| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 234 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Coulthard's Stopfbüchsenpackung.
                           Da in einem großen Etablissement wie das unserige die Kosten der Stopfbüchsenpackung
                              bei Anwendung von Hanf alljährlich eine gar nicht unbedeutende Summe betragen, so
                              machten wir einen Versuch mit Coulthard's (im polytechn.
                              Journal Bd. CLXXI S. 461 beschriebenen)
                              Packung, indem wir in Talg eingetauchte Hobelspäne verwendeten. Das Verfahren
                              bewährte sich vollständig, so daß wir es jetzt seit sechs Wochen bei unseren
                              sämmtlichen Dampfmaschinen, Maschinen von den größten Dimensionen, mit dem besten
                              Erfolge in Anwendung gebracht haben; die praktischen Vortheile, die sich bei der
                              Packung anwenden lassen, fanden die Arbeiter bald heraus. Indem wir diese Erfolge
                              hier veröffentlichen, wünschen wir die Prüfung des sehr einfachen Verfahrens auch in
                              anderen Etablissements anzuregen, da ja kein Praktiker die Wichtigkeit von
                              wirklichen, wenn auch anscheinend unbedeutenden Verbesserungen unterschätzen wird.
                              – g. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 16.)
                           
                        
                           Die Nähmaschine von Wilcox und Gibs.
                           Ein mißlicher Umstand bei allen Nähmaschinen ist der, daß das Schwungrädchen sich nur
                              in einer Richtung drehen darf, wenn die Maschine regelrecht arbeiten soll. Wird in
                              der verkehrten Richtung gedreht, so gibt es eine Arbeitsstörung und die Nadel
                              bricht. Dieses ist für Anfänger mißlich, weßhalb man längst darauf bedacht war,
                              Nähmaschinen zu construiren, deren Schwungrädchen sich nur nach einer Richtung
                              drehen. Die HHrn. Wilcox und Gibs in Amerika haben sich eine Nähmaschine patentiren lassen, welche dem
                              Uebelstand des Falschdrehens auf die einfachste Weise abhilft. An dem Gestell der
                              Maschine ist eine rinnenförmige Vorrichtung angebracht, durch welche der Rand des
                              Schwungrades läuft. Die rinnenförmige Vorrichtung besitzt in ihrer Mitte ungefähr
                              eine Erweiterung, und in dieser Erweiterung liegt ein Gummiball welcher sanft den
                              Rand des Schwungrädchens streift. Von dem Ball an verengt sich die Rinne nach
                              abwärts. Wird nun in der vorgeschriebenen Richtung gedreht, so dreht sich der Ball
                              spielend um seine eigene Achse; zugleich ist ein Bestreben da, verursacht durch die
                              Reibung, den Ball in der Richtung der Bewegung mit fortzureißen. Er wird deßhalb bei
                              der richtigen Bewegung in einer gewissen Stelle, welche seine Schwere bestimmt,
                              rotirend gehalten werden. Wird dagegen verkehrt gedreht, so ist ebenfalls das
                              Bestreben vorhanden, den Ball in der Richtung der Bewegung mitzunehmen. Dieses
                              geschieht auch. Da sich aber die Rinne nach abwärts verengt, so wird der Ball
                              hineingezwängt und verursacht dadurch sofort einen Stillstand der Maschine. Wir
                              empfehlen diese Verbesserung unseren deutschen Nähmaschinenfabricanten.
                              (Schweizerischer Handwerker- und Gewerbefreund.)
                           
