| Titel: | Der patentirte F. A. Wenck'sche Trockenapparat mit Dampfheizung für Tabak, Malz etc. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XXVIII., S. 122 | 
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                        XXVIII.
                        Der patentirte F. A. Wenck'sche Trockenapparat mit Dampfheizung für
                           Tabak, Malz etc.
                        Aus dem Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1864
                              S. 42.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Wenck's Trockenapparat mit Dampfheizung für Tabak, Malz
                           etc.
                        
                     
                        
                           Der in Fig. 24
                              und 25
                              abgebildete rotirende Trockenapparat mit Dampfheizung wurde zunächst zum Trocknen
                              von Tabak construirt und angewendet; er läßt sich aber
                              auch mit gleichem Erfolg zum Darren des Malzes verwenden,
                              wie wir weiter unten, gestützt auf einen dieserhalb vorgenommenen directen Versuch,
                              näher angeben werden.
                           
                           Zum Trocknen des von der Schneidbank kommenden feuchten Tabaks hat man seither verschieden construirte Tabakdarren oder Rösten
                              angewendet. Die ältere Construction bestand in einem horizontal gelegten Blech,
                              worauf der Tabak ausgebreitet wurde und das durch darunter herlaufende, mit einer
                              Feuerung in Verbindung stehende Röhren erhitzt wurde. Also eine ähnliche Einrichtung
                              wie bei den Malzdarren.
                           Ferner kamen flache Dampfrösten zur Verwendung. Dieselben
                              bestehen aus doppelten, festliegenden, ebenen Platten von Eisenblech, zwischen
                              welchen der Dampf, zur Erhitzung derselben, hindurch geführt wird. Auch hier wird
                              der feuchte Tabak auf die obere Platte aufgeschüttet und allmählich getrocknet. In
                              beiden Fällen, bei den flachen Darren mit directer Feuerung und bei den flachen
                              Dampfrösten, mußte der aufgeschüttete nasse Tabak öfters mittelst Schaufeln durch
                              Arbeiter umgewendet werden, damit er gleichmäßig erwärmt und ausgetrocknet wird.
                              Diese Manipulation erfordert nicht nur Gewissenhaftigkeit und Aufmerksamkeit von
                              Seiten des Arbeiters, damit der Tabak nicht an einzelnen Stellen der Darre zu heiß
                              wird, ja verbrennt, sondern hat auch noch insbesondere den Nachtheil, daß der Tabak
                              hierbei viel von seinem Geruch und Aroma verliert. Auch geht das Darren in dieser
                              Weise nur langsam von statten und kostet viel Handarbeit.
                           Man hat deßhalb in manchen Fabriken rotirende Tabakrösten
                              in Anwendung gebracht. Bei kleineren: Betrieb, wie er in den meisten Fabriken des
                              Zollvereins statt hat, bestehen diese rotirenden Tabakrösten aus einfachen eisernen
                              (Mindern von circa 4–5 Fuß Durchmesser und
                              8–12 Fuß Länge, welche über einer Feuerung angebracht sind und in
                              fortwährender Umdrehung erhalten werden. Der feuchte Tabak wird portionenweise
                              eingebracht und so lange in der Trommel belassen, bis er auf den gewünschten Grad
                              abgetrocknet ist.
                           Bei sehr großem Betrieb, wie solcher in den französischen Regie-Fabriken
                              stattfindet, hat man solche rotirende Tabakrösten mit directer Feuerung zum continuirlichen Betrieb eingerichtet. Hierbei wird der
                              nasse Tabak an einer Seite der Trommel eingegeben und nach und nach gegen das andere
                              Ende derselben, wo er trocken austritt, vorgeschoben. Im Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'industrie
                                 nationale, Jahrg. 1858, S. 543 und Taf. 149–151 ist ein solcher von
                              Roland construirter Apparat abgebildet und
                              beschrieben. Auch in der Darmstädter Maschinenfabrik und
                                 Eisengießerei wurde vor einigen Jahren ein solcher Apparat für die HHrn.
                              Gebrüder Gail in Gießen, welche denselben für ihr
                              amerikanisches Geschäft anschafften, gebaut. Für sehr großen Betrieb sind solche
                              Apparate (die auch
                              ziemlich theuer kommen) zweckmäßig; für kleineren Betrieb weniger. Bei der offenen
                              directen Feuerung ist die Temperatur, namentlich bei kleineren Apparaten, sehr
                              schwer constant zu erhalten, sie ändert oft und erreicht leicht, wenn nicht die
                              größte Aufmerksamkeit beim Feuern angewendet wird, einen zu hohen Grad, wodurch der
                              Tabak zu heiß wird und an seinem Werth verliert.
