| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. , S. 151 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Straßen-Dampfwagen auf der Hamburger
                              internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung im J. 1863; von Prof. Rühlmann.
                           Nach dem, was im Jahrgang 1862 der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins
                              (daraus im polytechn. Journal Bd. CLXVII S.
                                 392) von mir über Straßen-Dampfwagen berichtet wurde, wird es
                              keiner Auseinandersetzung bedürfen, weßhalb ich mich als
                              Maschinen-Preisrichter der angeführten Hamburger Ausstellung eifrig bemühte,
                              einen Versuch mit den eingesandten Straßen-Dampfwagen zu Stande zu bringen,
                              der in technischer und polizeilicher Hinsicht Erfahrung und Belehrung zu liefern im
                              Stande seyn konnte.
                           Die Verwirklichung des Versuchs war um so leichter, als die Preisrichter ohne solchen
                              die Ertheilung betreffender Auszeichnungen (Medaillen) für unmöglich erklärten, dem
                              Executiv-Comité der Ausstellung große Unkosten nicht erwachsen konnten
                              und vor Allem der ausgezeichnete Polizeidirector Hamburgs, Hr. Senator Peters, der Sache nicht nur keine Hindernisse in den Weg
                              legte, sondern dieselbe in jeder Beziehung zu fördern suchte.
                           Es wurde zu dem Versuche der Donnerstag (16. Juli) und zwar die Nachmittagszeit von 2
                              bis 5 Uhr gewählt, ohne die wichtigsten Verkehrsverhältnisse der Versuchsstelle zu
                              hemmen. Zu letzterer war die Appareille am Dammthore bestimmt, welche hier in der
                              Richtung nach dem Holstenthore hin auf 500 Fuß Länge im Verhältnisse von 1/15
                              ansteigt.
                           Zur Theilnahme am Versuche hatten sich von den acht in der
                              Ausstellung befindlichen, sich selbst fortschaffenden Locomobilen sieben bereit erklärt und auch zur bestimmten Zeit
                              aufgestellt, wovon sechs England, eine Deutschland (Schwarzkopff in Berlin) angehörten, während es die achte Maschine,
                              ebenfalls eine deutsche (von Sachsenberg in Roslau
                              gefertigt), mehrerer größeren und kleineren Hindernisse wegen für angemessen hielt
                              von der Mitwirkung abzustehen.
                           Als Experten hatten sich, nebst den Preisrichtern, folgende Herren eingefunden:
                           Wegbaurath Bockelberg aus Hannover,
                              Eisenbahn-Betriebs-Director Buresch
                              ebendaher, Maschinenmeister Gruson aus Hamburg, Ingenieur
                              Hoûget und Maschinen-Director Kirchweger aus Hannover, sowie der Mechaniker G. Repsold aus Hamburg.
                           Punkt 2 Uhr verließen sämmtliche Maschinen den Ausstellungsplatz, unmittelbar hinter
                              einander und zwar in der Ordnung fahrend, nach welcher dieselben in der folgenden
                              Tabelle verzeichnet sind. Den Weg bildete die Chaussee, welche außerhalb der Stadt
                              vom Holstenthore nach dem Dammthore führt. Dragoner zu Pferde eröffneten den Zug und
                              begleiteten denselben, ohne jedoch Reitern oder Pferdefuhrwerken irgendwie die
                              Bewegung zu versagen, obwohl es die meisten für angemessen hielten, beim Passiren
                              der Maschinen zu halten.
                           Kurz vor dem Dammthore ließ man frisches Speisewasser nehmen, sodann aber sämmtliche
                              Maschinen unmittelbar hinter einander zum Thore hineinfahren und vor der Appareille
                              auf dem Hauptverkehrwege Platz nehmen. Hierbei zeigte es sich dann, daß die Sorge um
                              Verkehrssperrung am Dammthore gänzlich überflüssig gewesen war, indem hin-
                              und hergehendes Pferdefuhrwerk aller Art (Droschken, Lastwagen, herrschaftliche
                              Kutschen, Karren etc. etc.) in zwei neben einander gebildeten Reihen sich völlig
                              unbekümmert um Dampf, Rauch und Geräusch der zum Versuche gelangenden Maschinen in
                              ganz gewöhnlicher Weise fortbewegte. Unruhig zeigten sich eigentlich zuweilen nur
                              die Dragonerpferde, wenn diese der in Bewegung begriffenen Locomobile zu nahe
                              kamen.
                           Die fortzuschaffende Nutzlast sollte für jede Maschine durch starke Transportwagen
                              gebildet werden, deren absolutes Gewicht vorher ermittelt worden war und die man mit
                              Eisenbahnschienen befrachtete.
                           Wie die folgende Tabelle erkennen läßt, schlossen sich von der Mitnahme solcher
                              Lasten die Maschinen von Burrell, J. Fowler und Schwarzkopff aus,
                              und zwar entweder deßhalb, weil die Befestigung der besonderen Lastwagen nicht in
                              geeigneter Weise und mit der erforderlichen Sicherheit geschehen konnte, oder weil,
                              wie bei Fowler, die Maschine nur zum Selbstfortschaffen
                              oder zum Mitnehmen verhältnißmäßig geringer Lasten construirt war.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 170, S. 152
                              Name des Maschinenverfertigers und
                                 des Ausstellers.; Anzahl der Dampfcylinders; Cylinderdurchmesser. Zoll engl.;
                                 Kolbenhub. Durchmesser der Treibräder in Fuß und Zoll; Uebersetzungsverhältnisse
                                 durch Zahnrad- oder Kettenvorgelege; Belastung; Selbstgewicht inclus.
                                 Wasser in Tonnen; Besondere Versuchlast in Tonnen; Zeit des Aufsteigens in
                                 Minuten u. Secund; Dampfdruck pro Quadratzoll in
                                 engl. Pfunden; Krummzapfenläufe pro Minute;
                                 Bemerkungen; Aveling und Porter. Nr. 1. Von Garrett und Sohn ausgestellt;
                                 Charles Burrell; John Fowler; Aveling und Porter. Nr. 2.; Boydell's Maschine
                                 (mit Schleppbahn) von Burrell gebaut; Richardson und Darley; Schwarzkopff; Die
                                 Versuchslast war aus 2 Ackerwagen und 1 Munitionswagen gebildet; Eine große
                                 combinirte Dreschmaschine; Ein Balancier Dampfpflug und ein Cultivator; 2 Wagen;
                                 4 Wagen; 1 Wägen; Zweirädriger Tender mit 12 Menschen besetzt
                              
