| Titel: | Neues Verfahren zur Darstellung von Anilinviolett, von Dr. August Wilhelm Hofmann in London. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXIX., S. 307 | 
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                        LXXIX.
                        Neues Verfahren zur Darstellung von
                           Anilinviolett, von Dr. August Wilhelm
                              Hofmann in London.
                        Aus dem London Journal of arts, März 1864, S.
                              136.
                        Hofmann's Verfahren zur Darstellung von Anilinviolett.
                        
                     
                        
                           Diese Erfindung (patentirt in England am 22. Mai
                                 1863) besteht in folgender Bereitungsweise eines Farbstoffs zum Färben
                              und Drucken:
                           Man nehme 1 Gewichtstheil Rosanilin, 2 Gewichtstheile Aethyljodid und beiläufig 2 Theile starken
                              Holzgeist oder Alkohol, und erhitze diese Substanzen zusammen in einen: geeigneten
                              geschlossenen Gefäß von Glas oder Metall, welches dem erzeugten Druck zu widerstehen
                              vermag, auf 100° C. drei oder vier Stunden, nämlich so lange bis sämmtliches
                              Rosanilin in neuen Farbstoff verwandelt ist; dann läßt man abkühlen und löst die
                              syrupartige Masse in Holzgeist oder Alkohol auf, welche alkoholische Lösung in
                              derselben Weise wie diejenige der gewöhnlichen Anilinfarbstoffe angewandt wird.
                           Will man aber das Jod, welches eine etwas kostspielige Substanz ist, wieder gewinnen,
                              so muß man das Product, entweder vor oder nach dem Auflösen in Alkohol, mit einem
                              Alkali kochen, wodurch man die Base der neuen Farbe in dem unlöslichen Antheil
                              erhält, während das Jod als ein lösliches Jodid in der Flüssigkeit zurückbleibt. Man
                              wascht dann die Base, bis sie von allen Salzen befreit ist, löst sie mit Zusatz von
                              Salzsäure in Alkohol auf und verwendet diese alkoholische Lösung in vorher
                              beschriebener Weise; oder, statt Salzsäure und Alkohol, benutzt man Essigsäure und
                              Wasser, und verwendet diese wässerige Lösung zum Färben und Drucken.
                           Durch das beschriebene Verfahren wird ein neuer Farbstoff erzeugt, welcher Seide und
                              Wolle prachtvoll violett, blauviolett oder rothviolett färbt.
                           Anstatt des Aethyljodids könnte man auch die Jodide von Methyl, Amyl und Propylcapryl
                              oder die Bromide von Aethyl, Methyl, Amyl und Propylcapryl anwenden, welche aber
                              kostspieliger sind.
                           Der Patentträger beansprucht „die Erzeugung neuer Farbstoffe durch die
                                 Wirkung der Jodide und Bromide von Alkoholradicalen auf Rosanilin, wie
                                 beschrieben.“