| Titel: | Ueber einige neue Vorrichtungen bei der Torf-Fabrication; von Dr. Dullo. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXXIX., S. 332 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber einige neue Vorrichtungen bei der
                           Torf-Fabrication; von Dr. Dullo.
                        Aus den landwirtschaftlichen Jahrbüchern aus Ostpreußen,
                              October 1863, S. 464.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Dullo, über einige neue Vorrichtungen bei der
                           Torffabrication.
                        
                     
                        
                           Im Laufe der letzten beiden Jahre sind theils einige neue Verfahrungsarten für
                              Verdichtung des Torfes bekannt geworden, theils sind ältere Verfahrungsarten in der
                              Praxis genauer geprüft, ergänzt, verbessert oder verworfen worden, so daß wir uns
                              jetzt schon ein richtigeres Urtheil über den Werth oder Unwerth einzelner Methoden
                              bilden können.
                           Verfahren und Maschine zur Bereitung des condensirten Torfes von Fr.
                                 Versmann in London. – Diese neue Verarbeitungsweise des Torfes macht
                              in der neuesten Zeit viel von sich redenSie wurde bereits von R. Jacobi im polytechn.
                                    Journal Bd. CLXVIII S. 306 und von
                                    Dr. Thenius in
                                    Bd. CLXIX S. 373 besprochen.A. d. Red., und es soll der Zweck dieser Zeilen seyn, die größeren oder geringeren
                              Vortheile, welche sie einer anderen Methode gegenüber gewährt, zu besprechen. Die
                              Erfindung (patentirt in England am 30. September 1861) besteht in Folgendem:
                           Der aus dem Moor gestochene Torf wird mittelst eines endlosen Bandes auf einen
                              Trichter geworfen, welcher auf einer Gallerte, einige Fuß über der Erde steht. Der
                              Trichter ist aus starkem Kesselblech gefertigt, in welches von oben nach unten
                              kleine Löcher siebartig eingeschlagen sind. Die Größe der einzelnen Löcher variirt
                              von der Dicke eines gewöhnlichen Bindfadens bis zu der einer Federspule, und sind
                              pro Quadratfuß der Trichterfläche 180 bis 300
                              Löcher. Die obere Weite des Trichters ist verschieden, und wird je nach dem großen
                              oder kleinen Betrieb, den man beabsichtigt, größer oder kleiner gemacht; doch ist es
                              nicht lohnend, den Durchmesser kleiner als 12 Zoll und größer als 24 Zoll zu
                              machen.
                           Dieser Trichter steht fest und in demselben bewegt sich ein eiserner Conus, der um
                              seine Peripherie herum ein schneckenartig gewundenes Messer trägt. In Fig. 18 ist
                              a der Conus, welcher vermittelst der Welle c bewegt wird; b ist die
                              Trichterwandung, durchlöchert; d ist das Messer, das auf
                              dem Conus sitzt; e ist der freibleibende Zwischenraum
                              zwischen der Conuswelle und dem Ende des Trichters.
                           Wird nun der Torf in den Zwischenraum zwischen Conus und Trichterwandung geworfen, so
                              wird derselbe von dem um seine Achse schnell rotirenden Conus fein zerschnitten, und
                              zugleich als breiartige Masse durch die Oeffnungen des Trichters hindurchgedrückt.
                              Die feineren Fasern des Torfes werden vollständig zerschnitten und zermalmt; die
                              größeren Fasern dagegen werden durch das spiralförmig gewundene Messer nach unten
                              geführt und fallen durch den Zwischenraum, der zwischen der unteren Trichteröffnung
                              und der Welle des Conus bleibt, also bei e, hindurch,
                              und können entweder als Brennmaterial benutzt oder auch wieder auf den Trichter
                              aufgegeben werden.
