| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 461 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Behandlung der Dampfmaschinen bei kalter Witterung.
                           Wir entnehmen über diesen Gegenstand dem „Scientific
                                    American“ Folgendes:
                           Während des Winters ist es nothwendig, eine viel größere Sorgfalt auf die
                              Dampfmaschinen zu verwenden, als während der wärmeren Jahreszeit. Besonders sind es
                              die Speisepumpen, welche einer Beschädigung durch Frost ausgesetzt sind und mancher
                              Verlust an Zeit und Geld hat seinen Grund in der Vernachlässigung dieses
                              Maschinentheils. Jede Pumpe sollte mit einem kleinen Hahnen versehen seyn, durch
                              welchen das Wasser alle
                              Nacht abgelassen werden kann, und welcher offen bleiben sollte, jo daß weder aus der
                              Saug- noch aus der Speiseröhre Wasser eindringen und Schaden verursachen kann
                              – eine Vorsicht, die um so gebotener erscheint, da die Pumpen so angebracht
                              sind, daß dieser Uebelstand hie und da vorkommen mag. Der Dampfkessel bedarf im
                              Winter eines warmen Ueberzugs, auch sollten jedenfalls alle Röhren und sonstigen
                              Dampf enthaltenden Maschinentheile gut mit Filz umgeben werden, da der Wärmeverlust
                              durch die Ausstrahlung nicht unbeträchtlich ist. Maschinenbauer, welche billige
                              Maschinen mit billiger Heizung liefern wollen, sollten diesen Umstand nicht
                              übersehen. Die Behauptung, der Maschinenraum selbst sey warm genug, beweist nichts:
                              alle Körper strahlen Wärme aus, mag ihre Temperatur dieselbe oder auch nur nahezu
                              dieselbe seyn, wie die der Umgebung, und die Wärme strebt stets sich auszugleichen.
                              Durch das Einfrieren des Speisewassers gar erhöht sich nach physikalischen Versuchen
                              der Druck auf eine Pumpe gerade um 10 Procent, und nachstehendes Beispiel mag die
                              Bedeutung dieser Thatsache zeigen: Eine leere Bombenkugel wurde mit Wasser gefüllt
                              einen Tag lang der Kälte ausgesetzt. Der Zapfen, welcher die Zündöffnung verschloß,
                              wurde durch das Gefrieren des Wassers auf eine Entfernung von 400 Fuß
                              hinausgeschleudert, und ein Eis-Cylinder von 8 Zoll Länge aus der Oeffnung
                              hervorgetrieben. Wenn ein solcher Versuch auch nicht stets den gleichbedeutenden
                              Erfolg haben wird, so zeigt er doch, mit welcher Gewalt sich das Wasser beim
                              Gefrieren ausdehnt. Bei anhaltender Kälte, wenn die Dampfkessel unter Umständen über
                              Nacht ganz erkalten und morgens wieder angeheizt werden müssen, bekommen dieselben
                              bald Risse – eine Wirkung der fortgesetzten Gegensätze der Ausdehnung und
                              Zusammenziehung. Eine Masse Brennmaterial wird jährlich selbst bei der
                              sorgfältigsten Aufsicht unnütz verbraucht, aber die Menge geht ins Unglaubliche da,
                              wo wenig oder keine Vorsorge gegen den Verlust der Wärme getroffen ist. Namentlich
                              tritt dieser Fall im Winter ein und manches Dampfrohr ist so kalt, als ob es nie ein
                              Pfund Dampfdruck gehabt hätte; – das Resultat davon zeigt sich am
                              Jahres- und Rechnungsabschluß. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr.
                              7.)
                           
                        
                           Verpackungsmaterial für Stopfbüchsen etc., von H. C. Coulthard.
                           Ein gutes Verpackungsmaterial für Stopfbüchsen u.s.w. liefern nach C. Coulthard Holzabfälle, und zwar Sägespäne sowohl wie
                              Hobelspäne. Man soll dieselben mit Oel oder Talg vermischt anwenden, und zwar am
                              besten in abwechselnden Lagen, von denen jedesmal die unterste und die oberste aus
                              Hobelspänen besteht. Dazwischen wird Oel zugegeben und das Ganze wie gewöhnlich
                              zusammengepreßt. Eine solche Verpackung soll sehr wirksam seyn, wenig Reibung
                              bewirken, länger dauern und viel wohlfeiler seyn als die gewöhnlich angewendete.
                              Beim Erneuern einer abgenutzten Verpackung braucht man das alte Material nicht zu
                              entfernen, sondern nur neues zuzusetzen. – Patentirt in England am 1. Juni
                              1863. (Practical Mechanic's Journal Januar 1864, S.
                              267.)
                           
