| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 154 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Anwendung saurer Grubenwässer zum Speisen von
                              Dampfkesseln.
                           Saure Grubenwässer zum Speisen von Dampfkesseln haben meist ein rasches Zerfressen
                              derselben zur Folge. Sie kommen vorzugsweise in Kohlengruben, indessen auch in
                              Erzgruben vor, und rühren von der Oxydation des Schwefel- und Kupferkieses
                              her, wobei sich schwefelsaure Metalloxyde und freie Schwefelsäure bilden. Letztere,
                              obwohl nur in geringem Procentsatze im Wasser enthalten, concentrirt sich beim
                              Eindampfen im Dampfkessel so, daß sie das Eisen sehr rasch angreift, und so oft nach
                              kurzer Zeit die Erneuerung der Kessel nöthig macht. Bei einem Grubenwasser aus
                              Oberschlesien fand sich ein Gehalt von 1/3 Proc. freier Schwefelsäure, und kann es
                              daher nicht Wunder nehmen, wenn sich in einem stillstehenden Dampfkessel in dortiger
                              Gegend soviel Wasserstoffgas entwickelte, daß beim Oeffnen des Mannloches ein
                              Knallgasgemisch gebildet wurde, welches sich beim Einhängen einer Lampe mit
                              furchtbarem Knalle entzündete.
                           In solchen Fällen hilft man sich jetzt durch Sättigen des Wassers mit Kalkmilch.
                              Einfacher dürfte es noch seyn, das Wasser durch eine Schicht Kalkstein oder
                              kalkhaltigen Sand, alten Mörtel etc. filtriren zu lassen, wobei die
                              niedergeschlagenen Oxyde abgesondert, und falls das Wasser kupferhaltig, noch
                              verwendet werden könnten. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Das Dowlais' Eisenwerk.
                           Das Dowlais' Eisenwerk bei Merthyr Tydwil in Südwales, das größte Eisenwerk der Welt,
                              besitzt: 18 Hohöfen, jeder mit 400–500 Ton. Wochenproduction, 151 Puddelöfen
                              nebst einer angemessenen Zahl Schweißöfen für 11 Walzenlinien; Jahresproduction 130,000 Tonnen Roheisen,
                              90,000 Tonnen fertiges Stabeisen, 480,000 Ton. Steinkohlen; 8000 Arbeiter, 300,000
                              Pfd. Sterl. Jahreslöhnung. Wöchentliche Production an Stabeisen über 2000 Tonnen.
                              (Leobener Jahrbuch 1863.)
                           
                        
                           Zusammensetzung eines Spatheisensteins aus der Gegend von Linz
                              am Rhein; von Dr. H. Vohl in
                              Cöln.
                           Dieser Spatheisenstein ist von schön blätteriger krystallinischer Structur und
                              zeichnet sich durch seinen bedeutenden Magnesiagehalt
                              aus.
                           100 Gewichtstheile enthalten:
                           
                              
                                 Eisenoxydul
                                 57,730
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 5,935
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,133
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 35,210
                                 
                              
                                 Spuren von Mangan
                                 –
                                 
                              
                                 Verlust
                                 0,992
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 
                              
                           In diesem Mineral ist also eine große Menge Eisenoxydul durch Magnesia vertreten.
                           
                        
                           Urangelb-Production zu Joachimsthal.
                           In der k. k. Hütte zu Joachimsthal in Böhmen wurden im Jahre 1863 105 Ctr. 40 Pfd.
                              Uranerz und 2 Ctr. 24 Pfd. Zwischenproducte mit 47 Ctr. 50,32 Pfd. Uranoxydoxydul
                              ausgebracht. Erzeugt wurden:
                           
                              
                                 lichtgelbes Urangelb
                                 42 Ctr.
                                 40 Pfd.
                                 
                              
                                 orange            „
                                 15   „
                                 36   „
                                 
                              
                                 Uranoxydammoniak
                                   2   „
                                 69   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 60 Ctr.
                                 45 Pfd.
                                 
                              
                           Verkauft wurden:
                           
                              
                                 lichtes Urangelb
                                 28 Ctr.
                                 62 Pfd.
                                 31 1/2 Loth
                                 
                              
                                 orange      
                                    „
                                 21   „
                                 77   „
                                 24        
                                    „
                                 
                              
                                 Uranoxydammoniak
                                   1   „
                                 30   „
                                 31 1/2   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 51 Ctr.
                                 74 Pfd.
                                 23 Loth
                                 
                              
                           zu 54,447 fl. Der reine Ertrag nach Abzug aller Unkosten
                              (Erzeinlösung, Manipulation, Regie und Baukosten) betrug 23,272 st. In den letzten
                              drei Jahren wurden im Durchschnitte jährlich circa 60
                              Ctr. Urangelb verkauft, welche Ziffer auch im J. 1864 erreicht werden dürfte.
                              (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.)
                           
