| Titel: | Verfahren zur Photolithographie; von Joseph Lewis. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LV., S. 211 | 
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                        LV.
                        Verfahren zur Photolithographie; von Joseph Lewis.
                        Aus dem photographischen Archiv, 1864 S.
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                        Lewis' Verfahren zur Photolithographie.
                        
                     
                        
                           Die Anforderung in der Photolithographie ist, einen bleibenden Eindruck auf dem Stein
                              zu bekommen, um davon die Copien abdrucken zu können, in der That den Proceß dem des
                              Ueberdrucks auf dem gewöhnlichen Wege der Lithographie so ähnlich als möglich zu
                              machen.
                           Bei dem Proceß des photographischen Steindrucks mit directer Anwendung des
                              empfindlichen Häutchens auf der Oberfläche des Steins erreicht man keine
                              vollkommenen Resultate wegen der sehr absorbtiven Natur desselben, denn wenn er
                              einmal eine lösliche Substanz eingesaugt hat, so ist es schwer, sie auszuziehen oder
                              zu entfernen. Aus diesem Grunde konnte ich im Jahr 1842 bei der Anwendung von
                              doppelt-chromsaurem Kali und Gummi auf Stein, wie auch beim Gebrauch des
                              Asphalts keine vollkommenen Resultate erzielen.
                           Bei Befolgung des nachstehenden Verfahrens, welches einfacher und mit empfindlicheren
                              Präparaten bewerkstelligt wird, erlangt man weit genügendere Resultate. Ich bereite
                              eine Gallerte aus 4 Unzen Wasser, 1 Unze Gelatine, 1/8 Unze Glycerin, und
                              doppelt-chromsaurem Kali bis zur Sättigung bei einer Temperatur von
                              20° Reaumur. Diese Ingredienzen werden in einen Leimtiegel gebracht und Wärme
                              bis zur erfolgten Auflösung angewandt, das Ganze sorgfältig filtrirt und damit
                              Glasplatten überzogen: dann läßt man solchen Ueberzug soweit erstarren, bis die
                              Oberfläche nicht an dem trockenen Finger hängen oder an der negativen Platte kleben
                              bleibt, wenn sie an dieselbe gedrückt wird. Wenn die obere Fläche nicht glatt ist,
                              so wende ich das Häutchen auf eine andere Platte oder ein wasserdicht gemachtes
                              Stück Carton um, lege auf dieses das Negativ und exponire, je nach dem Lichte,
                              wenige Minuten lang, und dann bringe ich es ins Dunkle zurück. Die exponirte
                              Oberfläche wird nach unten auf einen sauber geglätteten Lithographiestein gelegt und
                              ein sehr sanfter Druck, um den Erfolg zu sichern, gleichzeitig auf jeden Theil
                              angewandt. Beim Auflegen und raschen Abheben der Gelatineschicht (Umstände,
                              welche den Grad des Druckes und die Zeit reguliren, während welcher sie mit dem
                              Stein in Berührung bleiben sollte), ist einige Gewandtheit erforderlich. Ist dieß
                              geschehen, so wird der Stein mit Druckerschwärze eingerieben und mit Terpenthinöl
                              und Gummiwasser abgewaschen, dann die Druckerschwärze in der gewöhnlichen Weise
                              aufgetragen. Ein druckfertiger positiver Ueberdruck wird das Resultat seyn. Dieselbe
                              exponirte Oberfläche kann auf mehrere Steine gebracht werden und liefert eine Anzahl
                              guter Ueberdrücke bei einer einzigen Exposition.
                           Ich verwerfe als Schritte in verkehrter Richtung die verschiedenen eitlen Auswege,
                              die man empfohlen hat, um ein „Korn“ auf dem Steine oder der
                              Platte zu erzeugen, um durch künstliche Mittel das zu erreichen, was die Natur
                              selbst in so wirksamer Weise gewähren kann. Auf der Daguerreotypplatte oder dem
                              Collodiumhäutchen ist weder Korn noch Rauhheit nöthig, und doch ist eine absolut
                              vollkommene Abstufung vorhanden. Das einzige Resultat jedes Versuches in dieser
                              Richtung ist gewesen, unbedeutendes Detail zu zerstören und die Intensität der
                              Schatten zu brechen oder zu vernichten, wie man bei einer Betrachtung der
                              photoglyphischen Abdrücke sehen kann.