                           
                           Sämmtliche Maschinen erstiegen, nach der Ordnung der Tabelle, die schiefe Ebene von
                              1/15 ohne irgend welchen Unfall, fuhren ungestört über den Wall vom Dammthore nach
                              dem Holstenthore und gelangten in zwei Abtheilungen, zu je drei fahrend, zur eigenen
                              Zufriedenheit, so wie zu jener der in außerordentlich zahlreicher Menge versammelten
                              Zuschauer, zum Ausstellungsplatze zurück.
                           Die Resultate der Versuche sind in vorstehender Tabelle enthalten.
                           An den Maschinen von Nr. 1–6 fanden sich keine neueren
                              Constructionsverhältnisse vor als die sind, welche in Deutschland durch Abbildungen
                              und Beschreibungen bereits hinlänglich bekannt wurden.
                           In Bezug auf die Schwarzkopff'sche Maschine werde jedoch
                              Folgendes zugefügt.
                           Diese Maschine war die einzige, wobei man die betreffenden Wagen mit Federn
                              ausgestattet hatte und zwar befanden sich an dem Vorderräder-Drehschemel
                              Gummibuffer, an beiden Seiten der Hinterachse aber parabolische Stahlfedern. Mit
                              Federn der letzteren Art war ebenfalls der zweirädrige Tender versehen.
                           Der gänzliche Mangel von Federn an den englischen Locomobilen ist jedenfalls ein
                              Fehler, da weder Bemannung noch Maschine die fortwährenden Stöße auszuhalten im
                              Stande sind.
                           Mit der Schwarzkopff'schen MaschineMan s. über die Schwarzkopff'sche Maschine den
                                    Bericht von Dr. R. Schmidt im vorhergehenden Heft S. 16.A. d. Red. sollen in Berlin angestellte Versuche ergeben haben, daß man mit derselben
                              auf horizontaler Chaussee einen angehangenen Wagen von 100 Ctrn. Gewicht, ferner 50
                              Ctr. Tendergewicht, also wenn 2 Mann Besatzung vorhanden, 150 + 110 + 3 = 263 Ctr.
                              Totalgewicht, mit Leichtigkeit 2 deutsche Meilen pro
                              Stunde fortzuschaffen vermag.
                           Die Lenkvorrichtung der Schwarzkopff'schen Maschine wird
                              mit Leichtigkeit vom Standpunkte des Führers aus gehandhabt. Zur Uebertragung der
                              Bewegung von der Schwungradwelle der Dampfmaschine auf die Treibräder, hat man mit
                              besonderem Erfolg den sogenannten Kettenriemen angebracht, der aus Eisen und
                              keilförmig zugeschnittenen Leder-Gliedern gebildet ist.
                           Was das Gesammtresultat der Versuche überhaupt anbetrifft,
                              so sprachen sich die Experten dahin aus, daß die gewaltigen, erschütternden
                              Bewegungen (vorzüglich bei den englischen Maschinen ohne Federn), eine gehörige
                              Dauer der Maschinen und ein Erhalten derselben in gutem Zustande fast unmöglich
                              machen.
                           Ueberhaupt wurde auch die Zukunft der Maschinen als eine äußerst zweifelhafte
                              anerkannt.
                           Dagegen sprach sich das Urtheil der Experten dahin aus, daß sich die Maschinen in
                              sicherheitspolizeilicher Beziehung durchaus nicht für so gefährlich erwiesen haben,
                              als bisher behauptet wurde. Die vorbemerkten Versuche erfolgten bei einem ungeheuren
                              Zulaufe von Menschen, und, wie schon angeführt, am hellen Tage, wobei die stete
                              Begegnung derselben mit durch Pferde gezogenen Wagen aller Art ganz unvermeidlich
                              war. Eben so stellte sich die Lenksamkeit der Maschinen äußerst günstig heraus.
                              Nicht unbedeutend wollte man den Schaden befunden haben, welchen die Maschinen den
                              Straßen verursachten, und soll hiervon allein die Maschine nach Boydell's System eine Ausnahme gemacht haben, welche
                              bekanntlich ihre Fahrbahn mit sich schleppt.
                           Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß bei einer Versuchsfahrt, welche Sonnabend
                              Nachmittag den 18. Juli von mir auf dem Ausstellungsplatze bei Regenwetter und
                              bereits aufgeweichtem Gras- und Sandboden vorgenommen wurde, die Burrell'sche Maschine, ohne irgend Nutzlasten zu ziehen,
                              völlig allein laufend, vollständig stecken blieb, die Räder auf dem nassen Boden
                              stets glitschten und sie nur mit Hülfe der Boydell'schen
                              Maschine, jedoch mit Leichtigkeit, fortgeschafft werden konnte.
                           Letztere Erfahrung dürfte lehren, daß man mit der Verwendung von sich selbst
                              fortschaffenden Locomobilen, für landwirthschaftliche Zwecke, namentlich beim
                              Transporte auf nicht chaussirten Wegen (Feld-, Dorf- und
                              Bauer-Wegen) wird äußerst vorsichtig seyn müssen.
                           Summarisch geht aus Allem hervor, daß meine bereits im obenangeführten (ersten)
                              Artikel ausgesprochenen Warnungen vor sanguinischen Hoffnungen,
                              Straßen-Dampfwagen für allgemeine Zwecke, zum Ersatze von
                              Pferde-Fuhrwerken überhaupt zu verwenden, auch nach vorstehenden
                              Erfahrungen ihre Geltung behalten müssen. (Mittheilungen des hannoverschen
                              Gewerbevereins, 1863 S. 311)
                           