                        
                           Zur Sodafabrication.
                           Mitgetheilt von Prof. Dr. Rud. Wagner.
                           Zu den vielen Vorschlägen, Kochsalz direct in Soda
                              überzuführen, ist ein Vorschlag von Keßler gekommen,
                              welcher sich für Frankreich im Jahre 1858 folgendes Verfahren patentiren ließ: Die
                              Kieselflußsäure, die man durch Glühen eines Gemenges
                              von Sand, Thon und Flußspath und durch Verdichtung des flüchtigen Productes in
                              Wasser erhält, dient zur Fällung einer concentrirten Kochsalzlösung. Das Kieselfluornatrium 3NaFl, 2SiFl³ welches sich
                              hierbei bildet, wird bis zum Rothglühen erhitzt, wobei Fluorsilicium entweicht und
                              Fluornatrium zurückbleibt, welches durch Kochen mit kohlensaurem Kalk (auf gleiche
                              Weise wie es bei der Verarbeitung des Kryoliths geschieht) in Soda und in
                              Fluorcalcium übergeführt wird. Das beim Glühen des Kieselfluornatriums sich
                              entwickelnde Fluorsilicium wird in Wasser aufgefangen, wodurch sich unter Abscheidung von
                              Kieselgallerte eine neue Portion Kieselfluorwasserstoffsäure bildet, die zum
                              Niederschlagen neuer Mengen Kochsalz dient. Das als Nebenproduct entstandene
                              Fluorcalcium wird wieder zur Bereitung von Kieselfluorwasserstoffsäure benutzt. Auch
                              das Kieselfluornatrium läßt sich durch Kochen mit Kreide, ohne daß man es durch
                              Glühen in Fluornatrium umzuwandeln hätte, in Soda überführen. Zu vorstehendem
                              Verfahren ist zu bemerken, daß eine Methode der Sodagewinnung mittelst
                              Kieselflußsäure und Kochsalz bereits im Jahre 1837 den Chemikern Spilsbury und Maugham für
                              England patentirt worden ist; auch nach diesem Patente wird das Kieselfluornatrium
                              durch Kochen mit Kalk und Wasser in Soda übergeführt. Anthon fand bei Versuchen, die er im Jahre 1840 anstellte, das Verfahren
                              gut und auch billig. Auf jeden Fall verdient das Verfahren Beachtung, und zwar um so
                              mehr, als man vielleicht in dem Kryolith ein Mittel hat die erforderliche
                              Kieselfluorwasserstoffsäure als kostenloses Nebenproduct bei der Verarbeitung des
                              Kryolithes zu erhalten.
                           
                        
                           Ueber das Verhalten von Blei und Zinn zum Kochsalz; von C. Reichelt in Ansbach.
                           Nach den Versuchen, welche der oben Genannte angestellt und im bayerischen
                              Kunst- und Gewerbeblatte, 1863 S. 663, ausführlich beschrieben hat, löst
                              Kochsalzsolution aus bleihaltigem Zinne Blei auf, ähnlich wie dieß Essigsäure thut;
                              selbst Zinn mit nur 2 Procent Blei gibt noch von letzterem an die Kochsalzlösung ab.
                              Blei in Berührung mit gesättigter Kochsalzlösung, sowohl mit chemisch reiner als
                              auch mit gewöhnlicher, verwandelt sich auf der Oberfläche allmählich in eine weiße,
                              krystallinische Salzmasse, die aus Bleioxydhydrat und Bleichlorid, beide
                              wahrscheinlich als Oxydchlorid verbunden, besteht und kohlensaures Bleioxyd
                              beigemengt erhält. In der Kochsalzlösung löst sich das Blei sehr schnell und
                              befindet sich darin wahrscheinlich als Bleichlorid, denn wenn es als Oxydhydrat oder
                              als Bleioxydnatron darin enthalten wäre, so müßte die Auflösung durch Stehen in
                              kohlensäurehaltig er Luft oder beim Durchleiten von Kohlensäure getrübt werden, was
                              nicht der Fall ist. Die besten Reagentien zur Nachweisung des Bleies in der
                              Salzlösung sind Schwefelwasserstoffgas und chromsaures Kali, dagegen reagiren
                              Jodkalium, Kaliumeisencyanür und Schwefelsäure nicht.
                              Auffallender Weise nimmt die Lösung des gewöhnlichen Kochsalzes bedeutend mehr Blei
                              auf als die des chemisch reinen. Das Zinn löst sich weder in reiner, noch in
                              gewöhnlicher Kochsalzlösung, die dagegen seine Oxydation mehr befördert als Wasser.
                              Selbst bloß feuchtes Kochsalz wird in Gefäßen von bleihaltigem Zinne sehr rasch so
                              bleihaltig, daß die Gegenwart dieses Metalles leicht nachzuweisen ist. Bei dem
                              schädlichen Einflusse der löslichen Bleiverbindungen auf den menschlichen
                              Organismus, und da Gefäße von bleihaltigem Zinne sehr häufig zur Aufbewahrung von
                              Kochsalz oder stark gesalzenen Speisen dienen, verdienen diese Versuche auch in
                              weiteren Kreisen Beachtung.
                           
