| Titel: | Ueber die vortheilhafteste Bereitungsweise verschiedener mangansaurer und übermangansaurer Salze; von Professor Rud. Böttger. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXXIII., S. 286 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXIII.
                        Ueber die vortheilhafteste Bereitungsweise
                           verschiedener mangansaurer und übermangansaurer Salze; von Professor Rud. Böttger.
                        Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1863, Nr.
                              21.
                        Böttger, über die vortheilhafteste Bereitungsweise verschiedener
                           mangansaurer und übermangansaurer Salze.
                        
                     
                        
                           Es existiren zwar mehrere, im Ganzen genommen recht genügende Resultate gebende
                              Vorschriften über Bereitung von mangansauren und übermangansauren Salzen, z.B. die
                              von Gregory, Wöhler und anderen, indeß hat mir bei
                              sorgfältiger Prüfung derselben es scheinen wollen, als ob man bei etwas abgeänderten
                              Gewichtsverhältnissen bezüglich der zur Anwendung kommenden Rohmaterialien, die
                              Ausbeute an den in Rede stehenden Salzen noch um ein beträchtliches steigern könne.
                              Da überdieß auch die Befolgung und genaue Innehaltung gewisser, auf den ersten
                              Anblick zwar ganz unwesentlich scheinender, immerhin aber als sehr beachtenswerth
                              von mir erkannter Handgriffe und Momente einen nicht unbedeutenden Einfluß auf das
                              Endergebniß auszuüben vermögen, und solche Dinge bisher eigentlich mehr
                              vorausgesetzt als genau beschrieben wurden, so dürfte, zumal da das übermangansaure
                              Kali in der neuesten Zeit nicht bloß von den Chemikern und Industriellen zu
                              maaßanalytischen Versuchen, sondern auch zu medicinischen Zwecken, deßgleichen zum
                              Desinficiren von Flüssigkeiten mancherlei Art, eine sehr ausgedehnte Anwendung
                              gefunden, es als gerechtfertigt erscheinen, meine Erfahrungen in Bezug auf die
                              vortheilhafteste Bereitungsweise, besonders dieses letzteren Salzes, in die
                              Oeffentlichkeit gelangen zu lassen.
                           Was zunächst die vortheilhafteste Bereitungsweise und Gewinnung des
                              Übermangansauren Kalis anlangt, so dürfte
                              folgendermaßen dabei zu
                              verfahren seyn. Handelt es sich um die Darstellung von nur kleinen Mengen, z.B. von
                              einigen Unzen, so thut man gut, als Schmelzgefäß sich eines kleinen dünnwandigen aus
                              Eisenblech gedrückten Tiegels, und als Wärmequelle eines Bunsen'schen Leuchtgasgebläses zu bedienen. Zu dem Ende bringt man in dem
                              erwähnten Schmelztiegel ein Gemeng von zwei Gewichtstheilen Kalihydrat und 1
                              Gewichtstheil chlorsaurem Kali in Fluß; ist dieß geschehen, so nimmt man das
                              Schmelzgefäß vom Feuer, rührt in die geschmolzene Salzmasse, unter Mitanwendung
                              eines eisernen Spatels, nach und nach und mit der Vorsicht, daß, da gleichzeitig
                              eine Entwickelung von Sauerstoffgas stattfindet, dadurch nichts von dem Inhalte des
                              Tiegels verloren geht, 2 Gewichtstheile fein gesiebten
                              Braunsteins, mengt das Ganze recht innig (wobei darauf zu sehen ist, daß der Tiegel
                              nur bis etwa zur Hälfte mit genannten Ingredienzen gespeist werde), bringt hierauf
                              den Tiegel von neuem in die Flamme und erhitzt dann, unter stetem Umrühren und
                              Durchkneten, den Inhalt desselben so lange, bis er vollkommen trocken und hart
                              erscheint und die Tiegelwände einige Zeit hindurch in dunkler
