| Titel: | Ueber die Eigenschaften der Aluminiumbronze; von G. Moreau. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. CVII., S. 434 | 
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                        CVII.
                        Ueber die Eigenschaften der Aluminiumbronze; von
                           G. Moreau.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, December 1863, S. 291;
                           durch das polytechnische Centralblatt, 1864 S. 312.
                        Moreau, über die Eigenschaften der Aluminiumbronze.
                        
                     
                        
                           Der Oberst Strange, welcher mit der Triangulation von
                              Indien beauftragt ist, beabsichtigt seine Instrumente, und insbesondere einen großen
                              Theodolit mit Horizontalkreis von 3 Fuß Durchmesser, aus Aluminiumbronze herstellen
                              zu lassen, hielt es aber für nothwendig, zuvor dieses Material auf die bei dieser
                              Verwendung einschlagenden Eigenschaften untersuchen zu lassen. Die Punkte, auf
                              welche Strange sein Augenmerk besonders richten zu müssen
                              glaubte, waren folgende: 1) Widerstand gegen das Zerreißen, 2) Widerstand gegen das
                              Zusammendrücken, 3) Hämmerbarkeit, 4) Steifigkeit, 5) Ausdehnungscoefficient, 6)
                              Verhalten beim Gießen, 7) Verhalten gegen Feile und Schneidwerkzeuge, 8) Einfluß der Atmosphärilien, 9)
                              Gravirungsfähigkeit, 10) Elasticität, 11) Verwendbarkeit zu gezogenen Röhren, 12)
                              specifisches Gewicht.
                           Die Versuche über den Widerstand gegen das Zerreißen und Zusammendrücken, sowie über
                              die Hämmerbarkeit wurden von Anderson in der k.
                              Kanonengießerei zu Woolwich angestellt; die übrigen Eigenschaften wurden von den
                              Herren Simms, den Erbauern des großen Theodoliten,
                              ermittelt. Da auf die Versuche nur kurze Zeit verwendet werden konnte, so dürften
                              ihre Resultate noch mancherlei Correctionen fähig seyn; immerhin erschienen sie aber
                              ausreichend genug, um darauf praktische Schlüsse bauen zu können.
                           Die Versuchsproben bestanden aus 10 Proc. Aluminium und 90 Proc. Kupfer, ein
                              Legirungsverhältniß das man für das geeignetste zu mechanischen Zwecken hielt.
                           1) Widerstand gegen das Zerreißen. – Bereits vor
                              mehreren Jahren hatte Anderson den Widerstandsmodul gegen
                              das Zerreißen für Aluminiumbronze und Kanonenbronze untersucht und denselben
                              gefunden:
                           
                              
                                 für
                                 Aluminiumbronze zu
                                 6972
                                 Kilogram.
                                 
                                    per
                                    
                                 Quadratcentimeter
                                 
                              
                                 „
                                 Kanonenbronze zu
                                 2330
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Nachdem nun Anderson im September 1862 die Versuche
                              wiederholt hat, spricht er sich darüber in seinem Berichte folgendermaßen aus:
                              „Die mittlere Zähigkeit der beiden untersuchten Proben scheint einem
                                 Festigkeitsmodul von 3686 Kilogr. per Quadratcentim.
                                 zu entsprechen. Die Verlängerung der einen Probe begann bei 313 Kilogr.
                                 Belastung, die der anderen bei 262 Kilogr. Die bleibende Verlängerung der ersten
                                 Probe wurde zu 0,228 Millim. und die der anderen zu 0,864 Millim. gefunden. Zu
                                 bemerken ist, daß die Probestücke nicht ganz fehlerfrei waren.“
                              
                           In demselben Berichte gibt Anderson den Festigkeitsmodul
                              für Kanonenbronze höher als früher an, nämlich zu 2773 Kilogram. per Quadratcentimeter als Durchschnitt aus den Versuchen
                              an den besten Proben.
                           Verbindet man die beiderseitigen Resultate für beide Metalle, so erhält man den
                              durchschnittlichen Festigkeitsmodul gegen das Zerreißen: für Aluminiumbronze zu
                           
                              
                                 (6972 + 3686)/2 = 5329 Kil.
                                 
