| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 71 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Dampfstrahlpumpe als Wassergewältigungsapparat.
                           Wie die berg- und hüttenmännische Zeitung (1864, Nr. 3) nach der Revue universelle des mines (1863, 4. Lieferung)
                              mittheilt, hat Ch. Wardle zu Leeds den Giffard'schen Injector zur Wassergewältigung aus einem
                              Theile des unter dem Wasserlosungsstollen belegenen Abbaufeldes der Kohlengrube
                              Kippar angewendet. Dieses Feld lag weit entfernt vom Schachte; seine untergeordnete
                              Wichtigkeit erlaubte nicht die Aufstellung einer besonderen
                              Wassergewältigungsmaschine, und eine Zeit lang nahm man seine Zuflucht zu
                              Handpumpen. Beim Wachsen der Wasserzugänge zeigte sich dieses Mittel unzureichend
                              und wurde mit Erfolg durch einen sehr einfachen Injector ersetzt, welcher durch eine
                              Messingschnauze von 8 Millimeter Oeffnung einen ununterbrochenen Dampfstrahl
                              zuführte. An seinem oberen Theile stand derselbe mit dem Dampfrohre, an seinem
                              unteren mit dem Wasserabführungsrohre in Verbindung und war mit einer gußeisernen
                              dichten Hülle umgeben.
                           Der Dampf, über Tage erzeugt, wurde durch ein 38 Millimeter im Durchmesser haltendes
                              Rohr, dem Schachte und einer geneigten Strecke entlang, auf 308 Meter Länge
                              zugeleitet. Der Wasserabfluß fand durch eine 31 1/2 Meter lange, an einer zweiten
                              ansteigenden Strecke plaeirten Röhre auf 8 Meter Höhe statt. Das aus dem Dampfe
                              während des Durchlaufes des Zuleitungsrohres condensirte Wasser wurde in einem besonderen Behälter
                              aufgefangen, aus dem es von Zeit zu Zeit durch ein selbstthätiges Ventil abfloß. Der
                              Apparat blieb in dieser Art mehrere Stunden in regelmäßigem Gange, und wenn
                              hinreichend Wasser vorhanden war, konnte er Tag und Nacht ohne Unterbrechung thätig
                              bleiben.
                           Diese neue Art der Wasserhebung ist, ungeachtet des großen Dampfverlustes, weniger
                              kostspielig, als alle anderen, wenn man, wie im vorliegenden Falle, zur Heizung des
                              Dampferzeugers ausgeworfenes Kohlenklein benutzen kann.
                           Denselben Injector hat man auch angewendet, um unter Benutzung der Hitze von
                              Schmiedefeuern das zur Abkühlung von Hohofenformen bestimmte Wasser zu heben, oder
                              um während der Nacht die Reservoire zur Speisung von Dampfkesseln zu füllen. Im
                              ersteren Falle ersetzt man die Pumpen durch einen Apparat, welcher auch bei Frost
                              seinen Dienst nicht versagt, im zweiten benutzt man Dampf, welchen man rein verloren
                              geben müßte.
                           
                        
                           Eisen-Schiffbau in Oesterreich.
                           Am 1. März d. J. wurde im Arsenale des österreichischen
                                 Lloyd bei Trieft der Kiel des eisernen Schraubendampfers
                              „Austria“ von 2000 Ton. Tragfähigkeit gelegt und hiermit
                              dem Eisen-Schiffbaue auch in Oesterreich und bei dem österreichischen Lloyd
                              Bahn gebrochen. Dieser unter der Leitung des Marine-Ingenieurs Hrn. Otto Dingler stehende Bau ist um so bedeutungsvoller, als
                              unseres Wissens noch in keinem Lande, wo der Eisen-Schiffbau neu eingeführt
                              wurde, der Anfang mit einem Schiffe von so bedeutender Größe (größer als auch die
                              norddeutschen Werften überhaupt je eines erzeugten) geschah und zugleich dem
                              Ingenieur die Aufgabe gestellt ist, einen derartigen ersten Bau mit dem im Lande
                              vorhandenen, völlig ungeübten Arbeitskräften durchzuführen. Wir können demnach nicht
                              umhin, auf diesen glänzenden Anfang als einen bevorstehenden neuen Triumph deutscher
                              Technik hinzuweisen, welche, wie in so manchen anderen Zweigen, schließlich auch auf
                              dem von ihr bis jetzt noch zu wenig bebauten Felde der Marinetechnik dem Auslande
                              die Spitze bieten können wird, und wir rufen von Herzen dem österreichischen Lloyd,
                              der österreichischen Eisenindustrie, deren Producte in dem Schiffskörper der
                              „Austria“ zum erstenmale das Salzwasser berühren, sowie
                              insbesondere dem deutschen Ingenieur, welcher so muthvoll der am adriatischen Meere
                              übermächtigen englischen Concurrenz entgegentritt, ein warmes
                              „Glückauf“ zu.
                           – f –
                           
                        
                           Petroleum als Brennmaterial für die amerikanische
                              Dampf-Marine.
                           Nach den letzten Nachrichten von New-York ist der Bericht der aus drei
                              Oberingenieuren bestehenden, vom Marine-Ministerium ernannten Commission
                              erschienen, welche fünf Monate lang sorgfältige Versuche über die Anwendbarkeit des
                              Petroleums zur Dampferzeugung für die Schifffahrt angestellt hat. Das Resultat
                              dieser Versuche ist, daß die Anwendung des Petroleums eine große Ersparniß gewähren
                              wird, und zwar nicht bloß für Handelsdampfer, weil mit diesem Brennmaterial ein
                              Dampfschiff die See unter Dampf dreimal so lang, mit weniger Arbeit und größerer
                              Oekonomie halten kann, als mit einem gleichen Gewicht Steinkohlen.
                           Die amerikanische Kriegs-Dampfflotte, welche mittelst des Petroleums die See
                              dreimal so lang zu halten im Stande ist, wird ihr sämmtliches Brennmaterial
                              natürlich unter den Kielschwinnen magaziniren, wo es außer dem Bereich der Geschosse
                              ist; da das Petroleum bei seiner Verbrennung keinen Rauch, sondern bloß einen
                              wässerigen Dunst erzeugt, so fallen überdieß die Rauchkamine weg, welche die
                              Dampfschiffe auf weite Entfernung sichtbar machen und im Gefecht leicht
                              weggeschossen werden können. Rob. Mallett. (Practical Mechanics' Journal, März 1864, S. 314.)
                           
