| Titel: | Zur Werthbestimmung gerbsäurehaltiger Materialien; von Robert Wildenstein in Aachen. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LVII., S. 232 | 
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                        LVII.
                        Zur Werthbestimmung gerbsäurehaltiger
                           Materialien; von Robert
                              Wildenstein in Aachen.
                        Wildenstein, über Werthbestimmung gerbsäurehaltiger
                           Materialien.
                        
                     
                        
                           Um auf eine rasche und zweckmäßige Weise den ungefähren Werth derartiger Artikel zu
                              bestimmen, bedient sich der Verf. der Reaction der Gerbsäure auf Eisenoxyd. Man
                              imprägnirt schwedisches Filtrirpapier gleichmäßig mit einer Lösung eines
                              Eisenoxydsalzes und zerschneidet es in Streifen, die unten in eine Spitze auslaufen,
                              oben ein Loch haben und alle von derselben Größe sind. Die Spitze hat den Zweck, das
                              bessere Abtropfen der überschüssigen Flüssigkeit zu vermitteln, durch das Loch am
                              oberen Ende soll ein Häkchen gesteckt werden, um den Streifen in der Flüssigkeit
                              führen und nachher besser zum Trocknen aufhängen zu können. Zur Bereitung der
                              Eisenoxydlösung bedient sich der Verf. des citronensauren Eisenoxyds, von dem er
                              12,5 Grm. in einem halben Liter destillirten Wassers auflöst. Die Lösung kommt in
                              einen Cylinder, der bis zu einer Marke mit einer bestimmten Anzahl Kubikcentimeter
                              gefüllt wird, und man taucht nun mittelst eines Glashäkchens die auf genannte Weise
                              präparirten Papierstreifen unter. Nach genau zwei Minuten zieht man sie wieder
                              heraus und hängt sie zum Trocknen an einem mäßig warmen Orte auf. Es kommt nun
                              darauf an, aus der mehr oder weniger dunklen Färbung der Papierstreifen den Gehalt
                              der zu prüfenden Flüssigkeit an Gerbsäure festzustellen. Zu diesem Ende hat man sich
                              vorher eine Reihe von Papierstreifen dargestellt, welche in fortlaufend dunkler
                              werdender Färbung eine Scala bildet, und zwar in folgender Weise. Man bereitet sich
                              25 Auflösungen von Gerbsäure in Wasser, von welcher die erste in 250 Kub. Cent.
                              0,025 Grm., die zweite in 250 K. Cent. 0,050 Grm., die dritte 0,075 Grm. und sofort
                              alle folgenden stets um 0,025 Grm. mehr Gerbsäure enthalten, als die vorhergehende
                              Lösung, bis endlich Nr. 25 in 250 Kub. Cent. gerade 1,0 Grm. enthält. In diese taucht man
                              eben so viel Papierstreifen unter den obigen Vorsichtsmaßregeln und bekommt auf
                              diese Weise eine Reihe, bei welcher die immer dunkler werdende Farbe mit der hierzu
                              in Mitwirkung gewesenen Quantität Gerbsäure in einem bestimmten Verhältnisse
                              steht.
                           Die weitere Ausführung des Versuchs ist nun folgende: Man löst die zu untersuchende
                              Substanz in Wasser auf, bringt sie auf 250 K. C., füllt sie in den oben erwähnten
                              Cylinder und taucht das Probepapier unter. Durch Vergleichung der Farbe desselben
                              nach dem Versuche mit der Scala ermittelt man denjenigen Streifen der letzteren,
                              welcher die ähnlichste Farbe zeigt und kann auf diese Weise mit immerhin ziemlicher
                              Genauigkeit den Gehalt der untersuchten Substanz an Gerbsäure finden. Bei
                              aufmerksamer Arbeit kann man der Wahrheit bis auf 1–1,5 Proc. nahe kommen.
                              Schließlich erbietet sich der Verf., jedem Techniker, dem eine im Vorstehenden
                              beschriebene Scala dienlich seyn kann, solche gegen Erstattung seiner Selbstkosten
                              anzufertigen. (Zeitschrift für analytische Chemie, II. Jahrgang, S. 137.)