| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 230 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Zu Leschot's Bohrmethode mit
                              Diamantarmirung.
                           Im polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 395 und
                              Bd. CLXIX S. 472 wurden Notizen über Leschot's neue Methode der Gesteinsbohrung mittelst
                              hohler, mit schwarzem Diamant armirter Meißel mitgetheilt. Genaueres berichtet
                              darüber das Journal „La science pour
                                    tous“ und daraus der „Berggeist“ (1863, Nr.
                              96) im Folgenden:
                           
                              „Hr. Leschot hat seiner Vorrichtung den
                                 Hohlbohrer des Zimmermanns zu Grunde gelegt welcher durch eine drehende und
                                 fortschreitende Bewegung in das feste Holz eindringt und davon schwache Späne
                                 ablöst. Dabei hat es aber Hr. L. vermieden, die ganze Höhlung des Bohrloches
                                 durch dieses Gezäh auf einmal herstellen zu wollen, er hat vielmehr
                                 einen röhrenförmigen Bohrer angegeben, welcher eine
                                 ringförmige Höhlung um den in der Achse des Bohrloches stehen bleibenden festen
                                 Kern herstellt. Bei dieser Einrichtung wird die zu leistende Arbeit bedeutend
                                 vermindert, also auch sehr viel an Zeit und Arbeitslohn gespart, während der
                                 cylindrische Kern dann leicht von seiner Basis abgestoßen und herausgebrochen
                                 werden kann. Der Haupttheil dieses Gezähes ist ein Rohr, dessen äußerer
                                 Durchmesser der Weite des Bohrloches, und dessen innerer Durchmesser der Stärke
                                 des stehen zu lassenden Kernes entspricht. Am Ende desselben ist mittelst
                                 Bajonnetteschloß das eigentliche bohrende Werkzeug, nämlich ein Rohr von
                                 gleichem Durchmesser aber bloß einigen Centimetern Länge befestigt, welches auf
                                 seiner Stirnfläche eine Menge Grübchen zur Aufnahme von schwarzen Diamanten enthält. Die letzteren greifen bei der
                                 drehenden und fortschreitenden Bewegung, welche der Bohrer durch irgendeinen
                                 passenden Mechanismus mitgetheilt erhält, das Gestein sehr kräftig an und
                                 stellen das gewünschte ringförmige Loch her, welches durch einen continuirlich
                                 und mit einem passenden Drucke dagegen gespritzten Wasserstrahl stets rein
                                 gehalten wird. Bei Versuchen, welche mit diesem Bohrgezäh angestellt wurden,
                                 erzeugte ein Mann, der an einer Kurbel drehte, in der Minute in Granit ein 10
                                 bis 12 Millimeter tiefes Loch von 46 Millimeter Durchmesser und 30 Millimeter
                                 starkem Kern. Andere Versuche mit Granit von Cherbourg, Protogyn vom
                                 Mont-Blanc und Jaspis aus Savoyen gaben das Resultat, daß ein Mann an der
                                 Kurbel stündlich 0,6, ein Mann an einem Riemenvorgelege 1,5 Meter Loch von 5
                                 Centimeter Durchmesser bohren konnte. Nachdem mehr als 25 Meter noch in den
                                 härtesten Gesteinen gebohrt waren, zeigten sich die Spitzen der Diamanten nicht
                                 merklich abgenützt. Der Werth dieser Diamanten beträgt 135 Frcs., und wenn sie
                                 bis auf die Fassung abgerieben sind, so kann der Rest noch für circa 100 Frcs. als Material zum Schleifen der
                                 Juwelen verwendet werden. Es ist freilich fraglich, ob die Diamanten bei den
                                 Stößen, welchen ein solcher Bohrapparat immer ausgesetzt sehn wird, nicht
                                 abbrechen könnten, und muß hierüber erst die Erfahrung abgewartet werden;
                                 indessen läßt sich so viel behaupten, daß der Leschot'sche Röhrenbohrer seines geringen Umfanges halber und wegen der
                                 Leichtigkeit seiner Aufstellung für den Grubenbetrieb
                                 sehr geeignet seyn muß. Man kann ihn nach jeder Richtung arbeiten lassen, was
                                 eine hauptsächliche Bedingung für derartige Apparate ist. – Wir bedauern
                                 daß die Notiz, welcher wir Vorstehendes entlehnen, keine weiteren Angaben über
                                 die Mechanismen zur Bewegung bietet, da diese Mechanismen sehr viel
                                 Aufmerksamkeit verdienen und sogleich unpraktisch werden, sobald sie
                                 einigermaßen complicirt sind, wie bei vielen ähnlichen in Amerika erfundenen
                                 Apparaten.“
                              
                           
                        
                           Amerikanische Getreide-Reinigungs- und
                              Sortirungs-Maschine.
                           Hr. Ingenieur Fischer in Bautzen beschrieb in seiner
                              Abhandlung „über das Sortiren der Körper von verschiedenem specifischem
                                 Gewichte“ (S. 38 in diesem Bande des
                              polytechn. Journals) einen Getreidereiniger mit Saugesortirvorrichtung, ohne den
                              Erfinder zu nennen. Diese Maschine wurde dem Amerikaner A. B. Childs in Rochester im Staate New-York im Jahre 1851 für Amerika,
                              England und Frankreich patentirt, und erregte damals auf der Ausstellung des
                              Smithfield Club, noch mehr aber in Warwick allgemeine Bewunderung.
                           Herr J. Pintus hat diese amerikanische
                              Getreidereinigungsmaschine im Jahrgang 1859 der von ihm herausgegebenen Zeitschrift
                              „Der Pflug“, Bd. I S. 85 beschrieben; er bemerkt am
                              Schlusse seines Aufsatzes über dieselbe: „Sämmtliche amerikanische und
                                 englische Blätter und eine große Anzahl von Zeugnissen, die uns vorliegen,
                                 sprechen sich außerordentlich günstig über die Maschine aus. Zu den Vortheilen,
                                 welche diese Maschine gewährt, gehören u.a. die, daß man, da sich die Gewalt des
                                 Luftstromes reguliren läßt, im Stande ist, sein Korn in verschiedene Qualitäten
                                 von bestimmter specifischer Schwere zu sondern, daß man nicht nur die
                                 gespaltenen und beschädigten Körner, Steine, Rade, sondern auch alle einzelnen
                                 Körner anderer Getreidearten, z.B. Hafer aus dem Weizen, sowie Sand und Schmutz
                                 jeder Art auf leichte Weise entfernen kann. Die Siebe, wie die Windflügel,
                                 lassen sich zweckmäßig verstellen. Man kann mit der kleinsten Handmaschine Nr. 6
                                 in der Stunde 30 Scheffel Weizen reinigen und sortiren. Der Preis der kleinsten
                                 Sorte ist 18 Pfd. Sterl.“
                              
