| Titel: | Ueber verschiedene auf der vorjährigen Industrie-Ausstellung in London vertretene Baumaterialien; von Professor Delesse in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXII., S. 208 | 
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                        LXII.
                        Ueber verschiedene auf der vorjährigen
                           Industrie-Ausstellung in London vertretene Baumaterialien; von Professor
                           Delesse in
                           Paris.
                        Aus dem Civilingenieur, Bd. IX S. 241.
                        Delesse, über verschiedene auf der vorjährigen
                           Industrie-Ausstellung in London vertretene Baumaterialien.
                        
                     
                        
                           Emaillirter Schiefer.
                           Unter den vorzüglichsten Ausstellungsgegenständen verdient der sogenannte emaillirte
                              Schiefer von Magnus eine besondere Beachtung.
                           Man hat zwar gewisse Varietäten des Schiefers schon längst zu verschiedenen baulichen
                              Zwecken verwendet, aber selbst der polirte Schiefer ist leicht zu ritzen und besitzt
                              immer ein wenig angenehmes Aeußere, daher hat man es versucht, ihn zu färben und
                              dieß ist dem Fabricanten Magnus zu Pimlico bei London vollständig gelungen. Er verwendet Schiefer aus Wales,
                              welcher mittelst Maschinen zu Platten geschnitten, gedreht, gehobelt und mit
                              Cannelirungen versehen wird. Die weicheren Varietäten werden auf der Drehbank zu Cylindern, Geländern
                              u. dergl. verarbeitet. Diese Gegenstände erhalten einen Farbenüberzug mit Pinsel
                              oder durch Eintauchen in ein Gefäß mit Wasser, auf dessen Oberfläche Oelfarbe
                              gegossen ist. Dann werden sie 24 Stunden lang in einem Ofen bei 100 bis 300°
                              C. Temperatur getrocknet, je nachdem die Natur der Farbe dieß nöthig macht, und
                              endlich erhalten sie einen Ueberzug von einem durchsichtigen leichtschmelzbaren
                              Boraxglase, um jeder Veränderung der Farbe vorzubeugen. Diese Operation wird dreimal
                              wiederholt und der Schiefer nachher allemal 12 Stunden lang im Ofen geglüht, wobei
                              man darauf zu sehen hat, daß das Glas sich recht gleichmäßig verbreitet und daß die
                              Stücke keinem zu raschen Temperaturwechsel ausgesetzt werden, weßhalb man mehrere
                              Oefen von allmählich zunehmender Temperatur anwendet. Die Farben sind ausschließlich
                              Mineralfarben, erleiden aber gewisse Veränderungen im Feuer, die man berücksichtigen
                              muß. Man versieht die Gegenstände mit Malereien in Blumen, Vögeln, Landschaften u.
                              dergl., welche auf einem Grunde mit dem Pinsel aufgetragen werden. Die mit dem Glase
                              überzogene Oberfläche wird dann noch mit Bimsstein, Trippel und Zinnasche
                              polirt.
                           Durch das Brennen wird der Schiefer weniger hygroskopisch, härter und fester, so daß
                              er für viele Zwecke den Marmor ersetzen kann und davor den Vorzug besitzt, daß er
                              sich leichter bearbeiten läßt. Er ist leichter und fester, besonders aber billiger
                              als Marmor, behält seinen Glanz besser und läßt sich täuschend ähnlich wie Marmor,
                              Porphyr, Serpentin u.s.w. färben; doch ist er nur im Innern der Häuser anwendbar, wo
                              er bereits sehr häufig zu Kaminen, Consolen, Thüreinfassungen, Billards, Bädern und
                              Treppen benutzt wird.
                           