                        
                           Hall's verbesserte
                              Schnellwaage.
                           Eine für feine Wägungen zwar unbrauchbare, aber z.B. zum raschen Abwiegen von Briefen
                              etc. vielfach benutzte Waage besteht bekanntlich in einem ungleicharmigen Hebel, an
                              dessen kürzeren Arm der Brief angehängt wird, während der längere Arm auf einem
                              getheilten Viertelkreise spielt. Der Punkt dieses Bogens, bis zu welchem der längere
                              Hebelarm gehoben wird, gibt das Gewicht der angehängten Last an. Der Quadrant ist
                              dabei am Gestell befestigt, an dem die Waage herabhängt. Die Verbesserung, welche
                              sich N. R. Hall zu Rosherville, Kent, am 26. März 1863
                              patentiren ließ, besteht darin, daß er auf dem längeren Hebelarm einen getheilten
                              kreisförmigen Ring anbringt, in dessen Mittelpunkt, auf dem Hebelarme selbst, ein
                              nadelförmiger Zeiger leicht drehbar auf einer kleinen Achse befestigt ist. Der
                              untere Theil dieses Zeigers ist stark verdickt und geht in eine Kugel aus. Er hat
                              daher das Bestreben, sich mit diesem Theil nach unten immer senkrecht zu stellen. So
                              lange die Waage nicht belastet ist, der Hebelarm daher waagerecht steht, zeigt der Zeiger auf 0 Grad der
                              Scala. Wird dagegen der Hebelarm mit dem getheilten Ringe gehoben, so bleibt der
                              Zeiger senkrecht stehen, zeigt aber natürlich nicht mehr auf den Nullpunkt, sondern
                              auf einen andern Theil der Scala, und man kann von dort das gesuchte Gewicht
                              ablesen. (London Journal of arts, Januar 1864, S.
                              15.)
                           
                        
                           Härten der Maschinentheile an englischen Locomotiven durch
                              Einsetzen nach einem neuen Verfahren.
                           Dem Bericht des Ingenieurs Clauß über Maschinenwesen und
                              Wagenbau im „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer
                                 Beziehung“ 1863, Heft 1, S. 42, entnehmen wir auszüglich die
                              folgenden Angaben:
                           An den englischen Locomotiven findet ungehärteter Gußstahl fast gar nicht Anwendung,
                              vielmehr werden die arbeitenden Organe der Maschinen durch Einsetzen verstählt.
                              Dieses Einsetzen erstreckt sich von den Achsschenkeln und der Leitbahn bis herunter
                              zum kleinsten Keile und wird in beliebigen Tiefen der zu härtenden Gegenstände
                              ausgeführt.
                           Das gewöhnlich übliche Verfahren des Einsetzens mit Horn, Knochen oder Leder ist
                              nicht mehr gebräuchlich und wird dafür eine andere Härtemischung, welche sich
                              vorzüglich bewahrt, dem Rauminhalt nach aus etwa 1/16 calcinirter (gereinigter) Soda, 1/8 Kalkstein und 13/16 Holzkohlen bestehend, angewendet.
                           Das calcinirte Sodasalz wird pulverisirt, und der Kalkstein und die Holzkohlen in
                              Stückchen von 1/8 bis 3/8 Zoll Stärke zerkleinert. Diese Mischung wird mit den zu
                              härtenden Gegenständen direct in den Härteofen eingelegt. Letzterer hat in seiner
                              Construction große Aehnlichkeit mit einem Gasretortenofen. Derselbe kann aus einer
                              oder zwei aus 4 Zoll dicken Schamottsteinen zusammengesetzten und verkitteteten
                              Retorten von beliebiger Länge und einem Querschnitte von 1 bis 1 1/2 Quadratfuß, je
                              nach der Größe der zu härtenden Gegenstände, bestehen. Nach vorn ist die Retorte
                              durch eine gußeiserne Thür, welche verkittet wird, verschlossen, und die Flamme des
                              unter der Retorte befindlichen Rostes umspielt dieselbe nach allen Richtungen.
                           Je nach Maßgabe des verlangten Härtegrades werden die Theile einer Rothglühhitze von
                              16 bis 48 Stunden ausgesetzt und alsdann in kaltem Wasser abgekühlt. Beispielsweise
                              werden kleinere Schrauben, Schlüssel etc. zu Locomotiven 16 Stunden, Leitbahnen 40
                              bis 48 und Achsen 40 bis 44 Stunden eingesetzt, in welcher Zeit die stahlharte
                              Schicht 1/8 Zoll tief wird. Die Maschinentheile werden hernach auf geeigneten
                              Maschinen entweder mittelst Schleifsteinen oder eigens präparirten Kautschukscheiben
                              geschliffen, polirt und sind wegen ihrer Glashärte dem ungehärteten Gußstahle
                              entschieden vorzuziehen.
                           Das obige bewährte Verfahren wird darum so ausführlich mitgetheilt, weil fast überall
                              der kostspieligeren älteren Methode, dem Einsetzen in schmiedeeisernen Kästen,
                              gehuldigt wird, obgleich das letztere weit umständlicher und erheblich theurer
                              ist.
                           In dem Sharp'schen Etablissement gießt man außerdem die
                              Dampfcylinder, namentlich für Locomotiven, so hart, daß ein Stahl kaum noch die
                              Schieber- und Cylinderflächen angreift. Die Schieber zu diesen Cylindern, so
                              wie die fast aller englischen Locomotiven, sind meist aus Rothguß, da das Gußeisen
                              unter dem starken Dampfdruck der jetzigen Locomotiven sich nicht bewährt haben soll.
                              R. W. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1864, Bd. VIII S. 76.)
                           