                        
                           Ueber das sogenannte Talmi-Gold; von Dr. Sauerwein.
                           Seit einiger Zeit ist wieder eine neue Metalllegirung aufgetaucht, die sich durch
                              eine schöne hochgelbe, goldähnliche Farbe auszeichnet, sowie dadurch, daß der
                              Metallglanz ein sehr dauerhafter ist. Es kommt diese Legirung namentlich in der Form
                              von Uhrketten im Handel vor; dem Vernehmen nach werden diese aus Paris bezogen.
                           Ueber die Zusammensetzung dieser, unter dem Namen „Talmigold“
                              bekannten Legirung sind viel Hypothesen, aufgestellt; so erinnere ich mich, die
                              Ansicht gelesen zu haben, daß die fragliche Legirung Aluminiumbronze sey und die
                              Bezeichnung „Talmi“ dahin zu deuten scheine, indem dieselbe aus
                              Aluminium durch Corruption entstanden sey.
                           Es erschien deßhalb nicht uninteressant, die Legirung einer näheren Untersuchung zu
                              unterwerfen, wobei es sich herausstellte, daß die Legirung im Wesentlichen aus
                              Kupfer und Zink, nebst einem geringen Zusatz von Zinn, besteht und ist die
                              quantitative Zusammensetzung die folgende:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 86,4
                                 
                              
                                 Zink
                                 12,2
                                 
                              
                                 Zinn
                                 1,1
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,3
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Das Eisen wird lediglich als zufälliger Bestandtheil, als Verunreinigung der anderen
                              Metalle, anzusehen seyn.
                           Außerdem aber war die Legirung mit einer freilich nur sehr schwachen Vergoldung
                              versehen. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863, Nr. 7 und 8.)
                           
                        
                           Zur Extraction des göldischen Silbers aus Erzen.
                           Bergrath Rößner nimmt gegen Bergrath Patera (s. polytechn. Journal Bd. CLXIX
                                 S. 473) die Anwendung der chlorhaltigen concentrirten Kochsalzlauge zur
                              Extraction von Gold und Silber als sein von ihm schon vor längerer Zeit angegebenes
                              Verfahren in Anspruch und theilt Details über dasselbe mit. Werden silber-
                              und goldhaltige Geschicke mit Kochsalz geröstet, so bilden sich Chlorsilbernatrium,
                              AgCl + NaCl, und Goldoxydnatron-Chlornatrium, AuO³, NaO + NaCl,
                              welches erstere in heißer Kochsalzlauge löslich ist, letzteres dagegen nur ganz
                              wenig, etwas mehr bei Anwesenheit von Eisenchlorür, gar nicht bei Anwesenheit von
                              basischem Eisenchlorid, wie sich solches bei der Augustin'schen Extraction bildet. Zwar läßt sich aus dem bei letzterer
                              erfolgenden entsilberten Rückstande das Gold nach Plattner's Methode mittelst Chlorgases auflösen, allein es bedarf dazu
                              eines bedeutenden Ueberschusses davon, die Arbeiter werden belästigt, die hölzernen
                              Gefäße leicht zerstört etc. Vortheilhafter bedient man sich zur Extraction des
                              Goldes eines Gemisches von kalter Chlornatriumlösung und Chlorwasser, welche kräftig
                              lösend wirkt und das Gold gegen alle fällenden Einflüsse im Bereiche der
                              Extractionsgefäße schützt. Aus der erwärmten Goldlösung wird, wie bei Augustin's Verfahren, das Gold durch Kupfer gefällt. Das
                              Cementgold ist immer etwas silberhaltig. Ein Bleigehalt der Geschicke schadet
                              nichts. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1863, Nr.
                              25.)
                           
                        
                           Ueber das kieselsaure Natron, von A. Scheurer-Kestner.
                           Für den Zeugdruck, wo das kieselsaure Natron dazu dient, die Befestigung der Beizen
                              zu vollenden, wird das am wenigsten alkalische Präparat dem alkalireichen
                              vorgezogen, da letzteres bei gewissen Beizen, wie den Thonerdebeizen, schädlich
                              wirkt.
                           
                           Bei der Fabrication des Natronwasserglases wird durch das Zusammenschmelzen von Quarz
                              und Soda auch zunächst ein natronarmes Product erzielt; die Schmelze enthält 25,5
                              Procent Natron und 74,5 Procent Kieselsäure, entsprechend der Formel NaO,
                              2SiO³. Bei dem Auflösen und Eindampfen wird jedoch ein Theil der Kieselsäure
                              ausgeschieden und das Product dadurch alkalireicher. In der gewöhnlich dargestellten
                              Lösung von 1,16 specifischem Gewicht (200 Baumé) sind nach den Analysen des
                              Verfassers auf 100 Th. festen Salzes 26,3 bis 27,2 Th. Natron enthalten. Es ist
                              jedoch üblich, diese Lösung bis zu einer Dichte von 1,53 (50° Baumé)
                              einzukochen; dabei scheidet sich von Neuem Kieselsäure ab, das Silicat wird wieder
                              natronreicher und enthält nun 28,9 bis 31,5 Proc. Natron; seine Zusammensetzung
                              nähert sich der Formel 3NaO, 4SiO³. Es sind demnach zu dem oben bezeichneten
                              Zwecke die schwächeren Lösungen des kieselsauren Natrons vorzuziehen, weil sie
                              weniger alkalisch sind. (Répertoire de Chimie
                                 appliquée, April 1863, S. 150; polytechn. Centralblatt, 1863 S.
                              1240.)
                           
