| Titel: | Ueber Bauziegelfabrication und über die neuesten Maschinen zur Herstellung von Mauersteinen aus nassem und trockenem Thon; von Professor Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. CI., S. 406 | 
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                        CI.
                        Ueber Bauziegelfabrication und über die neuesten
                           Maschinen zur Herstellung von Mauersteinen aus nassem und trockenem Thon; von Professor
                           Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1863 S. 352.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Rühlmann, über Bauziegelfabrication mittelst Maschinen aus nassem
                           und trockenem Thon.
                        
                     
                        
                           I. Allgemeines.
                           Es gibt wenig Dinge im Gebiete der heutigen Technik und des Maschinenwesens, wo so
                              viel Widersprechendes, so viel Lob und Tadel gleichzeitig auftritt, wie bei
                              Behandlung der Frage: ob man glatte Thonziegel für Bauzwecke, Mauersteine
                              (Vollziegel), am vortheilhaftesten und ausschließlich mit Menschenhänden oder mit
                              Hülfe von Maschinen verfertige. In der That ist die Beantwortung dieser Frage nicht
                              leicht, weil gleichzeitig zu viele Umstände und Verhältnisse in Betracht gezogen
                              werden müssen und kein Vorurtheil mitgebracht werden darf.
                           Mit Nachstehendem will ich es versuchen, ein Scherflein zur gedachten Beantwortung
                              beizutragen, nicht weil ich mich als der Behandlung des Thema's vollkommen gewachsen
                              fühlte, sondern weil mir in meinem technischen Wirkungskreise, namentlich bei den
                              jüngsten internationalen Ausstellungen in London und Hamburg, über
                              Bauziegelfabrication mancherlei bekannt geworden ist, und endlich, weil ich die
                              Hoffnung hege, daß sich durch meine Bemerkungen Andere veranlaßt sehen dürften,
                              Besseres und Vollständigeres zu liefern, als dieß hier der Fall ist.
                           Unläugbare Thatsache ist es, daß während gegenwärtig die Maschine bei der Fabrication
                              der Drainröhren, der hohlen und façonnirten Bauziegel etc. ausschließlich in
                              Anwendung gebracht wird, sie auf dem Felde der Erzeugung glatter Vollziegel
                              (gewöhnlicher Mauersteine) noch immer vergeblich um zweifellose Entscheidung
                              kämpft.
                           
                           Die Gründe dieser Erscheinung sind mannichfache. Vor Allem ist zu beachten, daß, wie
                              vortrefflich eine Ziegelmaschine (vorzugsweise zum Formen und Pressen) auch arbeiten
                              mag, ihr doch nur ein gewisser Theil der erforderlichen Gesammtarbeit zufällt, indem
                              das Graben und Vorbereiten des Thones, das Abtragen der fertigen Steine, das
                              Aufkanten, Trocknen derselben (wenn überhaupt nasser Thon
                              verarbeitet wird) und endlich das Brennen unverändert verbleibt, wie auch das
                              Zermahlen, Kneten und Formen von der Maschine besorgt werden mag.
                           Nächstdem ist zu bemerken, daß der Betrieb der meisten Maschinenziegeleien in viel zu
                              kleinem Maaßstabe erfolgt und die zur Verfügung stehenden Capitalien sehr oft zu
                              gering sind.
                           Ein anderes Hinderniß für die allgemeine Anwendung der Maschinen ist die Stockung,
                              welche die ganze Fabrication oft durch unbedeutende Brüche oder Reparaturen erfährt,
                              ein Umstand, der um so nachtheiliger einwirkt, je beschränkter die Ausdehnung der
                              Anlage ist.
                           Auch eignet sich nicht aller Thon, woraus man noch Ziegel durch Handformerei
                              herstellen kann, für die Maschinenarbeit, vorausgesetzt, daß nasser und nicht
                              trockener Thon das Material bildet. So ist sehr vieler Thon der hannoverschen
                              Marschgegenden für die Maschinenformerei unbrauchbar, weil er zu kurz ist, weil ihm
                              eine gewisse eigenthümliche Zähigkeit oder Plasticität fehlt. Gleichfalls ist vieler
                              Geeste-Thon unbrauchbar, weil er zu viel kleinere oder größere, glatte,
                              platt-ovale oder eiförmige, besonders sehr harte
                              Kieselsteine enthält, welche die Maschine nicht zu zerkleinern vermag und die als
                              ein Ganzes in die Preßform übergehen etc.
                           Nicht minder sind es die vielen Hunderte von verunglückten, ganz beseitigten
                              Ziegelmaschinen, welche einen allgemeinen Widerwillen gegen den mechanischen
                              Arbeitsproceß erzeugt haben, die Ungewißheit, welche von den zur Zeit belobten und
                              mindestens im Gange befindlichen Maschinen die beste ist, von welcher der
                              Unternehmer fern bleiben oder welche er anschaffen soll. Oft sind
                              Ziegelformmaschinen in schlechtem Rufe, nur weil sie nicht aus dem besten Materiale
                              hergestellt und leider noch öfter schlecht ausgeführt sind, während ihr
                              Constructionsprincip an sich zum Ziele führen müßte.
                           Allermeist ist es aber der geringe Arbeitslohn, wofür man Handziegel beschafft, die
                              immer noch von besserer Qualität sind als die Producte gewisser Ziegelmaschinen.
                           In der nicht allzuweit von der Stadt Hannover belegenen Ziegelei eines meiner
                              Freunde, wo ausschließlich gewöhnliche (volle) Mauerziegel gemacht werden,
                              arbeiteten verflossenen Sommer zwei Gruppen (jede ein Tisch, Pflug, Colonne genannt)
                              von je 6 MannDiese Mannschaft vertheilt sich für jeden der beiden Tische (à 6 Mann)
                                    wie folgt:1 Former,1 Vorformer,1 Junge zum Abtragen der Steine,1 Zubringer für fertigen Thon,1 Anfahrer rohen Thones zur Fahr- oder
                                    Knetmaschine (womit der Thon durch zwei in Spirallinien laufende Wagenräder
                                    bearbeitet wird und wovon sich eine Abbildung in Muspratt-Stohmann's
                                    „Chemie in Anwendung auf Künste und Gewerbe,“ Anhang,
                                    Artikel „Thonwaaren“ Seite 147 vorfindet);1 Mann, welcher das Aufnehmen und Wegstauen der trocken
                                    gewordenen Steine zum Freimachen des Platzes für neue Fabricate zu besorgen
                                    hat.
                              „Lipper Ziegelmacher,“ wovon jeder Tisch in einem Accorde bei normalen
                              Witterungsverhältnissen, in der Zeit vom 15. April bis 15. October (während einer
                              „Lipper Campagne“) gleich 25 Wochen à 6 Tage = 150
                              Arbeitstagen, nicht weniger als
                           600,000 Stück Mauerziegel
                           lieferte, allerdings mit
                                 eingerechnet, was etwa beim Trocknen durch Bersten etc. verloren gieng.
                           Für je 1000 Stück Steine erhielten diese 6 Mann einen Accordsatz von 25 bis 26
                              Sgr.
                           Die Durchschnittsproduction war demnach pro Tag und pro Tisch 4000 Stück (oder 8000 Stück für beide Tische)
                              oder 666 Stück pro Kopf und pro Tag, eine Zahl, die natürlich bald überschritten wird, bald unerreicht
                              bleibt. Das Maximum der Leistung im hohen Sommer war aber gewiß 4500 bis 4700
                              Mauersteine pro Tag (oder 750 bis 783 Stück pro Kopf), wo die Leute effectiv 14 Stunden arbeiteten,
                              von Morgens 3 Uhr bis Abends 8, auch 9 Uhr mit dazwischen liegender dreistündiger
                              Ruhe.Die fragliche Ziegelei hat überhaupt eine Belegschaft von 20 erwachsenen
                                    Personen (aus dem Lippe'schen) nebst 3 Jungen.Außer den 12 Personen an den beiden angeführten Mauersteintischen werden von
                                    den übrigen folgende Arbeiten verrichtet:7 Mann besorgen das Einsetzen der Steine in die Oefen und das
                                    Wiederausbringen derselben nach dem Brennen. Auch müssen diese die trockenen
                                    Steine aus der ganzen Ziegelei zusammenholen, die erforderlichen Rüstungen
                                    von einem Ofen zum anderen transportiren u.s.w.3 Mann besorgen das Brennen der Oefen und sonstige Nebenarbeiten, und 1 Mann
                                    hat die Pferde zum Zerkleinen und Fertigmachen des Thons in der Fahrmaschine
                                    zu treiben.Einsetzer und Brenner erhalten Tagelohn, und zwar 4 Thlr. pro Woche und der Pferdetreiber 3 bis 3 1/2
                                    Thlr. pro Woche.
                              