                           
                        
                           
                           Verbesserung im Gießen von Barren, nach Johnson.
                           Metallbarren von Silber, Gold, Stahl etc. werden meistens in eiserne Formen gegossen,
                              die aus 2 oder mehreren Theilen bestehen und von oben gefüllt werden. Hierbei ist es
                              kaum zu vermeiden, daß die rasch sich erwärmende und ausdehnende Luft dem Eingießen
                              Schwierigkeiten in den Weg stellt; auch mengt sich dem Guß leicht Schlacke bei und
                              macht die Barren undicht und fehlerhaft. Johnson wendet
                              eine aus 3 Theilen bestehende, durch Schraubenbolzen zusammengehaltene Form an, die
                              10 Barrenformen, um eine centrale weitere Eingußöffnung gruppirt, enthält. In diese
                              centrale Form, die etwas höher ist als die umgebenden, wird das Metall von oben
                              eingegossen. Es läuft durch Canäle am Boden nach den umgebenden kleineren Formen und
                              steigt in diesen gleichmäßig auf. Man läßt das Metall in die centrale Form so lange
                              einfließen, bis es an die obere Mündung der umgebenden Formen herantritt, läßt dann
                              erkalten, entfernt die zusammenhaltenden Schraubenbolzen und nimmt die Barren
                              heraus, indem man sie von den Eingußzapfen (dem in den Zuführungscanälen
                              befindlichen Metalle) abschlägt. Das ganze Formsystem ist unten offen und wird beim
                              Guß auf eine ebene Platte aufgesetzt und dort durch Schrauben etc. befestigt, damit
                              die Form nicht durch das flüssige Metall gehoben wird, wodurch Verluste eintreten
                              würden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 24.)
                           
                        
                           Ueber ein neues Aluminium-Mineral; von U. Stevart.
                           In meiner Abhandlung „über Verbesserungen in der
                                 Aluminium-Fabrication“ (S. 51 in diesem Bande des polytechn. Journals) habe ich ein
                              Aluminium-Mineral beschrieben, welches in der Fabrik zu Salyndre
                              (Gard-Departm.) benutzt wird und dasselbe nach seiner Zusammensetzung im
                              Wesentlichen als einen eisenhaltigen Diaspor
                              betrachtet.
                           Seitdem habe ich erfahren, daß dieses Mineral von Hrn. H. Sainte-Claire Deville zum Rang einer besonderen Gebirgsart erhoben und
                              Bauxit benannt worden ist, nach der Gemeinde Baux, wo
                              man dasselbe zuerst gefunden hat. Dieses Mineral besteht im Durchschnitt, wie ich
                              angab, aus:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 60
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 25
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 3
                                 
                              
                                 Wasser
                                 12
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Aber diese Zusammensetzung ist sehr wandelbar; so enthält das Mineral manchmal keine
                              Kieselerde; die Verhältnisse zwischen der Thonerde und dem Eisenoxyd sind der Art,
                              daß alle Varietäten zwischen dem reinen Aluminium-Mineral und dem
                              Thoneisenstein vorkommen, welcher bis 45 Proc. Roheisen im Tiegel liefert.
                           Man hat in diesem interessanten Mineral ferner 1 bis 2 Proc. Titan gefunden und sogar
                              Vanad in beträchtlicher Menge.
                           Die sehr zahlreichen Lager dieses Minerals in den Departements Bar und
                              Bouches-du-Rhone erstrecken sich in einer Länge von 150 Kilometern von
                              der Umgegend von Tarascon bis nach Antibes. Einige Lager lassen sich auf eine Länge
                              von wenigstens einem Kilometer verfolgen und haben eine Mächtigkeit von mehreren
                              Dutzend Metern. (Revue universelle des mines, 1863, t. XIV p. 387.)
                           
                        
                           Zur Bereitung eines reinen Zinkoxyds auf nassem Wege; von T.
                              Sarrazin.
                           Bei der Darstellung des schwefelsauren Zinkoxyds verursacht die Ausscheidung des
                              Eisens, mittelst Chlor und kohlensauren Zinkoxyds, zwar keine Schwierigkeit, wohl
                              aber einige Unbequemlichkeit. Diese versuchsweise zu umgehen, überließ man nach
                              beendigter Wasserstoffgasentwickelung (bei der Auflösung des Zinks) und Filtration, die
                              schwefelsaure Zinkoxydlösung mit einer kleinen Menge metallischen Zinks, einer etwa
                              8tägigen Digestion, unter ersetzen des verdampften Wassers, nach welcher Zeit der in
                              reichlicher Menge entstandene braune Niederschlag von Eisenoxyd durch Filtration
                              getrennt wurde. Das Filtrat erwies sich als vollständig frei von Eisen, überhaupt
                              rein, und wurde nach vorschriftsmäßigem Fällen, Auswaschen, Trocknen und Glühen ein
                              schönes Zinkoxyd erhalten. (Zeitung des norddeutschen Apotheker-Vereins.)
                           