                                 Rothgluth gestanden. Nach beendetem Glühproceß entleert man durch mäßiges
                              Klopfen mit einem Hammer an die Außenwände des Tiegels dessen Inhalt, zerstoßt
                              diesen in einem eisernen Mörser gröblich und überschüttet ihn in einer geräumigen
                              Porzellanschale mit einer so großen Menge destillirten Wassers, daß nach anhaltendem
                              Kochen und Wiedererkalten der Flüssigkeit, daraus keine
                                 Salzkrystalle sich abscheiden. Hätte man beispielsweise 4 Unzen Kalihydrat, 2 Unzen chlorsaures Kali und 4 Unzen Braunstein in Arbeit genommen, so wäre 5 Pfund Wasser (d.h. auf je 1 Gewichtstheil chlorsauren Kalis 40
                              Gewichtstheile Wasser) die passendste Menge. Die ganze Masse wird hierauf, unter
                              fortwährendem Umrühren, ins Sieden gebracht und ein kräftiger Strom kohlensauren
                              Gases so lange hindurch geleitet, bis ein Tropfen der
                              Flüssigkeit auf weißes Fließpapier gebracht, auf diesem einen rothen, von keiner grünen Randeinfassung mehr umgebenen, und schnell in eine
                                 braungelbe Farbennüance übergehenden Fleck erzeugt. Erscheint der Fleck
                              noch mit einer grünen Randzone umgeben, so hat man mit
                              dem Einleiten von Kohlensäure noch so lange fortzufahren, bis dieß nicht mehr
                              stattfindet. Ist letzterer Zeitpunkt eingetreten, d.h. ist alles mangansaure Salz in
                              übermangansaures übergeführt, dann läßt man den prachtvoll roth gefärbten Inhalt der
                              Schale ruhig erkalten, gießt nach einiger Zeit, durch
                              bloßes Neigen der Schale, etwa 3/4 der Flüssigkeit in ein anderes reines
                              Porzellangefäß, während man den mit Mangansuperoxydhydrat vermischten Rest auf einen
                              Glastrichter schüttet, dessen Hals locker mit Schießwolle (durch welche Filtrirsubstanz das sonst so
                              leicht sich zersetzende übermangansaure Salz unverändert bleibt) verstopft ist.
                              Dampft man dann die gesammte Flüssigkeitsmasse so weit ab, daß ein mit einem
                              Rührstabe herausgenommener und auf eine kalte Porzellanplatte fallen gelassener
                              Tropfen schnell eine Krystallausscheidung zu erkennen gibt, dann stellt man die
                              Abdampfschale auf einen schlechten Wärmeleiter (einen Strohkranz), bedeckt sie mit
                              einer Holzplatte, und hat dann die Freude, schon innerhalb 12 bis 14 Stunden den
                              größten Theil des Übermangansauren Kalis in reinen, nicht selten liniendicken
                              und oft mehrere Zolle langen Krystallen angeschossen zu erhalten. Durch ferneres
                              Eindampfen der Mutterlauge gewinnt man noch einen kleinen Rest des Salzes in minder
                              großen Krystallen. Auf diese Weise erzielt man aus 4 Unzen Braunstein im
                              Durchschnitt 1 Unze 2 1/4 Drachmen reines übermangansaures Kali, d.h. reichlich 32
                              Procent, eine Menge, die ich bei noch so genauer
                              Befolgung anderer Gewinnungsweisen nie habe erhalten können.
                           Da sich die übermangansauren Salze der Alkalien und Erden bekanntlich
                              nie direct durch einen einfachen Glühproceß (geschehe
                              dieß nun mit salpetersauren oder mit chlorsauren Salzen), sondern stets nur indirect aus mangansauren
                              Salzen darstellen lassen, so richtete ich meine Aufmerksamkeit in dieser Beziehung
                              noch auf die Ermittelung einer einfachen Darstellungsweise von übermangansaurem
                              Baryt und übermangansaurem Ammoniak. Auf folgende Weise ist mir dieß vortrefflich
                              gelungen.