                        
                           Nicht explodirendes Sprengpulver.
                           Dieses Pulver wird jetzt häufig zum Sprengen benutzt. Angezündet zischt es langsam
                              ab. Nach den Berichten aus Oberschlesien soll es sich gut zum Sprengen gezeigt
                              haben. Es ist etwas billiger als das gewöhnliche Pulver. Der Grund hiervon ergibt
                              sich aus der nachfolgenden Analyse. Das Pulver ergab bei der Extraction mit Wasser
                              und Abdampfung des Filtrats
                           
                              
                                 lösliche Salze
                                 
                                 74,55 Proc., 74,32 Proc.
                                 
                              
                                 dieselben bestehen aus:
                                 Kalisalpeter
                                 56,22    „      56,23    „
                                 
                              
                                 
                                 Natronsalpeter
                                 18,33    „      18,09    „
                                 
                              
                           Durch Extraction mit Schwefelkohlenstoff wurden erhalten:
                           
                              
                                 Schwefel
                                   9,68 Proc.,   9,61 Proc.
                                 
                              
                                 es blieben Kohle
                                 14,14    „      15,01    „
                                 
                              
                                 der Rest besteht aus Feuchtigkeit
                                   1,78    „        
                                    –       „
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                    Recapitulation
                                    
                                 
                                 (Nach einer früheren Probe.)
                                 
                              
                                     Kalisalpeter
                                   56,22–56,23 Proc.
                                      48,61 Proc.
                                 
                              
                                     Natronsalpeter
                                   18,33–18,09    „
                                 26,49   „
                                 
                              
                                     Schwefel
                                     9,68–  9,61    „
                                   9,20   „
                                 
                              
                                     Kohle
                                   14,14–15,01    „
                                 14,70   „
                                 
                              
                                     Feuchtigkeit
                                     1,78–  
                                    –       „
                                   1,00   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,15–98,94 Proc.
                                               
                                    100,00 Proc.
                                 
