| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 313 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampfkessel aus gewelltem Bleche.
                           Eine nicht unwichtige Verbesserung im Dampfkesselbau verdanken wir R. Montgommery
                              iniu New-York. Es ist dieß die Construction der Kessel aus gewelltem (mit zwei
                              glatten Rändern versehenen) Blechen, statt aus glattem Bleche. Die Vortheile dieser
                              Methode liegen auf der Hand. Das gewellte Blech hat eine weit größere Steifigkeit
                              und Widerstandsfähigkeit gegen den Dampfdruck, als das glatte Blech; ein Kessel von
                              gegebener Festigkeit kann also aus schwächerem Blech gearbeitet werden. Auf gleiche
                              Dimensionen bietet gewelltes Blech eine größere feuerberührte Fläche dar, als
                              glattes; es ist daher bei gleicher Heizfläche eine geringere Größe erforderlich. Der
                              Kessel wird also leichter und kleiner, daher auch billiger und besser transportabel
                              werden, als die glatten Kessel. Da endlich gewelltes Blech eine größere
                              Expansionsfähigkeit als glattes besitzt, so wird der Kesselstein durch die
                              Ausdehnung und Zusammenziehung abgesprengt und soll sich auf diese Weise täglich
                              leicht herausspülen lassen.In einer früheren Mittheilung über Montgommery's
                                    Kessel (polytechn. Journal Bd. CXXXI S.
                                       396) wird noch hervorgehoben, daß dieselben weit mehr gegen
                                    Explosionen sichern, da bei dem Auswalzen des Eisenblechs zur gewellten
                                    Oberfläche alle Schiefern und Blasen desselben ans Licht treten, während
                                    diese Fehler des Eisens bei dem gewöhnlichen Blechwalzproceß versteckt
                                    werden.A. d. Red. J. Pintus. (Wochenblatt zu den preußischen
                              Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 19.)
                           
                        
                           Die Stahlbereitung nach Bessemer's
                              Verfahren in Frankreich.
                           Die besten, bisher publicirten Zeichnungen über den Bessemerapparat finden sich in
                              Armengaud's
                              Publication industrielle, t. XIV, livr. 7, 8. Außer zu Sheffield scheint das Verfahren im größten Maaßstabe
                              in St. Seurin-sur-Isle ausgeführt zu werden, und zwar können an letzterem Orte 5 bis
                              6000 Kilogramme Gußeisen in Stahl verwandelt werden in einem Apparat von 1,8 Metern
                              innerer Weite, 2,4 Metern äüßerem Durchmesser und 3,7 Metern Höhe. Sieben verticale
                              Düsen enthalten jede zwölf einzelne Röhren von 1 Centimeter Durchmesser. Das näher
                              angegebene Verfahren weicht von dem durch Tunner (im
                              polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 31)
                              beschriebenen Sheffielder nur wenig ab. Es wird aber Näheres über die Windzuführung
                              in nachstehender Weise mitgetheilt: Der eine der beiden Zapfen, an welchen die
                              Retorte aufgehängt ist, ist hohl und der innere Raum desselben steht mit dem
                              Windleitungsrohr in Verbindung, welches an der Retorte hinab bis zum Windkasten
                              läuft. Auf der anderen Seite schließt der Zapfen an ein in dem Lagerstuhle
                              befindliches Rohr an, welches mit der Gebläsemaschine in Verbindung steht, aber von
                              dieser durch ein Schieberventil abgesperrt wird. Da der Wind nur einzuströmen
                              braucht, wenn die Retorte mit dem Hals nach oben gerichtet ist, so kann er durch die
                              Drehung selbst regulirt werden. Zu diesem Zwecke trägt das äußere Ende der
                              Ventilstange eine Kugel, deren Gewicht sie für gewöhnlich niederhält und mithin die
                              Windleitung verschließt; die Stange ist aber zugleich mit einem Hebel verbunden,
                              welcher gehoben wird, wenn ein um den Lagerzapfen gelegter excentrischer Kamm unter
                              ihn greift. Da der Mittelpunkt des Umfanges dieses Kammes gerade über der
                              Mittellinie des Zapfens liegt, wenn der Boden der Retorte die tiefste Lage einnimmt,
                              so ist in dieser Lage das Ventil am weitesten geöffnet. Bei einer Drehung der
                              Retorte schließt es sich allmählich und ist, wenn sie eine Viertelumdrehung gemacht
                              hat, völlig geschlossen. Die Umdrehung des Apparates erfolgt an dem zweiten massiven
                              Lagerzapfen, welcher durch eine starke Muffe mit einer kurzen Welle verkuppelt ist,
                              die seine Umdrehung bewirkt, indem ein auf ihr befestigtes Zahnrad durch eine
                              horizontale Zahnstange hin und her bewegt wird. Diese sitzt mit ihrer Verlängerung
                              an dem Kolben einer hydraulischen Presse und wird von rechts nach links oder
                              umgekehrt bewegt, je nachdem von der einen oderanderen Seite Wasser in den Cylinder
                              der letzteren hinein gepumpt wird. (Berggeist.)
                           
