| Titel: | Ueber Nickelgewinnung. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XCIII., S. 364 | 
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                        XCIII.
                        Ueber Nickelgewinnung.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1864, Nr.
                              7.
                        Ueber Nickelgewinnung.
                        
                     
                        
                           Oesterreich. – Außer in Oberungarn, welches
                              jährlich etwa 6000 Ctr. Nickelerze liefert, und Steiermark, Salzburg und Böhmen,
                              welche aber nur geringe Nickelerzmengen produciren, findet sich in Deutschland eine
                              ausgedehntere Nickelgewinnung hauptsächlich im Nassauischen und im
                              Mansfeldschen.
                           Nassau. – Nach der unlängst erschienenen Schrift
                              des Hrn. Ober-Bergrath F. Oderheimer über das Berg- und
                              Hüttenwesen in Nassau hat die nassauische Nickelproduction im Jahre 1843 begonnen.
                              Das Haupterz ist ein nickelhaltiger Kupfer- und Schwefelkies mit wechselndem Gehalt,
                              je nachdem sich demselben mehr oder weniger in nadelförmigen Krystallen
                              ausgeschiedener Nickelkies (Haarkies) beigesellt. Casselmann fand den Gehalt in den untersuchten Exemplaren zu 6 bis 11
                              Procent; es finden sich aber auch höhere und niedrigere Gehalte. Als mineralogische
                              Seltenheiten kommen mit den bezeichneten Nickelerzen noch vor: Rothnickelkies,
                              Nickelarsenkies, Nickelantimonkies, Nickelwismuthglanz und Nickelblüthe nebst Kobalterzen,
                              welche letztere bald für sich ausgeschieden, bald mit den Nickelerzen in inniger
                              chemischer Verbindung sind.
                           Die einzige und älteste der vorhandenen Nickelgruben ist Hülfe Gottes in der Weyerhek
                              bei Nanzenbach, Amt Dillenburg, welche sich fortwährend in hohem Grade ergiebig
                              erwiesen hat. Die ersten Schmelzversuche mit Nickelerzen wurden auf der
                              Isabellenhütte bei Dillenburg gemacht, welche noch jetzt im Betriebe ist, während
                              zwei in den Jahren 1845 und 1846 entstandene andere Schmelzhütten im Revier
                              Dillenburg wieder verschwunden sind, weil sie sich über den Nickelgehalt der
                              Schwefel- und Kupferkiese getäuscht hatten. Auch war die Zugutemachung der in den
                              Jahren 1845 und 1846 aus Oberhessen zugeführten nickelhaltigen Erze nicht
                              lohnend.
                           Es betrug die durchschnittliche Erzförderung
                           
                              
                                 von
                                 1842–1845
                                 =   2770
                                 Centner
                                 zu   6500 fl.
                                 Geldwerth.
                                 
                              
                                 „
                                 1846–1850
                                 =   2450
                                 „
                                  „    4070
                                     „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1851–1855
                                 =   5911
                                 „
                                  „  13605  „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1856–1860
                                 =   9575
                                 „
                                  „  19905  „
                                 „
                                 
                              
                                 in
                                 1860
                                 = 12170
                                 „
                                  „  21060  „
                                 „
                                 
                              
                           Die Förderung in 1860 ist so bedeutend gewesen, weil die Hälfte derselben von Grube
                              Hülfe Gottes von einem der beiden Betheiligten eine Reihe von Jahren unbearbeitet
                              gelassen wurde. Es sind zur Zeit zwei Nickelhütten im Betriebe, auf denen die beiden
                              Theilhaber der Grube Hülfe Gottes ihre Erze getrennt zu Gute machen.
                           In den ersten Jahren des Betriebes wurde aus den nickelhaltigen Kupfer- und
                              Schwefelkiesen nur Nickelstein producirt, welchen man durch wiederholte Röstungen
                              und Schmelzungen concentrirte und dann verkaufte. Zur vollständigeren Abscheidung
                              des Eisens erzeugte man von 1845 an Nickelspeise (Kerl's
                              Hüttenkunde, 1. Aufl. Bd. III. S. 353), wozu im Jahre 1847 die Darstellung von
                              Nickelmetall auf nassem Wege in ziemlich complicirter Weise (Kerl a. a. O. S. 365) hinzukam. Man stellte dann Nickelstein und Speise
                              nur noch ausnahmsweise zum unmittelbaren Verkauf dar, verringerte auch nach und nach
                              die Erzeugung von reinem Nickelmetall und erzeugt neben letzterem jetzt
                              hauptsächlich eine möglichst eisenfreie Legirung von Kupfer und Nickel aus
                              Nickelstein, welche zur Argentanbereitung dient.
                           Die größte Production an reinem Nickelmetall fand im Jahre 1847 mit 70 Centnern
                              statt; 1859 wurden überhaupt 1027 Centner verschiedene Nickelproducte, 1860 an 647
                              Ctr. dargestellt, bei folgenden variablen Preisen per
                              Centner: Nickelstein 60 bis 70 fl., Nickelspeise 130 bis 140 fl., Nickelmetall 310
                              bis 439 fl.
                           
