| Titel: | Ueber die Darstellung des Lithions aus Lepidolith; von A. Lunglmayr. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXXIV., S. 294 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXIV.
                        Ueber die Darstellung des Lithions aus
                           Lepidolith; von A.
                              Lunglmayr.
                        Aus dem neuen Jahrbuch der Pharmacie, Bd. XX S.
                              272.
                        Lunglmayr, über die Darstellung des Lithions aus
                           Lepidolith.
                        
                     
                        
                           Der Lepidolith, welcher sehr billig aus Steiermark bezogen wird, ist zweiachsiger
                              Glimmer mit Lithion- und Fluorgehalt und enthält in 100 Theilen gegen 4
                              Theile Lithion. Zur Gewinnung des Lithions wurde das gepulverte Mineral innig mit
                              1/5 seines Gewichtes Kalkhydrat vermengt und einer längere Zeit andauernden
                              Glühhitze ausgesetzt. Zur ersten Probe verwendete ich 20 Pfund Lepidolith und 5
                              Pfund Kalkhydrat; es
                              wurde das Gemisch so lange geglüht, bis die Mischung anfieng zusammen zu sintern.
                              Die Masse hatte nun ein ganz glasartiges Ansehen erhalten, und ich konnte sie nur
                              durch Anwendung der äußersten Gewalt und durch Zertrümmerung der Schmelztiegel
                              wieder auseinander bringen. Die erhaltene Masse ließ ich zum zweitenmale möglichst
                              sein stoßen und rührte sie mit Wasser zu einem ganz dünnen Brei an. Ein zu geringer
                              Zusatz von Wasser brachte mich in die Unannehmlichkeit, daß sich bei dem
                              darauffolgenden Eintragen der Schwefelsäure in den Brei Knollen in der Größe eines
                              Hühnereies bildeten, welche nur mit der größten Mühe wieder entfernt werden
                              konnten.
                           In diesen Brei wurden nun langsam unter beständigem Agitiren 10 Pfund concentrirte
                              Schwefelsäure eingetragen. Es entstand dadurch aus dem Brei wieder ein ganz feines
                              feuchtes Pulver, welches darauf gegossene kleine Quantitäten Wasser mit Begierde
                              einsog. Dieses Pulver wurde 4 Tage hindurch feucht erhalten, ohne jedoch mehr Wasser
                              zuzusetzen als gerade zur Anfeuchtung nothwendig war, um die Schwefelsäure nicht zu
                              sehr zu verdünnen, sondern sie in gehöriger Stärke auf den Lepidolith wirken zu
                              lassen. Am fünften Tage der Digestion wurde ein Theil des Pulvers herausgenommen,
                              mit Wasser, welches noch sehr begierig eingesogen wurde, wieder ein Brei
                              hergestellt, und so lange Kalkmilch eingetragen, bis eine abfiltrirte Probe die
                              alkalische Reaction zeigte. Nun wurde durch einen leinenen Spitzbeutel filtrirt, und
                              so nach und nach alles Pulver behandelt. Die im Spitzbeutel zurückbleibende Masse
                              wurde zweimal mit Wasser ausgekocht und ebenfalls filtrirt.
                           Die erst erhaltene und die durch das erste Auskochen gelieferte Lauge behandelte ich
                              nun weiter, die vom zweiten aber sammelte ich und hob sie, sowie die in der Folge
                              sich ergebenden Waschwasser, zur nächsten Bereitung auf, da sie nur schwach salzig
                              waren, also die weitere Behandlung nicht lohnten, während sie, bei der nächsten
                              Bereitung anstatt des Wassers angewendet, ihren Lithiongehalt doch noch vollständig
                              abgeben.
                           Die erst gewonnenen Salzlaugen wurden in einem eisernen Kessel soweit eingedampft,
                              bis etwa der dritte Theil der Flüssigkeit noch vorhanden war. Nun filtrirte ich von
                              dem während des Abdampfens reichlich ausgeschiedenen Gypse ab, und fällte den in der
                              Lösung gebliebenen Rest desselben, durch Eintragen von kohlensaurem Natron in die
                              erwärmte Flüssigkeit aus. Nachdem sich in einer abfiltrirten Probe auf einen
                              größeren Zusatz von kohlensaurem Natron keine Trübung mehr zeigte, filtrirte ich
                              nochmals und erhitzte die nun erhaltene unreine Lösung von schwefelsaurem Lithion
                              zum Kochen. Während des Kochens trug ich nochmals kohlensaures Natron ein, so lange ein
                              Niederschlag erfolgte. Dadurch wurde das kohlensaure Lithion ausgefällt. Dieses
                              sammelte ich auf einem Filter und wusch es so lange aus, bis das Waschwasser keine
                              Reaction auf Schwefelsäure mehr zeigte. Dieses Waschwasser hob ich ebenfalls zur
                              nächsten Bereitung auf. – Das ausgefällte kohlensaure Lithion wird durch
                              Auflösen in verdünnter Salzsäure und Fällung mit kohlensaurem Ammoniak gereinigt,
                              und ist nun in bekannter Weise zur Darstellung der übrigen Lithionsalze
                              verwendbar.