| Titel: | Die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der internationalen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Conrector G. Delabar. | 
| Autor: | Gangolf Delabar [GND] | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XIX., S. 81 | 
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                        XIX.
                        Die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der
                           internationalen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Conrector
                           G. Delabar.
                        (Fortsetzung von S. 14 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Delabar, über die Dampfmaschine und ihre Concurrenten auf der
                           Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862.
                        
                     
                        
                           Nachdem ich im Vorhergehenden die verschiedenen, als Concurrenten der Dampfmaschinen
                              aufgetretenen neueren Motoren kurz zu beleuchten gesucht habe, komme ich nun dazu,
                              die Dampfmaschinen selbst näher ins Auge zu fassen, deren
                              Ueberlegenheit auf der letzten Industrie-Ausstellung in London so
                              augenscheinlich an den Tag gelegt worden ist. Zwar muß man zugeben, daß sie, so groß
                              auch ihre Zahl auf der Ausstellung war und so vollkommen sie auch im Allgemeinen
                              ausgeführt waren, nicht gerade viel wesentlich Neues oder
                              doch wenigstens keine epochemachenden Verbesserungen
                              aufgewiesen haben. Um so größer zeigte sich dagegen der Fortschritt hinsichtlich
                              ihrer Anordnung, Construction und Ausführung, in welcher Beziehung die meisten der ausgestellten
                              Dampfmaschinen in der That große Vollkommenheit
                              beurkundeten und mitunter auch sehr gute neue Gedanken
                              und Verbesserungen zeigten. Doch sehen wir nun, was die
                              Ausstellung dieser Maschinenabtheilung in dieser Beziehung besonders Interessantes
                              und Bemerkenswertes enthielt, und zwar 1) unter den stationären Dampfmaschinen, 2) unter den Schiffsdampfmaschinen, 3) unter den Dampfwagen
                              (Locomotiven) und unter den übrigen transportablen Dampfmaschinen (Locomobilen).
                           
                        
                           1. Die stationären
                                 Dampfmaschinen.
                           Unter den stationären Dampfmaschinen, welche wir nun
                              zuerst einer kurzen Betrachtung unterziehen wollen, verdient vor Allem hervorgehoben
                              zu werden eine amerikanische Dampfmaschine, welche C. P.
                              Porter aus New-York ausgestellt hatte. Es war
                              dieß eine Hochdruck-Expansionsmaschine mit horizontaler Anordnung von 28
                              Pferdestärken bei nur 8 Zoll Cylinderdurchmesser und 24 Zoll Hub, die sich nicht nur dadurch
                              auszeichnete, daß sie sich mit großer Geschwindigkeit (150 Umdrehungen per Minute) bewegt und in Folge dessen verhältnißmäßig
                              geringe Dimensionen besitzt und zur Aufstellung entsprechend auch nur einen kleinen
                              Raum einnimmt, sondern auch dadurch, daß sie drei neue
                                 werthvolle Erfindungen in sich vereinigte.
                           Die erste betrifft den neuen von Porter selbst erfundenen
                              Regulator, bei welchem die Centrifugalkraft durch die
                              Schwerkraft eine bessere Ausgleichung findet und die Regulirung der
                              Dampfeinströmungsklappe, resp. der Geschwindigkeit der Dampfmaschine auch besser von
                              Statten geht als bei dem gewöhnlichen Kugelregulator von Watt u.a. Zu diesem Behufe sind die Schwungkugeln kleiner und leichter,
                              und die Mittelachse ist zudem mit einem starken, birnförmigen Gegengewicht
                              versehen.Die nähere Beschreibung dieses Regulators sehe man in diesem Journal Bd. CLXVII S. 323. Dieser sehr zweckmäßige und empfehlenswerthe Regulator wurde von Porter auch für die Marinemaschinen angewandt, indem er
                              hierbei das Mittelgewicht durch eine auf der Achse sitzende und durch Arme mit den
                              Schwungkugeln in Verbindung stehende kräftige elastische Feder ersetzte.
                           Die andere Erfindung bezieht sich auf den von einem anderen Amerikaner, B. Richards von Hartford in Connecticut, erfundenen Indicator oder Dampfdruckanzeiger, bei dem ein Stift aus Neusilber den Dampfdruck im
                              Arbeitscylinder während des Hubes vor- und rückwärts selbst bei der oben
                              angegebenen großen Geschwindigkeit von 150 Umdrehungen per Minute auf ein präparirtes Papierblatt aufzeichnet, welches zu diesem
                              Behufe auf eine mit einer elastischen Feder versehene Rolle geschoben und mit dieser
                              durch eine Röhre in Verbindung mit dem Dampf des Cylinders gebracht wird.S. dieses Journal Bd. CLXVIII S.
                                       82. Dieser Indicator zeigt gegen die früheren Constructionen von Watt, Field, Mac Naught, Combes, Norin, Clair u.a. bedeutende Verbesserungen und ist dabei kaum
                              zusammengesetzter als diese. Die Verbesserung besteht vorzugsweise in der Anwendung
                              sehr leicht beweglicher Theile, in Verbindung mit einer verhältnißmäßig kurzen und
                              deßhalb steifen elastischen Feder. Außerdem ist aber auch die Vergrößerung der
                              Stiftbewegung durch einen Hebel dritter Art, sowie die Geradführung des Stiftes
                              mittelst einer geeigneten Parallelvorrichtung als eine wesentliche Verbesserung zu
                              betrachten.Ich benütze hier zugleich die Gelegenheit, auf die kürzlich erschienene
                                    vortreffliche Schrift: „der Indicator“ von J. Völkers aufmerksam zu machen, worin Jeder, der sich für
                                    den Gegenstand interessirt, eine sehr gute „Anleitung zum Gebrauch
                                       des Indicators bei der Prüfung der Dampfmaschinen und zur Ermittelung
                                       des Kraftbedarfs von Arbeitsmaschinen“ findet.
                              
                           
                           Da es bei dem jetzigen Stande des Dampfmaschinenwesens ein wirkliches Bedürfniß ist,
                              die mechanische Arbeit genau zu kennen, welche eine gegebene Dampfmaschine zu
                              leisten im Stande ist, so wird man gewiß ein Instrument wie Richards' Indicator, das geeignet ist, die auf den Kolben einer
                              Dampfmaschine während der Bewegung ausgeübte mechanische Arbeit zu messen und zu
                              registriren, mit Freude begrüßen. Wir zweifeln deßhalb auch gar nicht, daß dieser
                              Indicator wohl bald, namentlich bei den schnell laufenden Dampfmaschinen, in
                              allgemeine Aufnahme kommen wird.