                        
                           Emaillirte Lava.
                           Die emaillirte Lava, welche mit einem wirklichen Email bedeckt ist, steht auch an der
                              Luft. Bereits im Alterthum wurden Malereien auf Email ausgeführt, wie z.B. die in
                              den Ruinen von Ninive gefundenen Gemälde beweisen, aber in neuerer Zeit ist die
                              Kunst erst von Mortelèque wieder aufgefunden und
                              von F. Hachette weiter ausgebeutet worden. Um ein
                              feuerbeständiges Material zu erhalten, bedient man sich der Lava von Volvic in der
                              Auvergne, welche leicht in 1 bis 2 Centimeter starke und bis über 2 Meter lange
                              Platten zersägt werden kann. Diejenige Seite, welche emaillirt werden soll, wird mit
                              einem Email grund versehen, um die Poren auszufüllen, und darüber das eigentliche
                              weiße zinnhaltige Email aufgebracht. Dieser Ueberzug wird nun in einem
                              muffelförmigen Ofen bei Rothglühhitze eingeschmolzen, wobei die Platten in dem schmalen, aber 2 Met.
                              hohen Ofen vertical und in gleichen Abständen von einander aufgestellt werden. Die
                              Einsatzöffnung wird wieder bis auf ein Paar kleine Oeffnungen zugemauert und die
                              Temperatur allmählich bis zur dunkeln Rothglühhitze gesteigert, in welcher die
                              Platten drei Stunden lang verbleiben und dann langsam ausgekühlt werden. Auf diesem
                              weißen Grunde werden nun die Malereien ausgeführt, welche gegen alle
                              Witterungseinflüsse vollständig sicher sind, aber allerdings in Folge der
                              Zusammenziehung etwas rissig werden, auch ziemlich zerbrechlich sind. Der
                              Quadratdecimeter derartig verzierter Consolen, Tische, Treppenstufen, Bekleidungen,
                              Zifferblätter u. dergl. kostet etwa 45 Centimes bis 1 Fr. Man kann die emaillirte
                              Lava in größeren Platten darstellen als Porzellan, z.B. das Gemälde am Portale der
                              Kirche Saint Vincent de Paul, welches 14 Quadratmeter Fläche besitzt, besteht nur
                              aus vier Platten, und vor dem emaillirten Blech besitzt sie den Vorzug größerer
                              Dauerhaftigkeit, da sie nicht rosten kann.
                           
                        
                           Betonguß (béton aggloméré).
                           Man wendet den Beton schon seit uralten Zeiten im Bauwesen an, um durch Guß Mauern
                              herzustellen, man hat auch durch Compression eines Gemenges von Kalk oder Cement mit
                              Sand, gepochten Ziegeln oder Schlacken u.s.w. künstliche Steinblöcke fabricirt,
                              wovon besonders durch Sandys, einem bengalischen
                              Ingenieur, ausgezeichnete Proben ausgestellt waren, indessen hat in der neueren Zeit
                              namentlich Coignet große Anstrengungen gemacht, um
                              Bausteine durch Beton zu ersetzen.Man s. über Coignet's Betonguß die Mittheilungen
                                    im polytechn. Journal Bd. CXL S. 101
                                    und Bd. CL S. 113. Er verfährt dabei so, daß er den Kalk oder Cement fein pulverisirt, auf das
                              innigste mit dem Sande oder Kies mengt, und dann erst das Wasser zugibt, aber in
                              ganz geringer Quantität, so daß der Beton gar nicht flüssig wird.
                           Man muß dieser Methode beistimmen, denn gibt man zu viel Wasser, so löst es einen
                              Theil des Kalkes auf und es entstehen nach der Verdunstung Zwischenräume, welche den
                              Beton nur porös und zerreiblich machen. Je weniger man aber Wasser zusetzt, um so
                              besser muß man die festen Bestandtheile mengen, was nur mit Maschinen erreicht
                              werden kann. Man theilt die Betonfabrication in zwei Abtheilungen, indem man erstens
                              einen Mörtel aus Kalk, gepochten gebrannten Erden und ein bis zwei Theilen Sand
                              bereitet und hierauf zweitens diesen Mörtel noch mit dem Reste des Sandes durchmengt. Die Coignet'schen Mengmaschinen geben, von einem Pferde
                              betrieben, pro Stunde 1 Kubikmeter zweimal gemengten
                              Beton.
                           Dieser Beton ist keine flüssige, sondern nur eine plastische, bisweilen sogar noch
                              sandige Masse, welche in der Art geformt wird, daß man ihn in 2 Centimeter starken
                              Lagen in die Form einträgt und lagenweise einstampft, bis die Form gefüllt ist,
                              worauf er herausgenommen wird. Natürlich dürfen nur kleine, möglichst gleichförmige
                              Steinstückchen in der Masse seyn, weil sie sich sonst nicht stampfen läßt; sie nimmt
                              übrigens eine sehr bedeutende Festigkeit an. Der Kalkgehalt ist dabei weit geringer
                              als in dem gewöhnlichen Beton, wo er dem Volumen nach bis zu 1/3 des Sandes steigt;
                              hier geht man auf 1/7, ja auf 1/10 hinab. Da der Kalk durch das Stampfen nach außen
                              getrieben wird, so ist die Oberfläche der geformten Steine glatt.
                           Coignet hat noch die Verbesserung eingeführt, daß der
                              Beton beim Zermahlen einer höheren Temperatur ausgesetzt und noch warm in die Formen
                              gestampft wird; man erzielt dadurch eine größere und raschere Erhärtung und kann
                              selbst bei Frost arbeiten.
                           Für Seebauten läßt sich, wie neuere Versuche bewiesen haben, der geformte Beton nicht
                              verwenden, dagegen gibt er ein sehr gutes Material zum Pisébau, eignet sich
                              vortrefflich zu großen Monolithen und kann zu Trottoirs und Fußböden, zu Gewölben
                              und Anzüchten, zu Maschinenfundamenten und wasserdichten Schachtverwahrungen u.s.w.
                              mit großem Vortheil verwendet werden.
                           