                        
                           Brücken von Gußstahl.
                           Innerhalb der Linien der im Bau begriffenen holländischen Staatsbahnen wird die
                              Errichtung vieler und sehr großer Brücken erforderlich. Diese Brückenbauten nehmen
                              mitunter Dimensionen an, welche die aller bis jetzt ausgeführten Balkenbrücken
                              übertreffen. So muß die Brücke bei Kuilenburg unter Anderem auch eine Oeffnung von
                              150 Meter lichter Weite bekommen. Die Brücke bei Bommel erhält nebst kleinen
                              Oeffnungen auch mehrere von 120 Meter lichter Weite. Die Brücke bei Moerdyk wird gar
                              10 Oeffnungen jede zu 100 Meter lichter Weite haben. Es ist klar, daß die Erbauung
                              solch colossaler Brücken zu den gründlichsten Vorstudien Veranlassung geben mußte.
                              In diese Vorstudien wurde aber nicht nur das System, in welchem diese Constructionen
                              ausgeführt werden
                              sollen, einbezogen, sondern auch die Frage untersucht, welches Material am
                              zweckmäßigsten zur Verwendung komme. Denn es ist bekannt, daß Eisen bei Brücken mit
                              großen Spannweiten nur unter ungünstigen Verhältnissen verwendet ist. Eisen ist im
                              Verhältniß zu seiner Festigkeit viel zu schwer, und das dadurch bei Brücken mit
                              großen Spannweiten herbeigeführte Eigengewicht der Constructionen läßt die
                              Verwendung des Eisens in diesen Fällen nur als Nothbehelf, nicht mehr aber als
                              Anwendung in normalen Verhältnissen, erscheinen. Bei der Dirschauer Weichselbrücke
                              sind z.B. 3 Ctr. Eisen erforderlich, um 1 Ctr. Nutzlast zu tragen, bei der
                              Britanniabrücke, welche eine größere Spannweite hat, ist dieses Verhältniß noch
                              ungünstiger, und würde bei der oben angeführten Kuilenburger Brücke sich dahin
                              ändern, daß 4 Ctr. Eisen erforderlich wären, um 1 Ctr. Nutzlast zu tragen. Der zum
                              Theil unbefriedigende Ausfall großer Brücken-Constructionen ist vielfach in
                              dem gewählten System gesucht worden, und hieraus mag es auch zu erklären seyn, daß
                              bei allen großen Brückenbauten das System des vorhergegangenen Baues ähnlicher Größe
                              verlassen wurde. Man glaubte im Systeme Verbesserungen anbringen zu müssen, und
                              übersah hierbei, daß die Quelle aller Schwierigkeiten bei solchen Constructionen nur
                              in dem bis jetzt verwendeten Material liegt. Wohl durch ähnliche Gründe veranlaßt,
                              faßten die holländischen Ingenieure für Herstellung der großen Ueberbrückungen auch
                              die Verwendung des Gußstahls ins Auge, und um sicher zu
                              gehen und bestimmte Anhaltspunkte zur Beurtheilung zu gewinnen, wurden,
                              gewissermaßen als Versuch im Großen, drei Brücken für Straßenverkehr in Gußstahl
                              ausgeführt. Die größte ist schief mit 37 Meter Spannweite und 4 Meter Breite, die
                              kleineren sind gerade mit 30 Meter Spannweite bei 4 Meter Breite. Eine der letzteren
                              steht in der Nähe von Maestricht. Ende Februar nun sind diese Brücken verschiedenen
                              Belastungsproben unterworfen worden, und dem Vernehmen nach haben sich dieselben
                              vollkommen bewährt. (Aus dem „Berggeist,“ 1864, Nr. 31.)
                           