                           Die dritte dieser Erfindungen ist das Werk eines einfachen Mechanikers, John Allen aus New-York, nach welchem auch die Maschine
                              benannt ist, und besteht darin, daß der Vertheilungs- und Expansionsschieber
                              auf eine neue und, wie mir scheint, sehr zweckmäßige Weise angeordnet sind und daß
                              alle Steuerungsbewegungen von einem einzigen Excentric ausgehen und zwar in der Art,
                              daß der Einlaßschieber vor- und rückwärts vom Regulator regulirt, der
                              Auslaßschieber aber stets mit derselben Geschwindigkeit bewegt wird.S. dieses Journal Bd. CLXVII S.
                                       321.
                              
                           Alle diese drei Erfindungen haben sich ausgezeichnet bewährt, und sind darum auch von
                              der Jury einzeln mit Preismedaillen beehrt worden.
                           Diese Maschine lieferte demnach das seltene Beispiel, daß sie drei Medaillen auf sich vereinigte.Mir ist überhaupt sonst keine andere Maschine der Ausstellung bekannt
                                    geworden, die eine solch dreifache Auszeichnung
                                    erlangt hätte. Dagegen gereicht es mir zum Vergnügen, hier ein noch
                                    sprechenderes Beispiel von Auszeichnung notiren zu können, die einem
                                    deutschen Aussteller, Hrn. Fr. Krupp in Essen, zu
                                    Theil wurde, indem diesem um die Gußstahlfabrication so sehr verdienten
                                    Manne in fünf verschiedenen Classen die
                                    Preismedaille zuerkannt worden ist. Sie hat diese aber auch wirklich verdient; denn sie war unstreitig eine der
                              wichtigsten und interessantesten Maschinen der ganzen Ausstellung. Die Arbeit zeigte
                              zwar nicht den englischen „finish,“
                              dafür aber durchaus den Charakter der Zweckmäßigkeit und der praktischen
                              Brauchbarkeit. Sie soll, bevor sie in der Ausstellung aufgestellt und in Bewegung
                              gesetzt worden ist, aus Mangel an Zeit nie vorher montirt und probirt worden seyn.
                              Und doch zeigte sie in ihrer Bewegung eine solche Regelmäßigkeit und Sicherheit, wie
                              kaum eine andere Maschine der Ausstellung. Das Fundament oder die Bodenplatte der
                              Maschine, etwas eigenthümlich gestaltet, aber dem Bedürfniß gut angepaßt, wiegt bloß 13 Ctr. Im gleichen
                              Verhältniß sind auch, wie bereits bemerkt, die übrigen Theile derselben schwächer
                              und leichter gehalten, als dieß gewöhnlich bei anderen Maschinen von gleicher
                              Leistung der Fall ist. Kurz, diese amerikanische Dampfmaschine war eine von
                              denjenigen Maschinen, an welchen die europäischen Mechaniker und Constructeure noch
                              Vieles lernen konnten.
                           Im Weitern verdienen namentlich auch die beiden deutschen
                              Maschinen, welche von der vereinigten
                                 Hamburg-Magdeburger Dampfschifffahrts-Gesellschaft zu Buckau
                              einerseits und von der Wilhelmshütte zu Sprottau bei
                              Liegnitz in Schlesien andererseits ausgestellt worden waren, der besonderen
                              Erwähnung. Beide waren ebenfalls Hochdruck-Expansionsmaschinen ohne
                              Condensation und mit horizontaler Anordnung nach dem System des Amerikaners Corliß,S. dessen Beschreibung in diesem Journal Bd. CLXI S. 321. wobei die Expansionssteuerung aus vier Drehschiebern (Kreisschiebern)
                              besteht, deren Bewegung zum Einlassen und Ausströmen des Dampfes mittelst vier
                              Zugstangen von einer Scheibe aus erfolgt, welche ihrerseits durch die Schubstange
                              eines gewöhnlichen Excentrics ihre hin- und hergehende Drehbewegung um ihre
                              horizontale Mittelpunktsachse erhält, und wobei zugleich jene Schieber mit dem
                              Centrifugalpendel in Verbindung stehen und von ihm aus rasch und sicher regulirt
                              werden. Dazu ist die letztere dieser beiden Maschinen mit einem Porter'schen Regulator und die andere mit einer
                              Modification desselben – mit größeren Schwungkugeln und ohne besonderes
                              Mittelgewicht – versehen. Jene war eine Maschine von 20 und diese eine von 30
                              Pferdestärken, und beide gehörten, was die Construction und Ausführung betrifft,
                              jedenfalls zu den schönsten und werthvollsten Dampfmaschinen der Ausstellung. Beide
                              wurden darum auch mit der Preismedaille ausgezeichnet.
                           Ihnen schloß sich würdig an eine verticale Balanciermaschine nach dem Woolf'schen System von 30 Pferdestärken, welche Egells in Berlin ausgestellt hatte. Ihr Aussehen war zwar
                              etwas schwerfällig, aber nichtsdestoweniger zeichnete sie sich sowohl durch eine
                              wohl durchdachte Anordnung als durch gute und solide Arbeit aus. Sie wurde deßhalb
                              ebenfalls mit der Preismedaille beehrt.
                           Weniger glücklich waren einige andere deutsche Aussteller und darunter selbst die k.
                              k. Maschinenfabrik von H. D. Schmid zu Simmering bei
                              Wien, welche unter anderen Ausstellungsgegenständen eine horizontale Dampfmaschine
                              ausgestellt hatte, die mit sammt jenen allerdings nicht ausreichte, um von diesem
                              großartigen Etablissement einen richtigen Begriff zu geben.
                           Dagegen concurrirte wieder mit gutem Erfolg auch in dieser Maschinenabtheilung wie in
                              einigen anderen das rühmlichst bekannte Etablissement von R. Hartmann in Chemnitz mit seiner ausgestellten, für Expansion und
                              Condensation eingerichteten horizontalen Hochdruckmaschine von 20 Pferdestärken.