                        
                           
                           Weberschützen aus Aluminiumbronze.
                           Die Aluminium-Fabrikanten Paul Morin und Comp. in Nanterre bei Paris ließen sich die Anwendung der
                              Aluminiumbronze zur Herstellung der Weberschützen patentiren. Bekanntlich sind diese
                              Schützen gewöhnlich von Holz und stehen in ziemlich hohem Preise, weil von oben her
                              in denselben eine längliche Vertiefung ausgearbeitet werden muß, welche die
                              Einschußspule und den Regulator der Fadenspannung aufzunehmen hat. Eine im
                              geeigneten Verhältnisse legirte Aluminiumbronze kann das Holz für diesen Zweck mit
                              Vortheil ersetzen, da die Schütze, bei nahezu demselben Gewicht, viel dauerhafter
                              wird.
                           Die Aluminiumbronze verwendet man zu dieser Fabrication als gewalztes und
                              geschmiedetes Blech, welches man wie jedes andere Metall beliebig in Stanzen preßt,
                              durch Treiben bearbeitet und löthet; die Hand- und Schnellschützen aus
                              Aluminiumbronze können aber auch direct gegossen werden.
                           Die Schütze aus Aluminiumbronze hat, nachdem sie unbrauchbar geworden ist, noch ihren
                              inneren Werth, was bei denjenigen aus Holz oder aus Stahl nicht der Fall ist; ferner
                              behält sie eine glänzende Politur, welche das Werfen erleichtert, wogegen die
                              Schützen aus Stahl sich rasch oxydiren. (Armengaud's
                              Génie industriel, März 1864, S. 167.)
                           
                        
                           Ueber die Krupp'sche Gußstahlfabrik
                              in Essen.
                           Ueber den Betrieb dieser Fabrik im Jahre 1862 enthält der
                              „Bergeist“ (1863, Nr. 80) nach dem Bericht der Essener
                              Handelskammer folgende Notiz:
                           Die Krupp'sche Gußstahlfabrik producirte mittelst 161
                              Schmelz-, Glüh- und Cementöfen, 32 Dampfmaschinen und 14 Dampfhämmern
                              von zusammen 1236 Pferdestärken, 49 Schmiedeessen, 203 Werkzeugmaschinen und circa 2400 Arbeitern ein Quantum von 13 Millionen Pfund
                              Gußstahl. Das Etablissement hat auch im verflossenen Jahre enorme Fortschritte
                              gemacht und wird nach Beendigung der im Bau begriffenen Werke wieder eine colossale
                              Vergrößerung gewinnen. Der Gußstahl findet immer mehr Anwendung, und blüht daher
                              seiner Fabrication noch eine große Zukunft.
                           
                        
                           Untersuchung von Zündpillen für Zündnadelgewehre; von Dr. Wiederhold.
                           Die Versuche von Dr. Reich
                              über die Zündmasse der für Zündnadelgewehre bestimmten Patronen (polytechn. Journal
                              Bd. CLXXI S. 235) veranlaßten den
                              Verfasser einige Zündpillen analytisch zu untersuchen, welche mindestens 5 Jahre
                              lang in dem Laboratorium der höheren Gewerbeschule in Cassel aufbewahrt waren. Ueber
                              die Bezugsquelle kann derselbe nichts angeben. Die Quantität der Zündmasse betrug
                              für jeden einzelnen Spiegel durchschnittlich 0,075 Grm. Die sehr feste Masse selbst
                              war ein inniges Gemenge, bestehend aus (nahezu) 5 Theilen chlorsaurem Kali und 4
                              Thln. Schwefelantimon, ohne jedes Bindemittel. Directe Versuche mit einem
                              Zündnadelgewehre ergaben, daß die Zündpillen trotz des jahrelangen Lagerns (in der
                              für Zersetzungen aller Art gewiß nicht ungünstigen Atmosphäre des Laboratoriums)
                              sich vollkommen wirksam erwiesen. Man hat behauptet, daß der Unterschied der
                              preußischen Zündpillen von anderen ähnlichen Compositionen darin bestände, daß die
                              ersteren sich jahrelang unzersetzt erhielten, während es bisher von anderer Seite
                              nicht gelungen sey, eine mit dieser Eigenschaft begabte Zündmasse herzustellen.
                              Möglich, daß durch den Zusatz von Bindemitteln, als Leim oder Gummi, die Zersetzung
                              bedingt wird! Jedenfalls sieht man nach dem oben Mitgetheilten leicht ein, daß, wenn
                              ein Geheimniß in dieser Richtung wirklich besteht, dasselbe nunmehr seinen Werth
                              verloren hat. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1864 S. 318.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Vorkommen von Thallium in Braunstein; von Prof. Bischofs in Lausanne.
                           Ich habe einen beträchtlichen Thalliumgehalt in einem Mineral gefunden, in welchem
                              das Thallium meines Wissens noch nicht angetroffen worden ist, nämlich in einem
                              Braunstein, welchen ich von einem der hiesigen Droguisten bezog und dessen Fundort
                              ich nicht erfahren konnte. Es ist übrigens ein recht schlechter Braunstein; derselbe
                              ist überzogen mit einer braunen erdigen Schichte, ist in einzelnen Stücken dem
                              Bohnerz ähnlich, und zeigt einen dichten, halb-glasartigen Bruch. Das
                              Aussehen dieses Braunsteins hatte mich veranlaßt, ihn auf einen Vanadiumgehalt zu
                              prüfen, und bei dieser Untersuchung fand ich eine Substanz, die ich mittelst des
                              Spectroskops als eine Thalliumverbindung erkannte; ich fand auch Vanadium, Lithium,
                              ziemlich viel Arsen etc.
                           Die Auffindung des Thalliums war übrigens hier Nichts, was Erstaunen erregen könnte,
                              denn dieser Braunstein enthält etwa 1 Proc. von dem neuen Metall und gibt geradezu
                              bei der Prüfung mit dem Spectroskop die grüne Thalliumlinie. Andere Proben
                              Braunstein, welche ich untersucht habe, schienen kein Thallium zu enthalten, aber es
                              ist doch zu glauben, daß der von mir untersuchte Braunstein nicht einzig in seiner
                              Art dasteht.
                           Das einfachste Mittel, aus solchem Braunstein das Metall zu isoliren, besteht darin,
                              ihn in Schwefelsäure zu lösen und das Thallium mittelst Zink auszufällen. Man muß es
                              dann noch von einigen es verunreinigenden Substanzen, Arsen, Eisen u.a. befreien.
                              (Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1864, S. 375.)
                           