                           Leider habe ich in meiner Nähe keine Maschinenziegelei, um aus gehöriger Beobachtung einer solchen bestimmte Zahlenwerthe entnehmen zu können, sowie ich
                              auch bei der Hamburger Ausstellung weder Zeit noch Gelegenheit fand, derartige zuverlässige Erfahrungswerthe zu gewinnen. Dagegen ist
                              mir aus der Zeit, wo ich bei der letzten (1862er) Londoner
                              Industrie-Ausstellung mit als Preisrichter wirken mußte, ein Resultat
                              bekannt, dessen Richtigkeit ich verbürgen kann.
                           An einer Stelle unweit London fand ich Gelegenheit, die größte und zugleich beste der
                              mir überhaupt vorgekommenen Clayton'schen Ziegelmaschinen
                              in ihrer Arbeitsthätigkeit zu beobachten, ohne daß man dort von meiner Hinkunft
                              unterrichtet seyn konnte.
                           Diese Maschine lieferte täglich gewiß 28000 bis 30000 Stück glatte und volle
                              Mauerziegel, etwa von der auch bei uns gebräuchlichen Größe.
                           Zum Betriebe waren zwei transportable Dampfmaschinen (Locomobilen) im Gange, deren
                              Gesammtarbeit jedenfalls der von 18 Maschinenpferden gleich zu rechnen war.Der Preis dieser (in Fig.
                                       16–19 abgebildeten)
                                    Ziegelmaschine, eine Combination von Thonwalzwerk, Knetmaschine und
                                    Formpresse, wurde zu 330 Pfd. Sterl. franco
                                    London angegeben.Nach dem mir vorliegenden Preiscourante der in Deutschland mehrfach belobten
                                    Sachsenberg'schen Ziegelmaschinen kostet eine
                                    solche, einschließlich completen Thonschneiders: 925 Thlr., und soll pro Stunde etwa 1000 Vollsteine gewöhnlicher
                                    Größe liefern. Dabei rathen die Fabrikanten als Betriebsmittel eine
                                    Locomobile von 6 bis 8 Maschinenpferden anzuschaffen.Die (bis auf den Schneideapparat) ähnlich wie die Clayton'sche combinirte Ziegelmaschine des Hrn. Hertel in Nienburg a. d. Saale soll nach dem
                                    Preiscourante dieses Herren 1100 Thlr. kosten und per Stunde 1000 Mauersteine unter Anwendung einer Dampfmaschine
                                    von 8 bis 10 Maschinenpferden erzeugen.Nach Schlickeysen's (in Berlin) gedruckten
                                    „Mittheilungen über die Leistungen seiner
                                       Patent-Universal-Ziegelpresse,“ kostet dessen
                                    größte Ziegelmaschine 1250 Thaler, womit täglich 12000 bis 16000 Vollziegel
                                    gepreßt werden sollen, während eine Betriebsdampfmaschine von 6 bis 8
                                    Maschinenpferden erfordert wird.Die Zahl der Bedienungsmannschaft ist bei diesen letzteren drei
                                    Maschinengattungen ungefähr dieselbe. Wie weit diesen Leistungsangaben bei
                                    den verschiedenen Maschinen entsprochen wird, kann ich nach eigener
                                    Erfahrung nicht entscheiden.
                              
                           Dabei bestand die Gesammtbedienung aus 20 Mann unter folgengender
                              Arbeitsvertheilung:
                           8 Mann karrten den erforderlichen Thon herbei, und zwar auf eine Förderstrecke von 50
                              bis 60 Ruthen.
                           1 Mann bediente beide Locomobilen.
                           1 Mann stand auf der Ziegelpresse, um etwaigen Störungen, Thonstopfungen
                              abzuhelfen.
                           2 Mann verrichteten das Schneiden der aus der Maschine zu beiden Seiten austretenden
                              Thonprismen in Steine, während
                           8 Jungen das Abfahren der erzeugten Steine bewirkten, und zwar auf theilweise
                              ziemlich große Entfernungen.
                           
                           Während unseres 2 1/2 stündigen (wie gesagt nicht angekündigten) Aufenthaltes
                              arbeitete die ganze Maschinerie ohne irgend welche Störung und Unterbrechung,
                              überhaupt in jeder Weise zufriedenstellend, so wie die enorme Quantität der
                              außerhalb des Maschinengebäudes aufgestellten frischen Steine schließen ließ, daß
                              die Versicherung des Ziegelmeisters, der Gang des Werkes sey regelmäßig und stetig,
                              wohl der Wahrheit gemäß seyn konnte.
                           Da, wie gesagt, mir eigene Beobachtungen und Erfahrungen über deutsche
                              Maschinenziegeleien fehlten, wandte ich mich, um Belehrung und Aufklärung zu
                              erlangen, an einige deutsche Ziegeleibesitzer, die mir als besonders der Sache
                              gewachsene Männer bezeichnet wurden.
                           Von einem dieser Herren, einem sehr gebildeten Manne in Mitteldeutschland, erhielt
                              ich auf meine Anfrage (unterm 7. December 1863) folgende Antwort:
                           
                              „Ich halte alle mir zur Zeit bekannten Maschinen zum Formen der vollen
                                 Bausteine (Mauerziegel) aus Thon für unbrauchbar, weil sie weder billig noch gut
                                 genug gegenüber der Handarbeit liefern, namentlich wenn die Masse (der Thon) gut
                                 vorbereitet wird, was in der Regel am besten durch doppelte gegeneinander
                                 laufende Walzen aus Hartguß geschieht. Doch ist auch diese Vorbereitungsmaschine
                                 nicht rentabel, wenn das Rohmaterial an sich sehr gut ist und wenn nicht zu
                                 große Ansprüche an schönes Aussehen der Ziegel gemacht werden. Dennoch bin ich
                                 der Ueberzeugung, daß man bald Maschinen einführen wird, welche, wie alle
                                 Maschinen, den Sieg über die Handarbeit erringen, sobald die Maschinen wirklich
                                 zweckmäßig eingerichtet sind. In England gibt es bereits gute
                                 Voll-Ziegelmaschinen nach einem Systeme, welches allein richtig ist,
                                 nämlich Pressen, die das Material ganz trocken verarbeiten. Das betreffende
                                 Fabricat habe ich gesehen, es war ausgezeichnet. Indeß habe ich mich persönlich
                                 noch nicht entschließen können die Kastanien aus dem Feuer zu holen, zumal ich
                                 dieß Verfahren erst kennen gelernt habe, nachdem ich meine gegenwärtige Anlage
                                 bereits fertig hatte und ich wahrscheinlich meine ganze, zur Zeit gut rentirende Fabrik, fast gänzlich wegwerfen müßte.
                              
                           
                              „Jedoch verfolge ich die Sache und werde mich zuletzt doch noch
                                 entschließen müssen, mit der Zeit fortzugehen. Die fraglichen, zum Pressen des
                                 trockenen Thones erforderlichen Maschinen sind übrigens so theuer, daß man nur
                                 dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn man jährlich mindestens 7 bis 8 Millionen
                                 Ziegel brennen und absetzen kann, wozu vor Allem ein großer Vorrath von Material
                                 gehört.
                              
                           
                              „Wie schon gesagt, waren die mir von einem Freunde aus England mitgebrachten und aus trockenem Thone gepreßten Ziegel ganz vortrefflich,
                                 während ich alle mir bis jetzt vorgekommenen, mit der Maschine naß gepreßten
                                 Ziegel als schlechter wie die mit der Hand erzeugten bezeichnen muß, indem die
                                 Maschinenziegel stets reihen und sich nicht behauen ließen.“
                              
                                 
                                 Ich referire hier genau, ohne letztere Ansichten völlig zu theilen.
                                 
                              
                           Ein zweiter Brief von einem norddeutschen, durch Leistungen und allgemeine wie
                              speciell technische Bildung gleich ausgezeichneten Ziegeleibesitzer gab mir auf
                              dieselbe Frage folgende Antwort:
                           
                              „Die Ziegelfabrication in Norddeutschland wird
                                 fast ohne Ausnahme „als ein landwirthschaftliches Nebengewerbe
                                    betrieben“ und zwar heute meistens noch mit denselben
                                 Hülfs- und Fabricationsmitteln wie im vorigen Jahrhundert-
                                 vielleicht sogar mit derselben biederen „Lippe'schen Arbeiter-Generation,“ deren Väter und Großväter
                                 schon seit sehr vielen Jahren dieß Geschäft betrieben. So prächtige, brave Leute
                                 diese Lippe'schen Ziegelarbeiter auch sind, so haben sie eine sonst wohl bis zur
                                 rechten Grenze schätzbare Eigenschaft, welche hier hinderlich wird – sie
                                 hängen allzusehr am Althergebrachten und steifen sich
                                 mit einer Zähigkeit gegen Neuerungen, die es fast unmöglich macht, irgend ein
                                 anderes Verfahren der Ziegelfabrication da einzuführen, wo man mit Lippe'schen
                                 Leuten zu arbeiten pflegt.
                              