                           Von 1843 an bewegte sich, mit Ausschluß des Jahres 1849, wo eine Angabe über die
                              Production fehlt, der Geldwerth der dargestellten Nickelproducte zwischen 1850 fl.
                              in 1848 und 71575 fl. in 1847; 1859 betrug er 39500 fl., 1860 an 28500 fl. und in
                              den 17 Betriebsjahren seit 1843 durchschnittlich 20200 fl. per Jahr.
                           Mansfeld. – Im Mansfeldschen (und ähnlich zu
                              Riechelsdorf in Hessen) findet sich auf Rücken (Kluftflächen, welche das Flötz und
                              die angrenzenden Schichten verwerfen) und gangartigen Durchbrechungen, namentlich im
                              Sangerhäuser Revier, Kupfernickel in solcher Menge (jährlich etwa 200 Centner), daß
                              derselbe auf Sangerhäuser Hütte zu Gute gemacht werden kann. Außerdem haben die
                              Schiefer einen geringen, nicht nachweisbaren Nickelgehalt, welcher sich demnächst im
                              Schwarzkupfer concentrirt und bei dessen Garmachen oder Raffiniren größtentheils in
                              die Garkrätze geht. Letztere wird auf ein nickelhaltiges Krätzkupfer III mit bis 20
                              Proc. Nickel (Kerl, Hüttenkunde, 2. Aufl. Bd. II S. 549)
                              verschmolzen und aus diesem hat man nach dem Granuliren mittelst verdünnter
                              Schwefelsäure Kupfer-, Nickel- und ein Gemisch von Kupfer- und Nickelvitriol
                              erzielt. Alle Bestrebungen, letzteren in eine zur Argentanfabrication brauchbare
                              Legirung von Kupfer und Nickel oder den Nickelvitriol in metallisches Nickel ohne
                              Schwefelrückhalt zu verwandeln, sollen nicht zu dem erwünschten Resultate geführt
                              haben. Das Verfahren dabei ist etwa folgendes:
                           Es sind zwei Mal sieben bleierne Pfannen von 3 Fuß Länge, 2 Fuß Breite und 3 Zoll
                              Tiefe terassenförmig aufgestellt, so daß der Boden der einen Pfanne mit dem Rande
                              der anderen abschneidet. Man füllt die Pfannen zur Hälfte mit Granalien (9 Ctr.) und
                              gießt in die oberste Kammerschwefelsäure. Nach 2 Stunden zapft man die Lauge in die
                              darunter stehende Pfanne ab etc. Auf dem Boden sammeln sich Schlämme, zum größten
                              Theile aus schwefelsaurem Bleioxyd bestehend. Sie werden durch ein Sieb geschlagen
                              und dadurch von den ungelösten Granalien getrennt.
                           Aus der untersten Pfanne wird die Lauge zum Klären in ein großes Reservoir
                              abgelassen, von hier in eine große Abdampfpfanne von 70 Kubikfuß Inhalt gepumpt, bis
                              zu einem bestimmten specifischen Gewicht (40–42° B.) abgedampft und in
                              einen Bottich abgelassen, wo dann beim Erkalten zuerst Kupfervitriol
                              auskrystallisirt. Die Mutterlauge wird wiederholt um 7 bis 8° B. weiter
                              eingedampft und zur Krystallisation gebracht, wie nachstehendes Schema zeigt:
                           1 Centner Granalien gibt 18,7 Kubikfuß Rohlauge mit 1,81 Ctr. CuO, SO³ und 0,87 Ctr.
                              NiO, SO³. Von dieser erfolgen bei der Krystallisation:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 172, S. 367
                              1) Kupfervitriol. 10 Centner von
                                 100 Kubikfuß; 2) 65 Procent Mutterlauge I; 3) Gemischter Nickelkupfervitriol. 10
                                 Centner von 100 Kubikfuß, kommt zur Rohlauge zurück; 4) Mutterlauge II; 5)
                                 Nickelkupfervitriol. 4,1 Centner von 100 Kubikfuß; 6) 40 Proc. Mutterlauge III;
                                 7) Nickelkupfervitriol. 15 Centner von 100 Kubikfuß; 8) 40 Proc. Mutterlauge IV;
                                 9) Nickelkupfervitriol. 17 Centner von 100 Kubikfuß; 10) 30 Procent Mutterlauge;
                                 11) Nickelkupfervitriol. 7,6 Centner von 100 Kubikfuß; 12) 31 Procent
                                 Mutterlauge
                              