                        
                           Künstlicher Stein und Marmor (similipierre, similimarbre).
                           Von diesen künstlichen Steinen zeichnen sich namentlich die seit 1859 in den Handel
                              gekommenen künstlichen Stein- und Marmorarten von Lippmann und Schneckenburger in Paris aus. Sie
                              sind gefertigt aus Cement, gehacktem Werg, Leinöl und verschiedenen erdigen
                              Substanzen, welches Gemenge mit einer Auflösung von schwefelsaurem Kali übergossen
                              wird. Der zu beweglichen Constructionen verwendete künstliche Stein besteht z.B.
                              aus
                           1 Thl. Cement,
                           1   „    gehacktem
                              Hanf,
                           1   „    mit
                              Leinöl getränktem Thon,
                           1  
                              „    Marmorpulver.
                           Das Ganze wird geschlagen und gestampft, bis es teigartig wird; je stärker die Lösung
                              von schwefelsaurem Kali ist (gewöhnlich hält sie 20 Procent), um so rascher wird
                              der Stein fest. Statt des Cementes kann man natürlich auch Kalk, statt des gepochten
                              Marmors Quarzsand, Kies u.s.w., statt des Hanfwerges andere verspinnbare Fasern
                              nehmen. Ein Engländer, Iles, hatte bereits auf der
                              Ausstellung vom J. 1851. künstlichen Marmor ausgestellt, worin Seidenabfälle eine
                              Rolle spielten. Zur Färbung bedient man sich der Mineralfarben.
                           Die Producte dieses Verfahrens sehen gut aus, sind compact und lassen sich gut
                              bearbeiten und poliren. Sie haben das geringe specifische Gewicht 1,8 bis 2, werden
                              erst bei 160 Kil. Druck pro Quadratcentimeter zerdrückt,
                              ziehen sich beim Festwerden nicht merklich zusammen, formen sich also gut ab, stehen
                              an der Luft weit besser als Gyps- und Stuccaturarbeiten, kommen nur halb so
                              theuer als Marmor zu stehen und dürften sich namentlich auch zu beweglichen
                              Constructionen eignen. Die in letzterer Beziehung gemachten Erfahrungen mit
                              transportablen Häusern für Colonien u.s.w. sind allerdings noch zu jung, um
                              entscheidend zu seyn. Bei diesen Baulichkeiten sind die dünnen Tafeln der Wände auf
                              hölzernen oder schmiedeeisernen Rahmen befestigt und diese Gerippe so eingerichtet,
                              daß sie von unerfahrenen Arbeitern zusammengestellt werden können. Derartige Gebäude
                              sind feuerfest und sichern gegen die Zerstörung von Insecten, schützen auch besser
                              gegen Kälte und Wärme als hölzerne Häuser.
                           