                           
                              „Die Eigenthümer der meisten Ziegeleien bekümmern sich um den technischen
                                 Betrieb derselben wenig oder wohl auch gar nicht; man überläßt dieß dem
                                 Ziegelmeister, oder auf größeren Werken etwa dem Verwalter, kurz der gesammte
                                 Industriezweig ist (mit geringen Ausnahmen) in Händen von Menschen, deren Wissen
                                 und Streben für die Sache eben nicht förderlich ist.
                              
                           
                              „Ein ferneres Hinderniß für die Maschinenziegelfabrication liegt oder lag
                                 zum großen Theile wohl mit darin, daß wir wenige Maschinen haben, mit denen
                                 vortheilhaft fabricirt werden kann.
                              
                           
                              „Bei der Aufstellung und Inbetriebsetzung einer Arbeitsmaschine wird
                                 verständiger Weise gefragt werden: „bietet die Maschine Vortheile und
                                    eventuell – welche?“ Ich gestehe: finanziell betrachtet,
                                 ist es noch nicht unzweifelhaft festgestellt, daß z.B. durch die Anwendung auch
                                 der guten Maschine eine billigere Arbeit erzielt werden kann! Es liegen mir noch
                                 nicht genügende Erfahrungen vor, um scharf rechnen zu können, da ich nicht weiß,
                                 wie lange meine eigene Ziegelmaschine halten wird,
                                 wie viel auf Amortisierung zu rechnen ist u. d. m.
                              
                           
                           
                              „Bei unseren Lohnsätzen wird durch Handarbeit annähernd ebenso billig zu
                                 arbeiten seyn, als mit den Maschinen, und bildet dieser Umstand ein wesentliches
                                 Hinderniß für die Einführung derselben.
                              
                           
                              „Ein ferneres Hinderniß für Anwendung der Maschinen zur Ziegelfabrication
                                 finde ich darin, daß zum Betriebe aller mir bekannten guten und tüchtig
                                 arbeitenden Maschinen eine größere Kraft erforderlich ist, als meistentheils
                                 vorhanden. Menschen und Pferdekräfte reichen nicht aus, es wird Dampfkraft
                                 erforderlich und dadurch natürlicher Weise die gesammte Anordnung für den
                                 Betrieb um ein Beträchtliches complicirter. Es wird auf den alten Ziegeleien,
                                 wenn vom Handbetriebe zum Maschinenbetriebe übergegangen werden soll, von den
                                 alten Einrichtungen in den meisten Fällen nicht viel benutzt werden können, und
                                 weil solche Aenderungen gewöhnlich sehr theuer kommen, so besinnt man sich
                                 zweimal, ehe man Alles über den Haufen wirft.
                              
                           
                              „Wenn die Noth nicht treibt, dauert es wohl noch lange, bis bessere
                                 Einrichtungen getroffen werden. Zuletzt hilft die Concurrenz am allerbesten.
                                 Wenn ich meine Ziegelsteine besser und billiger fabricire als meine Concurrenten, so wird
                                 voraussichtlich mein Fabricat leicht Absatz finden und ich werde in Zeiten, wo
                                 etwa Krieg droht, die Bauten stocken, die Preise der Baumaterialien fallen,
                                 immer eine gewisse Ueberlegenheit über meine Concurrenten behaupten können.
                                 Hieraus folgt zugleich, daß die theueren Preise, welche für Ziegel in den
                                 letzteren Jahren z.B. in Hannover und Bremen bezahlt wurden,Der Preis für 1000 Stück Mauersteine (von 11 1/8 Zoll hannov. Länge, 5
                                       3/8 Zoll Breite, 2 1/2 Zoll Dicke) war mindestens 10 Thaler, während sie
                                       jetzt überall für 7 Thaler zu haben sind. wahrscheinlich für den Betrieb der Ziegeleien nicht förderlich gewesen
                                 sind etc.“
                              
                           Die berühmte, großartige Ziegelfabrik am Wiener Berge, welche dereinst Alois Miesbach begründete und die nach Erforderniß jährlich bis
                              zu 80 Millionen Ziegel producirt, formt ordinäre Bausteine nur durch Handarbeit. Viele Versuche, hierzu Maschinen
                              einzuführen, sind fehlgeschlagen.
                           Von einem Wiener Freunde ist mir kürzlich als Ursache dieser Erscheinung Folgendes
                              geschrieben worden:
                           „Der Fehler bei der Maschinenziegelfabrication war das größere Gewicht der
                                 Ziegel, der viele Ausschuß beim Erzeugen und Brennen und die größere
                                 Kostspieligkeit. Auf Grundlage unserer hiesigen Verhältnisse können überhaupt Maschinenziegel nicht so billig erzeugt
                                 werden, als dieß mit Handarbeit der Fall ist. Nur dort, wo es an 
                                 Arbeitern mangelt und der Brennstoff wohlfeil ist, halten sich Maschinenziegeleien. Hier sind
                                 beide Bedingungen nicht vorhanden, da man in gewöhnlichen Zeiten, insbesondere
                                 aus den slavischen Theilen Oesterreichs, hinlängliche und abgerichtete
                                 Ziegelarbeiter um leidlichen Arbeitslohn bekommt; dagegen ist der Brennstoff in
                                 Wien wegen der hohen Bahntarife noch immer theuer.“ Wo letztere
                              Verhältnisse nicht vorhanden sind, lauten auch die Urtheile über Maschinenziegeleien
                              in Nieder-Oesterreich günstiger.Man sehe weiter unten die Urtheile über die Maschinen von Hertel in Nienburg an der Saale.
                              
                           Noch andere mir zugegangene Mittheilungen stimmen der Hauptsache nach mit dem
                              Vorstehenden überein, nur daß der eine mehr, der andere weniger HoffnungHoffnuug von den Maschinen hegt, welche entweder schon vorhanden oder noch zu
                              erfinden sind. Lege ich meine gesammelten Erfahrungen bei der letzten Entscheidung
                              mit in die Waagschale, so gelange ich überhaupt zu folgenden Urtheilen.
                           Es wird (abgesehen von der Frage geeigneter Thone) vortheilhaft seyn, Mauersteine mit
                              Hülfe von Maschinen herzustellen:
                           1) wenn man Massen produciren und
                              absetzen kann,
                           2) wenn der Arbeitslohn hoch genug steht,
                           3) wenn man unabhängig vom Arbeitspersonale seyn will, oder
                              seyn muß.
                           Bemerken möchte ich hierzu noch, daß gute Maschinenziegel
                              viel weniger Wasser enthalten als Handziegel, letztere daher 3 bis 4mal mehr
                              umgesetzt werden müssen, bevor sie trocken sind und daher mehr Zeit und Raum in Anspruch genommen wird.
                           Ebenso habe ich noch in Erfahrung gebracht, daß es allerdings Maschinenziegel geben
                              kann, welche sich recht wohl hauen lassen, während die größere Dichtigkeit der
                              Maschinenziegel freilich unter Umständen nachtheilig auf Zeit und Güte des Brennens
                              wirkt.
                           Schließlich würde noch zu entscheiden seyn, ob man, im Falle der Maschinenverwendung,
                              der Fabrication aus nassem oder aus trockenem Thone den Vorzug zu geben hat, welche Frage jedoch weiter unten
                              ihre Beantwortung finden wird.
                           
                        
                           II. Maschinen zur Herstellung von
                                 Bauziegeln aus nassem Thon.
                           Im Nachstehenden sollen nur diejenigen Maschinen oder deren Haupttheile besprochen
                              und durch Abbildungen erläutert werden, welche bis jetzt in deutschen
                              Zeitschriften oder Werken gar nicht oder für den Techniker unzureichend abgehandelt
                              worden sind.Die vollständige Literatur über Maschinen zur Ziegelfabrication findet man in
                                    dem empfehlenswerthen Buche Heusinger's von
                                       Waldegg: „die Kalk-, Ziegel- und
                                       Röhrenbrennerei.“ Leipzig 1861, S. 255 u. ff.
                              