                           Man verarbeitet die verschiedenen Mutterlaugen so lange getrennt, bis ihre Quantität
                              zu gering geworden ist. Der gemischte Vitriol wird in einem kleinen Röstofen mit
                              zwei über einander liegenden Herden geröstet, das Röstgut ausgelangt, um
                              schwefelsaure, noch unzersetzte Salze auszuziehen, und in einem Sefström'schen Ofen mit Kohle reducirt.
                           Die erfolgende Legirung verbläst man in einem mit zwei Formen und einer Graphitsohle
                              versehenen kleinen Garherd zu einer Legirung mit über 50 Procent Nickel und 40 Proc.
                              Kupfer, welche aber nur durch wiederholtes Aufrösten mit Soda hinreichend
                              schwefelfrei erhalten werden kann. Der Schwefelgehalt kann von einem Gypsgehalt der
                              Laugwasser oder von den Kohks beim Verblasen herrühren.
                           Dieses Verfahren hat zu Oker am Unterharz Veranlassung zur Entsilberung der dasigen
                              silberhaltigen Schwarzkupfer mittelst verdünnter Schwefelsäure statt der früheren
                              Saigerung gegeben.
                           Die in oben bezeichneter Weise vorkommenden unaufbereiteten schwerspäthigen
                              eigentlichen Nickelerze (Kupfernickel) werden zur Sangerhäuser Hütte in einem 6 Fuß
                              hohen und 1 Fuß weiten Sumpfofen auf 40 Procent verkäufliche Nickelspeise
                              verschmolzen, wobei 1 Ctr. Erz mit 1 Pfund Flußspath, 2 Pfd. Thon, 4 Pfd. Quarzsand
                              und nickelreicher Schlacke von der vorjährigen Arbeit beschickt wird, und ein
                              Aufwand von etwa 1 Tonne Holzkohlen stattfindet.
                           Ist diese Speise statt feinkörnig grobkörnig und flammig, so muß wegen zu großen
                              Eisengehalts derselben an Flußspath abgebrochen werden. Das beim Schmelzen fallende
                              Gekrätz sticht man am Ende der Schmelzcampagne auf eine unreinere, Schwefel und
                              Eisen enthaltende Speise durch, welche nach vorheriger Röstung nochmals durchgesetzt
                              wird.
                           
