| Titel: | Fernerer Beitrag zur Kenntniß und Geschichte des Aluminiums; von Carl Karmarsch. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XVI., S. 49 | 
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                        XVI.
                        Fernerer Beitrag zur Kenntniß und Geschichte des
                           Aluminiums;Man vergleiche zwei frühere Aufsätze in den Mittheilungen des hannoverschen
                                 Gewerbevereins, Jahrgang 1855 S. 337 (polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 207) und Jahrgang 1858 S.
                                 70 (polytechn. Journal Bd. CLII S.
                                    441). von Carl
                              Karmarsch.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1863 S. 327.
                        Karmarsch, über das Aluminium.
                        
                     
                        
                           Die Londoner Weltausstellung des Jahres 1862 gab neuerdings Gelegenheit zu
                              ausgedehnteren Wahrnehmungen in Betreff des Aluminiums, dieses so merkwürdigen und
                              eigenthümlichen Metalls. Ich will, bevor ich zu meinen eigenen Mittheilungen
                              schreite, im vollständigen Auszuge den Bericht wiedergeben, welchen der Schöpfer der
                              Aluminium-Fabrication – Henry Sainte-Claire Deville – hierüber erstattet.Exposition universelle de Londres de 1862. Rapport des membres de la section française du
                                       Jury international. Tome I. Paris,
                                    1862. Pag. 104–114.
                              
                           
                              „Das Aluminium erschien als Industriegegenstand zuerst auf der
                                 Weltausstellung zu Paris 1855. Im Anfange eben dieses Jahres hatte der Kaiser
                                 Napoleon mir befohlen, auf seine Kosten in der
                                 chemischen Fabrik zu Javelle eine Reihe Versuche über die ökonomische
                                 Darstellung des Thonerdemetalls vorzunehmen, und es wurden unter den
                                 Erzeugnissen der Porzellanmanufactur zu Sevres einige Barren Aluminium nebst den
                                 zur Gewinnung desselben angewandten Materialien ausgestellt. Durch diese
                                 freigebige Vermittelung hat die Metallurgie des Aluminiums ihren Ursprung nehmen
                                 können, denn in jenem Zeitpunkte konnten die betreffenden Arbeiten viel kosten
                                 und vielleicht nichts einbringen. Die Hauptmaterialien dazu –
                                 Chloraluminium und Natrium – wurden damals mit 2000 Franken das Kilogramm im Handel
                                 bezahlt und waren noch überdies selten. Es gelang fürs Erste ein Verfahren zu
                                 erfinden, welches seitdem nur in Einzelheiten abgeändert worden ist, und einige
                                 Kilogramme eines unreinen Metalls hervorzubringen. Die HHrn. Paul Morin, Debray, Brüder Rousseau und ich vereinigten
                                 uns nun zur Fortsetzung des Werkes auf unsere Kosten, errichteten neue Apparate
                                 in der chemischen Fabrik der HHrn. Rousseau, die à la Glacière dicht bei Paris belegen
                                 ist, und vermochten den Preis des Aluminiums, welcher anfangs 1000 Franken für
                                 das Kilo betragen hatte, auf 300 Franken herabzusetzen, worauf das allerdings
                                 noch unvollkommen gereinigte Metall zu erheblichen Quantitäten Eingang in den
                                 Handel sich verschaffte.
                              