                        
                           Ueber Modellirthon mit Glycerin; von Prof. Haas in Stuttgart.
                           Schon vor längerer Zeit wurde in den technischen Journalen Glycerin als Mittel
                              empfohlen, den Modellirthon fortwährend plastisch zu erhalten. Versuche, die ich
                              unlängst darüber anstellte, bestätigten die Sache vollständig, sofern ein solcher
                              Thon schon vor zwei Monaten mit Glycerin angemacht, und fortwährend im warmen Zimmer
                              gelegen, sich heutigen Tages noch so plastisch zeigt, wie anfangs. Bei diesen
                              Versuchen wurde der Thon zunächst ganz ausgetrocknet, dann sein gepulvert und ihm
                              endlich die nöthige Menge Glycerin eingemengt. Dasselbe hat ein specifisches Gewicht
                              von 1,231 (= 27° Baumé). Wird dem Thone, so lange er noch feucht ist,
                              das Glycerin beigemengt, so tritt nachher noch Wasserverdunstung ein, in Folge
                              dessen derselbe seine plastische Eigenschaft einbüßt.
                           Weniger günstig für die Sache gestaltet sich der Kostenpunkt. Für ein Pfund trockenen
                              Thons waren 227 Gramme = 14,5 Loth Glycerin erforderlich und damit wurden 15
                              Kubikzoll plastischen Thons erhalten; für einen Kubikfuß wären demnach 30 Pfund
                              nöthig. Der Centner Glycerin (26–280) kann von Jobst in Stuttgart bei Abnahme einer ganzen Korbflasche um 22 fl. bezogen
                              werden, bei größeren Partien noch billiger. 30 Pfund kommen demnach auf 6 fl. 36 kr.
                              zu stehen. Zieht man in Erwägung, daß bei kleineren Versuchen immer ein gewisser
                              Verlust an Glycerin stattfindet, das an den Händen und der Schale haften bleibt, ein
                              Verlust, der bei größeren Massen verschwindend klein wird, so wird man als Kosten
                              für einen Kubikfuß plastischen Thons 5 fl. 30 kr. bis 6 fl. in Anrechnung zu bringen
                              haben, eine Summe, die auf den ersten Blick zu groß scheint, die sich aber doch als
                              annehmbar herausstellt, wenn man bedenkt, daß solcher Thon seine plastische
                              Eigenschaft fortwährend behält und deßhalb ohne weitere Kosten und Mühen einer
                              unbeschränkt langen Verwendung fähig ist. Jedenfalls aber ist dieser Thon bedeutend
                              billiger als Modellirwachs, an dessen Stelle er in allen Fällen, selbst bei den
                              feinsten Arbeiten, treten kann, und vor dem er den Vorzug hat, daß er in der Kälte
                              wie in der Wärme weich bleibt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 3.)
                           
                        
                           Die Wissenschaft auf dem Theater.
                           Im Jahre 1846 wurde zuerst in der großen Oper zu Paris bei der ersten Darstellung des
                              Propheten das elektrische Kohlenlicht angewendet, um den Effect des Sonnenaufganges
                              hervorzubringen, was auf eine wahrhaft überraschende Weise gelang. In Folge davon
                              wurde der geschickte Optiker Duboscq, dessen Regulator so
                              wesentlich zur Constanz des elektrischen Lichtes beigetragen hatte, mit der
                              Ausführung und Ueberwachung dieses Theiles der Inscenirung betraut, und seitdem kann
                              kaum ein Ballet oder eine Spectakeloper in Scene gehen, ohne daß das elektrische
                              Licht in irgend einer Art dabei eine Rolle spielt. Die größeren Opernhäuser
                              Frankreichs und des ganzen Kontinents folgten dem gegebenen Impulse sehr bald
                              nach.
                           Kurz darauf wurden vom Mechaniker Ruhmkorff in Paris seine
                              großen Inductionsrollen hergestellt. Man erhielt damit ein Mittel, ungemein starke
                              elektrische Funken in raschester Aufeinanderfolge zu erzeugen. Auch dieses
                              Experiment fand bald seinen Weg auf das Theater. In einem großen Feen- und
                              Spectakelstück, dem Pied de Mouton (Hammelfuß), werden
                              die Lichter eines magischen Leuchters plötzlich wie durch Zauberei entzündet. Die
                              Dochte derselben sind mit einer leicht entzündlichen Flüssigkeit (z.B. Terpenthinöl und
                              Weingeist) getränkt, und tauchen in Porcellangefäße, welche die Form und das
                              Aussehen von Kerzen haben. Etwas oberhalb dieser Dochte sind zwei metallische
                              Spitzen angebracht, zwischen denen der erzeugte Inductionsfunke überspringt. Der
                              Leuchter hat zwei Arme. Mit Hülfe eines Commutators kann man bald die eine, bald die
                              andere Kerze entzünden. Eben so leicht kann man Gasflammen oder Häufchen von Pulver
                              mittelst des Funkens in Brand stecken. Weit prachtvollere Resultate könnte man noch
                              durch das Ueberspringen des Funkens in den nahezu luftleeren Geisler'schen Röhren erzeugen. Wären diese z.B. in Form von Namenszügen
                              etc. gebogen, so könnte man damit gewiß ganz ausgezeichnete Effecte erzielen. Eine
                              Fee, deren Kopfputz z.B. aus solchen Geisler'schen Röhren bestände, würde jedenfalls
                              brillant erscheinen.
                           In der neuesten Zeit sind endlich die Geistererscheinungen auf dem Theater
                              aufgetaucht, die freilich nur kurze Zeit in London und Paris Furore gemacht
                              haben.
                           Wahrscheinlich haben schon in ältester Zeit die Zauberer und Geisterbeschwörer von
                              diesem einfachen physikalischen Experiment Gebrauch gemacht. Schon im Jahre 1802
                              brachte ein Engländer diese Idee öffentlich zur Ausführung. Sie wurde mit größtem
                              Erfolge in der Neuzeit wieder aufgenommen.
                           Man hat specielle Zauber- und Geistergeschichten geschrieben und aufgeführt,
                              deren Kern eben in diesen Geistererscheinungen bestand.
                           Sobald die Geister erscheinen sollen, werden die Lichter des Kronleuchters im
                              Zuschauerraum verdunkelt, die der Rampe so schwach gehalten, daß man eben noch das
                              Spiel des Acteurs sehen kann. Plötzlich erscheint der Geist, hell erleuchtet,
                              vollkommen sichtbar, so daß man selbst das Mienenspiel desselben deutlich erkennen
                              kann. Die Ausführung dieses überraschenden Effects ist sehr einfach, und erfordert
                              vor allem sehr reine, gut polirte, große Spiegelgläser ohne
                                 Belag. Dieselben sind etwa in einem Winkel von 45 Grad gegen den Fußboden
                              der Bühne geneigt, im Hintergrunde derselben aufgestellt. Bei der schwachen
                              Beleuchtung und ihrer vollkommenen Durchsichtigkeit, sind sie so gut wie unsichtbar.
                              Vor denselben ist eine breite Spalte nach dem Raume unter dem Podium geöffnet. In
                              diesem Raume stellen sich die Schauspieler auf, welche die Geister darstellen
                              sollen. Im Moment der Erscheinung wird diese Gruppe durch ein sehr lebhaftes
                              Hydrooxygen-Gaslicht mit Reflector intensiv beleuchtet. Die Lichtstrahlen,
                              welche von dort aus auf die Spiegel fallen, werden zum großen Theil in den
                              Zuschauerraum zurückgeworfen. Die Dunkelheit, welche hinter dem Glasspiegel
                              herrscht, spielt gewissermaßen die Rolle eines Spiegelbelags. Wäre ein gewöhnlicher
                              Zinn- oder Silberbelag vorhanden, so würde man ein deutliches Spiegelbild
                              erhalten, so erhält man nur die Geistererscheinung. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864,
                              Nr. 1.)
                           
