| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. , S. 74 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           G. Uhlhorn's Vorrichtung zur
                              Umwandlung der rotirenden Bewegung in eine geradlinige.
                           Durch eine in den letzten Jahren in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                              Gewerbfleißes in Preußen enthaltene Preisaufgabe, betreffend eine mechanische
                              Vorrichtung beim Maschinenbau zur Umwandlung der rotirenden Bewegung in eine
                              geradlinige, wurde ich veranlaßt hierüber nachzudenken, und es ist wir gelungen eine
                              Vorrichtung zu erfinden, welche sich hierselbst schon seit
                                 länger als zwei Jahren praktisch bewährt hat. Dieselbe ist anwendbar bei
                              Hobelmaschinen, Ausstoßmaschinen, Feilmaschinen, Nuthenbohrmaschinen etc. und
                              bewirkt, daß der Meißel stets mit gleicher Geschwindigkeit arbeitet, und zwar bis
                              sechsmal so schnell zurück als vorwärts geht, wobei die Umkehr der Bewegung eben so
                              ruhig von statten geht als wie bei den Maschinen mit Krummzapfenbewegung die Umkehr
                              durch die todten Punkte.
                           Da die Versetzung stets erst dann erfolgt, wenn der Meißel aus dem Schnitte ist,
                              derselbe außerdem, wie oben bemerkt, stets mit gleicher Geschwindigkeit arbeitet und
                              außerdem während des Rückganges gehoben wird, so erklärt sich auch hieraus das lange
                              Standhalten des Meißels. Dieser Mechanismus, welcher bereits in verschiedenen
                              Ländern patentirt ist, läßt sich auch an Mangeln etc., welche mit gleicher
                              regelmäßiger Geschwindigkeit arbeiten müssen, anbringen. Einen großen Vortheil
                              gewährt dieser Mechanismus dadurch, daß derselbe an jeder bestehenden älteren
                              Maschine angebracht werden kann, wie es hierselbst schon an drei Maschinen
                              verschiedener Construction geschehen ist, und daß er schon bei dreifach rascherem
                              Rückgange die Hälfte mehr leistet, als bei Maschinen wo das Vor- und
                              Rückwärtsgehen in gleicher Geschwindigkeit stattfindet.
                           Wegen ferner zu wünschender Auskunft beliebe man sich entweder persönlilch oder in
                              frankirten Briefen an mich zu wenden.
                           Gerhard Uhlhorn, königl.
                              Commerzienrath.        
                           Grevenbroich bei Cöln a. Rh., den 26. August 1863.
                           Nachschrift der Redaction.
                           Nach den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1863
                              S. 25 und 57, ist die sechste Preisaufgabe pro 1862,
                              betreffend eine Vorrichtung zur Umwandlung der rotirenden Bewegung in eine
                              geradlinige, von Hrn. Ingenieur C. Teichmann in Basel
                              gelöst und ihm der Preis, bestehend in der goldenen Denkmünze, oder deren Werth, und
                              außerdem 500 Thlrn., zuerkannt worden.
                           
                        
                           Ludold's Faßhahn.
                           Hr. J. Ludold, Maschinen-Ingenieur in Wien, theilt
                              uns bezüglich des im polytechn. Journal Bd. CLXIX
                                 S. 253 nach Armengaud's
                              Génie industriel, Aprilheft 1863, beschriebenen
                              Faßhahnes (Saughahnes) von S. Kraushaar mit, daß ihm in
                              den kaiserlich österreichischen Staaten eine im Princip mit letzterer vollkommen
                              indentische Erfindung patentirt und die Priorität seiner Erfindung noch vor jener
                              Zeit sicher gestellt wurde, als die Veröffentlichung des Kraushaar'schen Faßhahnes in Frankreich erfolgte.
                           Die Redaction.
                           
                        
                           Rziha's geruchlose
                              Zündschnur.
                           Diese Zünder, welche wegen ihrer Geruchlosigkeit (soweit diese nämlich bei diesem
                              eingeschlagenen System möglich ist) vorzüglich für Berg- und Tunnelbau
                              bestimmt sind, sind eine wünschenswerthe Verbesserung der Bickford'schen und zeichnen sich den letzteren gegenüber aus: 1) durch den
                              Wegfall des lästigen und schädlichen Theerqualms, welcher ebenso vergiftend auf die
                              Athmungswerkzeuge des Häuers einwirkt, als wie derselbe vor Ort eine erhöhte und theure Ventilation
                              oder theure Wartezeit des Häuers erheischt. Der kaum bemerkliche Pulvergeruch,
                              welchen mein Zünder an manchen Stellen hat, schlägt sich durch den Contact in der
                              kühlen, feuchten Grubenluft sofort nieder, wie dieß auch beim Pulverdampf eines
                              abgethanen Schusses der Fall ist.
