| Titel: | Anwendung des Eisenchlorids in der Photographie; von J. B. Obernetter. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XCVIII., S. 382 | 
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                        XCVIII.
                        Anwendung des Eisenchlorids in der Photographie;
                           von J. B.
                              Obernetter.
                        Aus dem photographischen Archiv, 1864 S.
                              241.
                        Obernetter, über Anwendung des Eisenchlorids in der
                           Photographie.
                        
                     
                        
                           Eisenchlorid wandelt feinzertheiltes Silber in Chlorsilber um und löst letzteres
                              auf.
                           Davon lassen sich zwei für den praktischen Photographen sehr nützliche Anwendungen
                              machen.
                           
                        
                           I.
                           Eine concentrirte Lösung von Eisenchlorid ist das sicherste und unschädlichste Mittel, um Silberflecken von
                                 den Händen, Wäsche etc. augenblicklich zu entfernen. Mit einem Pinsel oder
                              einer Feder bringt man auf die geschwärzte Stelle die Eisenchloridlösung und wäscht
                              mit Wasser ab. In wenig Secunden verschwinden dieselben.
                           Nur in Fällen, wo mit Gallus- oder Pyrogallussäure gearbeitet wurde, bleibt eine
                              violette Färbung von gewöhnlicher Tinte stehen, welche durch einige Krystalle
                              Oxalsäure oder einige Tropfen Salzsäure ebenfalls leicht verschwindet. Indem
                              Eisenchlorid ohne allen Nachtheil in jede Wunde gebracht werden kann, werden bei
                              Befolgung dieser Methode die bis jetzt häufig vorgekommenen Vergiftungen beim
                              Waschen der Hände mit Cyankalium gänzlich wegfallen.
                           
                        
                           II.
                           Eine zweite Anwendung ist die:
                           
                              „Zu kräftige Negativs auf einen beliebigen Grad der
                                    Durchsichtigkeit zu bringen oder umgekehrt aus durchsichtigen Bildern
                                    kräftige Negativs zu machen.“
                              
                           Um ein zu kräftiges Negativ zu schwächen, übergießt man dasselbe nach dem Fixiren mit
                              einer sehr verdünnten Lösung von Eisenchlorid. Eine schwach weingelbe Färbung zeigt
                              am besten die richtige Concentration an. Hat das Bild den gewünschten Charakter
                              angenommen, so wäscht man mit Wasser ab.
                           Besonders beachtenswerth ist dieses Verfahren bei Herstellung von Negativs zur
                              Vergrößerung.
                           
                           Selbst Negativs, die schon gefirnißt sind, können auf diese Art entkräftigt werden.
                              Selbstverständlich muß der Firniß naß mit dem entsprechenden Lösungsmittel
                              abgenommen werden.
                           Diese Methode hat die günstige Eigenschaft, selbst die feinsten Töne nicht
                              wegzunehmen, während sie die sehr kräftigen rasch angreift.
                           Ein sehr durchsichtiges Bild z.B. nach dem Positivverfahren aufgenommen und nach dem
                              Fixiren mit einer weingelben Lösung von Eisenchlorid übergossen, kann ohne alle
                              Furcht des Uebergehens mit etwas Silber- und Pyrogallussäure-Lösung bis zum
                              härtesten Negativ gekräftigt werden.
                           Am besten ist das Kräftigen am Tageslicht vorzunehmen, indem dadurch das gebildete
                              Chlorsilber schneller reducirt wird.
                           Diese Methode empfehle ich besonders bei Augenblicksbildern, indem ein nach dem
                              Positivverfahren erzeugtes Bild leicht zu dem kräftigsten Negativ gekräftigt werden
                              kann.