                        
                           Mißbrauch bei Braunsteinanalysen; von Dr. R. Fresenius.
                           Es ist mir wiederholt bekannt geworden, daß Verkäufer und Käufer von Braunstein,
                              welcher kohlensaure alkalische Erden enthält, übereingekommen sind, es solle
                              derselbe nach dem von Will und mir angegebenen Verfahren
                              geprüft werden, ohne vorher die kohlensauren alkalischen Erden zu entfernen oder
                              ohne für die daraus sich entwickelnde Kohlensäure einen Abzug zu machen. Ich habe
                              geglaubt, auf diese Sache aufmerksam machen zu sollen, weil sie mir nicht allein als
                              ein Mißbrauch der oben erwähnten Methode erscheint, sondern weil es überhaupt mit
                              chemischen Untersuchungen Hohn treiben heißt, wenn man aus Kohlensäure, welche sich
                              aus kohlensaurem Kalk entwickelt, Manganhyperoxyd berechnet. Die chemische Analyse
                              darf nie auf Irrwege führen, und wenn auch der Verkäufer und der (erste) Käufer
                              einverstanden sind. Ich spreche hier nicht von in Spuren vorhandenen kohlensauren
                              alkalischen Erden, sondern von Mengen, welche – wenn man sie nicht
                              berücksichtigte – den Gehalt an Manganhyperoxyd um Procente erhöhen würden.
                              (Zeitschrift für analytische Chemie, 1863 S. 346.)
                           
                        
                           Beleuchtung der Arbeiterwerkstätten.
                           Besonders in den Druckereien, welche wie die der Zeitungspresse zur Nachtarbeit
                              gezwungen sind, macht sich eine helle, nicht wechselnde (flackernde) Beleuchtung mit
                              möglichst geringer Wärmeentwickelung nothwendig. Die Staatsdruckerei in Paris, in
                              welcher der Moniteur gedruckt wird, hat einen Preis für
                              die beste Lösung dieser Aufgaben ausgesetzt. Was den letzten Punkt anbetrifft, so
                              hat man dort schon eine Einrichtung getroffen, welche die so lästige strahlende
                              Wärme, die von den Schirmen der Gasflammen nach unten reflectirt wird, auf ein
                              Minimum zurückführt. Der conische Lichtschirm wird zu diesem Ende mit einem unten
                              etwas weiteren, unten und oben offenen conischen Ringe umgeben. Dadurch entsteht ein
                              rascher Luftstrom in dem ringförmigen Zwischenraume, welcher dem inneren Schirm in
                              dem Maaße die Wärme entzieht, als er sie empfängt, freilich um sie dann der Luft des
                              Zimmers mitzutheilen, wenn man nicht Sorge trägt, diese erwärmte Luft gleichzeitig
                              mit den Verbrennungsproducten des Gases durch angesetzte Röhren nach außen zu führen.
                              Die Erfindung soll von Hrn. Delloz, Director des Moniteur, herrühren. (Breslauer Gewerbeblatt 1864, Nr.
                              6.)
                           
                        
                           Herschel's
                              Cyanotyp-Verfahren.
                           Sir J. F. W. Herschel richtete folgendes Schreiben an den
                              Redacteur der Photografic News:
                           
                              „In Ihrer Zeitschrift finde ich ein Verfahren zur Erzeugung von Bildern in
                                 Turnbullblau, von Prof. Schwarz in Breslau
                                 mitgetheilt,Polytechn. Journal Bd. CLXX S.
                                          156. welches darin besteht, daß Papier mit einer Mischung von Eisenchlorid,
                                 rothem Blutlaugensalz und oxalsaurem Ammon präparirt, feucht unter einem Negativ
                                 belichtet und durch bloßes Auswaschen in Wasser fixirt wird. Dieses Verfahren
                                 ist, den Zusatz von oxalsaurem Ammon ausgenommen (der nicht wesentlich ist, weil das Verfahren ohne ihn auch gelingt), mit dem
                                 Verfahren identisch, welches ich in meiner Abhandlung „über die
                                    Wirkung des Sonnenspectrums auf vegetabilische Farben und über einige neue
                                    photographische Verfahren“ in den Transactions of the Royal Sociéty for 1842, p. 202, §. 205 veröffentlicht habe.
                              
                           Es ist mir lieb, daß ich Gelegenheit finde, nochmals auf dieses bemerkenswerthe
                                 Verfahren aufmerksam zu machen, weil die Wirkung sich nicht allein über das ganze sichtbare Spectrum ausdehnt, sondern auch über
                                    das vollständige Wärmespectrum, und vor dem
                                 Fixiren jene eigenthümlichen isolirten Flecke in diesem Spectrum zeigt (die ich
                                 tief unter den äußersten rothen Strahlen nachgewiesen habe), und nach dem
                                 Fixiren einen einzigen blauen Streif vom äußersten Violett bis zu zweien dieser
                                 Flecke, deren Bilder sie auch darstellt. Vielleicht veranlaßt dieß einige Ihrer
                                 Leser, dieses und einige andere meiner Cyanotyp-Verfahren neu zu
                                 studiren, und die Anwendung eines Prisma zum Studium der Wirkung der
                                 verschiedenen Strahlen wieder aufzunehmen, das in der letzten Zeit leider sehr
                                 vernachlässigt wurde.“ (Photographisches Archiv, 1864 S. 176.)
                           
