einander abweichen, so kann wohl für jede Probe
                              der Durchschnitt dieser Zahlen als der wahre Gehalt des unvermischten Rübensaftes
                              angesehen werden.
                           Die Zuckermenge in den Preßlingen wurde durch mehrmals in jeder Schichte angestellte
                              Untersuchung einer Probe bestimmt, welche von sämmtlichen Pressen gleichzeitig
                              entnommen und gut gemischt worden war. Die Zuckerbestimmung geschah in
                              gleichförmiger Weise: Digestion der zerkleinerten Preßlinge mit dem doppelten
                              Gewicht siedenden Wassers, Auspressen mit einer Presse von einer Kraft = 8/9
                              – 9/10 der hydraulischen Pressen, Multiplication der Polarisation des
                              erhaltenen Saftes mit 3.
                           Um den wirklichen Gehalt des in die Scheidepfannen gelangten Saftes mit möglichster
                              Genauigkeit zu ermitteln, wurde von jeder einzelnen Pfanne, sobald sie vollgelaufen
                              war, eine Probe zurückgestellt; bei der damals herrschenden Kälte konnten alle diese
                              Proben, ohne Veränderung zu erleiden, bis zu ihrer Untersuchung aufbewahrt werden,
                              welche mit dem aus gleichen Theilen einer größeren Anzahl Proben gemischten
                              Durchschnittsmuster von Zeit zu Zeit bei der Normaltemperatur vorgenommen wurde. Auf
                              diese Weise dürften die schließlich erhaltenen Durchschnittszahlen mit Recht für den mittleren
                              Gehalt des Saftes der sämmtlichen Scheidepfannen jeder Versuchsarbeit gelten und als
                              solche in Rechnung kommen. Mit Uebergehung der einzelnen erlangten Zahlen folgen
                              hier die gewonnenen Resultate in möglichster Uebersicht. Dieselben sind sämmtlich
                              auf eine Verarbeitung von 100 Ctr. Rüben mit einmaliger Pressung und die damit in
                              gleicher Zeit und mit gleichen Kosten stattgefundene Verarbeitung von 89 Ctr. Rüben
                              bei zweimaligem Pressen berechnet.
                           
                              
                                 
                                 Versuch I.
                                 Versuch II.
                                 
                              
                                 Verarbeitete Rüben
                                    100 Ctr.
                                    89 Ctr.
                                 
                              
                                 Durchschnittsgehalt des reinen Saftes Ball.
                                     13,45 Proc.
                                    13,60 Proc.
                                 
                              
                                                                         
                                    Polar.
                                 10,87    „
                                 11,20    „
                                 
                              
                                 Gehalt der Rüben (unter Annahme von 95 Proc. Saft)
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Ball.
                                 12,77    „
                                 12,92    „
                                 
                              
                                 Polar.
                                 10,33    „
                                 10,64    „
                                 
                              
                                 In Arbeit wurden also genommen an Zucker
                                  10,33 Ctr.
                                    9,47 Ctr.
                                 
                              
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Erhalten an Preßlingen
                                  17,5   Ctr.
                                 15,5   Ctr.
                                 
                              
                                 Dieß entspricht in Proc. der Rüben
                                     17,5  
                                    Proc.
                                    17,47 Proc.
                                 
                              
                                 Durchschnittsgehalt der Preßlinge an Zucker
                                       7,43
                                    Proc.
                                   3,59    „
                                 
                              
                                 Mithin Gesammtzuckergehalt derselben
                                 130,0   Pfd.
                                  55,6   Pfd.
                                 
                              
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Erhalten an Scheidesaft: Pfannen
                                 4,33
                                 4,26
                                 
                              
                                 Mittlerer Gehalt dieses Saftes. Ball.
                                   10,56 Proc.
                                   10,14 Proc.
                                 
