| Titel: | Die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der internationalen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Conrector G. Delabar. | 
| Autor: | Gangolf Delabar [GND] | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LX., S. 241 | 
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                        LX.
                        Die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der
                           internationalen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Conrector
                           G. Delabar.
                        (Schluß von S. 170 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Delabar, über die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der
                           Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862.
                        
                     
                        
                           3. Die Locomotivmaschinen oder
                                 Dampfwagen.
                           Zu den Locomotivmaschinen oder Dampfwagen uns wendend, haben wir zunächst die eigentlichen Locomotiven oder Eisenbahnlocomotiven und alsdann die Straßenlocomotiven und Locomobilen in Betracht zu ziehen.
                              Dabei kann ich mich aber um so kürzer fassen, als darüber schon früher in diesem
                              Journal und in anderen deutschen Zeitschriften, von anderer Seite berichtet worden
                              ist.Siehe die Abhandlungen von: J. Stummer über die
                                    englischen und continentalen Locomotiven auf der Londoner Ausstellung, in
                                    der Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, Jahrgang 1863 S. 65
                                    und 115; H. Bollinger über die Locomotiven der
                                    Londoner Ausstellung, im Civilingenieur 1863, Bd. IX S. 155; Bericht über
                                    die nicht-englischen Locomotiven auf der Londoner Ausstellung im Mechanics' Magazine November 1862, daraus im
                                    polytechn. Centralblatt 1863 S. 171; M. Eyth über
                                    die Locomobilen auf der Londoner Ausstellung, im polytechn. Journal Bd. CLXV S. 81 ff.; G. Beylich über die Straßenlocomotiven auf der
                                    Londoner Ausstellung, im bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt, Jahrg.
                                    1862 S. 694 und Jahrg. 1863 S. 585.
                              
                           
                              a. Die
                                    Eisenbahnlocomotiven.
                              An Eisenbahnlocomotiven zählte die Londoner
                                 Industrie-Ausstellung von 1862 nicht weniger denn 20 Stücke. Davon waren
                                 11 aus England und die übrigen 9 aus verschiedenen
                                 anderen Ländern, nämlich 3 aus Frankreich, 1 aus Belgien,
                                 1 aus Italien, 2 aus dem Zollverein und 2 aus Oesterreich.
                              Die einzelnen Aussteller und Maschinen waren folgende:
                                1. London and
                                    North-Western Railway mit einer unter der Maschinendirection von
                                 Mac Connel in den Werkstätten zu Wolverton gebauten
                                 Locomotive.
                              
                                2. London and
                                    North-Western Railway, mit einer unter der Maschinendirection
                                 von Ramsbottom in den Werkstätten zu Crewe erbauten
                                 Locomotive.
                                3. Neilson and
                                    Comp. in Glasgow, mit einer unter Conner's
                                 Direction für die Caledonian Railway Company erbaut.
                                 Locomotive.
                                4. Beyer,
                                    Peacock and Comp. in Manchester, mit einer für die portugiesische
                                 Südwestbahn erbauten Locomotive.
                                5. Stephenson
                                    and Comp. in Newcastle, mit einer unter Sinclair für die Eastern County Railway
                                 erbauten Locomotive.
                                6. Sharp,
                                    Steward and Comp. in Manchester, mit einer Locomotive für die London Dover Railway.
                                7. Sir Will.
                                    Armstrong and Comp. in Newcastle, mit einer Locomotive für die East Indian Railway.
                                8. Will.
                                    Fairbarn and Sons in Manchester, mit einer unter Kirtlay für die Midland Railway erbauten
                                 Locomotive.
                                9. Manning
                                    Wardle and Comp in Leeds, mit einer kleinen Locomotive für den
                                 Kohlentransport.
                              10. George England and
                                    Comp. in New Croß (London), mit einer leichten Tenderlocomotive.
                              11. Neath Abbey Iron
                                    Comp. in Neath Abbey (South Wales), mit einer Locomotive zur
                                 Kohlenförderung.
                              12. Compagnie du chemin de fer
                                    d'Orléans-Paris mit einer in ihrer Werkstätte in Ivry unter Forquenot
                                 erbauten Locomotive.
                              13. I. F. Cail et Comp.
                                 und Parent, Shaken, Caillet et Comp. in Paris,
                                 mit einer für die Gesellschaft der Paris-Orleans-Eisenbahn
                                 erbauten Locomotive.
                              14. Compagnie du chemin de fer
                                    du Nord, mit einer von Gouin und Comp. unter der Direction von Petiet erbauten Locomotive.
                              15. Société
                                    Anonyme des Hauts-Fourneaux, Usines et Charbonnages de Marcinelle et
                                    Couilet in Belgien, mit einer in den Werkstätten zu Couillet erbauten
                                 Locomotive.
                              16. A. Borsig in Berlin, mit
                                 einer Güterzuglocomotive, sammt Tender.
                              17. R. Hartmann in Chemnitz, mit
                                 einer Güterzuglocomotive mit beweglichem Vordergestell.
                              18. Oesterreichische
                                    Staatseisenbahngesellschaft, mit der unter Haswell gebauten Schnellzuglocomotive
                                 „Duplex“.
                              
                              19. Oesterreichische
                                    Staatseisenbahngesellschaft, mit der ebenfalls unter Haswell gebauten Güterzuglocomotive
                                 „Steierdorf“.
                              20. Locomotivwerkstätte in
                                    Pietrarsa bei Portici in Italien, mit einer Güterzuglocomotive.
                              Von diesen zwanzig Locomotiven, welche wir im
                                 Folgenden zur Abkürzung mit der ihnen im Vorigen beigeschriebenen Ordnungsnummer
                                 bezeichnen werden, waren sechs, nämlich Nr. 1, 2, 3,
                                 4, 12 und 18, Schnellzuglocomotiven; sieben, nämlich
                                 Nr. 6, 8, 13, 14, 15, 16 und 20, Güterzuglocomotiven;
                                    zwei, Nr. 5 und 7, Locomotiven für gemischte
                                    Züge; zwei andere, Nr. 17 u. 19, Gebirgslocomotiven und drei, nämlich Nr. 9,
                                 10 u. 11, leichte Tenderlocomotiven.
                              Davon hatten vierzehn, nämlich Nr. 2, 3, 5, 7, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 16, 17, 18
                                 und 19, außenliegende Cylinder und die übrigen sechs,
                                 Nr. 1, 4, 6, 8, 15 und 20, innenliegende
                                 Cylinder.
                              Eine einzige, Nr. 19, hatte zehn, eine andere, Nr. 14,
                                 acht, zwei weitere, Nr. 9 und 11, hatten vier und alle übrigen, nämlich Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6,
                                 7, 8, 10, 12, 13, 15, 16, 17, 18, 20, sechs Räder.
                                 Bei neun derselben, nämlich Nr. 6, 8, 9, 11, 13, 14,
                                 15, 19 und 20, waren je sämmtliche Räder mit einander gekuppelt, fünf andere, Nr. 5, 7, 10, 16
                                 und 17, hatten dagegen je nur vier, und die übrigen
                                 sechs, nämlich 1, 2, 3, 4, 12 und 18, gar keine
                                    gekuppelten, also je nur zwei Treibräder.