                        
                           Elektrische Eigenschaften des Pyroxylin-Papiers und der
                              Schießbaumwolle.
                           Bekanntlich nimmt man vielfach an, daß der Schwefel durch Reiben mit allen anderen
                              Körpern negativ elektrisch wird, so wie andererseits der
                              Katzenpelz, mit allen anderen Körpern gerieben, positiv
                              elektrisch. Nun hat aber Hr. John Johnson, Professor an
                              der Wesleyan Universität, Ct., Vereinigte Staaten, kürzlich die Entdeckung gemacht,
                              daß der Schwefel durch Reiben mit Pyroxylin-Papier (nach Art der
                              Schießbaumwolle bereitet) positiv elektrisch wird, was auch bei dem Siegelwachs, Bernstein etc.
                              der Fall ist.
                           Prof. Silliman, welcher diesen Versuch bei der
                              Wiederholung bestätigt fand, hat denselben auf die Schießbaumwolle ausgedehnt, wobei
                              er fand, daß sie gerade so wirkt wie das Pyroxylin-Papier. Die kräftigsten
                              Wirkungen liefert das Reiben des vulcanisirten Kautschuks mit Schießbaumwolle. Die
                              entgegengesetzten Wirkungen, welche im vulcanisirten Kautschuk durch das Reiben mit
                              Flannel und mit Schießbaumwolle oder Pyroxylin-Papier hervorgebracht werden,
                              sind sehr auffallend. Auch das Glas wird durch Reiben mit Pyroxylin-Papier
                              und Schießbaumwolle stark positiv elektrisch. (American
                                 Journal of Science and Arts, Januar 1864, S. 115.)
                           
                        
                           Ueber die Wahl der oxydirenden Substanz für die constanten
                              galvanischen Batterien.
                           Die Construction der sogenannten constanten galvanischen Ketten beruht wesentlich
                              darauf, daß man den durch die Auflösung des Zinks und die Zerlegung des Wassers
                              gebildeten Wasserstoff, der sich an der Oberfläche des Kupfers, Platins, der Kohle
                              etc. sonst absetzen würde, durch oxydirende Mittel wieder in Wasser verwandelt. Dieß
                              geschieht in der Daniell'schen Batterie durch den
                              Sauerstoff des Kupferoxydes, in der Bunsen'schen Batterie
                              durch den Sauerstoff der Salpetersäure, auch wohl durch Chromsäure, durch
                              chlorsaures Kali etc. Die Frage, welches die beste Substanz hierzu sey, reducirt
                              sich schließlich darauf, welche Substanz am billigsten den Sauerstoff liefert. Es
                              läßt sich der Preis des Pfundes Sauerstoff berechnen, wenn man den Procentgehalt der
                              fraglichen Substanzen an Sauerstoff und ihren Centnerpreis kennt.
                           Das krystallisirte schwefelsaure Kupferoxyd liefert 6,4 Proc. Sauerstoff, es koste
                              per Centner 14 Thlr., das Pfd. Sauerstoff 65,6 Sgr.
                              Rechnet man das erzeugte Kupfer 25,6 Pfd. à 10 Sgr. ab, so kostet das Pfd.
                              Sauerstoff 25,6 Sgr.
                           Die Salpetersäure vom spec. Gewicht 1,42 enthält 60 Proc. wasserfreie Salpetersäure
                              und liefert 17,76 Proc. freien Sauerstoff; sie kostet à Ctr. 16 Thlr.; das
                              Pfund Sauerstoff kostet daher 27,6 Sgr.
                           Das saure chromsaure Kali liefert freien Sauerstoff 16,3 Proc.; es kostet per Ctr. 22 Thlr., das Pfd. Sauerstoff kostet daher 40,5
                              Sgr.
                           Das chlorsaure Kali liefert, wenn es sich mit Salzsäure vollkommen in Chlorkalium und
                              freies Chlor umsetzt, und per Aeq. Chlor ein Aeq.
                              Sauerstoff berechnet wird, 39,2 Proc. Sauerstoff. Es kostet per Ctr. 40 Thlr., also das Pfd. Sauerstoff 30,6 Sgr.
                           Guter Braunstein, entsprechend 80 Proc. Mangansuperoxyd, liefert 14,5 Proc.
                              Sauerstoff; er kostet per Ctr. 2 Thlr.; das Pfd.
                              Sauerstoff kostet demnach 4,14 Sgr.
                           Reines Eisenoxyd liefert beim Uebergange in Eisenoxydul 8 Proc. Sauerstoff; guter
                              Rotheisenstein circa 7 Proc. Sauerstoff, er kostet
                              höchstens 20 Sgr. per Ctr., das Pfd. Sauerstoff daher
                              2,85 Sgr.
                           Es kostet also das Pfd. Sauerstoff:
                           
