| Titel: | Ueber Verbesserungen in der Aluminium-Fabrication; von A. Stevart. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XIII., S. 51 | 
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                        XIII.
                        Ueber Verbesserungen in der
                           Aluminium-Fabrication; von A.
                              Stevart.
                        Aus der Revue universelle des mines, 1863, t. XIV p.
                              61.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Stevart, über Verbesserungen in der
                           Aluminium-Fabrication.
                        
                     
                        
                           Die Darstellung des Aluminiums hat in der Fabrik chemischer Producte zu Salyndre (Départem. du Gard) beträchtliche Fortschritte
                              gemacht, worüber ich im Folgenden berichten werde.
                           Die verschiedenen Operationen zur Darstellung des AluminiumsMan s. die Abhandlung von H. Sainte-Claire Deville
                                    „über die Fabrication des Natriums und des Aluminiums“
                                    im Jahrgang 1856 des polytechn. Journals, Bd. CXLI S. 303, 378 und
                                    441.
                              zerfallen bekanntlich in
                              drei Gruppen: 1) Fabrication des Doppelsalzes von Chloraluminium und Chlornatrium;
                              2) Fabrication des Natriums; 3) Fabrication des Aluminiums durch Einwirkung dieser
                              beiden Körper.
                           
                        
                           I. Fabrication der Doppelverbindung von
                                 Chloraluminium und Chlornatrium.
                           Die Fabrication dieses Doppelsalzes erheischt die Anwendung einer fast chemisch
                              reinen Thonerde; die Thonerde, welche bisher entweder mittelst
                              Ammoniak-Alauns oder käuflicher schwefelsaurer Thonerde dargestellt wurde,
                              ließ sowohl hinsichtlich der Gestehungskosten als der Reinheit viel zu wünschen
                              übrig.
                           Jetzt besitzt man ein schätzbares Mineral, welches durch zwei sehr einfache
                              Operationen reine Thonerde liefert. Dasselbe wird im Var
                              (im Gebirgspaß von Ollioulles, bei Toulon) bergmännisch gewonnen, und hat das
                              Ansehen einer breccienartigen Masse mit kleinen Theilen von bräunlichrother oder
                              schwärzlicher Farbe, welche in einem sehr feinen und compacten Cement von
                              ziegelrother Farbe zerstreut sind. Nach Balard's Analyse
                              ist die durchschnittliche Zusammensetzung dieses Minerals:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 60
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 25
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 3
                                 
                              
                                 Wasser
                                 12
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Vergleicht man diese Zusammensetzung mit der folgenden zweier Diaspore, wovon der eine rein, der andere aus Sibirien aber mit Eisen
                              gemengt ist, so sieht man, daß das in der Fabrik zu Salyndre benutzte Mineral dem
                              sibirischen Diaspor gleich kommt, wenn man den Eisengehalt des letzteren vermehrt
                              und seinen Thonerdegehalt vermindert.
                           
                              
                                 
                                 ReinerDiaspor.
                                 Diasporaus Sibirien.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   85,10
                                 74,66
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 „
                                   4,51
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 „
                                   2,90
                                 
                              
                                 Kalk- und Bittererde
                                 „
                                 14,58
                                 
                              
                                 Wasser
                                   14,90
                                   1,64
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 98,29
                                 
                              
                           Die sehr einfache Behandlung, wodurch man dieses Mineral von seinem Eisen- und
                              Kieselerdegehalt befreit, ist folgende:
                           
