| Titel: | Ueber die Darstellung von Mennige auf der Hütte in Shrewsbury; von L. Moissenet. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LIV., S. 208 | 
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                        LIV.
                        Ueber die Darstellung von Mennige auf der Hütte
                           in Shrewsbury; von L.
                              Moissenet.
                        Im Auszug aus den Annales des mines 1862, t. I. 3 me
                              livr., durch die berg- und hüttenmännische Zeitung.
                        Moissenet, über die Darstellung von Mennige auf der Hütte in
                           Shrewsbury.
                        
                     
                        
                           Die Hütte der Gebrüder Burr in Shrewsbury bezieht rohes
                              Blei von Pontesford und Brymbo bei Wrexham und stellt daraus Blattblei, Röhren,
                              Jagdblei und Mennige dar. Zur Fabrication dieses letzteren Artikels bedient man sich
                              eines neuen Ofens der im Folgenden beschrieben werden soll.
                           Gewöhnliche Fabrication der Mennige. – Seit
                              Einführung des Pattinson'schen Verfahrens wird in England
                              nur wenig Glätte producirt. Man wählt deßhalb ein silberarmes und sehr reines Blei,
                              oxydirt es zu Glätte und erhitzt diese zu Mennige.
                           Gewöhnlich werden diese beiden Operationen in dem nämlichen Flammofen vollzogen.
                              Derselbe hat einen kreissectorförmigen Herd, zu beiden Seiten ein Schürloch und nur
                              eine Thür unter einem Rauchfang, welche zugleich als Arbeitsöffnung und als Ausgang
                              für die Gase dient.
                           Die durch die erste Feuerung erhaltene Glätte wird mit Wasser zwischen horizontalen
                              Mahlsteinen zerrieben und darauf wieder in dem Flammofen einer recht langsamen
                              Oxydation unterzogen. Ist die richtige Farbe erzielt, so wird die Masse ohne Wasser
                              gemahlen und ist nun Mennige (red lead), die in Tonnen
                              verpackt in den Handel kommt.
                           Diese Art der Fabrication wird in Deebank bei Holywell befolgt.
                           Ofen für die Oxydation des Bleies in Shrewsbury. –
                              In Shrewsbury wird das von Pontesford bezogene Blei in einem besonderen Ofen
                              oxydirt, indem das Metallbad mittelst Dampfkraft umgerührt wird.
                           Der Herd ist elliptisch; die große Achse, parallel mit der Arbeitsseite, mißt 4,25
                              Meter, die kleine Achse 3,35 Meter. In der Mitte befindet sich ein Bassin von 0,30
                              Meter Tiefe und 1,50 Meter Durchmesser. Der Raum um das Bassin beträgt also 1,37 Meter an jedem
                              Ende der großen Achse und 0,92 Meter an der kleinen Achse.
                           Rechts und links befindet sich ein Schürloch; die Flammen treten über zwei 1,50 Meter
                              lange Brücken in den Ofen und sind gegen das Bassin der Mitte gerichtet.
                           Unter jedem Schürloch zieht sich ein offener Feuercanal hin, wodurch ein schwacher
                              Zug bewirkt wird, der die Gase entführt. Die Breite der Schürlöcher beträgt 0,60
                              Meter; ihre Länge reicht bis dahin, wo die Brücken beginnen.
                           Das Gewölbe über dem Bassin in der Mitte ist 2,45 Meter hoch. letzteres hat eine
                              Tiefe von 0,30 Meter. Der Herd ist rings gegen das Bassin geneigt. Das Gewölbe ist
                              eine elliptische Haube, die der Herd überdeckt.
                           Außer den Schürlochthüren befindet sich nur auf der Vorderseite noch die Arbeitsthür,
                              durch welche der Ofen auch beschickt wird. Sie hat 0,60 Meter Weite und schließt
                              nicht vollständig. Unten bleibt 0,076 Meter und oben 0,178 Meter Zwischenraum, damit
                              die Luft Zutritt hat.
                           Das Rühren geschieht vermittelst zweier eiserner, circa
                              0,10 Meter hoher Krücken (palettes), die kreuzweise auf
                              einer verticalen Achse befestigt sind, welche durch die Haube des Ofens geht und
                              außerhalb durch ein Vorgelege mit der Dampfmaschine verbunden ist.
                           Von diesen Oxydationsöfen stehen drei neben einander und bilden ein 15,25 Meter
                              langes Gemäuer.
                           Die Arbeit. – Die Arbeit beginnt um 6 Uhr Morgens
                              und dauert 24 Stunden.