                              
                                 aus
                                 Kupfervitriol ohne Abzug für Kupfer
                                 65,6
                                 Sgr.
                                 oder
                                 relativ
                                 23,01
                                 
                              
                                 „
                                           
                                    „          mit        „      „      „
                                 25,6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 8,98
                                 
                              
                                 „
                                 Salpetersäure
                                 27,6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 9,68
                                 
                              
                                 „
                                 saurem chromsaurem Kali
                                 40,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 17,72
                                 
                              
                                 „
                                 chlorsaurem Kali
                                 30,6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 10,73
                                 
                              
                                 „
                                 Braunstein
                                   4,14
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,45
                                 
                              
                                 „
                                 Eisenoxyd
                                   2,85
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,00
                                 
                              
                           Die Anwendung von Eisenchlorid ist schon früher von mir empfohlen worden. Man könnte
                              eine Kette nach der Minotto'schen ConstructionMan sehe über dieselbe S. 235 in diesem Bande des
                                    polytechn. Journals. construiren, wo das Kupfer oder eine Kohlenplatte mit grob gepulvertem
                              Braunstein bedeckt würde, worüber der Sand zu liegen käme, der dann mit verdünnter
                              Schwefelsäure getränkt würde. Es würde sich schwefelsaures Manganoxydul beim
                              Schließen des Stromes bilden, während der überschüssige Sauerstoff den
                              ausgeschiedenen Wasserstoff oxydirte. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 5.)
                           
                        
                           
                           Anwendung von Gebläsewind bei Flammöfen.
                           Die Anwendung von Gebläsewind bei Flammöfen, eine zeitlang in Folge der Arbeiten Ebelmen's sehr hoch gepriesen, wurde später vielfach
                              wieder verworfen; heute aber kommt man, ungeachtet der dagegen gemachten
                              Einwendungen, wieder darauf zurück. Man schließt den Aschenfall des Ofens durch eine
                              Thür und bläst mittelst eines Ventilators Wind unter den Rost, anstatt ihn durch
                              eine Esse anzusaugen. Diese Gebläseflammöfen gestatten den Verbrauch von Kohlengrus,
                              dessen Verbrauch verhältnißmäßig gering ist. Man hat zu Seraing dabei folgende Resultate erhalten:
                           Drei Schienen-Schweißöfen verbrauchten in 21 Tagen à 24 Stunden: 1566
                              Hektoliter Kohle zu 1 Franc 60 Centim., 1782 Hektoliter Kohlengrus zu 1 Franc 10
                              Centim., woraus sich ein Kostenaufwand von 4287 Francs 60 Centim. ergibt. Dieselben
                              Oefen verbrauchten in derselben Zeit bei Anwendung von Gebläsewind: 36 Hektoliter
                              Kohle zu 1 Franc 60 Centim., 3306 Hektoliter Kohlengrus zu 1 Franc, woraus sich ein
                              Kostenaufwand von 3363 Francs 60 Centim. ergibt. Die Ersparung beträgt demnach 924
                              Francs bei den Gebläseöfen, oder 14 Francs 75 Cent, pro
                              Ofen und pro Tag ohne Berücksichtigung der Kosten für
                              den Motor.
                           Ferner liegt ein Hauptvortheil des Gebläseofens darin, daß man ein sehr hohes Feuer
                              auf dem Roste halten kann; die Folge davon ist eine sauerstoffarme Flamme und daher
                              geringe Oxydation der Schweißpakete. Diese sind in einem gewöhnlichen Zugflammofen
                              auch sehr der Einwirkung der Luft ausgesetzt, wenn man im Ofen arbeitet; denn beim
                              Oeffnen der Arbeitsthür füllt die durch die Esse mit Heftigkeit angesogene Luft den
                              Ofen an und wirkt stark oxydirend auf die Pakete, wodurch natürlich der Abbrand
                              bedeutend vermehrt und die Schweißbarkeit beeinträchtigt wird. Dagegen kann man
                              während einer Hitze den Rost nicht reinigen, und da das Brennmaterial gewöhnlich
                              unrein ist, so bildet sich auf dem Rost eine dicke Schlackendecke. Auch hat man den
                              Gebläseöfen noch den Einwand gemacht, daß in ihnen die Pakete zu rasch erhitzt
                              würden, so daß sie auf der Oberfläche schon Schweißhitze hätten, während der Kern
                              noch kalt wäre. Dieser Einwand ist jedoch nicht stichhaltig, denn bei einer
                              richtigen Windführung wird dieß nicht vorkommen. Bei Gebläseöfen wird das Gewölbe
                              des Ofens besser genutzt, als bei gewöhnlichen Zugöfen, denn bei diesen wird die
                              Flamme durch den Essenzug in horizontaler Linie durch den Ofen gezogen und wirkt bei
                              der Gelegenheit mehr oxydirend aufs Eisen, während sie bei den Gebläseöfen mehr der
                              Krümmung des Gewölbes folgt. Ferner wird das Eisen im Gebläseofen gleichmäßiger
                              erhitzt und besser geschweißt. (Revue universelle;
                              Berggeist, 1863, Nr. 101.)
                           