                        
                           Bessemer's neuester
                              Apparat.
                           Man wendet für große Chargen ein festes Gefäß in Gestalt eines verticalen Cylinders
                              an, welcher einen flachen Boden hat und eine gewölbte Decke, und in eine geneigte
                              Oeffnung endigt. Unter dem Cylinder ist ein ein wenig ausgehöhlter Recipient
                              gebildet mit geneigtem Boden, welcher in einen Stich endigt. Der Boden des Cylinders
                              besteht aus einem eisernen Gerippe mit zahlreichen conischen Löchern, in welche
                              Düsen eingepaßt sind. Diese erhalten Spitzen von feuerfestem Thon, und die
                              Zwischenräume zwischen denselben werden mit gemahlenem Ganister ausgefüllt und zwar
                              in gleichem Niveau mit den Düsenspitzen. In den Recipienten unter den Düsen wird
                              Gebläseluft eingeleitet. Der Stich ist während der Operation geschlossen, bevor man
                              die Luft einläßt; die ganze Charge flüssigen Eisens fließt durch eine seitliche
                              Oeffnung in den Cylinder, welche dann mit Lehm verstopft wird und man läßt Wind zutretenzutreteu welcher den Recipienten füllt und aufwärts durchs Metall strömt. Der
                              Oxydationsproceß beginnt jetzt und kann sofort durch Abschluß des Windventils
                              beendigt werden; man öffnet den Stich des Recipienten, wenn das Metall plötzlich
                              durch die Düsenöffnungen in denselben gelangt.
                           Der zweite Theil der Erfindung betrifft den Bessemerapparat mit beweglichem Boden;
                              die Auskleidung der ersteren wird während der Wegnahme des letzteren durch einen
                              Eisenring unterstützt, der an einem um den unteren Theil des Gefäßes gelegten
                              Eisenring angenietet ist. Der Düsenkasten ist an dem beweglichen Boden befestigt und
                              mit drei Rädern versehen, auf welchen man ihn von dem Hauptapparate entfernen kann,
                              während man ihn durch einen Kasten ähnlicher Construction ersetzt. (Aus dem Mining and smelting Magazine, t. IV p. 234, durch die berg- und hüttenmännische
                              Zeitung.)
                           
                        
                           Braunstein-Vorkommen in der Umgebung von Gießen, nach O. Hahn.
                           Die Hauptmasse des Mangans findet sich dem Dolomit direct aufgelagert und bildet
                              muldenförmige Lager von öfters beträchtlicher Mächtigkeit (30–36 Fuß). Pyrolusit ist vorwaltend; er findet sich häufig in
                              Stücken von 1 bis mehrere Fuß Durchmesser, welche in einer weichen, zerdrückbaren
                              Masse (Manganmulm) liegen. Auch tritt derselbe in Pseudomorphosen nach Manganit,
                              Kalkspath und Bitterspath auf. Als Verunreinigungen sind hauptsächlich Thon und
                              Schwerspath zu bezeichnen. Wad kommt stellenweise auf
                              kleinen Nestern vor und Psilomelan auf dem Dolomit in
                              Absonderungen von oft mehreren Centnern. Ueber den Ablagerungen der Manganerze
                              finden sich immer Stücke von Roth- und Brauneisenstein mit starkem Mangangehalt.
                              (Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. XV S. 249.)
                           
                        
                           Zusammensetzung von Guignet's
                              Grün.
                           Eine Probe von Guignet's Grün (aus der chemischen Fabrik
                              von Kestner in Thann) bestand im getrockneten Zustande in
                              100 Theilen (nach einer Untersuchung von Shipton)
                              aus:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 Im Mittel.
                                 
                              
                                 Chromoxyd
                                 76,39
                                 76,56
                                 76,47
                                 
                              
                                 Borsäure
                                 11,89
                                 12,30
                                 12,10
                                 
                              
                                 Wasser
                                 11,72
                                 11,14
                                 11,43
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                   100,00
                                 
                              
                           Diese Zahlen führen zu der Formel BO³, 3Cr²O³ + 4HO, welche
                              erfordert:
                           
                              
                                 Chromoxyd
                                 76,25
                                 
                              
                                 Borsäure
                                 11,71
                                 
                              
                                 Wasser
                                 12,04
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           In deutschen Mustern von Chromgrün fand Shipton
                              chromsauren Baryt und einer Probe allein gegen 24 Proc. Barium. (Rud. Wagner's Jahresbericht der Technologie für 1863, S.
                              374.)
                           