                           2) Haben meine Zünder bei der genügenden Steifheit zum perfecten Einführen ins
                              Bohrloch dennoch eine so große Biegsamkeit und Compendiosität, daß sie in Knäuel
                              aufgewickelt vom Häuer in der Tasche seiner Kleidung getragen werden können, was für
                              die Conservirung der Zünder von großem Belange ist, da namentlich die Bickford zünder durch den längeren Contact mit der
                              feuchten Grubenluft dem sicheren Verderben preisgegeben sind.
                           3) Haben die Zünder eine kaum merkbare Zündspur, welches für die Erhöhung der
                              Schußwirkung bekanntlich von sehr großem Belang ist.
                           4) Ist die Einfüllungsmethode des Pulvers in den Zündcanal eine eigene, von der
                              englischen Methode abweichende und verbesserte, so daß eine Stockung durch
                              mangelhafte Füllung nahezu unmöglich ist, sowie auch durch Ersäufung beim
                              Wasserdichten (Theeren bei Bickfords) eine Stockung an
                              mangelhaft gespulten Stellen nicht möglich ist, da eine solche Manipulation gänzlich
                              wegfällt.
                           5) Die Hülle verbrennt nicht.
                           6) Sollte an einer Stelle eines besetzten Loches eine Lücke seyn und der Schuß sitzen
                              bleiben, so ist deßhalb ein Ausbohren desselben nicht nothwendig, da die Drahthülle
                              es möglich macht das ausgebrannte Stück der Schnur bis dorthin abzureißen wo die
                              Zündleitung gestockt, und man ist erfahrungsgemäß dadurch in den meisten Fällen im
                              Stande durch Einziehung eines gefüllten Strohhalms den Schuß dennoch zu entzünden
                              ohne ausbohren zu müssen. Die Drahthülle des Zünders ist von keinem schädlichen
                              Einfluß, da in den verschiedensten Gesteinen bisher nicht ein einziger Unglücksfall
                              vorgekommen und man jeder Befürchtung des Feuerreißens dadurch begegnet, daß man auf
                              die Pulverladung etwas Sägespäne aufsetzt, bevor der Besatz eingebracht wird. Dieser
                              Vorgang harmonirt auch mit dem Grundsatz des Sprengens, den Besatz erst locker und
                              dann fester einzustoßen, so daß der auf die Pulverladung aufsitzende Theil des
                              Besatzes comprimirbar ist, was eine bessere Schußwirkung erzweckt, in Folge des
                              dadurch hervorgerufenen Kraftverlustes beim längere Zeit beanspruchenden Durchgange
                              der Kugelwellen durch das Medium des Besatzes, und schließlich möge bemerkt seyn daß
                              die Sicherheitszünder ja die Furcht vor dem Besetzen gänzlich verscheucht haben, da der Gebrauch der Raumnadel wegfällt, und da
                              ein Entzünden durch Feuerreißen nicht denkbar ist wenn die Pulverladung einmal
                              bedeckt ist. Wir setzen aus den vorher angeführten Grundsätzen über die Güte des
                              Besatzes, auf die eingebrachten Sägespäne oder Werg stets scharfen reinen Quarzsand
                              auf, bevor wir Schießpulver einstoßen, da ein solches
                              Verfahren bessere Wirkungen gibt, und sehen durch unsere Praxis in dem Funkenreißen
                              bloß ein eingebildetes Gespenst.
                           Schließlich erlaube ich mir zu bemerken, daß meine Zünder gewöhnlich
                              Grubenfeuchtigkeit so lange vertragen als das Besetzen und Abthun des Schusses
                              dauert, denn dieselben brennen unter Wasser. Zur vollkommenen Wasserdichtheit ist jedoch ein Kautschuküberzug nöthig
                              (Auflösung von Kautschuk in Schwefelkohlenstoff).
                           Die Zünder brennen sehr langsam und zwar 3 Fuß in 1 Minute, gestatten also ein
                              Flüchten des Häuers ohne viel Schnur zu verschwenden. Der Materialaufwand ist sehr
                              reducirt und kommen die Zünder nicht höher als die Bickford'schen zu stehen.