                        
                           Anfertigung der sogenannten unzerbrechlichen
                              Schiefertafeln.
                           Seit längerer Zeit kommen für den Schulgebrauch sogen, unzerbrechliche Schiefertafeln
                              vielfach im Handel vor, deren Herstellung als Fabrikgeheimniß betrachtet wird. Prof.
                              Dr. Artus in Jena hat
                              dieselben untersucht und gefunden, daß sie aus dünnem Eisenbleche mit einem fest
                              anhaftenden Ueberzuge bestehen. Letzterer ist fein zertheilter, mit Kienruß
                              gemischter Schiefer, für welchen eine Lösung von kieselsaurem Kali und Natron
                              (Wasserglas) als Bindemittel dient. Als beste Mischung wird empfohlen: 7/8 höchst
                              fein zerriebener Schiefer, 1/8 Ruß und eine Wasserglaslösung aus gleichen Theilen
                              Kali- und Natronsilicat von 1,25 spec. Gewicht. Die Wasserglaslösung wird
                              durch Lösen von gleichen Theilen festem, fein zerstoßenem Kali- und
                              Natronwasserglase in der 6- bis 8fachen Menge weichen Flußwassers und
                              Verdünnen mit heißem Wasser bis zur Erreichung des angegebenen spec. Gewichtes
                              dargestellt. Mit ihr wird der feingestoßene und auf einem Farbenreibsteine mit
                              Wasser zu unfühlbarem Staube angerührte Schiefer, welchem der Ruß zugesetzt wird,
                              angerieben. Mit dieser Masse werden die Eisentafeln gleichmäßig bestrichen. Auch für
                              Papier und Pappe läßt sich obiger Ueberzug vortheilhaft verwenden, ebenso für Zink
                              zur Herstellung eines Schieferzinkes für Dachbedeckungen und Ableitungsröhren. Doch
                              ist für letztern Fall nur eine Lösung von Kaliwasserglas anzuwenden, da
                              Natronwasserglas leicht ein Abblättern des Ueberzuges herbeiführt. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1863, Nr. 47.)
                           
                        
                           
                           Ueber den Bessemer-Stahl, von A. Chenot.
                           Der Bessemer-Proceß ist bereits so bekannt, daß es überflüssig erscheinen
                              dürfte, auf eine Beschreibung desselben und der Apparate, in denen er ausgeführt
                              wird, zurückzukommen; allein wenn deren Beschreibung bisher in gewisser Art eine
                              erschöpfende war, so ist sie dieß doch in Bezug auf den ökonomischen Theil durchaus
                              nicht gewesen, und es dürfte gewiß nützlich seyn, einem interessanten Artikel von
                              Alfred Chenot die folgenden Daten über die
                              Gestehungskosten des Bessemer-Stahls zu entlehnen. Diese Daten beziehen sich
                              auf das Hüttenwerk des Hrn. John Brown, bekannt unter dem
                              Namen der Atlas-works, bei Sheffield, welches den bis jetzt berühmtesten
                              Bessemer-Apparat besitzt:
                           
                              
                                 Berechnung der Kosten für eine Charge:
                                 Frcs.
                                 
                              
                                     3 Tonnen englisches Eisen
                                    à 75 Frcs.
                                 225,00
                                 
                              
                                     600 Kilogr. (20 Proc.)
                                    deutsches Spiegeleisen
                                 150,00
                                 
                              
                                     Kosten des Umschmelzens im
                                    Flammofen
                                   52,50
                                 
                              
                                     Handarbeit bei dem
                                    Gebläse
                                   10,00
                                 
                              
                                     Unterhaltungskosten für die
                                    Maschine
                                   12,50
                                 
                              
                                     Heizung etc. 
                                   25,50
                                 
                              
                                     Arbeitslöhne (6 Mann mit dem
                                    Meister)
                                   35,00
                                 
                              
                                     Ausbesserung der Oefen
                                   20,00
                                 
                              
                                     Zinsen und Amortisation (zu
                                    10 Proc.) von
                                    250,000        Fr.
                                    Capital
                                   25,00
                                 
                              
                                     Sonstige Ausgaben
                                   50,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                     Es kosten demnach die
                                    erzeugten
                                    Stahl-Lingots        mit
                                    Inbegriff des Abfalls
                                 605,00
                                 
                              
                           Da der Abfall höchstens 1/6 des Einsatzes beträgt, so repräsentiren die erhaltenen
                              Lingots 3 Tonnen Rohstahl, und es betragen demnach die Gestehungskosten für eine
                              Tonne 201,63 Frcs. oder rund der Ctr. 10 Frcs.
                           Diese Lingots werden kalt in den Wärmofen gebracht, zu kleineren Dimensionen
                              ausgehämmert und nachher gewalzt. Bis zur Darstellung von Façonwaare, z.B.
                              feinen Schienen, werden nachstehende Kosten darauf verwendet:
                           
                              
                                 
                                 Frcs.
                                 