                           Diese Verhältnisse leiteten den Hrn. Friedrich August Wenck, Tabakfabrikanten in Darmstadt, auf die Idee, einen rotirenden einfachen Tabakröstapparat mit Dampfheizung zu
                              construiren. Derselbe ließ hiernach, zunächst für den eigenen Gebrauch, in der Darmstädter Maschinenfabrik einen solchen Apparat erbauen
                              und nahm ihn in Betrieb. Die erzielten Resultate entsprachen den gehegten
                              Erwartungen auf das Vollständigste. In Bezug auf die Bequemlichkeit in Handhabung
                              des Apparats, des Ein- und Ausfüllens von Tabak etc. wurden hierbei jedoch
                              Erfahrungen gesammelt, welche für die weiter in Ausführung gebrachten Apparate
                              dieser Art benutzt worden sind. Hr. F. A. Wenck nahm für
                              seinen Apparat ein Erfindungspatent für das Großherzogthum Hessen und übertrug den
                              Bau der Apparate nach seinem Princip der „Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt.“ Von
                              derselben wurden in den Details der Construction mannichfache erfolgreiche
                              Verbesserungen angebracht, welche die Wenck'schen
                              Tabak-Trockenapparate nunmehr für diesen Zweck als ganz besonders geeignet
                              erscheinen lassen. Bereits hat die genannte Maschinenfabrik mehrere Aufträge von
                              auswärtigen Fabriken für solche Apparate zur vollkommenen Zufriedenheit der
                              Empfänger ausgeführt.
                           Wir geben nunmehr in Nachstehendem eine kurze Beschreibung des Apparats und seiner
                              Leistungsfähigkeit.
                           Der Trockenapparat besteht aus einem horizontal liegenden Cylinder mit doppeltem
                              Mantel aus Eisenblech. Zwischen den beiden Mantelflächen circulirt der Dampf. Im
                              Inneren des Cylinders sind drei (früher waren es vier) Leisten der Länge nach
                              angebracht, an welchen eine Schiene mit 4 Zoll langen eisernen Spitzen angeschraubt
                              ist. Die Leisten mit den Spitzen haben den Zweck, den Tabak, beim Umgang der
                              Trommel, mit in die Höhe zu nehmen und dann wieder abfallen zu lassen; sie ersetzen
                              also das Umwenden und Mischen des Tabaks, und zwar auf vollständigere Weise als dieß
                              bei dem Umwenden und Mischen durch Handarbeit bei den horizontalen Darren geschieht.
                              Man kann (für manche Zwecke ist dieß erwünscht) die Spitzen leicht abschrauben und das Umwenden und Mischen allein den Leisten überlassen. Der erst erbaute Apparat
                              ruhte auf zwei Zapfen, in Lagern, um welche er sich drehte. Der Dampf wurde an der einen
                              Seite in den Zwischenraum der doppelten Wandungen eingelassen und an der hinteren
                              Seite wieder abgeführt. Vorrichtung zum Ablassen des Condensationswassers war
                              vorhanden. Es hatte einige Unbequemlichkeit, die Vorderseite des Cylinders nicht
                              ganz frei zu haben; das Einfüllen des Tabaks mittelst eines Trichters und später das
                              Ausleeren der getrockneten Waare war dadurch erschwert. Bei der zweiten Construction
                              wurde diesem Mißstande dadurch begegnet, daß man an der Seite wo der Tabak
                              ein- und ausgeführt werden sollte, die Trommel nicht auf einem Zapfen ruhen
                              ließ, sondern sie auf zwei Rollen setzte. Dagegen war an dieser Seite ein
                              bewegliches Dunstrohr zur Abführung der Dämpfe aus dem Innern der Trommel,
                              angebracht, welches seitwärts gedreht wurde, wenn man den Apparat öffnen und Tabak
                              ein- oder ausgeben wollte. Auch diese Einrichtung wurde bei Ausführung der
                              neuesten Apparate beseitigt. Bei der jetzigen Construction tritt der Dampf an der
                              einen Seite des Cylinders durch den hohlen Drehzapfen ein und erfüllt den Raum
                              zwischen den beiden Wandungen des Cylinders. Es tritt gar kein Dampf mehr aus,
                              sondern nur Condensationswasser, welches durch eigenthümliche Schöpfvorrichtung
                              ausgeschöpft und an derselben Seite, wo der Dampf eingeführt wird, abgelassen wird.