                        
                           Thalliumgehalt der käuflichen Salzsäure, nach Crookes.
                           Die käufliche Salzsäure ist nicht selten thalliumhaltig. Dieß rührt ohne Zweifel
                              daher, daß zu ihrer Fabrication thalliumhaltige Schwefelsäure verwendet worden ist.
                              Bei der Darstellung der Schwefelsäure aus Pyriten geht Thallium in die Bleikammern
                              und wird als Sulphat gelöst. Es entweicht bei der Destillation der Schwefelsäure zum
                              Theil und geht bei der Condensation der Salzsäuredämpfe in diese über. Die Prüfung
                              der Salzsäure auf dieses Metall ist leicht. Man neutralisirt eine hinreichende Menge
                              mit Ammoniak und fällt mit Schwefelammonium. Der Niederschlag gibt im Spectroskop
                              die grüne Linie sehr deutlich. (Aus den Chemical News,
                              April 1863, durch das chemische Centralblatt.)
                           
                        
                           Die Wirkung des Lichtes auf Asphalt und
                              doppelt-chromsaures Kali. – Neues Umdruck-Verfahren auf
                              lithographischen Stein, von Jos. Lewis.
                           Wenig oder fast gar nicht bekannt ist die Thatsache, daß die zum Erzeugen von
                              Photographien auf Stein benutzten Substanzen, nämlich das doppelt-chromsaure
                              Kali in Verbindung mit einem organischen Stoffe, und der Asphalt, unter der
                              Einwirkung des Lichtes ganz entgegengesetzte Eigenschaften annehmen. Der fettige,
                              wasserabstoßende Asphalt wird ein neutraler unlöslicher Stoff, der das Wasser nicht
                              abstößt, wenn man es auf seine Oberfläche bringt. Ich breite eine Auflösung von
                              Asphalt in Lavendelöl oder Terpenthin auf einem lithographischen Stein aus und
                              belichte ihn nach dem Trocknen unter einem Transparent-Positiv einige Stunden
                              in gutem Licht. Benetzen wir dann den Stein mit etwas Gummiwasser und wenden die zum
                              Einschwärzen dienende Rolle an, so haftet die Schwärze an den nicht durch das Licht
                              veränderten Stellen, während der veränderte Asphalt, da er seine abstoßende Kraft
                              verloren hat, feucht bleibt, und die Druckerschwärze nicht an einer feuchten
                              Oberfläche haften kann. Den früheren Forschern war es nicht möglich, mit Asphalt
                              allein irgend ein günstiges Resultat zu erzielen, weil sie den eigentlichen
                              Drucküberzug fortwuschen und mit diesem zugleich jede Spur der fettigen
                              Substanz.
                           Beim doppelt-chromsauren Kali und den organischen Stoffen wirkt das Licht ganz
                              anders; in ihrem ursprünglichen Zustande verhalten sie sich gegen Feuchtigkeit
                              neutral, aber durch das Licht zersetzt zeigen sie die Eigenschaften einer fetten
                              Substanz; sie stoßen das Wasser ab und können wie ein lithographischer Stein
                              eingeschwärzt werden. Es scheint, als würden sie in einen harzigen Stoff verwandelt.
                           Als ich über diese Resultate nachdachte, fiel es mir ein, die Wirkung einer
                              Verbindung dieser entgegengesetzten empfindlichen Substanzen zu versuchen. Ich nahm
                              eine Unze schwarzen Asphalt, eine viertel Unze Talg und so viel fein gepulvertes
                              doppeltchromsaures Kali als auf einem Schilling liegen kann; ließ dieß in einem
                              Topfe schmelzen und setzte noch etwas doppelt-chromsaures Natron und feine
                              Schwärze hinzu, um die Mischung zu färben. Diese Mischung löst sich rasch in
                              Terpenthin und wird auf ein glattes Papier aufgestrichen; nach dem Trocknen satinirt man es, um eine gute
                              Oberfläche zu erhalten. Nun belichtet man unter einem durchsichtigen Positive einige
                              Stunden in gutem Licht, setzt es darauf einige Secunden dem Dampfe von Terpenthin aus, legt die exponirte Seite rasch auf den
                              lithographischen Stein und gibt den beim gewöhnlichen Uebertragen erforderlichen
                              Druck. Wenn die Belichtungszeit die richtige war, wird man auf dem Stein einen
                              vollkommen scharfen Abdruck in wirklicher Druckschwärze haben. (Photographisches
                              Archiv, October 1863, S. 245.)
                           
                        
                           Verfahren zur Uebertragung der Photographien auf Elfenbein,
                              Porzellan, Fayence, Marmor etc.; von Alfred Ninet.
                           Man nimmt weißes ungeleimtes Papier, satinirt es und bestreicht es auf einer Seite
                              mit Kleister.
                           Wenn es ganz trocken ist, legt man mit einem Pinsel eine Schicht von folgender Lösung
                              auf die nicht geleimte Seite:
                           
                              
                                 destillirtes Wasser
                                 20 Grm.
                                 