                           Ist der Ofen erhitzt, so werden einige Zaine (saumons)
                              aufgegeben, und das Blei fließt in kurzer Zeit in das Bassin, worauf gerührt wird
                              (40 bis 50 Umgänge per Minute) und das Blei sich in
                              Tröpfchen über den Herd ausbreitet.
                           Unter dem Einflusse der Luft, welche durch die Arbeitsthür eindringt, oxydirt sich
                              das so vertheilte Metall rasch. Sobald eine gewisse Quantität Glätte erzeugt ist,
                              macht der Arbeiter mit seiner Krücke einen Wulst (bourellet) um das Bassin. Zwölf Stunden lang wird das Rühren bei
                              andauernder Rothgluth fortgesetzt und es werden nach und nach ungefähr 2000 Kilogr.
                              Blei eingebracht. Um 6 Uhr Abends ist nur noch sehr wenig Metall im Bassin. Auf dem
                              Herd hat sich der größte Theil schon oxydirt und der Rest von Metall hat sich mit
                              der Glätte vermengt. Das Rühren hört nun auf und die ganze Nacht hindurch wird das
                              Feuer unterhalten. Von dem Blei, das auf dem Herd zurück blieb, oxydirt sich noch
                              ein Theil; ein anderer fließt wieder in das Bassin, so daß die resultirte Glätte nur wenig
                              Metallkörnchen enthält. Sie wird noch heiß mit der Ofenkrücke heraus gezogen auf
                              einen großen blechernen zweirädrigen Wagen, der 750 Kilogr. faßt, und sogleich
                              angefeuchtet, damit sie nicht stauben kann.
                           Diese Glätte ist blaßgelb mit einigen hellrothen Streifen und sehr wenig compact. Die
                              Arbeit ist mit der sechsten Morgenstunde beendigt. Im Bassin sind ungefähr 250
                              Kilogr. Blei zurück geblieben, die in der nächsten Schicht mit verarbeitet werden.
                              Demnach sind in einem Ofen binnen 24 Stunden ungefähr 1750 Kilogr. Metall oxydirt.
                              Zwei Oefen waren im Betriebe.
                           Glättemühlen. – Der Mahl- und Setzapparat
                              ist sehr gut eingerichtet. Er begreift zwei Gruppen mit je zwei Paar Gängen, die
                              einzeln und zusammen arbeiten können.
                           Vor den Mühlen befindet sich ein Bassin, welches 6 Meter lang und 3 Meter breit
                              ist.
                           Die angefeuchtete Glätte wird nach und nach in einen Mühltrichter geschüttet, der
                              unten mit einer Theilschraube versehen ist. Das erste Paar Gänge empfängt die Glätte
                              mit einem dünnen Wasserstrahl; darauf passirt der Schlamm das zweite Paar und
                              gelangt von da in einen 1,20 Meter tiefen Bottich. Hier wird er mit fließendem
                              Wasser durch einen eisernen Rührer eingeführt; das Glättewasser läuft aus dem
                              Bottich in einen Bretercanal von 0,45 Meter Breite und 4,85 Meter Länge. Das
                              metallische Blei setzt sich, wenn es nicht schon in dem Bottich zurück blieb, in
                              diesem Canal ab, deßgleichen die unvollkommen zerriebene Glätte. Am Ende des Canals
                              sind Leisten angebracht, über die das Glättewasser in das eigentliche Sammelbassin
                              abfließt.
                           In 6 1/2 Stunden werden fünf Wagenladungen à. 750
                              Kilogr. = 3750 Kilogr. zerrieben. Mittelst eines Saughebers wird das Wasser aus
                              Bottich und Bassin abgelassen. 3/4 der gemahlenen Glätte befinden sich im Bassin und
                              werden nun zu Mennige erhitzt; das übrige 1/4, welches in dem Bottich und in dem
                              Canal zurückblieb, wird zunächst einem fünfzehnstündigen Oxydationsfeuer (in der
                              vorhin beschriebenen Weise) ausgesetzt und sodann wieder gemahlen.
                           Mennige-Ofen. – Derselbe hat, wie
                              gewöhnlich, einen Herd in Sectorform, dessen Sehne 3 Meter und dessen Tiefe 3 Meter
                              an der Arbeitsthür beträgt. letztere ist 0,76 Meter breit. Zu beiden Seiten befindet
                              sich ein Schürloch. Die Flammen stechen gegen den Boden und die Gase entweichen
                              durch die einzige Thür in einen hohen Schlot. Die Höhe des Gewölbes beträgt ungefähr
                              0,90 Meter.
                           
                           Es werden 1500 Kilogr. angefeuchtete Glätte eingesetzt. 48 Stunden lang wird
                              Rothgluth unterhalten und fast ununterbrochen gekrückt.