                        
                           Ueber die elektrische Leitungsfähigkeit der
                              Gutta-percha und des Kautschuks unter verschiedenem Drucke, von C. W. Siemens.
                           Bei den bezüglichen Versuchen, deren Resultate Siemens der
                              British Association for the Advancement of Science
                              mittheilte, wurde der Druck durch eine starke hydraulische Presse hervorgebracht; es
                              ergab sich, daß der Leitungswiderstand der
                                 Gutta-percha (oder ihr Isolirungsvermögen) mit
                                 dem Drucke zunimmt und zwar in einem größeren Verhältniß als dieser; bei
                              einem Drucke von 300 Atmosphären war der Widerstand beinahe dreimal so groß, wie bei
                              dem gewöhnlichen atmosphärischen Drucke. Es ergibt sich daraus das für die submarine Telegraphie höchst wichtige Resultat, daß die Gutta-percha auf dem Meeresboden besser isolirt
                                 als auf dem Lande. Wurde der Druck aufgehoben, so fiel der Widerstand fast
                              unmittelbar wieder auf seinen ursprünglichen Grad und erreichte diesen nach einiger
                              Zeit genau wieder.
                           Ein ganz anderes Verhalten zeigte der Kautschuk, dessen
                                 Leitungswiderstand mit der Zunahme des Druckes abnahm und zwar ziemlich in
                              gleichem Verhältnisse; nach dem Aufhören des Druckes zeigte sich eine Art
                              Gegenschlag: der Widerstand stieg sofort über seinen ursprünglichen Betrag, welchen
                              er aber nach einiger Zeit wieder erreichte.
                           Man könnte dieses verschiedene Verhalten dadurch erklären wollen, daß unter dem hohen Drucke Wasser in
                              die Poren des Kautschuks eindränge, während dieß bei Gutta-percha nicht der
                              Fall sey; diese Ansicht ergab sich aber als unhaltbar, denn wenn ein Metalldraht
                              erst mit Kautschuk, dann mit Gutta-percha überzogen wurde, so zeigte sich bei
                              Druckvergrößerung im Leitungswiderstande eine Veränderung, die zwischen den
                              Resultaten, welche Kautschuk und Gutta-percha für sich gaben, in der Mitte
                              lag. (Cosmos; Armengaud's
                              Génie industriel, November 1863, S. 274.)
                           
                        
                           Eine Abänderung der Daniell'schen
                              galvanischen Batterie, von J. Minotto.
                           Bekanntlich bestehen die galvanischen Elemente der Daniell'schen constanten Batterie aus einem Glase, das mit concentrirter
                              Kupfervitriollösung gefüllt ist, in welcher ein Cylinder von Kupferblech steht, und
                              aus einer porösen Thonzelle mit verdünnter Schwefelsäure, in welche ein amalgamirter
                              Zinkblock taucht. Die Thonzellen sind ein großer Uebelstand. Sind sie porös genug,
                              daß sie dem Strome keinen zu großen Widerstand leisten, so zerbrechen sie sehr
                              leicht, lassen auch die Kupferlösung zum Zink durchdringen und bekleiden sich
                              allmählich mit einer fest haftenden Kupferschicht. Aus diesen Gründen hat man
                              bekanntlich jetzt in Deutschland die Meidinger'sche
                              constante Batterie vielfach eingeführt, eine Combination, bei der Kupfer und Zink
                              die Metalle, Kupfervitriol und Bittersalzlösung die erregenden Flüssigkeiten bilden.
                              Bei Siemens und Halske in
                              Berlin sah Referent schon vor mehreren Jahren eine sehr constante Combination, bei
                              der die Scheidewand durch eine Lage Papierzeug gebildet war.
                           Minotto wählt statt dessen eine Lage Sand. Auf den Boden
                              eines Glasgefäßes kommt eine Kupferscheibe mit angelöthetem Draht, der durch
                              Gutta-percha isolirt ist. Hierauf schüttet man eine Lage pulverisirten
                              Kupfervitriols und darüber eine Lage feinen, reinen Sand. Auf diesen kommt endlich
                              eine amalgamirte Zinkplatte mit Leitungsdrath zu liegen. Man gießt dann vorsichtig
                              Wasser auf, das den Sand durchtränkt, und mit dem Kupfervitriol eine gesättigte
                              Lösung bildet. Dieselbe setzt auf der Kupferplatte galvanisch Kupfer ab, die frei
                              werdende Säure dient zur Sättigung des gebildeten Zinkoxydes. Die Kette soll zwar
                              schwach aber ungemein constant wirken, sehr billig seyn und nur sehr geringe
                              Aufmerksamkeit verlangen. Von Zeit zu Zeit muß das Wasser ergänzt werden. Ist der
                              Kupfervitriol gänzlich consumirt, so nimmt man den Apparat auseinander, wäscht den
                              Sand aus, und kann dann die Kette sofort wieder zusammensetzen, falls nicht eine
                              neue Zinkplatte nöthig wird. Der Sand verhindert die Vermischung der Flüssigkeiten,
                              ohne doch dem Strome zu großen Widerstand entgegenzusetzen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864,
                              Nr. 1.)
                           
                        
                           Ueber eine Zündmasse der für Zündnadelgewehre bestimmten
                              Patronen; von Dr. Eduard Reich.
                           Während einer kurzen Zeit meines Lebens war ich Zögling der Stabs-Schule des
                              dritten k. k. Feld-Artillerie-Regiments. Seither lenkte ich meine
                              Aufmerksamkeit unter Anderem auch den Feuerwerkskörpern zu, mit denen ich immer nach
                              mehreren Jahren einmal experimentirte. Vor etwa 15 Monaten kam in einem Kreise von
                              Bekannten die Rede auf die sogenannten Zündpillen der für die Zündnadelgewehre
                              bestimmten Patronen; man bat mich, Versuche in Hinsicht dieser Körper
                              anzustellen.
                           Ich laugte zu dem Ende 10 Gewichtstheile trockenen Scheibenpulvers mit kochendem
                              Wasser sorgfältig aus, und vermengte den trockenen und alkoholisirten Rückstand
                              unter Zusatz einiger Tropfen höchst rectificirten Weingeistes und reinen Steinöls
                              mit folgenden staubfeinen Körpern allmählich und innig:
                           