                           Ohne ferner zu entscheiden, ob die Ziegelpreßmaschine von Sachsenberg in Roslau,Beschrieben und abgebildet im Civilingenieur Bd. IX S. 399; daraus S. 266 in
                                    diesem Bande des polytechn. Journals. von Hertel in Nienburg a. d. S.,S. 403 in diesem Bande des polytechn.
                                    Journals. von Schlickeysen in BerlinHeusinger v. Waldegg
                                    a. a. O. S. 246, 254, 263. oder von Clayton in London die beste und
                              empfehlenswertheste ist, da mir hierzu die hinlänglichen Erfahrungen fehlen, wende
                              ich mich zur Beschreibung der letzteren, die, meines Wissens, außer in Mallett's
                              Record of the Great Exhibition, pag. 147 (und auch da
                              nur in perspectivischen Ansichten) noch nirgends in ihrer gegenwärtigen Gestalt
                              abgebildet wurde.In M. Eyth's trefflichem Artikel „die
                                       Backsteinmaschinen auf der Leeds Ausstellung im Jahre 1861“
                                    im polytechn. Journal Bd. CLXII S.
                                       92 wird über Clayton's Maschine (die in
                                    Leeds nicht vertreten war) bemerkt, „daß sie noch immer eine
                                       Combination des horizontalen und verticalen Systems sey, wodurch der
                                       Fabrikant, eine beträchtliche Menge Geschicklichkeit und Geduld an ein
                                       solches System verschwendet habe.“ Seit dieser Zeit hat Clayton diesen Vorwurf beseitigt, wie Fig.
                                       16 ohne Weiteres erkennen läßt.
                              
                           In der perspectivischen Gesammtansicht Fig. 16 der Clayton'schen Maschine sind die wesentlichsten Theile mit
                              denselben Buchstaben bezeichnet wie in den geometrischen Durchschnittsfiguren 17 bis
                              incl. 19, wozu noch bemerkt werden mag, daß die
                              Abbildungen der größten Maschinengattung des Fabrikanten angehören, welche in Clayton's illustrirtem Cataloge mit „A¹“ bezeichnet und im Preise zu
                              390 Pfd. Sterl. angesetzt ist.Auch ist es dieselbe Maschine, welche ich in England an vielen Orten arbeiten
                                    sah und deren Leistungsfähigkeit oben S. 409 angegeben wurde.
                              
                           Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß die Maschine eine Combination der
                              Thonwalzmühle, der Knetmaschine und der Formpresse mit Abschneide-Apparaten
                              ist, und die Art und Weise der Zusammenstellung ebenso zweckmäßig wie gefällig
                              genannt zu werden verdient.
                           Dabei ist A das gußeiserne Gehäuse, welches die Walzen
                              B zur ersten Vorbereitung des Thones (die
                              Thon-Walzmühle) umschließt, während das ebenfalls rotirende Armsystem C zur Vertheilung und Einführung des oben in den Rumpf
                              eingeschütteten Thones dient.
                           
                           Der sogenannte Thonkneter oder Schneider, Präparirapparat D, besteht hier aus einer mit 16 Armen versehenen Horizontalwelle E, die per Minute 12 bis 13
                              Umläufe macht, wobei bemerkt werden muß, daß dieser Thonkneter nicht (wie u.a. bei
                              Schlickeysen) direct als Ziegelpresse, sondern
                              gleichzeitig nur als Transporteur des bearbeiteten Thones nach dem viereckigen
                              Preßkasten s (Fig. 18) benutzt
                              wird.
                           In dem Kasten bewegt sich der ebenfalls viereckige Preßkolben hin und her, und zwar
                              vermittelst Kurbel w und Lenkstange v (Fig. 19), welche letztere
                              durch ein geeignetes Zwischenstück u mit dem Kolben s Mg. 18) in Verbindung gebracht ist.
                           Der zu beiden Seiten angeordnete Schneideapparat ist derselbe wie bei den bekannten
                              Drainröhrenpressen. Daß immer nach je einer Seite hin ein entsprechendes Thonprisma
                              herausgepreßt wird, während in derselben Zeit auf der anderen (entgegengesetzten)
                              Seite das Zerschneiden in Mauersteine erfolgt, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
                           Großes Gewicht legte Clayton auf die Anordnung der
                              vertical um die Achsen laufenden (mit Moleskin überzogenen) Walzen r, r, wodurch er die Seitenreibung des Thonstranges auf
                              ein Minimum herabziehen will und deren Umdrehung durch einen besonderen Riemen (m, m) und Kegelradtransmission (p und q) von zwei Stirnräderpaaren i und k an den verlängerten
                              Achsen der Vorbereitungswalzen B unabhängig von der
                              Presse zu Stande gebracht wird. Durch über den Mundstücken in jeder Seite der Presse
                              aufgesetzte Wasserkästen (in unserer perspectivischen Abbildung Fig. 16, beschrieben mit:
                              Patent Rotary Die) werden die Walzen r entsprechend feucht gehalten. Ich muß zur Ehre dieser
                              Anordnung gestehen, daß ich solche niemals unwirksam gesehen habe, ungeachtet der
                              ungeheuren Massenproductionen beispielsweise zweier großen Clayton'schen Maschinen, die (1862) unweit der Victoria-Docks in
                              London arbeiteten, um täglich gegen 40,000 neue Steine für die Untergrundeisenbahn
                              und für die großartigen Sielbauten der Stadt London zu fabriciren.
                           Zugleich benutze ich die Gelegenheit zu erklären, daß ich mich als unparteiischer
                              Preisrichter bei der Londoner Ausstellung (1862) verpflichtet hielt in das Urtheil
                              der Jury (Classe VII., B.) einzustimmen, welche Clayton's Maschine als „die beste der ganzen Ausstellung“ bezeichnete, weil keine
                              andere Maschine weder so compendiös und gefällig construirt, noch (und das war die
                              große Hauptsache) so ausgezeichnet ausgeführt war.
                           Ueber die Leistungsfähigkeit der Maschine und über beim Betriebe sich etwa
                              herausstellende Mängel konnte die Jury nicht entscheiden, weil ihr dazu weder Zeit
                              noch Gelegenheit geboten war, da kein Sachverständiger der Meinung seyn konnte, nach
                              dem Arbeiten in der Ausstellung mit besonders präparirtem und schon unzähligemal
                              durch die Maschine gegangenem Thon, ein Urtheil abgeben zu wollen.
                           
                              Der Abschneideapparat der
                                    Sachsenberg'schen Backsteinmaschine, so wie Einiges über die Ziegelmaschinen
                                    von Hertel.
                              Den hier am Anfange des II. Artikels angegebenen Gründen gemäß, wende ich mich
                                 nun zur Beschreibung des eben so sinnreichen wie wirksamen Abschneideapparates
                                 der Sachsenberg'schen Backsteinmaschine, wodurch das
                                 herausgepreßte Thonprisma, ohne dessen fortschreitende Bewegung zu hemmen, in
                                 Steine mit scharfen Kanten und rechten Winkeln zertheilt wird. Dieser Apparat
                                 ist in der Abbildung der oben citirten Bachmann'schen
                                 Beschreibung der Sachsenberg'schen Maschine nur so
                                 flüchtig angedeutet, daß jeder Sachverständige eine vollständigere Darstellung
                                 wünschen muß.
                              Die beigegebenen Abbildungen zeigen diesen Schneideapparat in zwei verschiedenen
                                 Ansichten, nämlich Fig. 9 einen
                                 senkrechten Längendurchschnitt und Fig. 10 einen
                                 Querdurchschnitt, wobei überall gleiche Theile mit denselben Buchstaben
                                 bezeichnet sind.
                              Das den Apparat tragende Gestell ist aus zwei parallellaufenden
                                 Winkeleisenschienen A, A₁, eben solchen
                                 Querschienen a und einer Flachschiene b gebildet, wobei ein Bock B als Stütze des freien Endes dient, während das andere (linke) Ende
                                 durch zwei Scharnierbänder c an der Formplatte Z des Preßkastens Y der
                                 Ziegelmaschine aufgehangen ist. An den Schienen A,
                                    A₁ sind vectical gestellte Blechwände d
                                 befestigt zur Aufnahme der Lagerstellen für die Zapfen hölzerner mit
                                 Baumwollenzeug überzogener Walzen r, r.
                                 