                           Freiberg. – Die auf den Freiberger Hütten bei der
                              Bleistein- und Kupfersteinarbeit, sowie bei der Bleistein- oder
                              Kupferconcentrationsarbeit fallende bleiige und kupferige Speise mit 0,4 bis 0,5
                              Procent Silber und 2,5 Proc. Nickel und Kobalt wird nach Richter (Plattner-Richter's Vorlesungen Bd. II
                              S. 352) mit 50 Procent Herd vom Abtreiben, 150 Proc. Barytschlacken vom
                              Kupfersteinconcentriren und 10 Proc. Schwerspath auf Werkblei, silberarme Speise mit
                              12 bis 13 Procent Nickel und Kobalt, und Kupferstein verschmolzen. Die Entsilberung
                              der Speise im rohen Zustande mit viel bleiischen Vorschlägen Glättfrischschlacke und
                              10 Proc. Schwerspath wird noch zwei bis drei Mal wiederholt, wobei neben Werkblei
                              und Kupferstein zuletzt eine Speise mit 3 Pfundtheilen Silber, 15 bis 18 Proc.
                              Kupfer und 15 bis 18 Procent Nickel und Kobalt erfolgt. Letztere wird im rohen
                              Zustande in einem kleinen Flammofen mit 50–60 Proc. Schwerspath und
                              20–25 Proc. Quarz raffinirt und dabei neben bleiischem Kupferstein eine fast
                              eisenfreie verkäufliche Speise mit 40–44 Proc. Nickel und Kobalt und
                              8–10 Proc. Kupfer erhalten. Auch hat man neuerdings versucht, nach der
                              Raffination der noch nicht entsilberten Speise im Flammofen in eben angeführter
                              Weise und nach dem Abziehen der Schlacke behufs der Entsilberung die 1 1/2fache
                              Menge Blei zuzusetzen, durchzuführen und abzustechen, wobei Werkblei mit 20
                              Pfundtheilen Silber, Kupferstein und hochhaltige Speise mit zwei Pfundtheilen Silber
                              im Centner erfolgten.
                           Bei diesen Schmelzungen gibt obiges Gemenge von Schwerspath und Quarz ein sehr
                              wirksames Oxydations- und Zersetzungsmittel für Arseneisen, indem der größere Theil
                              des Eisens als Oxydul in die Barytschlacke übergeht und ein kleiner Theil als
                              Schwefeleisen mit dem in Schwefelkupfer übergeführten Theil des Arsenkupfers die
                              Steinbildung veranlaßt. Bei Anwendung der richtigen Menge Schwerspath gehen selbst
                              bei reichen Speisen verhältnißmäßig nur sehr geringe Mengen von Kobalt und Nickel in
                              den Stein. Im Jahre 1861 wurden 374,30 Centner Nickelspeise im Werthe von 7860
                              Thalern producirt.
                           Auch hat man nickel- und kupferhaltige Producte, in denen es an Arsen fehlt, z.B.
                              Verblasenschlacken, mit Arsenkies und Schwerspath oder Glaubersalz im Flammofen auf
                              Kupferstein und Speise verschmolzen. Um die Eisenreduction möglichst zu beschränken,
                              geschieht die weitere Raffination dieser Speise besser im Flammofen als im
                              Schachtofen, und als etwa erforderlichen schwefelhaltigen Zuschlages bedient man
                              sich sowohl beim Schacht- als Flammofenschmelzen statt Schwefelkies des Schwerspaths
                              oder Glaubersalzes.
                           Ein ähnliches Verfahren wird zur Zeit auf Altenauer Hütte auf dem Oberharz ausgeführt, wo man
                              seit längerer Zeit angesammelte nickelhalti e
                              Kupferverblasenschlacken mit Arsenkies und Schwerspath auf Kupferstein und Speise
                              durchsticht. In den Oberharzer Kupferkiesen läßt sich der darin vorhandene geringe
                              Nickelgehalt nicht nachweisen, derselbe concentrirt sich aber im Glimmerkupfer und
                              den genannten Schlacken.
                           Unterharz. – Beim Verschmelzen der Rammelsberger
                              Bleierze, namentlich der Kupfersteine, fällt eine Speise mit etwa 1,6 Proc. Kobalt
                              und 0,7 Proc. Nickel. Dieselbe wird verblasen, das dabei erfolgende Verblasenkupfer
                              in oben angegebener Weise der Entsilberung mittelst verdünnter Schwefelsäure zu Oker
                              unterworfen und die Verblasenschlacken und der strengflüssige Abzug, erstere auf
                              Antimonblei und Speise, letzterer auf Kupferstein und Speise verschmolzen. Diese
                              enthält 3,6 Procent Kobalt und nur 0,8 Proc. Nickel; sie wird durch Verblasen
                              concentrirt.