| Titel: | Ueber den Einfluß der Zuschläge auf die Zusammensetzung des manganhaltigen Roheisens; von H. Caron. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XIV., S. 56 | 
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                        XIV.
                        Ueber den Einfluß der Zuschläge auf die
                           Zusammensetzung des manganhaltigen Roheisens; von H. Caron.
                        Aus den Comptes rendus, t. LVII p. 786.
                        Caron, über den Einfluß der Zuschläge auf die Zusammensetzung des
                           manganhaltigen Roheisens.
                        
                     
                        
                           In einer meiner letzten (der französischen Akademie übergebenen) AbhandlungenPolytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
                                       380. habe ich durch Versuche gezeigt, daß das Mangan beim Hohofenbetriebe die Ausscheidung
                              des Schwefels und oft auch des Siliciums bewirkt, und ich fügte hinzu, daß
                              manganreiches Roheisen zur Verbesserung von schwefel- und siliciumhaltigem
                              Roheisen dienen kann und dabei desto werthvoller seyn würde, je größer sein
                              Mangangehalt ist. Es war daher von Wichtigkeit zu erforschen, auf welche Weise aus
                              gegebenen Erzen ein möglichst manganreiches Roheisen erhalten werden kann.
                           Unter übrigens gleichen Umständen sind auf den Mangangehalt des Roheisens von
                              wesentlichem Einflusse: 1) die Zuschläge beim Hohofenbetriebe und 2) die Temperatur,
                              bei welcher die Reduction der Erze vor sich geht. Davon habe ich mich durch die hier
                              mitzutheilenden Versuche überzeugt.
                           Das Erz, womit ich operirte, ist ein Spatheisenstein von folgender
                              Zusammensetzung:
                           
                              
                                 kohlensaures Eisenoxydul
                                 71,0
                                 
                              
                                 kohlensaures Manganoxydul
                                 13,3
                                 
                              
                                 kohlensaure Magnesia
                                 11,2
                                 
                              
                                 kohlensaurer Kalk
                                 0,2
                                 
                              
                                 Kieselerde (Quarz)
                                 4,3
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Mehrere Kilogramme dieses Erzes wurden fein pulverisirt und sorgfältig gemengt, um zu
                              den Versuchen ein homogenes Ganze zu erhalten. Bei jeder von den Proben, deren
                              Resultate ich im Folgenden aufführe, habe ich die gleiche Quantität dieses Erzes
                              verwendet; die mit dem Erz gemengte Holzkohle wurde unter denselben Umständen
                              angewandt; endlich waren die Tiegel stets mit einem Gemenge von Graphit aus
                              Gasretorten und Melasse oder Steinkohlentheer ausgefüttert.Diese Fütterung widersteht außerordentlich, selbst zur Reduction des Mangans;
                                    man muß aber den zu verwendenden Graphit vorher von seinen fremdartigen
                                    Bestandtheilen befreien, welche beiläufig 4 bis 5 Procent betragen, und
                                    namentlich von dem Schwefel, wovon er über 1 Proc. enthält.
                              
                           In der folgenden Tabelle ist die Art und Menge des auf 100 Theile Erz angewandten
                              Zuschlags angegeben, und gegenüber die Farbe des erhaltenen Roheisens, sowie dessen
                              Mangan- und Siliciumgehalt. Bei den Versuchen Nr. 1 bis Nr. 5 war die zur
                              Reduction angewandte Temperatur stets ziemlich die gleiche; die Temperatur für Nr. 6
                              war so niedrig als möglich (jedoch hoch genug, damit das Roheisen sich sammeln
                              konnte); bei dem Versuch Nr. 7 hingegen dürfte nach meiner Schätzung die Hitze mehr
                              als hinreichend gewesen seyn, um einige hundert Gramme weichen Stahls zu
                              schmelzen.
                           