                        
                           Scott'scher Cement.
                           Der seit einigen Jahren mehrfach in England angewendete und von dem Capitän des
                              Geniecorps H. Scott erfundene CementMan s. Scott's Abhandlung über seinen Cement im
                                    polytechn. Journal Bd. CXLVI S.
                                       292. wird erhalten, wenn man schweflige Säure mit heißem gebrannten Kalk
                              zusammentreten läßt. Es ist dieß also ein ganz anderes Product als die gewöhnlichen
                              Cemente. Er wird dargestellt in einem Ofen mir durchbrochener Sohle, auf welcher der
                              Kalk in einer etwa 50 Centimet. starken Lage ausgebreitet ist; in den Feuerraum
                              unter der Sohle setzt man eiserne Töpfe ein, welche etwa 9 Kilogramme Schwefel pro Kubikmeter Kalk enthalten, deckt den Kamin mit einer
                              Schieferplatte zu, wenn der Schwefel Dämpfe zu entwickeln beginnt, und verschließt
                              sorgfältig alle Oeffnungen bis auf eine einzige, durch welche die zur Verbrennung
                              des Schwefels erforderliche atmosphärische Luft hinzutritt. Zum Verbrennen des
                              Schwefels sind einige Stunden Zeit erforderlich, worauf man die Ofenthür öffnet und den Ofen auskühlen
                              läßt. Von dem erzeugten Producte scheidet man die obere Lage ab, wenn sie nicht ganz
                              mit schwefliger Säure durchzogen ist, und zerkleinert dann die Masse zwischen
                              verschiedenen Mahlsteinen.
                           Die besten Resultate gibt hydraulischer Kalk, und den aus fettem oder nur schwach
                              hydraulischem Kalke gefertigten Cement kann man dadurch verbessern, daß man zu dem
                              Pulver ein gleiches Volumen gepulverter natürlicher oder künstlicher Puzzolane
                              mengt. Für die Umgegend von Chatam, Dover und London stellt man zwei Sorten Scott'schen Cementes dar, nämlich solchen, welcher 8 bis
                              12 Proc. Thonerde enthält und der sich sehr gut für Luftbauten eignet, und solchen,
                              welcher 18 bis 24 Proc. Thonerde enthält und für Grund- und Wasserbauten
                              geeignet (aber etwas theurer) ist.
                           Der Scott'sche Cement wird nur langsam und zwar um so
                              langsamer fest, je hydraulischer er ist. Die erste Sorte wird nach 6, die zweite
                              erst nach noch mehr Stunden und der aus Liaskalk gefertigte Cement erst nach 24
                              Stunden fest, nimmt aber an Festigkeit noch wesentlich zu bis zum achten Tage.
                           Die erste Sorte gibt mit 3 Thln. Sand einen Mörtel von gleichem Preise mit dem
                              Liaskalke, besitzt aber eine doppelt so hohe Festigkeit und ungefähr 0,85 mal soviel
                              als der Portlandcement. Man verwendet diesen Cement in England jetzt in großem
                              Maaßstabe besonders bei den militärischen Bauten zu Dover, Hythe, Chatham, Sheerneß,
                              Woolwich und Aldershot, seine Theorie ist aber zur Zeit noch sehr unklar und seine
                              Dauer noch nicht genügend praktisch geprüft.
                           