                              
                                 Hämmern 
                                 25,00
                                 
                              
                                 Walzen
                                 50,00
                                 
                              
                                 Kosten und Ausbesserungen
                                 25,00
                                 
                              
                                 Lingots (Material)
                                 200,00
                                 
                              
                                 Abgang
                                 
                                    
                                    
                                 5 Proc. Brandeisen5  
                                    „     Abschnitzel zum halben
                                    Preise
                                 15,107,05
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Kosten einer Tonne Schienen loco Hütte
                                 324,15
                                 
                              
                           oder rund 325 Frcs. am Canal vor Sheffield bei Hull. Mit
                              Hinzurechnung von 200 Frcs. Transportkosten und Spesen stellt sich für Paris ein
                              Preis von 525 Frcs. per Tonne Schienen heraus, wo sie
                              mit 575 bis 600 Frcs. verkauft werden. Grobe geschmiedete Sortimente kosten etwa
                              ebensoviel.
                           Der oben angegebene Preis bezieht sich auf die gewöhnlichste Sorte von
                              Bessemer-Metall; in Frankreich nennt man es uneigentlich Stahl. Die Engländer
                              bezeichnen es mit Recht mit dem Namen Bessemer's Metall.
                              Dieß Product steht in der Mitte zwischen Feinkorneisen und gewöhnlichem Gußstahl. Um
                              aus dem Bessemer-Metall Gußstahl darzustellen, muß er im Tiegel umgeschmolzen
                              werden; dieß kostet etwa 200,00 Frcs. Hierzu für Hämmern oder Walzen 150,00 Frcs.,
                              macht = 350,00 Frcs. Gerade so viel kostet eine Tonne gewöhnliches cementirtes
                              schwedisches Eisen, welches von besserer Qualität ist als das nicht umgeschmolzene
                              Bessemer-Metall. Man verwendet in Sheffield auch das Bessemer-Metall
                              nicht zur Darstellung des eigentlichen Stahls, sondern betrachtet es als ein neues
                              eigenthümliches Product mit besonderen Eigenschaften, welche ihm nach genauerer
                              Kenntniß derselben einen allgemeinen Eingang verschaffen können. (Berg- und
                              hüttenmännische Zeitung.)
                           
                        
                           
                           Ueber Bereitung von Jodammonium; von Gottfried Beyer in Moskau.
                           Da ich nach mehreren Methoden dieses Salz dargestellt, z.B. aus Jodeisen und
                              Schwefelammonium, und dabei aus ersterem ein gelbes und braunes, aus letzterem ein
                              gelbliches, schnell roth werdendes Präparat erhalten habe, so half ich mir dadurch,
                              daß ich das Jodammonium mittelst Jodwasserstoffsäure bereitete, die ich ex tempore, wie folgt, dargestellt. Man löse 27 1/2
                              Gewichtstheile Jodkalium in 48 Theilen destillirtem Wasser, ferner 22 Gewichtstheile
                              Weinsäure gleichfalls in 48 Theilen Wasser, mische sodann beide Auflösungen, stelle
                              das Gemisch in eine Kältemischung, bis sich der dabei erzeugende Weinstein (das
                              saure weinsaure Kali) vollständig ausgeschieden und abgesetzt hat, hierauf gieße man
                              die nun fertige Jodwasserstoffsäure von demselben ab und filtrire. Um daraus das
                              Jodammonium zu gewinnen, muß man die Säure (da sie sich schon nach einigen Stunden
                              gelb färbt) sogleich mit kohlensaurem Ammoniak neutralisiren und diese Lösung im
                              Wasserbade, unter stetem Umrühren mit einem Glasstabe, zur Trockene verdampfen. Das
                              auf diese Weise erhaltene weiße Jodammonium wird in zuvor
                              erwärmten, gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt. (Pharmaceutische Zeitschrift für
                              Rußland, 1863 S. 302.)
                           
                        
                           Borax als Waschmittel.
                           Der Borax, das bekannte Schönheitsmittel, wird von den Amerikanern auch als ein
                              vorzügliches Waschmittel empfohlen. Ein halbes Pfund Borax in etwa 40 Quart Wasser
                              gelöst und dieses dann zur Wäsche angewendet, soll ein ausgezeichnetes
                              Reinigungsmittel abgeben, welches viel Seife erspart und den zartesten Stoffen
                              keinen Schaden zufügt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 4.)
                           