                        
                           Ueber den Farbstoff der Brassica
                                 purpurea.
                           In der deutschen Industriezeitung, 1863 Nr. 45 (daraus im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 157), wurde über diesen
                              Farbstoff nach den Versuchen von F. Jean berichtet;
                              dadurch wurde Dr. H. Grothe
                              in Berlin veranlaßt einige Resultate seiner Versuche über denselben Gegenstand in
                              der deutschen illustrirten Gewerbezeitung zu veröffentlichen. Es ist darnach der
                              fragliche Farbstoff schon von Steinberg 1794 mit Alaun
                              zum Blaufärben des Papieres angewendet und von Watt 1786
                              zum Ersatze der Lackmustinctur vorgeschlagen worden. Dr.
                              G. versuchte namentlich die Anwendung des Farbstoffes zum Färben von
                              Gespinnstfasern, die Versuche fielen aber, so sorgfältig sie auch angestellt waren
                              und so vielseitig sie auch ausgeführt wurden, doch ganz
                                 ungünstig aus. G. gibt a. a. O. Proben von Seide, die mit diesem Stoffe
                              gefärbt sind und die allerdings wenig befriedigend erscheinen. Sie sind mit
                              Zinnbeize und Alaun gebeizt und ganz nach den Angaben von Jean ausgefärbt; die rothe Farbe ist mit leicht angesäuertem Wasser
                              avivirt, die grüne mit kohlensaurem Natron behandelt. Auf Wolle war der Farbstoff
                              durchaus nicht zu befestigen, auf Baumwolle nur sehr schwierig und die erzielten
                              Färbungen dürften auf keine Weise genügen. Der Farbstoff wird sich daher in der
                              Färberei schwerlich eine Stellung erringen. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr.
                              12.)
                           
                        
                           
                           Das Bouquet der französischen Weine und das käufliche
                              sogenannte Weinaroma.
                           Das Bouquet der französischen Weine soll nach Dumas
                              Aehnlichkeit mit dem baldriansauren Aethyloxyd haben, einem Körper, den man leicht
                              aus Baldriansäure, Alkohol und Schwefelsäure darstellen kann. Wird Fuselöl mit
                              saurem chromsaurem Kali und Schwefelsäure destillirt, so bildet sich unter Oxydation
                              eines Theils des Fuselöls baldriansaures Amyloxyd, das sogenannte Apfelöl, das in
                              sehr kleinen Mengen ungemein an den Geruch frischer Aepfel erinnert. Destillirt man
                              dieß Product mit Aetzalkalien, so bleibt die Baldriansäure beim Kali, während das
                              Amyloxyd als wiedergebildetes Fuselöl weggeht.
                           Setzt man dann zum Rückstande Alkohol und Schwefelsäure im Ueberschuß, so geht der
                              Baldrian-Aether über.
                           Auf nähere Details wollte Dumas in der Sitzung der
                              Akademie nicht eingehen, da die Verfälschung des Weines schon eine gar zu große
                              Ausdehnung genommen hätte.
                           Das sogenannte Weinaroma, das in Deutschland viel verkauft wird, besteht aus gutem
                              Cognac, der mit Gewürznelken, florentinischer Veilchenwurzel und Vanille digerirt
                              wird. Eine kleine Menge davon dem Weine zugesetzt, läßt ihn viel älter und voller
                              erscheinen. Dr. H. Schwarz.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 6.)
                           