                              
                                 Candiszucker
                                   1    „
                                 
                              
                                 citronensaures Eisenoxyd-Ammon
                                 20    „
                                 
                              
                           Das präparirte Papier wird im Copirrahmen unter einem Negativ zehn Minuten in der
                              Sonne belichtet.
                           Um das Bild hervorzurufen, streicht man mit einem Pinselchen ganz feines Pulver (von
                              irgend welcher Farbe) darauf.
                           Man fixirt das Bild, indem man Eisessig darauf gießt und trocknen läßt.
                           Zum Decalciren wascht man den Gegenstand, auf den man das Bild bringen will, mit
                              Alkohol. Dann macht man eine ziemlich flüssige Mischung von Aether und
                              venetianischem Terpenthin; diesen Firniß legt man mit einem kleinen Pinsel auf
                              diejenigen Stellen, die sich ablösen sollen, ohne daß man die Umrisse derselben
                              überschreitet. Das Bild wird auf die Fläche, an der es haften soll, gelegt,
                              angedrückt und rückwärts durch einen feuchten Schwamm benetzt. Nun reibt man zwei
                              bis drei Minuten mit dem Nagel über das Papier und hebt es ab. Das Bild bleibt am
                              Gegenstande haften. (Photographisches Archiv, September 1863, S. 226.)
                           
                        
                           Neue Methode der Photographie.
                           Man hat schon früher den Vorschlag gemacht, die Reaction des oxalsauren Eisenoxydes,
                              welches durch Sonnenlicht in oxalsaures Eisenoxydul (unlöslich) und Kohlensäure
                              zerfällt, auch in der Photographie, wenigstens zur Darstellung der Positivs zu
                              benutzen. Man soll ein mit oxalsaurem Eisenoxyd getränktes Papier nach der
                              Lichteinwirkung mit Wasser auswaschen, wodurch in der Faser das gebildete oxalsaure
                              Eisenoxydul zurückbleibt, während alles nicht veränderte Eisenoxydsalz ausgewaschen
                              wird. Man macht das Bild dann durch Uebergießen mit rothem Blutlaugensalz in blauer,
                              oder durch übermangansaures Kali mit brauner Farbe sichtbar. Referent hat nun
                              gefunden, daß es noch einfacher ist, ein Gemisch von neutralem Eisenchlorid,
                              oxalsaurem Ammoniak und rothem Blutlaugensalze, welche nach den
                              Aequivalent-Verhältnissen:
                           3 (Fe²Cl³) + 9 (AmO +C²O³) + 2
                              (Cfy²Ka³) In Gewichten: Krystallisirtes Eisenchlorid mit 12 Aeq. Wasser 70,46 Thl.,
                                    krystallisirtes neutrales oxalsaures Ammoniak 63,90 Thl., rothes
                                    Blutlaugensalz 65,86 Thl., oder einfacher: 78, 71 und 73 Thl. in 10,000
                                    Thln. Wasser gelöst.
                              
                           abgewogen und in Wasser gelöst werden, anzuwenden. Diese
                              Mischung im Dunkeln bereitet, zeigt eine braungrünliche Färbung, ohne die mindeste
                              Spur Blau. Sobald sie aber dem Lichte ausgesetzt wird, wirkt die Oxalsäure
                              reducirend, es bildet sich Eisenoxydul, und dieß gibt mit dem rothen Blutlaugensalz
                              das sogenannte Turnbullblau, das an Luft und Licht ungemein beständig ist. Ein mit der
                              Lösung getränktes Papier, noch feucht, unter einem Collodiumnegativ der Sonne
                              ausgesetzt, gab an den Stellen, welche den Lichtern des Negativs entsprachen, nach
                              kurzer Frist ein schönes dunkles Blau. Nach dem Auswaschen mit reinem Wasser zeigte
                              sich das entstandene blaue Bild durchaus lichtbeständig. Auch im zerstreuten Lichte,
                              natürlich nach längerer Zeit, wurden getreue Copien erhalten. Mannichfaltige andere
                              Arbeiten, vor allem aber der Mangel an photographischen Einrichtungen in meinem
                              Laboratorium halten mich ab, diese Experimente weiter zu verfolgen, und überlasse
                              ich den Gedanken unsern geschickten Photographen zur weiteren Vervollkommnung.
                              Vielleicht könnten auch die Kattundrucker davon Gebrauch
                              machen, indem man auf die angegebene Art durch einfaches Hängen der bedruckten Zeuge
                              an der Luft und im Tageslichte sicher eine innige Fixirung des Turnbullblau auf der
                              Faser erlangen dürfte. Die Beimischung von Gummi etc. hindert die Reaction nicht.
                              Dr. H. Schwarz.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 20.)
                           
                        
                           Ueber das Aufdrucken des Anilinroths, von Ach. Bulard.
                           Die Gummiarten, welche zum Verdicken des Anilinroths beim Zeugdruck gebraucht werden,
                              besitzen zum Theil die Eigenthümlichkeit, die rothe Farbe in eine violette
                              umzuwandeln; und zwar schreitet die Umwandlung um so rascher vor, je länger das
                              Gummi mit dem Anilinroth in Berührung ist. Am wenigsten wirken die weißen Sorten des
                              Senegalgummi ein, am meisten die über Alexandrien und Marseille kommenden
                              ägyptischen Gummisorten. Alkalien verzögern die Wirkung, ohne sie ganz aufzuheben;
                              Eiweiß verhindert, selbst in kleiner Menge zugesetzt, die Umwandlung.
                           Der Verfasser schreibt diese Umwandlung einer in den gefärbten Sorten enthaltenen dem
                              Catechu ähnlichen Substanz zu, welche auf das Anilinroth reducirend einwirkt und
                              dasselbe dadurch in Anilinblau verwandelt (ebenso wie das Zinnchlorür, welches zur
                              Bereitung des Anilinvioletts benutzt wird). Das Albumin wirkt dadurch conservirend,
                              daß es den Gerbstoff unlöslich und somit unwirksam macht; jedoch kann nach den
                              Versuchen des Verf. der Leim das Albumin nicht ersetzen, wie man glauben sollte.
                              (Répertoire de Chimie appliquée, Mai
                              1863, S. 169; polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 1246.)
                           