                           Diese Trichter-Maschine ist entschieden eine neue Erfindung, über deren Wirksamkeit
                              sich Folgendes sagen läßt. Sie zerschneidet und verarbeitet den Torf in so
                              vollkommener Weise, wie keine andere bis jetzt bekannte Maschine, aber sie hat den Uebelstand, daß am
                              unteren Ende des Trichters, bei e, nicht bloß die
                              gröbsten Fasern, sondern sehr viel Torf hindurchfällt, der immer wieder auf den
                              Trichter aufgegeben werden muß. Macht man aber andererseits den Zwischenraum bei e enger, daß nicht so viel Torf hindurchfallen kann,
                              oder verschließt man den Zwischenraum ganz, so geht der Conus so schwer, daß er eine
                              Kraft absorbirt, die in gar keinem Verhältniß steht mit der Leistungsfähigkeit der
                              Maschine. Der zweite Uebelstand besteht darin, daß durch Steine, die sich ab und zu
                              immer im Torf finden, sehr leicht ein Zerbrechen des Messers am Conus oder der
                              Trichterwandung erfolgen kann.
                           Auf der letzten Londoner Ausstellung arbeitete im brittischen Maschinen-Departement
                              eine kleine derartige Maschine, jedoch in so unvollkommener Weise, daß man dadurch
                              zwar ein ungefähres Bild erhielt, wie die Maschine zu handhaben sey, nicht aber über
                              die Leistungsfähigkeit im Großen ein Urtheil zu fällen im Stande war. Sie
                              verarbeitete unausgesetzt einen und denselben Torf, der mit etwas Wasser immer
                              feucht erhalten wurde. Dieser Torf war natürlich bald auf das Feinste zermahlen, so
                              daß die Maschine wenig damit zu thun hatte, und da die obere Trichterweite nur 6
                              Zoll betrug, so war der kleine Conus schon zu bewegen, wenn auch die untere
                              Trichteröffnung vollständig verschlossen war.
                           Ziehen wir zwischen der Wirksamkeit dieser Trichtermaschine und dem Schlickeysen'schen Thonschneider eine Parallele, so fällt
                              dieselbe zu Gunsten des letzteren aus. Allerdings mahlt der Thonschneider den Torf
                              nicht so fein, wie die Trichtermaschine, aber das sehr feine Zermahlen des Torfes
                              ist gar nicht erforderlich, da der auf das Feinste zerrissene Torf weder schneller
                              trocknet, noch dichter wird, als der im Thonschneider zerrissene. Die vollkommene
                              Arbeit der Trichter-Maschine geschieht auf Kosten von Zeit und Kraft: Kosten, die
                              durch das fertige Product nicht vergütet werden.
                           Wir müssen deßhalb dem Thonschneider entschieden den Vorzug geben, weil derselbe in
                              gegebener Zeit mehr leistet, weil seine Construction einfacher, und die Messer nicht
                              so leicht durch im Torfe befindliche Steine oder große Wurzeln verletzt werden, als
                              dieses wegen der viel stärkeren Reibung in dem schmalen Zwischenraum zwischen Conus
                              und Trichterwandung der ersteren Maschine der Fall ist.
                           Die spätere Verarbeitung des aus dem Trichter gepreßten Torfes geschieht in derselben
                              Weise, wie es jetzt allgemein üblich ist, indem das Formen und Abschneiden durch
                              doppelt-wirkende Drain-Pressen ausgeführt wird. Wie es bekannt ist, kann man vor die Presse
                              beliebige Mundstücke setzen, um den Torf in derjenigen Form zu erhalten, in der man
                              ihn zu haben wünscht. Die praktischste Form, d.h. diejenige, die das Trocknen am
                              meisten erleichtert, ist die der Drains. Da die Torfmasse wie sie aus der Presse
                              hervorgeht noch naß ist, und stärkere Angriffe nicht aushalten kann, so muß die
                              Wandung der Torf-Drains etwas stark seyn, etwa 2 Zoll, und es genügt für die Zwecke
                              der leichten Trocknung, wenn die durch den Strang hindurchgehende Oeffnung 1/4 Zoll
                              weit ist.