                              
                           Es ist also ein sehr unvollkommen, gröblich gemischtes Schießpulver, bei dem ein
                              Theil des Kalisalpeters durch Natronsalpeter ersetzt ist. Man hat früher das
                              Verhältniß zwischen Kali- und Natronsalpeter 2 : 1 genommen, ist aber dann
                              auf das Verhältniß 3 : 1 zurückgekommen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber die Verfälschung von Wachs; von Dr. Dullo.
                           Die Verfälschung von Wachs ist in der neueren Zeit so häufig vorgekommen, daß sowohl
                              in Büchern wie auch in verschiedenen Journal-Artikeln die Rede davon gewesen
                              ist, und verschiedene Methoden zur Erkennung der Verfälschungen angegeben sind.
                           Es wird z.B. als Erkennungsmittel des Paraffins im Wachs angegeben, man solle
                              Schwefelsäure damit erwärmen; Wachs wird verkohlt, Paraffin nicht. Das ist zwar
                              soweit richtig, indessen wird selten wirkliches Paraffin, das sich eben als solches
                              dadurch charakterisirt, daß es durch heiße Schwefelsäure nicht zerstört wird, zum
                              Verfälschen des Wachses angewendet, da dieses echte Paraffin sehr wenig billiger ist
                              als Wachs. Viel häufiger kommen die Verfälschungen des Wachses mit den dem Paraffin
                              ähnlichen festen Kohlenwasserstoffen vor, welche ebenfalls aus Torf-,
                              Braun- und Steinkohlentheer durch Kristallisation bei Winterkälte dargestellt
                              werden, unter der Bezeichnung „weiches Paraffin“ in den Handel
                              kommen und in unserem industriellen Zeitalter zur Vermischung des Wachses und
                              Stearins ausgedehnte Anwendung finden. Dieses weiche Paraffin (das, nebenbei
                              bemerkt, bei gewöhnlicher Temperatur beinahe ebenso hart ist wie das echte Paraffin,
                              aber schon bei 40° C. weich wird, ja mitunter schon bei dieser Temperatur
                              schmilzt) wird aber durch warme Schwefelsäure ebenso leicht und vollständig
                              zerstört, wie Wachs. Hat man Grund, auf diese Verfälschung zu schließen, so ist
                              Aether das beste Mittel die Verfälschung zu erkennen; derselbe löst von Wachs circa 50 Procent, und die Verfälschung ist erwiesen,
                              wenn der Aether beträchtlich mehr löst. Wenn sich aber schon Jemand die Mühe macht,
                              das Wachs zu schmelzen, um es zu verfälschen, so lohnt die Arbeit nicht, wenn er
                              nicht gleich 50 Proc. des Verfälschungsmittels hinzusetzen kann. Es handelt sich bei
                              der Wachsverfälschung, wie bei den meisten übrigen Verfälschungen, nicht um wenige
                              Procente, und deßhalb kann man Aether hierbei sehr gut anwenden, denn wenn derselbe
                              auch von einer Sorte Wachs etwas mehr löst als von der anderen, so bewegt sich
                              dieses Mehr oder Weniger doch nur in engen Grenzen. Andererseits findet man oft
                              angegeben, daß die Verfälschung des Wachses mit japanesischem Wachs, oder
                              schlechtweg Pflanzenwachs, daran zu erkennen sey, daß letzteres in Aether löslich
                              sey; dieses ist aber durchaus nicht der Fall. Es kommen zwar unter den:
                              Collectivnamen „Pflanzenwachs“ verschiedene Arten Wachs in den
                              Handel, die sich auch gegen Aether verschieden verhalten mögen, und so mag auch ein
                              oder das andere in Aether löslich seyn, aber sicher kommt es nur selten vor, denn
                              von sechs verschiedenen Sorten, die dem Verfasser unter den Händen gewesen sind, hat
                              sich keine vollständig gelöst, sondern alle haben sich gegen Aether beinahe ebenso
                              verhalten wie Bienenwachs. Es löste sich von ihnen etwas mehr als 50 Proc. in
                              Aether, indessen doch auch nicht sehr viel mehr. Ein dem Verfasser zur Untersuchung
                              übergebenes Wachs, das mehr als 50 Procent japanisches Wachs enthielt, verhielt sich
                              zu Aether wie Bienenwachs.
                           Das beste Mittel, um auch geringe Mengen von japanischem Wachs zu erkennen, ist
                              folgendes:
                           Man koche 10 Grm. des zu untersuchenden Wachses mit 4 Unzen Wasser und 1 Grm. Soda
                              nur eine Minute lang; ist japanesisches Wachs dabei, so bildet sich sofort eine
                              Seife, die nach dem Erkalten allmählich fest wird, oder doch dick. Bienenwachs wird
                              bei so kurzem Kochen mit so verdünnter Sodalösung gar nicht verseift, sondern alles
                              Wachs scheidet sich in seiner natürlichen Härte auf der Oberfläche des Wassers wieder aus. Diese Seife
                              aus japanischem Wachs ist wesentlich anders, als die aus Stearin und Natron
                              entstandene. Während die letztere schleimig-leimartig erscheint, ist die
                              erstere ein Magma der feinsten Körnchen. Beide Seifen kann man nicht mit einander
                              verwechseln, wenn man sie einmal jede einzeln gesehen hat. Wenn man die Seife aus
                              japanischem Wachs in Alkohol löst, wovon man viel braucht und wobei man Wärme
                              anwenden muß, so scheidet sich beim Erkalten ein Theil des Wachses aus, während ein
                              anderer Theil in Alkohol gelöst bleibt, aber nicht fest wird. Zur Lösung des
                              stearinsauren Natrons braucht man wenig Alkohol und wenig Wärme, aber diese Lösung
                              wird nach einiger Zeit fest, auch wenn sie sehr verdünnt war.
                           Auf diesem beschriebenen Wege kann man die Verfälschungen, die gewöhnlich für Wachs
                              benutzt werden, nämlich weiches Paraffin, japanesisches Wachs und Stearin, sehr
                              sicher finden, allerdings nur qualitativ; indessen ist es nach den Erscheinungen,
