| Titel: | A. C. Kirk's Maschine zur Kälteerzeugung und Eisbereitung mittelst Expansion der Luft. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXVII., S. 241 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXVII.
                        A. C. Kirk's Maschine
                           zur Kälteerzeugung und Eisbereitung mittelst Expansion der Luft.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, August 1863, S.
                              113.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Kirk's Maschine zur Kälteerzeugung und Eisbereitung mittelst
                           Expansion der Luft.
                        
                     
                        
                           Kirk's Eismaschine (patentirt in England am 25. April 1862) beruht auf einem ganz anderen
                              Princip als die bisherigen, nämlich auf der Erzeugung von Kälte durch Compression
                              und Expansion der Luft. Sie wurde von Young zum Abkühlen
                              des rohen Paraffinöls benutzt, um daraus durch niedrige Temperatur möglichst viel
                              Paraffin zu gewinnen, und seit sechs Monaten ist eine solche in der Paraffinfabrik
                              zu Bathgate in Gebrauch; diese Maschine kann jedoch zur Kälteerzeugung überhaupt,
                              also auch zur Eisbereitung angewendet werden. Früher wurde in letzterer Fabrik eine
                              Harrison'sche Aethermaschine benutzt, es stellte sich
                              aber das Bedürfniß eines kräftigeren Apparates heraus, welcher mit weniger Gefahr
                              zuverlässiger und billiger arbeitet; auch wünschte man die Aetherdämpfe wegen ihrer
                              Entzündlichkeit zu vermeiden.
                           Die in Fig.
                                 1–4 dargestellte Maschine ist im Stande, die zur Gewinnung einer halben
                              Tonne (10 Ctr.) Eis in 24 Stunden erforderliche Kälte zu erzeugen. Fig. 1 ist ein vorderer
                              und Fig. 2 ein
                              hinterer Seitenaufriß derselben; Fig. 3 ist ein senkrechter
                              Längendurchschnitt, rechtwinkelig zu Fig. 1 und 2; Fig. 4 ist ein Fig. 1
                              entsprechender Grundriß.
                           Auf einer starken Grundplatte A ist der Cylinder B befestigt, welcher einen Kolben mit Kolbenstange
                              gewöhnlicher Construction enthält, der durch einen Krummzapfen und eine Bleuelstange
                              mittelst der festen und losen Rollen C, C' in Thätigkeit
                              gesetzt und durch das Schwungrad D in seiner Bewegung
                              regulirt wird.
                           E, E' sind zwei Cylinder, welche durch die Canäle f und die Oeffnung im unteren Deckel, mit dem Raum an
                              jeder Seite ihres Kolbens g in Verbindung stehen;
                              letzterer verdrängt bei seinem Schube den größeren Theil der zwischen ihm und dem
                              Cylinderdeckel an jedem Ende befindlichen Luft. Durch die Mitte jedes Kolbens geht
                              ein Luftcanal, welcher einen aus Drahtgewebe bestehenden Regenerator h enthält; durch letzteren passirt, wenn der Kolben sich
                              im Cylinder nach oben bewegt, die eingeschlossene Luft von oben nach unten, und
                              umgekehrt. Die Enden der Cylinder, welche die Oberfläche bilden, woran die Erwärmung
                              und Abkühlung in Folge der Compression und Expansion der Luft stattfindet, bestehen
                              aus einer Vförmig im Kreise gewellten Eisen- oder
                              Messingplatte; diese Platten sind mit den starken Cylinderdeckeln k, k' durch Schraubenbolzen verbunden, damit sie dem
                              Druck der eingeschlossenen Luft widerstehen können; auf diese Art werden zwischen
                              den Cylinderdeckeln und den gewellten Platten ringförmige Canäle i gebildet. An den unteren Cylinderdeckeln circulirt
                              durch diese Canäle kaltes Wasser, welches durch die Röhren m eintritt und durch die Röhren m' abfließt;
                              an den oberen Deckeln läßt man hingegen durch jene Canäle eine ungefrierbare
                              Flüssigkeit, z.B. eine gesättigte Kochsalzlösung, circuliren, welche durch das Rohr
                              n eintritt und durch das Rohr n' abfließt.
                           o, p, r ist eine excentrische Stange mit dreiarmigem
                              Hebel, durch welche die Kolben g in beiden Cylindern E, E' auf und ab bewegt werden. Da es rathsam ist, daß
                              diese Kolben sich mit sehr wenig Spielraum am Hubende bewegen, so sind die
                              Kolbenstangen an ihrem unteren Ende mit Schrauben zum Adjustiren ihrer Länge
                              versehen, und der Hebel hat bei s eine Schlitzstellung,
                              um die Hublänge reguliren zu können.