                           
                              Aber dieses kleine Unternehmen konnte nicht lange dauern. Die Gärtner und
                                 Gemüsezüchter der Nachbarschaft erhoben Klagen über die nachtheiligen Wirkungen
                                 der aus den Fabrikschornsteinen verbreiteten Gase (schweflige Säure und Chlor):
                                 der Betrieb mußte plötzlich eingestellt werden. Darauf bildete sich eine
                                 Gesellschaft, an welcher einige Kapitalisten (Pereire,
                                    Seillière, Eichthal) sich betheiligten, und gründete die
                                 Aluminiumfabrik zu Nanterre bei Paris, deren Direction Paul Morin übertragen wurde; etwas später wurden die
                                 Processe zur Darstellung des Metalls in die Fabrik der HHrn. Merle und Comp. zu
                                 Salyndres verlegt und in Nanterre ferner nur noch die Bearbeitung desselben
                                 betrieben. Die zu Nanterre gemachten Fortschritte erlaubten sehr schnell, den
                                 Preis des Aluminiums auf 200 Franken pro Kilogrm. zu
                                 ermäßigen und es in bis dahin nicht gekannter Reinheit zu produciren; in
                                 Salyndres gelangte man zu einer noch weiter gehenden Preisherabsetzung und noch
                                 größerer Vollkommenheit der Processe.Die in der Fabrik zu Salyndre eingeführten Verbesserungen in der
                                       Aluminium-Fabrication sind im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 51 beschrieben.Endlich vor ungefähr zwei Jahren (1860) lernte einer der größten
                                 Industriellen Englands, Lowthian Bell von der Firma
                                 Gebrüder Bell zu Newcastle-on-Tyne
                                 die Fabrication in Frankreich kennen und verpflanzte sie in seine Heimath, wo er
                                 mit seinen Brüdern eine großartige Aluminiumfabrik errichtete und noch betreibt.
                                 Frankreich selbst besitzt eine zweite derartige Fabrik zu
                                 Anfreville-la-mi-Voie, wozu ein Capitalist Namens Martin in Ronen die Mittel gab und welche von den Brüdern Tissier geleitet wird.
                              
                           
                              Nur drei Aluminiumfabrikanten sind auf der Londoner Ausstellung erschienen: Paul
                                 Morin, Director der französischen Gesellschaft; Merle
                                 und Comp., welche bei ihren chemischen Producten
                                 herrliche Barren des in ihrer Fabrik unter Morin's Mitwirkung bereiteten
                                 Aluminiums auslegten; endlich die Gebrüder Bell in
                                 Newcastle. Außerdem befanden sich in vielen französischen und englischen
                                 Ausstellungsschränken interessante Beweise von neuen Anwendungen des Metalls,
                                 welche erwähnt zu werden verdienen.
                              
                           
                              Das Aluminium diente anfangs zu Schmucksachen und anderen Luxusartikeln, welche
                                 sonst aus Silber oder Gold verfertigt werden; eine kunstvoll ciselirte
                                 Kinderklapper, 1855 verfertigt und dem 1856 geborenen Prinzen des Kaisers
                                 Napoleon bestimmt, war das erste Stück dieser Art. Nachdem eine Zeit lang der
                                 Aluminium-Schmuck durch Neuheit und hohen Preis die Nachfrage der
                                 bemittelten Stände belebt hatte, gieng man bald zu fabrikmäßiger Herstellung
                                 geringerer Gegenstände über, welche heutzutage in den bescheidensten Kaufläden
                                 anzutreffen sind. Kunstgegenstände, zu welchen das Aluminium sich durch seine
                                 Farbe und seine Unveränderlichkeit an der Luft vorzüglich eignet, waren von Paul
                                 Morin mit dem Namen des Verfertigers Honoré, von den Brüdern Bell (welche sie durch Elkington hatten
                                 arbeiten lassen) und von Christoffle (unter dessen
                                 prachtvollen vergoldeten und versilberten Waaren sie einen sehr guten Effect
                                 machten) ausgestellt. Paul Morin hat es verstanden,
                                 dem Aluminium mittelst Lampenschwarz den eigenthümlichen modernen grauen
                                 Farbenton zu geben, welcher – freilich sehr uneigentlich – mit dem
                                 Namen oxydirtes Aluminium (analog dem so genannten
                                 oxydirten Silber) bezeichnet wird; er ertheilt demselben durch Poliren mit Terra
                                 di Siena eine Farbe und einen Glanz, welche es dem ähnlich zubereiteten Silber
                                 zum Verwechseln gleich machen. Durch die Leichtigkeit und Vollkommenheit, mit
                                 welcher sich gegossene und ciselirte Artikel von Aluminium herstellen lassen,
                                 wird dieses Metall ebenfalls ungemein schätzbar für Kunstgegenstände; die
                                 Ausstellungen der schon genannten Fabrikanten lieferten hierzu den Beweis, unter
                                 anderen die meisterhafte Fassung einer Porzellanvase von Sevres.
                              