                           Eine durch Glühen von salpetersaurem Baryt und Braunstein, oder eine durch
                              Zusammenschmelzen von chlorsaurem Kali, Barythydrat und Braunstein erhaltene Masse
                              läßt sich bekanntlich nur äußerst schwierig durch Kochen mit Wasser und Einleiten
                              von Kohlensäure in übermangansauren Baryt überführen. Löst man dagegen die durch
                              Zusammenschmelzen von 2 Gewichtstheilen Kalihydrat und 1 Gewichtstheil Braunstein
                              resultirende schwärzlich grüne, größtentheils aus mangansaurem Kali bestehende Masse
                              in Wasser auf, filtrirt die Lösung durch Schießwolle und versetzt sie hierauf so
                              lange mit einer Auflösung von Chlorbaryum, bis die grüne Farbe der Lösung
                              verschwunden, dann sieht man einen schön violettblauen Niederschlag entstehen, der
                              sich (auf einem Papierfilter mit kaltem destillirten Wasser gehörig, d.h. so lange
                              ausgesüßt, bis das ablaufende Wasser eben anfangen will sich durch den Zutritt der
                              Kohlensäure der atmosphärischen Luft schwach rosaroth zu färben) als ganz reiner
                              mangansaurer Baryt zu erkennen gibt. Auch durch anhaltendes Kochen einer Auflösung
                              von übermangansaurem Kali mit kohlensäurefreiem Barythydrat gewinnt man auf
                              einem etwas kostspieligeren Wege reinen mangansauren Baryt. Ueberschüttet man nun
                              den so auf die eine oder andere Weise auf sogenanntem nassen Wege erzeugten
                              mangansauren Baryt in einer Porzellanschale mit einer reichlichen Menge destillirten
                              Wassers, bringt dieses ins Sieden und leitet dann, unter fortwährendem Umrühren, so
                              lange einen kräftigen Strom kohlensauren Gases hinein, bis die Flüssigkeit eine
                              stark gesättigte intensive Purpurfarbe angenommen, dann hat man eine Lösung von
                              reinem übermangansaurem Baryt. Trennt man dieselbe im erkalteten Zustande durch
                              Filtration mittelst Schießwolle von dem vielleicht noch nicht völlig erschöpften
                              Rückstande, behandelt diesen letzteren von neuem und überhaupt so oft auf gleiche
                              Weise mit Wasser und Kohlensäure in der Siedhitze, bis aller mangansaure Baryt in
                              das übermangansaure Salz übergeführt ist, so läßt sich durch längeres Aufbewahren
                              der purpurfarbenen Flüssigkeit über Schwefelsäure in dem Exsiccator das Salz in
                              großen derben Krystallen gewinnen.
                           Da die Gewinnung des Übermangansauren Baryts, wie wir gesehen haben, mit so
                              großer Leichtigkeit auszuführen ist, derselbe auch lange nicht so theuer zu stehen
                              kommt als das übermangansaure Silberoxyd, so wird man sich in allen den Fällen, wo
                              man übermangansaurer Salze benöthigt ist, stets dieses Barytsalzes statt des ohnedieß so leicht sich zersetzenden Silbersalzes
                              mit überwiegendem Vortheile bedienen können. Selbstverständlich werden dann hier nur
                              in Wasser lösliche schwefelsaure Salze, statt
                              Chlorverbindungen, zur Zerlegung in Anwendung zu bringen seyn. Zerlegt man z.B. eine
                              Auflösung von übermangansaurem Baryt durch eine entsprechende Menge schwefelsauren
                              Ammoniaks, so erhält man mit Leichtigkeit beim Abdampfen der durch Filtration
                              mittelst Schießwolle von dem gebildeten schwefelsauren. Baryt getrennten Flüssigkeit
                              wohlausgebildete Krystalle von übermangansaurem Ammoniak, und zwar von derselben
                              Gestalt und Größe wie das entsprechende Kalisalz. Das übermangansaure Ammoniak läßt
                              sich übrigens auch noch durch Zerlegung von übermangansaurem Kali und Chlorammonium
                              darstellen. Versetzt man nämlich eine Auflösung des genannten
                              Übermangansauren Salzes mit einem Ueberschuß von Salmiak und dampft das Ganze
                              bis zur gehörigen Krystallisation ab, so erhält man das übermangansaure Ammoniak
                              gleichfalls leicht in schön ausgebildeten Krystallen, während Chlorkalium in der
                              Mutterlauge zurückbleibt. Um das Salz chemisch rein zu haben, braucht man es nur ein
                              einziges Mal umzukrystallisiren.