                           Ganz besonders zeichneten sich auch Schäffer und Budenberg in Buckau und Magdeburg mit ihrer prachtvollen
                              Ausstellung der verschiedensten Dampfmaschinen-
                              und Dampfkessel-Ausrüstungsgegenstände aus. Seit
                              einiger Zeit hat dieses rühmlichst bekannte und immer mehr aufblühende
                              Etablissement, welches seine Fabricate nach allen Theilen der Welt versendet, auch
                              eine Filiale in Manchester, was wohl am besten beweist,
                              daß es in diesem speciellen Zweige der Dampfmaschinen-Technik selbst die
                              englische Concurrenz nicht zu fürchten hat. Dessen Manometer, Hubzähler etc. sind
                              darum auch überall, wo es Dampfmaschinen gibt, sehr wohl bekannt.S. dieses Journal Bd. CXLIII S.
                                       403.
                              
                           Ebenso waren die schwedischen und norwegischen Maschinenfabriken in diesem Zweige der Maschinenausstellung
                              sehr würdig vertreten. Vier davon wurden darum auch mit der Preismedaille
                              ausgezeichnet. Es waren dieß eine Hochdruckmaschine mit Expansion von 6
                              Pferdestärken aus der Maschinenwerkstätte von Aker in
                              Christiania, eine andere aus der Werkstätte der königl.
                                 Flotte zu Horten, sodann ein Modell einer Gebläsemaschine von J. Holmgren in Sala und vor Allem eine Marinemaschine von 60
                              Pferdestärken aus den Werkstätten von A. W. FrestadiusFrestedius in Bergsund bei Stockholm, auf die ich später nochmals zurückkommen werde.
                              Eine neue Anordnung zeigte ferner eine kleine oscillirende Hochdruckdampfmaschine
                              von 3 Pferdestärken in Segmentform, welche von Lindahl
                              und Runer aus Gefle ausgestellt worden war. Dieselbe
                              arbeitete gut und dürfte namentlich mit Rücksicht auf das kleine Raumerforderniß für
                              Kleingewerbe zu empfehlen seyn.
                           Das größte Interesse unter den verschiedenen Maschinen der schwedischen Abtheilung
                              bot aber die direct rotirende Dampfmaschine von C. Scheutz in Stockholm, welcher sich mit seinem Vater schon
                              bei der internationalen Industrie-Ausstellung in Paris 1855 durch eine
                              vortreffliche Rechenmaschine berühmt gemacht hatte.
                           Bekanntlich hatte schon Watt es versucht, dem Dampf durch
                              eine direct rotirende
                              Maschine seine Kraft abzugewinnen. Und seitdem sind zur Realisirung dieses Zweckes
                              unzählige Versuche wiederholt worden. Bis auf die neueste Zeit hat indessen dieses
                              allerdings mit bedeutenden Schwierigkeiten verbundene Problem keine genügende Lösung
                              gefunden. Von den verschiedenen, auf der letzten allgemeinen
                              Industrie-Ausstellung in London erschienenen Maschinen dieser Art, wie unter
                              allen bis jetzt bekannt gewordenen rotirenden Maschinen überhaupt, darf nun aber die
                              erwähnte Maschine von Scheutz unbedingt als die
                              vollkommenste bezeichnet werden. Und in der That verdient ihre Anordnung alle
                              Beachtung. Sie zeigte im Vergleich mit den bisherigen Versuchen eine ganz neue,
                              originelle Construction. Die bemerkenswertheste Eigenthümlichkeit besteht in der
                              Anwendung eines etwas conisch geformten Cylinders und Stempels statt der sonst
                              üblichen cylindrischen Form dieser Theile; sowie darin, daß der Dampf continuirlich
                              auf zwei entgegengesetzte oder auch mehrere radial gestellte, durch elastische
                              Federn von Innen nach Außen an den Cylindermantel dicht angedrückte Rippen oder
                              Schaufeln des Kolbens wirkt, und dadurch diesem und der damit verbundenen Welle eine
                              unmittelbar rotirende oder drehende Bewegung ertheilt. Durch diese, gegen früher
                              wesentlich modificirte Einrichtung ist es Hrn. Scheutz
                              gelungen, die Schwierigkeiten, an welchen alle bisherigen Versuche scheiterten, zu
                              beseitigen, und damit die Maschine vor der schnellen Abnützung und dem davon
                              herrührenden unsicheren Gang zu bewahren.Eine nähere Beschreibung dieser interessanten Maschine findet man in diesem
                                    Journal Bd. CLXI S. 401.
                              
                           Den Nutzeffect, welchen diese direct rotirende Maschine gibt, kenne ich freilich
                              nicht, vermuthe aber, daß er sich noch nicht besonders günstig stellen wird, wegen
                              dem Reibungswiderstand, der bei solchen Maschinen begreiflich immer mehr oder
                              weniger groß ausfällt. Ob dieser oder irgend ein anderer ungünstiger Grund Schuld
                              war, daß diese nach meinem Dafürhalten jedenfalls einen bedeutenden Fortschritt
                              kundgebende Maschine von der Jury nur die Ehrenerwähnung und nicht die Preismedaille
                              erhielt, konnte ich nicht erfahren. Dagegen habe ich von Hrn. Scheutz selbst gehört, daß dieselbe bereits in mehreren Exemplaren von
                              verschiedener Größe bis zu 7 Pferdestärken, namentlich für kleinere Dampfboote,
                              gebaut worden sey. Ich wünsche von Herzen, daß die Schwierigkeiten, welche der
                              allgemeinen Einführung dieser Maschine noch entgegenstehen, recht bald beseitigt
                              werden möchten.
                           Im Ferneren zog eine Gebläsemaschine im belgischen
                              Departement die
                              Aufmerksamkeit der Besucher nicht wenig auf sich. Es war eine horizontal und
                              doppelt, d.h. mit zwei Cylindern angeordnete Maschine von 200 Pferdestärken, welche
                              ein mächtiges, rotirendes Luftgebläse in Bewegung setzte. Der Erfinder und
                              Patentinhaber, C. Fosse, wie der Constructeur und
                              Erbauer, L. Perard in Lüttich sind verdientermaßen mit
                              Preismedaillen bedacht worden.
                           Daneben waren auch die Zeichnungen, sammt Beschreibung einer neuen Anwendung des Woolf'schen Princips auf horizontale Dampfmaschinen zu
                              sehen, welche De Landsheer in Brüssel ausgestellt hatte,
                              und für welche er von der Jury mit einer Medaille beehrt worden ist.
                           Von zwei anderen belgischen Ausstellern, J. F. Cail, A.
                              Hallot u. Comp. in Brüssel
                              und J. D. Houget und C. Teston
                              in Verviers, waren außerdem gute transportable Dampfmaschinen und Locomobilen
                              vorhanden.