                        
                           Das Terpenthinöl in technischer Beziehung und dessen
                              Surrogate; von Carl Leber, Apotheker in Griesheim bei
                              Darmstadt.
                           Es gibt wohl kein ätherisches Oel, welches so mannichfache und ausgedehnte Anwendung
                              hat, wie das Terpenthinöl. Seine Hauptverwendung ist besonders als Lösungsmittel von
                              Harzen zur Bereitung fetter Firnisse, sowie als Zusatz zum Verdünnen und als
                              Trockenmittel der Oelfarben. Außerdem wird dasselbe noch zur Darstellung des
                              sogenannten Camphins verwendet.
                           Daß durch diese mannichfache Verwendung der Bedarf desselben immer mehr zunahm, ist
                              leicht erklärlich, und ebenso, daß bei diesem Bedarf und einer beschränkten
                              Bezugsquelle der Preis desselben nothwendig sich steigern mußte.
                           Früher allein auf Frankreich angewiesen, das in diesem Artikel den Markt allein
                              machte, wurde auch später aus Amerika Terpenthinöl geliefert, das jedoch seiner
                              unreinen Beschaffenheit halber, in Folge nicht sorgfältiger Bereitungsweise, anfangs
                              eine nur beschränkte Verwendung und wenig Käufer fand. Später jedoch, als eine
                              reinere Qualität desselben nach Europa gebracht wurde, fand es auch Käufer und ward,
                              da es in der Beschaffenheit und Reinheit dem französischen gleich gestellt werden
                              konnte, auch um so mehr gern gekauft, als der Preis dieses Oeles zugleich niedriger
                              war als der des französischen. Die vermehrte Nachfrage und Consumtion steigerte die
                              Production und die Concurrenz drückte die Preise zu einer noch nie da gewesenen
                              Niedrigkeit herab.
                           Wenn früher der Durchschnittspreis 38 bis 40 Gulden per
                              Centner war, so sank derselbe bis vor 2 Jahren auf 20 und 18 Gulden herab, und der
                              Artikel war dabei von großer Reinheit, so daß er, frisch bezogen, zum Auflösen von
                              Kautschuk verwendet, eine schnell trocknende Auflösung bildete, was bekanntlich nur
                              bei völlig harzfreiem Terpenthinöl der Fall zu seyn pflegt, indem der geringste
                              Harzgehalt das Trocknen der Kautschuklösung verhindert und damit überzogene
                              Gegenstände stets klebrig bleiben.
                           In Folge der amerikanischen Wirren und der hierdurch gestörten Production, sowie der
                              mehr oder minder schwierigen Ausfuhr, stieg der Preis des Terpenthinöls zu der
                              enormen Höhe des vierfachen Betrags des früheren Ankaufpreises, indem dasselbe zu 70
                              Gulden per Centner und noch höher verkauft wurde. Da
                              alle Vorräthe so ziemlich geräumt waren und selbst die Lackfabriken, welche das
                              meiste Terpenthinöl verarbeiten, nur wenig auf Lager hatten, so mußten die Preise
                              der Lacke sich steigern und deren Verwendung natürlich hierdurch beschränkter
                              werden.
                           Je mehr Verwendung ein Artikel hat und je schwieriger derselbe zu beschaffen ist,
                              desto mehr ist man bekanntlich bemüht, Surrogate dafür ausfindig zu machen, und dieß
                              ist denn auch bei dem Terpenthinöl der Fall. Vielerlei Surrogate sind dafür seither aufgetaucht,
                              jedoch hat bis jetzt noch keines das Terpenthinöl vollständig ersetzen können. Das
                              russische oder finnische Terpenthinöl würde wohl noch am ersten geeignet seyn,
                              dasselbe zu ersetzen, wenn es nur sorgfältiger bereitet und nicht von zu penetrantem
                              Geruche wäre.
                           Die schon mehrfach empfohlene Substituirung desselben durch amerikanisches Erdöl
                              beschränkt sich auf dessen Verwendung als Leuchtmaterial anstatt des aus
                              Terpenthinöl bereiteten sogenannten Camphins, und dürfte, was diese letztere
                              Verwendung des Terpenthinöls betrifft, das Erdöl sowohl wegen seines größeren
                              Leuchtvermögens beim Brennen, als auch seines weit billigeren Preises wegen, dem
                              Camphin vorzuziehen seyn.
                           Zur Bereitung von Lacken oder zum Verdünnen der Oelfarben ist jedoch das Erdöl
                              durchaus nicht zu verwenden, da Copal und Bernstein, als die Hauptbestandtheile der
                              Lacke, von demselben nicht aufgelöst werden, und das Erdöl nicht wie das
                              Terpenthinöl die Eigenschaft besitzt, zum Verdünnen von Oelfarben angewendet, deren
                              rascheres Trocknen zu bewirken und einen festen zusammenhängenden Farbenüberzug zu
                              bilden.
                           Es wird gewöhnlich angenommen, daß das Terpenthinöl beim Verflüchtigen einen Firniß
                              hinterlasse, der, wenn er Oelfarben beigemischt werde, deren Austrocknen
                              beschleunige, und daß dieser Firniß beim Auflösen von Copal und Bernstein die
                              Sprödigkeit der erhaltenen Lacke verhüte. Nach von dem Verf. darüber gemachten
                              vieljährigen Beobachtungen ist diese Annahme wohl nicht ganz unrichtig, die Bildung
                              dieses Firnisses, sowie die trocknende Eigenschaft des Terpenthinöls hat jedoch
                              seiner Ansicht nach einen anderen Grund. Bekanntlich besitzen alle sauerstofffreien
                              ätherischen Oele die Eigenschaft, ungemein rasch Sauerstoffgas zu absorbiren und
                              dabei eine harzartige Flüssigkeit von stark saurer Reaction zu bilden. Unter allen
                              diesen Oelen zeigt das Terpenthinöl wohl diese Neigung am stärksten, kann deßhalb
                              auch, indem es den aufgenommenen Sauerstoff aus der Luft in
                                 eine andere Modification, in den sogenannten negativ activen Sauerstoff
                              (Ozon) überführt, zum
                              Bleichen, besonders organischer Stoffe, benutzt werden, und wirkt daher in Folge seiner oxydirenden Eigenschaft auf fette
                              trocknende Oele trocknend, indem es deren raschere Oxydation fördert. Wird daher
                              Terpenthinöl den Farben zugesetzt, so geschieht dieß nicht allein, um denselben eine
                              größere Verdünnung bei ungeschwächter Deckkraft zu geben, sondern auch um deren
                              rascheres Trocknen zu befördern. Das den Oelfarben beigemischte und durch das
                              Anstreichen der Farben auf einer großen Fläche ausgebreitete und von kleinen
                              Oel- und Farbentheilchen umhüllte und deßhalb weniger leicht sich
                              verflüchtigende Terpenthinöl bietet dem Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffs
                              hinreichenden Spielraum, es oxydirt sich und tritt diesen aufgenommenen Sauerstoff
                              wieder an die fetten Oele ab, die dadurch rascher trocknen und in Verbindung mit dem
                              oben besprochenen Firniß, welchen das Terpenthinöl bildet, mit den Farben eine feste
                              Decke bilden. Der Zusatz des Terpenthinöls zu den Oelfarben darf jedoch, wenn die
                              Haltbarkeit des Anstriches nicht hierdurch beeinträchtigt werden soll, nicht mehr
                              als ein Drittel des verwendeten fetten Oeles benagen, indem die Oxydation der Farben
                              zu rasch vor sich geht und sich hierbei eine Verbindung der Oele mit Sauerstoff
                              bildet, die mehlig und nicht im Stande ist, die Farben fest zu halten, weshalb sich
                              derartige Anstriche leicht abreiben lassen.
                           Erhitzt man Leinöl bei raschem Feuer mehrere Stunden lang, so erfolgt, nachdem
                              dasselbe durch Sauerstoffaufnahme nach und nach consistenter geworden ist, zuletzt
                              eine so rasche Oxydation, daß die ganze Oelmasse plötzlich zu einer sehr voluminösen
                              pulverigen Substanz sich umwandelt, die dieselbe ist, welche sich bei allzu großem
                              Zusatze von Terpenthinöl zu den Farben bildet; diese Substanz besteht aus
                              überoxydirtem Leinöl, löst sich in heißem Terpenthinöl und in kochendem Leinöl auf,
                              und dient, den Oelfarben zugesetzt, als vorzügliches Siccatif.
                           Bei der Auflösung von Harzen, z.B. Copal und Bernstein, in Terpenthinöl ist
                              bekanntlich ein schon altes ozonisirtes Terpenthinöl besser zu verwenden, wie ein
                              frisches; ob hier der Sauerstoffgehalt desselben mit Ursache davon ist, oder ob der
                              größere Wassergehalt des frischen Terpenthinöls die Löslichkeit der Harze erschwert
                              und diese oft nach dem Erkalten der Farbe sich in Flocken oder als eine schleimige
                              Masse ausscheiden läßt, darüber vermag der Verfasser nicht zu entscheiden; so viel
                              ist jedoch gewiß, daß das amerikanische Erdöl das Terpenthinöl in dieser Beziehung
                              nicht zu ersetzen vermag. (Böttger's polytechnisches
                              Notizblatt 1863 S. 7.)
                           