                                    
                                    
                                 per Quadratcentimeter.
                                 
                              
                           für Kanonenbronze zu
                           
                              
                                 (2330 + 2773)/2 = 2552 Kil.
                                 
                                    
                                    
                                 per Quadratcentimeter.
                                 
                              
                           
                           Die beiden Festigkeiten verhalten sich hiernach zu einander wie 1 : 0,48 oder nahe
                              wie 2 : 1.
                           Für Stahl hat Anderson den Festigkeitsmodul gegen das
                              Zerreißen zu 8301 bis 4879 Kilogr. per Quadratcentimeter
                              gefunden; aber er macht den Stahlsorten, welche die höchsten Festigkeiten gegen das
                              Zerreißen geben, den Vorwurf, daß sie unter Stößen leicht zerbrechen, und gibt
                              deßhalb einer mittleren Qualität Gußstahl mit einem Modul von 5825 Kilogr. per Quadratcentimeter den Vorzug, wenn es sich um
                              Aufnahme großer Kräfte handelt. Proben einer Kanone aus dem berühmten Gußstahl von
                              Krupp, der sich durch seine Weichheit und
                              Gleichmäßigkeit auszeichnet, gaben 5243 Kilogr., also 86 Kilogr. weniger, als die
                              oben für Aluminiumbronze aufgestellte Zahl. Die beiden auf ihren Widerstand gegen
                              das Zerreißen untersuchten Proben waren cylindrisch und an den Enden etwas
                              verstärkt, um Angriffspunkte für den Zug darzubieten. Ihre Länge betrug 80 Millim.,
                              ihr Durchmesser im cylindrischen Theile 15 Millim.
                           2) Widerstand gegen das Zusammendrücken. – Die
                              größte angewendete Belastung betrug 9642 Kilogr. per
                              Quadratcentim. Unter dieser Last wurde die Probe dermaßen verbogen und deformirt,
                              daß es nicht möglich gewesen wäre, mit einer noch stärkeren Belastung ein
                              zuverlässiges Resultat zu erhalten. Die Compression wurde erst unter einer Belastung
                              von 1484 Kilogr. per Quadratcentimeter bemerkbar und
                              betrug hierbei 0,152 Millim. Als die Belastung entfernt wurde, dehnte sich die Probe
                              durch ihre Elasticität um 0,025 Millim. wieder aus und hinterließ also eine
                              bleibende Compression von 0,127 Millim. Der Durchmesser und die Höhe der Probe
                              betrugen 15 Millim.
                           Gußeisen verhält sich gegen die Zusammendrückung bei verschiedenen Sorten sehr
                              verschieden. Die höchste Angabe ist nach Ure 8413 Kilogr.
                              per Quadratcentimeter. Zudem ist es sehr schwer,
                              zwei Metalle mit einander zu vergleichen, welche nach dieser Richtung hin so
                              verschieden sich zeigen; das Gußeisen gibt plötzlich und fast vollständig nach, die
                              neue Legirung dagegen langsam und nur theilweise. Uebrigens kommt es auch bei
                              dergleichen Meßinstrumenten auf den Widerstand gegen die Biegung oder auf die
                              Steifigkeit mehr, als auf irgend welche andere Eigenschaften an.
                           3) Hämmerbarkeit. – In dieser Beziehung sagt Anderson: „Hinsichtlich der Schmiedbarkeit
                                 verhält sich diese Legirung sehr eigenthümlich, indem sie von der dunkelsten
                                 Rothglühhitze an (ungefähr 650° C.) bis nahe zum Schmelzpunkt vollständig
                                 schmiedbar ist.“
                              