                              Hierdurch erhielt man die eine Stirnseite des Cylinders ganz frei, so daß nunmehr
                              die Füllung und Entleerung desselben sehr leicht und bequem vorgenommen werden
                              kann.
                           Fig. 24
                              stellt den Apparat theils in der Seitenansicht, theils im Längendurchschnitt dar.
                              Fig. 25
                              zeigt die Hälfte des Querdurchschnitts, a ist der
                              Cylinder von Eisenblech mit doppeltem Mantel, welcher außen mit Holz verkleidet ist,
                              um die Abkühlung zu vermindern. Der Cylinder hat einen inneren Durchmesser von 5 Fuß
                              (1 1/4 Met.) und ist 8 Fuß lang. b, b, b bezeichnen die
                              im Innern eingesetzten Leisten mit den vorerwähnten Zähnen. c ist ein an der Hinterseite eingesetzter Boden, der mit einer Klappe d versehen ist, um theils äußere Luft in den Apparat zu
                              führen und Zug, zur Entfernung der Dünste und entwickelten Dämpfe, zu erzeugen,
                              theils um in den Apparat sehen zu können und Proben des Inhalts daraus zu entnehmen.
                              Beim Einbringen des feuchten Tabaks wird die ganze hintere Seite des Apparats, durch
                              Wegnahme des Bodens c, geöffnet; deßgleichen beim
                              Entleeren des Apparats, welches leicht und schnell geschieht. Der Dampf streicht von
                              dem Dampfkessel aus durch die Röhre e in den Apparat.
                              Der Dampfdruck wird durch das Sicherheitsventil f
                              regulirt und beträgt bei dem vorliegenden Apparat 1 1/2 Atmosphäre, hat also eine
                              Wärme von circa. 112° C. Man kann auch für
                              Zwecke, wo der Cylinder heißer gemacht werden soll. Dampf von einer höheren Spannung, bis
                              zu 3 Atmosphären und dann von circa 135° C.
                              Wärme, einströmen lassen. Wie bereits bemerkt wurde, wird der Dampf durch die Achse
                              des Cylinders in den Apparat eingeführt und zwischen die Doppelwände des
                              Cylindermantels geleitet. Nur der condensirte Dampf wird durch neu zuströmenden
                              Dampf ersetzt. Das Condensationswasser schöpft sich an der Stelle k rein aus und wird in einen Behälter g geleitet, von welchem es bei h ausfließt. In dem Behälter g ist ein Ventil
                              angebracht, welches durch einen Schwimmer geöffnet wird, wenn sich
                              Condensationswasser angesammelt hat, und das nach dem Abfluß desselben durch den
                              Schwimmer wieder geschlossen wird. Man kann aber auch, wenn man will, diesen
                              Schwimmer mittelst eines Greifrädchens von außen so richten, daß er außer
                              Wirksamkeit gesetzt wird und somit das bemerkte Abflußventil fortwährend geöffnet
                              bleibt. Man thut dieß, um beim Anwärmen die im Apparat enthaltene Luft mit dem
                              Condensationswasser abzulassen und beim Schluß der Arbeit den Behälter vollständig
                              zu entleeren. Vor dem Sicherheitsventil ist der Dampfzulaßhahn angebracht, womit die
                              Dampfspannung und folglich auch die Temperatur im Apparate nach Bedarf regulirt
                              werden kann. Eben dazu trägt noch wesentlich das Oeffnen und Schließen der Klappe
                              d im Boden c mit bei.
                              i ist ein Dunstschlot von Holz, vermittelst dessen
                              die aus dem feuchten Tabak entwickelten Dünste in die Atmosphäre abgeführt werden.