                           Bei Anwendung der Trichter-Maschine kommt der zermahlene Torf nicht unmittelbar aus
                              dem Trichter auf die Pressen, wie es beim Schlickeysen'schen Apparat der Fall ist, sondern die durch die
                              Trichter-Oeffnungen gepreßten regenwurmartigen Strähnen von Torf fallen in einen den
                              Trichter umgebenden Kasten, und aus diesem gelängen sie auf eine lange, geneigte
                              endlose Schraube, die den Torf bis an die Presse schafft. Auch diese Schraube ist
                              mit einem hölzernen Kasten umgeben, in welchen beiden Kästen heiße Luft aus einem
                              davorstehenden Ofen circulirt. Beide Kästen haben Klappen, aus denen die mit
                              Feuchtigkeit gesättigte Luft entweicht. Der Zweck dieser langen, umständlichen
                              Operation ist der, daß der Torf schon bedeutend vorgetrocknet in die Pressen kommt,
                              und dadurch die spätere Trocknung bedeutend abgekürzt wird. Es soll nicht geläugnet
                              werden, daß die warme Luft dem Torf etwas Wasser entzieht, wohl aber, daß die Menge
                              desselben von irgendwelcher Erheblichkeit ist; denn die Zeit ist zu kurz, in welcher
                              der Torf den Weg vom Trichter zur Presse zurücklegt, als daß wesentliche Mengen von
                              Wasser entweichen könnten. Diese ganze Operation ist aber nicht bloß nutzlos,
                              sondern sie ist auch vom Uebel, weil sie die Anlage und das Product vertheuert, und
                              weil sie die wünschenswerthe und auch so nothwendige Einfachheit der
                              Torf-Preßmaschine beeinrächtitgt.
                           Der größte Vorzug der Schlickeysen'schen Torfschneider,
                              wie auch der Trichter-Maschine, besteht gegenüber dem ähnlich construirten Apparat,
                              den Hr. Weber in Staltach am Starnberger See anwendet,
                              darin, daß die beiden ersteren im Stande sind, jeden rohen Torf zu zerschneiden und
                              zu pressen, sey er auch noch so compact und schwer, während man in Staltach zu jedem
                              Torf beträchtliche Mengen von Wasser in dem Torfschneider gießen muß, weil die
                              Messer den Druck nicht aushalten, den sie aushalten müssen, wenn sehr compacter Torf
                              zerrissen werden soll. Schlickeysen hat es durch andere
                              Construction und andere Stellung der Messer in seinem Torfschneider dahin gebracht,
                              daß der Wasserzusatz zum Torf überflüssig ist, und hat dadurch einen ganz wesentlichen Fortschritt
                              bewirkt, und die Trocknung des Maschinentorfe erleichtert.
                           Trockenvorrichtung für Torf. – Wenn wir nun auch
                              gesehen haben, daß die sogenannte Trichter-Maschine vor der Schlickeysen'schen durchaus keine Vorzüge besitzt, sondern ihr entschieden
                              nachgestellt werden muß, so ist doch bei der Veröffentlichung der ersteren Methode
                              auch eine Trocken-Vorrichtung veröffentlicht worden, die der Beachtung in hohem
                              Grade werth ist. Es wird nicht ein großes Trockenhaus erbaut, sondern mehrere
                              kleine; jedes derselben ist ungefähr 60 Fuß lang, 12 Fuß breit und 6 Fuß hoch; die
                              Wandungen werden aus getrockneten Preßtorf-Ziegeln aufgeführt, die Fugen mit nassem
                              zerrissenem Torf gut verstrichen, und, wenn es nöthig ist, wird die Wandung mit
                              Bretern verkleidet. Die Decke ist aus Bretern gemacht, mit einer Lage Torf bedeckt
                              und mit Dachpappe bekleidet. Fundamente sind zu diesen Trockenhäusern nicht nöthig;
                              damit aber heftige Stürme die Häuser nicht umwerfen, thut man gut die Seiten-Ständer
