| Titel: | Ueber A. Müller's Methode der directen Darstellung des Zinks in Schachtöfen. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LIII., S. 204 | 
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                        LIII.
                        Ueber A. Müller's Methode der directen Darstellung des
                           Zinks in Schachtöfen.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1863,
                              Nr. 33.
                        Ueber Müller's Methode der directen Darstellung des Zinks in
                           Schachtöfen.
                        
                     
                        
                           Nach den Mittheilungen von Andrian Müller u. Comp. soll deren neue Methode der Zinkgewinnung in
                              Schachtöfen binnen Kurzem zu Jemappe in Belgien betriebsmäßig ausgeführt werden.
                              Dieselben haben durch Versuche im Kleinen und im Großen zur Gladbacher Hütte die
                              Bedingungen erforscht, unter denen die bei der Zinkgewinnung in anderen Apparaten,
                              außer in Gasöfen, bisher feindlich auftretenden Agentien unschädlich gemacht werden
                              können, und wie der Erfolg gelehrt hat, wirklich unschädlich gemacht werden, so daß
                              von allen zeither vorgeschlagenen Methoden zur Zinkgewinnung in Schachtöfen die Müller'sche das meiste Vertrauen verdient, weil dabei den
                              Eigenthümlichkeiten des Zinks volle Rechnung getragen ist. Nach den Angaben des Hrn.
                              Müller erfolgen bei den zur Gladbacher Hütte
                              angestellten, jetzt aber aufgegebenen Versuchen schon 60 Proc. des Metalls flüssig
                              und 31 bis 32 Proc. Granzink oder Zinkstaub, so daß nur 8 bis 9 Proc. verloren
                              gehen. Die neueste Broschüre von A. Müller (Nouvelle méthode de traitement direct des
                                 minérais de zink dans des foyers métallurgiques par
                              Adrien Müller, Ancien
                                 élève de l'école centrale, Liége 1862), deren
                              Inhalt im Nachfolgenden mitgetheilt wird, bringt die Ergänzung einer früheren Arbeit
                              desselben Verfassers. Derselbe sagt in ersterer:
                           Wird ein schwacher Strom Kohlenoxydgas in einer über der Glasbläserlampe erhitzten
                              Glasröhre über Zinkoxyd geleitet, so wird letzteres reducirt, so lange die
                              Temperatur von der des schmelzenden Glases nicht viel abweicht. Es bilden sich
                              Zinkdämpfe und Kohlensäure, welche Körper zusammen fortgehen, ohne aufeinander zu
                              reagiren, so lange das Kohlenoxydgas die Zinkdämpfe gegen die Einwirkung der
                              Kohlensäure schützt, d.h. so lange die Temperatur des Gasstromes hinreicht, dem Kohlenoxydgase seine
                              reducirenden Eigenschaften zu wahren. Sobald die Temperatur unter diesen Punkt
                              kommt, wird die Kohlensäure durch die Zinkdämpfe zerlegt, man erhält Kohlenoxydgas
                              und Zinkoxyd, welches sich ringförmig in der Glasröhre in wenig Entfernung von der
                              erhitzten Stelle absetzt. Zwischen letzterer und dem Sublimat befindet sich kein
                              Anflug. Da das Zinkoxyd feuerbeständig ist, so kann die Entstehung des
                              Zinkoxydringes nur durch Verflüchtigung und Wiederoxydation des Zinks entstanden
                              seyn. Läßt man jetzt einen starken Strom von Kohlenoxydgas durch die Röhre gehen, so
                              wird ein Theil des Ringes wieder zu Metall reducirt, von dem sich eine gewisse
                              Quantität der Wiederoxydation entzieht.
                           Auch bildet sich in Folge einer theilweisen Oxydation des Zinks Zinkgrau, ein
                              eigenthümlicher Zustand des Zinks, aus mikroskopischen Kügelchen gebildeter Staub
                              von Zink, gemengt mit Zinkoxyd. Die Entstehungsweise dieses 95 bis 97 und mehr Proc.
                              metallisches Zink enthaltenden Körpers erklärt sich ganz einfach.
                           In einem aus Kohlenoxydgas, Zinkdämpfen und wenig Kohlensäure bestehenden Gasstrome
                              findet keine Reaction statt, so lange die Temperatur diejenige bleibt, bei welcher
                              Zinkoxyd durch Kohlenoxydgas reducirt wird. Sobald man die Temperatur unter diesen
                              Punkt sinken läßt, um die Condensation des Zinks zu bewirken, findet sofort eine
                              Zurückoxydation durch die Kohlensäure statt, noch ehe die Condensation des Zinks vor
                              sich geht. Man erhält ein Gemenge von Kohlenoxydgas und Zinkdampf, welches sehr fein
                              zertheiltes Zinkoxyd und Suboxyd suspendirt enthält. Sinkt die Temperatur noch
                              weiter, so verdichtet sich das Zink und kleine Kügelchen davon bleiben bei ihrer
                              Entstehung durch den Staub von einander getrennt. Je nach dem Verhältnisse zwischen
                              Oxyd und metallischen Dämpfen ist das Zinkgrau reich an Metall.
                           Berzelius schrieb 1829, Wasserstoff reducire das Zinkoxyd
                              nicht, während Sainte-Claire Deville später