                           Die Maschine welche zu deren Anfertigung ausgeführt wurde, übertrifft die Leistung
                              der englischen, da mir Hr. Bickford mittheilte daß er mit
                              3 Mann in der Stunde 2900 Fuß fertigt, während ich im Stande bin gegen 4000 Fuß in
                              der Stunde zu erzeugen, wozu nur 2 Mann nothwendig sind.
                           Ueber Probeversuche verweise ich auf die Zeitschrift des Vereins deutscher
                              Eisenbahnverwaltungen Nr. 17 d. J.
                           Ed. Rziha, k. k.
                              Genie-Hauptmann.
                           
                        
                           Vorkommen des Thalliums in salinischen Mineralwässern; von
                              Professor Rud. Böttger.
                           Bisher war man im Zweifel, welcher Platz dem neuentdeckten Metalle Thallium im
                              chemischen Systeme anzuweisen sey, indem dasselbe einestheils zu den Alkalimetallen
                              hinneigte,
                              anderntheils, dem Blei sehr nahe stehend, zu den sogenannten Schwermetallen zu
                              gehören schien. Sein Vorkommen in der Natur schien sich lediglich auf einige wenige
                              Schwefelkiese zu beschränken, durch deren Verwendung zur Schwefelsäurefabrication es
                              spurenweise in den sogenannten Bleikammerschlamm der Schwefelsäurefabrication
                              gelangte. Hier ward es bekanntlich von Crookes auf
                              spectralanalytischem Wege entdeckt. Böttger theilte
                              später einige Verfahrungsweisen mit, wie dasselbe aus dem Flugstaube und aus dem
                              Bleikammerschlamme jener Fabriken am leichtesten zu gewinnen sey (polytechn. Journal
                              Bd. CLXVIII S. 438), und gelangte bei
                              seinen ferneren Untersuchungen über diesen Elementarstoff zu der Ueberzeugung, daß
                              derselbe in der Natur sicherlich weit verbreiteter, als man zeither angenommen,
                              vorkommen müsse. In der am 27. Juni abgehaltenen Sitzung des physikalischen Vereins
                              in Frankfurt a. M. theilte derselbe in der That mit, daß es ihm gelungen sey, das
                              Thallium als einen fast steten Begleiter des Cäsiums und
                                 Rubidiums in verschiedenen salinischen Mineralwässern unzweifelhaft
                              nachzuweisen. Die chemische Analyse eines von den Conditoren häufig zu
                              Kältemischungen benutzten, mit dem Namen „Eissalz“ bezeichneten
                              Salzgemisches gab Veranlassung zu dieser Entdeckung. Unter Eissalz hat man das aus
                              Nauheim stammende Badesalz oder Mutterlaugensalz zu verstehen, d.h. ein Salzgemenge,
                              welches, besonders leicht in der Winterkälte, sich aus der Soole absondert, aus
                              welcher bereits das reine Kochsalz in der Wärme gewonnen worden war. Dieses
                              Mutterlaugensalz besteht nach Böttger's Untersuchung der
                              Hauptmasse nach aus Chlorkalium und Chlormagnesium, untermengt mit etwas
                              Chlornatrium. Dasselbe ist außerordentlich zerfließlich und ähnelt in seiner
                              Zusammensetzung sehr dem sogenannten „Abraumsalz“ und dem in
                              Staßfurt vorkommenden „Carnallit“. Da in diesen beiden bereits
                              die Anwesenheit von Cäsium und Rubidium durch Erdmann
                              constatirt worden, so lag die Vermuthung nahe, es möchten diese zwei neuen
                              Alkalimetalle auch in dem Nauheimer Badesalze enthalten seyn. In der That ist nach
                              Böttger's Untersuchung dieses letztere Salz das
                              wohlfeilste, ergiebigste und folglich geeignetste Material zur
                                 Gewinnung von Cäsium und Rubidium. Beide Metalle sind nebst dem Thallium
                              als Chlorverbindungen darin enthalten. Auch im Orber Badesalze ist es dem Verf.