                        
                           Grundiranstrich auf Zink.
                           Man beklagt sich allgemein, sagt O. Mothes in seinem
                              illustrirten Baulexikon (Leipzig, O. Spamer), daß auf dem
                              Zink kein Oelanstrich haften wolle; dieß rühre hauptsächlich daher, daß man zum
                              ersten Anstriche gewöhnlich ein Eisen- oder Bleioxyd genommen habe, welches zu dem
                              Oel weniger Verwandtschaft hat als das Zink, so daß in Kurzem das Zink die Oel- und
                              Harztheile an sich zieht und das Bleioxyd etc. ohne Bindemittel bleibt und
                              abbröckelt. Mothes wurde dadurch veranlaßt, Zinkweiß mit
                              Oel angerieben zum Grundiren des Zinkes zu verwenden, was sich nun seit mehreren
                              Jahren unter den verschiedensten Verhältnissen gut bewährt hat, namentlich wenn man
                              den ersten Anstrich nicht ganz trocknen läßt, ehe man den zweiten aufbringt, und
                              dann nach etwaigem Auftragen eines farbigen Anstriches keinen Ueberzug mit Lack,
                              sondern mit gutem Doppelfirniß gibt. Dieser glänzt fast ebenso stark wie Lack, ist
                              elastisch und gibt der Ausdehnung und Zusammenziehung nach, welche das Zink bei
                              Temperaturänderungen erleidet.
                           
                        
                           Ueber die Darstellung und Behandlung des salpetersauren
                              Silberoxyds in der Photographie.
                           Hierüber hielt Hr. Dr. Weber
                              zu Berlin einen Vortrag in der Versammlung der Mitglieder des Vereins für
                              Gewerbfleiß in Preußen, im Monat Februar d. J. Es ist eine Meinungsverschiedenheit
                              darüber, ob geschmolzenes oder krystallisirtes salpetersaures Silber zu verwenden
                              sey; in England und Frankreich werde krystallisirtes, bei uns geschmolzenes in
                              Anwendung gebracht. Es herrscht die Meinung, daß durch das Schmelzen des krystallisirten
                              salpetersauren Silbers die etwa noch mechanisch eingeschlossene Säure entweiche.
                              Versuche haben aber ergeben, daß durch das Schmelzen des salpetersauren Silbers eine
                              Zersetzung derart vor sich gehe, daß das geschmolzene Product häufig salpetrigsaures
                              Silber enthalte, welches dadurch auf die zu erzeugenden Bilder schädlich einwirke,
                              daß es eine Ausscheidung von Jod veranlaßt. Der Vortragende wies dieß durch einen
                              Versuch nach, indem er chemisch reines krystallisirtes salpetersaures Silberoxyd in
                              einem Porzellantiegel schmolz und in der Auflösung des auf eine Porzellanplatte
                              ausgegossenen Höllensteins die Anwesenheit der salpetrigen Säure zur Anschauung
                              brachte. Es sey daher jedenfalls die Anwendung des krystallisirten Salzes zu
                              empfehlen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen,
                              1864 S. 26.)
                           