                           Unter den französischen Ausstellern dieser Abtheilung
                              waren es namentlich J. F. Cail und Comp., und H. Lecouteux in Paris, Farcot und Söhne in Port St.
                              Quen, J. A. Quillacq in Anzin, Bréval, und Laurens und Thomas in Paris, welche sich durch ihre eingeschickten
                              Dampfmaschinen der verschiedenen Systeme auszeichneten.
                           Cail stellte unter Anderm eine sehr hübsche
                              Verticalmaschine mit Hochdruck und kurzer Führung, und eine nicht minder schöne
                              transportable Dampfmaschine mit horizontaler Anordnung als Locomobile aus, die sich,
                              wie alle übrigen Ausstellungsgegenstände dieses Hauses, so namentlich eine
                              Münzpresse und eine ganze Reihe zusammengehöriger Apparate für die
                              Zuckerfabrication, nicht sowohl durch ihre Neuheit und Originalität, als vielmehr
                              durch ihre große Vollkommenheit in der Ausführung und ihre praktische Anordnung in
                              der Construction charakterisirten. Den angeführten Maschinen dieses Hauses dürfte
                              darum wohl unter den französischen Ausstellern der erste Preis zuerkannt werden.
                           Denselben schloß sich würdig an die Condensationsmaschine von Farcot mit liegenden Cylindern und einem diesem Hause patentirten
                              modificirten Franke'schen Regulator. Letzterer hat
                              ebenfalls, wie der parabolische von Franke, den Zweck,
                              die Geschwindigkeit der Maschine möglichst gleichförmig zu erhalten. Zur
                              Verringerung der nachtheiligen Reibung, welche die gleitende Bewegung der Rollen, an
                              welchen die Schwungkugeln hängen, über den festen Parabelbogen mit sich bringt,
                              greifen die Constructeure dieses Hauses wieder zu einem ideellen Kreisbogen, der dem
                              Parabelbogen möglichst nahe kommt und geben den Kugelarmen, um diese Bedingung zu
                              erfüllen, eine eigenthümliche gekreuzte Stellung, so daß jede Kugel, oder vielmehr ihr
                              Mittelpunkt, bei der Bewegung die eine Hälfte jenes Kreisbogens beschreibt.Die nähere Beschreibung dieses Regulators s. in diesem Journal Bd. CLX S. 243.
                              
                           Lecouteux hatte ebenfalls eine horizontale
                              Condensationsmaschine mit langem Hub ausgestellt, welche in der Ausstellung jedoch
                              ohne Condensation arbeitete und, ohne sich gerade in dem einen oder anderen Punkte
                              besonders auszuzeichnen, auf jeden Sachkenner einen sehr günstigen Eindruck machte.
                              Sie war zugleich mit dem neuen Selbstöler von Leon Amenc in Clermont-Ferrand versehen, womit eine
                              nicht unbeträchtliche Kraftersparniß erzielt werden soll. Wenn man erwägt, daß der
                              Effectverlust durch Reibung bei mangelhafter, schlechter Schmierung 20 bis 30 und
                              noch mehr Procente des Gesammteffectes der Maschine betragen kann, während er bei
                              guter, sorgfältiger Oelung nur etwa 5–6 Procent des Gesammteffectes beträgt,
                              so begreift man, von welcher Wichtigkeit für jede Maschine ein guter Schmierapparat
                              ist und namentlich ein solcher, der das Schmieren selbstthätig verrichtet. Der
                              Selbstöler von Amenc, welcher indessen, beiläufig
                              bemerkt, nicht mehr ganz neu ist, da er schon bei der internationalen
                              Industrie-Ausstellung in Paris 1855 zu sehen war und damals auch eine
                              Ehrenerwähnung erhielt, die ihm nun auch wieder bei der Ausstellung in London zu
                              Theil geworden ist, soll, den damit vorgenommenen Versuchen zufolge, unter Anwendung
                              eines guten Oeles 15 bis 25 Procent der mechanischen Gesammtarbeit, welche sonst
                              durch Reibung verloren giengen, ersparen. Seine Einrichtung besteht darin, daß das
                              Oel mittelst einer kleinen Pumpe in die Höhe gehoben wird, welche in der auf dem
                              Wellenlager aufgesetzten Schmierbüchse angebracht ist und mittelst einem Gestänge
                              durch einen Daumen von der Treibwelle aus in Bewegung gesetzt wird; ein gewisser,
                              der guten Schmierung angepaßter Theil des gehobenen Oeles gelangt durch eine
                              eigenthümliche, sehr sinnreiche Vorrichtung von dem etwas geneigten Ausflußröhrchen
                              tropfenweise in ein stehendes, bis zur Welle herabreichendes Röhrchen, während das
                              überflüssige Oel wieder in die Büchse herabfällt. Da ohne Zeichnung das völlige
                              Verständniß kaum möglich ist, so behalte ich mir vor, von diesem sehr zu
                              empfehlenden automatischen Schmierapparat später eine specielle Beschreibung nebst
                              Zeichnung folgen zu lassen.
                           Lecouteux stellte überdieß die Zeichnungen einer
                              stehenden Verticalmaschine mit zwei Cylindern nach Woolf'schem Princip aus. Dieselbe kann als ein Beispiel der von ihm, sowie von Lacroix und Sohn, Scott und
                              Powell in Rouen und CasalissCarolis in St. Quentin so vielfältig ausgeführten und von den Spinnern der
                              nördlichen französischen Departements so sehr gesuchten und beliebten Woolf'schen Verticalmaschinen gelten, die sich nicht nur
                              durch ihren bewunderungswürdigen ruhigen, leichten und gleichförmigen Gang, sondern
                              ebensosehr auch durch ihren günstigen Nutzeffect bezüglich des
                              Brennmaterialverbrauchs auszeichnen. Diese nach den vorliegenden Zeichnungen
                              ausgeführten Maschinen sollen nach den damit vorgenommenen Versuchen nicht mehr als
                              1 1/2 Kilogr. Steinkohlen per Stunde und Pferdestärke
                              consumiren – ein Resultat, welches das gewöhnliche der meisten Dampfmaschinen
                              weit übertrifft. Die erwähnte Farcot'sche Maschine,
                              welche unter den horizontalen Dampfmaschinen als ein gutes Beispiel der Maschinen
                              mit verhältnißmäßig geringem Brennmaterialverbrauch angeführt werden kann, consumirt
                              noch immer 1,5 bis 2 Kilogr. Steinkohlen per Stunde und
                              Pferdestärke.