                              gelungen, nebst Cäsium und Rubidium Spuren von Thallium nachzuweisen. Da die
                              Platindoppelsalze der genannten Alkalimetalle (besonders das Thalliumplatinchlorid)
                              in Wasser äußerst schwer löslich sind, so eignet sich das Platinchlorid vorzugsweise
                              zur Abscheidung derselben aus den betreffenden Soolen. Eine ausführlichere
                              Abhandlung über die Entdeckung des Thalliums in verschiedenen salinischen
                              Mineralwässern, sowie über Isolirung des Thalliums aus seiner Verbindung mit Cäsium
                              und Rubidium, gedenkt der Verf. demnächst zu veröffentlichen. Da das Oxyd des
                              Thalliums leicht löslich und ätzend ist, das kohlensaure Thalliumoxyd gleichfalls
                              löslich und alkalisch reagirt, das phosphorsaure Thalliumoxyd in Wasser löslich ist,
                              der Thalliumalaun oktaedrisch krystallisirt, das Thallium, wie wir gesehen, als
                              Begleiter des Kaliums, Natriums, Cäsiums und Rubidiums auftritt, so dürfte die
                              Behauptung, dasselbe gehöre zu der Classe der Alkalimetalle, hinreichend
                              gerechtfertigt erscheinen. (Neue Frankfurter Zeitung, 1863, Nr. 183.)
                           
                        
                           Flajolot's maaßanalytische
                              Bestimmung des Kupfers durch Cyankalium.
                           Das im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 217
                              aus den Annales des mines mitgetheilte Verfahren von Flajolot zur maaßanalytischen Bestimmung des Kupfers
                              durch Cyankalium und des Cyankaliums durch Kupferlösung, welches sich auf die
                              Entfärbung einer ammoniakalischen Kupferoxydlösung durch Cyankaliumlösung gründet,
                              wurde ursprünglich von Carl Mohr angegeben; Fr. Mohr hat in seinem Lehrbuch der Titrirmethode, zweite
                              Auflage S. 398, selbst zugestanden, daß diese Methode keine recht befriedigenden
                              Resultate gebe, wenn nicht alle Verhältnisse gleich seyen. Hinsichtlich der
                              Discussionen, deren Gegenstand diese Methode bereits in deutschen Journalen gewesen
                              ist, verweisen wir auf Fresenius' Zeitschrift für
                              analytische Chemie, 1863 S. 214.
                           Die Redaction.
                           
                        
                           
                           Ueber ein neues Metall (Indium); von F. Reich und Th. Richter in Freiberg.
                           In dem hiesigen Hüttenlaboratorium waren zwei Erzsorten, die in der Hauptsache aus
                              Schwefelkies, Arsenkies, Blende und etwas Bleiglanz bestanden, aber auch, neben
                              erdigen Substanzen und Kieselsäure, Mangan, Kupfer und geringe Mengen von Zinn und
                              Cadmium enthielten, – und welche, vorher geröstet, daher von dem größten
                              Theile ihres Schwefel- und Arsenikgehaltes befreit worden waren, – mit
                              Salzsäure gemengt, zur Trockne gebracht und destillirt worden. Das erhaltene unreine
                              Chlorzink wurde, weil sich in mehreren Producten der hiesigen Hütten Thallium, wenn
                              auch in sehr geringer Menge, hatte auffinden lassen, mit dem Spectroskop untersucht.
                              Es zeigte keine Thalliumlinie, dagegen eine indigblaue
                              bisher unbekannte Linie. Nachdem es gelungen war, den vermutheten Stoff, wenn auch
                              bisher nur in äußerst geringen Mengen, theils als Chlorid, theils als Oxydhydrat,
                              theils als Metall darzustellen, erhielten wir, nach Befinden nach dem Anfeuchten mit
                              Salzsäure, im Spectroskop die blaue Linie so glänzend, scharf und ausdauernd, daß
                              wir aus ihr auf ein bisher unbekanntes Metall, das wir Indium nennen möchten, zu schließen nicht anstehen.
                           Die gedachte Linie hat eine merklich größere Brechbarkeit als die blaue Linie des
                              Strontiums, und außerdem erscheint noch eine weit schwächere Linie von noch größerer
                              Brechbarkeit, welche die der blauen Linie des Kaliums faßt, aber nicht ganz
                              erreicht.
                           Von den chemischen Eigenschaften des Indiums können wir mit Sicherheit nur anführen,
                              daß es aus der sauren Auflösung des Chlorids durch Schwefelwasserstoffgas nicht
                              gefällt wird; aus derselben Auflösung durch Ammoniak als Oxydhydrat ausfällt; als
                              trockenes Chlorid die Feuchtigkeit begierig anzieht und zerfließt; auf Kohle als
                              Oxyd mit Soda erhitzt, sich zu bleigrauen Metallkügelchen reducirt, welche ductil
                              und sehr weich sind, und für sich wieder vor dem Löthrohre erhitzt einen gelblichen
                              Beschlag geben, der durch Kobaltsolution bei neuer Erhitzung keine charakteristische
                              Färbung annimmt. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 441.)