                        
                           
                           Fabrication von Hornknöpfen.
                           Zur Fabrication von Hornknöpfen werden am Rhein, nach einer Mittheilung in der
                              Leipziger polytechnischen Gesellschaft, ausschließlich Klauen von Ochsen und Kühen
                              verwendet; Pferdehufe sind zu porös, Hörner zu hart. Diese Rindviehklauen kommen in
                              großen Mengen aus Thüringen nach Frankfurt a. M., wo ein Hauptmarkt für dieselben
                              ist. Sie werden zuerst 2 Stunden lang in warmes Wasser gelegt, wodurch sie eine
                              weiche und elastische Beschaffenheit erhalten; dann werden sie mit einem Messer
                              gereinigt und in einer mäßig warmen Beize schwarz gefärbt. Zum Schwarzfärben wendet
                              man am besten eine Auflösung von Quecksilber in Salpetersäure und nachher
                              Schwefelleber an. Man verfährt folgendermaßen: Man löst in der Kälte 8 Loth
                              Quecksilber in 8 Loth concentrirter Salpetersäure auf, verdünnt die Lösung mit 1/2
                              Quart Wasser, legt die zu färbenden Gegenstände über Nacht in diese Lösung, spült
                              sie dann gut mit Wasser ab, legt sie 1 – bis 2 Stunden in eine
                              Schwefelleberlösung, die man durch Auflösen von 1 Loth Schwefelleber in 1/2 Quart
                              Wasser bereitet hat, nimmt sie heraus, wäscht sie erst mit reinem, hierauf mit
                              essighaltigem, und dann mit reinem Wasser. Nun werden aus den einzelnen Klauen durch
                              eine besondere Maschine scheibenförmige Stücke ausgeschlagen, welchen in noch
                              weichem Zustande durch Stahlstempel die Form und das Muster des Knopfes gegeben
                              wird; der Bart oder Rand, der durch das Stempeln entsteht, muß durch einen
                              besonderen Schlag entfernt werden, welche Arbeit von Kindern ausgeführt wird. Jede
                              Klaue liefert etwa 16 Knöpfe. Dann werden die Ränder der Knöpfe noch glatt
                              geschliffen und letztere endlich mittelst einer Bürste und einer weichen Masse,
                              deren Hauptbestandtheil Wachs ist, blank gewichst. Endlich werden die Knöpfe von
                              Mädchen auf starkes Papier aufgenäht. Der Preis dieser Knöpfe ist sehr niedrig, so
                              daß z.B. das ganze Gros (12 Dutzend) Westenknöpfe 6 1/2 Ngr. kostet. Die Abfälle,
                              die bei dieser Hornknopffabrication entstehen, werden entweder als Dünger benutzt,
                              oder es werden aus ihnen durch Zusammenschmelzen und Formen der Masse mittelst
                              Pressen ebenfalls Knöpfe gefertigt; die aus solcher Hornmasse durch Pressen
                              hergestellten Knöpfe sollen aber nicht so haltbar seyn, wie die aus ganzen Klauen
                              gefertigten. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 13.)
                           
                        
                           Ueber den Unterschied zwischen Corduan, Saffian und Chagrin,
                              und über deren Anfertigung.
                           Chagrin, echt nur in Astrachau bereitet, ist eine Art Pergament, aus den
                              Rückenstücken von Esel-, Pferde- und Kamelhäuten bereitet, das nach
                              dem Reinmachen, Enthaaren und Ausspannen der feuchten Haut, mit den sehr glatten
                              schwarzen Samenkörnern von Chenopodium album (weißem
                              Gänsefuß) bestreut wird. Diese werden in die Haut mit den Füßen eingetreten, und nun
                              die Haut getrocknet. Die Körner fallen beim Klopfen leicht ab und hinterlassen
                              kleine Grübchen. Mit einem messerartigen Instrumente wird die Haut bis auf den Grund
                              dieser Grübchen abgeschabt. Legt man die Haut dann wieder in Wasser oder schwache
                              Sodalösung, so schwellen die niedergedrückten Theile auf und erscheinen nun als
                              Erhöhungen die auch nach dem Trocknen bleiben. Der Chagrin wird dann schwarz, roth,
                              blau gefärbt, auch durch Alaun und Mehlbrei weih gemacht und zuletzt schwach mit
                              Fett eingerieben.
                           Saffian und Corduan, auch Maroquin sind nur verschiedene Namen für ein und dieselbe
                              Ledersorte, die aus Bock- und Ziegenfellen, auch aus Schaffellen und
                              gespaltenen Kalbshäuten bereitet wird, die durch vorsichtigen Gebrauch des
                              Kalkäschers enthaart, dann in Kleienlauge geschwellt und mit Sumach, Dividivi oder
                              Galläpfeln gegerbt werden. Sie müssen beim Gerben hell bleiben, damit man die
                              schönen hellen Farben anbringen kann. Der Saffian wird geglättet und mit einer
                              künstlichen Narbe versehen, der Corduan, aus stärkeren Häuten, bereitet wird nur
                              gekrispelt. (Gerber-Courier.)
                           
                        
                           