                           Nachdem es unter einem verticalen Mahlstein in feines Pulver verwandelt worden ist,
                              vermengt man es mit (wasserfreiem) kohlensaurem Natron und erhitzt das Gemenge auf
                              der Sohle eines Flammofens. Die Masse kommt dabei nicht zum Schmelzen und backt
                              sogar nicht zusammen, sondern die Verbindung erfolgt ohne daß das Gemenge seinen
                              Aggregatzustand verändert: man erhält so Thonerde-Natron (2
                              Al²O³, 3 NaO) und ein Doppelsilicat von Thonerde und Natron, gemengt
                              mit Eisenoxyd, Kieselerde und ein wenig Thonerde welche der Einwirkung entgieng.
                           Das Product läßt sich wegen des beibehaltenen pulverförmigen Zustandes mit der
                              größten Leichtigkeit mit Wasser behandeln. Dieses löst bloß das
                              Thonerde-Natron auf, während das Eisenoxyd und die Kieselerde im Rückstande
                              bleiben, ersteres im freien Zustande, letztere zum Theil als Doppelsilicat von
                              Natron und Thonerde.
                           Die früheren Verfahrungsarten hatten den großen Fehler, daß wegen der Unreinheit der
                              Thonerde ein wenig Eisen und Silicium in das Aluminium übergiengen und dessen
                              wichtigste Eigenschaften, seinen Glanz und seine Unveränderlichkeit,
                              beeinträchtigten.
                           Die ganz klare Auflösung von Thonerde-Natron decantirt man in einen
                              horizontalen Cylinder von Eisenblech, in dessen Achse sich ein Rührer mit Schaufeln
                              rasch umdreht und daher die Flüssigkeit in Form eines feinen Regens suspendirt.
                              Durch den unteren Theil des Cylinders zieht ein Strom Kohlensäure ein, welche aus
                              sehr reinem weißen Kalkstein mittelst Salzsäure entwickelt wird; das in einem großen
                              Kasten von Steinzeug erzeugte Kohlensäure-Gas zieht zuerst durch zwei
                              Waschflaschen, welche ein wenig Wasser enthalten und gelangt dann in den
                              Blechcylinder, wo es folgende Reaction veranlaßt,
                           2 Al²O³, 3 NaO + 3 CO² = 3 NaO, CO² +
                              2 Al²O³.
                           Die aus der Flüssigkeit durch die Kohlensäure gefällte Thonerde wird nach dem
                              Absetzen durch Decantiren gesammelt und mit warmem Wasser gewaschen, um ihr die
                              letzten Spuren von kohlensaurem Natron zu entziehen. Dieses Waschen geschieht sehr
                              sorgfältig auf großen Leinwandfiltern, welche über einen metallenen Kasten gespannt
                              sind, worin man ein starkes Saugen mittelst eines Wasserdampfstromes bewirkt. Nur
                              mittelst dieses Saugens ist die so langsame Operation des Filtrirens und Waschens
                              der gefällten Thonerde im Großen anwendbar. Man bedient sich auch einer
                              Schleudermaschine, deren Behälter mit Leinwand gefüttert ist, um mittelst der
                              Centrifugalkraft rasch eine große Wassermenge durch die Thonerde zu treiben.
                           Die erhaltenen Producte sind also: 1) eine Auflösung von kohlensaurem Natron, welche in die
                              Abdampfkessel der Fabrik zurückkehrt, so daß nur die geringe Menge Natron verloren
                              geht, welche sich mit Kieselerde verbunden hat; 2) ein sehr weißer Teig von reinem
                              Thonerdehydrat.
                           Das gewonnene Thonerdehydrat muß nun vollständig getrocknet und entwässert werden,
                              was in einem kleinen Flammofen geschieht, in welchen man es von der Consistenz eines
                              Mörtels bringt.
                           Die so erhaltene wasserfreie Thonerde vermengt man mit Kochsalz und Holzkohlenpulver,
                              befeuchtet das Ganze mit ein wenig Wasser und formt daraus faustgroße Klöße, welche
                              man in einem geheizten Local trocknet und dann in den Tiegel des zur Darstellung des
                              Doppelsalzes von Chlorcalcium und Chlornatrium dienenden Ofens bringt. Dieser Ofen
                              (Fig. 11,
                              12 und
                              13)
                              besteht aus einem Feuerherd A, dessen Flamme durch
                              spiralförmige Canäle C, C um einen großen Tiegel oder
                              Hafen B von feuerfestem Thon circulirt, welcher
                              senkrecht in der Mitte des Ofens angebracht ist. Der Tiegel, dessen obere Mündung
                              mit einem großen feuerfesten Ziegel D bedeckt wird,
                              welchen man gut mit Thon lutirt, besitzt drei Oeffnungen: die untere E, welche mit einem, durch eine Druckschraube gehaltenen
                              kleinen Ziegel verschlossen wird, dient zum Entleeren des Tiegels, nachdem das darin
                              enthaltene Material erschöpft ist; von zwei seitlichen Oeffnungen dient die untere
                              g zum Einleiten des Chlorgases und die obere h für den Austritt des Productes.
                           Das Chlorgas liefert eine Batterie von sechs Steinzeug-Bombonnes, durch
                              Einwirkung von Salzsäure auf Braunstein; dasselbe wird gewaschen und dann
                              getrocknet, entweder indem man es durch eine Bombonne streichen läßt, welche
                              concentrirte Schwefelsäure enthält, oder indem man es über Chlorcalcium leitet,
                              welches man als Nebenproduct der Kohlensäurebereitung gewinnt. Indem das Chlorgas
                              bei hoher Temperatur auf mit Kohle gemengte Thonerde einwirkt, entsteht bekanntlich
                              Chloraluminium, und da dieses im angewandten Gemenge Chlornatrium vorfindet, so
                              bemächtigt es sich desselben und erzeugt so Chloraluminium-Natrium, welches
                              durch die obere seitliche Oeffnung h entweicht und dann
                              in die außerhalb des Ofens angebrachte thönerne Vorlage R (Fig.
                                 13) gelangt, worin es sich verdichtet.
                           Diese Vorlage hat die Gestalt eines Blumentopfes und ist mit einem Deckel versehen,
                              der das Eintrittsrohr h und das doppelt gekrümmte Rohr
                              T, T aufnimmt; durch letzteres zieht das
                              überschüssige Chlor und ein wenig verlorenes Chloraluminium in den Schornstein
                              ab.
                           Nach beendigter Operation findet man die Vorlage R mit
                              einer goldgelben
                              krystallinischen Masse gefüllt, welche Chloraluminium-Natrium ist.
                           