                              gezeigt hat, daß ein starker Strom Wasserstoffgas das Zinkoxyd in metallisches Zink
                              verwandelt. Aehnlich verhält sich das Kohlenoxydgas, und wenn H. Rose im Jahre 1859 angibt, Zinkoxyd werde durch dasselbe
                              nicht reducirt, so führt er doch keine Beweise dafür an.
                           Stickstoff, Wasserstoffgas und Kohlenoxydgas sind ohne Einwirkung auf die Zinkdämpfe,
                              während dieselben von Kohlensäure, Wasserdampf und Sauerstoff sofort oxydirt werden.
                              Zink verflüchtigt sich bei angehender Weißglühhitze und Kohlenoxydgas reducirt
                              Zinkoxyd erst bei einer noch höheren Temperatur, so daß das Zink nur in Dampfform erfolgen kann.
                           In einem mit Zinkerzen gespeisten Hohofen findet die Reduction des Zinkoxyds,
                              obgleich man dieselbe durch Kohlenoxydgas bewirkt, fast nur aus zwei Ursachen statt.
                              Einmal geschieht diese Reduction bei einer viel niedrigeren Temperatur, als die
                              Reduction durch feste Kohle, dann werden die Oefen, welche sehr energisch wirken,
                              von einer beträchtlichen Menge Kohlenoxydgas durchströmt. Demnach hat man zur
                              Reduction des Zinkoxyds einen reichlichen constanten Strom von Kohlensäure nöthig,
                              welche sich fast vollständig in dem Augenblicke reduciren muß, wo man die Zinkdämpfe
                              condensiren will.
                           Die Menge des erhaltenen Metalls hängt von der Temperatur des Apparates und von der
                              reducirenden Kraft des Brennmaterials ab und steht im umgekehrten Verhältnisse zu
                              der Kohlensäuremenge, welche im Gasstrome beim Austritte aus dem Ofen vorhanden ist.
                              Zur Erhaltung von metallischem Zink muß die Kohlensäure so vollständig als möglich
                              zerstört werden, bevor sie auf das Zink wirkt.
                           Wenn man die Reduction des Zinkoxyds in einer Porzellanröhre vornimmt, in dieselbe
                              Zinkoxyd bringt und dann Kohle, und die Röhre in einem Windofen bis zur angehenden
                              Weißgluth erhitzt, so wird die Kohlensäure völlig zerstört und das Zink verdichtet
                              sich metallisch ganz nahe beim Ofen, sobald die Temperatur sinkt.
                           Die Bedingungen, welche im Großen erfüllt werden müssen, sind demnach: die Reduction
                              im Schachtofenschacht und die Zersetzung der Kohlensäure in einem mit Kohlen
                              gefüllten Nebenschachte.
                           Die Verwirklichung dieser Reactionen macht große Schwierigkeiten; es ist unmöglich,
                              äußerlich, wie beim vorhergehenden Experiment, eine so große Menge Kohlen zu
                              erhitzen, als zur Reduction der aus dem Herde rasch aufsteigenden Kohlensäure
                              erforderlich ist. Man kann diese Hitze nur durch einen Gasstrom hervorbringen; der
                              Ofenschacht muß in seiner ganzen Höhe mehr weißglühend erhalten werden, und es ist
                              deßhalb zu den bekannten energischsten Mitteln die Zuflucht zu nehmen. Nach
                              zahlreichen Versuchen haben sich die folgenden am wirksamsten bewiesen.
                           Der Apparat besteht:
                           1) aus dem Herde eines mit heißer Luft von hinreichender Pressung gespeisten
                              Hohofens;
                           2) aus einem mit Kohlen gefüllten Schachte von 3 bis 5 Meter Höhe zur Seite des
                              Hauptschachtes und zur Aufnahme der Gase und Dämpfe aus letzterem bestimmt; 3) aus einem
                              röhrenförmigen Condensator zur Aufnahme der Gase oben am Nebenschachte.
                           Erze, Flußmittel und Brennmaterial werden, nachdem sie in einem Flammofen vorerhitzt
                              in den fast weißglühenden Herd gebracht, und zwar erstere beiden von der einen, das
                              Brennmaterial von der anderen Seite, um einen Anfang der Reduction in dem Flammofen
                              zu vermeiden. Alsbald geht die Reduction und Destillation vor den Düsen vor sich,
                              der Gasstrom tritt bei einer sehr hohen Temperatur, einer blendenden Weißglühhitze,
                              in den Nebenschacht und die geringe, beim Chargiren stattfindende
                              Temperaturerniedrigung schadet der Regelmäßigkeit des Ofenganges nicht. Der Schacht
                              hat bis oben hin eine passende Temperatur, wobei die Kohlensäure zerlegt wird,
                              während sich die Zinkdämpfe in der Vorlage verdichten. Es bilden sich keine Ansätze
                              (Ofenbrüche), sondern nur eine geringe Menge von Zinkgrau.
                           Als Flußmittel ist nicht roher, sondern gebrannter Kalk anzuwenden, die Schlacken
                              bilden sich ohne Störung, sind sehr flüssig und frei von Zinkoxyd. Zinksilicate
                              werden vollständig zerlegt durch die starken Basen und durch Einfluß von Kohle und
                              Hitze erfolgen Zinkdämpfe und Kohlenoxydgas.
                           Nachstehende Zusammenstellung gibt eine Vergleichung der alten Zinkgewinnungsmethode
                              mit der vorstehend beschriebenen:
                           