                           
                        
                           Ueber die Entstehung der Essigsäure bei der
                              Alkoholgährung.
                           Béchamp hat gefunden (Comptes rendus, t. LVI p. 969), daß das
                              Destillat des Weins immer sauer reagire, ferner daß diese saure Reaction von kleinen
                              Mengen anderer flüchtiger Fettsäuren herrühre, und endlich, daß die
                              Essigsäurebildung nicht einer nachträglichen Oxydation des Alkohols zuzuschreiben
                              sey, sondern daß diese Säure bei der Gährung direct aus dem Zucker gebildet werde,
                              weil sie sich selbst bei der unter vollständigem Abschluß der Luft vor sich gehenden
                              Gährung von reinem Candiszucker bildete.
                           Pasteur erwidert hierauf (Comptes
                                 rendus, t. LVI p. 989) daß diese Beobachtungen
                              Béchamp's richtig seyn, daß er aber das
                              Vorbandenseyn der Essigsäure nicht der Gährung des Zuckers, sondern einer Zersetzung
                              der Hefe zuschreiben zu müssen glaube, daß jedoch auch oft (und zwar in den Fällen,
                              wo die Beobachter große Mengen Essigsäure nachweisen konnten) Essigsäure zufällig
                              durch Einwirkung von Sauerstoff und Bildung von Mycodermen oder durch andere
                              Hefepilze entstehen könne. (Polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 1172.)
                           
                        
                           Ueber die Conservirung der Oelgemälde in den Galerien und Pettenkofer's neues Regenerationsverfahren.
                           Das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
                              hat eine zur Ueberwachung der Restaurationen der im Staatsbesitz befindlichen
                              Oelgemälde ernannte Commission beauftragt, eingehende Forschungen über die Ursachen
                              des Verderbens in den Gemäldegalerien anzustellen. Zu diesem speciellen Zweck wurden
                              der Commission zwei Naturforscher beigegeben, Pettenkofer
                              und Radlkofer, der eine für die vorkommenden chemischen
                              und physikalischen Fragen, der andere für die mikroskopische Untersuchung der
                              Veränderungen an der Oberfläche der Bilder, die man theilweise von einer
                              eigenthümlichen Schimmel- oder Pilzbildung abzuleiten geneigt war.
                           
                           Die Untersuchungen Radlkofer's haben bald bestätigt, was
                              der unmittelbare Augenschein lehrte, daß in der Pinakothek zu München von
                              Schimmel- und Pilzbildung nicht die Rede seyn kann, obwohl das Aussehen
                              mancher Bilder jedem Laien diesen Eindruck machen mußte. Bilder, die nicht auf Holz
                              oder Metall, sondern auf Leinwand gemalt sind, welche mit Kleister grundirt wurde,
                              zeigen allerdings auf der Rückseite und innerhalb der Risse Spuren von Schimmel, die
                              größeren grauen Stellen aber auf manchen Gemälden, die man ihm zuschrieb, sind ganz
                              ohne sein Zuthun da. Die eigentliche Ursache des Trübwerdens und Verderbens konnte
                              danach nur mehr in chemischen oder physikalischen Veränderungen der Oberfläche
                              gesucht werden. Sie erschienen vornehmlich stark in der Schleißheimer Galerie. Pettenkofer ist es gelungen, den wesentlichen Grund des
                              Alterns und der allmählichen Zerstörung der Oelgemälde zu entdecken. Er hat seine
                              Ansicht vor der erwähnten Commission und vor der Akademie der bildenden Künste an
                              alten Bildern und deren verschiedenen Veränderungen überzeugend begründet, und die
                              Richtigkeit seiner Theorie auch durch das Experiment an neuen Bildern nachgewiesen.
                              Es wird danach über das vortheilhafteste Aufbewahren der Oelbilder und über die
                              beste Weise, schädliche Einflüsse möglichst zu vermeiden, eine Reihe von Grundsätzen
                              aufgestellt werden können, von denen ein heilsamer Erfolg zu erwarten steht.