                           
                           Die nunmehr folgenden Resultate beruhen auf Versuchen von Simms.
                           4) Steifigkeit. – Da Strange nicht über die nöthigen Mittel verfügen konnte, um die Belastung
                              zu bestimmen, durch welche ein Metallstab zerbrochen oder bleibend eingebogen wird,
                              so begnügte man sich damit, verschiedene Legirungen auf ihre Biegungsfestigkeiten
                              innerhalb der Elasticitätsgrenzen zu untersuchen und mit einander zu vergleichen.
                              Die gefundenen Einbiegungen verhielten sich für
                           
                              
                                 
                                 Messing
                                 
                                 Kanonenbronze
                                 
                                 Aluminiumbronze
                                 
                              
                                 wie
                                 2,22
                                 :
                                 0,15
                                 :
                                 0,05
                                 
                              
                           Die Steifigkeit der Aluminiumbronze ist hiernach 3mal so groß als die der
                              Kanonenbronze und 44mal so groß als die des Messings.
                           5) Ausdehnung durch die Wärme. – Auch diese
                              Versuche beschränkten sich auf eine einfache Vergleichung. Man fand, daß der Einfluß
                              der Temperaturveränderungen bei der Aluminiumbronze ein wenig kleiner als bei der
                              Kanonenbronze und viel kleiner als bei dem Messing ist.
                           6) Verhalten beim Gießen. – Hierüber sind
                              zahlreiche Versuche angestellt worden. Die Legirung gibt schöne Gußstücke in allen
                              Dimensionen; nur bei Beginn der Versuche hatte man, wie Strange angibt, einige Schwierigkeiten, weil das Metall schnell erkaltete
                              und daher beim Zusammenziehen dem Werfen und Zerspringen ausgesetzt war. Später hat
                              man gelernt, diesem Uebelstand zu begegnen.
                           7) Verhalten gegen Feile und Schneidwerkzeuge. – In
                              dieser Beziehung läßt die neue Legirung nichts zu wünschen übrig. Sie verstopft die
                              Feile nicht, und auf der Drehbank und Hobelmaschine nimmt der Stahl lange,
                              elastische Späne und hinterläßt eine glatte und glänzende Oberfläche. Die Herren Simms fügen dem hinzu: „Sie läßt sich weit
                                 leichter als Stahl bearbeiten, und man darf annehmen, daß Aluminiumschrauben
                                 trotz des höheren Materialpreises billiger herzustellen sind als
                                 Stahlschrauben.“
                              
                           8) Einfluß der Atmosphärilien. – Hierüber sagen die
                              Herren Simms: „Die Legirung läuft nicht rasch
                                 an. Die Eigenschaft der Oxydirbarkeit völlig zu beseitigen, dazu ist freilich
                                 keine Hoffnung; allein die Legirung verhält sich auch in dieser Beziehung
                                 vortheilhaft, indem sie weniger leicht anläuft, als alle übrigen bei
                                 astronomischen Instrumenten gewöhnlich angewendeten Materialien, wie Bronze,
                                 Messing, Silber, Gußeisen und Stahl.“
                              
                           6) Gravirungsfähigkeit. – Nach Simms gibt die Aluminiumbronze eine schöne TheilungTheiluug, und es braucht nicht erst ein anderes Metall aufgetragen zu werden,
                              wie man gewöhnlich verfährt, um die Theilung einzuschneiden. Diese Ansicht ist durch
                              die von Simms ausgeführten Theilproben vollständig
                              bestätigt; die Linien sind rein und gleichmäßig, und zwar in einem viel höheren
                              Grade als bei irgend einem anderen gegossenen Metalle. Man könnte daraus schließen,
                              daß die neue Legirung homogen ist. Unter der Loupe zeichnen sich die Theillinien
                              trotz der gelben Farbe des Metalls sehr scharf ab.
                           10) Elasticität. – Hierüber sind keine directen
                              Versuche angestellt worden; man bezweifelt aber nicht, daß das Metall eine
                              bedeutende Elasticität besitze. Ein bedeutender Mechaniker in Paris gibt hierzu
                              folgende Thatsache an: „Von allen Drähten, die man zur Aufhängung des Foucault'schen Pendels benutzt hat, widerstand
                                 keiner, selbst nicht der Stahldraht, so lange dieser starken Probe, als die
                                 Drähte aus Aluminiumbronze; hiernach scheint sich diese Legirung auch für
                                 Uhrpendel vorzüglich zu eignen.“
                              
