| Titel: | Neue Methode der Flachsbereitung, von J. G. Marshall in Leeds. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXVII., S. 266 | 
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                        LXXVII.
                        Neue Methode der Flachsbereitung, von J. G. Marshall in
                           Leeds.
                        Aus dem London Journal of arts, Juli 1863, S.
                              7.
                        Marshall's neue Methode der Flachsbereitung.
                        
                     
                        
                           Diese Erfindung (patentirt in England am 31.
                                 October 1862) bezweckt die Gewinnung des Fasermaterials aus Flachs, Hanf
                              oder ähnlichen Pflanzen ohne Anwendung des Schwing- und Hechelprocesses, in
                              der Regel sogar mit Umgehung des Röstens. Das Flachsstroh wird nach diesem Verfahren
                              ein bis zwei Stunden in einer heißen oder kalten alkalischen Lösung eingetaucht
                              erhalten und hernach in Seifenwasser mit einem Ueberschuß von Alkali gekocht. Dann
                              werden die Fasern zur Neutralisirung des Alkalis in schwach saurem Wasser ausgewaschen, darauf
                              mit reinem Wasser gespült und endlich getrocknet. Nachdem durch dieses Verfahren der
                              Klebstoff hinreichend erweicht worden ist, läßt man die Fasern durch eine
                              gewöhnliche Walzenbrechmaschine gehen, in welcher der holzige Kern insoweit
                              gebrochen wird, daß er bei dem hierauf folgenden Krempelproceß sich von dem feinen
                              Fasermaterial leicht ablöst. Statt sich einer besonderen Brechmaschine zu bedienen,
                              kann man auch die Brechwalzen an der Zuführungsseite der Krempel anbringen, so daß
                              beide Operationen, das Brechen und das Krempeln, auf einer und derselben Maschine
                              vorgenommen werden.
                           Da das Schwingen und Hecheln hierbei ganz in Wegfall kommt und die Fasern nach dem
                              Durchgang durch die Brechmaschine nur gekrempelt werden, so kann man den
                              beschriebenen vorbereitenden Proceß viel weiter treiben, als wenn die Fasern jenen
                              Operationen unterworfen werden sollen, und in Folge dieser verlängerten Einwirkung
                              der Chemikalien gewinnt man sehr feine Fasern. Durch das Krempeln werden die Fasern
                              vollständig vom Holze befreit, so daß sie hierauf unmittelbar versponnen werden
                              können. Das auf diese Weise erhaltene Leinengarn kann ebensowohl zu rein leinenen,
                              als zu halbleinenen Stoffen verwendet werden.