                           
                              Eigenschaften des Aluminiums, welche bei dessen technischer Anwendung ganz
                                 besonders Rücksicht verdienen, sind sein geringes specifisches Gewicht, seine
                                 gänzliche Unveränderlichkeit an der Luft, namentlich auch unter der Einwirkung
                                 schwefelhaltiger Ausdünstungen (welche bekanntlich das Silber schwärzen), und
                                 seine Unschädlichkeit für die menschliche Gesundheit. Eins der Beispiele von
                                 Benutzung des geringen specifischen Gewichts bieten die Operngläser und
                                 Fernröhre mit Aluminiumröhren dar; Bardou in Paris
                                 verfertigt sie in Menge und hatte sehr schöne Exemplare ausgestellt. Wo bei
                                 physikalischen Instrumenten und feineren Apparaten überhaupt die Trägheit
                                 schwerer Massen unangenehm oder hinderlich ist, tritt das Aluminium vortheilhaft
                                 an die Stelle anderer Metalle, so bei den elektrischen Telegraphen, dem
                                 Gyroskop, dem Anemometer, dem Watt'schen Indicator
                                 für Dampfmaschinen, den Waagebalken und Waagschalen etc. (Aussteller: Froment, Clair, Collot u.a.) Besonders
                                 bemerkenswert!) war ein bei Bell ausgestellter
                                 Sextant von außerordentlicher Leichtigkeit und vortrefflicher Ausführung. Die
                                 Adler auf den Fahnenstangen der französischen Armee sind um mehr als 2
                                 Kilogramme leichter geworden, seitdem man sie aus Aluminium macht; da sie
                                 vergoldet werden, so bemerkt nur der Träger die Veränderung. Delacour in Paris hatte Degengriffe und Säbelscheiden
                                 geliefert, welche eine nicht minder große Annehmlichkeit durch ihr geringes
                                 Gewicht gewähren.
                              
                           
                              Die Arbeiten von Garopon in Paris, von welchem
                                 Aluminiumdrähte, ferner Stickereien, Spitzen und Posamentierwaaren aus solchem
                                 Drahte vorliegen, beweisen aufs Klarste, daß dieses Metall ebenso ziehbar ist
                                 wie das beste Kupfer und die edlen Metalle. Vor silbernen Artikeln gleicher Art
                                 haben diese Fabricate den Vorzug, daß sie äußerst leicht sind und nicht
                                 anlaufen.
                              
                           
                              Eine der ernstesten Schwierigkeiten, welche sich früher den Verwendungen des
                                 Aluminiums entgegensetzten, bestand in dem Widerstande gegen directe Vergoldung
                                 auf galvanischem Wege und gegen die Vereinigung der Bestandtheile durch Löthen.
                                 Mit diesen bedeutungsvollen Problemen hat sich Mourey
                                 in Paris mit großer Beharrlichkeit beschäftigt; er stellte in London nicht nur
                                 Gegenstände mit Vergoldung der erwähnten Art, sondern auch sehr gut gelöthete
                                 Stücke aus.Mourey's neues Verfahren zum Löthen des
                                       Aluminiums ist im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 205 beschrieben.
                                 
                              
                           
                              Die Plattirung des Kupfers mit Aluminium ist gleichfalls eine bereits gelöste
                                 Aufgabe; zuerst von drei Pariser Fabriken (Savard, Gaudin,
                                    Balaine) versucht, wurde sie namentlich von Chatel zur Vollkommenheit gebracht. Man beabsichtigt z.B. die
                                 Reflectoren für Gaslichter (welche bei Schwefelgehalt des Gases so leicht
                                 anlaufen, wenn sie versilbert sind) aus solchem plattirten Bleche zu machen.
                              
                           
                              Endlich ist zu erwähnen, daß Buffet in Paris mit Glück
                                 das Aluminium zu Blasinstrumenten angewendet hat, welche neben ihrer
                                 Leichtigkeit auch darum angenehm seyn können, weil sie nicht mit den
                                 gesundheitswidrigen Eigenschaften des Messings behaftet sind.
                              