                              
                                                     
                                    Polar.
                                 8,51    „
                                 8,32    „
                                 
                              
                                 Es wurde also erhalten an Zucker, ausgedrückt
                                    in    Pfannenprocenten
                                 36,86
                                 35,44
                                 
                              
                                 Also aus 1 Ctr. Zucker der Rüben: Pfannenproc.
                                   3,57
                                   3,74
                                 
                              
                                 und aus 1 Ctr.
                                    Rüben                        ebenso
                                     0,369
                                     0,398
                                 
                              
                           Wenn nun schon einige Angaben dieser Uebersicht den unzweifelhaften Vortheil des
                              Versuches II gegen I erkennen lassen, so ist dieser doch weiterhin durch Zahlen
                              wenigstens annähernd auszudrücken. Eine ganz genaue Feststellung ist natürlich wegen
                              der unvermeidlichen und auch hier bemerkbaren Verschiedenheit der Rüben nicht
                              ausführbar; indessen wird das Folgende für technische Schätzung schon ausreichend
                              seyn.
                           Um die gewonnenen Producte vergleichen zu können, sind sie auf Rüben von gleichem
                              Zuckergehalt zu beziehen; wir müssen daher zu diesem Zwecke die 100 Ctr. Rüben von
                              10,33 Proc. auf solche von 10,64 Proc. reduciren, und haben daher nur 97,09 Ctr. in
                              Rechnung zu bringen.
                           Es wurden in diesem Sinne bei I 8,09 Ctr. mehr verarbeitet; dafür wurden in den
                              Scheidepfannen mehr erhalten 1,42 Pfannenprocente Zucker; da nun aus den 97 Ctrn. Rüben
                              36,86 Pfannenprocente Zucker erhalten wurden, so entspricht 1 Ctr. dieser Rüben nach
                              dieser Reduction 0,38 Pfannenprocenten, die mehr erhaltenen 1,42 Pfan.-Proc.
                              also einem Mehr von 3,74 Ctrn. Rüben im Scheidesaft. Der Verlust bei Versuch I gegen
                              Versuch II (einmaliges gegen zweimaliges Pressen) beträgt also (in Rüben von 10,64
                              Proc. ausgedrückt) 8,09–3,74 oder 4,35 Ctr. auf jede verarbeitete 100 Centner
                              Rüben. (Wäre die Reduction auf gleichartige Rüben nicht vorgenommen worden, so würde
                              natürlich der Verlust noch größer erscheinen, doch ist hier absichtlich die
                              Berechnung so gestellt worden, daß der Verlust mindestens
                              zu dieser Höhe mit Sicherheit anzunehmen ist). Hiernach ist der tägliche Verlust für
                              jede Verarbeitung einfach zu berechnen, denn die bezeichnete Rübenmenge wird ohne
                              allen Nutzen geopfert, indem ihr Aequivalent an Zucker in den Preßlingen der
                              Zersetzung unterworfen wird. Allerdings werden dafür mehr Rüben verarbeitet, und der
                              Nutzen, daß die Campagne früher beendet werden kann, ist manchmal nicht abzuläugnen;
                              allein es findet hiernach ein solcher Rübenverlust statt, daß von den
                              mehrverarbeiteten nur der kleinere Theil (etwa 46 Proc.)
                              als wirklich in die Fabrik gelangend zu betrachten ist.
                           Ein derartiger Verlust dürfte aber doch nur äußerst selten durch die Verlängerung der
                              Campagne entstehen, und in solchem besonderen Falle ist dann eine eigene
                              Berücksichtigung der etwaigen außerordentlichen Umstände geboten.
                           Diese Rechnung wird durch die Betrachtung der Preßlinge bestätigt. Die obige Tabelle
                              zeigt, daß bei I eine fast 2 1/3 mal so große Zuckermenge in die Preßlinge gelangte
                              als bei II, obwohl die verarbeitete Rübenmenge nur in einem kleinen Verhältniß
                              vergrößert war. Mehr verarbeitet worden sind nämlich nach obiger Rechnung bei I 8,09
                              Ctr. (reducirte Rüben). Verloren ist in den Preßlingen soviel Zucker, wie in 12,22
                              Ctrn. Rüben enthalten sind, während bei II nur 5,21 Ctr. auf diese Weise verloren
                              wurden. Während also bei I 8,09 Ctr. mehr verarbeitet
                              wurden, gingen 7,01 Ctr. mehr verloren. Die eigentliche Mehrverarbeitung betrug
                              hiernach also nur 1,08 Ctr. auf 100 Ctr. verarbeitete Rüben, ist also fast so gut
                              wie illusorisch.
                           In Bezug auf den Verlust durch die Preßlinge liefern die oben angegebenen Zahlen u.a.
                              noch folgende Vergleiche:
                           
                           
                              
                                 
                                 Versuch I.
                                 Versuch II.
                                 