                              Innerhalb der Schienen A, A₁ läuft ein
                                 ebenfalls aus Winkeleisen D, D₁ und
                                 Flachschienen e, e (Fig. 9) construirter
                                 Wagen, unter dem in kleinen Knaggen f, f₁ 2
                                 Achsen mit festen Rollen g, g₁ laufen und auf
                                 welchem ebenfalls eine Anzahl hölzerne und überzogene Walzen r₁, r₁
                                 liegen. An die innere Seite der Schienen D,
                                    D₁ sind 2 Flacheisengestelle E,
                                    E₁ genietet, welche die beiden Bügel F,
                                    F tragen, während auf der Oberkante von D,
                                    D₁ Vertiefungen h, h (Fig. 9)
                                 eingearbeitet sind, worin sich ein schmiedeeiserner Rahmen G, G (Fig. 10) durch die
                                 Handgriffe g₂, g₂ bewegen läßt. Innerhalb dieses Rahmens sitzen 3 Holzleisten g₃, g₃,
                                 g₃ (Fig. 9), zwischen
                                 denen 2 mit Plüsch bezogene Rollen i, i
                                  liegen, über denen
                                 durch Winkel h₁, h₁ (Fig. 10) Holzplatten
                                 i₁, i₁
                                 so angebracht sind, daß zwischen je 2 von ihnen ein Zwischenraum von 1/8''
                                 verbleibt und die Gesammtbreite derselben mit Einschluß der Zwischenräume gleich
                                 der Dicke von 3 Ziegelsteinen ist. Der Rahmen G, G
                                 hat ferner an der unteren Seite bei k, k Einschnitte
                                 (Fig.
                                    10), in denen er bei seinen äußersten Stellungen ruht, und welche so
                                 gearbeitet sind, daß sich der Rahmen beim Hin- und Herschieben in die
                                 Höhe heben kann, wobei er durch eine Schiene l vor
                                 dem Herausheben geschützt wird. – An dem Flacheisengestell E, E₁ lehnt ein anderes Rahmenstück, welches
                                 aus dem Bügel H und der verstellbaren Schiene H₁ besteht, und Stifte m, m  zur Aufnahme eines dünnen durch H₁ zu spannenden Stahldrahtes m₁ sowie Stifte m₂, m₂ zur Begrenzung der
                                 Hin- und Herbewegung des Rahmenstücks trägt. Innerhalb des
                                 Flacheisengestells E, E₁ bewegt sich eine an
                                 F, F aufgehängte hölzerne durch Leisten
                                 verstärkte Klappe J (Fig. 9), so
                                 angeordnet, daß die innere Seite derselben genau gleich 3 Ziegelsteindicken von
                                 dem straff gespannten Drahte m₁ entfernt ist.
                                 Durch jeden der Bügel F gehen oben 2 schwache
                                 Schrauben n₁, n₁ mit Flügelmuttern hindurch, welche durch den Riegel F₁ geführt, an ihrem unteren rechtwinklich
                                 umgebogenen Ende dünne Stahldrähte n₂, n₂ aufnehmen, welche von 4 an die äußeren
                                 Seiten der Winkelschienen D, D₁ genieteten
                                 Haken o, o ausgehend, sich um die runden
                                 Verbindungsbolzen f₁ (Fig. 10) der Bügel
                                 F in daselbst eingefeilte Kerben legen, wobei
                                 die Stellung der Schrauben n₁, n₁ so gewählt ist, daß die Drähte n₂, n₂
                                 genau parallel mit dem Drahte m₁ und der
                                 inneren Fläche der Klappe J, den Raum zwischen den
                                 beiden letzteren in genau 3 gleiche Theile theilen (Fig. 9), so daß also
                                 bei der Bewegung des Rahmens G, G nach irgend einer
                                 Seite hin (normal zur Bildfläche von Fig. 9), die Drähte
                                 n₂, n₂
                                 durch die Schlitze zwischen den Holzplatten i₁, i₁, i₁ hindurchgehen müssen. An der Klappe J befinden sich zwei Klinken p, p (Fig. 9),
                                 welche in Schließhaken liegend dieselbe festhalten, die aber, wenn man den Wagen
                                 D, D₁ weit genug nach rechts bewegt, über
                                 an A, A₁ befestigten Knaggen q (Fig. 9, rechts)
                                 gleiten, so daß sie sich aus dem Schließhaken herausheben und sich die Klappe
                                 von selbst öffnet.
                              Bei der Arbeit mit der Backsteinmaschine gelangt der Thonstrang U vom Preßkasten Y
                                 Fig. 9 aus
                                 durch das Mundstück Z, anfänglich auf die drei
                                 ersten Unterlegwalzen r, wobei der Querschnitt des
                                 Thonprisma, der Formöffnung Z gemäß, gleich der
                                 Lagerfläche eines Ziegelsteines ist. Weiter kommt der Thonstrang U auf die Walzen r des
                                 (erst ganz nach links von Fig. 9 geschobenen)
                                 Wagens D und über dessen Walzen weggleitend endlich
                                 bis an die innere Fläche der Klappe J, gegen welche
                                 sich der Körper
                                 U immer mehr und fester anlegt, bis der ganze
                                 Wagen D die Bewegung des Thonstranges annimmt.
                                 Hierauf wird durch den Draht m₁ (Fig. 10),
                                 indem man den Bügel H₁ nach irgend einer
                                 Seite hinüberschiebt, ein Stück V (Fig. 10) von U abgetrennt (welches dem oben Gesagten gemäß drei
                                 Ziegelsteindicken (Fig. 9) zur Länge hat)
                                 und sodann der Wagen D mit der Hand schnell um
                                 einige Zoll vorwärts (nach rechts von Fig. 9) geschoben, um
                                 wegen der stetigen Fortbewegung des Thonstranges U
                                 Raum zum Abschneiden und Abnehmen der einzelnen Steine zu gewinnen. Bis jetzt
                                 ruhte der Rahmen G, G in seinen Einschnitten k, k. Nunmehr wird aber derselbe rasch
                                 herübergezogen, wobei seine Oberkante über die Walzen i,
                                    i hervortritt und wodurch der Abschnitt V
                                 auf den Holzleisten g₃, g₃ eine feste Lage erhält, worauf endlich
                                 durch die Drähte n₂, n₂ die Trennung in 3 Ziegelsteine i₁, i₁, i₁ erfolgt, welche abgenommen und weiter befördert werden.
                              Sollte während des Betriebes einmal eine kleine Störung eintreten, die das
                                 regelmäßige Abschneiden der Steine verhinderte, so wird, ohne die Bewegung des
                                 Thonstranges aufzuhalten, der Wagen so weit nach rechts sich bewegen, bis die
                                 Klinken p, p der Klappe J über die Knaggen q, q hinweggleiten,
                                 sich heben, die Klappe J mithin sich durch den
                                 nachdringenden Thonstrang öffnet, in die Fig. 9 punktirt
                                 gezeichnete Stellung W gelangt und der Strang sich
                                 über die dort angebrachten Walzen r₃, r₃ weiter fortbewegt.
                              Was die Verwendbarkeit und Leistung dieses Apparates betrifft, so habe ich mich
                                 auch in dieser Angelegenheit durch die interessante mechanische Combination
                                 nicht verleiten lassen und loben wollen, wo wieder nur die Erfahrung entscheiden
                                 kann.
                              Ich erbat mir deßhalb das Urtheil eines höchst tüchtigen und zugleich
                                 vorurtheilsfreien Ziegelfabrikanten, der seit längerer Zeit im Besitze einer Sachsenberg'schen Maschine ist und stets damit
                                 arbeitet; dasselbe lautet also:
                              
                                 „Bezüglich der Sachsenberg'schen
                                    Abschneidevorrichtung habe ich noch zu bemerken, daß dieselbe während des
                                    ganzen verflossenen Sommers (1863), ohne irgend welche erhebliche
                                    Beschädigung erlitten zu haben, bei mir benutzt wurde und ferner benutzt
                                    werden wird. Drähte werden immer einmal abreißen, doch kommt es dabei
                                    wesentlich auf das Einspannen und auf die Schlingenbildung an.
                                 
                              
                                 „Was die Sachsenberg'sche Maschine
                                    überhaupt betrifft, so wüßte ich nichts zu tadeln, weder im Principe
                                    derselben noch in der tüchtigen fleißigen Ausführung der Maschine. Falls ich
                                    noch Bedarf hätte andere aufzustellen, würde ich nur solche Sachsenberg'sche Maschinen wählen, weil diese Maschine von allen
                                    mir bekannten die beste ist.
                                 