                              Die größten Treibräder hatten die englischen
                                 Schnellzuglocomotiven Nr. 3 mit 8' 2'', Nr. 1 mit 7' 8'', Nr. 2 mit 7' 7'' und
                                 Nr. 4 mit 7'. Daran reihte sich die österreichische Schnellzuglocomotive
                                 „Duplex“ mit 6' 8 7/8'' und die französische
                                 Schnellzuglocomotive Nr. 12 mit 6' 7 3/4''. Die kleinsten
                                    Treibräder hatte hingegen die kleine englische Maschine Nr. 9 mit nur
                                 2' 9''. Den größten Radstand (d. i. die Entfernung zwischen der hintersten und
                                 vordersten Radachse) hatten, außer der österreichischen Gebirgslocomotive
                                 „Steierdorf“, ebenfalls die englischen Locomotiven, und zwar beträgt derselbe bei der Locomotive
                                 Nr. 3 von Neilson 15' 8'' und bei den übrigen
                                 größeren englischen Locomotiven wenigstens nicht unter 15', während er bei den
                                 continentalen Locomotiven, mit Ausnahme der
                                 Locomotive „Steierdorf“, die einen Radstand von 19' 3 1/4'
                                 besitzt, nicht über 14' 2'' mißt. Den kleinsten
                                 Radstand mit nur 4' 9'' hatte ebenfalls die kleine Locomotive Nr. 9. Diese
                                 figurirte auch mit dem kleinsten Totalgewicht von nur
                                 10 1/4 Tonnen, während die Locomotive „Steierdorf“
                                 das größte Totalgewicht von etwas über 46 Tonnen aufwies.
                                 Den größten Cylinderdurchmesser hatten die Maschinen
                                 Nr. 14 mit 18 9/10'', Nr. 19 mit 18 1/8'' und Nr. 1 und 3 mit 18'', während der
                                 größte Hub sich vorfand bei der Maschine Nr. 12
                                 mit 25 9/16'', welcher sich die beiden österreichischen Locomotiven mit je 24
                                 7/8'' und die Locomotiven Nr. 1, 2, 3, 5, 6, 8 und 13 mit je 24'' anschlossen.
                                 Den kleinsten Cylinderdurchmesser und Hub zeigte
                                 wieder die Maschine Nr. 9.
                              Endlich finden wir die größte Heizfläche und damit
                                 auch entsprechend die größte Verdampfungsfähigkeit bei den Locomotiven Nr. 14
                                 mit 1765 Quadratfuß, auf welche die Locomotiven Nr. 18 mit 1344 Quadrats., Nr. 4
                                 mit 1337 Quadratf., und Nr. 19 mit 1323 Quadratf. folgen. Die kleinste Heizfläche mit nur 237 1/2 Quadratf. hatte
                                 wiederum die kleine Locomotive Nr. 9.
                              Aus diesen Angaben ergeben sich nun sofort bezüglich des jetzigen Locomotivenbaues mehrere nicht uninteressante
                                 Schlüsse. Zunächst bemerkt man, daß die Wahl der
                                    außenliegenden Cylinder jene der innenliegenden bedeutend überwiegt, und daß
                                    hierin nun auch die Franzosen und Engländer den Deutschen und
                                    Nordamerikanern gefolgt sind, welche jenen schon vor Jahren vorangegangen
                                    sind. Der Grund aber, warum man den außenliegenden Cylindern den Vorzug vor den innenliegenden gibt, ist vorzugsweise in dem Umstande zu suchen, daß
                                 bei außenliegenden Cylindern nicht nur der Mechanismus ebenfalls viel bequemer
                                 nach Außen verlegt werden kann, sondern auch die Achsen der Treibräder mehr
                                 Sicherheit gegen Brüche bieten, da sie alsdann nicht gekröpft zu werden
                                 brauchen.
                              In Bezug auf den Steuerungsmechanismus war, was hier
                                 noch besonders hervorgehoben werden mag, an einigen der ausgestellten
                                 Locomotiven, wie z.B. bei Nr. 2, die Steuerung angebracht, wornach der sonst gebräuchliche Steuerungshebel und der mit Kerben
                                    versehene Kreissector durch eine Schraube mit Handrad und Kurbel ersetzt
                                    worden ist, welche vermittelst eines Hebels auf die Steuerachse wirkt.
                                 Die Vortheile der Schraube sind hierbei nicht zu verkennen; sie liegen in der
                                 Möglichkeit, damit einen beliebigen Expansionsgrad anwenden zu können, sowie in
                                 dem Umstand, daß dadurch die Arbeitsflächen weniger abgenützt werden. Anderseits
                                 hat sie aber auch wieder den Nachtheil, daß sie nicht schnell genug zur Wirkung
                                 kommt, wenn es bei drohender Gefahr nöthig werden sollte, plötzlich
                                 umzusteuern.
                              
                              Im Weitern zeigte die letzte Ausstellung einen wesentlichen Fortschritt, darin
                                 bestehend, daß jetzt die Locomotiven mehr als es früher
                                    der Fall war, dem Zwecke gemäß, dem sie zudienen haben, gebaut werden. Neben
                                    den Schnellzug- und Güterzuglocomotiven, den Locomotiven für
                                    gemischte Züge und den Gebirgslocomotiven haben wir nun auch ganz leichte
                                    Locomotiven für kurze Zweigbahnen zum Transport von Kohlen und anderen
                                    Waaren. Anderseits ist man in der Construction der Locomotiven überhaupt in
                                    mancher Hinsicht weiter vorangeschritten.
                              Zieht man diese Constructionsverbesserungen näher ins
                                 Auge, so beziehen sie sich einmal auf die Einrichtung, die
                                    sie zum Fahren in stärkeren Curven
                                    befähigen.
                              In dieser Beziehung zeichneten sich die Maschinen Nr. 13, 17 und 19 besonders
                                 aus. In Nr. 13 können sich die Hinter- und Vorderräder quer gegen die
                                 Maschine verschieben und durch horizontale Federn, welche mit ihren Achsen in
                                 Verbindung stehen, werden sie alsdann wieder in ihre mittlere Stellung
                                 zurückgeführt. Diese Einrichtung ist eine Erfindung des Mitausstellers Caillet. Bei Nr. 19, der Maschine
                                 „Steierdorf“, ist dieselbe Aufgabe wieder auf eine
                                 andere ebenso rationelle als originelle Weise gelöst worden, indem die fünf
                                 Treibachsen nach dem bekannten Engerth'schen System
                                 in zwei Gruppen zu drei und zwei Achsen getheilt, die Achsen jeder Gruppe in ein
                                 festes Gestell gebracht und beide Gestelle unter einander mittelst eines festen
                                 verticalen Drehbolzens und einer horizontalen Blind- oder Leerwelle,
                                 nebst verschiedenen Kuppelungsstangen verbunden sind, so daß einerseits beide
                                 Gestelle zusammengenommen nur ein Fuhrwerk bilden und anderseits jedes
                                 derselben, als ein Fuhrwerk für sich betrachtet, sich in jedem beliebigen
                                 Kreisbogen des Schienengeleises so einstellen kann, daß die Achsenstellung des
                                 Fahrzeugs eine Sehne des Bogens der Bahn bildet.Siehe die nähere „Beschreibung der Berglocomotive
                                          „„Steierdorf““ in
                                          den Mittheilungen über die zur Londoner Ausstellung im Jahre 1862
                                          von der k. k. österreichischen
                                          Staats-Eisenbahn-Gesellschaft gesendeten
                                          Gegenstände“. – Die Maschine Nr. 17 endlich erreicht den angegebenen Zweck
                                 durch ein bewegliches Vordergestell nach dem Muster
                                 des zweiräderigen Vordergestells des Amerikaners Levy Bissell. Dieser verbesserte nämlich den zuerst in Amerika
                                 gebräuchlichen vierräderigen Vorderwagen, der sich um einen in der Mitte
                                 befindlichen verticalen Bolzen drehen konnte, in einen zweiräderigen, der sich
                                 nicht um seinen eigenen Mittelpunkt dreht, sondern um einen ungefähr in der Mitte der
                                 Maschinenlänge angebrachten Nagel. Diese neue Anordnung bietet den Vortheil
                                 größerer Solidität, sowie eine bessere Anordnung der Cylinder.