                              die dabei auftreten, nicht schwer, eine ziemlich richtige Schätzung auch über die
                              Quantitäten der Verfälschungen vorzunehmen.
                           Es kommt Wachs im Handel vor, das nur wenig Bienenwachs enthält, während die
                              Hauptmasse japanesisches Wachs, Stearin und etwas Paraffin ist, mit Curcuma gelb
                              gefärbt. Wenn man sich an das oben Gesagte hält, ist es sehr leicht, die einzelnen
                              Verfälschungen sicher zu finden. Wenn man ein solches mit Curcuma gefärbtes Wachs
                              mit etwas Sodalösung kocht, so färbt sich die Seife bräunlich; von reinem Wachs wird
                              sie blaß gelb. (Deutsche Austritte Gewerbezeitung, 1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Bereitung concentrirter Gummilösungen.
                           Das arabische Gummi löst sich bekanntlich in Wasser in fast unbegrenzter Menge auf.
                              Hat man genügend Zeit, so kann man durch Stehenlassen des grob gepulverten Gummis
                              mit kaltem Wasser und zeitweiliges Umrühren eine ziemlich concentrirte Lösung
                              bekommen. Will man aber größere Mengen concentrirter Gummilösung rasch bereiten und
                              wendet dazu fein gepulverten Gummi an, so bilden sich beim Eintragen des Gummis in
                              Wasser oder beim Aufgießen des letzteren leicht Klumpen, die sich nur schwierig
                              zertheilen. Es entstehen dieselben, indem die äußeren Theilchen Wasser anziehen und
                              nun die Luft nicht aus dem lockeren Pulver entweichen lassen. Man hilft sich dabei
                              auf eine sehr einfache Weise dadurch, daß man das Gummipulver zuerst mit etwas
                              starkem Alkohol befeuchtet; der Alkohol löst den Gummi nicht auf, adhärirt aber an
                              der Oberfläche der einzelnen Körnchen und treibt die Luft aus. Auf 1 Pfd. Gummi
                              wendet man etwa 3 Loth Alkohol an, so daß das Pulver eben feucht erscheint, etwa in
                              der Art wie gepreßte Kartoffelstärke. Setzt man alsdann allmählich Wasser zu, so
                              erhält man ohne beschwerliches Umrühren eine sehr homogene dicke Gummilösung. Dr. H. Schwarz. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber das verschiedene Verhalten einiger rothen
                              Pflanzenpigmente zur Schwammsubstanz und ein darauf gegründetes einfaches Verfahren,
                              echten Rothwein von künstlich gefärbtem zu unterscheiden; von Prof. Böttger.
                           In Elsner's chemisch-technischen Mittheilungen des
                              Jahres 1862–1863 (und von da übergegangen in dieses Journal Bd. CLXX S. 240) ist vom Apotheker C. Blume in Berlin ein Verfahren, künstlich gefärbte
                              Rothweine von echten Rothweinen zu unterscheiden, mitgetheilt worden, von dem der
                              Verfasser behauptet, daß es völlig sichere und verläßliche Resultate liefere und
                              wegen seiner Einfachheit auch von jedem Laien in Ausführung gebracht werden könne.
                              Zu dem Ende solle man in den zu prüfenden Rothwein ein Stückchen Brodkrume oder
                              einen vorher ausgewaschenen Schwamm eintauchen und diesen völlig sich mit dem Weine
                              anfüllen lassen. Sey dieß geschehen und man werfe dann das so mit Rothwein
                              vollgesogene Stück Brodkrume oder den Schwamm in einen mit Wasser gefüllten
                              Porzellanteller, so färbe sich das Wasser, falls der fragliche Wein mit künstlichen
                              Farbstoffen gefärbt gewesen, sofort röthlich-violett; sey der Rothwein
                              dagegen nicht künstlich gefärbt gewesen, sondern seine Färbung eine natürliche, so
                              trete erst nach 1/4 bis 1/2 Stunde eine Färbung des Wassers ein, wobei zuerst ein
                              Opalisiren desselben bemerkbar werde. Schließlich wiederholt der Verfasser, daß
                              diese Probe stets mit Erfolg von ihm angewandt worden sey.
                           Ich gestehe offen, daß ganz genau nach diesen Angaben von mir angestellte Versuche,
                              sowohl mit zuverlässig echten, natürlichen Rothweinen,
                              wie mit, theils durch Malvenblüthen, theils durch Heidelbeeren (diesen am häufigsten
                              zum Färben benutzt werdenden Ingredienzen) absichtlich gefärbten Weinen, mir keine mich befriedigenden Resultate gegeben, indem
                              jedesmal, mochte der von mir zu dem Versuche in
                              Anwendung gebrachte Wein ein echter Naturwein oder ein
                              künstlich gefärbter gewesen, das damit imprägnirte
                              Schwämmchen bei seinem Einlegen in eine kleine Quantität reinen Wassers, dieses sofort gleichmäßig blaß röthlich färbte.
                           Bei diesen Versuchen nun machte ich zufällig die Beobachtung, daß kleine (etwa
                              haselnußgroße), durch verdünnte Salzsäure von etwaigen Kalkpartikelchen zuvor
                              befreite, hierauf wieder sorgfältig ausgewaschene und dann getrocknete Stücke weißer
                              Badeschwämme, sobald sie mit der zu prüfenden Weinsorte getränkt, hierauf wieder
                              durch öfteres (15 maliges) Auswaschen mit gewöhnlichem
                                 Brunnenwasser und schließlich durch Ausdrücken zwischen doppelten Lagen von
                              Fließpapier oberflächlich trocken gelegt worden, eine ganz auffallend verschiedene
                              Farbe angenommen hatten. Ein im natürlichen Rothwein
                              circa 3 Minuten gelegenes Schwämmchen zeigte sich
                              nämlich nach einer solchen Behandlung fast gar nicht
                              gefärbt, dagegen ein in einem mit Malvenblüthen oder mit Heidelbeeren gefärbten
                              Weine eben so lange gelegenes und dann wie angegeben behandeltes Schwämmchen
                              erschien stets auffallend bläulichgrau bis schieferfarben.
                           Das Gewebe des reinen Badeschwamms, das sogenannte Spongin, scheint sonach mit dem