                        
                           Färben der Baumwolle mit Fuchsin.
                           Die Baumwolle läßt sich bekanntlich ohne vorheriges Beizen nicht mit Fuchsin färben.
                              In mehreren Färbereien wendet man folgendes Verfahren an: Man bringt in ein
                              Steinzeuggefäß 500 Gramme Olivenöl, 125 Grm. Schwefelsäure und 50 Grm. Alkohol.
                              Diese Auflösung wird mit 5 Kilogr. Wasser verdünnt, die Baumwolle durchgenommen und
                              hernach getrocknet. Bevor man zum Färben schreitet, tränkt man das Gewebe mit einer
                              lauwarmen und sehr verdünnten Auflösung von kohlensaurem Natron. Nach beendigtem
                              Färben in Fuchsin trocknet man die Baumwolle, ohne sie zu waschen. (Répertoire de Chimie appliquée, August
                              1863, S. 279.)
                           
                        
                           Darstellung des Anilingelb; von Dr. Hugo Schiff.
                           Es ist mir gelungen, das Anilingelb durch Einwirkung der Hydrate von Antimonsäure und
                              Zinnsäure auf Anilin in größerer Menge darzustellen.
                           Man reibt ein gepulvertes Alkalisalz einer dieser Säuren mit dem halben Gewicht
                              Anilin zu einem dünnen Brei an, und versetzt denselben allmählich unter Umrühren so
                              lange mit Salzsäure, bis die Flüssigkeit stark sauer reagirt. Das Anilin wird
                              sogleich in den scharlachrothen Farbstoff umgewandelt, und dieser läßt sich nach dem
                              Eintrocknen der Masse mit Aether-Alkohol ausziehen. Ich umgehe hier das
                              weitere Reinigungsverfahren und gebe nur an, daß die rothe ätherische Lösung der
                              Salzsäureverbindung beim Verdunsten kantharidenglänzende Blättchen des Salzes
                              liefert. Andere Salze werden auf ähnliche Weise erhalten. Letztere lösen sich in Alkohol,
                              in Aether und in angesäuertem Wasser, während eine größere Menge reinen Wassers
                              zersetzend wirkt. Alkalien zersetzen die Salze unter
                                 Abscheidung eines intensiv gelben flockigen Körpers, welcher mit Säuren wieder
                                 die rothen Verbindungen entstehen läßt.
                           Tränkt man Seide oder Wolle mit der rothen schwach sauren Lösung und bringt den Stoff
                              dann in eine verdünnte heiße Sodalösung, so erhält man eine intensiv gelbe Färbung,
                              welche sehr haltbar ist und etwa die Nüance des Pikringelb zeigt. Da das als
                              Zinnbeize käufliche zinnsaure Natron zur Darstellung der rothen Verbindung dienen
                              kann und diese schon bei gewöhnlicher Temperatur entsteht, so zweifle ich nicht, daß
                              dieses Verfahren zur technischen Gewinnung eines Anilingelb Anwendung finden könnte.
                              Das Verfahren würde besonders geeignet seyn, um die gelbe Färbung sogleich auf dem
                              Stoffe selbst zu erzeugen. – Analysen der rothen und gelben Verbindung habe
                              ich bis jetzt noch nicht ausführen können. (Annalen der Chemie und Pharmacie,
                              September 1863, Bd. CXXVII S. 345.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung und die Verfälschungen des käuflichen
                              Albumins, von Cailletet. Nach einem von Cordillot an die Société industrielle zu Mülhausen erstatteten
                              Bericht.
                           Der Verf. gibt an, daß in den Handelsproben des Eiweißes der Feuchtigkeitsgehalt im
                              Mittel 16,4 Proc. betrage und daß die unlöslichen Substanzen (Zellgewebe aus dem Ei
                              oder bei dem Eindampfen unlöslich gewordenes Eiweiß) zwischen 1 und 64 Procent
                              schwanken. Der Berichterstatter hat jedoch nur 37 Procent als höchsten Gehalt an
                              unlöslicher Materie beobachtet. Der Verfasser erwähnt ferner, daß Albumin, welches
                              man zur Erleichterung des Eintrocknens zu Schnee geschlagen habe, seine Löslichkeit
                              in Wasser fast ganz einbüße; die Versuche jedoch, die von der Prüfungscommission der
                              genannten Gesellschaft darüber angestellt wurden, ergaben nicht das gleiche
                              Resultat, das geschlagene Eiweiß hinterließ vielmehr einen noch geringeren
                              unlöslichen Rückstand, als das ohne diese vorangegangene Operation verdampfte
                              Albumin. Eine andere Beobachtung des Verfassers wurde durch die Versuche der
                              Commission bestätigt. Läßt man nämlich eine Lösung von Albumin längere Zeit in
                              gelinder Wärme stehen, bis sich ein starker Geruch entwickelt, erwärmt hierauf mit
                              caustischem Kali, coagulirt sodann unter Zusatz von Essigsäure und Erwärmen das
                              Albumin und filtrirt, so erhält man im Filtrat durch unterchlorigsaures Kali oder
                              Natron einen Niederschlag, dessen Menge je nach der Dauer der Fermentation wechselt.
                              Frisch getrocknetes Albumin wird bei gleicher Behandlung nur opalescirend. Während
                              aber der Verfasser diese Substanz für verändertes Eiweiß hält, ist die Commission
                              der Ansicht, daß dieser Niederschlag aus dem bei der Fermentation löslich gewordenen
                              Zellgewebe bestehe und dieselbe schließt aus den darüber angestellten Experimenten
                              und Analysen, daß bei dieser Fermentation das Albumin nicht zerstört oder verändert,
                              sondern daß das Zellgewebe (aus dem Ei) in eine lösliche, durch Wärme nicht
                              coagulirbare Materie umgewandelt werde.
                           Der Berichterstatter bemerkt hierbei, daß es für die Bereitung eines guten Products
                              am zweckmäßigsten sey, das Albumin 24 bis 36 Stunden bei gelinder Wärme fermentiren
                              zu lassen, hierauf durch feine Siebe zu schlagen (eine Filtration würde zu
                              langwierig, und, da eine solche erst nach Zusatz von Wasser möglich wäre, zu
                              kostspielig für die Praxis seyn) und dann einzutrocknen; das Zellgewebe wird auf
                              diese Weise abgetrennt und das erhaltene Product ist völlig in Wasser löslich,
                              während das ohne diese Vorsichtsmaßregeln eingedampfte Eiweiß eine gelatinöse
                              Flüssigkeit gibt, die erst nach einiger Zeit brauchbar wird und fast immer die
                              Druckwalzen verschmiert.
                           Nach den Erfahrungen des Verfassers werden als Verfälschungsmittel hauptsächlich
                              Casein, Gummi, Dextrin und Leim benutzt. Das Casein wird mit Soda oder Potasche
                              behandelt; es gibt eingedampft ein halb durchscheinendes, zur Verfälschung sehr
                              geeignetes Product. Der Leim wird in verdünnter Essigsäure gelöst und dem Albumin
                              beigemischt. Der Berichterstatter fügt hinzu, daß auch Traganth zur Verfälschung
                              benutzt werden möge.
                           Schließlich beschreibt der Verf. ausführlich eine analytische Methode, um das Albumin
                              sowohl wie die zugesetzten Verfälschungsmittel quantitativ zu bestimmen. Die
                              Commission kann jedoch
                              die beschriebene Methode nicht empfehlen, weil sie einerseits nicht exact genug,
                              andererseits für die Praxis zu mühsam und zeitraubend sey. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, Januar
                              1863, S. 371; polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 1247.)
                           