                              
                                 Verloren an Zucker nach dem
                                    Gewichte der Rüben
                                 1,300 Proc.
                                 0,625 Proc.
                                 
                              
                                 Also bei I mehr als bei II
                                 
                                 
                                 
                              
                                             
                                    in Procenten vom Rübengewicht
                                  0,675
                                 
                                 
                              
                                             
                                    in Procenten vom Verlust
                                   108
                                 
                                 
                              
                                 Verlust an dem in Arbeit genommenen Zucker
                                 12,6 Proc.
                                 5,9 Proc.
                                 
                              
                                 Also bei I mehr
                                     6 ,7   „
                                 
                                 
                              
                           Zum anderweitigen Vergleich der Resultate, ohne Rücksicht auf die Arbeitskosten und
                              nur nach der Production aus gleichen Rübenmengen, möge hier noch eine
                              Zusammenstellung der Producte für 100 Ctr. Rüben in beiden Fällen folgen, soweit die
                              betreffenden Zahlen nicht schon aufgestellt worden sind.
                           
                              
                                 
                                 Versuch I.
                                 Versuch II.
                                 
                              
                                 Bei einer Verarbeitung von
                                 100 Ctr.
                                 100 Ctr.
                                 
                              
                                 kam in Arbeit: Zucker
                                 10,33 Ctr.
                                 10,64 Ctr.
                                 
                              
                                 Erhalten wurde an Saft: Scheidepfannen
                                     4,33
                                     4,78
                                 
                              
                                 Mittlerer Gehalt dieses Saftes: Polar
                                     8,51
                                     8,32
                                 
                              
                                 Also erhalten an Zucker: Pfannenprocente
                                   36,86
                                   39,77
                                 
                              
                                 Mithin auf 100 Ctr. mehr
                                 –
                                     2,91
                                 
                              
                                 Erhalten an Preßlingen
                                 17,50 Ctr.
                                 17,47 Ctr.
                                 
                              
                                 Worin Zucker
                                 130,0 Pfd.
                                 62,5  Pfd.
                                 
                              
                                 Mithin mehr
                                 –
                                 67,5  Pfd.
                                 