                              
                                 chlorsaurem Kali
                                 16
                                 Gewichtstheilen
                                 
                              
                                 schwarzem Schwefelantimon
                                   2
                                 „
                                 
                              
                                 Zucker
                                   3
                                 „
                                 
                              
                                 gelbem Blutlaugensalz
                                   2
                                 „
                                 
                              
                                 Bleisuperoxyd
                                   4
                                 „
                                 
                              
                           Die schwach feuchte Masse wurde in Stückchen von der Größe kleiner Erbsen in aus Pappe gefertigte
                              Zündspiegel mit Hülfe eines aus Zwetschenbaumholz gedrehten Cylinderchens
                              geschlagen. Ich ließ alsdann durch eine Woche lang in einem warmen Locale die
                              Trocknung vor sich gehen.
                           Trieb man eine starke Stahlnadel mittelst eines gut gemessenen, nicht zu starken
                              Hammerschlags rasch in die Masse, so erfolgte augenblicklich Entzündung und ungemein
                              schnelle Verbrennung. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1863 S. 273.)
                           
                        
                           Dunkles Schwarz für messingenen optische Instrumente.
                           Das dunkle Schwarz, welches so häufig bei messingenen optischen Instrumenten
                              angewendet wird, erhält man nach dem Practical Mechanics'
                                 Journal dadurch, daß man das mit Tripel polirte Messing mit einer
                              verdünnten Lösung eines Gemisches aus einem Theil neutralem salpetersaurem Zinnoxyd
                              und 2 Theilen Goldchlorid wäscht und es etwa erst nach 10 Minuten mit einem feuchten
                              Tuche abwischt. War Säure im Ueberschuß vorhanden, so hat die Oberfläche eine
                              dunkelschwarze Färbung angenommen. Das neutrale salpetersaure Zinnoxyd erhält man
                              durch Fällen von Zinnchlorid mittelst Ammoniak und Auflösen des so erhaltenen Oxydes
                              in Salpetersäure. (Neues Jahrbuch für Pharmacie.)
                           
                        
                           Paraffinpapier statt Wachspapier.
                           Das Paraffin ist jetzt ein überall erreichbarer Handelsartikel geworden und man
                              erhält es zu circa 1 fl. in einem farb- und
                              geruchlosen Zustande. Dieses reine Paraffin ist ein vorzügliches Material zur
                              Bereitung des Paraffinpapiers, welches das Wachspapier in Rücksicht auf das
                              Verfahren der Darstellung und die technische Verwendung, aber auch in ökonomischer
                              Beziehung beachtenswerth übertrifft und selbst dem Pergamentpapier Concurrenz machen
                              wird. Da das Paraffin schon bei 35 bis 40° R., also leichter als das Wachs
                              schmilzt, auch weniger leicht als dieses erstarrt, so ist nur eine gelinde Wärme
                              nöthig, um die Durchdringung des Papiers zu erreichen. Bei unvorsichtig vermehrter
                              Hitze tritt nicht so leicht, wie beim Wachs, eine Bräunung des Papiers, sondern eine
                              Verdampfung des Paraffins ein. Das Paraffinpapier ist weit zweckmäßiger verwendbar
                              als das Wachspapier. Dieses hat stets einen mehr oder – weniger ranzigen
                              Geruch, es ist gegen Feuchtigkeit, besonders alkalischen Stoffen und Säuren
                              gegenüber, wenig beständig, dagegen bleibt das Paraffinpapier geruchlos und wird von
                              Feuchtigkeit, alkalischen und sauren Substanzen sehr schwierig alterirt. Ferner ist
                              das Paraffin nahezu 1/3 billiger als Wachs und in seiner Fähigkeit, die Papierfaser
                              zu durchdringen, um 1/3 stärker als dieses. (Dr. Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1863, Nr. 45.)
                           
                        
                           Collodium als Firniß; von O. A. Bernhard.
                           Einen recht praktischen Firniß gibt Collodium, welches mit dem 32sten Theil Ricinusöl
                              versetzt ist. Vor Terpenthinöl- und Weingeistfirnissen hat er wesentliche
                              Vortheile. Er trocknet äußerst schnell, schlägt nicht durchs Papier, kann also
                              sogleich angewendet werden, dann bleibt er von öligen und weingeistigen
                              Flüssigkeiten unverändert. Landkarten, Kalender, Tabellen, Aufschriften u.s.w. damit
                              überzogen, bleiben jahrelang unverändert glänzend und geschmeidig, mit Ausnahme
                              eines schwach gelblichen Stiches, den sie annehmen. Von Unreinigkeiten lassen sich
                              letztere leicht mittelst Wasser reinigen. Sollten sich bei Anwendung desselben nach
                              mehrmaligem Auftragen, was immer geschehen muß, weiße Stellen zeigen, so dürfen
                              diese nur mit Aether leicht benetzt werden, um sogleich zu verschwinden. (Neues
                              Repertorium für Pharmacie, Bd. XII S. 440.)
                           
                        
                           
                           Weinbereitung mit Centrifugal-Maschinen statt mit
                              Pressen; von Adolph Reihlen, Fabrikbesitzer in
                              Stuttgart.
                           Nach einem vorläufigen, von dem Vorstande der kgl. Centralstelle für Gewerbe und
                              Handel in Stuttgart unter Mitwirkung der landwirtschaftlichen Centralstelle
                              angestellten Versuche, aus ganzen, nicht zerdrückten Trauben mittelst einer von Hand
                              getriebenen Centrifugalmaschine, Weine verschiedener Qualität zu bereiten, wurde auf
                              Anregung des genannten Herrn am 23 October 1863 ein größerer Versuch mittelst einer
                              in der Zuckerfabrik in Stuttgart aufgestellten Centrifuge vorgenommen.
                           Die Maschine dient dort zur Trennung der Zuckerkrystalle von Syrup, hat einen
                              Durchmesser des inneren Siebes von 27 Zoll, während dessen Höhe 9 Zoll beträgt. Sie
                              wird von einer Dampfmaschine getrieben und macht in der Minute 1000–1200
                              Umdrehungen.
                           Durch die Güte des Hrn. v. Ergenzinger, Präsidenten der
                              kgl. Hofkammer, wurden die zu einem größeren Versuche nöthigen Trauben aus dem kgl.
                              Weinberge auf der Prag geliefert.
                           Die bei der Arbeit anwesende Commission bestand aus den Herren: Präsident v. Ergenzinger, Director v. Steinbeis und Hofdomänenrath v. Schmid.
                           Die Wägungen und Aufschreibungen wurden von dem Verfasser unter Zuhülfenahme seines
                              Comptoirpersonales besorgt und genau controlirt.
                           Gleich bei den ersten Füllungen der Centrifuge stellte sich heraus, daß die Maschine
                              am besten in Gang gesetzt wird, ehe die Trauben
                              hineingeschüttet werden, weil sich dieselben sonst weder gleichartig an dem inneren
                              Rande der Siebtrommel anlegen, noch die Beeren gehörig platzen.
                           Bei Anwendung dieser kleinen Vorsicht wurden nicht nur alle reifen Beeren zerrissen,
                              sondern es floß bei einer Füllung von je etwa 40 Pfund Trauben der Most in
                              4–5 Minuten sehr rasch ab.
                           Auf diese Weise lieferten:
                           