                           11) Verwendbarkeit zu gezogenen Röhren. – Das neue
                              Material eignet sich zu allen Operationen, welche zu diesem Zwecke nothwendig sind;
                              es läßt sich mit Kupfer und mit Silber löthen, zu Blättern auswalzen und unter dem
                              Hammer oder im Zieheisen strecken. Bisher sind die Teleskopröhren, Büchsen, Säulen
                              etc. fast durchgängig aus Messing hergestellt worden, und diese Legirung besitzt
                              eine geringe Steifigkeit. Die Bronze kann man hierzu gar nicht verwenden, weil sie
                              sich nicht walzen läßt. Die Aluminiumbronze dagegen besitzt alle Eigenschaften,
                              welche sie zu dergleichen Zwecken verwendbar machen.
                           12) Specifisches Gewicht. – Nach Bell in Newcastle betragen die specifischen Gewichte der
                              Aluminiumbronze
                           
                              
                                 bei
                                 3
                                 Proc.
                                 Aluminiumgehalt
                                 8,691,
                                 
                              
                                 „
                                 4
                                 „
                                 „
                                 8,621,
                                 
                              
                                 „
                                 5
                                 „
                                 „
                                 8,369,
                                 
                              
                                 „
                                 10
                                 „
                                 „
                                 7,689.
                                 