                              
                           Da der Saft der Rüben beim II. Versuche 10,6 Proc., der verdünntere in den
                              Scheidepfannen 8,3 Proc. Zucker enthielt, so berechnet sich der Wasserzulauf zur Maische auf ungefähr 28 Proc. vom Gewicht des
                              frischen Rübenbreies, oder auf das 1,6 fache des Preßlingengewichtes. Hieraus, wie
                              auch schon aus dem Vergleich des Gehaltes beider Scheidesäfte ergibt sich, daß eine
                              bemerkliche Vermehrung des zu verdampfenden Wassers durch dieses Verfahren nicht
                              stattgefunden hat und daß noch mancherlei Abweichungen vorkommen können, ohne daß
                              dieß geschehen würde. Der Wasserlauf auf die Maische ist bei dieser (der Schlickeysen'schen) Maschine allein
                              durch den Grad der Erschöpfung bedingt, welchen man erreichen will, und dieser läßt
                              sich schon annähernd aus dem spec. Gewicht des Nachpressensaftes beurtheilen. Um die
                              Verdünnung des Scheidesaftes nicht empfindlich werden zu lassen, kann man die
                              Schwere des Nachpressensaftes zweckmäßig auf 3 bis 3,5 Proc. Ball. normiren. Dieser
                              Saft ist kein allzusehr verdünnter, und verdünnt auch, wie obige Zahlen darthun,
                              beim Auflaufen auf die Reibe, den Rübensaft nicht mehr, als dieß der sonst übliche
                              Wasserlauf thut. Bei Anwendung anderer Zerkleinerungsmaschinen für die Preßlinge als
                              die erwähnten, ist man dagegen erfahrungsmäßig genöthigt, sich mit dem Wasserzulauf
                              nach der Arbeit der Maschine zu richten und meistens mehr Wasser zulaufen zu lassen;
                              es fällt dabei der Nachpressensaft sehr ungleich aus: der zuerst ablaufende ist
                              leichter, der zuletzt aus der Presse kommende schwerer, was, wie ein Versuch zeigt,
                              bei dieser Maischmaschine nicht der Fall ist. Die Folge
                              davon ist natürlich, daß man gegen letztere entweder eine geringere Erschöpfung der
                              Rüben erzielt, oder ein größeres Volumen Scheidesaft von geringerer Schwere
                              erhält.
                           Was die unvermeidlichen Unterschiede betrifft, welche sich zwischen den beobachteten
                              und den wie üblich zu berechnenden Ergebnissen herausstellen, so ist zu bemerken,
                              daß die hier mitgetheilten Zahlen nicht nur den unmittelbaren
                                 Ausdruck des Experiments im Großen darstellen, sondern auch der gewöhnlichen Arbeit, und nicht einer mit ausnahmsweise
                              sorgfältiger Genauigkeit angestellten Probearbeit entnommen sind, daß sie also
                              jedenfalls für die Fabrikpraxis weit zuverlässiger sind als die mehr theoretischen
                              Berechnungen, welche niemals alle Umstände einer laufenden Arbeit in Betracht ziehen
                              können.
                           Es bleibt nun noch die Controlirung der durch die Preßlinge und den Scheidesaft
                              gewonnenen Resultate durch die Füllmasse und den daraus im I. Producte erhaltenen
                              Rohzucker.
                           Der Saft wurde in beiden Fällen genau gleich behandelt, so daß die Verluste durch
                              Kochen und Filtriren wohl als dieselben betrachtet werden können. Die Füllmasse
                              wurde in Bastardformen erkalten gelassen und sowohl ihr Gewicht, wie dasjenige des
                              durch Ausschleudern gewonnenen Rohzuckers, durch directe Wägung ermittelt.
                           Aus dem Unterschiede der erlangten Füllmassengewichte konnte dann der erlittene
                              Verlust an Rüben in ähnlicher Weise berechnet werden, wie
                              dieß für den Scheidesaft geschehen war, und wurde auch hierbei eine Zahl erlangt,
                              welche als Ausdruck für den Reinverlust an Rüben von I gegen II in Anbetracht der
                              Verhältnisse sehr nahe mit der oben angegebenen übereinstimmt.
                           Dasselbe gilt für den ausgeschleuderten Rohzucker. Polarisation und Farbe der in
                              beiden Fällen erzielten Producte an Zucker und Syrup waren dabei so wenig von einander
                              abweichend, daß hierdurch der bestimmte Nachweis geliefert war, daß durchaus keine
                              Benachtheiligung der Säfte durch die Verarbeitung der Preßlinge entstanden war.
                           Hiernach wird es genügen anzuführen, daß im Vergleich zur Polarisation des Saftes bei
                              Versuch II 0,43 Proc., und im Vergleich zur Polarisation der Rübe 0,45 Proc. mehr an
                              Füllmasse erhalten war, daß bei Versuch II überhaupt 0,76 Proc. des Rübengewichtes
                              mehr an Füllmasse entfielen, welche letztere Zahl sich in Anbetracht der
                              Verschiedenheit der Saftpolarisation auf 0,44 Proc. vermindert, wenn die
                              verarbeiteten Rüben, wie oben geschehen, auf gleichwerthige reducirt werden.
                           Aehnliche Zahlen ergaben sich beim Vergleichen des Rohzuckers. Hiervon wurden auf 100
                              Ctr. Rüben bei II 0,52 Ctr. mehr als bei I erhalten, was sich, nach Reduction auf
                              gleichartige Rüben, schließlich auf 0,36 Ctr. reducirt. Die sehr befriedigende
                              Uebereinstimmung aller Resultate konnte als Beweis für die richtige Durchführung und
                              genügende Vergleichbarkeit der beiden Versuchsarbeiten angesehen werden.
                           
