| Titel: | Neue Schießpulver-Sorten von William Spence in London. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LVI., S. 230 | 
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                        LVI.
                        Neue Schießpulver-Sorten von William Spence in
                           London.
                        Aus dem London Journal of arts, Februar 1864, S.
                              87.
                        Spence's neue Schießpulversorten.
                        
                     
                        
                           W. Spence ließ sich am 15. April 1863 für England folgende Bereitungsarten von
                              Geschütz-, Kleingewehr- und Minenpulver patentiren:
                           1) Von fein pulverisirter Holzkohle werden 2 Gewichtstheile in einem dazu geeigneten
                              Gefäße mit 38 Gewichtstheilen Wasser gekocht; dann setzt man dieser siedenden
                              Mischung unter Umrühren derselben zunächst 20 Gewichtstheile chlorsaures Kali und
                              hierauf noch 6 Gewichtstheile einer vor her besonders zubereiteten Mischung zu,
                              welche aus 2 Gewichtstheilen fein pulverisirter fossiler Kohle und 3 bis 4 Theilen
                              doppelt-kohlensaurem Natron, oder salpetersaurem Bleioxyd oder salpetersaurem
                              Kali besteht, und stellt
                              darnach das hierdurch unterbrochen werdende Sieden der Flüssigkeit wieder her.
                              Hierauf werden noch 7 Gewichtstheile feiner, wohl durchgesiebter und durchaus
                              trockener Sägespäne oder dergleichen pulverisirter Baumrinde hinzugesetzt und
                              darnach läßt man die ganze Mischung so lange kochen, bis das Holz, durchaus von
                              Flüssigkeit gesättigt, mit letzterer in einen breiigen Zustand übergegangen ist.
                              – Das Abdampfen oder Trocknen der so erhaltenen Satzmasse geschieht dann in
                              offenen Pfannen, wobei auch Dampfheizung zu Hülfe genommen werden kann, und das
                              Körnen findet endlich ganz in der gewöhnlichen Weise statt, indem man den genügend
                              fest gewordenen, aber noch feuchten Satzkuchen durch ein Sieb hindurchpreßt etc.
                           Dieses Pulver ist vorzugsweise für den Gebrauch bei grobem Geschütze bestimmt.
                           2) Man hält ganz das bei 1) beschriebene Verfahren ein, kocht aber anfangs nur 1
                              Gewichtstheil fein pulverisirter Holzkohle mit 20 Gewichtstheilen Wasser aus und
                              setzt zu dieser Flüssigkeit dann zuerst 10 Gewichtstheile chlorsaures Kali, hierauf
                              3 bis 4 Theile doppelt-kohlensaures Natron oder salpetersaures Bleioxyd, oder
                              Salpeter, gemengt mit 3/4 Theil Steinkohle und endlich noch 3 1/2 Theile feiner,
                              durchgesiebter etc. Sägespäne oder pulverisirter Baumrinde hinzu, wornach das
                              Trocknen und Körnen des Satzes wie oben geschieht.
                           3) Es werden zunächst zwei Sätze bereitet, von denen der eine aus 10 Theilen
                              chlorsaurem Kali und 2 Theilen Weizenmehl, der andere aber aus 2 bis 3 Theilen
                              pulverisirter Holzkohle und 1 Theil pulverisirter Steinkohle besteht. – Diese
                              beiden Sätze mischt man dann mit 3 Theilen Wasser wohl zusammen und führt das
                              Trocknen und Körnen dieses Pulversatzes wie bei 1) beschrieben aus.
                           Diese Pulversorte soll sich ganz besonders zum Gebrauche bei Handfeuerwaffen
                              eignen.
                           4) Das bei 3) beschriebene Verfahren ändert sich nur darin, daß man zu dem einen der
                              beiden zuerst zu bildenden Sätze 10 Theile chlorsaures KaliDiese Fabricationsmethoden haben also sämmtlich nur muriatisches Pulver zum Gegenstand, welches in Deutschland seiner
                                    waffenzerstörenden Eigenschaften und seiner leichten Entzündbarkeit durch
                                    Schlag, Stoß, Reibung, Schwefelsäure etc. wegen als Schießpulver nicht verwendet wird, wohl aber bei Anfertigung
                                    leicht explodirender Zündungen eine ausgedehnte Anwendung findet, wie es
                                    z.B. in der aus chlorsaurem Kali und Schwefelantimon in den Verhältnissen
                                    von 1 : 1 oder von 5 : 4 gebildeten binären Satzmischung bekanntlich sowohl
                                    in den Spiegeln der Zündnadelgewehr-Patrone, als auch in den
                                    Zündhütchen der Handfeuerwaffen und der Sprenggeschosse, und in den
                                    Frictions-Schlagröhren des Geschützes ganz vorzügliche Dienste
                                    leistet.Anm. des Bearbeiters. und 2 1/2 Theile Weizenmehl, und zu dem anderen derselben 3/4 Theile
                              doppelt-kohlensaures Natron, 5/4 Theile Holzkohle, 5/4 Theile Steinkohle und
                              1/4 Theil Salpeter nimmt; beide Sätze aber dann mit 3 1/4 Theilen Wasser wohl
                              durcheinander mischt u.s.w.
                           Cassel, im März 1864.
                           Dy.,          Artillerie-Hauptmann.