                              
                           Die letzte Legirung, die beste für die Zwecke welche Strange vor Augen gehabt hat, hat ungefähr dasselbe Gewicht wie das
                              Schmiedeeisen (7,788), und ein geringeres als Messing (8,395) und Bronze
                              (8,550).
                           Nach diesen Erfahrungen und Zeugnissen derer, welche bereits Anwendung von diesem
                              Material gemacht haben, ist die AluminiumbronzeAluminmbronze in allen Beziehungen allen anderen Metallen, die man bisher bei der
                              Construction von geodätischen, astronomischen etc. Instrumenten angewendet hat, bei
                              weitem vorzuziehen. Die zu gebenden Dimensionen sind dieselben, wie beim Gußstahl.
                              Alle Theile, welche gewöhnlich aus Stahl gefertigt werden, können mit völliger
                              Sicherheit aus Aluminiumbronze hergestellt werden, wie z.B. die Schraubenbolzen,
                              Klemm-, Preß- und Mikrometerschrauben. Vermöge ihrer Härte und
                              geringen Oxydirbarkeit eignet sie sich vorzugsweise zu den Zapfen, Achsen und
                              Pfannen. Wendet man sie zu getheilten Kreisen an, so braucht man kein anderes Metall
                              aufzutragen und gewinnt dadurch einen doppelten Vortheil: man umgeht nämlich das
                              Treiben mit dem Hammer, wodurch leicht Ungleichmäßigkeiten in der Spannung und Härte
                              des Kreises hervorgebracht werden, und eine andere Fehlerquelle für die Genauigkeit
                              der Theilung kommt dadurch in Wegfall, daß keine ungleichmäßigen Ausdehnungen
                              verschiedener Metalle mehr vorkommen können. Was die Sichtbarkeit der in das Metall
                              eingravirten Theillinien betrifft, so können hierüber die Meinungen verschieden
                              seyn; Strange versichert aber, auch in dieser Beziehung
                              vollständig befriedigt zu seyn.
                           Die Wahl der Aluminiumbronze für die Construction des großen Theodoliten ist nach der
                              Meinung der Herren Simms und Strange durch die ermittelten Eigenschaften derselben vollkommen
                              gerechtfertigt; zugleich wird das Gewicht des Instrumentes ein mäßiges, trotzdem daß
                              die Dimensionen desselben weit über die bisher üblichen Grenzen hinaus gehen. Es
                              bleibt nun bloß noch die Fabrication der Legirung und ihr
                              Gestehungspreis zu besprechen übrig.
                           Bei der Zusammensetzung der Aluminiumbronze sind vornehmlich zwei Punkte zu
                              berücksichtigen. Zunächst muß man ein sehr reines Kupfer anwenden. Das beste Kupfer
                              ist das, welches auf elektrochemischem Wege ausgeschieden wird, aber es ist zu
                              theuer. Nach ihm kommt das vom oberen See, das ebenfalls eine vorzügliche Legirung
                              gibt. Dagegen gibt das gewöhnliche Handelskupfer im Allgemeinen schlechte Resultate.
                              Eine zweite Vorsicht besteht darin, daß man die Legirung zwei- oder dreimal
                              umschmelzen muß. Die erste Schmelzung von 10 Proc. Aluminium und 90 Proc. Kupfer
                              bringt eine sehr spröde Legirung hervor. Bei jeder folgenden Schmelzung nimmt die
                              Festigkeit und Zähigkeit zu; von dem gehörigen Grade derselben überzeugt man sich
                              durch Ausschmieden einer Probe nach jedem Umschmelzen. Wahrscheinlich sinkt durch
                              das wiederholte Umschmelzen der Aluminiumgehalt etwas unter den ursprünglichen
                              Betrag von 10 Proc.
                           Der gegenwärtige Preis der Aluminiumbronze mit 10 Proc. ist in England 2 Thlr. 12
                              Sgr. das Pfund; wahrscheinlich wird aber dieser Preis bald sinken, wenn die
                              Legirung, in Folge vermehrter Nachfrage, in größeren Mengen producirt wird. Dieser
                              Preis ist allerdings vier- bis fünfmal so hoch als der der besten Zinnbronze;
                              aber man braucht auch nur ein geringeres Gewicht AluminiumbronzeAlumininiumbronze, um dieselbe Widerstandsfähigkeit hervorzubringen, die ein gegebenes
                              Gewicht Zinnbronze hat,
                              und berücksichtigt man ferner, wie wenig Einfluß der Preis des Rohmaterials im
                              Vergleiche mit dem Werthe der Bearbeitung hat, so kann man in der Höhe dieses
                              Preises durchaus kein Hinderniß gegen die Verwendbarkeit der Aluminiumbronze zu
                              Meßinstrumenten u. dergl. finden, um so weniger, als ihre übrigen Eigenschaften
                              stark für ihre Verwendung sprechen.
                           Die Erfahrungen, welche der Fabrikant Morin in Nanterre
                              über die Aluminiumbronze gemacht hat, sind folgende:
                           Morin betrachtet, ebenso wie Strange, die Aluminiumbronze als eine chemische Verbindung der beiden
                              constituirenden Metalle, und begründet seine Ansicht durch folgende Umstände:
                           1) Die stöchiometrische Berechnung gibt einen Aluminiumgehalt, der etwas weniger als
                              10 Proc. beträgt. Nun wurde aber oben nach Strange
                              aufgestellt – und dieß wird auch von Morin
                              bestätigt – daß eine allmähliche Schmelzung von 10 Proc. Aluminium und 90