                        
                           Ueber die freiwillige Zersetzung der Eier, von Al. Donné.
                           Donné hat hierüber in den Comptes rendus t. LVII Nr. 8 interessante
                              Beobachtungen mitgetheilt, welche einen Beitrag zur Lehre von der generatio aequivoca liefern und Pasteur's Ansichten über diesen Gegenstand (polytechn. Journal Bd. CLXV S. 292) vollständig bestätigen.
                           Donné hatte sich die Aufgabe gestellt, zu
                              untersuchen, was in einer organisirten Substanz vor sich geht, wenn sie vor den in
                              der Luft verbreiteten Keimen und gegen besondere physikalische und chemische
                              Einflüsse geschützt ist. Die Vogeleier schienen ihm zu
                              diesem Zwecke sehr geeignet, indem sie einerseits einen sehr hoch organisirten Stoff
                              einschließen, andererseits durch eine natürliche Hülle gegen das Eindringen der in
                              der Luft verbreiteten Keime geschützt sind; dagegen kann die eingeschlossene Luft,
                              welche nach Béchamp's Analysen die Zusammensetzung
                              der Atmosphäre hat, mit der äußeren Luft correspondiren. Jede Woche wurden ganz
                              frische Hühnereier in Eierbechern in einem nach Osten gelegenen Fenster aufgestellt,
                              und zwar theils vollständig unverletzt, theils an einem Ende so durchstochen, daß
                              man mit der Spitze des kleinen Fingers in die Oeffnung kommen konnte. Die
                              Temperatur, der die Eier während einer viermonatlichen Beobachtung ausgesetzt waren,
                              hat von 10 bis 36° C. variirt. Nach etwa 8 Tagen zeigten sich die
                              aufgebrochenen Eier etwas eingetrocknet, und auf der Eierhaut, welche das Eiweiß
                              einschließt, fand Donné ein feines weißes Gewebe
                              mit einzelnen grünlichen Punkten. Unter dem Mikroskop wurde diese Vegetation als ein
                              Penicilium erkannt, das bei warmem Wetter
                              fructificirte, stets aber nur an den grünen Stellen. Das Eiweiß und Eigelb zeigte
                              unter dem Mikroskop keinerlei Veränderung, keine Spur von Pflänzchen oder Thierchen.
                              Aber bald beginnt eine Zersetzung, es finden sich mikroskopische und selbst mit
                              bloßem Auge sichtbare Thierchen ein; die Fäulniß ist eingetreten. Bedeckt man
                              dagegen das Ei mit einem umgekehrten Glase, so geht das Penicilium zu Grunde, es erscheinen einige Bakterien, aber es tritt
                              weniger eine Fäulniß, als ein Eintrocknen der Masse ein.
                           Dagegen bleiben die unverletzten Eier während Wochen und Monaten, selbst bei der
                              größten Hitze des Sommers, vollständig gesund. Oeffnet man nach Monaten ein solches
                              Ei, so bemerkt man keine andere Veränderung, als daß ein leerer Raum entstanden ist,
                              um so größer, je älter das Ei war. Weder im Innern noch auf der Eihaut findet man
                              Pflänzchen oder Thierchen. Diese Widerstandsfähigkeit einer so complicirten
                              organischen Substanz, wie sie das Ei enthält, ist sehr bemerkenswerth; sie
                              widerspricht durchaus der allgemein verbreiteten Annahme, daß Eier, die man sich
                              selbst überläßt, besonders bei warmem Wetter, sehr schnell verderben. Es scheint
                              fast, als habe die Conservation des Eies keine Grenzen, abgesehen von dem
                              allmähligen Eintrocknen durch Verdunsten des Wassers.
                           Diese Erfahrung ist jedenfalls ein höchst wichtiges Argument gegen die Lehre von der
                              generatio aequivoca.
                           Es gibt indessen einen Umstand, unter welchem die Eisubstanz nicht unverändert
                              bleibt, auch wenn man jede Berührung mit der atmosphärischen Luft verhindert und
                              selbst die Schale durch einen Collodiumüberzug luftdicht macht. Wenn man nämlich
                              durch Stoßen oder Schütteln die Structur des Eies zerstört, so daß das Eiweiß sich
                              mit dem Eigelb mischt, so tritt eine Zersetzung ein und zwar spätestens innerhalb
                              eines Monats. Aber die Zersetzung mag noch so weit vorschreiten, niemals entdeckt
                              man eine Spur von mikroskopischen Thierchen oder Pflänzchen, obgleich das
                              zerbrochene Ei alle Zeichen der Fäulniß zeigt, insbesondere auch den üblen Geruch,
                              der bei faulen Eiern bekannt ist; einmal der Luft ausgesetzt, geht die Fäulniß
                              schneller vor sich, und es finden sich dann auch sofort mikroskopische Geschöpfe
                              ein. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 39.)
                           