                              im Fußboden zu verankern. Auf diese Weise erhält man Trockenhäuser, die sehr billig
                              sind, aus einem Material, das die Wärme schlecht leitet, aber doch allen Angriffen
                              von außen trotzen kann. Man thut am besten vier solcher Trockenhäuser nebeneinander
                              aufzuführen, und zwar so, daß alle vier ein aus vier gesonderten Abtheilungen
                              bestehendes Haus bilden, und den Betrieb so einzurichten, daß, während der Torf in
                              zwei Häusern trocknet, das eine ausgeräumt und das vierte vollgefüllt wird. Vor je
                              zwei Abtheilungen des Hauses steht ein kleiner, roh gemauerter Ofen, in dem
                              fortwährend ein mäßiges Torffeuer unterhalten wird, der die heißen Verbrennungsgase
                              vermittelst eiserner Röhren in das Haus führt. Will man in einer Abtheilung nicht
                              trocknen, so kann man sie durch Klappen, die in den Röhren angebracht sind,
                              absperren. Das Röhren-System geht in jede Abtheilung des Hauses nur 6 Fuß tief,
                              jedoch mehrmals hin und her gewunden. In dem Röhren-System werden für jede
                              Abtheilung gut eingerichtete Funken-Kästen angebracht, damit die Funken aus der
                              Feuerung nicht in das Haus gelangen, und dasselbe in Brand stecken. Trotzdem die
                              Gefahr nicht sehr groß ist, da nur ein kleines Feuer in jedem Ofen brennt, das die
                              Temperatur im Hause nur auf 40° R. zu erhalten hat, so ist doch Vorsicht sehr
                              nöthig.
                           Auf dem dem Ofen entgegengesetzten Ende des Hauses zieht ein, wieder für zwei
                              Abtheilungen gemeinschaftlicher Ventilator die mit Wasserdämpfen geschwängerte Luft
                              heraus. Dieser Ventilator wird entweder durch die Dampfmaschine oder durch zwei
                              Pferde in Bewegung gesetzt, muß aber Tag und Nacht in Bewegung bleiben, da ein
                              Aussetzen der Trocknung
                              während der Nacht nicht bloß in Rücksicht auf die Zeit nachtheilig ist, sondern es
                              muß auch darauf geachtet werden, daß der Torf, bis er gänzlich trocken ist, immer in
                              derselben mäßigen Wärme von 35–40° R. verbleibt, weil ein Wechsel der
                              Temperatur, der mit dem Einstellen der Trocknung über Nacht nothwendig verbunden
                              ist, den Torf rißig macht. Wird Tag und Nacht getrocknet, so ist eine Abtheilung,
                              die ungefähr 4000 Kubikfuß faßt, in vier Tagen trocken.
                           Fig. 19
                              stellt den Längendurchschnitt einer Abtheilung des Trockenhauses dar. a stellt das Röhren-System dar für die heiße Luft; b sind die Seiten-Ständer von Holz resp. Eisen; c ist der im Hause aufgehäufte Torf; d ist der Ventilator. Diese Trockenhäuser haben sich
                              sehr gut bewährt, und können zur Nachahmung empfohlen werden. Die Ventilatoren sind
                              durchaus nothwendig, und wenn es heute noch einzelne Phantasten gibt, welche Torf in
                              Häusern ohne Ventilatoren trocknen und einen freiwilligen Zug durch
                              Temperatur-Differenzen hervorbringen wollen, so verschwinden sie doch immer mehr,
                              weil jeder derartige Versuch mißlingen muß. Ein freiwilliger Zug ist natürlich
                              möglich, aber dann muß die Temperatur im Innern des Hauses die äußere Temperatur
                              sehr bedeutend übersteigen; wenn aber im Trockenhause 35–40° R. sind,
                              so ist diese Wärme gegen die Durchschnittswärme der äußeren Luft so wenig
                              verschieden, daß durch diese Differenz ein kaum nennenswerther Zug entsteht.