                           
                              
                                 
                                    Zuschlag
                                    
                                 auf100 Th.Erz:
                                 FarbedesRoheistens:
                                 Mangangehalt
                                 SiliciumgehaltinProcenten:
                                 
                              
                                 Nr. 1. Kohlensaurer Kalk
                                 10
                                 weiß
                                 7,93
                                 0,05
                                 
                              
                                 Nr. 2. Kohlensaurer Kalk
                                   5
                                 weiß
                                 6,32
                                 0,08
                                 
                              
                                 Nr. 3. Flußspath
                                   5
                                 halbirt
                                 4,70
                                 0,30
                                 
                              
                                 Nr. 4. Quarz
                                   5
                                 grau
                                 3,81
                                 0,55
                                 
                              
                                 Nr. 5. Quarz
                                 10
                                 sehr grau
                                 2,25
                                 0,76
                                 
                              
                                 Nr. 6. Quarz
                                   5
                                 grau
                                 3,90
                                 0,50 bei niedrig. Temp.
                                 
                              
                                 Nr. 7. Quarz
                                   5
                                 grau
                                 2,10
                                 0,75 bei hoher Temper.
                                 
                              
                           Aus den Versuchen Nr. 1, 2, 3, 4 und 5 ergibt sich, daß zur Erzielung eines möglichst
                              manganreichen Roheisens ein möglichst kalkreicher Zuschlag angewandt werden muß; daß
                              dagegen bei größerem Kieselerdezuschlag der Mangangehalt ab-, der
                              Siliciumgehalt aber zunimmt.
                           Die zur Reduction angewandte Temperatur hat auch einen beträchtlichen Einfluß auf den
                              Mangangehalt des Roheisens; aus den Versuchen Nr. 6 und 7 ergibt sich, daß man im
                              Roheisen um so mehr Mangan, aber auch um so weniger Silicium findet, je höher die
                              Temperatur war. Wie bei den vorhergehenden Versuchen scheinen das Silicium und
                              Mangan sich wechselseitig auszuschließen.
                           Hinsichtlich der Natur des erhaltenen Roheisens zeigen diese Versuche, daß der Kalk,
                              in hinreichender Menge angewandt, weißes Roheisen gibt, die Kieselerde hingegen
                              graues Roheisen. Man kann daher bei gleichbleibender Temperatur, durch bloße
                              Abänderung des Zuschlags, beliebig weißes oder graues
                              Roheisen erzeugen.
                           Das Vorstehende bezieht sich nur auf Roheisen, welches mit Eisenerzen erzeugt wurde,
                              die Manganoxydul enthalten oder mit demselben gemengt sind; auf die Erze, welche
                              kein Mangan enthalten, hat der Kalk nicht genau denselben Einfluß, worauf ich später
                              zurückzukommen beabsichtige.
                           Die Proben, deren Resultate ich mitgetheilt habe, sind zwar nur
                              Laboratoriumsversuche, aber dessenungeachtet nicht ohne Nutzen. So werden die
                              Hohofenbesitzer, welche gegenwärtig manganreiche Erze mit ihren gewöhnlichen
                              (schwefel- oder kieselerdehaltigen) Erzen mengen, in der Absicht ihre
                              Producte zu verbessern, das übliche Verhältniß des Kalksteinzuschlages nach und nach steigern können,
                              ohne befürchten zu müssen, daß dadurch die Leichtflüssigkeit ihrer Schlacken in
                              nachtheiligem Grade vermindert wird; sollten aber die so abgeänderten Zuschläge zu
                              strengflüssig werden, so ließe sich diesem Umstand durch einen Zusatz von Kochsalz
                              oder von ChlorcalciumWenn man den Rückstand von der Chlorfabrication mit kohlensaurem Kalk
                                    behandelt, so enthält die resultirende Flüssigkeit Manganchlorür und
                                    Chlorcalcium; würde man dieselbe nach dem Filtriren oder Decantiren
                                    abdampfen und den Rückstand (welcher dann weder Arsen noch Phosphor
                                    enthielte) trocknen, so wäre derselbe bei billigem Preise ein schätzbarer
                                    Zuschlag für den Hohofenbetrieb. abhelfen. Dasselbe würde in diesem Falle ein Zusatz von Flußspath oder von
                              KryolithDer Flußspath und der Kryolith bewirken stets ein beträchtlicheres Ausbringen
                                    von Roheisen. bewirken, wobei man aber sehr vorsichtig verfahren müßte, weil diese
                              Mineralien, insbesondere der Kryolith, stets nicht unbedeutende Mengen von
                              Phosphorsäure enthalten, welche von so nachtheiligem Einfluß auf das zu erzeugende
                              Roheisen ist.