                           Das Aluminium ist auf der Ausstellung auch unter der Gestalt sehr interessanter Legirungen erschienen. Ein oder zwei Proc. Kupfer
                                 oder Nickel, dem reinen Metalle zugesetzt, verbessern dessen Eigenschaften ganz
                                 besonders: Statuetten, welche Christoffle ausgestellt
                                 hatte, bestehen aus Aluminium mit 1 Procent Kupfer. Ein Procent Aluminium zu
                                 reinem Kupfer gesetzt, vermehrt beträchtlich die Zähigkeit des letzteren, wie
                                 Tissier nachgewiesen hat.Polytechn. Journal Bd. CLXVI S.
                                          427. Die interessantesten Legirungen sind aber jene, welche aus 90 und 95
                                 Kupfer mit beziehungsweise 10 und 5 Aluminium gebildet werden, die sogenannte
                                 Aluminiumbronze. Die Bronze mit 5 Procent
                                 Aluminium besitzt eine sehr goldähnliche Farbe, läßt sich schön Poliren, liefert
                                 Güsse von großer Vollkommenheit, ist sowohl kalt als glühend sehr geschmeidig
                                 und von großer Festigkeit, besonders nach vorausgegangenem anhaltendem Hämmern.
                                 Nach den Erfahrungen der Gebrüder Bell eignet sie
                                 sich ausgezeichnet zu Zapfenlagern. Alle diese Eigenschaften treten noch mehr
                                 hervor an der Bronze mit 10 Proc. Aluminium. Wenn man in geschmolzenes Kupfer
                                 ein Neuntel seines Gewichts Aluminium einträgt, so vereinigen sich beide Metalle
                                 energisch unter so starker Wärmeentwickelung, daß der Tiegel, wenn er nicht von
                                 sehr feuerfester Art ist, weich wird und zusammensinkt. Diese Bronze ist
                                 ungefähr von der Farbe des grünen (mit Silber legirten) Goldes; sie besitzt
                                 ungeachtet ihrer Härte eine ganz vorzügliche Ziehbarkeit, Hämmerbarkeit und
                                 Festigkeit (ein Draht daraus von 1 Quadrat-Millimeter Querschnittsfläche
                                 trägt wie der beste Stahl 85 Kilogramme ohne abzureißen); dazu kommt die
                                 Fähigkeit sich äußerst rein, scharf und dicht gießen zu lassen, wie die von Morin ausgestellten Löffel, Gabeln und Messer
                                 beweisen, letztere mit hohlem Hefte, welches mit der Klinge zusammenhängend
                                 gegossen ist. Die Klingen dieser Messer werden nachträglich gehämmert und
                                 erlangen dadurch die Steifheit des Eisens. Die Aluminiumbronze widersteht dem
                                 Angriffe der Säuren, insbesondere des Essigs, viel besser als das beste Argentan
                                 und verdient diesem zu Gegenständen, welche zur Vergoldung bestimmt sind,
                                 vorgezogen zu werden. Wenn die Vergoldung eines solchen Stücks stellenweise sich
                                 wegnutzt, so wird dieß von dem geübtesten Auge kaum bemerkt, weil die Farbe des
                                 Metallkörpers von jener des noch vorhandenen Goldes sehr wenig verschieden ist.
                                 Nach allem eben Angeführten steht zu hoffen, daß die Aluminiumbronze nach und
                                 nach umfangreichere Anwendung finden wird; in mancherlei Weise wird bereits von
                                 ihr Gebrauch gemacht. Paul Morin hatte ein Exemplar
                                 der großen Tafelleuchter ausgestellt, welche in dem Grand
                                    Hôtel de Paris in Gebrauch sind. Spindellager an Drehbänken mit großer
                                 Geschwindigkeit haben nahezu zwei Jahre lang gedient, ohne eine sichtbare
                                 Abnutzung zu erleiden, während die Lager aus den sonst gebrauchten gewöhnlichen
                                 Metallmischungen schon in 2 oder 3 Monaten gänzlich unbrauchbar wurden. Christoffle hat zuerst den Gedanken gehabt, die
                                 Bronze mit 10 Proc. Aluminium zu Flinten- und Pistolenläufen anzuwenden;
                                 er ließ auch zu Nanterre aus derselben Mischung eine gezogene Kanone von kleinem
                                 Kaliber gießen, welche in Vincennes geprüft wurde, und deren noch fortgesetzter
                                 Gebrauch die günstigsten Resultate zu versprechen scheint. Einer allgemeinen
                                 Anwendung der Geschütze aus Aluminiumbronze steht allerdings zur Zeit noch der
                                 hohe Preis im Wege. Die Pistolenläufe, bei denen dieser Umstand weniger in
                                 Betracht kommt, haben sich ausgezeichnet bewährt. Endlich empfiehlt sich die
                                 Legirung zu den Metallbestandtheilen der Pferdegeschirre, zu Säbelscheiden,
                                 Helmen u. dgl., wie die von Delacour aus Paris zur
                                 Ausstellung gebrachten derartigen Gegenstände beweisen.“ – So
                              weit der Bericht des Hrn. Deville.
                           Ueber die im Vorstehenden erwähnten Gegenstände welche in London ausgestellt waren,
                              kann ich aus eigener Beobachtung Näheres mittheilen.
                           In der französischen Abtheilung hatte der schon mehrgenannte Paul Morin (Firma: Morin u. Comp.) aus der Fabrik zu Nanterre bei Paris eine große
                              und höchst interessante Reihe von Artikeln ausgestellt. Außer dem rohen Aluminium in
                              Gußbarren (3 Shilling die englische Unze av. d. p. oder
                              130 Franken das Kilogramm, was 17 1/3 Thlr. für das Zollpfund entspricht) bemerkte
                              man darunter: verschiedene Gußstücke, wie kleine Statuetten, die ungefähr 0,18 oder
                              0,20 Meter hohen Adler für die Fahnen der französischen Armee, eine kleine
                              Schildkröte, Uhrglocken etc.; geschmiedetes Aluminium in verschieden geformten
                              Stücken zum Beweise seiner Geschmeidigkeit; geprägte Sachen, nämlich kleine
                              Medaillen, Jetons und Whistmarken; Aluminiumdrähte auf Spulen, bis zu sehr hohen
                              Feinheitsgraden; Posamentierwaaren: als Tressen, Spitzen, Häubchen und Strickbeutel
                              aus zierlichem Geflecht, sämmtlich von Aluminium-Gespinnst, d.h. Weißen
                              theils seidenen, theils baumwollenen Fäden mit geplättetem Aluminiumdraht (Lahn)
                              übersponnen. Ich habe für die technologische Sammlung der polytechnischen Schule in
                              Hannover mehrere solcher Artikel angekauft, namentlich einen Gußbarren, roh; einen
                              ebensolchen von 35 Millimeter Breite und 18 Millimeter Dicke auf 15 Millimeter
                              Breite und Dicke unter dem Hammer ausgestreckt, am Ende zu einem kreisrunden Ringe
                              von 90 Millimeter Oeffnung bei 10 Millimeter Dicke gebildet; kleine Medaillen oder
                              Jetons; einen Vogel in Hochrelief, sehr schöner Hohlguß, 0,14 Meter lang, 75 Grm. wiegend; eine
                              Uhrglocke, 74 Millim. im Durchmesser, 87 Grm., von vorzüglichem Klange; feine
                              Drähte; Spitzen. Die Drähte in 10 Nummern messen, der Reihe nach: 0,225 –
                              0,205 – 0,160 – 0,150 – 0,145 – 0,140 – 0,120
                              – 0,115 – 0,085 und 0,065 Millim. in der Dicke. Ich habe einige
                              derselben durch Zerreißungsversuche auf ihre Festigkeit geprüft und folgende
                              Resultate erhalten.
                           