                        
                           Ueber eine neue Garn-Trockenmaschine; von Prof. C. H.
                              Schmidt in Stuttgart.
                           Zum Trocknen der naß gesponnenen Flachs- und Werggarne bedient man sich jetzt
                              in mehreren Etablissements mit großem Vortheil der Cylinder-Trockenmaschine.
                              Dieselbe ist in der Hauptsache ganz so construirt, wie die Maschinen, welche man
                              seit langer Zeit in den Appreturanstalten zum Trocknen der Webstoffe anwendet. Sie
                              besteht aus 12–15 Stück mit Dampf geheizter Kupferblechcylinder von circa 1 1/2 Fuß Durchmesser und 5–6 Fuß Breite,
                              welche in einem eisernen Gestelle gelagert sind. Am hinteren Ende der Maschine
                              befindet sich noch ein Auflegetisch und am vorderen Ende noch ein Paar leicht
                              belasteter Abzugswalzen. Die geweiften nassen Garnsträhne werden auf dem am hinteren
                              Ende angebrachten Tische durch bronzene Stäbe mit einander verbunden und so in
                              Gestalt eines aus einzelnen biegsamen Gliedern bestehenden Bandes über die
                              Trockencylinder nach den Abzugswalzen geführt. Die genannten Bronzestäbe haben 1/2
                              Zoll Stärke, 1 Fuß Länge, und kommen in zwei verschiedenen Formen vor. Der eine Stab
                              hat rechtwinkelig umgebogene zu Haken geformte Enden, während die Enden des zweiten
                              zugehörenden Stabes so weit abgeschwächt sind, daß sie sich mit Leichtigkeit in die
                              Haken des ersten Stabes einlegen lassen. Der eine Stab wird in die bereits auf der
                              Maschine befindlichen Garnsträhne eingeführt, um den anderen werden die der Maschine
                              zuzuführenden Strähne gelegt, beide Stäbe werden in einander gehakt und auf diese
                              Weise die einzelnen Strähne mit einander verbunden. Ist diese Verbindung über die
                              ganze Breite der Maschine hergestellt, also 6–8 Paar Stäbe eingelegt, so
                              werden die Cylinder in langsame Bewegung gesetzt und darin so lange erhalten, bis
                              die hinteren Enden der zuletzt eingeführten Strähne in eine zu weiterer Anstückelung
                              geeignete Lage auf dem Tische kommen. Dann wird die Maschine angehalten, die
                              Anstückelung am hinteren Ende wiederholt und gleichzeitig am vorderen Ende die
                              Abnahme der getrockneten Strähne durch Auslösung der Stäbe ausgeführt.
                           Die Maschine erfordert zwei Arbeiter zur Bedienung und trocknet täglich 10–12
                              Centner Garn. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 16.)
                           
                        
                           
                           Ueber sogenannte „Silberseife,“ ein neues
                              Material zum Putzen angelaufener oder schmutzig gewordener Silbersachen; von Dr.
                              Sauerwein.
                           Bekanntlich bedient man sich meistens der geschlämmten Kreide zum Putzen von
                              angelaufenen Silbersachen; ist aber ihre Oberfläche fettig, so muß das Fett zuvor
                              durch Auskochen in verdünnter Lauge oder Seifenlösung entfernt werden. Ein beide
                              Zwecke vereinigendes Mittel liegt mir aus der Mustersammlung des Gewerbevereins vor,
                              welches unter der Bezeichnung „Robinson's
                                 indexical Silver-soap“ in etwa 125
                              Gramme schweren Stücken von England aus bezogen ist. Der Preis dieser Stücke ist mir
                              nicht bekannt; nach Versuchen jedoch, die sowohl von den HHrn. Bernstorff und Eichwede wie von mir angestellt
                              worden sind, entspricht dieß Material dem angeführten Zwecke vollkommen, indem
                              angelaufenes Silber sehr rasch seinen früheren Glanz erhält, wenn man mit einer
                              steifen befeuchteten Bürste etwas von der Seife nimmt und dann damit auf dem zu
                              putzenden Gegenstande hin und her reibt. Ich theile hier die Zusammensetzung der
                              Seife mit, damit Jeder, der sich dafür interessirt, den mir unbekannten Preis beim
                              Kauf nach dem wirklichen Werthe selbst beurtheilen und eventuell in Stand gesetzt
                              seyn möge, sich das Material selbst zu bereiten. Es enthielt die Seife, abgesehen
                              von geringen Mengen Kieselerde und Eisenoxyd, welche als Verunreinigung der
                              angewandten Kreide angesehen werden müssen, im Wesentlichen
                           
                              
                                   2,8 Proc.
                                 Wasser,
                                 
                              
                                 21,2   „
                                 Seife,
                                 
                              
                                 76      „
                                 Kreide (geschlämmt).
                                 
                              
                           Es werden also 24 Thle. Seife und 76 Thle. geschlämmte Kreide angewendet seyn.
                              (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1864, Nr. 1 und 2.)
                           