                        
                           Kuhlmann'scher Cement.
                           Auch dieser CementMan s. Kuhlmann's Abhandlung im polytechn. Journal
                                    Bd. CLXII S. 46., welcher aus der Mengung der Rückstände der ausgelaugten gerösteten
                              Schwefelkiese mit denjenigen der Sodafabrication erhalten wird, unterscheidet sich
                              wesentlich von den gewöhnlichen Cementen. In der Fabrik zu Washington bei Newcastle
                              enthalten die Kiesrückstände 85 Eisenoxyd, 4 Schwefel und überdieß thonige
                              Bestandtheile; dieselben werden gemahlen und mit den nassen Rückständen der
                              Sodafabrication, einer Doppelverbindung von 2 At. Schwefelcalcium und 1 At. Kalk,
                              gemengt, wodurch ein langsam bindender, brauner Cement vom spec. Gewicht 2,4
                              entsteht. Nach 6 Monaten ist er an der Luft härter geworden als im Innern, wird von
                              der Witterung nicht angegriffen, zeigt aber Efflorescenzen, dürfte also nur in sehr
                              seltenen Fällen anwendbar seyn und zu Wasserbauten gar nicht taugen.
                           
                        
                           
                           Ransome's künstlicher Stein.
                           Das Ransome'sche VerfahrenMan s. die ausführliche Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. CXLV S. 289. besteht in der Erzeugung einer Kieselverbindung des Kalkes auf nassem Wege,
                              indem kieselsaures Natron mit Chlorcalcium zusammengebracht wird. Es entsteht ein
                              wasserhaltiges Kalksilicat, das beim Festwerden den beigemischten Sand, Kalk u.s.w.
                              mit zusammenkittet.S. die folgende Anmerkung.
                              
                           Ransome macht zunächst 50 Kil. Sand, 5 Kil. pulverisirten
                              Thon und 5 Kil. Kreidepulver mit 4 1/2 Liter flüssigem kieselsauren Natron von der
                              Dichtigkeit 1,7 an, gießt diesen Mörtel in die Form und taucht dieselbe dann in eine
                              Chlorcalciumlösung vom spec. Gewichte 1,4. Das kieselsaure Natron wird durch
                              Auflösen der Kieselerde in caustischem Natron bei hohem Druck in einem Dampfkessel
                              erzeugt.
                           Ransome's künstliche Steine kosten nicht über 55 Fr. pro Kubikmeter und verursachen keine Behauungskosten, da
                              sie in Formen erzeugt werden; sie stehen gut im Freien, selbst bei Frost, sind sehr
                              compact, nehmen noch nicht 7 Proc. Wasser auf und werden mit der Zeit sehr fest.
                              Aber die Masse behält einen Theil Chlornatrium zurück, welcher sich nur durch Kochen
                              in Wasser entfernen läßt, was jedenfalls sehr nachtheilig ist, da die Steine dadurch
                              besonders hygroskopisch und zu Ausblühungen geneigt werden.
                           Uebrigens eignet sich diese Masse gut zu Vasen, Friesen und anderen decorativen
                              Zwecken.
                           