                           Da Pettenkofer die Ursache der Veränderung der Oelbilder,
                              die sie durch die Zeit und die Conservirung erleiden, nun kennt, so kann er die
                              Einflüsse eines Jahrhunderts in den Zeitraum von einigen Tagen zusammendrängen, und
                              so jedem Bilde in kürzester Zeit ein Ansehen geben, als hätte es schon längst in
                              einer Galerie unter dort vorkommenden Umständen gehangen. Pettenkofer hat auch die Mittel gefunden, dieses Verderbniß in der
                              kürzesten Zeit wieder verschwinden zu lassen.
                           Auch das Springen und Reißen der Oelbilder mit der Zeit vermag Pettenkofer willkürlich hervorzurufen, und er hat damit auch die Ursache
                              dieser so unangenehmen Erscheinung in den Galerien gefunden.
                           Aus dem Magazin in Schleißheim bei München, wo die unbrauchbaren und ganz schadhaften
                              Bilder zusammengestellt sind, nahm Pettenkofer für seine
                              Studien über die Ursachen der Veränderung der Oelgemälde ein Bild auf Holz gemalt,
                              von dem nur noch so viel zu erkennen war, daß es eine Landschaft gewesen seyn müsse.
                              Der mittlere Theil des Bildes zeigt nun nach der Regeneration Wald und Wasser nebst
                              einem Hause bei Sonnenuntergang, eine Landschaft, die sich reizend ausnimmt. Auf
                              diesem Bilde hat Pettenkofer auch den Einfluß des
                              Regenerirens dem Einfluß der bisherigen Methoden, des bloßen Firnissens der trüben
                              Fläche, des Abnehmens des alten Firnisses und des Auftragens eines frischen
                              gegenübergestellt. Der Augenschein beweist, daß die Wiederbelebung der alten Fläche
                              weitaus das günstigste für die Wirkung des Bildes ist; viel weniger gut ist schon
                              das Abnehmen des Firnisses und dessen Ersatz durch einen neuen, und die schwächste
                              Wirkung hat das bloße Firnissen der alten Fläche.
                           Es sollte deßhalb nie mehr ein Versuch gemacht werden, Firniß von einem Bilde
                              abzunehmen oder neuen aufzutragen, oder eine trübe Stelle durch irgend andere Mittel
                              (unter denen das sogenannte Nähren mit Oel die größten Schäden nach sich zieht)
                              wieder frisch zu machen, ehe man nicht die Regeneration angewandt hat. Erst dann
                              sieht man, ob und wo eine Restauration im bisherigen Sinne nothwendig ist. In der
                              Mehrzahl der Fälle, wo man bisher auf Kosten der Originalität restaurirt hat, wird
                              dieß nach der Regeneration überflüssig erscheinen. Pettenkofer hat dieß an zwei Beispielen überzeugend nachgewiesen. In
                              Schleißheim fand sich ein Bild von Dorner aus dem vorigen
                              Jahrhundert, eine Lautenspielerin darstellend. Das Bild war in vielen Theilen
                              unkenntlich geworden, an manchen Stellen saßen graue, rauhe, dicke Flecken darauf,
                              und man wähnte nach Versuchen mit dem Messer die Farbe bis auf den Grund zerstört.
                              Das Regenerationsverfahren hat aus diesem Schmutz wieder ein brillant aussehendes
                              Bild gemacht, das sich um so interessanter ausnimmt, als Pettenkofer absichtlich ein Stück des Bildes unregenerirt gelassen hat. An
                              einer Stelle, wo man den Kopf eines Mohren vermuthet hatte, ist ein Junge mit
                              blonden Haaren zum Vorschein gekommen.
                           Es gibt Bilder, an welchen sich zur einfachen optischen Veränderung der Oberfläche im
                              Laufe der Zeit und unter obwaltenden Verhältnissen auch noch eine chemische
                              Veränderung gesellt hat. Diese Fälle sind die schlimmsten, und solche Bilder sind
                              bisher bei jeder Restauration naturnothwendig verputzt worden. Pettenkofer hat an einem kostbaren Bilde von Terburg die Wirkung seines Verfahrens auch in solchen Fällen gezeigt. Die
                              Fälle, in denen die einfache Regeneration stellenweise noch zu wünschen übrig läßt, und ein leichtes
                              frisches Firnissen zur Ergänzung fordert, können künftig leicht vermieden werden,
                              wenn man die Bilder zur rechten Zeit regenerirt.