                              
                                 „Was bei dieser Gelegenheit die Hertel'sche
                                    Maschine anlangt, so kann ich diese als eine Verbesserung nicht ansehen. Als
                                    einen besonderen Fehler muß ich es bezeichnen, daß bei dieser Maschine
                                    vielleicht 1/10 vom Thonstreifen, den sie liefert, als nutzlos verarbeitet,
                                    als werthlos geschaffen wird, und daß die Köpfe sämmtlich die Schnittflächen
                                    von den Drähten zeigen, also rauher sind als die Läufer.“
                                 
                              Ganz anders lautet dagegen folgendes mir aus Niederösterreich von einem der
                                 ersten Ziegelfabrikanten zugegangene Urtheil:
                              
                                 „Was die Maschine des Hrn. Hertel in
                                    Nienburg an d. Saale betrifft, so ist hier diese Maschine ebenso wie jene
                                    von Sachsenberg und Clayton wohl bekannt. Vorigen Herbst wurde bei uns eine Hertel'sche Maschine aufgestellt und werden
                                    dieser noch eine oder zwei ähnliche Maschinen nachfolgen. Die Versuche mit
                                    der ersten dieser Maschinen waren gut und man konnte, ungeachtet die
                                    Witterung nur einige Tage Arbeit gönnte, schon ersehen, daß Hertel's Maschine den Vorzug vor jenen des Clayton und Sachsenberg verdient.
                                 
                              
                                 In der Umgebung von Nienburg a. d. Saale arbeiten sowohl Hertel'sche als auch Sachsenberg'sche Maschinen und der Fachmann kann sich dort leicht
                                    von den Vor- und Nachtheilen derselben überzeugen.“
                                 
                              
                           
                              Cazenave's
                                    Abschneidevorrichtung.
                              Jedem Besucher der Londoner Industrie-Ausstellung von 1862, welcher sich
                                 für Ziegelmaschinen interessirte, wird der höchst einfache Mechanismus
                                 erinnerlich seyn, welchen der Pariser Mechaniker Cazenave vor der Mündung seiner Ziegelmaschine Fig. 11 angebracht
                                 hatte, um das Zerschneiden des aus der Presse tretenden Thonprisma in
                                 Mauersteine zu bewirken.
                              Seit dieser Zeit hat Armengaud
                                 Publication industrielle t. XIV p. 479, planche
                                       38. in Paris die ganze Cazenave'sche Maschine
                                 ausführlich beschrieben und abgebildet, ohne daß bis jetzt irgend eine deutsche
                                 Zeitschrift oder ein sonstiges geeignetes technisches Werk davon Notiz genommen
                                 hätte.
                              Indem ich hinsichtlich der ganzen Maschine (welche ebenfalls zu der Gattung
                                 gehört, wo ein continuirliches Thonband erzeugt und dieß in Ziegel zerschnitten wird)
                                 auf die citirte Quelle verweisen muß, wende ich mich ausschließlich zu dem
                                 bemerkten Abschneidemechanismus.Ausnahme hiervon macht nur die Detailfigur 15 als Darstellung einer
                                       anderen Eigenthümlichkeit der Cazenave'schen
                                       Ziegelmaschine.Es ist nämlich daselbst mit α,
                                          α die Wanddicke einer der beiden großen gußeisernen
                                       Preßwalzen (P, P₁ Fig. 11)
                                       bezeichnet, während β, β einen
                                       Gypsüberzug andeuten soll, der den Mantel der Walzen überall umgibt.
                                       Ueber letztere Fläche als Grundlage ist endlich Sohlleder γ, γ straff ausgebreitet, um
                                       beim Arbeiten das Anhaften des Thons zu verhindern. Die freien Enden
                                       dieser Lederstreifen sind um Bolzen δ
                                       geschlungen und befestigt, damit durch die Drehung derselben ein
                                       gehöriges Anspannen bewirkt werden kann.
                                 
                              Den Haupttheil des Abschneiders bildet eine Art von Haspel, bestehend aus zwei
                                 parallelen in verticalen Ebenen liegenden Armsystemen A,
                                    A,
                                 Fig. 11
                                 und 12
                                 (letztere Abbildung in größerem Maaßstabe), die mit ihren Naben C auf derselben Welle D
                                 in einer aus Fig. 12 erkennbaren Entfernung gehörig festgekeilt sind.
                              Zwischen je zwei der correspondirenden Arme A (mit
                                 eigenthümlicher Spannvorrichtung) sind Stahldrähte i
                                 (Fig.
                                    12) befestigt und so gespannt, daß sie sämmtlich parallel zur
                                 Haspelwelle D gerichtet sind und zwar alle in
                                 derselben Entfernung (Fig. 12) von der
                                 Drehachse.
                              Der so gebildete Haspel ändert hinsichtlich seiner Drehachse seinen Ort in Bezug
                                 auf die ganze Ziegelpresse Fig. 11 nicht, kann
                                 sich aber mit seinen Wellzapfen in unverrückbaren Lagern drehen und zwar in der
                                 Richtung des dabei gezeichneten Pfeiles.
                              Diese Drehung des Haspels wird indeß nicht durch Uebertragung der Bewegung von
                                 den Preßcylindern P, P₁ oder von einem
                                 sonstigen Theile aus fortgepflanzt, der seine Bewegung direct oder indirect vom
                                 Motor empfängt, sondern von dem in fortschreitender Bewegung begriffenen
                                 Thonprisma T, welches die Presse heraustreibt. Wie
                                 diese Uebertragung der Bewegung zur Umdrehung des Haspels erfolgt, läßt sich
                                 leicht erklären, sobald man zuvor den aus der Presse kommenden Thonkörper und
                                 die Art und Weise seines Fortrückens etwas näher betrachtet.
                              Sobald nämlich die Thonmasse aus der (Fig. 14 besonders im
                                 Durchschnitt gezeichneten) Form M heraustritt,
                                 gelangt sie erst auf ein durch Walzen unterstütztes endloses Gummiband y, nachher aber vor einen Draht U, der an beiden Enden V
                                 und W festgehalten und gehörig gespannt ist.
                                 Hierdurch wird der Thonkörper in zwei neben einander parallel laufende Stränge
                                 geschnitten.
                              In der Fortsetzung wird der Thonstrang durch anderweit angebrachte Walzen r in seiner fortlaufenden Bewegung unterstützt.
                                 Bevor er jedoch die letztere r₁ dieser Walzen
                                 verläßt, schiebt man unter den Strang von beiden Langseiten her Holzplättchen a, a₁ (von der Gestalt, wie solche namentlich
                                 aus der gleichzeitigen Betrachtung der Figuren 12 und 13
                                 erhellt), welche durch ein zweites ebenfalls in Drehung befindliches
                                 Walzensystem G, G getragen und fortgeschoben werden.
                                 Diese tiefer liegenden Walzen G, G laufen mit ihren
                                 Endzapfen in zwei auf die hohe Kante gestellten Blechen F, deren Gestalt und Lage besonders aus Fig. 11 erhellt.
                              Vorerst rücken die Holzplättchen a, a (zu beiden
                                 Seiten für jeden Thonstrang eine aufeinanderfolgende Reihe) fort ohne mit den
                                 Thonsträngen in Berührung zu kommen. Sobald er jedoch die letzte Rolle r₁ verläßt, gelangt der Thonkörper auf die
                                 gedachten Holzplättchen und geht auf diesen ruhend (in derselben Richtung wie
                                 vorher) weiter. Eine mit ihren Zapfen in geschlitzten Lagern laufende größere
                                 Walze (von 150 Millimeter Durchmesser) erzeugt dabei einen Druck, wodurch das
                                 Uebergehen des Thones auf die Holzplättchen a noch
                                 mehr gesichert wird.
                              An jedem dieser Holzplättchen a ist nun an der
                                 auswärts vom Thonstrange befindlichen Seite ein vertical aufwärts gerichtetes
                                 dünnes Eisenblechstück b von der namentlich in Fig. 12
                                 und 13
                                 sichtbaren Form befestigt, welches mit dem betreffenden Holzplättchen ein Ganzes
                                 bildet und also mit diesem zugleich fortschreitet. Diejenige Kante dieser
                                 Eisenbleche, welche der Bewegungsrichtung zugekehrt und in Fig. 13 mit c bezeichnet ist, hat genau die verticale Richtung
                                 und trifft in weiterer Bewegung auf jeder Seite gleichzeitig eine Hülse, worin
                                 die Schneidedrähte i befestigt sind, ohne dabei
                                 irgendwie von den Thonprismen d₁, d₁ (Fig. 12) behindert zu
                                 werden, weil die Seiten derselben die verticalen Blechstücke b noch nicht berühren.
                              Durch den Druck der verticalen Blechkante c gegen den
                                 betreffenden Draht i (Fig. 12 und 13)
                                 entsteht nun eine Drehbewegung des (sonst unverrückbaren) Haspels A, A um seine Welle D,
                                 die sich in Bezug auf die Wirkung des Drahtes gegen den Thonstrang auf einen
                                 senkrecht gerichteten Schnitt des Drahtes reducirt, weil, während der ganzen
                                 ferneren Zeitdauer der Bewegung, die Kante o mit dem
                                 Drahte i in steter Berührung bleibt.
                              Daß nach dem Schneiden und somit Vollenden der Mauerziegel die Holzplättchen a, a₁ von beiden Seiten zugleich schnell
                                 entfernt werden müssen, damit nicht der Draht, welcher seinen Schnitt
                                 vollendete, gegen den noch vor ihm liegen gebliebenen Stein agirt, versteht sich
                                 wohl von selbst.
                              Daß ferner das Hinbringen und Wegnehmen der Holzplatten a,
                                    a₁ eine Arbeit ist, die mit Vorsicht und Schnelligkeit geschehen muß, bedarf wohl
                                 kaum der Erwähnung.
                              Versuchsweise habe ich den Apparat während der Londoner Ausstellung mit Erfolg
                                 arbeiten sehen, indeß läßt sich daraus lange noch nicht auf die ernste
                                 praktische Verwendung schließen. Nach Armengaud (a.
                                 a. O. S. 491) sollen bei einem Hrn. Blot, der in den
                                 Departements Seine-Marne und Seine-Oise große Ziegeleien besitzt,
                                 die Cazenave'schen Maschinen zur Zufriedenheit
                                 arbeiten.
                              
