| Titel: | Ueber des Herrn B. Andreä und einen anderen Wassersammler für Dampfheizungen; vom Ingenieur C. Wasserzieher. | 
| Autor: | B. Andreä , C. Wasserzieher | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. V., S. 26 | 
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                        V.
                        Ueber des Herrn B. Andreä und einen anderen Wassersammler für
                           Dampfheizungen; vom Ingenieur C.
                              Wasserzieher.
                        Ueber Andreä's Wassersammler für Dampfheizungen.
                        
                     
                        
                           Herr B. Andreä hat den Unterschied der Ausdehnungen von
                              Wasser und einem Metall bei deren Erwärmung sehr sinnreich zum Oeffnen und Schließen
                              des Wasserabfluß-Ventils von Dampfheizungen benutzt, man s. polytechn.
                              Journal Bd. CLXX S. 21. Da ein solcher
                              Apparat in hiesigen Fabriken nicht beobachtet werden konnte, so wurde dessen
                              Wirkung, soweit die am
                              angeführten Orte gegebene Zeichnung auf Tab. I es gestattet, berechnet. Dieselbe
                              scheint in 1/12 der wirklichen Größe ausgeführt zu seyn. Alsdann ist der dünnwandige
                              Theil des kupfernen Rohres F 1 1/2 Zoll weit und 21 Zoll
                              lang. Nur dieser Theil ist bei der Berechnung auf Ausdehnung berücksichtigt, da die
                              stärkeren Wandungen des unteren Theiles eine schnelle Wärmeleitung ausschließen.
                           Der Coefficient der kubischen Ausdehnung ist bei Kupfer und für einen Grad Celsius
                              0,000052, für Wasser in der Nähe des Siedepunktes nach Despretz 0,00078.
                           Der Unterschied der Temperaturen des Dampfes und dessen Condensations-Wassers
                              wird häufig 15° C. nicht übersteigen. Für 15° ist die kubische
                              Ausdehnung des erwähnten Kupferrohr-Volums = 21'' × 1,767 ×
                              0,000052 × 15 Kubikzoll; die kubische Ausdehnung des darin enthaltenen
                              Wassers ist = 21'' × 1,767 × 0,00078 × 15 Kubikzoll. Die
                              Differenz beider Zahlen, dividirt durch den Rohrquerschnitt, also 21 ×
                              0,000728 × 15 = 0,23 Zoll ist die Länge, um welche bei 15°
                              Temperaturerhöhung der Wassercylinder F aus dem
                              Kupfercylinder F heraustritt. Die untere Rohrerweiterung
                              hat bei etwa 5 Zoll Durchmesser den 11fachen Querschnitt des oberen Rohres. Die
                              Gummischeibe wird also um 1/11 × 0,23 = 0,021 Zoll aus dem Rohr
                              herausgedrängt, wobei folglich das Ventil sich um 2/100 Zoll nach oben bewegt.
                              Während des Abströmens des Condensationswassers ist das Ventil daher um 2/100 Zoll
                              geöffnet. Bei der Zusammensetzung des Apparates muß also der Ventilsitz B genau in richtiger Entfernung vom Sitz H angebracht werden; denn wenn letzterer um 2/100 Zoll
                              zu nahe ist, so findet während der Abkühlung des Rohres F kein Oeffnen statt, bei der Erwärmung platzt das Rohr F. Ist der Ventilsitz B
                              hingegen von H um 2/100 Zoll zu weit entfernt, so bleibt
                              das Ventil stets geöffnet. Hierin liegt wohl, wenn die Gummischeibe erneuert werden
                              muß, für den Besitzer des Apparates eine Schwierigkeit, deßgleichen in der sehr
                              geringen Bewegung des Ventils, welches durch unbedeutende Verunreinigungen des
                              Wassers, wie Kitt, Kesselstein etc. sich gelegentlich verstopfen dürfte.
                           Vielleicht würde man durch eine Verlängerung des Rohres F
                              und Anfüllung des dünnwandigen Theiles mit Oel, anstatt mit Wasser, diese
                              vermuthlichen Uebelstände vermindern. Eine Verengung des unteren Rohrendes ist
                              unthunlich; die Biegsamkeit der Gummischeibe würde dadurch beeinträchtigt werden.
                              Eine Erweiterung des oberen Rohrendes ist nicht rathsam, weil dann die
                              Flüssigkeitssäule den Temperaturveränderungen der Rohrwand zu langsam folgen und
                              jedenfalls abwechselnd Dampf und Wasser aus dem Ventil abströmen würde.
                           
                           Mögen diese Zeilen eine Berichtigung des obigen Urtheils anregen.
                           In hiesigen Zuckerfabriken arbeiten seit langer Zeit Wassersammler, welche früher
                              Gegenstand eines Patentes des Hrn. F. Früchtenicht waren.
                              Das Wasserabflußrohr ist unten durch ein fast entlastetes (Glocken-) Ventil
                              von 1 1/4 Zoll Durchmesser verschlossen. Dicht über dem Ventil erweitert sich das
                              Rohr zu einem Gefäß, in welchem ein Schwimmer Platz findet, der das Ventil hebt,
                              sobald er tief genug in dem angesammelten Wasser eintaucht. Ein solches Ventil kann
                              sehr gut mit 1/2 Quadratzoll Druckfläche hergestellt werden, bedarf also keiner
                              großen Kraft zum Oeffnen.
                           Langenberg, bei Stettin, im December 1863.