                        
                           III. Verlust an Saft durch die
                                 Preßtücher.
                           Der Antheil Saft, welcher täglich zweimal in den Preßtüchern in die Wäsche gelangt,
                              und somit gänzlich verloren geht, wird meistens sehr gering geachtet. Es dürfte auch
                              schwer, wenn nicht unmöglich seyn, denselben der Fabrication zu erhalten. Wenn man
                              indeß eine auch nur annähernde Ermittelung dieser Saftmenge vornimmt, so wird das
                              erzielte Resultat doch wenigstens jede Bemühung rechtfertigen, die dahin gerichtet
                              ist, möglichst wenig, d.h. möglichst dünnen Saft in den Tüchern zu lassen.
                           Bei einem vor mehreren Jahren angestellten Versuch während der gewöhnlichen Arbeit
                              mit einmaligem Pressen wurde das Gewicht der sämmtlichen Preßtücher einer Schicht,
                              bevor sie zur Wäsche kamen, ermittelt, und dann durch einen Trockenversuch die darin
                              befindliche Feuchtigkeit bestimmt und hiernach der verlorene Rübensaft berechnet. Es
                              ergab sich, daß auf je 100 Ctnr. täglich verarbeiteter
                              Rüben in den Tüchern in runder Zahl 55 Pfd. Saft verloren werden; das entspricht
                              – bei Annahme eines Saftes von nur 9 Proc. Zucker – rund 5 Pfd.
                              Zucker, d.h. 0,05 Proc. vom Gewicht der verarbeiteten Rüben. Nimmt man auch an, daß
                              von dieser dem Scheidesaft entgehenden Menge nur 2/3 wirklich gewinnbar wären, so
                              ergibt sich doch schon für die in einer Campagne verarbeitete große Rübenmenge ein
                              erheblicher Gesammt-Zuckerverlust, so daß es sich wohl der Mühe lohnt,
                              demselben nach Möglichkeit zu begegnen.
                           
                           Wenn man mit Maische und Nachpressen arbeitet, und das Format der Tücher es erlaubt,
                              so ist es angezeigt, die Tücher der Hauptpresse, bevor sie in die Wäsche gebracht
                              werden, einmal bei den Nachpressen zu verwenden, und so darin den stärkeren Saft der
                              Hauptpressen durch den leichteren der Nachpressen zu ersetzen. Nimmt man für
                              ersteren ein Gewicht von 11 Proc. Ball., für letzteren ein solches von 3 Proc. an,
                              so ist zu erwarten, daß auf diese Weise in den Hauptpressen-Tüchern nur 3/11
                              oder wenig über ein Viertel des Verlustes stattfindet, welcher sonst stattfände,
                              wenn nämlich alle Tücher direct zur Wäsche gelangten.
                           Es bedarf dieses weiter keines Beleges, ist auch gewiß schon ein mehrfach
                              angewendetes Verfahren, dessen Nutzen einleuchtend seyn dürfte. Indessen mögen doch
                              hier einige Zahlen Platz finden, welche darthun, daß der Saft der Nachpressen, wenn
                              dabei Tücher aus den Hauptpressen benutzt werden, merklich schwerer ausfällt, als
                              wenn dieß nicht der Fall ist, daß also ein bemerklicher
                              Saftgewinn hierdurch zu erzielen ist.
                           Der Saft zweier Pressen, welche mit Brei aus der Preßlingen-Maische
                              gleichzeitig und abwechselnd Tuch um Tuch gepackt worden und bei deren einer
                              gebrauchte Tücher von der Hauptpresse, bei der anderen eben solche von der gleichen
                              Nachpresse angewandt waren, wurde ununterbrochen vom ersten freiwillig ablaufenden
                              bis zu dem zuletzt ausgepreßten an beiden Pressen abwechselnd gewogen.Dieß geschah mittelst eines sehr genauen Aräometers nach Ball., welches die
                                    Zehntel-Procente richtig abzulesen gestattete. So entstanden bei jeder Presse zwölf die Schwere des Saftes darstellende
                              Zahlen, aus welchen zum leichteren Vergleich auch die Mittel von je 4 und 4 Wägungen
                              gezogen wurden. Die Zahlen beziehen sich demnach auf gleiche Ablaufszeiten ohne
                              Rücksicht auf die unterdessen abgelaufenen Saftmengen. Zu bemerken ist, daß der
                              Versuch mit solchem Preßlingenbrei angestellt ist, wie ihn eine ältere, jetzt nicht mehr angewandte Maischmaschine
                              lieferte, weßhalb die starke Zunahme der Saftschwere während der Pressung nicht
                              auffallen kann.
                           