                        
                           Ueber Xylochloërinsäure, von Fordos.
                           Todtes und bereits in Verwesung begriffenes Holz zeigt oft im Innern eine
                              eigenthümliche sehr intensive grüne Färbung. Mann gewinnt
                              den Stoff, welcher diese Färbung bewirkt, folgendermaßen. Das zerstückelte Holz wird
                              zu wiederholten Malen mit Chloroform ausgezogen, die grüne Lösung zur Entfernung von
                              etwas Kalk mit angesäuertem Wasser geschüttelt, wodurch sie bläulich oder selbst
                              grünlich blau wird; dann destillirt man nach Zusatz von Wasser das Chloroform ab und
                              erhält den Farbstoff im rückständigen Wasser suspendirt. Man wäscht ihn auf dem
                              Filter mit Alkohol, wodurch man noch eine sehr geringe Menge eines zweiten, rothen Farbstoffs erhält. Die alkoholische Lösung des
                              letzteren überläßt man der freiwilligen Verdunstung, behandelt den Rückstand mit
                              Aether, welcher etwas braune Substanz auszieht, und schließlich mit Alkohol von 95
                              Proc., welcher den rothen Farbstoff löst und nach freiwilliger Verdunstung
                              zurückläßt. Die Menge dieses letzteren Stoffes war zu gering, um näher untersucht zu
                              werden.
                           Der grüne Farbstoff ist fest, amorph, in Masse gesehen dunkelgrün, ins Bläuliche
                              spielend, mit kupferrothem Reflex, in dünner Schicht schön blaugrün mit röthlichem
                              Reflexe, unlöslich in Wasser, Aether, Schwefelkohlenstoff, Benzin, fast unlöslich in
                              Alkohol, löslich in Chloroform und krystallisirbarer Essigsäure. Durch
                              Mineralsäuren, selbst concentrirte, wird er nicht verändert, von Schwefel-
                              und Salpetersäure zu grünen Flüssigkeiten gelöst; Wasser fällt ihn daraus. Alkalien
                              geben gelblich-grüne Verbindungen: schüttelt man mit ammoniakalischem Wasser
                              die Chloroformlösung des Farbstoffs, so trennt sich derselbe von seinem
                              Lösungsmittel und verbindet sich mit Ammoniak zu einem in Wasser und Chloroform
                              unlöslichen Körper; hieraus läßt sich durch Säuren die grüne in Chloroform lösliche
                              Substanz wieder abscheiden u.s.f. Aehnlich verhalten sich Kali, Kalk, Soda,
                              doppelt-kohlensaures Kali, Bleiessig.
                           Schließlich stellt der Verf. Betrachtungen über den Ursprung dieses Stoffes an,
                              welcher nicht mit dem Chlorophyll identisch ist, sich auch nicht wie dieses (Fremy) in zwei Farbstoffe spalten läßt. Er schlägt den Namen Xylochloërinsäure vor, um dadurch zugleich die
                              Abstammung und Färbung zu bezeichnen. (Comptes rendus t.
                              LVII p. 50; chemisches Centralblatt, 1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Das Petroleum als Handelsartikel.
                           Ueber diesen zu einem großen Handelsartikel gewordenen Brennstoff wird aus London,
                              22. Februar, geschrieben: Von einem so plötzlichen Aufschwunge eines früher
                              verhältnißmäßig wenig beachteten Productes existiren wenige Beispiele in der
                              Handelsgeschichte aller Völker. Die amerikanischen Quellen scheinen geradezu
                              unerschöpflich zu seyn, und in welchem Maaße sie ausgebeutet werden, zeigen die
                              Ausweise des New-Yorker Zollamtes. Es waren im Jahre 1861 verschifft worden
                              1,112,476 Gallons, in 1862 schon 10,887,701 Gallons, und von da hob sich die Ausfuhr
                              im vorigen Jahr auf 28 Millionen Gallons, von welcher letztgenannten Summe nicht
                              weniger denn 19 1/2 Millionen ins Ausland verschifft worden waren. Dieses
                              Ausfuhrgeschäft bedurfte 252 Schiffe von je 1000 Tonnen und repräsentirt einen Werth
                              von 12 bis 15 Mill. Dollars. Für das gegenwärtige Jahr rechnet man drüben schon auf
                              eine Ausfuhr von nahe an 40 Mill. Gallons, wobei nicht zu übersehen ist, daß sich
                              das Augenmerk der Geschäftswelt bereits auf andere Petroleum-Quellen
                              gerichtet hat. So hat die hierorts ins Leben getretene „Walachian Petroleum Company“ welche
                              wallachische Petroleum-Quellen ausbeuten will, mehr Actien vorgemerkt, als
                              sie ausgeben kann, und ihre Actien werden mit einer ganz respectablen Prämie notirt.
                              In England selbst aber wird das Petroleum als Brennmaterial am allerwenigsten
                              gebraucht. Dazu ist die Steinkohle und ihr Product, das Brenngas, zu wohlfeil,
                              abgesehen davon, daß letzteres, wo es einmal eingeführt ist, ein besseres und
                              bequemer zu handhabendes Beleuchtungsmaterial abgibt. (Berggeist, 1864, Nr. 19.)
                           