                        
                           II. Fabrication des
                                 Natriums.
                           In der Fabrication des Natriums sind nur wenig Abänderungen gemacht worden. Man
                              erhält dasselbe bekanntlich durch die Einwirkung von Kohle auf kohlensaures Natron,
                              welches mit kohlensaurem Kalk versetzt ist. Die Operation wird in Cylindern von
                              genietetem Eisenblech vorgenommen, welche in einem besonderen kleinen Ofen (Fig. 14 und
                              15)
                              erhitzt werden.
                           Als Materialien wendet man Sodasalz (sel de soude),
                              Steinkohlenklein und einen schönen weißen Kalkstein an, welcher sehr rein ist und
                              fein pulverisirt wird. Das Gemenge füllt man in die zwei Blechcylinder, welche
                              horizontal im Ofen angebracht sind, wie Fig. 15 zeigt. Diese.
                              Cylinder werden durch zwei lutirte gußeiserne Deckel verschlossen, welche sich
                              außerhalb des Ofens befinden, damit sie nicht zu heiß werden. Der vordere Pfropf ist
                              mit einem Loch versehen, in welches der Hals der Vorlage dicht eingepaßt wird;
                              letztere ist die von Donny und Mareska angegebene. Fig. 16 stellt eine
                              Ansicht dieser Vorlage dar, welche aus zwei gußeisernen Platten besteht, wovon die
                              eine auf dem größten Theil ihres Umfangs mit erhabenen Rändern versehen ist, so daß
                              sie, mittelst Schließkeilen vereinigt, zwischen sich einen flachen leeren Raum
                              lassen, worin sich das Natrium verdichtet.
                           Die Cylinder liegen auf entsprechend behauenen Ziegeln, welche man (wenigstens die
                              oberen) für das Beschicken verstellen kann, und befinden sich ziemlich hoch über dem
                              Rost; ungeachtet dieser Vorsichtsmaßregeln nutzen sie sich sehr schnell ab, und
                              müssen nach einigen Beschickungen durch neue ersetzt werden. Sie haben 0,10 Met.
                              Durchmesser und 0,75 Met. Länge. Man zündet das Feuer auf dem Rost an und die
                              Verbrennungsproducte ziehen, nachdem sie die zwei Retorten beleckt haben, durch die
                              Feuercanäle c, c (Fig. 15) und dann in den
                              Kaminen A, A. (Fig. 14) hinab, welche in
                              einem, allen Oefen gemeinschaftlichen unterirdischen Canal ausmünden. Die
                              Destillation beginnt bald, und ein Arbeiter läßt nun mittelst eines eisernen Stabes
                              (Fig. 15)
                              das Natrium aus der Vorlage in zwei Schalen V, V
                              ausfließen, welche Schieferöl enthalten. Man sammelt es so in dem Maaße als es sich
                              verdichtet. Da sich das Oel sehr nahe am Ofen befindet, so ist es stets warm genug,
                              damit das Natrium den flüssigen Zustand beibehält.
                           Die über dem Natrium sich ansammelnde Krätze wird unter Schieferöl umgeschmolzen und
                              gibt eine neue Quantität Natrium. Man gießt das Natrium in kleine Brode von der Gestalt einer
                              abgestumpften Pyramide, deren jedes ungefähr 200 Gramme wiegt und die man unter
                              Schieferöl aufbewahrt.
                           
                        
                           III. Fabrication des
                                 Aluminiums.
                           Die Schlußoperation, welche durch Einwirkung des Natriums auf das Doppelsalz von
                              Chloraluminium und Chlornatrium das Aluminium liefert, wird in einem Flammofen
                              ausgeführt; nachdem man das Doppelsalz hineingebracht hat, setzt man demselben
                              einige Brode (nämlich 5 per Kilogr.) zu, die man vorher
                              mittelst einer Schere in zwei oder drei Stücke zerschnitten hat. Endlich setzt man
                              den grönländischen Kryolith zu, welcher das einzige geeignete Flußmittel ist, weil er weder Kieselerde noch Eisen enthält.
                           Während der Beschickung des Ofens hat man dafür zu sorgen, daß die Natriumstücke von
                              den anderen Substanzen bedeckt sind und die Hitze nach und nach gesteigert wird.
                              Bald tritt eine so heftige Reaction ein, daß sie die Wände des Ofens und das
                              Material zum Rothglühen bringt, und letzteres wird dann vollkommen flüssig.
                           Ein Abstichloch gestattet zuerst die Schlacke abzuziehen, hernach das vollkommen
                              geschmolzene Aluminium, welches sich zu einer beiläufig 8 Kilogr. schweren Masse
                              vereinigt.
                           Die zuletzt abgeflossene graue Schlacke pulverisirt man, um dann durch Sieben die
                              wenigen Aluminiumkügelchen abzusondern, welche sie stets noch enthält.
                           Man braucht nun das Aluminium bloß noch in einem thönernen Tiegel umzuschmelzen,
                              welcher in einem Windofen erhitzt wird, um es in vollkommen reinem und verkäuflichem
                              Zustande zu erhalten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