                           Pettenkofer blieb zuletzt nichts mehr übrig, als durch
                              sein Regenerationsverfahren die Spuren der Zeit auch an Bildern nachzuweisen, welche
                              nach gewöhnlichen Begriffen noch neu und untadelhaft erhalten sind. Benno Adam übergab ihm hierzu einen brillant gemalten
                              Pinscherkopf mit dunkelbraunem Hintergrund, der aus dem Jahr 1858 stammte. Der
                              Künstler selbst und Jedermann, der das Bild sah, glaubte, es könnte keine besser
                              erhaltene Oberfläche geben. Pettenkofer regenerirte
                              einige Flächen im Kopfe und im Hintergrunde, welche dadurch mit einer solchen
                              Frische vor ihrer Umgebung hervortraten, daß diese dagegen trüb und dumpf
                              erschien.
                           Noch viel auffallender war der Unterschied zwischen ursprünglicher und regenerirter
                              Fläche mit einem Bilde von Hanno Romberg, einen
                              Alchymisten darstellend, welches aus dem Jahre 1844 stammt. Das Bild war unter den
                              besten Umständen conservirt worden, und Niemand hätte an dessen Aussehen vor der
                              Regenerirung einzelner Stellen etwas auszusetzen gehabt. Die regenerirten Stellen
                              traten jetzt aber mit solcher Frische in Ton und Farbe hervor, daß die nicht
                              regenerirten gar nicht mehr dazu passen. Dieser Versuch zeigt, wie gefühllos die
                              Zeit binnen Kurzem mit der scrupulösen Sorgfalt der Künstler umgeht und wie
                              unbarmherzig sie die feinen Empfindungen im Ton der Farbe verwischt. Es wird sich
                              die Nothwendigkeit aufdrängen, nicht nur die Gemälde früherer Jahrhunderte, sondern
                              auch die Gemälde unseres Jahrhunderts zeitweise zu regeneriren, wenn wir von ihnen
                              den Genuß haben wollen, welchen uns die Künstler gemäß ihrer Begabung verschaffen
                              können. Das Regenerationsverfahren soll keine Universalarznei für alle Arten
                              verdorbener Bilder seyn, aber es wird für alle Zeiten die Grundlage der Conservirung
                              der Galerien bleiben.
                           Für Alle, welche sich für diese Sache interessiren, ist es eine naheliegende Frage,
                              wie lange wohl die Wirkung einer solchen Reorganisation der Oberfläche andauern
                              wird. Pettenkofer ist in der glücklichen Lage,
                              experimentell beweisen zu können, daß eine nach seiner Methode regenerirte
                              Bildfläche den gewöhnlichen Einflüssen länger widersteht als vorher. Wenn er durch
                              eine Summe von Einflüssen, die einem Jahrhundert gleichkommen, ein Bild alt gemacht
                              und verdorben hat, so kann er es wieder regeneriren und die nämlichen Einflüsse
                              eines Jahrhunderts neuerdings darauf wirken lassen. Durch solche Versuche hat sich
                              ergeben, daß die Oberfläche eines Bildes nach dem Regeneriren gegen diese Einflüsse
                              viel weniger empfindlich ist als zuvor.
                           Nach einer Erklärung Liebig's, dem Pettenkofer sein Verfahren mitgetheilt hat, übt dasselbe auf die Bilder
                              nicht den entferntesten schädlichen Einfluß aus, und ist vielmehr geeignet, künftig
                              einwirkende Schädlichkeiten zu verringern und die Dauer der Bilder zu
                              verlängern.
                           Es ist sehr zu wünschen, daß das Restaurationsverfahren Pettenkofer's zu einem Gemeingut für Alle werde welche solche Kunstwerke
                              besitzen. (Nach der „Bayerischen Zeitung.“)
                           
                        
                           Vorzügliches Siccatif.
                           Im Handel erhält man meist sehr ungleich gemischtes Siccatif; um einer vorzüglichen
                              Wirkung gewiß zu seyn, kann man sich ein reines Präparat durch Lösen von Braunstein
                              mit Salzsäure, Filtriren und Fällen mit heißer
                              Boraxlösung, Absitzenlassen, Auswaschen und Trocknen des gelblichen Niederschlages
                              darstellen. Ein sehr geringer Zusatz des erhaltenen feinen Pulvers genügt, um das
                              rascheste Trocknen der Oelfarben sicher zu bewirken.
                              (Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Zuckerfabrication,
                              von Dr. Scheibler und Dr. Stammer; Breslau
                              1863.)
                           
                        
                           Mittel gegen die Seidenraupen-Krankheit.