                              Farbstoffe des natürlichen Rothweins keine Verbindung einzugehen, während das
                              Malvenblüthen- und Heidelbeerpigment damit innig sich verbindet und,
                              wahrscheinlich in Folge des zum Auswaschen gedienten Quellwassers (seines geringen
                              Kalkgehaltes halber), sich durch jene bläulichgraue Farbennuance zu erkennen
                              gibt.
                           Mit verschiedenen echten Rothweinen, gegenüber mit durch
                              Malvenblüthen und Heidelbeeren gefärbten Weinen angestellte
                              Versuche haben stets die gleichen Erfolge gehabt, und ich nehme daher keinen
                              Anstand, dieses so äußerst leicht von Jedermann in Ausführung zu bringende
                              Prüfungsverfahren als höchst probat zu empfehlen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Beitrag zur Erkennung gefälschter Schriftzüge; von Vorwerk.
                           Der Besitzer einer Quittung über geleistete Abschlagszahlung hatte auf derselben,
                              welche den Werth nur in Zahlen ausgedrückt enthielt, zweimal aus der Ziffer 1 die
                              Ziffer 4 gemacht. Bei dem nach einiger Zeit wieder erfolgten Vorlegen dieser
                              Quittung bemerkte der Debitor das Geschehene und veranlaßte eine gerichtliche
                              Untersuchung. Es wurde zunächst eine Anzahl „Schriftgelehrter,“
                              als: Schreiblehrer, Lithographen, Schreiber etc., zu Rathe gezogen, um am Corpus delicti den streitigen Punkt zu entdecken, allein
                              alle Bemühungen blieben vergebens, so lange man die Herren ohne Vorurtheil
                              experimentiren ließ. Die Schwärze der Tinte war auf dem ganzen Schriftstück und
                              namentlich auch an den veränderten Ziffern vollständig gleichmäßig dunkel und von
                              etwa verschiedenem Drucke mit der Feder war auch nichts zu bemerken. Es sollte nun
                              durch chemische Mittel Rath geschafft werden. Die beiden Häckchen, welche die Ziffer
                              1 in eine 4 verwandelt hatten, boten ein sehr unzureichendes Untersuchungsobject für
                              Tintenstudien dar und da der Beklagte bei Zeiten seine Tinte gewechselt hatte, war
                              überhaupt nur noch eine von demselben früher geschriebene Adresse zu meiner
                              Verfügung.
                           Der Kläger hatte nur Gallustinte in Gebrauch. Es war ein glücklicher Zufall, daß
                              nicht auch die andere Partei mit solcher Tinte geschrieben hatte, es wäre sonst zu
                              einem so unläugbaren
                              Beweise der Fälschung niemals gekommen. Die Tinte des Beklagten erwies sich nämlich,
                              auf der fraglichen Adresse wenigstens, schon bei dem ersten Versuche als die
                              neuerdings vielfach benutzte Campecheholztinte mit Alaun und Kupfervitriol. Ich
                              hatte mit dieser Tinte schon vor einigen Jahren im Interesse eines Fabricanten eine
                              Reihe von Versuchen angestellt und unterließ deßhalb um so weniger eine damals
                              gemachte Erfahrung über die Unterscheidung derselben von der Gallustinte zunächst in
                              Anwendung zu ziehen. Bringt man nämlich dergleichen Schriftzüge mit stark verdünnter
                              (6 bis 8 Tropfen auf 1 Unze Wasser) Säure, besonders mit Salpetersäure, nur einige
                              Secunden in Berührung, so verändert sich die schwarze Farbe in eine
                              gelblich-rothe, die sich durch nochmaliges Eintauchen vollständig wegnehmen
                              läßt. Gallustinte wird durch dieses Experiment nicht verändert.
                           Eine kleine Probe an den gefälschten Ziffern ließ auch hier die Blauholztinte
                              erkennen, und als im Beiseyn der Contrahenten die ganze Quittung durch das saure
                              Wasser gezogen wurde, veränderten bloß die beiden gefälschten Häckchen ihre Farbe in
                              schamhaftes Roth und verschwanden dann ganz. Damit war auch der Status quo wieder hergestellt.
                           Im Zusammenhang mit dieser Untersuchung habe ich nun auch Veranlassung genommen, die
                              Resultate einer mikroskopischen Beobachtung zu prüfen und außer den genannten
                              Tintensorten noch eine dritte – Gallustinte mit Indigolösung, sogenannte
                              Alizarintinte – in Betracht zu ziehen.
                           Die verwendeten Schriftzüge waren alle auf weißem Schreibpapier und wurden gehörig
                              durchfeuchtet beim durchfallenden Lichte unter 70facher Vergrößerung beobachtet. Es
                              erschienen die Züge der Blauholztinte tief stahlblau, die der Gallustinte
                              schwarzgrau mit einzelnen lichteren Stellen, die der Indigo haltenden Tinte am Rande
                              tief schwarz, in der Mitte grau mit zerstreut liegenden dunkeln Partikelchen.
                           Die Papierstreifen mit den Schriftzügen der zwei letztgenannten Tinten wurden nun so
                              lange in dem oben beschriebenen sauren Wasser liegen gelassen, bis die Tinte nahezu
                              völlig aufgelöst, nur gerade noch schwach sichtbar war. Unter dem Mikroskope zeigten
                              sich als Rückstand der Gallustinte rostfarbige Flecken, mit deren Hülfe sich die
                              Spur der Feder leicht verfolgen ließ. Die Alizarintinte zeigte zwar ähnliche braune
                              Linien, nur waren dieselben viel Heller und unzusammenhängend, sie lagen mehr im
                              Papiere, während die anderen sich auf dessen Oberfläche befanden. Außer diesen
                              lichtbraunen Spuren hinterließ aber die Alizarintinte mit voller Deutlichkeit
                              erkennbare Indigotheilchen.
                           Es ist auch diese Unterscheidungsmethode vollständig hinreichend, um selbst den Laien
                              überzeugen zu können. (Neues Jahrbuch für Pharmacie. März 1864, S. 135.)
                           