                           t ist eine kleine Druckpumpe, welche Luft aus einem in
                              der Zeichnung nicht sichtbaren, mit Chlorcalcium gefüllten Rohr saugt und dieselbe
                              durch die Röhre v mit den Ventilen c, c' in jedes Ende des Cylinders treibt, um den durch
                              Undichtheiten veranlaßten Verlust auszugleichen. Das Chlorcalcium hat den Zweck, die
                              Luft vor ihrem Eintritt in die Maschine von Feuchtigkeit zu befreien, welche sonst
                              im Regenerator gefrieren würde.
                           R ist eine kleine doppeltwirkende Pumpe, mittelst deren
                              die Kochsalzlösung, welche abgekühlt worden und ihrerseits die zu erkältende
                              Substanz (also bei der Eisbereitung das Wasser) abgekühlt hat, wieder durch die als
                              Kühlfläche dienende gewellte Platte getrieben wird.
                           Die Wirkung der Maschine ist einfach. Durch die Bewegung des Kolbens g wird die in der Maschine enthaltene Luft abwechselnd
                              comprimirt und expandirt. Die Bewegung der Kolben g und
                              g' wird durch das zum Krummzapfen W rechtwinklich angebrachte Excentricum o so regulirt, daß die Compression stattfindet während
                              die durch diese Kolben bewegte Luft (die Arbeitsluft) Mischen der unteren Seite
                              jedes Kolbens und dem unteren Cylinderdeckel enthalten ist, wobei die erzeugte Wärme
                              mittelst des durch die gewellte Platte circulirenden kalten Wassers abgeführt wird; und die Expansion
                              findet statt während die Arbeitslust zwischen dem Kolben und dem oberen
                              Cylinderdeckel enthalten ist, wobei die so erzeugte Kälte zum Abkühlen der durch die
                              gewellte Platte am oberen Deckel circulirenden Kochsalzlösung verwendet werden
                              kann.
                           Auf ihrem Wege von dem oberen nach dem unteren Ende dieser Cylinder geht die Luft
                              durch die Regeneratoren, welche, indem sie die Wärme oder Kälte der Luft
                              zurückhalten und wieder an dieselbe abgeben, deren Fortschaffung vom heißen Ende zum
                              kalten, oder umgekehrt, verhindern. Die Luft ist daher gerade vor der Expansion fast
                              so kalt als sie am Ende des vorhergegangenen Expansionsschubes war. Um die
                              Wärmeleitung zu verhindern, ist der mittlere Theil der Kolben g mit Sägespänen gefüllt.
                           Die Maschine kann mit Luft von jedem ihrer Stärke angemessenen Druck gespeist werden.
                              Indem man das Gewicht der in ihr enthaltenen Luft vergrößert, oder, was dasselbe
                              ist, den Druck mittelst eines sehr kleinen Sicherheitsventils regulirt, welches auf
                              dem Abzugsrohr B der Pumpe angebracht ist, kann man die
                              erzeugte Kälte dem in einer gegebenen Zeit erforderlichen Betrag oder der zum
                              Betrieb der Maschine verfügbaren Kraft entsprechend reguliren. Wenn man den Druck
                              erhöht, wird mehr Kälte erzeugt und ist folglich mehr Betriebskraft
                              erforderlich.
                           Da manchmal durch Unachtsamkeit der Fall eintreten kann, daß Feuchtigkeit in die
                              Maschine gelangt und durch Gefrieren die Luftcanäle im Regenerator theilweise
                              verstopft, so ist es rathsam eine mit Chlorcalcium gefüllte Büchse x anzuwenden, welche durch die Ventile w und w' mit dem oberen Ende
                              eines jeden der Cylinder E und E' in Verbindung steht; bei der Bewegung des Kolbens im Cylinder B wird dann die Luft, indem sie diese Ventile öffnet,
                              rückwärts und vorwärts durch das Chlorcalcium getrieben, und indem man zugleich das
                              Excentricum o außer Thätigkeit setzt, hört die Bewegung
                              der Kolben g und somit die Kälteerzeugung auf; die Luft,
                              welche nun rasch durch den Regenerator zieht, wird denselben schnell erwärmen, daher
                              die Feuchtigkeit verdunsten und in die Chlorcalcium-Büchse führen, wo sie
                              absorbirt und zurückgehalten wird. Auf diese Weise kann man das Innere der ganzen
                              Maschine aufthauen und trocknen, ohne die Cylinderdeckel abzunehmen. Diese Methode
                              die Cylinder zu erwärmen, wendet man auch an, wenn durch irgend einen Zufall die
                              Kochsalzlösung in den Canälen zwischen dem Cylinderdeckel und der gewellten Platte
                              theilweise gefroren seyn sollte.