                              Dieß geschieht langsamer oder schneller, je nachdem man die Klappe d im Boden c weniger oder
                              mehr öffnet und hierdurch einen geringeren oder lebhafteren Zug der äußeren
                              Atmosphäre durch den Apparat herstellt. Zu bemerken ist noch, daß der Tabak gegen
                              den Theil des Apparats, wo das Dunstrohr aufgesetzt ist, durch ein Sieb
                              abgeschlossen ist. Ueber den Kranz k ist der Treibriemen
                              gelegt, vermittelst dessen der Cylinder in Umdrehung versetzt wird. Der Riemen führt
                              von da nach einem Vorgelege an der Decke oder Wand des Aufstellungsraums, welches
                              durch einen Riemen mit der Haupttransmissionswelle auf die gewöhnliche Weise
                              verbunden wird. Wo der Raum beschränkt ist, wird der Kranz k mit Radzähnen versehen, in welche das auf dem Rahmen der Tabakröste
                              angebrachte Vorgeleg mit einem Zahngetriebe eingreift.
                           Beim Trocknen von Tabak werden circa 200–250 Pfd. nassen Tabaks eingegeben, welche innerhalb 1/2
                              bis 3/4 Stunden gleichmäßig und schön getrocknet werden. Der Tabak erhält hierbei
                              ein besonders schönes und glänzendes Ansehen. Bei einem Versuch, welchem wir
                              beiwohnten, wurden 207 Pfd. Tabaksrippen eingegeben, welche nach dem Trocknen, das
                              in 3/4 Stunden erfolgte, 37 Pfd. an Gewicht (an Wasser) verloren hatten. 100 Pfd. mit 10 Pfd.
                              Wasser angefeuchtete Tabaksblätter sind in 10 bis 15 Minuten vollkommen
                              ausgeröstet.
                           Daß der beschriebene Apparat zum Trocknen von Tabak
                              vorzüglich geeignet ist, unterliegt keinem Zweifel mehr; die bereits gebauten und
                              längere Zeit im Betrieb befindlichen Apparate dieser Construction haben dieß durch
                              die Erfahrung bestätigt. Dagegen war es uns interessant, zu ermitteln, ob der
                              Apparat auch in gleich günstiger Weise zum Darren des
                                 Malzes verwendet werden kann. Zu einem solchen Versuch bot ein neuer, in
                              der Darmstädter Maschinenfabrik und Eisengießerei erbauter und versuchsweise
                              aufgestellter Apparat die erwünschte Gelegenheit. Die Direction dieser Fabrik war
                              gerne bereit zu einem solchen Versuche, wofür Hr. Bierbrauer Carl Ritsert die Gefälligkeit hatte, das Grünmalz zu liefern.
                              Dieser Versuch wurde am 9. Januar l. Is. in Gegenwart der Directoren der
                              Maschinenfabrik, der HHrn. Weber und Horstmann, des Hrn. Bierbrauers Carl Ritsert, des Hrn. F. A. Wenck
                              und des Unterzeichneten vorgenommen, und zwar bei einer äußeren Lufttemperatur von
                              – 7° R. und einer Temperatur von + 9° R. im Versuchslocal.
                              Derselbe ergab folgendes Resultat.
                           Das nasse Malz wurde um 10 1/2 Uhr Vormittags in den Cylinder eingeschüttet. Die
                              Temperatur in demselben betrug, bei ganz geöffnetem Hinterboden, 22° R. Das
                              Gewicht des nassen Malzes (2 Säcke) war vor der Einfüllung 212 Pfd. Als der Apparat
                              einige Zeit im Gang war, betrug die Temperatur in dem Cylinder, bei vollständig
                              geschlossener Klappe d, 50° R. Wurde die Klappe
                              ganz geöffnet, so fiel die Temperatur auf 34° R. und schwankte, je nachdem
                              die Klappe mehr oder weniger geöffnet war, zwischen 42–45°. Die
                              Spannung des zur Erhitzung verwandten Dampfes betrug 1 1/2 Atmosphäre, dessen
                              Temperatur war also circa 112° C. (89 1/2°
                              R.). Um die verbrauchte Dampfmenge zu messen, wurde das Condensationswasser, welches
                              aus dem Apparat kam (es strömte Dampf ein und floß nur Condensationswasser ab),
                              gewogen. Die Operation dauerte genau 2 Stunden. Innerhalb dieser Zeit waren 172 Pfd.
                              Condensationswasser abgelaufen. Das sehr schön gedörrte Malz (Hr. Bierbrauer Carl
                              Ritsert leitete den Versuch und bestimmte den
                              Zeitpunkt, wo das Malz aus dem Apparat als fertig getrocknet abgeführt wurde) wog
                              nach dem Trocknen noch 138 Pfd., hatte also 74 Pfund Wasser, oder 35 Proc. seines
                              ursprünglichen Gewichts verloren.