                        
                           Ueber die Verwendung des übermangansauren Kalis als
                              Desinfectionsmittel, von Demarquay.
                           Der Verfasser gibt dem übermangansauren Kali den Vorzug vor den übrigen in Vorschlag
                              gekommenen Desinfectionsmitteln und empfiehlt es vorzüglich zum Waschen und
                              Ausspritzen von Wunden, Geschwüren u.s.w. Er hat bei einer vielfachen Anwendung
                              immer guten Erfolg erlangt. Ein Zusatz von 15 bis 25 Tropfen einer Lösung von 10
                              Grm. krystallisirtem übermangansaurem Kali in 1000 Grm. Wasser zu 100 Grm.
                              gewöhnlichem Wasser genügt zur Herstellung einer vollkommen desinficirenden
                              Flüssigkeit. Ferner schlägt der Verfasser die genannte Lösung vor als Mittel, den
                              Geruch zu beseitigen, welcher den Händen des secirenden Arztes und Anatomen so
                              hartnäckig anhaftet. (Comptes rendus, t. LVI p. 853.)
                           
                        
                           Anwendung der Lösungen einiger Mineralsalze zur Blumenzucht;
                              nach Prof. W. Knop.
                           Im Laufe des vorigen Sommers und dieses Winters habe ich die Lösungen der
                              Mineralsalze, mittelst deren ich verschiedene Pflanzen bei Ausschluß des Bodens
                              cultivirte, zur
                              Blumenzucht allgemeiner angewandt. Den dabei gemachten Erfahrungen nach zu
                              urtheilen, können Kunstgärtner, welche dieses Verfahren weiter verfolgen, Nutzen
                              davon ziehen. Nicht bei jeder Pflanze, aber doch bei vielen wird man eine raschere
                              und üppigere Entwickelung aller Organe und schöne große Blüthen durch Zusatz einer
                              geringen Menge von Mineralsalzen zu dem Wasser, mit welchem man die Pflanzen
                              begießt, erzielen.
                           Es wird dabei auf die Verhältnisse der Salze zu einander nicht so viel ankommen, daß
                              man sich genau an die in der unten folgenden Vorschrift angegebenen Mengen zu binden
                              braucht; ich habe selbst auch andere Verhältnisse, als die angegebenen, eingehalten
                              und denselben Erfolg gehabt.
                           Um einstweilen der Anwendung der pflanzenernährenden Mineralsalze in der Praxis
                              Eingang zu verschaffen, habe ich jetzt folgendes Verfahren in Anwendung bringen
                              lassen.
                           