                           Nach den Comptes rendus t. LVII p. 379 machte Dumas in der Sitzung der
                              französischen Akademie am 17. August d. J. Mittheilung über ein von Dr. Giovanni
                              
                              Polli vorgeschlagenes Verfahren, die
                              Seidenraupenkrankheit zu heilen oder derselben zuvorzukommen durch Anwendung des schwefligsauren oder noch besser des unterschwefligsauren Natrons;
                              letzteres wird für photographische Zwecke in sehr großen Quantitäten fabricirt und
                              ist sehr rein und billig im Handel zu bekommen. Man soll nach Dr. Polli in 20–30 Theilen reinen
                              Wassers 1 Theil des Salzes auflösen, in diese Lösung die mit Blättern bedeckten
                              Zweige des Maulbeerbaumes eine Stunde lang eintauchen und mit den abgestreiften
                              Blättern die Raupen füttern. Von dem Dr. Vittadini und dem Abbé F. Canetta getrennt angestellte Zuchtversuche scheinen für die Anwendung des
                              vorgeschlagenen Mittels sehr günstige Resultate ergeben zu haben. (Wochenblatt zu
                              den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 38.)
                           
                        
                           Die Traubenkrankheit von 1863.
                           In Nr. 8 der „Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereines
                                 für Rheinpreußen“ theilt Dr. Mohr seine dießjährigen Erfahrungen über die Vertilgung
                              des Traubenpilzes mit. Darnach findet die erste Keimung desselben stets auf den Beeren, nie auf den Ruthen und Blättern
                              statt; findet sich der Pilz auch hier, so befindet sich seine Entwickelung schon in
                              einem sehr vorgeschrittenen Stadium. Rechtzeitig untersucht kann der Pilz auf
                              mechanische Weise schnell und sicher zerstört werden und der Ertrag der Ernte
                              erleidet nicht die geringste Einbuße. Im vorigen Jahre wurden alle Trauben, die
                              bereits angesteckt, dann aber gereinigt waren, reif und gaben guten Wein. Zur
                              vollständigen Vernichtung der Krankheit hält es Dr. Mohr für höchst wichtig, die Länge der Brutzeit des
                              Pilzes kennen zu lernen. (A. a. O.)
                           
                        
                           Der Sago in Singapore.
                           Eine Manufactur in Singapore verdient eine ganz besondere Erwähnung. Es ist dieß die
                              Bereitung des Perl- oder weißen Sago's aus dem rohen Producte, das von der
                              Nordwestküste der Insel Borneo und der Nordostküste Sumatra's gebracht wird. Fast
                              der ganze Sago, der im Handel vorkommt, wird hier bereitet und zwar ausschließlich
                              durch chinesische Arbeiter. Man gewinnt den Sago bekanntlich aus dem Marke mehrerer
                              Palmenarten, namentlich aber aus dem der Sagus Rumphii
                              und Sagus laevis, welche eine ziemlich beschränkte
                              Verbreitungssphäre haben und nicht wie die kosmopolitische Kokospalme dem ganzen
                              Gürtel der Tropenzone in der alten und neuen Welt angehören. Der Stamm der
                              Sagopalme, wenn umgehauen, ist ein Cylinder von ungefähr 20 Zoll im Durchmesser und
                              15–20 Fuß Länge, der von der holzigen Faser getrennt, beiläufig 700 Pfd.
                              Stärkmehl enthält. Man mag sich eine Vorstellung von dem außerordentlichen Reichthum
                              des Ertrages machen, wenn wir beifügen, daß drei Sagopalmen eben so viel
                              Nahrungsstoff liefern als ein mit Weizen bebauter englischer Morgen (Acre) Landes.
                              Ein mit Sagopalmen bepflanztes Grundstück von der Ausdehnung eines englischen Acre
                              liefert etwa 313,000 Pfd. Sago, oder so viel Nahrungsstoff als 163 Acres
                              Weizenlandes. Der Sago ist jedoch nicht im Verhältniß geschmackvoll und nahrhaft,
                              als er ergiebige Ernten liefert, und nirgends, wo Reis gedeiht, wird er dieser
                              Nahrungspflanze vorgezogen. Wir besuchten die größte Sagofabrik in Singapore, in
                              welcher der Sago, wie er im rohen Zustande aus Borneo und Sumatra kommt, gewaschen,
                              geröstet und in sogenannten Perl-Sago verwandelt wird. Die Quantität des auf
                              diese Weise bereiteten Palmenmarkes beträgt jährlich an 100,000 Centner. (Reise der
                              österreichischen Fregatte Novara, Bd. II S. 112.)