                        
                           Verfahren um Metallgegenstände auf galvanischem Wege mit
                              Messing zu überziehen.
                           Mit Hülfe einer galvanischen Batterie kann man nach der „Fürther
                                 Gewerbezeitung“ Metallgegenstände auf folgende Weise mit Messing
                              überziehen: Man löst 1 Th. Kupfervitriol in 4 Th. heißem Wasser, 8 Th. Zinkvitriol
                              in 16 Th. Wasser, 18 Th. Cyankalium in 36 Th. Wasser, mischt diese Lösungen
                              zusammen, setzt, um den entstehenden Niederschlag aufzulösen, Cyankalium hinzu und
                              verdünnt dann die ganze Mischung mit 250 Th. Wasser. Durch Zerlegung dieser
                              Flüssigkeiten mittelst zweier Bunsen'schen Elemente mit
                              starker Salpetersäure und verdünter Schwefelsäure (1 Th. Säure und 10 Th. Wasser)
                              läßt sich ein Messingüberzug auf Kupfer, Zinn, Zink und Britanniametall, schwierig
                              jedoch auf Eisen erzielen. Zu dem Ende muß der betreffende Gegenstand mittelst eines
                              Kupferdrahtes mit dem negativen Element – bei der Kohlenzinkbatterie der
                              Kohle, bei der Zusammenstellung von Kupfer und Zink (der Daniell'schen Batterie), dem Kupfer – verbunden werden, während man
                              das positive Element oder das Zink mit einer Messingplatte in Verbindung bringt. Die
                              Zersetzungsflüssigkeit muß bis zum Sieden erhitzt werden und soll der Niederschlag
                              erfolgen, so muß man an der negativen – der Kupfer- oder
                              Kohlen- – Seite unter Aufbrausen Wasserstoff entwickeln. Sind alle
                              Umstände berücksichtigt, so erfolgt der Messingüberzug schon nach einigen Minuten.
                              – Ein anderes Verfahren besteht darin, daß man 1 Th. Cyankalium und 1 Th.
                              kohlensaures Ammoniak in 10 Th. Wasser auflöst und dann 1/8 Cyankupfer und 1/16
                              Cyanzink zusetzt. Diese beiden Verbindungen werden erhalten, wenn man
                              Kupfervitriol- und Zinkvitriollösung (beide jedoch rein) mittelst Cyankalium,
                              unter Vermeidung eines Ueberschusses des letzteren, niederschlägt, den Niederschlag
                              gut auswäscht und trocknet. Die auf obige Weise erhaltene Flüssigkeit wird auf
                              52° R. erwärmt und eine große Messingplatte nebst einer starken Batterie
                              angewendet. Soll die Menge des Kupfers im Niederschlag vermehrt werden, derselbe
                              sonach eine röthere Farbe, ähnlich dem Semilor, annehmen, so muß man die Temperatur
                              der Flüssigkeit erhöhen oder noch etwas Cyankalium zusetzen. Zur Steigerung des
                              Zinkgehaltes hingegen erniedrigt man die Temperatur oder vermehrt den Zusatz von
                              kohlensaurem Ammoniak.
                           
                        
                           
