| Titel: | Verfahren zur Trennung von Kobalt und Nickel; von Lewis Thompson. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXI., S. 206 | 
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                        LXI.
                        Verfahren zur Trennung von Kobalt und Nickel; von
                           Lewis
                              Thompson.
                        Aus dem London Journal of arts, Februar 1863, S.
                              65.
                        Thompson's Verfahren zur Trennung von Kobalt und
                           Nickel.
                        
                     
                        
                           Ich habe alle bisher (von Phillips, Berthier, Laugier,
                                 Rose, Liebig) in Vorschlag gebrachten
                              Trennungsmethoden für Kobalt und Nickel als unvollkommen befunden und war bemüht sie
                              durch eine bessere zu ersetzen. Bei dem von mir eingeschlagenen Verfahren ist
                              erforderlich, daß die Mischung des Kobalt- und Nickeloxydes frei von Arsenik,
                              Antimon, Phosphor, Aluminium, Silicium, Magnesium und organischen Stoffen ist.
                              Dagegen ist es nicht nöthig, die folgenden Gewichtsverhältnisse in aller Strenge
                              einzuhalten. Man löst 3 Theile des Gemenges von Kobaltoxyd und Nickeloxyd in einem
                              geringen Ueberschuß von Salzsäure, setzt 10 Theile Chlorcalcium und 10 Theile
                              Salmiak zu, erhitzt dann, um die überschüssige Säure zu verjagen, fügt 150 Theile
                              kaltes destillirtes Wasser und hierauf 20 Theile gewöhnliches kohlensaures Ammoniak,
                              das vorher in 100 Theilen kaltem destillirtem Wasser gelöst war, hinzu; man erhitzt
                              allmählich bis zum Sieden, läßt dann erkalten und absetzen, filtrirt und wäscht mit
                              einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak aus. Das Filtrat enthält nur Nickel, während der
                              Niederschlag aus kohlensaurem Kalk und kohlensaurem Kobaltoxyd besteht. Das Kobalt
                              kann daraus auf zwei Arten abgetrennt werden. Man löst den Niederschlag entweder in
                              Salzsäure, verdampft beinahe bis zur Trockene, setzt 1 1/2 bis 2 Theile chlorsaures
                              Kali zu und erhitzt bis zur schwachen Rothgluth; das Kobaltoxyd geht dabei in
                              Kobaltsuperoxyd über und dieses bleibt beim darauf folgenden Extrahiren mit Wasser
                              zurück, während das Alkali und der Kalk ausgezogen werden. Oder man fügt anstatt des
                              chlorsauren Kalis nach dem Eindampfen der Salzsäurelösung Wasser und 3 bis 4 Theile
                              Quecksilberoxyd zu, kocht, filtrirt den Niederschlag ab und verwandelt ihn durch
                              Glühen in Kobaltoxyd. Die Thatsache, daß das Kobaltoxyd bei Gegenwart von Kalk durch
                              kohlensaures Ammoniak gefällt wird, während bei Abwesenheit des Kalkes weder
                              Kobaltoxyd noch Nickeloxyd durch jenes Reagens, selbst beim Kochen, gefällt werden,
                              läßt sich nach den Principien der chemischen Verwandtschaft schwer erklären. Der
                              kohlensaure Kalk reißt eben nur das Kobaltoxyd mit nieder, läßt aber das Nickeloxyd
                              in Lösung; die Gegenwart von Salmiak und das Erwärmen erleichtern diese Reaction.
                              Zum Gelingen der Operation ist es ferner, wie man schon aus den angegebenen
                              Gewichtsverhältnissen ersieht, erforderlich, daß die Menge des Kalks die des
                              Kobaltoxyds bedeutend überwiegt; in der Regel sind auf 1 Theil Kobalt 10 Theile Kalk
                              zu rechnen.
                           Mittelst dieser Methode konnte ich das Kobalt aus einem Gemenge von 1 Theil Kobalt
                              und 1000 Theilen Nickel abscheiden und in allen im Handel vorkommenden Proben von
                              sogenanntem ganz reinem Nickel oder Nickeloxyd stets Kobalt nachweisen. Andererseits
                              war unter mehreren hundert Proben, welche in Deutschland, England, Frankreich als
                              reines Kobaltoxyd verkauft wurden, nur eine, welche weniger als 5 Procent
                              Unreinigkeiten (Thonerde, Kieselsäure, Arsenik, Phosphor, Eisen, Zink, Mangan, Kalk,
                              Magnesia) enthielt.
                           Darstellung metallischen Kobalts. – Hierzu glühte
                              ich 2 Theile reines Kobaltoxyd und 1 Theil reinen Weinstein in einem mit Kohle
                              gefütterten und gut verschlossenen Tiegel sechs Stunden lang in einem
                              Stahlschmelzofen. Der Regulus enthielt 4 Proc. Kohlenstoff, war außerordentlich hart
                              und spröde, besaß das specifische Gewicht 8,43, eine dem Wismuth ähnliche Farbe und
                              wurde ebenso wie Stahl magnetisch. Zur Entfernung des Kohlenstoffs wurde das Metall
                              mit einem Fluß aus 2 Theilen reinem Kobaltoxyd und 1 Theile reinem Borax in einem
                              mit reiner Thonerde gefütterten, gut verschlossenen Tiegel acht Stunden lang im
                              Stahlofen nochmals geschmolzen. Das erhaltene Metall besaß eine silberglänzende Farbe mit einem
                              schwachen Stich ins Gelbliche; sein spec. Gewicht war 8,754; es war viel weicher als
                              Stahl und sehr dehnbar, wurde an der Luft weder matt noch oxydirt (selbst nicht nach
                              tagelangem Liegen in Wasser) und die magnetische Eigenschaft schien eben so stark
                              wie beim Eisen zu seyn. Eine genaue Analyse ergab jedoch, daß das Metall nicht
                              absolut rein war; es enthielt zwar keinen Kohlenstoff, aber es lieferte etwas
                              Thonerde und Borsäure, deren Menge 1 Theil auf 470 Theile des Metalls betrug. Beide
                              Stoffe sind unzweifelhaft im elementaren Zustande dem Kobalt beigemengt gewesen. Mit
                              Rücksicht auf die analogen Fälle beim Eisen ist zu erwarten, daß die Eigenschaften
                              des Kobalts auch durch jene geringen Beimengungen nicht unwesentlich verändert seyn
                              mögen; indessen könnte dieses Kobalt trotz der Verunreinigung dennoch in Folge
                              seiner Dehnbarkeit und Luftbeständigkeit praktische Verwendung finden.Ueber Thompson's Verfahren zur gemeinschaftlichen
                                    Abscheidung des Kobaltoxyds und Nickeloxyds aus einer mit anderen
                                    Metallsalzen gemischten Lösung sehe man seine Abhandlung S. 41 in diesem
                                    Bande des polytechn. Journals.A. d. Red.