                              Proc. Kupfer eine sehr spröde Metallmischung gibt, welche erst dann ihre guten
                              Eigenschaften annimmt, wenn durch zwei- oder dreimal wiederholte Umschmelzung
                              der Ueberschuß an Aluminium ausgeschieden worden ist. Fernere Umschmelzungen ändern
                              die Legirung in ihren Eigenschaften nicht.
                           2) Morin erhält mit 5, 7 1/2 und 10 Proc. Aluminiumzusatz
                              ganz homogene Legirungen; versucht man aber Legirungen mit 6, 7 oder 8 Proc.
                              Aluminiumzusatz herzustellen, so erhält man nur Metallmischungen, in denen sich
                              leicht eine Quantität unverbundenes Aluminium unterscheiden läßt. Eine
                              bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit ist noch die, daß die Farbe der Legirungen mit 5
                              oder 10 Proc. Aluminiumgehalt der des Goldes ähnlich ist. Die Legirung mit 10 Proc.
                              gibt eine hellere Nuance, und mit 7 1/2 Proc. erhält man eine grünliche Nuance,
                              welche ein wesentlich anderes Ansehen hat als die beiden anderen.
                           3) Wenn man in die 90 Proc. in Schmelzung befindlichen Kupfers den Aluminiumstab
                              eintaucht, so entsteht plötzlich eine starke Abkühlung des Kupfers, fast bis zum
                              völligen Erstarren desselben. Rührt man dann den kleinen Theil, welcher flüssig
                              geblieben war, auf, so erhitzt sich derselbe wieder in dem Maaße, als die Verbindung
                              vor sich geht, und verbreitet seine Wärme weiter und weiter, bis endlich die ganze
                              Masse weißglühend wird und viel heißer erscheint, als das Kupfer vor der Legirung
                              war. Morin erklärt diese Erscheinung durch die nothwendig
                              mit jeder chemischen Veränderung verbundene Temperaturveränderung.
                           4) Erhitzt man ein Stück Aluminiumbronze bis ganz nahe zum Schmelzpunkt und
                              bearbeitet es dann bei dieser Temperatur unter dem Hammer, so zertheilt es sich in
                              mehr oder weniger große Stücke, welche durchgängig eine eigenthümliche Bruchfläche zeigen.
                              Dieselbe besteht nämlich aus Krystallen, welche um so kleiner sind, je näher die
                              Temperatur an den Schmelzpunkt gebracht worden war, übrigens aber bei allen
                              Temperaturen gleiche Gestalt haben. Analysirt man solche Krystalle, so findet man,
                              daß sie nicht nur unter sich, sondern auch mit dem ganzen Stück gleiche
                              Zusammensetzung haben. Es hat also keine Ausscheidung stattgefunden, wie dieß doch
                              bei vielen Legirungen der Fall ist, in welchen in der Nähe des Schmelzpunktes die
                              constituirenden Metalle sich von einander abscheiden, weil sie ihre verschiedene
                              Schmelzbarkeit einzeln beibehalten haben.'
                           Das Umschmelzen geschieht in Tiegeln, wie bei der Zinnbronze. Die Aluminiumbronze ist
                              nach wiederholtem Umschmelzen ganz homogen und läuft im Formsand gut aus. Sehr dünne
                              Gegenstände kommen scharf; wenn aber die Dicken des Stücks in weiten Grenzen sich
                              verändern, so muß man in jeder dicken Stelle einen Gießzapfen anbringen, aus dem das
                              Metall während des Erkaltens nachsaugen kann; außerdem würde das Gußstück sich
                              werfen. Schmieden läßt sich die. Aluminiumbronze in heißem Zustande ungefähr bei
                              derselben Temperatur wie der Gußstahl, und dann kann man sie hämmern, bis sie
                              beinahe kalt ist, ohne daß man Nisse oder Bruch zu befürchten hat. Das Ablöschen
                              wirkt auf die Aluminiumbronze ähnlich wie auf die Zinnbronze, indem sie dadurch
                              weich und geschmeidig wird; durch Walzen oder Schmieden im kalten Zustande dagegen
                              wird sie spröde.
                           In Nanterre werden bereits viele Gegenstände aus Aluminiumbronze angefertigt.
                              Gegenwärtig macht man aus der Legirung mit 5 Proc. Aluminium Handleuchter mit
                              schaukelnder Bewegung nach einem besonderen Modell für die transatlantischen
                              Packetboote. Diese Legirung wird durch das heiße Stearin nicht oxydirt und hat daher
                              einen großen Vorzug vor dem Messing, welches übrigens einen viel geringeren Glanz
                              hat und daher rascher anläuft. Auch zu Medaillen eignet sich diese Legirung sehr
                              gut. In England versucht man sie als Ersatz für Plattirung und Versilberung zu
                              großen Tafelgegenständen, wie zu Wärmpfannen u. dgl.
                           Die Legirung mit 7 1/2 Proc. Aluminium ist ihrer eigenthümlichen grünlichen Färbung
                              wegen zu unechten Schmuckgegenständen verwendbar, z.B. zu Broschen, Schnallen und
                              anderen kleinen Luxusgegenständen. In diesen Artikeln geht besonders England
                              vorwärts. Ihrer größeren Geschmeidigkeit wegen ist sie für chirurgische Instrumente,
                              welche in Gesenken geschmiedet werden müssen, der Legirung mit 10 Proc.
                              vorzuziehen.
                           