                           Ueber die Wirkung des Grünspans auf die mit der Anfertigung
                              desselben beschäftigten Arbeiter; von Pécholier
                              und Saintpierre.
                           Folgendes sind die Schlüsse, zu welchen wir in Folge einer ausgedehnten Arbeit über
                              die Gesundheit der bei der Fabrication des Grünspans (basisch-essigsauren
                              Kupferoxyds) beschäftigten Arbeiter unter Anstellung zahlreicher Versuche mit den
                              verschiedensten Thieren gelangt sind.
                           1) Der Grünspan ist bei einigermaßen beträchtlicher Dosis ein starkes Gift, bei
                              kleineren Dosen aber auch in längerem Gebrauche unschädlich.
                           2) An Hühnern, welche fast nur mit Traubentrebern gefüttert worden waren, die zur
                              Grünspanfabrication gedient hatten und wägbare Mengen dieses Salzes enthielten,
                              haben sich nur treffliche Wirkungen dieser Nahrung gezeigt. Die rasche Mästung hat
                              sich auf diesem Wege in großem Maaßstabe bewährt.
                           3) Die allgemeine Beobachtung spricht für die vollkommene Gesundheit der mit der
                              Grünspanfabrication beschäftigten Arbeiter, welche stets mit dieser Kupferverbindung
                              in Berührung sind. Dennoch läßt sich das Kupfer im Urine derselben nachweisen.
                              Kupferkolik haben wir niemals beobachtet.
                           4) Es läßt sich sogar das Nichtvorkommen der Bleichsucht bei allen Arbeiterinnen
                              nachweisen, bei welchen diese Krankheit nach Alter und sonstigen Bedingungen sonst
                              leicht auftritt.
                           5) Dagegen wirkt der Grünspan als feines Pulver äußerlich nachtheilig: die
                              Schleimhäute der Augen und der Athmungswerkzeuge werden durch die Berührung damit
                              gereizt und es entstehen dadurch leichte Affection der Augen, Husten u.s.w., welche
                              zwar meist günstig verlaufen, bei besonders disponirten Personen aber doch zu
                              chronischen Krankheiten der Athmungsorgane, Asthma u. dgl. führen können.
                           6) Es sind demnach die Frauen, welche zu den genannten Leiden hinneigen, aus den
                              Grünspanfabriken fern zu halten und vielleicht bleichsüchtige Mädchen nach denselben
                              hinzuleiten.
                           7) Eine Luftfiltration durch ein Taschentuch oder dgl. würde sich zum Schütze gegen
                              die äußere Wirkung des Grünspanstaubes empfehlen.
                           8) Vom Gesichtspunkt der öffentlichen Gesundheitspflege ist die Grünspanfabrication
                              ohne allen Nachtheil. (Comptes rendus, t. LVIII p. 57.)
                           
                        
                           Photographien auf Elfenbein für Miniaturmaler.
                           Hr. John Lawrence theilt im Philadelphia Photographer das nachstehende Verfahren mit, Bilder auf
                              Elfenbein zu copiren, die dem Miniaturmaler als Unterlage von großem Nutzen
                              sind.
                           Die fertiggeschliffene Elfenbeinplatte wird in eine Auflösung von oxalsaurem
                              Eisenoxydammon gelegt. Man bezeichnet die unten liegende Seite an einer Ecke mit dem
                              Bleistift, damit die entgegengesetzte Seite belichtet wird. In dem Bade bleibt das
                              Elfenbein zwei bis drei Tage liegen. Nach dem Trocknen belichtet man in der Sonne
                              dreiviertel bis eine Stunde. Das Hervorrufen geschieht, indem man die Platte in eine
                              Lösung von Oxalsäure und rothem Blutlaugensalz taucht. Wenn das Bild gänzlich
                              gekommen ist, spült man es einige Minuten mit reinem Wasser ab. Nach dem Trocknen
                              kann der Ueberschuß von oxalsaurem Eisenammon mit einem steifen Pinsel abgewischt
                              werden. Ist das Bild zu blau geworden, so taucht man es in eine sehr schwache
                              Cyankaliumlösung und spült, wenn es hinreichend hell geworden ist, mit Wasser ab.
                              (Photographisches Archiv, Mai 1864, S. 230.)
                           
                        
                           Glasdächer wasserdicht zu machen.
                           Wenn Glasdächer mit eisernem Rahmenwerke versehen sind, wie dieß neuerdings vielfach
                              beliebt wird, so ist es sehr schwierig oder wohl gar unmöglich, dieselben auf gewöhnlichem Wege
                              wasserdicht herzustellen, weil beide Materialien sich beim Temperaturwechsel sehr
                              verschieden ausdehnen. Folgendes Verfahren hat sich in allen Fällen seiner Anwendung
                              als zuverlässig erwiesen und kann daher empfohlen werden. Man schmelze 1 Theil Talg
                              und 2 Theile Harz und tauche schmale Streifen von Leinwand oder Kattun in die Masse.
                              Hierauf bedecke man die mit Glaserkitt bereits ausgestrichenen Fugen der Rahmen mit
                              diesen Streifen, so daß 1/2 oder 1/4 Zoll der Breite derselben unter die Ränder der
                              Glastafeln zu liegen kommt, und drücke die Tafeln ein, so lange die Fettmasse der
                              Streifen noch flüssig ist. Dieselbe Mischung erweist sich, in ähnlicher Weise
                              angewendet, sehr zweckmäßig zum Abdichten gesprungener Wasserleitungsröhren.
                              (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Ueber das Verfahren, Papierbrei aus Holz auf chemischem Wege
                              darzustellen.
                           Im polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 464 wurde
                              eine Notiz über das Verfahren von Barne und Blondel in Nantes, Papierbrei durch Behandlung des Holzes
                              mit Salpetersäure darzustellen, mitgetheilt. Im Laboratorium der kgl. Centralstelle
                              für Gewerbe und Handel zu Stuttgart wurden in dieser Richtung Versuche angestellt,
                              welche folgendes Resultat ergaben:
                           