                        
                           
                           Parmalee's Methode, Kautschuk mit
                              Schwefelkohlenstoff zu verbinden.
                           Diese Methode, welche in einer Fabrik zu Beverly (Massachusets) angewendet wird,
                              besteht darin, den Kautschuk in eine Lösung von Schwefelkohlenstoff und
                              Chlorschwefel einzutauchen. Die Umwandlung des Kautschuks ist in wenigen Minuten
                              vollendet und das erhaltene Product besitzt außer den bekannten Eigenschaften des
                              vulcanisirten Kautschuks eine hellere Farbe, wodurch dasselbe sich besser zur
                              Aufnahme von Farben eignet, als der gewöhnliche vulcanisirte Kautschuk, welcher erst
                              durch weiße Stoffe (Zinkoxyd und dergl.) eine hellere Nuance erhalten muß. (Technologiste; durch das polytechnische Centralblatt,
                              1863 S. 143.)
                           
                        
                           Zuckerformen aus Pappe.
                           In Frankreich hat Dufournet (Rue
                                 Marthe, Clichy, Seine) ein Patent auf Zuckerformen aus Pappe genommen. Die
                              Fabrication ist schon seit drei Jahren betrieben worden und die Erfinder haben in
                              dieser Zeit mancherlei Verbesserungen daran angebracht. Nach den uns vorliegenden
                              MittheilungenJournal des fabricants de sucre, 1862, Nr. 1. sind solche Formen seit drei Jahren in Gebrauch, ohne Reparaturen erheischt
                              zu haben. Diese Formen haben den Vortheil der Leichtigkeit, des bequemen Lösens, der
                              Vermeidung aller Rostflecken, und sie sind dabei so dauerhaft, daß sie gegen
                              Blechformen 60 Proc. Ersparniß gewähren sollen. Die Formen kosten an Ort und Stelle
                              3 3/4 Franken (1 Thlr.) und sollen mindestens fünf Jahre ohne Reparatur dauern.
                              Dagegen ist der Preis der Blechformen 4 1/2 Franken (1 1/3 Thlr.), wobei sie noch
                              jährlich im Durchschnitt 2 Franken Unkosten verursachen, ohne daß darum eine längere
                              Dauer als acht Jahre für dieselben anzunehmen wäre.
                           In Deutschland werden solche Formen von Gerich in Wien
                              fabricirt; sie haben sich in einer großen Fabrik seit drei Jahren gut bewährt,Bericht der Generalversammlung in der 90. Lieferung der Zeitschrift des
                                    Vereins für Rübenzuckerindustrie 1862. kommen jedoch auf 1 3/4 Thlr. zu stehen. Andere Angaben stimmen zwar auch in
                              Bezug auf ihre Brauchbarkeit hiermit überein, deuten aber auf nicht lange
                              Haltbarkeit. Weitere Versuche und Berichte erscheinen jedenfalls zu wünschen.
                              (Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Zuckerfabrication,
                              von Dr. Scheibler und Dr. Stammer; Breslau 1863.)
                           
                        
                           Anwendung des Glycerins zum Conserviren der Fische, von Moullade.
                           Das Glycerin eignet sich ganz besonders zum Conserviren der Fische, welche ihre
                              schönen Farben verlieren, wenn man sie nach den in den Naturalien-Cabinetten
                              gebräuchlichen Verfahrungsarten präparirt. Hr. Moullade
                              erhält nach folgender Methode vortreffliche Resultate: er benimmt dem Fisch alle
                              Eingeweide des Bauches, wascht ihn mit frischem Wasser und taucht ihn in eine
                              Auflösung von 20 Th. Quecksilbersublimat in 100 Th. Glycerin. Nach zweitägigem
                              Eintauchen nimmt er ihn heraus, läßt ihn zwei oder drei Tage lang abtropfen, und
                              nachdem er ihn mit reinem farblosen Firniß überzogen hat, läßt er ihn an einem gegen
                              Luftzug geschützten Orte trocknen.
                           Bei diesem Verfahren ist aber offenbar der Quecksilbersublimat das Conservirmittel,
                              dessen Eindringen das Glycerin bewirkt. Allerdings conservirt das Glycerin die
                              thierischen Substanzen, aber nur wenn sie in demselben eingetaucht bleiben; es wirkt
                              alsdann wie die Melasse oder der Honig, welche schon von den Römern zum Conserviren
                              der thierischen Stoffe angewandt wurden. Barreswil. (Répertoire de Chimie appliquée, August
                              1863, S. 283.)