                              
                                   0,5
                                 Grm.
                                 krystallisirtes Bittersalz,
                                 
                              
                                   1,5
                                 „
                                 Kalisalpeter,
                                 
                              
                                   4,0
                                 „
                                 salpetersaurer Kalk,
                                 
                              
                                 10,0
                                 „
                                 gefällter dreibasisch-phosphorsaurer Kalk,
                                 
                              
                                 24
                                 Pfd.
                                 Fluß- oder Brunnenwasser.
                                 
                              
                           Den phosphorsauren Kalk läßt man durch Fällen einer
                              Chlorcalciumlösung mit phosphorsaurem Natron bereiten, oder man nimmt statt dessen
                              20 Grm. Bakerguano.
                           Die ersten drei Salze löst man in dem angegebenen Verhältnisse in 24 oder 12 Kannen
                              Wasser, darauf schüttet man den phosphorsauren Kalk hinein. Man bereitet die Lösung
                              mindestens 14 Tage vor der Anwendung und schüttelt den phosphorsauren Kalk täglich
                              mehrmals auf, weil derselbe sich nur langsam in der Salzlösung löst.
                           Mit dieser Flüssigkeit begießt man die Blumentöpfe, wie sonst mit Wasser, und füllt
                              damit dann und wann auch die Untersetzer, damit die Wurzelspitzen am Boden der
                              Blumentöpfe mit der Lösung getränkt werden.
                           Concentrirter darf die Lösung bei den meisten Pflanzen nicht angewandt werden. Die
                              relativen Verhältnisse der Salze unter einander mag man später, je nach dem Boden,
                              in dem die Pflanzen stehen, ändern, und die schwefelsaure Magnesia mag versuchsweise
                              auch durch salpetersaure ersetzt werden, da die meisten Brunnenwässer schwefelsaure
                              Salze genug enthalten. (Chemisches Centralblatt, 1864, Nr. 11.)
                           
                        
                           Zertheilung hornartiger Gebilde.
                           Um hornartige thierische Gebilde, welche sich im gewöhnlichen Zustande behufs der
                              Darstellung von Düngemehl nicht pulvern lassen, sondern sich blättern und der feinen
                              Zertheilung widerstehen, in eine so spröde Masse zu verwandeln, daß sie sich
                              mittelst eines Stampfwerkes beliebig fein pulvern lassen, werden dieselben nach
                              einer Angabe von C. Petersen in Merseburg in Cylindern,
                              wie man sie zum Dämpfen der Knochen benutzt, 10 bis 12 Stunden lang einem
                              Dampfdrucke von 1 1/2 Atmosphären ausgesetzt und gleich hernach sehr scharf
                              getrocknet. Horn, Hufe, Klauen, Lederabfälle lassen sich auf diese Weise für die
                              feinste Zertheilung Präpariren; ebenso auch Filzabfälle, Haare und Wolle, wenn man
                              denselben eine kleine Menge Alkali beimischt. (Deutsche illustrirte
                              Gewerbezeitung.)