                              
                                   70
                                 Pfd. Rißlinge
                                   44 1/2
                                 Pfd. (63 1/2
                                 Proc.)
                                 Wein u.
                                 25 1/2
                                 Pfd. (36 1/2
                                 Proc.) Träber
                                 
                              
                                   79
                                 Pfd. Gutedel
                                   56
                                 Pfd. (71
                                 Proc.)
                                    „    „
                                 23
                                 Pfd. (29
                                 Proc.)     „
                                 
                              
                                   76
                                 Pfd. Elbling
                                   58
                                 Pfd. (76
                                 Proc.)
                                    „    „
                                 18
                                 Pfd. (24
                                 Proc.)     „
                                 
                              
                                   90 1/2
                                 Pfd. Silvaner
                                   68 1/2
                                 Pfd. (76
                                 Proc.)
                                    „    „
                                 22
                                 Pfd. (24
                                 Proc.)     „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 315 1/2
                                 Pfd. Trauben
                                 227
                                 Pfd. (76
                                 Proc.)
                                 Wein u.
                                 88 1/2
                                 Pfd. (28
                                 Proc.) Träber.
                                 
                              
                           Alle Trauben waren vollkommen reif.
                           Nimmt man an, daß ein Butten Trauben von 120 Pfund 2 Imi Wein mit circa 80 Pfund, mithin circa 66 2/3 Proc. Wein bei guter
                              Pressung liefert, so würde schon in dieser Rücksicht die Centrifuge mit mehr als 5
                              Pfund Wem von 100 Pfd. Trauben im Vortheil seyn; mit anderen Worten, im vorliegenden
                              Fall wären 17 Imi Wein aus einer Traubenmenge erzielt worden, die bei gewöhnlich
                              guter Pressung nur 16 Imi gegeben hätte.
                           Nachdem der Beweis geliefert war, daß die Centrifuge Raspel und Presse zu ersetzen
                              vermöchte, galt es zu untersuchen, wie durch Zusatz von Wasser den sehr lockeren
                              Träbern möglichst viel Nachwein entzogen werden könnte.
                           Während das ursprüngliche Durchschnittsgewicht des unverdünnten Mostes etwa
                              74° betrug, wurden durch Vermischung der 88 1/2 Pfund Traber mit 30 Pfd.
                              Wasser und Centrifugiren 42 Pfd. Nachwein von 44° erhalten. Hierauf wurden
                              noch probeweise 9 Pfund Wasser in die Centrifuge eingegossen, um aus den Trauben
                              noch mehr Wein auszuwaschen; diese Manipulation erwies sich indessen nicht
                              zweckmäßig, insoferne der so erhaltene Nachwein bloß 20° wog, offenbar weil
                              das Wasser keine Zeit hatte, in das Innere der Traubenhäute einzudringen.
                           Es wurde nun zuletzt noch die Hälfte der Träber mit 6 Pfund Wasser in einem Gefäß
                              gemischt und centrifugirt, wobei der Nachwein wieder 40° wog. Aller Nachwein
                              kam in ein Gefäß zusammen und wog im Durchschnitt 36°.
                           Da zuletzt nicht mehr als 46 Pfund Traber von 315 1/2 Pfund Trauben, also bloß 14,6
                              Proc. Träber übrig blieben, so wurde ein Aequivalent von nicht weniger als 85,4
                              Proc. Wein erhalten.
                           Die letzten Träber stellten ein ganz loses Gemenge von Kämmen, Häuten und Kernen vor,
                              so trocken, daß durch Absieben jede einzelne dieser drei Substanzen ganz leicht für
                              sich hätte abgesondert werden können.
                           
