| Titel: | Apparat zum Anschleifen von Facetten nach vorgeschriebenen Winkeln; beschrieben von E. Hoyer. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXIV., S. 257 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXIV.
                        Apparat zum Anschleifen von Facetten nach
                           vorgeschriebenen Winkeln; beschrieben von E. Hoyer.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1863 S. 183.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              IV.
                        Hoyer, über einen Apparat zum Anschleifen von Facetten nach
                           vorgeschriebenen Winkeln.
                        
                     
                        
                           Es gibt zur Bearbeitung der Metalle, des Holzes und anderer Materialien verschiedene
                              Werkzeuge, die nach bestimmten, durch die Erfahrung festgestellten Winkeln,
                              zugeschärft werden. Dieß Zuschärfen geschieht bei den größeren Werkzeugen aus dem
                              Rohen durch Feilen, nachträglich aber und bei kleineren Instrumenten ganz und gar
                              durch Schleifen. Die Operation des Schleifens hat aber gewiß deßhalb etwas
                              Mißliches, weil man nur durch längere Uebung den Zuschärfungswinkel nach dem
                              Augenmaaße (wie es gewöhnlich geschieht) zu bestimmen befähigt wird, zumal es sehr
                              häufig auch noch besonders darauf ankommt, daß die Durchschnittslinie zweier
                              anzuschleifenden Flächen in eine Lage zu bringen ist, die zu der geometrischen Achse
                              des Werkzeugs in bestimmter Beziehung steht.
                           Während z.B. bei einem Metall-Centrumbohrer diese Linie die Achse unter einem
                              rechten Winkel schneidet, macht dieselbe beim spitzen Metallbohrer damit einen
                              Winkel, der kleiner als 90 Grad ist. In beiden Fällen soll aber die Spitze des
                              Bohrers in die Achse fallen, um ein Unrundwerden des zu bohrenden Loches zu
                              verhüten.
                           Diese Bedingungen machen es nicht leicht, aus freier Hand und nach dem Augenmaaße das
                              Werkzeug richtig anzuschleifen.
                           In der Werkzeugsammlung der polytechnischen Schule zu Hannover befindet sich ein
                              sinnreich construirter Apparat, mit welchem es ermöglicht wird, die hervorgehobenen
                              Schwierigkeiten auf die leichteste Weise zu umgehen, indem man nicht allein damit im
                              Stande ist bestimmte Winkel anzuschleifen, sondern auch die Durchschnittslinie der
                              Facetten (respectiv den Durchschnittspunkt, wie er z.B. durch das Zusammentreffen
                              von vier Facetten beim zweischneidigen Bohrer gebildet
                              wird) in die Lage zu bringen, die man naturgemäß verlangen muß. Es schien mir darum
                              dieser Apparat einer Beschreibung und einer Empfehlung für Solche, die sich mit dem
                              Anschleifen dieser Werkzeuge befassen, wohl werth, um so mehr, da sich derselbe in
                              entsprechend größeren Dimensionen ausgeführt, in Maschinen- und anderen
                              Werkstätten, gewiß sehr nützlich und zeitsparend erweisen würde.
                           