                        
                           Asphalt.
                           Die Ausstellung zeigte eine große Menge Fabricate aus Asphalt, namentlich Röhren aus
                              asphaltirtem Papier bis zum Durchmesser von 0,8 Meter. Man hat auch Röhren aus einer
                              Asphalt- und Kiesmasse angefertigt; besonders günstige Resultate verspricht
                              jedoch die aus Bitumen und Schiefer oder Kohks bestehende Masse von Ch. Sébille in Nantes. Sébille verwendet dazu das bei der Destillation des Gastheeres
                              gewonnene Pech (brai), welches mit feingemahlenen und
                              gesiebten Schieferstücken versetzt wird. Das Steinkohlenpech wird in einem
                              gußeisernen Kessel geschmolzen und das Schiefermehl portionenweise unter Umrühren
                              dazugemengt. Das Gemenge hat nur das spec. Gewicht 2,2 bis 2,5, und ist um so fester
                              und härter, je mehr Schiefer darin enthalten ist; es wird schon bei weniger als
                              150° C. Wärme weich, so daß sich die Röhren leicht biegen und zusammenkitten
                              lassen. Dieser Stoff ist, wie alle bituminösen Stoffe, unveränderlich, er rostet
                              nicht und wird von Säuren nicht angegriffen. Nach den Versuchen des Ingenieurs Michelot beträgt die Festigkeit eines aus 22 Proc. Pech
                              und 78 Proc. Schiefer bestehenden Gemenges im Durchschnitt 300 Kilogramme pro Quadratcentimeter, so daß man sich desselben bei
                              Bauten zugleich mit dem Beton und Cement bedienen könnte.
                           Nimmt man Kohksschlacken statt des Schiefermehles, so erhält man eine minder feste
                              Masse, welche jedoch für viele Zwecke recht gut anwendbar ist; nur ist sie
                              jedenfalls noch feuergefährlicher.
                           Sébille fabricirt auch Röhren nach dem System der
                              Bleiröhrenpresse, indem er die Kohlenpech-Schiefer-Masse in einem
                              Cylinder preßt. Diese Röhren halten einen größeren Druck aus als thönerne oder
                              Röhren von Cement, zerfrieren nicht und werden untereinander mittelst eines kurzen
                              Blechcylinders verbunden, welcher mit Hülfe eines rothglühend gemachten Eisens an
                              den Enden angekittet wird. Derartige Röhren sind als Wasser- und Gasröhren in
                              der Stadt Nantes versucht worden und haben sich gut bewährt.
                           Der Preis der mit Kohksschlacken gefertigten Rohre beträgt 3,1 Fr. pro 100 Kilogr., derjenige der mit Schiefermehl
                              gefertigten 4,5 Francs, so daß die Fabrikanten von Rohren aus asphaltirtem Papier
                              bereits die Concurrenz des neuen Fabrikzweiges zu fürchten beginnen, was auch nicht
                              verwundern kann, da die Schieferabfälle und die Kohksschlacken ganz werthlose Stoffe
                              sind, wenigstens im Vergleich zum Papiere.
                           
                        
                           Conservirung der Steine und
                                 Hölzer.
                           Die erste Idee, die Baumaterialien mittelst einer Kieselflüssigkeit zu conserviren,
                              rührt bekanntlich von Fuchs in München her und es ist
                              dieselbe später von Kuhlmann in Paris weiter ausgebildet
                              worden. Das Verfahren besteht bekanntlich darin, daß man Steine mit einer Lösung
                              eines alkalischen Silicates tränkt, welches sich dann zersetzt und die Poren
                              verstopft. Kuhlmann glaubt, daß hierbei die Kieselerde
                              eine Verbindung mit der Kalkerde eingehe und die Erhärtung der Steine einem
                              ähnlichen Vorgange wie bei der Mörtelbildung zuzuschreiben sey.
                           Außer dem Wasserglas (kieselsaurem Kali) hat Kuhlmann auch
                              das Aluminat des Kalis versucht und damit ebenfalls eine bedeutende Vermehrung der
                              Härte erzielt.
                           Als ein Uebelstand dieser Silicirungsmethode muß die Langsamkeit bezeichnet werden,
                              mit welcher das Wasserglas sich zersetzt, insofern nämlich dadurch bei eintretendem
                              Regenwetter leicht ein Theil des Anstrichs ausgewaschen werden kann. Deßhalb hat Kuhlmann einen nachträglichen Anstrich mit Kalkmilch
                              empfohlen, welcher zur Bildung eines Hydrosilicates von Kalkerde Ursache wird und
                              denjenigen Theil des alkalischen Silicates erhält, welcher der Zersetzung durch die
                              Kohlensäure der Atmosphäre widerstanden hat.
                           Ransome bedient sich eines ziemlich ähnlichen Verfahrens.
                              Er wendet zur Tränkung der Steine kieselsaures Natron vom spec. Gewicht 1,0 an, und
                              wäscht den Stein dann mit einer Auflösung von Chlorcalcium von ungefähr gleicher
                              Dichtigkeit. Hierdurch entsteht eine doppelte Zersetzung, indem sich Chlornatrium
                              bildet, welches aufgelöst wird, und kieselsaure Kalkerde, welche die Poren verstopft
                              und die Körner des Gesteines fester zusammenkittet.Ransome's Verfahren zum Conserviren der Bausteine
                                    hat sich bei seiner Anwendung auf der Außenseite der Parlamentsgebäude in
                                    London nicht bewährt. Die wissenschaftliche Erklärung für dieses Resultat
                                    gab Prof. A. W. Hofmann (polytechn. Journal Bd. CLX S. 77); der durch
                                    Chlorcalciumlösung in Wasserglaslösung gebildete Niederschlag besteht
                                    nämlich der Hauptsache nach aus freiem Kalk, welchen man mit Essigsäure
                                    ausziehen kann, und ist daher bloß ein mechanisches Gemisch von Kieselerde
                                    und Kalk, somit eine träge Masse, welche die äußeren Zwischenräume des (aus
                                    Kalk- und Magnesiasilicat bestehenden) Steines mit einer pulverigen
                                    Substanz ausfüllt, die sich leicht abreiben läßt.A. d. Red.
                              