                           Bei dieser Arbeit wäre die Gewinnung von Weinkernöl außerordentlich erleichtert.
                           Eine eigenthümlich überraschende Erscheinung bot der centrifugirte ohne Wasserzusatz
                              bereitete Wein insoferne dar, als er schon am 23. November, also gerade nach einem
                              Monate, glanzhell und zum Ablassen fertig sich erwies, während der auf gewöhnliche
                              Weise aus denselben Trauben dargestellte und im gleichen Locale gegohrene Wein noch
                              ganz trübe und schleimig erschien.
                           Geschmack und Geruch entsprachen dem Ansehen der beiden Weine vollständig.
                           Die interessante Frage, ob bei halbreifen Trauben unter entsprechender Modificirung
                              der Geschwindigkeit, die Centrifuge bloß die reifen Beeren zerreißen, die unreifen
                              aber unversehrt lassen, das Auslesen und Beeren von Hand also ersetzen würde, konnte
                              der vorgerückten Jahreszeit wegen Heuer nicht mehr untersucht werden, wie überhaupt
                              dieser Versuch nicht als ein endgiltiges Resultat, sondern namentlich dazu dienen
                              soll, auf die Anwendbarkeit der Centrifuge bei der Weinbereitung aufmerksam zu
                              machen und spätere größere Arbeiten in dieser Richtung hervorzurufen.
                           Fassen wir das erhaltene Resultat zusammen, so scheint daraus Folgendes
                              hervorzugehen:
                           1) Centrifugen können ohne vorhergehendes Raspeln oder sonstiges Zerquetschen der
                              Trauben zweckmäßig zum Weinbereiten benützt werden.
                           2) Vorhergehendes Raspeln der Trauben würde die Wirksamkeit der Centrifuge
                              außerordentlich unterstützen, weil das sehr rasch erfolgende Ablaufen des Mostes
                              eine weit stärkere Ladung der Maschine gestattet; in diesem Falle würden mit Einer
                              Centrifuge binnen 8–10 Minuten (einschließlich Füllen und Leeren) etwa
                              100–120 Pfund zerdrückte Trauben in Most und Träber getrennt werden können,
                              was ungefähr einem Eimer per Stunde entspräche.
                           3) Der mit Centrifugen gewonnene Wein sättigt sich einerseits sehr intensiv mit der
                              zu Einleitung des Gährungs-Processes erforderlichen atmosphärischen Luft,
                              während andererseits viel mehr Fäserchen und consistente Schleimtheile der Traube in
                              den Träbern zurückbleiben. Aus den Kämmen und Kernen kommt kein übelschmeckender
                              Gerbstoff und andere Substanzen in den Most und er scheint aus diesen Gründen
                              rascher zu gähren und viel früher abgelassen werden zu können.
                           Obgleich bis jetzt der Centrifugalmost entschieden besser zu seyn scheint, so ist
                              doch behufs unparteiischer Vergleichung die Abklärung des auf gewöhnliche Weise
                              gekelterten Weines abzuwarten; insbesondere wäre seiner Zeit der relative Gehalt an
                              Gerbstoff und anderen Säuren in den verschieden dargestellten Weinen, sowie deren
                              relative Haltbarkeit zu ermitteln.
                           4) Die Mehrausbeute des freiwillig abfließenden Weines, die große Leichtigkeit der
                              Bereitung von Nachwein, das Wegbleiben schlechter Substanzen aus Kernen und Kämmen
                              und die Auskelterung aller an den letzteren haftenden Beerenreste, empfehlen die
                              Benützung von Centrifugen zur Weinbereitung ganz besonders.
                           5) Es wäre sehr zu wünschen, daß mit gleichen Quantitäten geraspelter Trauben im
                              kommenden Herbst genau vergleichende größere Versuche gemacht würden, um über
                              Ausbeute, Qualität, Kosten etc. der erhaltenen Weine genaue, auf Zahlen begründete
                              Zusammenstellungen zu erhalten. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1863, Nr. 50.)
                           
                        
                           Die künstliche Befruchtung der Getreide-Pflanzen nach
                              Hooibrenk.
                           Die Vorschläge des Hrn. Hooibrenk zur künstlichen
                              Befruchtung der Cerealien (worüber im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 399 berichtet wurde), fahren in
                              Frankreich fort, sowohl die höheren Regionen der Regierung, als auch die
                              wissenschaftlichen Kreise zu beschäftigen; denselben ward sogar die hohe Ehre einer
                              ausführlichen Erwähnung in der feierlichen „Darstellung der Lage des
                                 Reichs (Exposé de la situation de
                                    l'Empire),“ welche der Kaiser jährlich den Kammern übersendet.
                              Die bei den Versuchen in Sillery erreichten Resultate scheinen wenigstens so direct von der künstlichen Befruchtung
                              herzustammen, daß man es für Gewissenspflicht hielt, die Sache gründlich zu prüfen.
                              Eine Commission ist also ernannt worden und als deren Präsident fungirt der
                              Marschall Graf Vaillant, Minister des kaiserlichen
                              Hauses, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Die Commission ladet alle die sich
                              dafür interessiren ein, an den Versuchen Theil zu nehmen und die Resultate
                              einzusenden. Natürlich ist die Aufforderung von Instructionen begleitet, welche sowohl
                              die in Rede stehende Methode beschreiben, als auch die Einheit der Versuche
                              erstreben. Hier nun die nöthigen Auszüge.
                           H. Hooibrenk empfiehlt zweierlei Operationen: 1) die
                              Cerealien bald nach ihrem Aufgehen drei oder viermal zu walzen; 2) dieselben zur
                              Blüthezeit künstlich zu befruchten. Zum erstenmal wird gewalzt, wenn die Hälmchen
                              etwa 3 bis 4 Zoll hoch sind; zum zweitenmale fünf, sechs oder sieben Tage später;
                              zum drittenmale nach einer ähnlichen Zwischenzeit. Das Walzen muß jedesmal in
                              derselben Richtung stattfinden, damit die Pflanze immer nach derselben Seite hin
                              gebogen werde. Die Winterfrucht, welche schon im Herbste gewalzt worden ist, muß
                              noch im Frühling, wenn die Vegetation wieder beginnt, ein oder zweimal gewalzt
                              werden. Die Walze muß cannelirt seyn und ungefähr das Gewicht der Landeswalze haben.
                              (Modelle werden den Versuchslustigen gesendet.) Sollte im Winter der Frost den Boden
                              gehoben haben, so muß er mit der gewöhnlichen Walze einfach wieder beigedrückt
                              werden, wenn er mit Winterfrucht bestellt ist. Rübsaat und Mais werden nicht
                              gewalzt. Die künstliche Befruchtung findet statt, sobald die Blüthe beginnt. Der
                              anzuwendende Apparat besteht aus einem 20 bis 25 Meter (60–75') langen Seile,
                              an dem 2 Fuß lange, dicht stehende, grob wollene Fransen hängen. Alle 4 Zoll ist ein
                              Schrotkorn an eine der Fransen befestigt. Die Fransen werden mit etwas – sehr
                              wenig – Honig bestrichen, indem man die mit etwas Honig benetzten Finger an
                              denselben abreibt. Zur Bewerkstelligung der künstlichen Befruchtung wird das Seil
                              auf das Getreidefeld gebracht und so getragen, daß die Fransen die Aehren in ihrer
                              ganzen Länge einwickeln. Drei Männer tragen das Seil, einer an jedem Ende und einer
                              in der Mitte; letzterer muß dem Seile eine kleine Bewegung geben, damit die Aehren
                              bei der Berührung geschüttelt werden. Die Operation wird dreimal wiederholt, je nach
                              einem Zwischenraum von einem oder zwei Tagen und bei ruhigem Wetter. Das erstemal
                              muß sie, wo möglich, in der Richtung von Osten nach Westen, zum zweitenmal von
                              Westen nach Osten stattfinden. Beim drittenmal kann die Richtung nach Belieben seyn.
                              Die Operation, besonders wenn Thau gefallen ist, darf nicht vor 10 Uhr Morgens
                              begonnen werden, und keinesfalls bei Regenwetter. Man verfährt mit Rübsamen,
                              Haidekorn und Mais wie für Getreide, nur müssen für Mais die Schrotkörner etwas
                              schwerer seyn. Nach dem Gebrauch für die Befruchtung einer Pflanzenart muß der
                              Apparat gewaschen werden, ehe man ihn für eine andere Pflanze anwendet.
                           Die Instructionen verlangen, daß man die Versuche auf folgende Weise ausführe: 1) Man
                              suche ein in seinen Theilen möglichst gleichartiges Feld, besonders was Boden,
                              Düngung und Lage betrifft, dabei sey es fern von Wäldern oder zu dichten
                              Baumgruppen. 2) Man theile das Feld in 4 Streifen, und trenne sie durch einen Pfad.
                              Die eine Abtheilung bearbeite man auf die landesübliche Weise; auf der zweiten walze
                              man ohne künstlich zu befruchten; auf der dritten walze man und wende die künstliche
                              Befruchtungsmethode an; auf der vierten walze man nicht, gebrauche aber den
                              Befruchtungs-Apparat. Läßt sich das Feld nicht in Streifen theilen, so müssen
                              jedenfalls die Abtheilungen so gleichartig als möglich seyn. 3) Die Ernte muß in
                              allen vier Abtheilungen zu gleicher Zeit stattfinden. 4) Von jeder Abtheilung
                              dresche man allein das Product und zwar mit derselben Maschine, welche jedesmal
                              sorgfältig gereinigt wird. Man wäge und messe einzeln die Körner von jeder
                              Abtheilung. Ebenso das Stroh. 5) Beim Ernten zähle man genau die Zahl der Halme,
                              welche ein Quadratmeter in jeder Abtheilung enthält, wobei man so viel als möglich
                              eine Stelle, welche den durchschnittlichen Bestand repräsentirt, aussucht. 6) Die
                              Halme dieses Quadratmeters werden sorgfältig und mit ihren Wurzeln herausgenommen;
                              man binde sie in eine Garbe und versehe sie mit einer Etiquette, welche ihren
                              Ursprung angibt. Diese Garben sollen wohl eingepackt und mit den nöthigen Angaben in
                              Kisten an den Minister des kaiserlichen Hauses gesendet werden. 7 Tabellen enthalten
                              die Aufzählung der gewünschten Angaben. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der
                              Landwirthschaft, 1864, Nr. 1.)
                           