                           Das Princip dieses Instrumentes beruht darauf, daß man das anzuschleifende Werkzeug
                              in einer festen, von den verlangten Zuschärfungswinkeln
                              abhängigen Stellung gegen den sich drehenden
                              Schleifstein führt, der, ebenfalls in einer unveränderlichen Lage, dadurch auch nur
                              in bestimmter Weise etwas von demselben wegzunehmen vermag.
                           Um nun nach einem bestimmten Winkel eine Facette
                              anzuschleifen, ist das Werkzeug in eine Stellung zu bringen, in welcher es mit
                              irgend einer Ebene, die in einer bestimmten Lage zu dem Schleifstein gelegt wird,
                              den verlangten Winkel einschließt. Dieser Winkel aber kann zweierlei Art seyn und
                              dem entsprechend sind auch zwei Ebenen nothwendig, in Bezug auf welche die Stellung
                              beschafft werden muß. Die eine Ebene denkt man sich durch den Schleifstein gelegt
                              und zwar rechtwinklich zur Drehachse; die andere als Berührungsebene an den
                              Schleifstein in dem Punkte wo der anzuschleifende Gegenstand angehalten wird: sie
                              läuft also parallel mit der Drehachse. Die Achse des zuzuschärfenden Werkzeugs
                              bildet mit der ersten Ebene den sogenannten Facettenwinkel, mit der zweiten den
                              sogenannten Zuschärfungswinkel, welcher letztere somit durch Drehung um eine Achse
                              gebildet wird, welche der berührenden Ebene parallel, während der erstere durch
                              Drehung um eine Achse entsteht, welche parallel der anderen Ebene liegt. Durch diese
                              beiden letzten Bewegungen kann man also die erforderliche Lage erreichen, in welcher
                              gleichzeitig Zuschärfungs- und Facettenwinkel
                              anzuschleifen sind, wobei die anderen Bedingungen ohne weiteres mit erfüllt
                              werden.
                           Erwähnter Apparat ist so eingerichtet, daß beide Bewegungen damit ausgeführt werden
                              können und mit Vorrichtungen versehen, vermöge welcher die bedingte feste Stellung und Hinführung gegen den Schleifstein
                              gesichert ist.
                           Derselbe ist dargestellt in Fig. 17 (Seitenansicht)
                              und Fig. 16
                              (Grundriß), und zwar in der Größe wie er sich in der Sammlung mit einem Schleifstein
                              von 7 1/2 Zoll Durchmesser zusammen befindet.
                           Das anzuschleifende Werkzeug a, a wird in eine
                              rechteckige durchgehende Oeffnung des Theiles b, b, b, b
                              hineingeschoben und vermittelst der Druckschraube c
                              darin festgeklemmt.
                           Der Theil b, b, b ist um einen Zapfen 2 (der unter c liegt) auf einer Platte d, d,
                                 d, d drehbar, während diese Platte sich zwischen zwei Spitzenschrauben e, e drehen kann. Auf d, d, d,
                                 d befindet sich ferner eine Gradeintheilung eingravirt und an b, b, b ein Zeiger f, der
                              rechtwinklich zu a, a steht. Durch einen concentrischen
                              Schlitz g, g von der Größe eines Viertelkreises, der in
                              d, d, d, d ausgearbeitet ist, wird die Klemmschraube
                              h gesteckt, die ihre Mutter in der Platte d hat und daher durch Anziehen ziehen, beziehungsweise
                              Aufdrücken des verdichten Theiles auf die Ränder des Schlitzes, e mit d fest verbindet. An
                              dem Rahmen i, i, der die beiden Spitzenschrauben e, e trägt, befindet sich ebenfalls ein Gradbogen, der
                              durch einen Schlitz in der Platte d geht und auf welchem
                              diese durch die Schraube k festgeklemmt wird. Der Rahmen
                              i, i ist mit einem zweiten Rahmen m, m vermittelst vier Spiralfedern n verbunden, die den Zweck haben bei etwaigen
                              Ungleichheiten in der Bahn des Schleifsteins die nöthige Nachgiebigkeit des
                              anzuschleifenden Gegenstandes hervorzubringen. Dieser unterste Rahmen endlich wird
                              auf einen Schlitten gesetzt, der in einer passenden Führung dem Schleifsteine
                              vorgeschoben wird.
                           Zum Anschleifen einer Facette, die eine bestimmte Neigung gegen die Achse des
                              eingeklemmten Werkzeuges haben soll, dreht man zunächst den Theil b so, daß der Zeiger f eine
                              Stellung einnimmt, welche von dem Nullpunkte so weit abweicht, daß der von ihm beschriebene Winkel mit dem verlangten sich zu 90 Grad ergänzt, und verfährt auf dieselbe Weise zur
                              Erzeugung des Zuschärfungswinkels mit der Platte d,
                              deren untere Kante dann die Stelle eines Zeigers vertritt.
                           Ist es z.B. die Aufgabe einen zweischneidigen Bohrer anzuschleifen, dessen
                              Facettenwinkel 45 Grad und dessen Zuschärfungswinkel 90 Grad betragen soll (wobei,
                              in unserem Sinne genommen, der letztere durch zwei Winkel von je 45 Grad entsteht),
                              so stellt man f auf 45 Grad und die die untere Kante der
                              Platte d ebenfalls auf 45 Grad, wodurch der Bohrer in
                              die Lage l, l
                              Fig. 19 im
                              Grundriß und Fig.
                                 18 in der Seitenansicht kommt, und durch Schleifen die in der Zeichnung
                              bereits fehlenden Kanten verliert. Hierauf dreht man f
                              um 90 Grad zurück, wodurch l, l in die Lage l¹
                              l¹ rückt, schleift die zweite Facette an und
                              wiederholt diesen Vorgang, nachdem man den Bohrer umgewendet hat. Gebraucht man dabei die Vorsicht, beim Umwenden des
                              Bohrers seine Achse nur in dieselbe Stellung zu bringen,
                              so muß die Spitze in diese Achse fallen.
                           Zu bemerken ist schließlich noch, daß die Druckschraube h
                              an drei verschiedenen Stellen eingeschroben werden kann, einmal an der gezeichneten
                              und dann noch an beiden Enden des concentrischen Schlitzes, wodurch dem Theile b eine größere Verschiebbarkeit möglich wird, und ferner
                              daß bei dem vorliegenden Exemplare der Gradbogen o sich
                              um einen kleinen Scharnierbolzen p, p drehen und deßhalb
                              unter die Platte d niederlegen läßt.
                           Bei einem größeren Apparate muß selbstverständlich die eine Druckschraube c durch mehrere ersetzt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