                           Bekanntmachung des kgl. württembergischen Medicinalcollegiums
                              über die Schädlichkeit des trichinenhaltigen Schweinefleisches.
                           Die Tagesblätter haben in jüngster Zeit wiederholt Berichte über Erkrankungen und
                              Todesfälle gebracht, welche in Folge des Genusses von trichinenhaltigem
                              Schweinefleisch eingetreten waren, und dadurch eine nicht ganz unbegründete Furcht
                              vor der Gefährlichkeit der Trichinen hervorgerufen.
                           Die Trichinen, welche im Fleische mancher Schweine leben und mit diesem in den Magen
                              des Menschen gelangen, gehören zu den sogenannten Eingeweidewürmern, sie sind an dem
                              lebenden Thiere nicht wahrzunehmen, wohl aber werden die im Fleische der
                              geschlachteten Schweine und in dem geräucherten Schinken befindlichen Kapseln der
                              Trichinen mit bloßem Auge schwer, deutlicher mittelst des Vergrößerungsglases als
                              scharf umschriebene kleine weiße Pünktchen erkannt. Die Trichine ist nämlich ein
                              dünnes, fadenförmiges, etwa 1/3 Linie langes, farbloses Würmchen, welches in dem
                              Fleische des Schweines ein weißes Ansehen bekommt, sobald es darin einen gewissen
                              Grad der Entwickelung erlangt und eine kleine länglichte oder citronenförmige
                              einfachhäutige, später kalkhaltige Hülle bekommen hat. In dieser Kapsel liegt die
                              haarfeine Trichine spiralförmig aufgerollt, woher sie ihren lateinischen Namen
                              „Trichina spiralis“
                              erhalten hat. Genießt der Mensch rohes trichinenhaltiges Schweinefleisch und
                              gelangen auf diese Weise die Trichinen in den Darmcanal desselben, so findet man
                              schon am zweiten Tage, daß solche aus den sie umschließenden Hüllen ausgefallen, um
                              das Doppelte ihres Durchmessers gewachsen sind und ihre volle Geschlechtsreife
                              erlangt haben. Die von diesen Darmtrichinen erzeugten Jungen begeben sich alsbald
                              auf die Wanderung, durchbohren die Wandungen des Darmes, dringen in das Fleisch (die
                              Muskeln) des Menschen ein und entwickeln sich in diesem (in den Muskelfasern) wieder
                              zu Muskeltrichinen. Eine massenhafte Einwanderung der jungen Trichinen vom Darme aus
                              in die Muskeln bedingt beim Menschen sehr bedenkliche, unter Umständen selbst
                              tödtliche Zufälle.
                           Die an der k. Thierarzneischule in Dresden angestellten Versuche, dahin gehend, ob
                              und welche Zubereitungen von trichinenhaltigem Fleische die Entwickelungsfähigkeit
                              der Trichinen zu zerstören vermögen, haben ergeben, daß durch
                                 das Pöckeln und gute Räuchern trichinenhaltigen Schweinefleisches die
                                 Lebensfähigkeit der Wurmbrut vernichtet wird. Es kann demnach schon ein
                              derartig zubereitetes Fleisch ohne alle Gefahr von dem Menschen genossen werden. Wie
                              bekannt, wird aber Pöckel- und Rauchfleisch (Schinken theilweise ausgenommen)
                              stets erst gekocht, ehe es verspeist wird, und dieses ist dann eine weitere
                              Zubereitung, die zur Vernichtung der Wurmbrut unbedingt hinführt. Die Trichinen
                              werden ferner getödtet durch längeres Einsalzen des Fleisches
                                 und durch 24stündige heiße Räucherung der
                                 Würste. Sie werden aber nicht getödtet durch eine dreitägige kalte
                              Rauchräucherung. Ein längeres Aufbewahren kalt geräucherter Wurst scheint aber das
                              Leben der Trichinen zu zerstören. In dem sogenannten Wellfleische, d.h. in dem
                              Fleische, welches man in dem kochenden Wasser nur einigemale hat überwallen lassen
                              und welches man nachher zur Wurstfabrication verwendet, sowie in dem sogenannten
                              Salzfleische, d.h. in dem Fleische, welches einfach mit Salz bestreut und
                              eingerieben wird, um es für einige Tage zu conserviren, kann dagegen die
                              Entwicklungsfähigkeit der Trichinenbrut theilweise erhalten bleiben. Auch die
                              sogenannte Schnellräucherung – Räucherung auf nassem Wege – durch
                              Bestreichen mit Holzessig, einer Abkochung von Glanzruß oder Kreosot, ist keineswegs
                              im Stande, die Trichinen im Innern eines Fleischstücks zu tödten.
                           Nach den gewonnenen Erfahrungen steht so viel fest, daß gut geräuchertes und
                              gepöckeltes, durch und gar gesottenes und vollständig durchgebratenes
                              Schweinefleisch und dergleichen Würste, Schinken, Zungen u.s.w. als unschädlich
                              anzusehen sind. Vor dem Genusse des rohen Schweinefleisches in geschabter Form, der
                              rohen Wurstmasse, des rohen Schinkens – wie dieß in Norddeutschland häufig
                              vorkommt – sowie vor den damit zubereiteten Speisen (Klöschen, Schinkennudeln
                              etc.) ist eindringlich zu warnen. Zu vermeiden ist ferner der Genuß von
                              halbgesottenem, oberflächlich abgeröstetem unvollständig gebratenem, im Innern noch
                              blutig oder roh aussehendem Schweinefleisch, sowie der Genuß von schwach
                              eingesalzenem und oberflächlich geräuchertem Schweinefleisch und Schinken und
                              anderen derartig zum Verkaufe kommenden Rauchwaaren. Das mehr oder weniger häufige Auftreten der
                              Trichinenkrankheit in einzelnen Gegenden und Ländern scheint, einerseits durch die
                              daselbst übliche Zubereitungsart des Schweinefleisches, andererseits durch die Art
                              und Weise der Aufzucht, Fütterung und Mästung der Schweine bedingt zu seyn. In
                              Württemberg hat man sich bis jetzt zu keiner besonderen sanitätspolizeilichen
                              Maßregel veranlaßt gesehen, weil bei uns noch kein Fall von Trichinenkrankheit bei
                              Menschen oder Schweinen constatirt worden ist und weil die bei uns übliche
                              Zubereitung des Fleisches unter Befolgung der oben angegebenen Bedingungen sicheren
                              Schutz gegen jede mögliche Beschädigung bietet. (Württembergisches Wochenblatt für
                              Land- und Forstwissenschaft, 1864, Nr. 11.)
                           
                        
                           Experimentaluntersuchungen über die Entwickelung des
                              Getreides; von Isidore Pierre.
                           Der Verfasser hat, wie in den Comptes rendus, t. LVII p. 850, berichtet wird, der französischen Akademie eine
                              interessante Entwickelungsgeschichte des Getreides vorgelegt, die jedoch nur bis zu
                              einem gewissen Punkte, die Ansicht Mathieu de Dombasle's
                              und vieler anderer Physiologen und Agronomen bestätigt, wornach „eine
                                 befruchtete Pflanze schon alle zur normalen Vollendung ihrer Lebensfunctionen
                                 bis zur Reife nothwendigen Elemente enthält.“ Dagegen behauptet Boussingault, und mit ihm andere Physiologen, auf Grund
                              seiner Untersuchungen, daß beim Getreide das Totalgewicht der Ernte sich von der
                              Blüthe- bis zur Reifezeit fast verdoppeln könne.
                           Dieser Widerstreit der Ansichten und die hohe praktische Bedeutung hat den Verfasser
                              veranlaßt mit der Waage in der Hand eine Untersuchung des Getreides in den
                              verschiedenen Phasen seiner Entwickelung anzustellen. Er wollte untersuchen, welchen
                              Verlauf die Production und Vertheilung der organischen stickstoffhaltigen Substanz
                              und der wichtigsten Salze in den verschiedenen Pflanzentheilen nähme; er hoffte
                              dabei zu finden, in welcher Entwickelungsperiode eine Ernte den Boden am meisten
                              erschöpfe. In der der Akademie vorgelegten Arbeit sind zahlreiche Versuche und
                              Analysen mitgetheilt, aus denen er in der Kürze folgende allgemeine Schlüsse
                              zieht:
                           
