| Titel: | Verbesserte Oefen zur Fabrication des hämmerbaren Gußeisens; von J. L. Dalifol in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XCIII., S. 360 | 
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                        XCIII.
                        Verbesserte Oefen zur Fabrication des hämmerbaren
                           Gußeisens; von J. L.
                              Dalifol in Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, December 1863, S.
                              305.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Dalifol's verbesserte Oefen zur Fabrication des hämmerbaren
                           Gußeisens.
                        
                     
                        
                           Die Verbesserungen, welche Dalifol, der sich seit längerer
                              Zeit mit der Fabrication des hämmerbaren Gußeisens beschäftigt, neuerdings an den
                              bisher üblichen Oefen einführte, haben den Zweck, Brennmaterial zu ersparen, größere
                              Massen Roheisen auf einmal verarbeiten zu können und den Bruch von Tiegeln möglichst
                              zu vermindern.
                           Figur 5–8 stellen die zwei neuen Ofensysteme
                              dar.
                           Fig. 5 ist ein
                              Verticalschnitt durch die Achse eines kleinen verbesserten Kupolofens; Fig. 6 ist ein
                              Horizontalschnitt nach der Linie 1, 2.
                           Der Tiegel C (Fig. 5), welcher das
                              Roheisen aufzunehmen hat, steht in der Mitte des runden Kupolofens A auf einer Unterlage, welche den obersten Theil eines
                              geschlossenen Canals bildet. Das Brennmaterial kommt in den ringförmigen Raum
                              zwischen dem Tiegel und der Ofenwand, und demselben wird durch zwei Leitungen mit
                              den Formen T und T' der
                              Gebläsewind von unten zugeführt. Die aufsteigenden Verbrennungsgase werden nach dem
                              Canal D herabgeführt und ziehen dann wieder in die Höhe,
                              um durch den horizontalen Canal E in die Esse zu
                              entweichen, welche mehreren Oefen gemeinschaftlich seyn kann. Auf diese Weise wird
                              offenbar das Brennmaterial besser ausgenutzt als bei der gewöhnlichen Methode, und
                              der Tiegelbruch wird dadurch vermindert, daß der große Tiegel weniger starken
                              Temperaturdifferenzen ausgesetzt ist.
                           Das geschmolzene Roheisen läuft durch eine Oeffnung C
                              (Fig. 6)
                              im Niveau der Thüre e aus. – Der Tiegel wird aus
                              dem Kupolofen durch die im Mantel B angebrachte Oeffnung
                              D' herausgezogen.
                           Fig. 7 und
                              8 stellen
                              im Verticalschnitt nach der gebrochenen Linie 3–4–5–6, und im
                              Horizontalschnitt nach der Linie 7–8 einen Ofen zum Schmelzen in kleinen
                              Tiegeln dar. Hierbei befinden sich Feuerungen F und F' auf zwei gegenüber liegenden Seiten des runden Ofens
                              A, in welchem vier Tiegel C stehen; diese Feuerungen sind mit dem Ofen durch Canäle B und B' in Verbindung
                              gesetzt, aus welchen die heißen Gase im Niveau der feuerfesten Sohle G ausströmen. Die im Ofen aufsteigenden Gase ziehen
                              durch die Oeffnung H (Fig. 8), werden dann in den Canal D herabgeführt, welcher die Sohle E erhitzt, worauf der Tiegel steht, und begeben sich endlich in die
                              gemeinschaftliche Esse. Die Sohle E ist hohl, damit das
                              aus den Tiegeln ablaufende Gußeisen durch eine einzige Oeffnung h (Fig. 8) abfließen kann.
                              Die Tiegel werden durch die bewegliche Thür I in den
                              Ofen eingesetzt.
                           Auch bei diesem Ofensystem werden die Tiegel mit bester Ausnutzung des Brennmaterials
                              auf einer sehr hohen Temperatur erhalten.
                           ––––––––––
                           Einem Vortrage, welchen Hr. Brüll über das hämmerbare
                              Gußeisen in der Société des Ingenieurs
                                 civils zu Paris hielt, entnehmen wir Folgendes:
                           Zur Fabrication des hämmerbaren Gußeisens wird in Frankreich hauptsächlich das aus
                              Rotheisenstein erblasene schwer schmelzbare Holzkohleneisen voll Ulverstone in
                              Schottland verwendet. Man schmilzt es in Tiegeln, welche circa 60 Pfd. fassen und mit Kohks in Oefen von der Einrichtung der
                              Stahlöfen erhitzt werden. Die gegossenen Gegenstände, welche außerordentlich spröde
                              sind und von der Feile nicht angegriffen werden, bringt man mit gepulvertem
                              Eisenoxyd (Rotheisenstein) in gußeiserne Tiegel und erhitzt diese in Oefen von
                              rechteckigem Querschnitte in mehreren Reihen übereinander unter allmählicher
                              Steigerung der Temperatur, so daß nach 24 Stunden eine lebhafte Rothgluth erreicht
                              wird; die Erhitzung wird 3, 4 bis 5 Tage fortgesetzt, je nach der Größe der Stücke
                              und dem Grade der Hämmerbarkeit, den man erreichen will; dann läßt man das Feuer
                              allmählich sinken und nimmt die Tiegel nach dem Erkalten des Ofens heraus. Die
                              dicken Stücke und diejenigen, welche nach ihrer Achse durchbohrt werden sollen,
                              müssen diesen Proceß noch einmal durchmachen.