                              
                                 Alte Methode mit unterbrochenemBetriebe.
                                 Neue Methode mit continuirlichemBetriebe.
                                 
                              
                                     1) Rohmaterialien. Geröstete Blende,gerösteter Galmei,
                                    Kohle
                                     1) Rohmaterialien. Rohe oder gerösteteErze, Blende, Galmei,
                                    Zinksilicat, Kohle.
                                 
                              
                                     2) Erhißung der
                                    Materialien bis zur Reductionstemperatur des Zinkoxyds in Thongefäßen,
                                    welche schlechte Wärmeleiter sind.
                                     2) Directe
                                       Erhißung und continuirlichesChargiren bei derselben
                                    Temperatur, Erz und Kohlegetrennt.
                                 
                              
                                     3) Langsame
                                       Destillation in Thongefäßen über einem Feuerherde;
                                    theilweiseReduction.
                                     3) Rasche
                                       Destillation in einem Herdein Berührung mit dem Brennmaterial;
                                    vollständigeReduction.
                                 
                              
                                     4) Condensation der
                                       Zinkdämpfein Vorlagen; Ansammlung
                                    des Zinkstaubesin Alongen (Vorsteckern, Ballons).
                                     4) Condensation der
                                       Zinkdämpfein einem Röhrenapparate von großen
                                    Dimensionen,Ansammlung des Zinkstaubes in Körnern.
                                 
                              
                                     5) Unmöglichkeit des Ansammelns
                                     5) Möglichkeit
                                    der Condensation
                                 
                              
                                 der letzten
                                    Rauchtheile und der Benutzung der Gase.
                                 der letzten Spuren von Zinkdampf, Zinkstaub undder brennbaren
                                    Gase.