                           Als eine sonderbare Curiosität mag hier auch noch die kleine oscillirende
                              Dampfmaschine vom Prinzen Polignac erwähnt werden, deren
                              Cylinder, sammt Kolben, nach einem Kreisbogen geformt ist, in welchem zugleich der
                              Hub vor sich geht und voll welchem die Dampfkraft mittelst geeigneter Treibstangen
                              auf die im Mittelpunkt des Kreisbogens befindliche Treibachse übertragen wird.S. dieses Journal Bd. CLXVI S.
                                       446.
                              
                           Bevor ich die französische Abtheilung dieser Classe verlasse, möchte ich wenigstens
                              noch ganz kurz auf die ausgezeichneten Leistungen voll C. Bourdon, L. J. F. Debordes, H. Flaud, A. Hadiard und P. F.
                              Joly und J. Zambeaux
                              hinweisen, von denen die beiden ersteren unter anderen Gegenständen ihre bekannten
                              vortrefflichen Manometer, der andere die in neuester Zeit
                              so berühmt gewordenen Giffard'schen Injectors oder Dampfstrahlpumpen, die folgenden
                              ihren mit Erfolg angewendeten Kessel mit überhitztem Dampf und der letztere seinen neuen
                              hinsichtlich der Verdampfungsfähigkeit ebenfalls relativ gut bewährten verticalen Röhrenkessel ausgestellt hatten und dafür auch
                              mit einem Preise bedacht wurden. Was den zuletzt angeführten stehenden Kessel von Zambeaux
                              S. dieses Journal Bd. CXXXVII S.
                                       241. betrifft, so darf die erlangte Auszeichnung jedoch nicht mißverstanden und
                              so aufgefaßt werden, als habe die Jury damit neben der Construction an und für sich
                              auch das Constructionssystem anerkennen und zur Nachahmung ermuthigen wollen, was doch
                              wohl schwerlich der Fall gewesen seyn würde, indem solche Kessel bekanntlich den
                              Uebelstand haben, daß sie stets feuchten Dampf liefern
                              und daher immer nur in besonderen Fällen, wo es an Raum für einen liegenden Kessel
                              gebricht, wie z.B. bei Dampffeuerspritzen, Dampfkrahnen etc., zu empfehlen seyn
                              dürften.Es mag hier noch besonders bemerkt werden, daß bei dem von der Mülhauser
                                    Industriegesellschaft für das Jahr 1859 ausgeschriebenen Concurs der in Rede
                                    stehende Kessel von Zambeaux, mit noch zwei
                                    anderen Röhrenkesseln für stehende Maschinen (der eine von Molinos und Pronnier
                                    in Paris und der andere von ProuvoustPronvoust in Lille), die Bedingung des Programms, wornach sie mindestens mit
                                    5 Atmosphären Spannung arbeiten und wenigstens 7 1/2 Kilogr. Wasser von
                                    0° pro Kilogramm Steinkohle von mittlerer
                                    Qualität verdampfen sollten, zwar erfüllte, aber, weil zu jenen Kesseln
                                    gehörig, die feuchten Dampf liefern, den Preis
                                    doch nicht erhalten konnte.
                              
                           Endlich bleibt mir nur noch übrig, die Dampfmaschinen,
                              welche Großbritannien selbst zur Ausstellung von 1862
                              gebracht hatte, einer kurzen Betrachtung zu unterziehen.
                           Bei der außerordentlich zahlreichen Betheiligung dieses Landes – unter den 358
                              Ausstellern dieser Classe hatten über 50 allein stationäre Dampfmaschinen
                              ausgestellt – ist eine vollständige und specielle Aufzählung und Besprechung
                              der einzelnen ausgestellten Maschinen aber noch weniger möglich als bei den übrigen
                              in diesem Zweige des Maschinenbaues verhältnißmäßig nur schwach vertreten gewesenen
                              Nationen, und ich sehe mich daher um so mehr genöthigt, mich nur auf einige kurze
                              Bemerkungen über die das meiste Interesse darbietenden Neuerungen und Verbesserungen
                              der ausgestellten Maschinen einzulassen.
                           Unter den Verticalmaschinen mit Balancier, die in der neueren Zeit nur noch bei den schwereren
                              Niederdruck- und Condensationsmaschinen angewendet werden, ist zunächst eine
                              doppelt angeordnete Gebläsemaschine von 90 Pferdestärken hervorzuheben, welche die
                              Lilleshall Company in Shiffnal (Shropshire)
                              ausgestellt hatte. Dieselbe bildete eines der größten und imponirendsten Stücke
                              unter den stationären Dampfmaschinen der Ausstellung und zeigte zugleich eine
                              Vollendung der Arbeit, wie sie eben nur bei englischen Maschinen angetroffen wird.
                              Die beiden Dampfcylinder hatten einen Durchmesser von 20 Zoll und einen Hub von 4
                              1/2 Fuß, die beiden Windcylinder dagegen einen Durchmesser von 44 Zoll und den
                              gleichen Hub. Die Kolbenstangen mit ihren Parallel-Geradführungen sind darum
                              auch auf jeder Seite und für jede Maschine in gleicher Entfernung von der
                              Haupttraverse oder Querachse am Balancier angehängt. Zur leichteren und freieren
                              Aufnahme der Treibstangen und überhaupt zur größeren Raumersparniß sind die Enden der Waagbalken
                              auf Seite der Dampfcylinder verlängert und in Form von einem Rhinoceroshorn aufwärts
                              gebogen. Es ist dieß eine Eigenthümlichkeit, welche ihrem Zwecke entsprechen mag;
                              aber zur Zierde gereicht sie der Maschine keineswegs. Nachahmungswürdiger ist
                              dagegen die weitere Eigenthümlichkeit, wornach die ganze Maschine auf einem soliden
                              und geschmackvollen eisernen Rahmengestell angebracht und
                              fundamentirt war. Denn diese Art der Fundamentirung dürfte nicht nur solider und
                              stabiler, sondern überdieß auch nicht so kostspielig seyn als ein aus Stein
                              gefertigter Unterbau. Auch die Neuerung, welche an den Treibstangen angebracht war
                              und darin besteht, daß sie zur besseren Versteifung aus hartem Holz mit starken
                              schmiedeeisernen Beschlägen gefertigt sind, dürfte bei so großen Dimensionen zu
                              empfehlen seyn.