                              Die Hartmann'sche Einrichtung zeigt nun diese neue Bissell'sche Anordnung in einer noch mehr
                                 verbesserten Form. Bei derselben sind nämlich die Arbeitsflächen des Gestells
                                 flach und wird der seitlichen Bewegung durch Ansätze eine Grenze gesetzt,
                                 während bei der letzteren die Arbeitsflächen geneigt sind.
                              Die Hartmann'sche Locomotive war die einzige auf der
                                 Ausstellung, die mit dieser höchst zweckmäßigen Vorrichtung ausgerüstet war.
                                 Hoffen wir, daß dieselbe bei einer künftigen internationalen
                                 Industrie-Ausstellung allgemein eingeführt seyn wird!
                              Sodann zeigt sich der Fortschritt auch in der
                                    Steigerung des totalen wie des Adhäsionsgewichtes
                                    der Locomotiven. Während im J. 1851 keine einzige Locomotive auf der
                                 Ausstellung zu sehen war, die mit voller Ausrüstung ein Totalgewicht von 40
                                 Tonnen erreicht hätte, zeigte die letzte Ausstellung von 1862 in den Locomotiven
                                 Nr. 14 und 19 Beispiele, deren Totalgewicht jene Grenze weit übertrifft. Denn
                                 bei beiden beträgt das totale Gewicht bei voller Füllung mit Brennmaterial und
                                 Wasser über 50 Tonnen, und bei einer der durch Zeichnungen repräsentirten beiden
                                 Locomotiven der französischen NordbahnDiese Zeichnungen wurden entworfen von Fouché und ausgestellt von Petiet, dem Oberingenieur der Nordbahn, und die Ausführung
                                       dieser merkwürdigen, mit zwei unabhängigen Maschinen ausgerüsteten
                                       Locomotiven ist ebenfalls Gouin und Comp. übertragen. Die eine, die im Text
                                       angeführte, ist eine Lastzuglocomotive und die andere eine
                                       Personenlocomotive. In einer von der Gesellschaft veröffentlichten
                                       Schrift: „Notice sur les trois types de
                                             locomotives exposées à Londres en 1862 par la
                                             Campagnie de Chemin de fer du Nord (Paris, impr. Claye)“ finden sich diese beiden,
                                       wie die ausgestellt gewesene Locomotive, näher beschrieben. ist das totale Gewicht sogar auf 56 1/2 Tonnen berechnet.
                              Noch in bedeutenderem Verhältnisse hat die Steigerung des
                                    Adhäsionsgewichtes zugenommen. Während nämlich früher verhältnißmäßig
                                 nur ein sehr kleiner Theil des totalen Gewichtes zur Adhäsion und meist nur
                                 durch die Treibräder selbst benützt wurde, hat man es nun durch die stetigen und
                                 anhaltenden Fortschritte in der Kuppelung der Räder, namentlich seit dem Bau der
                                 Semmeringbahn und der seitdem eingeführten Tenderlocomotiven, dahin gebracht,
                                 daß, wo es anders nöthig wird, das ganze Gewicht der Locomotive als
                                 Adhäsionsgewicht benutzt werden kann. Dieß war denn auch bei neun der ausgestellten Locomotiven wirklich der Fall.
                                 So insbesondere bei den oben angeführten Maschinen Nr. 14 und 19, sowie auch bei
                                 der erwähnten projectirten und durch Zeichnungen repräsentirten
                                 Güterzuglocomotive der französischen Nordbahn, welche somit ein Adhäsionsgewicht
                                 von circa. 56 Tonnen besitzt, das eine im gleichen
                                 Verhältniß verstärkte Zugkraft oder Leistungsfähigkeit von 1000 bis 1100 Tonnen
                                 möglich macht.
                              In Verbindung mit diesen Fortschritten steht die umgekehrte Praxis, wornach man das auf derselben Achse ruhende Gewicht,
                                    welches früher 12 bis 15 Tonnen betrug, zur besseren Schonung der
                                    Schienengeleise verringerte und jetzt, wenigstens auf dem europäischen
                                    Continent, nicht ohne Roth höher als zu etwa 10 bis 11 Tonnen annimmt.
                                 Diese wesentliche Verbesserung ist indessen in England noch nicht allgemein
                                 durchgedrungen, denn die Maschine von Neilson zeigte sogar das normale
                                 Verhältniß, daß die Treibräder mit 14 Tonnen 11 Ctr. belastet sind. Dieß rührt
                                 wenigstens zum Theil von dem Umstand her, daß man in England an eine viel
                                 größere Fahrgeschwindigkeit gewöhnt ist als auf dem Continent, was natürlich
                                 nicht nur größere Treibräder, sondern auch eine größere Verdampfungsfähigkeit,
                                 resp. einen größeren, schwereren Kessel mit sich bringt, wodurch gerade die
                                 Treibräder stärker belastet werden. Auch dürfte der Umstand, daß in England die
                                 Schienen billiger zu haben sind, hierbei von einigem Einfluß seyn. Gleichwohl
                                 dürfte auch bei den englischen Locomotiven eine bessere Vertheilung des Gewichts
                                 auf die Treib- und Laufräder zu empfehlen seyn. Dieser wesentliche
                                 Unterschied in der continentalen und englischen Eisenbahnpraxis erklärt sich
                                 weiter durch die örtlichen Verschiedenheiten, wornach auf dem Continent, wo das
                                 Brennmaterial geringer und theurer als in England ist, darauf ausgegangen werden
                                 muß, die Kraft der Locomotive möglichst zu ökonomisiren, was auf meist
                                 ungünstigerem Terrain durch eine kleinere Geschwindigkeit bei größeren Ladungen
                                 am besten erreicht wird, während in England nicht so sehr mit dem Brennmaterial
                                 gespart werden muß, dagegen, wie gesagt, meist eine viel größere
                                 Fahrgeschwindigkeit verlangt wird.