                              Vermittelst des Ventilators hat man es in der Hand, den Zug im Hause zu verstärken
                              und schwächer werden zu lassen, je nachdem der Ventilator schnell oder langsam geht;
                              da ein sehr starker Zug zum Trocknen des Torfes nicht nöthig ist, so gibt man dem
                              Ventilator eine mittlere Geschwindigkeit. – Luftcanäle, die man bei großen,
                              massiv gebauten Trockenhäusern nöthig hat, um von außen in das Innere des Hauses
                              Luft zu führen, sind bei diesen Häusern deßhalb nicht nöthig, weil dieselben nicht
                              massiv gebaut sind, und Spalten, Ritzen und Fugen genug haben, durch welche die Luft
                              von außen nach innen dringen kann. Selbstverständlich wird man bei Anlage des Hauses
                              darauf achten, daß solcher freiwilliger Communicationswege nicht zu viele vorkommen,
                              und für Dichtung des Hauses möglichst Sorge tragen. Auch bei der größten Sorgfalt in
                              dieser Hinsicht bleiben bei einem derartigen Hause Oeffnungen genug, welche die
                              Luft-Canäle entbehrlich machen.
                           Von welcher Seite der Eingang in das Haus gemacht wird, ob an einem Ende oder an
                              beiden, oder ob von der Mitte aus, hierüber muß die Oertlichkeit entscheiden. Ob man
                              ferner das Röhrensystem, welches die heiße Luft in das Haus führt, statt vertical,
                              horizontal anbringt; ob man den Ventilator, statt am Boden des Hauses, nicht besser
                              unter dem Dach anbringt,
                              hierüber entscheidet am besten die ausgedehnte Praxis.– Um die Temperatur im
                              Hause gehörig reguliren zu können, ist es nöthig an einigen Stellen Thermometer
                              anzubringen, die man von außen beobachten kann, und zwar durch kleine Fenster, die
                              im Hause angebracht sind.
                           Aus dem Gesagten wird jeder Leser die große Einfachheit erkennen, die durch
                              Einführung der Schlickeysen'schen Torfschneider und der
                              oben beschriebenen Trockenhäuser in die Maschinen-Bearbeitung des Torfes gebracht
                              ist, und jeder Leser wird uns auch beipflichten, wenn wir in dieser Einfachheit eine
                              sichere Gewähr für das Gelingen erblicken. Die größten, complicirtesten und
                              kostspieligsten Maschinen und Anlagen sind an uns vorübergegangen, und wir haben von
                              jeder Anlage gesehen, daß sie kurz nach ihren: Entstehen wieder einging. Man legte
                              Fabriken an, deren Anlage-Capital nach 100,000 Thalern gezählt wurde, man baute
                              Trockenhäuser, deren eines 15,000 Thaler kostete, ohne mit allem diesem einen Erfolg
                              zu erzielen. Die oben beschriebene Einrichtung kostet ohne Dampfmaschine 400 bis 500
                              Thaler; man braucht zum Betrieb, wenn man keine Dampfmaschine will, 3 bis 4 Pferde,
                              und erzielt sowohl qualitativ wie auch quantitativ Erfolge, welche alle gerühmten
                              Erfolge anderer Torfwerke weit hinter sich lassen. Abgesehen davon, daß es schon
                              seit Jahren bei allen Sachkennern feststeht, daß das einzig richtige Princip der
                              Torfbearbeitung das ist, welches Schlickeysen adoptirt
                              hat, so hat sich doch dieses Princip in der Praxis immer nicht die Anerkennung
                              verschaffen können, weil eben die praktische Ausführung nach diesem Princip an
                              manchen Mängeln litt. Seitdem aber Schlickeysen seine so
                              zweckmäßig construirte Zerreißungs-Maschine mit der Presse combinirt hat, seitdem
                              die eben angeführten Trockenhäuser eine andere wesentliche Lücke ausgefüllt haben,
                              – sehen wir kein Hinderniß mehr, das der praktischen Durchführung des
                              Princips im Wege stände. Wir läugnen nicht, daß Verbesserungen noch möglich sind;
                              indessen jeder Unbefangene wird einräumen, daß durch die angeführten Vorrichtungen
                              alle Ansprüche befriedigt werden, die man billigerweise stellen kann. – Ein
                              großer Vortheil dieser Methode liegt noch darin, daß mit den zu treffenden