                              „Es ist richtig, daß das Holz sich in Papierbrei verwandeln läßt, wenn man
                                 es in feiner Vertheilung, in Form von Hobelspänen, längere Zeit in der
                                 Salpetersäure liegen läßt. Wenn dasselbe aber auch nur eine Linie stark ist, wird kein gleichmäßiges Product erhalten. Dann
                                 muß ferner die Salpetersäure sehr stark seyn, zum mindesten ein specifisches
                                 Gewicht von 1,40 haben; eine schwächere Säure wirkt nicht genügend, selbst nicht
                                 beim Kochen. Ein Pfund dieser starken Säure wird aber jedenfalls nicht unter 20
                                 kr. herzustellen seyn.
                              
                           
                              Beim Herausnehmen der Späne bleibt ein großer Theil der Säure in denselben zurück
                                 und wird durch Eintragen in Sodalösung in salpetersaures Natron verwandelt, das
                                 man auskrystallisiren und daraus mit Schwefelsäure wieder Salpetersäure
                                 abdestilliren könnte – Operationen, die jedoch mit so viel Aufwand von
                                 Brennmaterial, Soda und Schwefelsäure verbunden sind, daß eine neue Portion
                                 Säure jedenfalls nicht theurer zu stehen kommt.
                              
                           
                              Beim Eintauchen der mit Säure durchdrängten Späne in die Sodalösung werden durch
                                 die jetzt erfolgende Gasentwickelung die einzelnen Fasern so von einander
                                 gerissen, daß man sie von der Flüssigkeit durch Abfiltriren trennen muß, was
                                 wegen der schlammigen Beschaffenheit äußerst langsam vor sich geht und für einen
                                 großen Betrieb kaum ausführbar seyn wird.
                              
                           
                              Der Papierbrei, wie er aus der Sodalösung kommt, zeigt eine tiefbraune Färbung
                                 und bedarf zum Bleichen eine größere Menge Chlorkalk, als die sonst gewöhnlichen
                                 Rohmaterialien.
                              
                           Auch ist noch in Anschlag zu bringen, daß die ganze Operation eine sehr ungesunde
                                 ist, weil man nur sehr concentrirte Säure in Anwendung bringen kann, und weil
                                 aus dieser fortwährend starksaure Dämpfe in großer Menge fortgehen, die für die
                                 Athmungsorgane sehr gefährlich sind. Die Behandlung des Holzes mit der Säure
                                 könnte aber nur in weiten offenen Gefäßen vorgenommen werden.“
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 11.)
                           
                        
                           Ein neues künstliches Schmalz.
                           Dasselbe soll alle nur möglichen Vorzüge besitzen, nämlich billig, wohlschmeckend,
                              haltbar und so fett seyn, daß 1 Pfund desselben 2 Pfund Butter ersetze. Der
                              Magistrat von Frankfurt a. d. O. hat es probat gefunden und deßhalb die Vorschrift
                              dazu angekauft. Um dieses Schmalz darzustellen, soll man 1 Pfund frischen
                              Hammelstalg mit 9 Unzen Milch schmelzen, und dann, so lange das Gemisch noch warm
                              ist, mittelst eines seinen Siebes abgießen, hierauf unter beständigem Rühren 5/4
                              Pfd. gutes Mohnöl zumischen und dieses Gemenge mit 4 Loth Brodrinde, 1 Loth Beifußkraut und zwei
                              zerschnittenen Zwiebeln in der Pfanne erhitzen und durchseihen. Es ist eine völlig
                              geruch- und geschmacklose reine Fettmasse, die bei sehr großer Ersparniß in
                              allen Fällen, beim Backen und Kochen, die Butter vollständig ersetzt. Dabei werden
                              die Speisen fetter und wohlschmeckender, das Gebäck lockerer, schöner von Ansehen
                              und besser von Geschmack. (Kurze Berichte über die neuesten Erfindungen, 1864, S.
                              13.)
                           