                              Die vergrößerte Leistungsfähigkeit hängt überdieß zusammen
                                    mit der größeren Verdampfungsfähigkeit, resp. mit der vergrößerten
                                    Heizfläche. In dieser Hinsicht hat man ebenfalls angefangen, von der
                                 bisherigen Regel abzugehen, wornach man den Schwerpunkt der Locomotiven
                                 möglichst tief zu legen suchte, was den Uebelstand mit sich führte, daß die
                                 Feuerbüchse und der Kessel immer zwischen die Cylinder eingeengt werden mußten
                                 und daher entsprechend auch nur eine kleinere Heizfläche erhalten wurde. In der
                                 Maschine Nr. 14 von
                                 Gouin ist ein derartiger Versuch mit Erfolg
                                 gemacht worden, indem der Kessel gegen die bisherige Praxis verhältnißmäßig sehr
                                 hoch liegt und über die Räder bedeutend hinausreicht und dadurch eine viel
                                 größere Breite und Heizfläche (von 1700 Quadratfuß) möglich machte. Bei den
                                 beiden anderen durch Zeichnungen repräsentirten Locomotiven ist diese Neuerung
                                 ebenfalls angebracht und auf diese Weise bei der Personenlocomotive eine
                                 Verdampfungsfläche von gegen 1800 Quadratfuß und bei der
                                 Güterzug-Locomotive sogar eine solche von gegen 2300 Quadratfuß erhalten wordenwerden.
                              Im Gegensatz zu dieser Vergrößerung des Kessels nach Außen hat man sich in
                                 neuerer Zeit fast allgemein der engeren Spurweite des
                                 Schienengeleises angeschlossen. Die größte
                                 Spurweite der ausgestellten Locomotiven war 5 1/2 und zwar bei der Locomotive
                                 Nr. 4, welche für die breitspurige portugiesische Eisenbahn bestimmt war. Jetzt,
                                 nachdem die Wahl der Spurweite allenthalben ein „fait accompli“ geworden ist, nützt es
                                 freilich nichts mehr, zu streiten, ob es nicht zweckmäßiger gewesen wäre,
                                 allgemein eine etwas breitere Spurweite einzuführen, weßhalb ich mich auch nicht
                                 länger bei diesem Punkte verweilen will.
                              Wichtiger ist die allenthalben zu Tage tretende Erscheinung, wornach die Feuerungsanlage der Locomotive so angeordnet
                                    wird, daß man darin unmittelbar Steinkohlen statt Kohks verbrennen und
                                    überdieß auch den Rauch weiter ausnützen kann, als dieß früher
                                 geschehen ist. Diese sehr wichtige Verbesserung, die, wenn ich nicht irre,
                                 ebenfalls zuerst von Amerika ausgegangen, war auch bei den meisten ausgestellten
                                 Maschinen vorgesehen und auf verschiedene Weise in Ausführung gebracht. In
                                 ausgezeichneter Weise war diese Einrichtung vorhanden in den englischen
                                 Locomotiven, besonders in Nr. 2 von Ramsbottom, der
                                 sie indessen, wie es scheint, dem Amerikaner Griggs
                                 aus Boston, der sie zuerst gebraucht, nachgemacht. In dieser Hinsicht zeichnete
                                 sich ferner auch die belgische Locomotive sehr vortheilhaft aus. Diese war mit
                                 der Feuerbüchse der patentirten Belpaire'schen
                                 AnordnungBeschrieben in diesem Journal Bd.
                                          CLXVII S. 95. versehen, und damit in den Stand gesetzt, ganz geringe, magere
                                 Grieskohlen, Anthracit und Torf zu verbrennen, was in der That mit dieser
                                 Feuerungseinrichtung auch ganz gut geschehen kann. Dieselbe Einrichtung hatte
                                 auch die Locomotive Nr. 14 der französischen Nordbahn und mehrere im Dienst
                                 befindliche Locomotiven, in welchen durchaus nur Kleinkohlen verbrannt und
                                 damit sehr gute Resultate erzielt werden. Die Locomotive Nr. 12 der
                                 Paris-Orleans-Bahn war dagegen mit einer Tenbrinck'schen FeuerungsanlageBeschrieben in diesem Journal Bd.
                                          CLXVII S. 90. versehen, die nicht minder gute Resultate liefern soll. Zugleich mit Rauchverbrennungsvorrichtungen waren unter anderen
                                 versehen die Maschinen Nr. 1 nach Mac Connel
                                 , Nr. 6Nr. 6, von Sharp nach Cudworth und von der Compagnie du Chemin de fer
                                    d'Orléans-Paris nach Tenbrinck. Doch sind über diesen Punkt, über welchen in den letzten Jahren
                                 so viel Geschrei aber wenig Wolle zu Tage gefördert worden ist, die Akten noch
                                 keineswegs geschlossen.
                              Was die Speisung der Locomotivkessel mit Wasser durch Pumpen betrifft, so hat die
                                 neueste Zeit ebenfalls einen bedeutenden Fortschritt gemacht durch Einführung von Giffard's Injector oder
                                    Dampfstrahlpumpe.Diese neue Pumpe findet sich in verschiedenen Zeitschriften beschrieben,
                                       so in diesem Journal Bd. CLIV S.
                                          409. Die besten Arbeiten über die Theorie derselben haben
                                       geliefert: Weisbach in seiner
                                       Ingenieur-Mechanik, III. Theil S. 1190; Reinhardt in der Zeitschrift des österreichischen
                                       Ingenieurvereins, 1860 S. 121 (daraus im polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 162); Grashoff in der Zeitschrift des Vereins
                                       deutscher Ingenieure, Bd. IV S. 227; Combes
                                       im Bulletin de la Société
                                          d'Encouragement, Juniheft 1859 (polytechn. Journal Bd. CLIV S. 409). Es ist dieß eine ohne Kolben arbeitende Pumpe, die sich zum Speisen der
                                 Dampfkessel in der That vortrefflich eignet. Das Princip derselben gründet sich
                                 auf den hydraulischen Satz, wornach ein unter einem gewissen großen Druck durch
                                 eine passende Röhre mit geeigneter Geschwindigkeit durchströmender
                                 Flüssigkeitsstrahl eine andere selbst bedeutend dichtere, aber unter einem viel
                                 geringeren Druck befindliche Flüssigkeit, die durch ein anderes Rohr mit der
                                 erstern in entsprechender Verbindung steht, durch Ansaugen mitnimmt. Bei dem
                                 erwähnten Giffard'schen Injector ist der
                                 durchströmende active Flüssigkeitsstrahl ein vom Kessel ausgehender Dampfstrahl
                                 und die mitgenommene passive Flüssigkeit ist das vom Tender oder Wasserkasten
                                 angesaugte Wasser, womit der Kessel gespeist wird. Mit diesem ausgezeichneten
                                 Apparat, der seiner bedeutenden Vorzüge wegen in den letzten Jahren besonders
                                 bei den Locomotiven in ungeheure Aufnahme gekommen ist, waren nun auch die
                                 meisten der ausgestellten Locomotiven ausgerüstet.
                              Daran schließt sich noch eine andere interessante Neuerung. Ich meine den selbstthätigen Speiseapparat von Ramsbottom,Beschrieben in diesem Journal Bd. CLX
                                          S. 347.
                                 welcher den Zweck
                                 hat, den Tender, besonders bei Schnellzügen auf langen Linien, während der Fahrt
                                 mit Speisewasser von einem auf der Bahn zwischen den Schienen angelegten Canale
                                 oder rinnenartigen Reservoir auszufüllen. Die Anwendung dieser Einrichtung
                                 beruht auf dem Trägheitsprincip oder vielmehr dem Beharrungsvermögen des Wassers
                                 und besteht kurz darin, daß, wie gesagt, zwischen den Schienen der Bahn ein
                                 gußeiserner mit Wasser gefüllter Trog angebracht ist, in welchen dann während
                                 der Fahrt eine vom Wasserkasten des Tenders ausgehende, nach vorn parabolisch
                                 geformte Röhre hinabgelassen wird, die sofort, ohne weitere Vermittelung, wie
                                 bei einer Pitot'schen Röhre, einen ununterbrochenen
                                 Wasserstrahl liefert. Ist die Speisung hinreichend geschehen, so wird die
                                 Saugröhre wieder aufgezogen.