                              „Wenn es auch nicht streng richtig ist, mit Mathieu
                                    de Dombasle anzunehmen, daß das Getreide nach der Befruchtung dem Boden
                                 Nichts mehr entnimmt, so geht aus den Untersuchungen doch hervor, daß die Pflanze schon mehrere Wochen vor ihrer
                                    vollständigen Reife aufhört, eine merkliche Gewichtszunahme zu
                                    erfahren. Von allen Theilen scheint die Aehre allein eine Ausnahme zu
                                 machen, indem sie bis zu Ende auf Kosten der anderen Pflanzentheile ihr Gewicht
                                 vermehrt.
                              
                           
                              „Das Gesammtgewicht des in der ganzen Ernte enthaltenen Stickstoffs, eben
                                 so der organischen Stoffe im Allgemeinen, der Alkalien, der Magnesia, der
                                 Kieselsäure hört etwa einen Monat vor der Reife des
                                 Getreides auf, sich zu vermehren. Das Totalgewicht der Phosphorsäure scheint
                                 allein eine Ausnahme zu machen; es hat in den letzten Wochen der Vegetation noch
                                 eine Vermehrung von 20 Proc. erfahren, welche den Aehren
                                    allein zu Gute kommen.
                              
                           
                              „Endlich scheint sich herausgestellt zu haben, daß, wenn nach der Blüthe
                                 das Getreide auch noch nicht die ganze zur vollen Entwickelung nothwendige Menge
                                 organischer Substanzen enthält, sie doch schon mit Ausnahme der Phosphorsäure
                                 alle ihre nothwendigen Salze enthalten kann; daraus geht hervor, daß das
                                 Getreide vor der Blüthe am meisten an mineralischen
                                 Substanzen den Boden erschöpft.
                              
                           „Von allen Theilen der Pflanze enthalten die Knoten (Internodien) die
                                 verhältnißmäßig geringste Menge an Kieselsäure und die größte
                                 Menge an Kali; bei gleichen Gewichtsmengen
                                 Pflanzensubstanz enthalten die Internodien weniger als die Hälfte an
                                 Kieselsäure, als die sonst daran ärmsten Pflanzentheile, aber das Vierfache an
                                 Kali, als man in den daran außerdem am reichsten Theilen findet.“
                              (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 1.)
                           
                        
                           
                           Interessante Resultate von Boden-Analysen.
                           Nach Beendigung der Einschätzungsarbeiten behufs der Grundsteuer-Veranlagung,
                              berichtet Nr. 5 der dießjährigen „Landwirthschaftlichen Zeitung für Westphalen und Lippe“
                              beauftragte der Vorsitzende der Commission im Kreise Steinfurt, Frhr. v. Schorlemer, einen erprobten Chemiker, die verschiedenen
                              Classen von Ackererde auf ihren Gehalt an den wichtigsten Bestandtheilen, als
                              Phosphorsäure, Humus, Eisenoxyd, Kalk und Magnesia zu untersuchen. Aus der
                              Untersuchung der 19 Musterproben ergab sich das interessante Resultat, daß der
                              Gehalt an Phosphorsäure in der ersten Classe am größten ist und mit jeder tieferen Classe abnimmt. Eine
                              scheinbare Ausnahme findet da statt, wo entweder der Gehalt an Eisenoxyd so hoch
                              steigt, daß er nachtheilig auf die Güte des Bodens wirkt, oder wo ein so reicher
                              Gehalt an kohlensaurem Kalk auftritt, daß der Boden sehr steif wird. Weniger
                              regelmäßig nimmt der Humusgehalt mit der Verschlechterung
                              des Bodens ab. Es gehen hier also die Ergebnisse der chemischen Prüfung mit denen
                              der praktischen Schätzung der Bodenqualität entschieden Hand in Hand. (Wochenblatt
                              zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 8.)
                           
                        
                           Mittel gegen die Schaben.
                           Als Mittel gegen die Schaben (Blatta orientalis) wendet
                              Björklund eine mit gleichen Gewichtstheilen
                              Zuckersyrup verdünnte Phosphorpaste an, die er entweder auf einem Teller aussetzt,
                              oder an die Stellen ausstreicht, wo sich die Thiere aufhalten. Die Thiere sollen den
                              Brei mit solcher Begierde fressen, daß sie binnen einigen Tagen aussterben.
                              (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland.)
                           
                        
                           Reinigung der Viehwägen auf Eisenbahnen.
                           Der berühmte englische Landwirth Mechi dringt darauf, daß
                              diese Reinigung möglichst sorgfältig geschehe, da die Viehwägen in ihrem jetzigen
                              unsauberen Zustande häufig die Gelegenheit zur Ansteckung für das darauf
                              transportirte Vieh geben. Selbst bei unmittelbar zum Schlachten bestimmtem Vieh ist
                              diese Rücksicht zu verlangen. Statt aller Bürste, Seifen, Chlorräucherungen etc.
                              schlägt er einfach einen kräftigen Wasserstrahl vor, wie er durch eine kleine, mit
                              Dampf, getriebene Druckpumpe geliefert wird. Ein solcher kräftiger Strahl wirkt mit
                              einer 1000fachen Bürsten- und Kratzen-Kraft. Er schweift den
                              oberflächlich angebackenen Schmutz sofort weg, dringt in die kleinsten Fugen und
                              Sprünge ein, und bewirkt in kürzester Frist eine vollkommene Reinigung. Das beste
                              Mittel, um das Vieh selbst in kürzester Frist zu reinigen, ist, den Strahl aus einer
                              Entfernung von 40–50 Schritt darauf wirken zu lassen.
                              Eisenbahngesellschaften, die meistens Wasser und Dampfkraft im Uebermaaß zu Gebote
                              haben, können in der That kein besseres Mittel zur Reinigung finden. In ganz
                              ähnlicher Art gilt dieß von den zum Viehtransport bestimmten Dampfschiffen, auf
                              denen meistens ein abscheulicher Schmutz herrscht.