                              
                                 Wägung.
                                 I.Tüchervon den
                                       Hauptpressen.
                                 II.Tüchervon den
                                       Nachpressen.
                                 
                              
                                 1
                                 2,5
                                 1,0
                                 
                              
                                 2
                                 2,5
                                 2,0
                                 
                              
                                 3
                                 2,7
                                 2,1
                                 
                              
                                 4
                                 2,6
                                 2,2
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Durchschnitt 2,57
                                 Durchschnitt 1,82
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Wägung.
                                 I.Tüchervon den
                                       Hauptpressen.
                                 II.Tüchervon den
                                       Nachpressen.
                                 
                              
                                   5
                                 2,7
                                 2,4
                                 
                              
                                   6
                                 2,7
                                 2,5
                                 
                              
                                   7
                                 2,8
                                 2,5
                                 
                              
                                   8
                                 2,9
                                 2,7
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Durchschnitt 2,77
                                 Durchschnitt 2,52
                                 
                              
                                   9
                                 2,8
                                 2,7
                                 
                              
                                 10
                                 2,8
                                 2,7
                                 
                              
                                 11
                                 3,1
                                 2,8
                                 
                              
                                 12
                                 3,0
                                 2,7
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Durchschnitt 2,92
                                 Durchschnitt 2,72
                                 
                              
                           Der Unterschied zeigte sich demnach deutlich, und, wie zu erwarten stand, anfangs
                              größer als gegen Ende der Pressung. Der erste Durchschnitt bei I ist 41 Proc., der
                              zweite 10 Proc., der dritte 7 Proc. höher als der entsprechende bei II. Im
                              Durchschnitt aller Wägungen war der Saft bei I um 17 Proc. schwerer als bei II.
                           