                           
                        
                           III. Maschinen zur Herstellung von
                                 Bauziegeln aus trockenem Thon.
                           Es ist eine bekannte Sache, daß sich die Nordamerikaner seit beinahe 20 Jahren und
                              seit 1851 die Engländer bemühen eine Ziegelfabricationsmethode praktisch zu machen,
                              wobei man das Rohmaterial und nicht die zu Steinen geformten Ziegel trocknet,
                              überhaupt völlig trockenen oder durch nur etwas feuchten Thon verarbeitet, ein
                              Verfahren, wodurch man in den Stand gesetzt wird, auch sehr unreinen, namentlich mit
                              Steinen gemengten Thon verwenden zu können, wobei das oft lange dauernde Trocknen
                              der Ziegel an der Luft wegfällt und der ganze Betrieb völlig unabhängig von
                              Witterung und Jahreszeit gemacht wird.
                           Auf der Londoner Industrie-Ausstellung von 1862 wurde dieses System durch die
                              Maschine von Bradley und Craven in Wakefield und von Wilson in Glasgow
                              repräsentirt, während beide Maschinengattungen den Lesern englischer und deutscher
                              technischer Zeitschriften längst bekannt waren.Die Maschine von Bradley und Craven, wobei der Thon staubtrocken
                                    verarbeitet wird, ist beschrieben in dem Bericht des Ingenieurs Eyth
                                    „über die Backsteinmaschinen auf der landwirthschaftlichen
                                       Ausstellung in Leeds im J. 1861“ im polytechn. Journal Bd. CLXII S. 175.
                              
                           Eine Bradley und Craven'sche
                              Maschine sah Referent zur Zufriedenheit der Besitzer, während gedachter Ausstellung,
                              neben einer Clayton'schen Maschine (für nassen Thon),
                              unweit des Sydenhamer Krystallpalastes und zwar an einer Stelle arbeiten (beim
                              Tunnelbau der London-Chatam-Dover-Bahn), wo der erforderliche
                              Platz zur Errichtung von Schoppen, für den gewöhnlichen Proceß des Trocknens an der
                              Luft, durchaus nicht zu beschaffen war.
                           Indeß erhob man gegen die Wirkungsweise und Arbeitsresultate beider genannten
                              Maschinensysteme allerlei ökonomische und technische Bedenken, rühmte dagegen eine
                              für gleiche Zwecke arbeitende Maschinencombination der berühmten
                              Spinnerei-Maschinen-Fabrikanten Platt und
                              Comp. in Oldham unweit
                              Manchester, wodurch ich veranlaßt wurde, letzteren Ort (Ende August 1862) zu
                              besuchen.
                           Ich fand das Backstein-Maschinen-Werk im flotten Gange, das erzeugte
                              Fabricat vortrefflich und auch damit mehrfache Gebäude (namentlich am
                              Manchester-Bahnhofe in Oldham und unweit desselben) ausgeführt, wo die
                              Mauersteine überall das äußere Ansehen hatten, als hätte man sie vorher dem
                              Schleifprocesse unterworfen.
                           Der ganze Arbeitsgang (mit Ausnahme der Herbeiführung des rohen Thones in Handkarren
                              aus geringer Entfernung) war dabei selbstthätig gemacht. Kleine eiserne Wagen
                              führten den Thon zum Zwecke des Trocknens in gehörig langsamer Bewegung durch wohl
                              60 Fuß lange mit heißer Luft geheizte, horizontale, unmittelbar über der Erde
                              erbaute und oben durch schwaches Dachwerk leicht bedeckte Oefen, worauf das so
                              getrocknete Rohmaterial in Separircylindern von Steinen getrennt, mittelst
                              Elevatoren in ein nebenstehendes Gebäude gehoben, dort gesiebt und endlich in einer
                              ganz eigenthümlichen Maschine durch combinirten Schlag
                              und Druck gepreßt wurde. In besonders dazu construirten
                              Formkästen wurden immer vier Mauersteine auf einmal erzeugt und zwar dadurch, daß
                              man denselben nacheinander zwei Fallwerkstöße und zuletzt eine zugleich von unten
                              und oben auftretende Pressung ertheilte.
                           Durch die Güte eines meiner Jury-Collegen, des Hrn. Consulting Engineer
                              Fothergill, welcher über diese Platt'sche Maschinerie vor einiger Zeit in der
                              Birminghamer Institution of Mechanical Engineers Vortrag
                              gehalten hatte, wurde mir ein Separatabdruck aus den Proceedings der genannten Gesellschaft mitgetheilt, dem ich die
                              Abbildungen Fig.
                                 1 bis incl. 8 entlehnte und zwar in der Hälfte
                              des Maaßstabes der Quelle.
                           Mit Hinweglassung der Trockenöfen zeigen Fig. 1 und 2 das Gebäude, worin sich
                              die weiteren Vorbereitungsmaschinen nebst der Presse befinden.
                           Der in vorbemerkter Weise getrocknete Thon wird in einer Grube Z gesammelt und von hier aus durch einen Elevator A dem Rumpfe einer Pulverisirungs-Steintrennungsmaschine B zugeführt.
                           Diese Maschine ist Fig. 3 u. 4 in größerem Maaßstabe und zwar im Quer- und Längendurchschnitt
                              gezeichnet. Der Hauptsache nach bildet sie ein Sieb, dem ein Zerkleinerungsapparat
                              beigegeben ist.
                           Die Welle C der ganzen Maschine ist unbeweglich gemacht,
                              auf beide Enden derselben aber ein Armkreuz D lose und
                              so aufgeschoben daß es mit seiner Nabe um C gedreht
                              werden kann. Im Umfange oder Ringe der Armkreuze sind starke schmiedeeiserne Stäbe E (Fig. 3 im Durchschnitt
                              sichtbar) befestigt, die parallel zur Achse C gerichtet
                              sind und einen keilförmigen Querschnitt haben, so daß nach außen hin die Oeffnungen
                              zwischen je zwei Stäben weiter werden, um den Heraustritt des zerkleinten oder
                              pulverisirten Materials möglichst zu erleichtern.
                           Nahe den beiden Enden des so gebildeten Siebes sind ferner auf die unbewegliche Achse
                              C zwei Arme F ebenfalls
                              lose aufgeschoben, die beide durch zwei (Fig. 4 punktirt
                              angegebene) eiserne Stäbe zur gemeinschaftlichen Action vereinigt sind. Auf den
                              einen dieser Stäbe hat man endlich noch eine ganze Reihe keil- oder
                              hammerförmiger Klopfer G gleichfalls lose aufgeschoben,
                              wovon jeder circa 3/4 Centner wiegt. Der zweite der
                              genannten Stäbe bildet (wie aus Fig. 3 erhellt) für diese
                              Klopfer G ein Auflager derartig, daß zwischen den
                              äußersten Enden von G und den Stäben E noch ein Spielraum verbleibt, wodurch ein Treffen der
                              Stäbe beim Leergange der Maschine verhindert wird. Die Umdrehung dieses ganzen
                              Apparates (25mal per Minute) wird durch das
                              Zahnräderpaar H, h bewirkt. Beim Arbeiten wird der
                              getrocknete Thon mit allen fremden Bestandtheilen dem am oberen Ende befindlichen
                              Rumpfe I (Fig. 4) zugeführt, die
                              zerkleinte und pulverisirte Masse durch die Zwischenräume der Stäbe E getrieben, während alle Steine, Eisen-,
                              Holzstücke etc. in der Achsenrichtung des Siebes einen Ausweg finden.
                           Der so gehörig zerkleinte Thon wird continuirlich durch einen Elevator K (Fig. 1) wieder aufwärts
                              und auf ein feines kegelförmiges Sieb L geführt, wovon
                              Fig. 5 und
                              6
                              Abbildungen im größeren Maaßstabe sind.
                           Aller durch die Siebmaschen gehende feinere Thon wird in der Röhre p unmittelbar der Presse M
                              zugeführt, während die in der Achsenrichtung heraustretende gröbere Masse zwischen
                              ein paar Walzen N nochmals zerkleint und sodann durch
                              einen Canal O wieder dem ersten Elevator A übergeben wird.
                           Die eigentliche Ziegelpresse ist in Fig. 7 in der
                              Vorderansicht und in Fig. 8 im senkrechten Profile (den Schnitt nach der Richtung MMH von Fig. 7 genommen) und zwar
                              in 1/40 der wahren Größe gezeichnet.
                           Die beiden sehr starken Gestellständer A, A sind
                              unterwärts auf den Fundamentplatten A¹ gehörig
                              befestigt und oben durch ein kräftiges Querhaupt A₂ entsprechend vereinigt. B, B ist der
                              Formtisch, worüber der Füllrahmen oder Aufgeber C
                              hin- und herbewegt werden kann, während von D aus
                              der vorbereitete (in der Regel aber wieder ein wenig angefeuchtete) Thon zugeführt
                              wird. Ein verstellbarer Abstreicher E
                               (Fig. 8) regulirt die Menge
                              des im Füllrahmen C aufgenommenen Thonpulvers.
                           Die Hin- und Herbewegung des Aufgebers C erfolgt
                              durch das geeignete Schwingen eines Hebels F, der zu
                              einem Winkelhebel F, F¹, F² gehört und um die Achse F¹
                              drehbar gemacht ist. Eine kurze Lenkstange m verbindet
                              F mit C.
                              