                        
                           Erdölquellen in der Walachei.
                           Der Director der Erdöl-Import-Gesellschaft theilt den Times mit, daß diese Gesellschaft in der Walachei neue
                              Erdölquellen entdeckt und bereits für die Lieferung von 20,000 Tonnen von dort
                              Contracte abgeschlossen habe. Ein von Ibraila eingetroffener Dampfer habe bereits
                              280 Tonnen, die in Qualität völlig dem pennsylvanischen Petroleum gleichständen,
                              nach England gebracht.
                           
                        
                           Die Steinkohlenproduction Englands.
                           Die gesammte Steinkohlenförderung Englands im Jahre 1861 wird zu 83,635,214 Tonnen
                              à 20 englische Centner angegeben. Hiervon
                              kommen auf:
                           
                              
                                 
                                 Gruben
                                 Tonnen.
                                 
                              
                                 Durham und Northumberland
                                 271
                                 19,144,965
                                 
                              
                                 Cumberland
                                   28
                                 1,255,644
                                 
                              
                                 Yorkshire
                                 397
                                 9,374,600
                                 
                              
                                 Derbyshire und Nottinghamshire
                                 180
                                 5,116,319
                                 
                              
                                 Leicestershire
                                   11
                                 740,000
                                 
                              
                                 Warwickshire
                                   16
                                 647,000
                                 
                              
                                 Staffordshire und Worcestershire
                                 580
                                 7,253,750
                                 
                              
                                 Lancashire
                                 373
                                 12,195,500
                                 
                              
                                 Cheshire
                                   39
                                 801,570
                                 
                              
                                 Shropshire
                                   66
                                 829,750
                                 
                              
                                 Gloucestershire, Somersetshire und Devonshire
                                 112
                                 6,514,025
                                 
                              
                                 Wales
                                 398
                                 8,561,021
                                 
                              
                                 Schottland
                                 424
                                 11,081,000
                                 
                              
                                 Irland
                                   46
                                 123,070
                                 
                              
                           Wie sehr die Steinkohlenförderung Englands in den letzten Jahren zugenommen hat, geht
                              aus folgenden Zahlen hervor. Dieselbe betrug:
                           
                              
                                 1854
                                 bei
                                 2397
                                 Gruben
                                 64,661,401
                                 Tonnen.
                                 
                              
                                 1855
                                   „
                                 2613
                                 „
                                 66,453,079
                                 „
                                 
                              
                                 1856
                                   „
                                 2829
                                 „
                                 66,645,450
                                 „
                                 
                              
                                 1857
                                   „
                                 2867
                                 „
                                 65,394,707
                                 „
                                 
                              
                                 1858
                                   „
                                 2958
                                 „
                                 65,008,649
                                 „
                                 
                              
                                 1859
                                   „
                                 2949
                                 „
                                 71,979,765
                                 „
                                 
                              
                                 1860
                                   „
                                 3009
                                 „
                                 84,044,798
                                 „
                                 
                              
                                 1861
                                   „
                                 3052
                                 „
                                 83,635,214
                                 „
                                 
                              
                           Exportirt wurden im Jahre 1861: 7,560,758 Tonnen Kohle, 286,150 Ton. Kohks und 79,717
                              Ton. Patentkohle. Die stärksten Abnehmer waren: Amerika mit 1,063,756 Tonnen,
                              Frankreich mit 1,436,160 Tonnen (der Betrag hat sich gegen früher verringert, weil
                              die kaiserl. Marine jetzt französische Kohlen verwendet), Dänemark mit 542,567 Ton.,
                              Hamburg mit 414,427 Ton., Preußen mit 439,096 Ton., Italien mit 417,629 Ton.,
                              Spanien und die canarischen Inseln mit 403,238 Ton., Rußland mit 342,513 Ton.,
                              Holland mit 262,868 Ton., Schweden mit 214,004 Ton., Ostindien mit 199,069 Ton.,
                              Türkei mit 174,686 Ton., Norwegen mit 135,221 Ton., Malta mit 115,731 Ton., Portugal
                              mit 108,794 Ton., Hannover mit 100,312 Ton. Die übrigen Beträge belaufen sich noch
                              nicht auf 100,000 Tonnen. (Practical Mechanics' Journal,
                              Februar 1863, S. 305.)