                        
                           Bereitung des Schweizer Kirschwassers.
                           Wer jemals in der Schweiz gereist ist, wird sich erinnern, daß auf anstrengenden
                              Gebirgswanderungen die Flasche mit Kirschwasser nicht fehlen darf, um damit das
                              Wasser der Gebirgsbäche zum unschädlichen Trunk zu mischen. Das feine Aroma, das an
                              den Geruch des Bittermandelöls erinnert, die vollständige Farblosigkeit und die
                              Abwesenheit alles Fuselöls unterscheiden das Kirschwasser von unseren sogenannten
                              Kirschliqueuren und anderen Herzstärkungen.
                           Dieses Kirschwasser wird aus den in großer Menge in der Schweiz und im Schwarzwalde
                              wachsenden kleinen schwarzen Waldkirschen gewonnen, die sich durch einen sehr großen
                              Reichthum an Zucker auszeichnen. Die völlig reifen Kirschen werden in großen Mörsern
                              zerstoßen. Will man dem Kirschengeist ein starkes Aroma geben, so muß man auch die Kerne mit zerkleinern, in deren Samen etwas
                              Amygdalin wie in den bitteren Mandeln enthalten ist, der Stoff, der eben durch seine
                              Zersetzung das Bittermandelöl liefert. Gewöhnlich wird nur 1/3 der Kirschen mit den
                              Kernen zerkleinert. Man läßt dann die zerkleinerte Masse in einem bedeckten Gefäße
                              3–4 Wochen lang gähren, indem man dabei des Tags 2–3 Mal umrührt, um
                              das Entweichen der Kohlensäure zu befördern, die sonst die festen Bestandtheile
                              heraustreiben würde. Nachdem die Gährung beendigt ist, was man am Ruhigwerden der
                              Masse bemerkt, bringt man die Masse in eine geräumige Destillirbase, auf die man den
                              Helm erst aufsetzt, nachdem die Masse zum Kochen gekommen ist und kein Uebersteigen
                              mehr zu befürchten ist. Der übergehende verdünnte Spiritus muß durch Rectification
                              verstärkt werden, falls man, wie es gewöhnlich geschieht, nur eine einfache Blase
                              anwendet, und gewinnt dann durch längeres Lagern erst seine höchste
                              Vollkommenheit.
                           In ganz ähnlicher Weise wird der Heidelbeergeist durch Gährung und Destillation
                              gewonnen. Derselbe hat fast noch ein feineres Aroma und ließe sich auch in Schlesien
                              wahrscheinlich mit Vortheil darstellen, zumal man aus der rückständigen Schlempe den
                              zum Färben von Rothwein angewendeten Farbstoff wohl noch gewinnen könnte. In Ungarn,
                              Slavonien etc. wird in ähnlicher Art die sogenannte Sliwowitza aus Pflaumen
                              dargestellt. In Bayern findet man häufig die Ebereschen oder Bogelbeeren auf einen
                              sehr wohlschmeckenden Branntwein verarbeitet.
                           Alle diese Fruchtbranntweine zeichnen sich wegen der langsamen Gährung ohne Hefe
                              durch ein fast völliges Freiseyn von dem widerlichen Fuselgeschmacke aus. Dr. H. Schwarz. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1864, Nr. 8.)
                           