                           Nach den gegebenen Verhältnissen können wir annehmen, daß mit 1 Pfund Steinkohlen 6
                              1/2 Pfund Wasser in Dampf verwandelt wurden, welcher zur Erhitzung des Apparats
                              diente. Hiernach waren zur Erzeugung des Wasserdampfs aus 172 Pfund Wasser an Brennmaterial
                              erforderlich: circa 26,5 Pfund Steinkohlen. Mit diesen
                              26,5 Pfd. Steinkohlen sind 74 Pfund Wasser aus dem Malz verdampft worden. Um 100
                              Pfund Wasser aus dem Malz zu verdampfen, werden hiernach 35,8 Pfd. Steinkohlen
                              erfordert. Dieses Resultat stimmt im Mittel sehr gut mit den Versuchen überein,
                              welche früher von dem Unterzeichneten in Gemeinschaft mit dem verstorbenen
                              Maurermeister H. Ganß und im Auftrag des großherzoglichen
                              Gewerbevereins über den Nutzeffect von Malzdarren mit directer Feuerung angestellt
                              worden sind. Zum Vergleich setzen wir einen dieser Versuche hierher.
                           Versuch mit der Darre des Hrn. Georg Appfel in Darmstadt.
                              Die Feuerung der Darre war besonders für Steinkohlenbrand eingerichtet. Zum Versuch
                              wurden 1126 Pfd. nasses Malz abgewogen; nach dem Trocknen wog dasselbe noch 861
                              Pfd., hatte also 265 Pfd. oder 23 1/2 Proc. Wasser verloren. Ein Simmer des
                              getrockneten Malzes wog 25 1/2 Pfd. (Bei anderen Versuchen bis zu 28 Pfd.) Es wurden
                              104 Pfd. Ruhrer Steinkohlen, Fettschrot guter Qualität und in gewöhnlichem
                              Feuchtigkeitszustand, verbrannt. Das letzte Schüren geschah 6 Stunden nach dem
                              Anzünden des Feuers; 2 Stunden später wurde mit dem Abladen begonnen und das Malz
                              sofort gewogen. Die Höhe der Malzschichte in der Darre betrug 3 1/2 Zoll. Nach der
                              ersten Stunde, vom Anzünden des Feuers an gerechnet, betrug die Temperatur über dem
                              Malz 19° R., von da an, im Mittel von 7 regelmäßig angestellten Beobachtungen
                              28°; die höchste Temperatur der Luft in der Darre war 32°. Die
                              Temperatur im Malz betrug in der ersten Zeit des Versuches circa 30° , steigerte sich aber später bis zu 56° . Die
                              äußere Lufttemperatur war im Mittel 18° . Die Quantität der zur Verdampfung
                              von 100 Pfund Wasser erforderlichen Steinkohlen berechnet sich auf 39 Pfd.
                           Bei einer Reihe anderer Versuche, welche mit verschiedenen Malzdarren und
                              verschiedenem Brennmaterial (Steinkohlen, Holz und Torf) angestellt wurden,
                              berechnete sich der Verbrauch an Steinkohlen, um 100 Pfund Wasser aus dem Malz zu
                              entfernen, auf 33 bis 46 Pfund. Bei dem obigen Versuch mit der rotienden Dampfdarre
                              betrug der Steinkohlenverbrauch hierfür 35,8 Pfd. Hiernach gibt die rotirende
                              Dampfdarre den gleichen Nutzeffect wie eine gute
                              Rohrdarre.
                           Die Quantität des verdampften Wassers aus dem Grünmalz betrug bei dem Versuch mit der
                              rotirenden Dampfdarre 35 Proc. vom Gewicht des Grünmalzes; dagegen bei dem oben
                              beschriebenen Versuch mit der Rohrdarre des Hrn. Georg Appfel nur 23 1/2 Proc. Bei unseren anderen Versuchen mit verschiedenen
                              Rohrdarren schwankte dieser Procentsatz zwischen 16, 21,8, 39, 28,8, 34,8, 32, 30,4 Proc. etc., je
                              nachdem das Malz mehr oder weniger naß auf die Darre gebracht wurde.