                              
                                 Dicke.
                                 
                                    ZerreißendesGewicht in
                                       zweiVersuchen
                                    
                                 
                                    
                                    Mittel
                                    
                                 Festigkeit,
                                       berechnetfür 1
                                       Quadratmillimet.Querschnitt.
                                 
                              
                                 Millimeter.
                                 Gramme.
                                 Gramme.
                                 Zollpfund.
                                 
                              
                                 0,225
                                 661 und 653
                                 657
                                 25,95
                                 
                              
                                 0,205
                                 524   „  
                                    506
                                 515
                                 24,51
                                 
                              
                                 0,160
                                 307   „  
                                    311
                                 309
                                 24,14
                                 
                              
                                 0,145
                                 246   „  
                                    252
                                 249
                                 23,69
                                 
                              
                           Diese Zahlen stimmen sehr gut mit früherS. polytechn. Journal Bd. CLII S.
                                       445. von mir an dickeren Drähten beobachteten Festigkeiten, welche ich zu 24,29
                              und 21,54 Zollpfund pro Quadratmillimeter fand.
                           Verschiedene Probestückchen Aluminium, den von mir mitgebrachten Gußbarren entnommen,
                              sind auf meinen Wunsch von den HHrn. Dr. Kraut und Dr. Sauerwein im Laboratorium der polytechnischen Schule
                              analysirt worden und haben sich in 100 Theilen folgendermaßen zusammengesetzt
                              gezeigt:Ich kann hierbei anführen, daß Hr. Dr. Kraut in einem andern, früher bezogenen
                                    Aluminium, dessen Ursprung nicht nachgewiesen war, nur 0,86 bis 0,95 Procent
                                    Eisen, dagegen an 5 Procent Silicium gefunden hat. Uebrigens zeigen
                                    obenstehende Zahlen, daß man neuerlich große Fortschritte darin gemacht hat,
                                    das Aluminium weniger mit Eisen und Silicium verunreinigt darzustellen.
                                    (Vergleiche polytechn. Journal Bd. CLII S.
                                       443.)
                              