                           Die Legirung mit 10 Proc. eignet sich ganz besonders für die Theile der
                              Meßinstrumente. Ueberdieß hat Morin eine Fabrication von
                              Tisch- und Dessertcouverts und Dessertmessern aus dieser Legirung
                              eingerichtet. Alle diese Gegenstände werden gegossen, geschliffen, geschmirgelt und
                              gebürstet, und nur die Messerklingen werden geschmiedet, damit sie Härte annehmen.
                              Diese Artikel haben sehr schönen Glanz und auch eine schöne Farbennüance. Auch
                              kleine Leuchter hat man daraus dargestellt. Dann wird sie zu Pferdegeschirren
                              angewendet. Besonders aber verspricht man ihr eine Zukunft für kleine chirurgische
                              Instrumente, welche nur gegossen und polirt zu werden brauchen, wie für die
                              verschiedenen Arten von Zangen, weil sie bedeutend billiger zu stehen kommen als
                              wenn sie aus Gußstahl hergestellt werden.
                           Zu den Achsenfuttern für Eisenbahnwagen hat sich diese Legirung nicht bewährt. Dieß
                              kommt nach Morin daher, daß man sie im gegossenen, und
                              nicht im geschmiedeten oder gewalzten Zustande angewendet hat. Den Beweis hierfür
                              hat der Oberst Treuil de Beaulieu geliefert, welcher sie
                              in den Geschützwerkstätten zu den Lagerfuttern einer großen Drehbank in folgender
                              Weise verwendet hat. Die Welle hat 60 Millimeter Durchmesser und machte bis zu 1800
                              Umdrehungen in der Minute. Die Aluminiumbronze war in Form einer gewalzten Platte im
                              Lager festgelöthet und dann sorgfältig ausgebohrt worden. Das Futter ist gegenwärtig
                              seit vier Jahren in Benutzung. Nach 2 1/2 jährigem Betriebe bemerkte man erst eine
                              Abnutzung von 0,4 Millimeter, und zwar nur in der Richtung des Riemenzugs.
                           Morin liefert die Aluminiumbronze zu folgenden
                              Preisen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Francs
                                 
                              
                                 mit
                                 10
                                 Proc.
                                 Aluminium
                                 das
                                 Kilogr.
                                 zu 15
                                 
                              
                                 „
                                   7 1/2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   „  12,5
                                 
                              
                                 „
                                   5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   „  10
                                 
                              
                           In Plattenform erhöht sich der Preis um 1 Franc für das Kilgr. Bei gegossenen Stücken
                              ist der Gießerlohn außerdem zu vergüten. Draht wird nur aus der Legirung mit 10
                              Proc. hergestellt und je nach der Dicke mit 25 bis 40 Francs per Kilogramm bezahlt.