                        
                           IV. Zuckerverlust durch die
                                 Filtration.
                           Es gilt als längst bekannt, daß die Kohle der Filter außer den fremden Stoffen,
                              welche sie zurückhalten soll, auch eine gewisse Menge Zucker zurückhält, welche nur
                              durch ein unverhältnißmäßig langes Absüßen und um den Preis der Wiederauflösung
                              aller absorbirten Stoffe wieder zu erhalten ist. Das Wieviel? aber an Zucker,
                              welches unter den gewöhnlichen Verhältnissen der Fabrication durch die Filtration
                              verloren wird, ist, so viel mir bekannt, noch nicht mit Sicherheit bestimmt worden,
                              wenigstens haben solche Ermittelungen noch nicht den Weg in die Oeffentlichkeit
                              gefunden, und es wird deßhalb gewiß bald viel zu hoch, bald viel zu niedrig
                              geschätzt. Es ist einleuchtend, daß gerade diese Bestimmung einen nur ganz
                              speciellen Werth für die jedesmaligen Umstände ergeben kann. Die Menge des in einem
                              Filter zurückbleibenden Zuckers ist abhängig von der Größe des Filters, von der
                              Beschaffenheit der Knochenkohle und des darüber gezogenen Saftes, von der Art der
                              Absüßung, der Grenze, bis zu welcher sie fortgesetzt worden u.s.w. Indessen haben
                              derartige Ermittelungen doch auch ein allgemeines Interesse; geringe Abweichungen
                              werden keinen großen Einfluß auf das Resultat üben und es lassen sich auch in Bezug
                              auf die eben erwähnten Umstände allgemeiner übliche Normen denken, für welche die
                              gefundenen Zahlen direct gelten können; kurz, es ist zu wünschen, daß recht viele
                              Zuckerbestimmungen für die Kohle der abgesüßten Filter unter Angabe aller
                              bezüglichen Verhältnisse bekannt werden möchten, und ich lasse demnach die Resultate
                              des in der Campagne 1862–63 vorgenommenen Versuches schon jetzt hier folgen,
                              obwohl die beabsichtigte Reihe gleichartiger Versuche, an
                              deren Ausführung ich verhindert war, erst später besprochen werden kann. Man wird
                              gewiß zugeben, daß diese Zuckerbestimmung nur dann einen Werth hat, wenn sie direct gemacht wird; eine Differenzbestimmung durch Berechnung des Saftes vor und nach der
                              Filtration bleibt mit so viel Unsicherheiten und Fehlerquellen behaftet, daß ein
                              sicherer Schluß aus derselben kaum statthaft seyn dürfte.
                           Die Untersuchung gebrauchter und abgesüßter Knochenkohle auf ihren Zuckergehalt ist
                              aber nicht ohne Schwierigkeit. Ich verfuhr dazu folgendermaßen: Aus der Mitte eines
                              sorgfältig abgesüßten und auf diese Absüßung wie gewöhnlich geprüften Filters wurde
                              eine größere Menge Kohle entnommen und von derselben (nach Bestimmung der
                              Feuchtigkeit in einer anderen Probe) ein Theil im feuchten Zustande möglichst fein
                              gestoßen, hiervon 100 Grm. abgewogen und mit viel Wasser
                              wiederholt ausgekocht. Um die Zersetzung des in sehr verdünnter Lösung lange der
                              Luft ausgesetzten Zuckers nach Möglichkeit zu verhindern, wurde während der ganzen
                              Behandlung etwas Kalkmilch zugesetzt. Die erhaltenen Auszüge wurden nach und nach
                              eingedampft und in der möglichst concentrirten Lösung nach dem Erkalten und Ansäuren
                              mit Essigsäure der Zucker durch Polarisation bestimmt. Gelingt es auch kaum, in
                              derjenigen Zeit, in welcher das Ganze beendigt seyn muß, eine wirklich vollkommene
                              Erschöpfung der Kohle zu bewirken, so bietet doch die Concentration der sehr
                              verdünnten Lösung ein Mittel wenigstens den extrahirten Zucker genau zu bestimmen,
                              und es kann also jedenfalls die gefundene Menge als
                              vorhanden gewesen sicher angenommen werden, während die Möglichkeit, ja
                              Wahrscheinlichkeit, daß der Rückhalt noch größer war, nicht ausgeschlossen
                              bleibt.
                           Untersucht wurde die Kohle eines Dünnsaftfilters von 3' Durchmesser, 15' Höhe und 60
                              Ctrn. Inhalt trockener Kohle. Das Absüßen war bis auf 0,3 Proc. fortgesetzt worden,
                              und die Kohle lieferte bei der ControleDieselbe wie die in diesem Journal Bd. CLXI
                                       S. 66 erwähnte. ein ganz befriedigendes Resultat, so daß man das Filter als in bester Weise
                              abgesüßt betrachten kann. Die frisch aus diesen genommene Kohle enthielt 14,2 Proc.
                              Feuchtigkeit.
                           