                              Ein anderer nicht unwichtiger Fortschritt bezieht sich auf das zum Bau der Locomotiven verwendete Material. In dieser Beziehung
                                 sind namentlich die deutschen Constructeure durch die
                                 sehr zweckmäßige Verwendung des besten verfügbaren Constructionsmaterials, des
                                 Gußstahls, zu den Radachsen und Bandagen, sowie zu den Treib- und
                                 Kurbelstangen etc. rühmlichst vorangegangen. Unter den ausgestellten Maschinen
                                 zeichnete sich in dieser Hinsicht ganz besonders aus die Locomotive von Borsig, bei welcher wirklich auch alle wichtigeren
                                 Gestänge des Mechanismus aus Gußstahl gefertigt sind und daher bei hinreichender
                                 Sicherheit sich durch schöne, leichte Formen auszeichnen. Dasselbe war auch bei
                                 der Locomotive von Cail der Fall. Das meiste
                                 Verdienst bezüglich dieser Verbesserung gebührt aber Hrn. Krupp, der die Gußstahlfabrication zu einer so bewunderungswürdigen
                                 Vollkommenheit gebracht hat, wodurch eine unberechenbare Sicherheit erzielt
                                 werden kann. Auch Bessemer verdient alle Anerkennung,
                                 indem in seinem Stahl ein Material geliefert wird, welches das Schmiedeeisen
                                 noch in vielen Fällen mit Vortheil zu ersetzen geeignet ist.
                              Einen ganz neuen Fortschritt hat die letzte
                                 Ausstellung im Weitern in Bezug auf die Sicherheit im
                                    Gange der Locomotive zu Tage gefördert. Man verdankt denselben Hrn. Haswell, dem Maschinendirector der österreichischen
                                 Staatseifenbahn-Gesellschaft, nach dessen System und Angabe die
                                 Schnellzuglocomotive „Duplex,“ welche diesen Fortschritt in
                                 sich verwirklicht zeigte, gebaut worden ist.Man sehe über die Schnellzuglocomotive „Duplex“ die
                                       Notiz in diesem Journal Bd. CLXIX S.
                                          153; die vollständige Beschreibung und Zeichnung dieser
                                       Locomotive enthalten die schon oben angeführten „Mittheilungen
                                          über die zur Londoner Ausstellung im Jahr
                                          1862 von der österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft
                                          gesendeten Gegenstände. Wien, Zamarski und Dittmarsch.“
                                        Bekanntlich erleidet jede Locomotive in ihrer fortschreitenden Bewegung
                                 auf der Bahn Störungen, welche daher rühren, daß sich die Lage des
                                 Schwerpunktes der gesammten Masse der Maschine ändert und daß die Momente der
                                 bewegten Massen in Bezug auf die durch den Schwerpunkt der ganzen Masse gelegten
                                 Achsen sich nicht immer das Gleichgewicht halten. Diese störenden Bewegungen
                                 sind: das ruckweise Vorschreiten der Locomotive oder das Zucken; das horizontale Schwanken der Maschine im Geleise um eine
                                 verticale Achse oder das Schlinkern; das Schwanken
                                 der Maschine um ihre Längenachse oder das Wanken; das
                                 Auf- und Abspringen der ganzen auf den Tragfedern aufliegenden Masse oder
                                 das Wogen, und endlich das Schwingen der Locomotive
                                 um eine horizontale Querachse, das Galoppiren oder
                                 Nicken. Zur Vermeidung dieser verschiedenen nachtheiligen Störungen, besonders
                                 des gefährlichen Zuckens und Schlinkerns hat man bisher die Treibräder mit ausgleichenden Massen
                                 oder Gegengewichten versehen. Allein dadurch hat man, indem man ein Uebel
                                 aufhob, ein anderes eingeführt. Denn diese mit Gegengewichten versehenen
                                 Treibräder erzeugen bei der Umdrehung eine veränderliche Belastung auf die
                                 Schienen und damit auch ein veränderliches Adhäsionsgewicht, dessen Einfluß um
                                 so nachteiliger ist, je größer die Umdrehungsgeschwindigkeit, indem die
                                 Differenzen der Belastungen oder vielmehr ihrer mechanischen Arbeiten im
                                 quadratischen Verhältnisse der Geschwindigkeiten stehen. Bei der Locomotive
                                 „Duplex“ werden diese Störungen nun durch die
                                 Einführung von zwei completen, im entgegengesetzten Sinne arbeitenden
                                 Dampfmaschinen auf jeder Seite derselben beseitigt. Denn dadurch wird in der
                                 That der gestellten Bedingung entsprochen, nämlich daß den bewegten Massen der
                                 Maschine gleich große Massen entgegengestellt werden, welche genau dieselben
                                 Bewegungen, aber in entgegengesetzter Richtung wie die störenden Massen machen.
                                 Diese Ausgleichung ist zwar nicht ganz vollständig erreicht, weil aus
                                 praktischen Gründen die Cylinder nicht wohl horizontal und parallel senkrecht
                                 über einander angeordnet werden konnten, sondern so angebracht werden mußten,
                                 daß ihre Achsen einen kleinen Verticalwinkel von 2 1/2° mit einander
                                 bilden und in verticalen Ebenen liegen, deren horizontale Entfernung 4 1/2''
                                 beträgt.
                              Bevor diese neue und interessante Locomotive zur Ausstellung nach London
                                 geschickt worden ist, wurde sie mit Bezug auf die erwähnten Einflüsse genau
                                 geprüft. Die bei diesen Probefahrten erhaltenen Versuchsresultate haben die
                                 Theorie, wornach sie gebaut wurde, vollständig bestätigt. Die horizontalen
                                 Störungen betrugen im Maximum bloß 1 Linie und die verticalen Störungen nur 3 Linien
                                 (österr.), was im Verhältniß dieser Störungen bei einer gewöhnlichen Locomotive
                                 sehr unbedeutend ist.Das Nähere siehe in der wiederholt angeführten Schrift:
                                       „Mittheilungen etc.“
                                       
                                 
                              Die gleiche Verbesserung, wenn auch in etwas anderer Weise ausgeführt, zeigten
                                 auch die im Entwurfe vorgelegten beiden Locomotiven der französischen Nordbahn,
                                 welche ebenfalls auf vier Dampfmaschinen berechnet sind. Dabei sind diese
                                 zugleich so angeordnet, daß je zwei derselben auf der gleichen Seite eine Anzahl
                                 Räder unabhängig treiben und sich gleichsam verhalten wie zwei der Länge nach
                                 aneinander gefügte Locomotiven, die den Kessel gemeinschaftlich haben.Das Nähere siehe in der oben angeführten Schrift „Notice sur les trois types
                                             etc.“
                                       
                                 
                              Was endlich die technische Ausführung bezüglich der guten
                                    Arbeit unter gut gewählten Constructionsverhältnissen betrifft, so
                                 schmeichelten sich die Engländer, die schönsten Locomotiven zur Ausstellung
                                 gebracht zu haben. Dem war aber in der That nicht ganz so. Denn wenn auch
                                 zugegeben werden muß, daß ihre ausgestellten Locomotiven im Allgemeinen in
                                 dieser Beziehung große Vollendung zeigten, so namentlich Nr. 4 von Beyer, Nr. 6 von Sharp,
                                 Nr. 8 von Fairbairn etc., so darf doch füglich
                                 behauptet werden, daß ihnen die continentalen Locomotiven auch darin keineswegs
                                 nachstunden, sondern sie wenigstens theilweise noch überflügelt haben.
