| Titel: | Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz. | 
| Autor: | C. Schinz | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LII., S. 219 | 
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                        LII.
                        Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz.
                        (Fortsetzung von Bd. CLXVII S. 447.)
                        Schinz's pyrotechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           VII. Zur Kritik der vorhergehenden
                                 Abhandlungen.
                           Das Perpetuum mobile der regenerirten Wärme spukt noch
                              immer in den Köpfen der Pyrotechniker; ein mit R. Z. sich Unterzeichnender hat in
                              der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Bd. VII S. 449 (September 1863)
                              eine Widerlegung meiner Kritik der Siemens'schen
                              Regenerativ-Oefen in diesem Journal Bd.
                                 CLXVI S. 270 und Bd. CLXVII S.
                                 439) annoncirt, er scheint aber mit dieser sich selbst gestellten Aufgabe
                              stecken geblieben zu seyn, da er seit geraumer Zeit die Einleitung zu dieser
                              Widerlegung in genannter Zeitschrift veröffentlicht hat, ohne die Widerlegung selbst
                              folgen zu lassen.
                           In dieser Einleitung sucht Hr. R. Z. meine vorhergehenden, unter dem Titel
                              „Pyrotechnische Rundschau“ erschienenen AufsätzePolytechn. Journal Bd. CLXVI S. 37
                                    und 185. lächerlich zu machen, wahrscheinlich um seine Competenz zur Widerlegung
                              jener Kritik darzuthun.
                           Ich werde verdächtigt, ganz ungereimte Begriffe über die Strahlung der Wärme zu
                              haben; es wird mir sogar die Vorstellung zugeschoben, daß die strahlende Wärme aus
                              dem Herde abziehen könne.
                           Es ist von der Menge strahlender Wärme die Rede gewesen, welche bei der Feuerung
                              eines Dampfkessels an diesen gelange.
                           Die absolute Wärmemenge, welche in solchem Falle aus dem Brennstoff entwickelt wird,
                              ist natürlich dieselbe, vorausgesetzt daß die Verbrennung gleich vollständig sey, ob
                              viel oder wenig Wärme als strahlende direct an den Kessel geht; es war aber mein
                              Bestreben zu zeigen, daß die Verbrennung nicht vollständig seyn könne, wenn eine zu
                              große Menge von Wärme als strahlende an den Kessel gelangt. Ich komme darauf nicht
                              zurück; aber das will ich hervorheben, daß drei Ursachen diesen Betrag von
                              strahlender Wärme vermindern können und sollen, um den Verbrennungsproceß zu
                              fördern:
                           
                           1) wird diese Menge vermindert durch Beschränkung der Fläche, welche der glühende
                              Brennstoff einnimmt;
                           2) durch größere Entfernung des Rostes von der Kesselfläche;
                           3) durch eine solche Lage des Rostes, wobei der Kessel so wenig als möglich von der
                              strahlenden Wärme getroffen wird.
                           Folgt daraus, daß strahlende Wärme als solche aus dem Herde abzieht, wie mir das Hr.
                              R. Z. in den Mund legen möchte? Wird nicht vielmehr die strahlende Wärme, welche den
                              Kessel nicht trifft, sonst irgendwo aufgenommen und absorbirt, und zwar so, daß sie
                              dem noch unverbrannten Gemisch von Gas und Luft zukommt, indem sie dieses durch
                              Leitung auf der erwünschten Temperatur erhält? Ich glaube nicht, daß irgend ein
                              aufmerksamer Leser jener Aufsätze einen anderen Sinn darin finden könne, als
                              diesen.
                           Hinsichtlich des Langen'schen Etagenrostes bin ich völlig
                              überzeugt, daß diejenigen, welche damit Versuche anstellten, nicht wissenschaftliche
                              Experimente anstellen wollten, aber gerade das habe ich gerügt, weil nur
                              wissenschaftliche Experimente bestimmt festgestellt hätten, ob diese Etagenröste
                              wirklich ein besseres Endresultat geben als andere Röste.
                           Hr. R. Z. sagt, es sey nicht zu bezweifeln, daß man dabei den Zug im Schornstein so
                              regulirt haben werde, daß er das Maximum des Effectes bei jedem der versuchten Röste
                              gegeben habe. Aber wer weiß wie dieser Maximal-Effect erhaltbar ist? Nach
                              meiner Ueberzeugung kann sich derselbe nur durch Controlirung aller
                              zusammenwirkenden Factoren, d.h. durch eine wirklich wissenschaftliche Untersuchung
                              herausstellen.
                           Die Cölner Zeitung vom 28. September 1863 theilt nach einem französischen Journal
                              mit, daß die industrielle Gesellschaft in Amiens unter den
                              Dampfkessel-Heizern des Somme-Departements eine Concurrenz ausschrieb
                              und daß bei der praktischen Prüfung, wo jeder der 32 Bewerber einen und denselben
                              Dampfkessel während eines Tages geheizt habe, das Ergebniß gewesen sey, daß das pro 1 Kilogr. Steinkohle verdampfte Wasser zwischen 7,65
                              und 5,15 Litern geschwankt habe, also um 33 Procent.
                           Ist auch zuzugeben, daß Einsicht, Fleiß und Aufmerksamkeit von Seite der Heizer in
                              hohem Grade auf den Kohlenverbrauch Einfluß haben, so ist doch eine Differenz von 33
                              Proc. dadurch kaum gerechtfertigt, sondern dieses Resultat beweist vielmehr, wie
                              wenig im Allgemeinen bekannt ist, unter welchen Umständen der
                              Maximal-Nutzeffect stattfindet, weil man eben stets nur rein praktische
                              Versuche machen will und nicht einsieht, daß in jedem Heizapparate mannichfache
                              Factoren wirksam sind,
                              deren Einfluß auf das Endresultat nur durch wissenschaftliche Untersuchung
                              festgesetzt werden kann.Wenn z.B. ein Heizer, welcher gewohnt ist einen Heizapparat zu bedienen, der
                                    eine kleine Rostfläche hat aber eine hohe Brennstoffschicht auf demselben
                                    tragen muß, an einen Apparat versetzt wird, der eine große Rostfläche hat,
                                    so wird es ihm unbegreiflich seyn, daß er mit letzterem nicht das Resultat
                                    erlangt, welches er sonst alltäglich erzielt. Dieser Concurs beweist daher
                                    weiter nichts, als daß für denselben die Frage nicht richtig gestellt wurde;
                                    denn Fleiß und Aufmerksamkeit von Seite der Heizer fehlen bei einem Concurse
                                    niemals und Intelligenz ist noch keine Wissenschaft, diese allein sagt warum
                                    der eine Rost diese, der andere eine andere Behandlung erfordert; aber
                                    Wissenschaft ist nicht bei den Heizern, hingegen bei denjenigen zu erwarten,
                                    welche solche Concurse ausschreiben.