                        
                           Ueber eine neue Methode, Hefe Jahre lang aufzubewahren, ohne
                              daß sie ihre Wirksamkeit verliert; von Prof. Artus.
                           In größeren wie in kleineren Orten macht sich oft das Bedürfniß geltend, ein Mittel
                              zu besitzen, Hefe so vorzubereiten, daß sie für solche Zeiten aufbewahrt werden
                              kann, wo Hefe schwer zu beschaffen ist; es ist dieß nicht allein von dem Bäcker,
                              sondern auch von dem Privatmann anzunehmen; in dieser Beziehung sind auch schon
                              mannichsache Anfragen an das chemisch-technische Bureau des Verf. gelangt,
                              diesen Gegenstand auf dem Wege des Experiments zu erforschen, und nach einer Reihe
                              angestellter Untersuchungen gelang es demselben endlich ein Verfahren aufzufinden,
                              um obigem Zwecke vollkommen zu entsprechen. Das Verfahren selbst, welches zu einem
                              sehr günstigen
                              Resultate führte, wornach der Verf. heute noch – nach 1 1/2. Jahren –
                              eine Hefe besitzt, die allen Bedingungen einer guten Hefe entspricht, besteht im
                              Folgenden: Man nehme eine beliebige Quantität Bierhefe, übergieße dieselbe mit
                              Wasser, schüttle gehörig und lasse die Masse so lange stehen, bis die Hefe sich
                              abgesetzt hat und die oben stehende Flüssigkeit gehörig geklärt erscheint, worauf
                              das überstehende Wasser abgegossen und der rückständigen Hefe so viel Zucker
                              zugesetzt wird, bis die Masse eine dicke Syrups-Consistenz angenommen hat,
                              worauf sie in einem verschlossenen Glase an einem kühlen Orte unbeschadet ihrer Güte
                              Jahre lang aufbewahrt werden kann. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           Ueber Milchproduction, von Dr. A.
                              Voelcker.
                           Der Verf. macht über Milchproduction in dem „Bath
                                    and West of England Society's Journal“ folgende auf Versuche
                              gestützte Angaben:
                           1) Die meiste Milch wurde producirt bei einem Futter von 5 1/2 Pfund Rapskuchen, 36
                              Pfund Mangold und 25 Pfd. Haferstroh per Tag und
                              Haupt.
                           2) Eine Vermehrung der Rapskuchen auf 9–10 Pfd. verminderte bei den besseren
                              Kühen die Milchproduction ansehnlich.
                           3) In der sechsten Versuchsreihe erhielten die Kühe per
                              Haupt 6 Pfd. Bierbrauermalz (nicht Träber) weniger, als in der fünften; dadurch
                              wurde die Milchproduction um 0,72 Liter per Haupt
                              vermindert. Es scheint daraus hervorzugehen, daß 1 Pfd. Malz 1/4 Pfd. Milch
                              producirt.
                           4) In der ersten und dritten Versuchsreihe wurde fast gleich viel Milch producirt; in
                              beiden Fällen wurde die gleiche Menge Runkelrüben und Haferstroh gefüttert, dagegen
                              in der ersten 18 Pfd. Bierbrauermalz, welche in der dritten durch 4 1/2 Pfd.
                              Rapskuchen ersetzt wurden. Demnach war 1 Pfund Rapskuchen äquivalent 4 Pfd. Malz in
                              Rücksicht auf Milchproduction.
                           5) Rapskuchen gab fettere Milch, als Malz; aber die Butter von letzterer Milch war
                              wohlschmeckender.
                           6) Die Veränderungen der täglichen Futterration hatten auf die Milchproduction
                              weniger Einfluß bei geringeren Kühen, als bei den besseren. Während letztere je nach
                              dem Futter mehr oder weniger Milch gaben, blieb die Milchmenge bei ersteren fast
                              constant.
                           7) Vom 1. März bis zum 5. April nahmen die vier besseren Kühe um 100 Pfd. an
                              Lebendgewicht zu und gaben 1558,9 Liter Milch; die vier geringeren Kühe nahmen in
                              derselben Zeit um 304 Pfd. an Lebendgewicht zu und gaben 1032,7 Liter Milch. In den
                              36 Tagen producirten demnach die besseren Kühe 526,2 Liter Milch mehr, aber 204 Pfd.
                              Lebendgewicht weniger; 2 1/2 Liter Milch wurden demnach ersetzt durch 1 Pfd.
                              Fleisch.
                           Allgemein kann man annehmen, daß kleinere Racen und auch kleinere Individuen der
                              größeren Racen bei gleichem Futter die bessere Milch produciren. (Wochenblatt zu den preußischen
                              Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 11.)