                              Unter den englischen Locomotiven ließ in dieser Hinsicht die Maschine Nr. 10 von
                                 G. England u. Comp. am
                                 meisten zu wünschen übrig. Es war dieß die einzige Maschine, bei welcher die
                                 verschiedenen Gestänge (Kolben- und Treibstangen) runde statt der sonst
                                 üblichen eben abgeflachten Querschnittsformen hatten. Unter den continentalen
                                 dagegen war in dieser Beziehung die Locomotive Nr. 20 aus Italien wohl die
                                 schwächste. Indessen ist nicht zu übersehen, daß dieselbe aus einer erst im
                                 Entstehen begriffenen Werkstätte hervorgegangen ist, und daher in der
                                 Beurtheilung der billigen Nachsicht verdient. Zudem zeigte sie in ihrer
                                 Anordnung einige gute neue Gedanken in Ausführung, so die
                                    elliptische Querschnittsform des Kessels und die Balancirung des
                                    Steuerungshebels durch eine Spiralfeder in einer Messingbüchse, statt
                                 der sonst üblichen plumpen Gegengewichte.
                              Aus dem Vorstehenden ergibt sich zudem die Folgerung, daß die meisten und wichtigsten
                                 Verbesserungen von continentalen Werkstätten besonders den deutschen
                                 Ich verstehe darunter ganz vorzüglich auch die österreichischen. und französischen, ausgegangen sind, und daß
                                 namentlich Oesterreich, beziehungsweise die österreichische
                                    Staatseifenbahn-Gesellschaft, seit dem Bau der Semmeringbahn am
                                 meisten zu der jetzigen Vervollkommnung des Locomotivenbaues beigetragen hat,
                                 was hier nur mit der größten Anerkennung ausgesprochen werden kann. Großes
                                 Verdienst um den schnellen Aufschwung des Locomotivenbaues in Deutschland
                                 gebührt namentlich auch dem Etablissement von Borsig
                                 in Berlin, sowie jenem von Keßler – früher in
                                 Carlsruhe – jetzt in Eßlingen, das sich jedoch bei der letzten
                                 Ausstellung in London leider nicht betheiligt hatte.
                              Aus den, den ausgestellten Locomotiven angeschriebenen Ordnungszahlen konnte man
                                 ersehen, daß die Locomotive von Borsig die Zahl 1361 trägt, was sagen will, daß dieselbe die 1361ste
                                 ist, die aus dessen Werkstätte hervorgegangen – eine Zahl, welche nur von
                                 dem ältesten Etablissement, nämlich jenem von Stephenson etc. Comp. in Newcastle, um
                                 etwas übertroffen werden soll, indem aus demselben gegen die 1400 Stücke
                                 hervorgegangen seyn mögen, was aber nicht viel sagen will, wenn man bedenkt, um
                                 wie viel früher diese Werkstätte den Locomotivenbau begonnen hat. Die Stephenson'sche Werkstätte datirt nämlich schon aus
                                 dem Jahre 1829, in welchem sie bekanntlich mit ihrer Erstlings-Locomotive
                                 „Rocket“ den von der
                                 Liverpool-Manchester-Eisenbahngesellschaft zur Concurrenz
                                 ausgeschriebenen Preis gewann, während Borsig seine
                                 Werkstätte für Locomotiven erst 1847 eröffnete und dennoch im Jahre 1858 schon
                                 die 1000ste und wie wir gesehen, auf das Jahr 1862 zur Zeit der Eröffnung der
                                 Londoner Ausstellung, sogar die 1361ste Locomotive gefertigt hatte. Die
                                 Locomotive von Sharp, Steward u. Comp., dieser ebenfalls altern und bedeutenden Firma,
                                 trägt die Nr. 1350, und dann folgen erst weit nach die Firma von R. u. W. Hawthorn und die übrigen englischen und französischen
                                 Firmen. Die beiden bedeutendsten amerikanischen Etablissements, „The Norris Locomotive Works“ und M. W. Baldwin & Comp's
                                    factory, beide in Philadelphia, haben jedes erst die Zahl 1000
                                 erreicht. Und doch haben alle diese Werkstätten den Locomotivenbau lang vor 1847
                                 angefangen. Um so mehr dürfen sich die genannten deutschen Häuser ihres Sieges freuen! –
                              Fassen wir nun auch bei dieser Abtheilung der Locomotiven-Ausstellung die Hauptresultate
                                 nochmals kurz zusammen, so stellen sich als solche heraus:
                              1) Die Thatsache, daß die Locomotiven jetzt nicht nur im Allgemeinen viel
                                 vollkommener construirt werden als im J. 1851, sondern daß dieselben jetzt auch
                                 ihrer ganzen Construction nach mehr dem speciellen Zwecke gemäß, für welchen sie
                                 bestimmt sind, gebaut werden als damals.
                              2) Die weitere Thatsache, daß das zum Locomotivenbau verwendete Material jetzt
                                 viel sorgfältiger ausgewählt wird und eben deßhalb im Allgemeinen auch in viel
                                 besserer Qualität zur Verarbeitung kömmt als früher.
                              3) Die Bestätigung, daß im Allgemeinen nun überall, in England und Frankreich wie
                                 schon seit längerer Zeit in Deutschland und Amerika, den außenliegenden
                                 Cylindern gegen die innenliegenden der Vorzug gegeben wird.
                              4) Der Fortschritt in Bezug auf die Steigerung sowohl des totalen als des
                                 Adhäsionsgewichtes, namentlich bei den Güterzug- und Gebirgslocomotiven,
                                 womit zugleich auch eine Vermehrung ihrer Zugkraft oder vielmehr ihrer
                                 Leistungsfähigkeit verbunden ist.
                              5) Die Erscheinung, daß umgekehrt, zur besseren Schonung der Räder, wie der
                                 Schienen, das auf einer Radachse, sey es nun eine
                                 Treib- oder Laufradachse, lastende Gewicht mehr reducirt wird.
                              6) Die Verbesserung am Rahmengestell, namentlich die Einführung des verbesserten
                                 beweglichen Vordergestells, wodurch die Locomotive befähigt wird, sich mit
                                 Leichtigkeit auch in stark gekrümmten und geneigten Bahnen zu bewegen.
                              7) Der Fortschritt bezüglich der besseren Balancirung der Locomotive während
                                 ihres Ganges, durch Einführung von zwei auf jeder Seite in entgegengesetztem
                                 Sinne arbeitenden Dampfmaschinen.
                              8) Die Einführung verschiedener Verbesserungen, wie der Giffard'schen Dampfstrahlpumpe zum Speisen des Kessels mittelst des
                                 Wassers im Tender und der selbstthätigen Speisevorrichtung von Ramsbottom zur Speisung des Kessels während der Fahrt
                                 von einem zwischen den Schienen der Bahn angelegten Wasser-Reservoir aus,
                                 sowie die Ersetzung des Steuerungshebels durch eine Schraube und der
                                 Gegengewichte derselben durch eine Spiralfeder etc.