                           Obgleich die Maschine mit ziemlich großer Geschwindigkeit betrieben wird, so ist die
                              Bewegung doch ganz sanft und die angewandten Verpackungsleder leiden keinen Schaden;
                              bei der Maschine zu Bathgate sind die Manschetten ganz dicht geblieben, nachdem dieselbe
                              sechs Monate lang Tag und Nacht in Betrieb war. In Folge der Anordnung der Cylinder
                              E und E' mit ihren
                              Kolbenstangen auf der unteren Seite wird die Verunreinigung der Kühlfläche durch das
                              zum Schmieren des Cylinders B eingeführte Oel
                              vollständig vermieden, da das überflüssige Oel aus den Lederpackungen austritt und
                              so diese dicht erhält. Die Kolben g, g' bedürfen keines
                              weiteren Schmierens als des Abreibens mit Talg beim Einsetzen. Indem man die
                              Cylinderdeckel abnimmt, kann man jederzeit alle Canäle, welche die Kühlfläche
                              bilden, besichtigen und reinigen.
                           In den Fällen wo große Flüssigkeitsmengen, z.B. Bier- oder Branntweinwürzen
                              schnell, aber mit Unterbrechungen gekühlt werden sollen, kann man eine kleinere
                              Maschine anwenden, welche fortwährend in Betrieb erhalten wird. Man benutzt dann ein
                              Reservoir mit gewöhnlichem oder salzhaltigem Wasser (je nach der erforderlichen
                              Kälte), kühlt das Wasser in demselben mittelst der Maschine ab und verwendet es dann
                              zum raschen Kühlen der Würzen nach den in den Brennereien und Brauereien
                              gebräuchlichen Methoden.
                           Bei kleinen Maschinen kann man dem oberen Ende der Cylinder und Kolben die Gestalt
                              eines umgekehrten Kegels geben und so ein Gefäß bilden, in welches die abzukühlende
                              Substanz gebracht wird; diese Construction ist zu pharmaceutischen und
                              Küchenzwecken, zur Eisbereitung etc. sehr vortheilhaft.
                           Wo es die Umstände gestatten, ist es vorzuziehen die Kurbelwelle und den Riemen
                              wegzulassen, und die Kolbenstange des Cylinders B mit
                              der Kolbenstange des Cylinders der Dampfmaschine zu verbinden, indem man das
                              Excentricum o auf der Welle der Dampfmaschine
                              anbringt.
                           
                        
                           Nachtrag.
                           Kirk's Maschine zu Bathgate kann beiläufig 2 Tonnen Eis
                              mit Wasser von atmosphärischer Temperatur in 24 Stunden erzeugen. Sie kann nach
                              ihrer Construction mit keinem größeren Maximaldruck als beiläufig 70 Pfd. per Quadratzoll betrieben werden; mit unbedeutend
                              größeren Kosten wäre sie aber zum Betrieb mit dem Doppelten dieses Druckes
                              auszuführen, und wenn der Effect genau im VerhältnißVerhälniß des Drucks zunähme, würde sie dann täglich 4 Tonnen Eis erzeugen.
                           Ihre Anschaffungskosten sind viel niedriger als diejenigen einer Aethermaschine von
                              gleicher Leistung.
                           Als Hr. Kirk seine Indicator-Versuche anstellte,
                              war die Maschine schon Monate lang ohne hinreichende Reparatur in ununterbrochenem
                              Betriebe und ließ etwas Luft hinter den Kolben entweichen, daher die Resultate nicht so günstig
                              ausfielen, als es außerdem der Fall gewesen wäre. Er fand dabei, daß 1
                              Indicator-Pferdekraft per Tag von 24 Stunden
                              verbraucht wurde, um 3604 Gallons Kochsalzlösung um 10° Fahr. abzukühlen,
                              wornach 1 Indicator-Pferdekraft in 24 Stunden 212 Pfund avoir. Eis erzeugt.
                              Bei der Aethermaschine wurde 1 Indicator-Pferdekraft per 24 Stunden verbraucht um 3762 Gallons Kochsalzlösung um 10°
                              Fahr. abzukühlen, wornach 1 Indicator-Pferdekraft in 24 Stunden 221 Pfund
                              avoir. Eis erzeugt. R. Mallett. (Practical Mechanic's Journal, September 1863, S. 149.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