                           100 Grm. feuchter (gleich 84,8 Grm. trockener) Kohle lieferten nach sorgfältiger
                              Extraction mit kalkhaltigem Wasser in der oben bezeichnen Weise, und nach dem
                              Abdampfen der erzielten Lösung 115 Kubikcentimeter, von einer Polarisation von 0,36
                              Proc. Zucker. Hieraus berechnet sich der Zuckergehalt für trockene Kohle auf 0,488
                              Proc. Um zu versuchen, ob die Kohle alles Zuckers beraubt worden sey, wurde sie
                              nochmals mit viel Wasser ausgekocht, längere Zeit mit kaltem Wasser ausgewaschen,
                              und die erhaltene Lösung wie vorher untersucht. Es wurden so noch 20 Kubikcentimeter
                              von 3,5° oder 0,92 Proc. Polarisation erzielt, was nach den gegebenen
                              Verhältnissen weitere 0,217 Proc. für trockene Kohle ergibt. Hieraus ist also zu
                              schließen, daß der Gehalt der ausgesüßten Kohle, auf Trockenzustand berechnet, 0,705
                              Proc. Zucker ausmacht. Es verbleiben demnach in einem Filter wie das in Rede
                              stehende, bei jedesmaligem Absüßen 42 Pfd. Zucker. In einer Fabrik, wo solcher
                              Filter für Dick- und Dünnsaftfiltration täglich nur 10 gebraucht und abgesüßt
                              würden, betrüge hiernach der Zuckerverlust in denselben 4 1/5 Ctr.
                           Der Zuckergehalt der Kohle läßt sich selbst noch unter Umständen nachweisen, bei
                              welchen man dieß nicht mehr für ausführbar halten sollte. Von derselben Kohle,
                              welche zu den eben erwähnten Bestimmungen gedient hatte, gab eine auf dem Ofen
                              getrocknete Probe bei der Untersuchung am folgenden Tage
                              (in der bezeichneten Weise) noch sehr deutlich einen erheblichen Zuckergehalt zu
                              erkennen, indem schon bei kurzer Auslaugung davon 0,33 Proc. erhalten wurden.
                           Um zu versuchen, ob bei langsamerem oder länger fortgesetztem Absüßen vielleicht
                              bemerklich weniger an Zucker verloren gienge, wurde ein wie gewöhnlich bis auf
                              0,2–0,3 Proc. abgesüßtes Filter von der oben angegebenen Größe, nach
                              Beendigung des Absüßens, aber vor dem Ablassen des im Filter enthaltenen Wassers
                              (welches sonst frei abläuft), eine Stunde stehen gelassen und hierauf erst das
                              Wasser abgelassen und gemessen. Während des Messens wurden in gleichen
                              Zwischenräumen Proben davon entnommen und das so gebildete Durchschnittsmuster des
                              Wassers untersucht.
                           Es waren im Ganzen abgelaufen 850 Quart. Von dem Durchschnittsmuster wurden 500 K. C.
                              im Wasserbad zur Trockne verdampft, der Rückstand zu 25 K. C. gelöst und diese
                              Lösung polarisirt. Der gefundene Zucker betrug 0,235 Proc. der ursprünglichen
                              Lösung. Rechnet man das Quart Wasser zu 2,3 Pfd., oder den Wasserinhalt rund zu 2000
                              Pfd., so berechnet sich hieraus der Zuckergehalt des abgelaufenen Wassers auf 4,7
                              Pfd., eine Menge, auf deren Gewinnung durch weiteres Absüßen um so eher verzichtet
                              werden muß, als nach dem Vergleich des Zuckergehaltes mit der Gesammttrockensubstanz
                              sich der Zuckerquotient der Lösung auf 63, also wenig besser als für Melasse
                              stellt.
                           Zugleich aber ist durch diesen Versuch der Beweis dafür geliefert, daß das Absüßen,
                              wie es vorgenommen worden, ein sehr vollkommenes gewesen war, so wie daß zur
                              Erschöpfung der Kohle, bezüglich der Zuckerbestimmung in derselben, das Auslaugen
                              nach sorgfältigem Zerkleinern derselben und mit einer sehr
                                 großen Menge Wasser geschehen muß.
                           Es ist jedenfalls interessant, in ähnlicher Weise den Zuckergehalt der gebrauchten
                              Knochenkohle unter wechselnden Umständen zu bestimmen, eine Untersuchung, welche in
                              der kommenden Campagne recht vielfach gemacht werden möge!
                           (Hinsichtlich des bei dem Saftkochen entstehenden
                                 Zuckerverlustes sind die Untersuchungen des Verfassers noch nicht
                              geschlossen, über deren Resultate er später berichten wird.)