                           Von besonderem Interesse war auch das von Harvey und Comp. in Hayle ausgestellte, höchst instructive Modell
                              ihrer vortrefflichen einfachwirkenden Wasserschöpf- und Pumpmaschinen
                              gleichen Systems, wie sie in den Londoner Wasserwerken vielfältig und mit sehr gutem
                              Erfolge im Gebrauche sind.
                           Eine vorzügliche Balancier-Dampfmaschine, in Verbindung mit einem
                              vollständigen Assortiment der zur Zuckerfabrication verwendeten Maschinen, hatten
                              ferner Faucett, Preston und Comp. in Liverpool ausgestellt. Dieselbe arbeitete mit Hochdruck und ohne
                              Condensation, und ist von jener bewährten Construction, wie sie von diesem berühmten
                              Hause zum Betriebe der Zuckerrohrmühlen auf Cuba und anderen westindischen Inseln in
                              mehreren Hunderten von verschiedener Größe vorkommt.
                           Die beiden Etablissements von Mirlees und Pait und M'Onie in Glasgow
                              hatten ebenfalls verschiedene Zuckerrohrmühlen und stehende Dampfmaschinen zum
                              Betriebe derselben ausgestellt, welche zwar sehr schön ausgeführt waren, aber sich
                              nicht gerade durch neue Constructionen auszeichneten.
                           Als eine besondere Art der Balanciermaschinen mag hier auch noch die Dampfmaschine
                              von Wilkins in Norwich erwähnt werden, welche sich
                              dadurch auszeichnete, daß der Balancier – wie bei dem Evans'schen Balancier – keinen festen Stützpunkt besitzt, indem das
                              eine, dem Kolben entgegengesetzte Ende an einem oscillirenden Gestell aufgehängt
                              ist.
                           Verschiedene gute Verticalmaschinen ohne Balancier waren von Carrett, Marshall und Comp. in Leeds vorhanden.
                              Darunter zeichnete sich besonders eine Maschine in Form eines symmetrischen Dampfhammers mit Expansionsschieber und Kreuzkopfführung
                              aus, wenn auch nicht gerade durch ein leichtes, gefälliges Aussehen, so doch durch
                              ihren stabilen Stand und große Dauerhaftigkeit, wie durch ihre einfache und praktische Anordnung. Diese
                              Firma ist namentlich auch für directwirkende Dampfpumpen
                              berühmt, von welchen mehrere ausgestellt waren. So eine sogenannte donkey engine zur Speisung von stationären Kesseln, 700
                              Gallons per Stunde liefernd; eine andere zur Speisung
                              von Locomotiv- und Marinekesseln, von wenigstens derselben
                              Leistungsfähigkeit; und eine dritte beträchtlich größere, geeignet als stationäre
                              Feuerspritze angewendet werden zu können, 10,000 Gallons per Stunde liefernd, und stark genug dieses Wasserquantum 125 Fuß hoch zu
                              heben.
                           Eine kleine Verticalmaschine von nur 2 1/2 Pferdestärken, mit Hochdruck arbeitend,
                              hatten Bellis und Jenkins aus
                              Birmingham geschickt. Dieselbe zeigte ebenfalls in der Anordnung und in den
                              Arbeitstheilen Eigenthümlichkeiten und war, wenn auch nicht besonders gefällig ins
                              Auge fallend, gleichwohl nicht ohne Verdienst und dürfte ihrer Solidität und
                              Dauerhaftigkeit wegen namentlich für harte und rauhe Arbeit und anhaltend strengen
                              Gebrauch zu empfehlen seyn.
                           Erwähnt zu werden verdienen hier auch noch die sehr gut ausgeführten Dampfkrahnen von Thomas Worsdell in Birmingham, welche auf Rollwagen angebracht und vorzüglich für
                              den Eisenbahndienst bestimmt waren. Deßgleichen eine Dampframme und eine Dampfwinde von Sissons und White in Hüll;
                              sowie eine Dampfwinde und verschiedene Dampfpumpen von Taylor und Comp. in Birkenhead, wie wie sie gegenwärtig zum Verladen
                              und Entladen der Schiffswaaren in so ausgedehntem Gebrauche sind. Solche
                              Schiffswinden in vorzüglicher Qualität, versehen mit Robertson's Patent-Bremsvorrichtung, hatte namentlich auch die Patent frictional gearing Company in Glasgow
                              ausgestellt. Die Cylinder dieser Maschinen haben ungefähr 5 bis 6 Zoll Durchmesser
                              und 10 bis 12 Zoll Hub.
                           Bei weitem am zahlreichsten waren auch in der englischen Abtheilung die Horizontalmaschinen vertreten. Darunter zeichnete sich
                              zunächst eine Dampfmaschine von Barren, Exall und Andrews in Reading aus. Es war dieß eine doppelcylindrige
                              Hochdruckmaschine mit Expansion und Condensation von 30 Pferdestärken, guter
                              Anordnung, einfacher Construction und sehr guter Arbeit, die sich namentlich auch
                              durch billigen Preis und einen verhältnißmäßig kleinen
                              Brennmaterial-Verbrauch (der nicht über 2 1/2 Pfd. gute Steinkohlen per Stunde und IndicatorpferdestärkeMan merke aber wohl, daß die Indicatorpferdestärke
                                    immer viel kleiner als eine wirkliche
                                       Pferdestärke ist. betrage) empfehlen dürfte.
                           
                           Eine ähnliche, aber hinsichtlich der Placirung etwas weniger compact zusammengefaßte
                              Horizontalmaschine mit zwei Woolf'schen Cylindern, einem
                              Schieberventil und einem Condensator, sonst ein schönes und preiswürdiges
                              Arbeitsstück, hatten auch die oben erwähnten Constructeure Carrett, Marshall und Comp. ausgestellt.
                           Von sehr guter Anordnung und Ausführung war ferner die 4pferdige horizontale
                              Hochdruckmaschine von Bellhouse und Comp. in Manchester. Besondere Erwähnung verdient auch die hübsche
                              6pferdige horizontale Hochdruckmaschine von Powis und Comp. in London, eine Maschine, welche in allen Details
                              auf das sorgfältigste ausgeführt und zum Betriebe der vom gleichen Hause
                              ausgestellten Werkzeugmaschinen benutzt war. Ebenso eine 15pferdige
                              Horizontalmaschine von Ransomes und Sims in Ipswich, welche außerdem eine 5pferdige Dampfwinde und drei
                              ausgezeichnete Locomobilen, eine gewöhnliche eincylindrige 8pferdige, eine besonders
                              schöne zweicylindrige 20pferdige und eine dritte mit Biddell's und Balk's Patentkessel versehene
                              Locomobile unter ihren vielen übrigen landwirtschaftlichen Maschinen ausgestellt
                              hatten. Sämmtliche Gegenstände zeigten jene Vollkommenheit, wie sie dieses berühmte
                              Haus auch schon bei früheren ähnlichen Anlässen kundgegeben hatte.