                           Aus dem Vorstehenden ist ersichtlich, daß die Wenck'sche
                              rotirende Dampfdarre durchschnittlich unter denselben Verhältnissen und mit
                              demselben Erfolg arbeitet, wie eine gute Rohrmalzdarre. Es steht indeß zu erwarten,
                              daß diese Resultate der Dampfdarre noch günstiger ausfallen, wenn man durch den
                              Betrieb mehr Uebung im Gebrauch derselben zum Darren des Malzes erlangt hat und
                              dieselbe hierfür besonders einrichtet. Die Vortheile der rotirenden Dampfdarre
                              bestehen darin: 1) Daß das Wenden des Malzes auf mechanische und vollkommenere Weise
                              geschieht als bei den flachen Rohrdarren, wo dasselbe durch Arbeiter geschehen muß,
                              die in die Darre eintreten und das Malz (etwa alle 1/2 Stunde) umschaufeln. 2) Daß
                              das Trocknen und Darren durchaus gleichmäßig erfolgt und weniger abhängig von der
                              Aufmerksamkeit der Arbeiter ist. 3) Daß keine Gefahr für theilweises Verbrennen des
                              Malzes vorhanden ist und auch das Malz, selbst bei einer wenig aufmerksamen
                              Behandlung, nicht so leicht verglast. 4) Die Feuergefährlichkeit der Rohrdarren ist
                              vollständig beseitigt. 5) Die Keime lösen sich beim fortwährenden Umwenden des
                              Malzes in dem Cylinder, in dem Maaße als das Malz austrocknet, von den Körnern ab;
                              sie werden theilweise schon durch den Luftzug, der durch den Cylinder geführt wird,
                              ausgetrieben, und aus dem Dunstfang ausgestoßen; der Rest ist dann auf einer
                              Putzmühle leicht zu entfernen. 6) Die Operation des Darrens dauert bei dem
                              rotirenden Dampfapparat nur höchstens 2 Stunden, während bei den gewöhnlichen
                              Rohrdarren hierzu in der Regel 8–10, ja 12 Stunden erforderlich sind.
                              Allerdings können auch nur kleinere Quantitäten von nassem Malz in den rotirenden
                              Apparat eingegeben werden; wenn derselbe aber hierzu besonders eingerichtet und
                              etwas länger gebaut wird, so können für jede Ladung circa 600–900 Pfd. eingegeben, also, da dieselben in 2 Stunden
                              fertig gemacht werden, innerhalb 12 Stunden circa
                              7000–11000 Pfd. nasses Malz getrocknet werden. Der oben beschriebene Apparat
                              für Tabak erfordert zu seiner Bewegung annähernd eine Pferdekraft. Der größere
                              Apparat für Malz wird circa 2 Pferdekräfte und somit
                              täglich ungefähr 2 Centner Steinkohlen zu seiner Bewegung verbrauchen, welche hier
                              noch nicht in Rechnung gebracht worden sind. Die Kosten hierfür dürften indeß
                              vollständig zur Ersparung von Handarbeit für Umwenden des Malzes, Bedienung des
                              Feuers etc. aufgewogen werden. Brauereibesitzer, welche ohnedieß einen Dampfkessel
                              besitzen und ihre Pumpen, Maischapparate etc. mittelst einer Dampfmaschine treiben,
                              dürften mit Vortheil sich in der Folge rotirender Dampfdarren der oben beschriebenen
                              Construction bedienen und die Rohrdarren beseitigen.
                           Schließlich sey noch erwähnt, daß auch ein Versuch gemacht wurde, in der
                              beschriebenen rotirenden Tabakdarre Tannäpfel so zu
                              erhitzen, daß sie sich öffnen und den Samen ausfallen lassen. Hierzu werden in den
                              hiesigen großen Klenganstalten besondere, auf 60° R. erhitzte Trockenkammern
                              verwendet. Dieser Versuch, zu welchem Hr. Samenhändler H. Keller dahier die Tannäpfel geliefert hatte, ergab kein günstiges
                              Resultat. Die Temperatur im Apparat war nicht hoch genug. Wenn man dieselbe auch
                              dadurch steigern könnte, daß man mit Dampf von 3 Atmosphären arbeitete, so würde
                              doch der Apparat verhältnißmäßig zu wenig fassen und fertig machen. Hr. H. Keller trocknet täglich
                              circa 126 Malter Tannäpfel, welche 18–21 Stunden
                              in der Darre verbleiben müssen, bis sie sich vollständig aufgeschlossen haben.
                           Fink.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