                           Auf die horizontale starke Welle H ist außerhalb des
                              Gestelles ein kräftiger Hebedaumen G gekeilt, welcher
                              bei seiner Umdrehung gegen den unteren Arm F²
                              wirkt. Ferner ist auf derselben Welle H noch ein zweiter
                              niedriger Daumen i (Fig. 8) befestigt, der bei
                              jedem Umlaufe einmal gegen das untere Ende eines Preßstempels I wirkt, mit dem Körper K in directe
                              Verbindung gebracht ist und an seinem oberen Ende den Untertheil der Ziegelform
                              trägt. Uebrigens sind vier solche Stempel K und
                              natürlich auch vier correspondirende Steinformen vorhanden.
                           Im oberen Theile des Gestelles A ist eine zweite kräftige
                              Daumwelle L gelagert, welche beim Arbeiten mit der
                              unteren Welle H gleichviel Umläufe macht und wozu die
                              zusammengreifenden Zahnräder O und O¹ gleiche Durchmesser und Zähnezahlen haben.
                           Durch die betreffenden Hebedaumen R und S wird der geschlitzte Stempel M in Bewegung gesetzt, dessen unteres Ende N
                              ebenfalls in vier verschiedene Preßkolben ausläuft, die übrigens in Gestalt und Lage
                              mit den vier unteren Kolben K übereinstimmen und
                              correspondiren.
                           Aus der Anordnung aller beweglichen Theile wird man jetzt leicht entnehmen, daß bei
                              jeder Umdrehung der Wellen H und L die vier zu bildenden Mauersteine erst zwei Schläge und nachher noch
                              einen starken Druck erfahren, welcher letztere durch die gleichzeitige Wirkung des
                              Daumens i gegen I und der
                              Scheibe T gegen eine Frictionsrolle U erzeugt wird.
                           Ueberdieß hat man H auch noch so gestaltet, daß dadurch
                              die fertigen Steine selbstthätig aus der Form gehoben, durch C auf einen davor angebrachten Tisch V
                              geschoben und daselbst abgenommen werden können.
                           Im oberen Theile des geschlitzten Stempels M ist endlich
                              noch eine starke Gummifeder X befestigt, um das
                              Aufschlagen von M gegen einen der Daumen R oder S unschädlich zu
                              machen, im Falle vergessen worden wäre die Maschine vor dem Ingangsetzen mit Vorrath
                              von Thonmehl zu versehen.
                           Bei meiner Anwesenheit wurden per Minute 28 bis 32
                              Mauersteine (immer vier auf einmal) von gewöhnlicher Größe erzeugt, was mit der
                              Angabe des betreffenden Ingenieurs Hrn. W. Richardson
                               übereinstimmte, daß
                              durch die Zusammenwirkung sämmtlicher Maschinerien in 10 Stunden mindestens 18,000
                              Steine fertig würden.
                           Die Total-Gestehungskosten per Tausend Stück
                              solcher Mauersteine, das unmittelbar nach dem Pressen erfolgende Brennen mit
                              eingerechnet, wurden mir zu 12 Shill. (4 Thaler) angegeben.
                           Nach Fothergill's Angabe soll die ganze Platt'sche Maschinerie für 1000 Pfd. Sterl. (beinahe 7000
                              Thaler) ausschließlich der Betriebsdampfmaschine und der Gebäude herzustellen
                              seyn.
                           Was nun das Endurtheil über die erzeugten Mauerziegel und über das Verfahren
                              überhaupt anlangt, so hat sich bis jetzt aus den gewonnenen Erfahrungen ein völlig
                              entscheidendes Resultat noch nicht gewinnen lassen.
                           Bezeugen kann ich, daß das oft erhobene Bedenken gegen aus trockenem Thon erzeugte
                              Mauersteine, ob die Structur im Innern, ihrem schönen äußeren Ansehen völlig
                              entspreche, mindestens bei den mit den Platt'schen
                              Maschinen fabricirten Steinen nicht begründet ist, so weit ich nämlich in Oldham
                              Gelegenheit fand fertige Steine zu untersuchen. Ebenso ist die Frage nach der
                              Zerdrückungsfestigkeit dieser Mauersteine durch zuverlässige Versuche noch nicht beantwortet, obwohl man mir sowohl beim
                              Bauen des früher erwähnten Tunnels unweit Sydenham, als auch bei Häuserbauten in
                              Oldham nur günstige Angaben machte. Zu bestätigen scheint sich dagegen die ebenfalls
                              schon ältere Behauptung, daß das Brennen dieser stark gepreßten Ziegel (80 bis 100
                              Pfd. per Quadratzoll Druck) mehr Feuerungsmaterial und
                              größeren Zeitaufwand erfordert. Ein sehr scharfes Brennen scheint aber unerläßlich,
                              sobald sie namentlich nicht leicht Wasser aufnehmen sollen. So kommt es überhaupt,
                              daß sich das specifische Gewicht solcher Ziegel bis auf 2,3 erhöht, während es bei
                              aus nassem Thone erzeugten Steinen 1,87 bis 2,0 beträgt. Daß das hieraus folgende
                              größere absolute Gewicht der Steine aus trockenem Thone bei vielen Bauzwecken nicht
                              vortheilhaft ist, versteht sich wohl von selbst.
                           Unbeantwortet ist ferner auch noch die Frage, wie sich der ganze Maschinencomplex
                              hinsichtlich Abnutzung und Reparaturen zeigen wird.
                           Das allergrößte Bedenken dürfte zuletzt der künstliche Trockenproceß des Thones vor
                              seiner Verarbeitung erregen und zwar sowohl in Bezug auf Zeit- wie
                              Geldaufwand.
                           Alles dieß zusammengefaßt, scheint erstens (entsprechend
                              dem, was schon oben berichtet wurde) diese ganze Mauersteinfabrication, alle
                              technischen Einwürfe unbeachtet gelassen, nur dann rentabel zu seyn, wenn es sich um
                              sehr große Productionsquanta (jährlich mindestens 8 bis 10 Millionen Steine)
                              handelt, so wie zweitens, daß es selbst für Fälle
                              letzterer Art zunächst rathsam seyn dürfte, Amerikaner und Engländer noch mehr
                              experimentiren zu lassen, bevor man deutschen Unternehmern diese Fabricationsmethode
                              ohne Weiteres empfehlen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