                           
                              
                                 
                                 Kraut.
                                 Kraut.
                                 Sauerwein.
                                 
                              
                                 Aluminium
                                 –
                                 –
                                 97,20
                                 
                              
                                 Eisen
                                 1,67
                                 2,20
                                   2,40
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,04
                                 0,12
                                   0,25
                                 
                              
                                 Blei
                                 –
                                 –
                                 Spur
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 99,85
                                 
                              
                           
                           Von Aluminumbronze (aus 90 Kupfer, 10 Aluminium
                              zusammengesetzt) befanden sich unter Morin's Ausstellung:
                              Leuchter, Zapfenlager, Schraubbolzen, ein Zahnrad von ungefähr 0,13 Meter
                              Durchmesser, ein aus Blech getriebener Helm, vergoldete Messer, Löffel und Gabeln
                              etc. Der Preis der unverarbeiteten Bronze wurde zu 6 1/2 Shilling das engl. Pfund
                              av. d. p. oder 18 Franken das Kilogramm = 2 Thlr. 12
                              Gr. für das Zollpfund angegeben. Ich erwarb für die polytechnische Schule ein Stück
                              eines dicken Gußbarrens, zum Theil dünn ausgeschmiedet; den rohen Guß von 3 Löffeln,
                              2 Gabeln und 1 Dessertmesser, sämmtlich durch die Angüsse in einem Stücke
                              zusammenhängend, wie sie aus der Sandform genommen sind; Löffel, Gabel und Messer
                              fertig gearbeitet und galvanisch vergoldet. Eine von dem Barren genommene Probe ist
                              durch Hrn. Dr. Sauerwein
                              analysirt worden und enthielt in 100 Theilen:
                           
                              
                                   90,1
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                     9,6
                                 Aluminium,
                                 
                              
                                     0,4
                                 Eisen,
                                 
                              
                                 Spuren
                                 Blei.
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 100,1.
                                 
                                 
                              
                           Der Bemühungen von P. Mourey in Paris (Rue Fontaine-au-Roi, 12) um die
                              galvanische Vergoldung und das Löthen des Aluminiums ist schon oben in dem
                              einleitenden Berichte gedacht. Die Londoner Ausstellung brachte als Beweis hiervon
                              verschiedene gelöthete und auch vergoldete Gefäße, erstere zum Theil absichtlich
                              stark verbogen, um die Haltbarkeit der Löthungen selbst unter solcher gewaltsamer
                              Behandlung darzuthun.
                           Die ebenfalls bereits erwähnte englische Fabrik von Bell
                                 Brothers in Newcastle-on-Tyne hatte eine prachtvolle Sammlung
                              ihrer Erzeugnisse ausgestellt: von Aluminium (roh 40
                              Shilling das Troy-Pfund = 17 5/6 Thlr. das Zollpfund) große und kleine
                              Gußbarren, eine Reiterstatuette, eine Pferdegruppe, eine Tischuhr mit drei Figuren,
                              einen Helm, einen Sextant, eine fast papierdünne mit dem Hammer getriebene
                              halbkugelförmige Schale von 0,30 Meter Durchmesser, Draht, allerlei kleine
                              Gegenstände, Blatt-Aluminium (nach Art des Blattsilbers geschlagen und wie
                              dasselbe anzuwenden), Flittern, Broschen. Ferner Aluminiumbronze in drei verschiedenen Mischungsverhältnissen, nämlich
                           95 Kupfer 5 Aluminium, unverarbeitet das engl. Pfund av. d. p. 4 1/2 Shilling (das Zollpfund 1 Thlr. 20
                              Gr.);
                           92 1/2 Kupfer 7 1/2 Aluminium, 5 1/2 Shilling (2 Thlr. 1
                              Gr.);
                           90 Kupfer 10 Aluminium, 6 1/2 Shilling (2 Thlr. 12 Gr.).