                           Dasselbe Lob verdiente auch die Ausstellung von Tennant
                              und Comp. in Edinburgh, worunter namentlich einige sehr
                              sauber ausgearbeitete kleine Horizontalmaschinen, sowie einige ihrer besonders
                              hübsch gebauten transportablen verticalen Hochdruckmaschinen mit verbundenem Kessel
                              sich auszeichneten. Zwei gute horizontale Hochdruckmaschinen und außerdem zwei
                              Locomobilen in verschiedener Größe hatten auch Clayton,
                                 Shuttleworth und Comp. in Lincoln, eine alt
                              berühmte FirmaDieselbe liefert nurnun an Locomobilen täglich wenigstens 2 Stück!, namentlich für landwirtschaftliche Maschinen, ausgestellt. Diese wurden
                              zugleich benutzt zum Betriebe der Pumpen, welche das Wasser für die Ausstellung, die
                              Fontainen und den westlichen Annex lieferten.
                           Von besonderem Interesse war sodann die Condensationsmaschine von W. May u. Comp. aus Birmingham.
                              Dieselbe war nach dem Woolf'schen Princip mit zwei
                              Cylindern und horizontaler Anordnung gebaut, und mit einem sogenannten Oberflächen-Condensator
                              S. dieses Journal Bd. CLX S. 421. versehen. Letzterer besteht aus einer Reihe horizontaler Röhren, in welchen
                              der Dampf, nachdem er gearbeitet hat, durch die Abkühlung derselben mit dem sie
                              umgebenden kalten Wasser an deren Oberfläche condensirt oder niedergeschlagen wird.
                              Diese Art der Condensatoren sind bis jetzt weniger für stehende, dagegen mehr für
                              Schiffsmaschinen angewendet worden, für welche sie auch von besonderer Wichtigkeit
                              sind, indem dabei das Condensationswasser des Dampfes mit dem Kühlungswasser des
                              salzigen Meeres gar nicht in Berührung kommt und daher auch immer wieder, ohne von
                              diesem verunreinigt zu seyn, zur Speisung des Dampfkessels ohne Nachtheil verwendet
                              werden kann, während, wenn das salzige Meerwasser als
                              Injectionswasser gebraucht wird, das auf diese Weise erhaltene und zur weiteren
                              Speisung des Kessels benutzte Condensationswasser die Kesselwand bald mit einer
                              Salzablagerung überzieht, welche der Verdampfung des Wassers sehr hinderlich wird.
                              Aus diesem Grunde wird daher diese zuerst von Samuel Hall
                              und F. und E. Humphrys eingeführte
                              Oberflächencondensation in neuerer Zeit immer mehr bei den Marinemaschinen in
                              Anwendung gebracht. Um auf diesem Wege eine rasche und kräftige Condensation zu
                              bewirken, erfordert es jedoch eine sehr große Abkühlungsfläche. Deßhalb wurde die
                              Oberflächencondensation bis jetzt bei den Landmaschinen nur sehr selten angewendet.
                              Welche besondere Gründe die Constructeure im vorliegenden Falle für die Wahl eines
                              Oberflächencondensators bei der erwähnten stationären Maschine gehabt haben mögen,
                              konnte ich nicht erfahren.
                           Diese Maschine zeichnete sich überdieß dadurch aus, daß sie mit überhitztem Dampf und ziemlich weit getriebener
                              Expansion arbeitet, und auf diese Weise den Dampf zu sparen und besser auszunutzen
                              sucht, abgesehen davon, daß sie auch hinsichtlich der gut angeordneten und
                              wohlgewählten Formen der einzelnen Theile als ein Meisterwerk bezeichnet werden
                              darf. Daß indessen die Luft- und Speisepumpe, entgegen der im Uebrigen
                              durchgeführten horizontalen Anordnung vertical angeordnet sind, ist auffallend und
                              jedenfalls nicht gerade durch das Moment der Nothwendigkeit motivirt; denn dieselben
                              ließen sich ohne Schwierigkeit auch horizontal anordnen.
                           Eine äußerst hübsch angeordnete und wohldurchdachte Horizontalmaschine hatte ferner
                              F. O. Ward in London ausgestellt. Dieselbe ist zum
                              Betriebe von 4 Pumpen für hydraulische Pressen bestimmt und wurde unter des
                              Erfinders Patent von Wren und Hopkinson in Manchester ausgeführt.
                           Von eigenthümlicher Einrichtung war eine Maschine von Whitmore und Sohn in Wickham Market. Dieselbe
                              war zum directen Betrieb einer Kornmühle angeordnet, wobei der Cylinder mit der
                              Kolben- und Kurbelstange, sowie das Schwungrad, welches in der Bodenplatte
                              angebracht ist, über dieser horizontal placirt sind, während die Kurbelwelle, von welcher die
                              Triebkraft mittelst Rollen- und Riementrieb auf die Läufersteine übergetragen
                              wird, in verticaler Lage sich befindet. Im Uebrigen war die Arbeit gut und die
                              Construction einfach und bequem.
                           Von ebenfalls neuer Construction war eine Maschine von Bunnett und Comp. Die Dampfcylinder derselben
                              sind ersetzt durch gekrümmte Kammern von rechteckigem Querschnitt und die Kolben
                              durch oscillirende Scheiben von entsprechender Gestalt; die Dampfvertheilung ist
                              durch Gleitschieber ähnlich wie bei den gewöhnlichen Horizontalmaschinen
                              bewerkstelligt; und die Uebertragung der Bewegung auf die Treibstange und Treibwelle
                              ist durch gekrümmte Arme vermittelt, welche auf jeder Seite durch die Stopfbüchsen
                              der Dampfsteuerungskammern gehen.