                              9) Die Steigerung der Heizfläche und damit auch der Verdampfungsfähigkeit der
                                 Locomotive durch Erhöhung und Erweiterung des Kessels im Allgemeinen und der
                                 Feuerbüchse im Besonderen.
                              10) Die Einführung der unmittelbaren Steinkohlenverbrennung statt der früheren
                                 Kohksverbrennung und der damit in Verbindung stehenden vervollkommneten
                                 Feuerungsanlagen, womit auch bei einzelnen zugleich Einrichtungen zur
                                 Rauchverbrennung verbunden werden.
                              
                           
                              b. Die
                                    Straßenlocomotiven.
                              Indem ich mich schließlich den Straßenlocomotiven
                                 zuwende, habe ich zunächst die Bemerkung vorauszuschicken, daß solche einzig von
                                 England ausgestellt waren, daß aber diese englische
                                    Ausstellung, welche 11 Stücke in Größe, Form, Construction und
                                 Einrichtung sehr verschiedener Straßendampfwagen zählte, gleichwohl hinreichte,
                                 um sich über den jetzigen Zustand dieser neuesten Anwendung der
                                 Dampfmaschinentechnik einen deutlichen und vollständigen Begriff machen zu
                                 können.
                              Die erwähnten 11 Maschinen wurden ausgestellt von folgenden Firmen:
                                1. A. F. Yarrow in Barnsbury.
                                2. Carrett, Marshall u. Comp. in Leeds.
                                3. A. Chaplin u. Comp. in Glasgow.
                                4. Tuxford u. Sohn in Boston.
                                5. Bray's
                                 Traction Engine Company in London.
                                6. B. D. Taplin & Comp., Traction Engine
                                    Works in Lincoln.
                                7. J. Taylor u. Comp. in Birkenhead.
                                8. C. Burrell in Thetfurd.
                                9. J. Aveling in Rochester.
                              10. J. Fowler
                                 jun. in London.
                              11. Robey u. Comp. in
                                 Lincoln und London.
                              Davon waren die Maschinen Nr. 1 und 2 der beiden ersteren Aussteller vorzüglich
                                 zur Beförderung von Personen bestimmt, und tragen dieselben deßhalb auch den
                                 Namen Steam carriages (Dampfwagen und
                                 Dampffuhrwerk). Sie können etwa 12 Personen aufnehmen und sollen nach den
                                 Prospect-Angaben bis 15 engl. Meilen per
                                 Zeitstunde zurücklegen. Ihre Construction, besonders bei der von Cowan ausgeführten Yarrow'schen Maschine, machte einen günstigen Eindruck, und dürfte wohl
                                 beim Bau neuer Maschinen zur Grundlage genommen werden.
                              Die beiden anderen, Nr. 3 und 4, waren dagegen für Personen- und Güterbeförderung
                                 bestimmt, weßhalb diese Art Maschinen in England auch vorzugsweise Road Locomotives oder Straßenlocomotiven genannt
                                 werden. Dieselben sind auf mittlere Geschwindigkeiten und mittlere Belastungen
                                 berechnet, und unter ihnen zeichnete sich namentlich die Maschine Nr. 4 von Tuxford sowohl durch ihre Construction an und für
                                 sich als durch ihre gute Ausführung aus.
                              
                              Die vier folgenden Maschinen, Nr. 5, 6, 7 und 8, waren als eigentliche Frachtlocomotiven zum Transport schwerer Lasten
                                 bestimmt und als solche im Stande, je nach ihrer Stärke, von 200 bis 1000 Ctr.
                                 zu befördern, jedoch nur bei einer verhältnißmäßig kleinen Geschwindigkeit von
                                 nicht über 4 engl. Meilen per Zeitstunde. In England
                                 heißen die Maschinen dieser Art Traction Engines
                                 oder Zugmaschinen. Unter denselben zeichnete sich die Maschine von Burrell noch ganz besonders dadurch aus, daß sie mit
                                 einer „endlosen Bahn“ aus zusammengekuppelten kleinen
                                 Schienen-Stücken (aus Holz und Eisen) nach Boydell's Patent, einer sogen. Schleppbahn, versehen ist.Die Beschreibung des Boydell-Burrell'schen Straßen-Dampfwagens siehe in
                                       diesem Journal Bd. CLII S.
                                          248.
                                 
                              Ist auch diese Construction erst nur als eine ziemlich rohe Lösung der Aufgabe zu
                                 betrachten, so ist doch damit ein neuer Weg eröffnet, auf welchem das Problem
                                 der schwereren Straßenlocomotiven weiter vervollkommnet werden kann. Dieß wird
                                 um so weniger ausbleiben, als die Maschine jetzt schon gute Dienste leisten
                                 soll. Die beiden ersten Maschinen dieser Kategorie, Nr. 5 und 6, wurden von
                                 Gesellschaften ausgestellt, welche sich auf diesen neuen Industriezweig ganz
                                 speciell verlegt haben, was als Beweis gelten kann, welche hohe Bedeutung man in
                                 England bereits demselben zuschreibt. Die große Aufmerksamkeit, welche man seit
                                 der letzten Ausstellung dem Gegenstande auch anderwärts und ganz besonders in
                                 Deutschland zuwendete, beweist indessen am besten, daß man die Wichtigkeit
                                 desselben auch da erkannt hat, und sich deßhalb ernstlich bemüht, sich die
                                 Vortheile dieses neuen Communicationsmittels anzueignen.
                              Die drei letzten Maschinen endlich, Nr. 9, 10 und 11, waren für
                                 landwirtschaftliche Zwecke, zum Betriebe von Dreschmaschinen, Mehl- und
                                 Schrotmühlen, Dampfpflügen etc. bestimmt und nur zeitweise als
                                 Transportmaschinen gebraucht. Sie versehen daher zugleich die Stelle der sogen.
                                 Locomobilen oder transportablen Dampfmaschinen, um die verschiedenen
                                 landwirtschaftlichen Arbeitsmaschinen von Farm zu Farm zu schaffen, oder auch um
                                 von Werkstatt zu Werkstatt der Kleingewerbe die nur zeitweise gebrauchten
                                 Werkzeugmaschinen zu treiben.
                              Die Maschine Nr. 10 von Fowler ist ganz besonders für
                                 Dampfpflugcultur,Dieselbe findet sich beschrieben von M. Eyth
                                       in diesem Journal Bd. CLXVI S.
                                          84. welche in der neueren Zeit so große Fortschritte gemacht hat, bestimmt, wofür sie,
                                 den darüber speciell eingezogenen Erfahrungen zufolge, vortreffliche Dienste
                                 leistet.
                              Was die Construction dieser verschiedenen Straßenlocomotiven betrifft, so war
                                 dieselbe nach dem Zweck der letzteren sehr verschieden. Neun davon hatten liegende, zwei hatten stehende Cylinder und die meisten hatten zwei
                                    Treibräder und zwei lenkbare Laufräder.