                           Unter denjenigen französischen Ausstellern, welche das Verfahren praktisch zu
                              verwerthen gesucht haben, ist L. Dalemagne zu
                              nennen.Dalemagne's Verfahren zum Conserviren der
                                    Monumente ist im polytechn. Journal Bd.
                                       CLX S. 51 beschrieben, wo auch über die von demselben gemachten
                                    Anwendungen berichtet wurde. Er bedient sich des kieselsauren Kalis allein und mitunter im Gemisch mit
                              phosphorsaurem Kali und gefällter Kieselerde. Ersteres wird nach der Fuchs'schen Methode bereitet, indem 6 Th. Potasche mit 7
                              Th. Sand im Flammofen geschmolzen und daraus 3 bis 17grädige Lösungen bereitet
                              werden. Mit diesem Anstriche sind schon verschiedene Monumente in Paris und sonst
                              geschützt worden.
                           Szerelmy bedient sich eines, angeblich schon von den
                              Alten gekannten Ueberzuges, den er Zopissa nennt und
                              geheim hält. Frankland hat nachgewiesen, daß auch dieser
                              Anstrich Kieselerde, Natron, Kalkerde und verschiedene organische Substanzen
                              enthält; somit umfaßt das Verfahren von Szerelmy
                              wahrscheinlich auch zwei getrennte Operationen, nämlich einen ersten Anstrich mit
                              kieselsaurem Natron und dann einen zweiten Ueberzug aus organischen Stoffen, wovon
                              der wichtigste ein von der Zanzibarküste kommendes Gummiharz seyn dürfte. Die mit
                              diesem Anstriche gemachten Erfahrungen sind widersprechender Art und zeigen, daß die
                              Masse keine ganz gleichförmige Zusammensetzung besitzt. Szerelmy empfiehlt dieselbe auch für Ziegel, Holz und Eisen, Leinwand u.
                              dergl.
                           
                           Uebrigens ist trotz der zahlreichen Versuche über die Härtung der Steine noch kein
                              ganz befriedigendes Mittel aufgefunden worden. Alle diese Lösungen dringen nur wenig
                              in das Innere ein, das gebildete Alkalisalz ist schwer abzuwaschen und gibt zu
                              Ausblühungen Anlaß, das Wasserglas zersetzt sich nur langsam, macht den Stein
                              hygroskopisch und gibt ihm eine unegale dunklere Färbung, und endlich verlangt es
                              erfahrene Arbeiter.
                           Auch zur Conservirung der Hölzer hat man sehr viele Methoden empfohlen, in England
                              bedient man sich aber fast ausschließlich des Bethell'schen Verfahrens, welches nach zahlreichen Erfahrungen sehr gute
                              Resultate liefert. Kreosotirte Hölzer halten sich auch in Seewasser gut, wenn sie
                              richtig imprägnirt gewesen sind. Doch besitzt dieses Verfahren auch gewisse
                              Nachtheile; es ist ziemlich theuer, weil das schwere Oel von der Destillation des
                              Steinkohlentheers rar und im Preise veränderlich ist, es läßt sich ferner nicht bei
                              frisch gefälltem Holze anwenden und es gibt dem Holze einen sehr unangenehmen
                              Geruch.