                           Unter den Novitäten im Dampfmaschinenfach bemerkte man endlich auch eine
                              Dampfmaschine mit drei festen Cylindern, welche so
                              angeordnet sind, daß der eine in verticaler und die beiden anderen in geneigter Lage
                              sich befinden, ihre Achsen gleiche Winkel von 120° mit einander bilden, und
                              ihre Treib- und Kolbenstangen durch eine einzige Kurbel mit der Treibwelle in
                              Verbindung stehen. Um Platz zu gewinnen, sind die Cylinderkolben nach Art der sogen.
                              Rumpfmaschinen (trunk engines) mit weiten hohlen
                              Kolbenstangen und kurzen Treibstangen, die durch ein Kugelgelenk mit einander
                              verbunden sind, versehen, d.h. die Kolben- und Treibstange sind in einander
                              übergehend und bilden somit nur ein Stück. Diese eigenthümliche Maschine wurde von
                              Knowelden und Edwards in
                              London ausgestellt, und ist, wenn auch in ihrem jetzigen Zustande noch nicht zur
                              Reife der praktischen Vollkommenheit gelangt, doch jedenfalls der weiteren
                              Entwickelung fähig. Es muß übrigens bemerkt werden, daß die Erfinder diese Maschine
                              nicht für Land-, sondern für Schiffsmaschinen, und insbesondere zum Betriebe
                              einer Schiffsschraube (screw propeller) vorgeschlagen
                              haben, zu welchem Zwecke die Anordnung auch wirklich schon in Anwendung gekommen
                              ist. Aber auch für diese Anwendung dürfte sie noch manche Uebelständen mit sich
                              führen, z.B. daß die Schraubenachse, wenigstens für Kriegsschiffe, ziemlich hoch zu
                              liegen kommt.
                           Ueberschauen wir nun nochmals die besprochene Dampfmaschinenabtheilung und fassen wir
                              die durch dieselbe bei der letzten Ausstellung in London kundgegebenen
                              Fortschrittsresultate ins Auge, so sind es vorzüglich folgende:
                           1) Die Thatsache, daß die ausgestellten Dampfmaschinen im Allgemeinen nicht nur viel
                              vollkommener ausgeführt und rationeller construirt waren, als dieß bei der
                              Ausstellung im Jahre 1851 der Fall war, sondern daß auch die Maschinenconstruction
                              in dieser Richtung seitdem überhaupt viel allgemeiner und bedeutender geworden ist. Während vor
                              11 Jahren die Betheiligung des Auslandes gegen England nur sehr unbedeutend war,
                              finden wir dießmal die auswärtigen Staaten und besonders Amerika, Deutschland,
                              Frankreich, Belgien, Schweden etc., wenn auch nicht dem Umfang, so doch dem Inhalt
                              nach ganz vorzüglich repräsentirt und von daher sogar, wie wir gesehen, das Neueste
                              und Beste ausgestellt.
                           2) Die weitere Thatsache, daß, der Ausstellung nach zu schließen, die Dampfmaschinen
                              mit horizontaler Anordnung zur Zeit vorherrschend geworden sind. Ist dieß in der
                              Wirklichkeit auch nicht im gleichen Verhältniß der Fall, weil die größeren und
                              schwereren Maschinen, welche, wie wir gesehen haben, noch immer vorzugsweise als
                              Verticalmaschinen gebaut werden, aus einleuchtenden Gründen überhaupt weniger
                              ausgestellt werden, so ist doch anzunehmen, daß die Horizontalm Maschinen ihrer
                              Einfachheit und Solidität wegen auch in der Praxis immer mehr in Aufnahme kommen und
                              die verticalen Maschinen der geringeren und mittleren Sorte nach und nach verdrängen
                              werden.
                           3) Die allgemeinere Verbreitung und viel weiter getriebene Anwendung der
                              Hochdruck- und Expansionsmaschinen, und zwar nicht nur auf dem Continent,
                              sondern namentlich auch in Großbritannien selbst, wo man sich auffallender Weise am
                              längsten im Vorurtheil gegen dieselben gefangen gab, so daß auf der Ausstellung von
                              1851, in Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit, unter den größeren englischen und
                              schottischen Fabrikdampfmaschinen vorzugsweise nur solche mit Niederdruck und ohne
                              oder doch nur mangelhafter Expansion zu sehen waren,S. dieses Journal Bd. CXXII S.
                                       401. während man bei der letzten Ausstellung umgekehrt vorherrschend nur solche
                              mit Hochdruck und Expansion bemerkte.
                           4) Die versuchsweise Einführung der Oberflächencondensation auch bei den stationären
                              Maschinen, eine Neuerung, welche indessen nach dem, was schon oben darüber bemerkt
                              worden ist, kaum eine große Zukunft für sich haben wird.
                           5) Die theilweise Benützung von überhitztem Dampf und verschiedene andere auf
                              Brennmaterialersparniß abzielende Bestrebungen.
                           6) Die häufigere Anwendung der direct wirkenden Dampfmaschinen für den Fall, daß man
                              den Dampf nicht condensiren, Raum ersparen und überhaupt eine gedrängte und
                              wohlfeile Construction haben will.
                           7) Die seltenere Anwendung der Dampfmaschinen mit Balancier, welche Anordnung man überhaupt
                              nur noch bei den schwereren Verticalmaschinen mit Condensation und Expansion,
                              besonders nach dem Woolf'schen Princip, vorfindet, indem
                              dieselbe in diesem Falle durch das Bedürfniß der vielen Stangen und den stabilen,
                              ruhigen Gang ungeachtet ihrer größeren Complicirtheit motivirt ist.
                           8) Der bei stationären Maschinen ebenfalls nur seltene Gebrauch der oscillirenden
                              oder schwingenden Dampfmaschinen, welche, da bei ihnen die Kurbelstange entbehrlich
                              wird, überall da, wo es, wie bei Schiffsmaschinen, wesentlich auf Raumersparniß
                              ankommt, von Vortheil sind, sonst aber mancherlei Nachtheile mit sich führen, in
                              Folge deren sie sich bei stehenden Maschinen weniger empfehlen.
                           9) Die fortgesetzten Versuche und Verbesserungen, welche von verschiedenen
                              Constructeurs, besonders von Scheutz an der direct
                              rotirenden oder drehenden Dampfmaschine angebracht worden sind.
                           10) Die verschiedenen Verbesserungen, welche einzelne Theile, wie namentlich die
                              Steuerungs- und Expansionsvorrichtungen, sowie der Centrifugalregulator und
                              der Dampfindicator durch Corliß, Allen, Porter, Richards
                              etc. erfahren haben.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)