                        
                           Verfahren, um Petroleum-Fässer zu reinigen.
                           Hr. Fabrikant Stetter von Darmstadt wendet nach einer
                              Mittheilung des „Gewerbeblattes für das Großherzogthum Hessen“
                              das folgende einfache Verfahren bei seinen Petroleumfässern mit dem besten Erfolge
                              an.
                           Die Petroleumfässer, welche ihres Inhaltes entleert sind und gereinigt werden sollen,
                              brennt Hr. Stetter mit Strohbüscheln aus. Man bringt nach
                              und nach einige brennende Strohbüschel in das Faß und legt den Deckel halb auf,
                              wodurch verhütet wird, daß das Stroh zu rasch verbrennt und das Faß ansteckt. Je
                              nachdem man den Deckel mehr oder weniger schließt, hat man es in der Hand, die
                              Verbrennung zu leiten und zu verhüten, daß sich das Faß entzündet. Vorsicht hierbei
                              ist immerhin räthlich. Ist diese Operation einigemale wiederholt, so wird das Faß
                              mit heißem Wasser ausgespült, wornach der Geruch desselben verschwunden ist.
                           
                        
                           Verhinderung des schlechten Brennens von Petroleum- und
                              Photogenlampen.
                           Das schlechte Brennen dieser Lampen hängt häufig mit der Anwendung eines feuchten
                              Dochtes zusammen. Die zu den Dochten verwendete Baumwolle zieht an feuchter Luft
                              sehr leicht Feuchtigkeit an, welche sich oft sogar in kleinen Tröpfchen darauf
                              niederschlägt. Sie nimmt dabei 1/5 bis 1/6 ihres Gewichtes an Feuchtigkeit auf.
                              Dadurch wird das Aufsteigen des Oels verhindert, und der Docht rasch verkohlt, so
                              daß eine unvollkommene rußige Flamme entsteht. Es ist daher sehr zu empfehlen, den
                              Docht vor dem Einziehen in die Lampe auf einem warmen Ofen zu trocknen und dann unmittelbar einzuziehen.
                              Ist er einmal mit Oel getränkt, so ist keine Feuchtigkeits-Anziehung mehr zu
                              befürchten. Dr. Lunge.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 5.)
                           
                        
                           Bestimmung der stärkmehlartigen Stoffe in den Pflanzen.
                           Behufs der Brennerei und anderer Zwecke ist es wichtig, eine sichere Methode zur
                              Bestimmung des Stärkmehls in den Pflanzen oder in einzelnen Theilen derselben zu
                              besitzen. Obgleich schon sehr viele derartige Methoden im Gebrauch sind, so leiden
                              sie doch alle an größeren oder geringeren Nebelständen. In Nr. 45 des „Journal des brasseurs“ von 1863 wird eine
                              Methode von Dragendorff beschrieben, die zwar auch nicht
                              absolute Genauigkeit gewährt, indem auch hier die Bestimmung der Stärke eine
                              indirecte ist, uns aber als eine relativ sichere und leicht ausführbare erscheint,
                              weßhalb wir sie kurz beschreiben. Man digerirt 2 bis 3 Gramme der sorgfältig
                              getrockneten Substanz mit 25 Grm. einer Lösung, die man erhält, indem man in 100
                              Theilen stärkstem Alkohol 5–6 Theile reines Kalihydrat löst. Die Digestion
                              hat 18 bis 30 Stunden zu dauern und muß in einem gut verschlossenen Gefäße auf einem
                              Wasserbade ausgeführt werden. Hierdurch werden alle Stoffe, mit Ausnahme des
                              Zellstoffes, der Rinde, des Pflanzenschleims und der Stärke, welche gar nicht
                              angegriffen werden, löslich gemacht, so daß man sie auf einem Filter mit Wasser
                              auswaschen kann. Hat man es mit einem fetten Körper zu thun, so muß das Auswaschen
                              zuerst mit beinahe kochendem absoluten Alkohol, dann mit kaltem, und zuletzt mit
                              kaltem Wasser geschehen. Bei schleimigen Körpern wäscht man mit Wasser, das
                              8–10 Procent Alkohol enthält.
                           Den Rückstand auf dem Filter trocknet und wägt man, worauf man ihn mit kochender
                              verdünnter Salzsäure oder mit einem concentrirten Malzauszug behandelt, wodurch alle
                              Stärke löslich gemacht wird, indem sie sich in Dextrin und Zucker umsetzt. Eine
                              Probe mit Jod sagt uns, wenn alle Stärke umgeändert ist; denn Jod gibt mit Stärke
                              eine blaue Färbung. Hierauf filtrirt man abermals und wäscht sorgfältig mit
                              destillirtem Wasser. Der Rückstand wird getrocknet, gewogen und sein Gewicht von dem
                              vorhergefundenen abgezogen; die Differenz ergibt den Gehalt an Stärke. Bei der
                              Anwendung von Salzsäure kann etwas von den Mineralstoffen gelöst werden, die hier
                              mit als Stärke berechnet sind; man findet ihre Menge durch Abdampfen der Lösung und
                              Verbrennen des Rückstandes. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der
                              Landwirthschaft, 1863, Nr. 50.)