                                 Eine, die Aveling'sche Maschine, war zur Steuerung
                                 vorn noch mit einem besondern fünften Rad versehen;
                                 und bei der Tuxford'schen waren die beiden Treibräder
                                 durch eine breite Walze ersetzt. Bei dieser befand
                                 sich die Feuerstätte vorn, bei den übrigen aber, wie gewöhnlich, hinten. Directe
                                 Uebertragung der Kolbenbewegung auf die Treibräder hatten die beiden ersten
                                 Maschinen, 1 und 2; bei den übrigen waren dazu meist Räderübersetzungen
                                 vermittelst an den Treibrädern befestigter Zahnkränze benützt; bei einer, Nr. 9
                                 von Aveling, waren jedoch Kettenräder angewendet.
                                 Fast bei allen hatten die Treibräder zur Schonung der Straßen beträchtliche
                                 Kranzbreiten, und die meisten derselben waren zudem zur Vermehrung der Reibung
                                 oder Adhäsion, nach welcher sich, wie bei der Eisenbahnlocomotive, die Zugkraft
                                 und damit auch die fortschreitende Bewegung jeder Straßenlocomotive zu richten
                                 hat, mit vorstehenden Erhöhungen versehen; bei einigen waren am Umfang der
                                 Radreife überdieß Löcher angebracht, um zu diesem zuletzt angegebenen Zweck bei
                                 besonders ungünstiger Beschaffenheit des Bodens vorragende eiserne Stifte oder
                                 Bolzen einstecken zu können. Bei der Zugmaschine Nr. 5 von Bray's Compagnie war hierzu eine besondere mechanische Vorrichtung
                                 angebracht. Die Arbeit war an allen mehr oder weniger gut; an Nr. 1 vielleicht
                                 etwas zu leicht und an Nr. 2 dagegen etwas zu plump.
                              Nach den gemachten Erfahrungen sind die meisten dieser verschiedenen
                                 Straßenlocomotiven fähig, bei guter Beschaffenheit der Straße ziemlich
                                 beträchtliche Steigungen, allerdings nur bei entsprechend mäßigen
                                 Geschwindigkeiten zu überwinden, während bei schlechter Beschaffenheit der
                                 Straße, namentlich bei sandigem, morastigem und löcherigem Terrain das
                                 Fortkommen sehr erschwert und selbst zur Unmöglichkeit werden kann. Die Burrell'sche Maschine mit Boydell's Schleppbahn ist in dieser Beziehung natürlich am günstigsten
                                 daran, wie auch sie es ist, welche selbstverständlich die Straßen am wenigsten
                                 beschädigt. Auch besitzen alle diese Straßenlocomotiven mehr oder weniger die
                                 Fähigkeit umgelenkt und umgewendet werden zu können, sofern es anders an dem
                                 hierzu benöthigten Raum nicht fehlt. Doch scheint mir, daß sie gerade in dieser
                                 Hinsicht, sowie auch in der besseren Balancirung und Ausrüstung mittelst elastischer Federn
                                 und Buffer zur Aufnahme und Unschädlichmachung der beim Fahren entstehenden
                                 Stöße noch Manches zu wünschen übrig lassen, und daß deßhalb gerade die
                                 Verbesserungen, welche dieselben nach den neuesten Berichten aus
                                 Deutschland,Siehe die einschlägigen Berichte: von Prof. Rühlmann in Hannover „über die
                                          Straßen-Dampfwagen auf der Hamburger internationalen
                                          landwirthschaftlichen Ausstellung im J. 1863,“ in den
                                       Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 311 (daraus im
                                       polytechn. Journal Bd. CLXX S.
                                          151), und von Dr. Robert Schmidt in Berlin „über
                                          Straßenlocomotiven, insbesondere über die von Schwarzkopff construirte derartige Maschine“,
                                       im polytechn. Journal Bd. CLXX S.
                                          16. besonders von Schwarzkopff in Berlin durch
                                 Anwendung einer zweicylindrigen Maschine mit Coulissensteuerung und
                                 Lenkvorrichtung, elastischen Federn und Gummibuffern, erhalten haben, als ein
                                 sehr wichtiger Fortschritt zu begrüßen sind.
                              So begegnen wir denn am Schlusse unserer kurzen Betrachtung über die
                                 Straßenlocomotiven dem erfreulichen Resultate, wornach es ganz den Anschein hat,
                                 daß, wie bei den Eisenbahnlocomotiven, die deutschen Constructeure berufen seyn
                                 dürften, auch den von den englischen Mechanikern angefangenen Bau der
                                 Straßenlocomotiven weiter auszubilden und zu vervollkommnen!
                              
                           
                              c. Die
                                    Locomobilen.
                              Was endlich die übrigen transportablen Dampfmaschinen
                                 oder Locomobilen, die beweglichen, aber sich nicht selbst bewegenden Dampfwagen, anbelangt,
                                 wovon auf der letzten internationalen Ausstellung in London ein ganzes Heer zu
                                 sehen war, so sind sie schon früher in dieser Zeitschrift ausführlich von M.
                                 Eyth beschrieben worden,Siehe dessen Abhandlung in diesem Journal, Bd. CLXV S. 1, 81, 161, 241, 321, 401 und Bd. CLXVI S. 1,333. so daß ich hier füglich auf eine weitere Betrachtung derselben
                                 verzichten kann, nur bemerkend, daß an dieser Locomobilen-Ausstellung
                                 außer England, welches durch 18 der bedeutendsten
                                 FirmenZu diesen gehört vor Allem das Haus: Ransomes
                                       and
                                       Sims
                                       ,
                                       Orwell Works, in Ipswich, welches das
                                       erste war, das die Locomobilen auf die Landwirthschaft anwendete; sodann
                                       das Haus: Clayton
                                       ,
                                       Shuttleworth
                                       and
                                       Comp
                                       ., Stampend Iron Works, in Lincoln, welches
                                       die meisten und vielleicht die besten Locomobilen fertigte. Eine der
                                       beiden ausgestellten Locomobilen dieser Fabrik trug die Nummer 4703; sie
                                       soll aber schon gegen 5000 Stücke gefertigt haben! Im Weitern sind zu
                                       nennen: Tuxford
                                       and
                                       Sons in Boston und Shirbeck Iron Works; Barrett
                                       ,
                                       Exall
                                       and
                                       Andrews, Katesgrove Iron Works, in Reading; Garrett
                                       and
                                       Son, in Suffolk; Robey
                                       and
                                       Comp
                                       ., Perseverance
                                       Iron Works, in Lincoln, Hornsby
                                       and
                                       Son, Spittlegate Iron Works, in
                                       Grantham u.s.w. in dieser Maschinenrichtung vertreten war, von denen einzelne derselben
                                 zwei und selbst drei
                                 Exemplare verschiedenen Systems ausgestellt hatten, auch Frankreich mit 9, Belgien mit 2 und Deutschland mit 1 Stück Antheil nahm, daß aber die
                                 englischen Aussteller ihren weiten Vorsprung im
                                 Locomobilenbau auch bei diesem Anlasse behaupteten.
                              ––––––––––
                              Damit bin ich am Ende meiner Rundschau über die
                                    Dampfmaschinen und ihre Concurrenten auf der letzten internationalen
                                    Industrie-Ausstellung in London angelangt, und es bleibt mir nur
                                 noch übrig, meine Leser, deren Geduld ich fast über Gebühr in Anspruch genommen
                                 habe, um billige Nachsicht zu bitten. Der wichtige und umfassende Gegenstand
                                 möge mich bei ihnen entschuldigen!