                              Einrichtungen sowohl im kleinsten wie im allergrößten Maaßstabe gleich billig
                              gearbeitet werden kann; daß für die Ausnutzung der kleinsten Torfmoore die
                              Anschaffung eines kleinen Torfschneiders und der Aufbau einiger kleinen
                              Trockenhütten rentabel ist; und daß wegen der leichten Transportfähigkeit der
                              Maschinen und Geräthe dieselben leicht von einem Moor auf das andere geschafft
                              werden können. Dieses Letztere hat namentlich da Wichtigkeit, wo, wie im Stargardter
                              Kreise in Westpreußen, im coupirten Terrain die kleinen Thäler von wenigen Morgen
                              meist mit vorzüglichem
                              Torf angefüllt sind. – Fig. 17 stellt eine Schlickeysen'sche transportable Torfpresse mit
                              transportabler Transmission und Elevator (sogenanntem Lehmtuch) dar, wie er
                              dieselben jetzt vielfach baut.Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß das v. Krafft'sche Torfwerk in Laufen a. d. Salzach, über welches im
                                    polytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
                                       156 ein Bericht mitgetheilt wurde, eingegangen ist, weil die
                                    Mittel zur Fertigstellung desselben nicht zu beschaffen waren, und daß
                                    sämmtliche Maschinen desselben in den Besitz des Freiherrn v. Sina in Wien übergegangen sind, welcher nun in
                                    seinem großen Torfpreßwerke zu St. Miskolz in Ungarn mit fünf großen Schlickeysen'schen Maschinen und zwei Exter'schen Torfpressen arbeitet.A. d. Red.
                              
                           Ohne Aufbau von Trockenhäusern mit der Torf-Industrie vorgehen wollen, ist durchaus
                              nicht zu rathen, selbst nicht in solchen Gegenden, in denen besseres Klima herrscht
                              als in Ostpreußen. Ohne Trockenhäuser ist diese Industrie dem Zufall anheimgegeben,
                              und wird nie aufblühen. Wie in jedem Industriezweige ist es auch hier nothwendig,
                              daß der Mensch die Verhältnisse möglichst beherrscht, daß er mit Sicherheit arbeitet
                              und vorher weiß, was er jährlich fertig zu machen im Stande ist. Mit solchen
                              Trockenhäusern kann die Torf-Industrie mit Unterbrechung der kältesten Monate das
                              ganze Jahr hindurch unausgesetzt betrieben werden, d.h. es kann jährlich 8 bis 9
                              Monate gearbeitet werden. Ohne Trockenhäuser ist die Arbeitszeit kaum 4 bis 5 Monate
                              zu rechnen. Trotzdem haben wir für die Anlage kostspieliger Trockenhäuser nie
                              geschrieben, im Gegentheil davon abgerathen, theils weil alle bis dahin bekannten
                              kostspieligen Trocken-Vorrichtungen nicht das leisteten, was man nach den
                              Anlagekosten erwarten durfte, theils auch weil die Torf-Industrie ihrer Natur nach
                              nicht zu denjenigen Industriezweigen gehört, die, in wenigen Händen concentrirt,
                              durch colossalen Betrieb den Consum befriedigen werden, sondern mehr zu den
                              Industriezweigen, die durch viele, aber kleinere Anlagen blühen werden. Die
                              vorgeschlagenen Trockenhäuser sind aber so billig, daß sie auch das kleinste
                              Etablissement ohne großes Risico erbauen kann.
                           Wir übergehen die in der letzten Zeit vom Hüttendirector Welkner in Alexishütte bei Lingen, Ostfriesland, vorgeschlagene
                              Trocknungsmethode.Beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXV
                                       S. 184.A. d. Red. Nach dieser Trocknungsmethode handelt es sich darum, lufttrockenen Torf auf
                              schnelle und billige Weise absolut trocken zu machen,
                              ohne daß er durch die Trocknung von seinem Heizwerth verliert. Die Trocknung nach
                              Welkner gewährt da große Vortheile, wo man für Hoh-
                              und Puddelöfen oder zur Darstellung von Kohks absolut trockenen Torf braucht. Da man
                              aber für diese Art der Trocknung erst lufttrockenen Torf schaffen muß, da man
                              andererseits für die Zwecke der gewöhnlichen Heizung eines absolut trockenen Torfes
                              nicht bedarf, so übergehen wir diese eben citirte Methode.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