                           Das so erhaltene Metall ist im Allgemeinen einem guten Schmiedeeisen sehr ähnlich; es
                              hat etwa die Dichtigkeit des Gußeisens; die äußere Farbe der geglühten Gegenstände
                              ist weniger dunkel wie die des Schmiedeeisens, unterscheidet sich aber auch von der
                              des Gußeisens. Der Bruch ist meist weiß, feinkörnig, glänzend, zuweilen grau und von
                              dem seidenartigen Ansehen des weichen Stahles mit Neigung zu Adern; ist der
                              Gegenstand stärker als 8 bis 10 Millimet., so zeigt sich im Bruche außen eine Zone
                              Schmiedeeisen, im Innern ein graues, sehr weiches Gußeisen. Gegen die Feile verhält
                              sich das hämmerbare Gußeisen etwa wie Schmiedeeisen, nimmt aber eine bessere Politur
                              an als dieses, ist im Allgemeinen nicht sehr hart, die Werkzeuge greifen es leicht
                              an und es wird durch die
                              Reibung rasch abgenutzt. Es ist viel klingender als Schmiedeeisen, eine Eigenschaft,
                              durch die man es zuweilen von diesem unterscheiden kann. Bei kleinen Dimensionen
                              läßt es sich leicht biegen und drehen, ohne Risse zu bekommen; bei größeren bricht
                              der gußeiserne Kern, während die äußere Rinde widersteht. Es läßt sich kalt hämmern,
                              walzen und stempeln, auch bei niederer Temperatur ziemlich gut schmieden, zerbricht
                              aber bei beginnender Weißgluth unter dem Hammer und bei noch höherer Temperatur
                              schmilzt das Innere unter Funkensprühen, so daß man nicht daran denken kann, etwas
                              starke Stücke zusammenzuschweißen; das Löthen mit Kupfer gelingt gut. Es ist sehr
                              schwer schmelzbar, widersteht dem Feuer weit besser als Gußeisen und eben so gut wie
                              Schmiedeeisen, so daß man es zu Schmelztiegeln für edle Metalle, Gießpfannen etc.
                              verwenden kann.
                           General Morin und Tresca haben
                              eine Reihe von Biegungsversuchen mit dem hämmerbaren Gußeisen angestellt und bei
                              kleinen Stücken den Elasticitätscoefficient zu 18,929,000,000 Kilogr., die
                              Elasticitätsgrenze zu 8,731,000 Kilogr. und die Belastung beim Bruche zu 35 Kilogr.
                              per Quadratmillimet. gefunden. Je größer aber die
                              Dicke war, desto geringer war der Elasticitätscoefficient, bis dieser bei 0,4 Met.
                              Dicke auf 14,785,000,000 Kilogr., d.h. den eines guten Gußeisens, herabsank.
                           Hr. Brüll untersuchte fünfzehn runde Stäbe von 5 bis 20
                              Millim. Durchmesser auf ihre Zugfestigkeit und es ergab sich, daß das hämmerbare
                              Gußeisen im Durchschnitte eine Widerstandsfähigkeit von 32,5 Kilogr. (25,6 bis 36,4)
                              befaß, während diese bei dem nicht geglühten Gußeisen nur etwa 14 Kilogr. betrug;
                              daß die entsprechende Verlängerung sich auf etwa 0,010 bis 0,012 der ursprünglichen
                              Länge belief, die verschiedene Stärke innerhalb der angegebenen Grenzen nur wenig
                              Einfluß hatte, ziemlich häufig Fehler verschiedener Art auftraten, die bedeutende
                              Veränderungen der Festigkeit bewirkten und daß endlich die Elasticitätsgrenze nur
                              ausnahmsweise so weit herabsank, wie Morin und Tresca es fanden. Er schloß aus seinen Versuchen, daß das
                              hämmerbare Gußeisen eben so elastisch und fest ist, wie gutes Schmiedeeisen, ohne
                              aber in dieser Beziehung die ausgezeichneten Sorten zu erreichen, daß es aber in
                              Betreff der leichten Formveränderung selbst mittlerem Schmiedeeisen nachsteht und
                              heftigen Stößen weniger gut widersteht.
                           In Frankreich bestehen etwa 15 Gießereien für hämmerbares Gußeisen, welche täglich
                              160 bis 200 Cntr. im durchschnittlichen Preise von 17 bis 27 Thlr. produciren; in
                              England kosten currente Artikel nicht über 10 bis 13 Thlr., so daß ziemlich viel
                              nach Frankreich importirt werden kann. Ueberhaupt ist diese Industrie jetzt in allen civilisirten Ländern
                              verbreitet.
                           Man stellt aus hämmerbarem Gußeisen nur kleine Gegenstände dar, wenn man auf einige
                              Festigkeit Anspruch macht. Dicke Gegenstände haben meist ein höheres Gewicht und man
                              stellt sie lieber aus Schmiedeeisen her. Nur für einzelne complicirte Gegenstände,
                              wie gegabelte Kurbelstangen, kleine gekröpfte Wellen etc. wendet man wegen des
                              schwierigen Schmiedens, des großen Abfalles und der theuren Handarbeit zuweilen
                              hämmerbares Gußeisen an. Für kleine, leichte Gegenstände aber ist dieses Material
                              sehr vortheilhaft; kleine Schraubenschlüssel, Thürschlüssel, Waagentheile, Zwingen
                              etc. kosten so kaum die Hälfte als wenn man sie schmiedete; an billigen Revolvern
                              (zu etwa 6 Thlr.) ist nicht ein einziges Stück Schmiedeeisen oder Stahl. In
                              einzelnen Fällen liefert das hämmerbare Gußeisen nicht nur eine billigere, sondern
                              auch eine bessere Waare als ein anderes Material.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
