| Titel: | Ueber Salpetersäure-Bestimmung durch Chamäleon; von Albert Ungerer. | 
| Autor: | Albert Ungerer | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XXXVI., S. 144 | 
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                        XXXVI.
                        Ueber Salpetersäure-Bestimmung durch
                           Chamäleon; von Albert
                              Ungerer.
                        Ungerer, über Salpetersäure-Bestimmung durch
                           Chamäleon.
                        
                     
                        
                           Die Maaßmethode von Pelouze, um die Salpetersäure durch
                              den Rest von Eisenoxydul mit Chamäleon zu bestimmen, ist mit den Abänderungen von
                              Fresenius, wie solche in Mohr's Lehrbuch der chemischanalytischen Titrirmethode näher beschrieben
                              wurde, für die meisten Fälle zu unbequem und umständlich, namentlich zu technischen
                              Prüfungen. Ich glaube im Nachstehenden die Pelouze'sche
                              Methode auf eine Weise modificirt zu haben, daß sie nichts mehr zu wünschen übrig
                              läßt.
                           Hierzu bringe ich die Probe mit der nöthigen Menge schwefelsaurem
                              Eisenoxydul-Ammoniak oder weichem Eisendraht in ein Kochglas und setze einige
                              Gramme doppelt-kohlensaures Natron nebst einer genügenden Menge
                              einfach-verdünnter Schwefelsäure zu (auf circa 6
                              Gramme trockener Salze etwa 50 Kubikcentimeter). Das Kochglas wird mit einem
                              Kautschukpfropf verschlossen, welcher eine in eine Spitze ausgezogene Glasröhre
                              enthält, und langsam zum Kochen erhitzt. Durch die Kohlensäure wird, wenn
                              hinreichend doppelt-kohlensaures Natron vorhanden war, die Luft vollständig
                              verdrängt, so daß sich später entwickelndes Stickoxyd nicht oxydiren kann. Es wird
                              nun so lange mäßig gekocht, bis die Flüssigkeit von Stickoxyd befreit erscheint und
                              die gelbe Farbe der Eisenoxydsalze angenommen hat; alsdann wird die Mündung der
                              Glasröhre luftdicht verschlossen, am besten mit einer Kappe aus Kautschuk, welche
                              aus einem Stückchen schwach vulcanisirten Kautschukrohrs durch Zusammenkleben des
                              einen Endes hergestellt wird. Das Kochglas läßt man nun erkalten, was durch
                              Eintauchen in kaltes Wasser beschleunigt werden kann. Dadurch entsteht in dem Glase
                              ein luftverdünnter Raum, welcher der Flüssigkeit auch den letzten Nest von Stickoxyd
                              entzieht. Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit verdünnt, und wie gewöhnlich mit
                              Chamäleon titrirt.
                           Bei diesem Verfahren ist die Einwirkung von Luft und ein allenfallsiges Verspritzen
                              beim Kochen ganz vermieden, und das Stickoxyd entwickelt sich aus der sehr stark sauren Flüssigkeit, namentlich im
                              luftverdünnten Raume, leicht; auch kann einem Entweichen von unzersetzter
                              Salpetersäure durch mäßiges Kochen begegnet werden. Man erhält auf diese Weise stets
                              übereinstimmende Resultate, und die ganze Untersuchung beansprucht nur etwa eine
                              Viertelstunde Zeit.
                           Pforzheim, im März 1864.