                        
                           Neues Reagens auf Chlor für den industriellen Gebrauch von A.
                              Genlis.
                           Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts wendet man bekanntlich das Chlor in vielen
                              Zweigen der Industrie als Bleichmittel an; dabei ist aber ein Uebelstand das
                              Anhaften von überschüssigem Chlor an den gebleichten Waaren, welches auf diese
                              allmählich zerstörend einwirkt. Man suchte sich dagegen durch verschiedene Mittel zu
                              schützen, und unter diesen Schutzmitteln, den Antichloren, nimmt das
                              unterschwefligsaure Natron unstreitig den ersten Rang ein. Bei dessen Anwendung
                              macht es aber Schwierigkeiten, genau den Moment zu erkennen, wo sämmtliches Chlor
                              neutralisirt ist, so daß man stets der Gefahr ausgesetzt ist, zu viel oder zu wenig
                              anzuwenden. Ein sehr wirksames Reagens auf Chlor, mittelst dessen sich leicht
                              erkennen läßt, ob genug Antichlor zugesetzt ist, ist allerdings eine Mischung von
                              Jodkalium und Stärkekleister, diese hält sich aber namentlich im Sommer nur sehr
                              kurze Zeit lang brauchbar, so daß die Bleicher und Papierfabrikanten es sich bei
                              Bedarf selbst herstellen müßten und daher wegen ihrer häufigen Ungeübtheit in den
                              einfachsten chemischen Operationen lieber gar kein Antichlor verwenden. Bekanntlich
                              besitzt nun aber Chlorzink in hohem Grade die Eigenschaft, die Gährung zu
                              verhindern, und wie Béchamp gezeigt hat, auch die
                              Stärke aufzulösen, ohne daß die letztere in der Fähigkeit beeinträchtigt würde,
                              durch Jod blau gefärbt zu werden. Mit Benutzung dieser Eigenschaften kann man ein
                              Reagens herstellen, das sich lange unverändert erhält und ebenso empfindlich ist als
                              das bisher gebräuchliche. Genlis setzt ein neues Reagens
                              aus 5 Grm. Stärke, 20 Grm. Chlorzink und 100 Grm. Wasser zusammen, kocht diese
                              Substanzen eine Stunde lang in einem Glaskolben und fügt nach dem Erkalten 2 Grm.
                              Jodzink zu, welches letztere in so viel Wasser gelöst ist, daß man 1 Liter
                              Flüssigkeit erhält. Das Jodzink wird durch directe Einwirkung von Jod auf
                              metallisches Zink erhalten. Das neue Reagens wird gerade so angewendet wie das
                              gewöhnliche und gibt noch eine deutliche Reaction bei einem Gehalt von 1/10,000000
                              Chlor. Zu berücksichtigen ist noch, daß der gebleichte Stoff selbst nach Anwendung
                              des Antichlors mit dem Reagens zu prüfen ist, nicht aber bloß das Wasser, mit dem er
                              gewaschen worden ist, da er noch eine bedeutende Menge Chlor enthalten kann, ohne
                              daß das Waschwasser eine Spur davon zeigt. (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Ueber die Gewinnung von Salmiak aus dem Ammoniakwasser der
                              Gasanstalten.
                           Die größte Menge des Salmiaks wird jetzt sowohl in England wie auf dem Continent aus
                              dem Ammoniakwasser der Gasanstalten dargestellt. Dieses Ammoniakwasser, ein sonst
                              ganz werthloses Nebenproduct, bildet sich bei der Gasbereitung in außerordentlich
                              großen Massen, die, wenn sie sämmtlich verarbeitet würden, mehr als den ganzen
                              Bedarf an Ammoniaksalzen decken dürften. So wird in einer Londoner Gasfabrik, welche
                              jährlich 51100 Tonnen Steinkohlen consumirt, 2,248,000 Pfd. Gaswasser gewonnen; da
                              aber in London allein jährlich 840,000 Tonnen Steinkohlen zur Gasfabrication verbraucht
                              werden, so erzeugen die Gaswerke Londons allein gegen 37 Millionen Pfd.
                              Gaswasser.
                           Man kann dieses Gaswasser nun auf verschiedene Weise auf Salmiak verarbeiten. Das
                              schönste Product und gleich fast chemisch reinreiu erhält man, wenn man das Wasser zunächst der Destillation unterwirft und
                              das dabei sich entwickelnde Ammoniakgas in Salzsäure leitet. Man erhitzt zu dem
                              Zweck die Flüssigkeit unter Zusatz von gebranntem Kalk in einem geräumigen
                              Dampfkessel zum Sieden, leitet die Dämpfe durch ein in kaltem Wasser liegendes
                              Schlangenrohr, um den größten Theil des Wassers zu condensiren, und läßt das
                              Destillat in einen mit Salzsäure gefüllten Behälter fließen. Dieser Behälter ist ein
                              mit starkem Blei ausgeschlagener hölzerner Kasten, welcher durch einen Deckel
                              verschlossen wird; aus diesem leitet ein Abzugsrohr die nicht verdichteten Gase,
                              Schwefelwasserstoff u.s.w., unter die Feuerung des Kessels, um sie hier zu
                              verbrennen und dann in den Schornstein zu führen. Das Ende des Schlangenrohrs taucht
                              in die Säure, so daß alles Ammoniak welches in dem Kühlrohr nur zum Theil verdichtet
                              wird, von dieser gebunden werden muß.
                           Nachdem etwa der zehnte Theil der Flüssigkeit im Kessel verdampft ist, ist alles
                              Ammoniak derselben ausgetrieben, was man daran erkennt, daß ein durch Säure schwach
                              geröthetes Lackmuspapier, welches in den aus einem Probehahn strömenden Dampf
                              gehalten wird, nicht mehr oder doch nur ganz schwach blau gefärbt wird. Man läßt
                              dann diesen Probehahn geöffnet und entleert den Kessel, wobei die Luft durch den
                              Probehahn eindringt und so ein Zurücksteigen der Salmiaklösung verhindert.
                           Das Ammoniakgas läßt man so lange in die Säure einströmen, bis diese gerade
                              neutralisirt ist, worauf man die Salzlösung abzieht und die Vorlage mit frischer
                              Säure beschickt. Die Salmiaklösung ist meistens so concentrirt, daß sie nur noch
                              wenig verdampft zu werden braucht, um die zur Krystallisation erforderliche Stärke
                              zu erreichen. Läßt man sie darauf erkalten, so erhält man sofort eine schöne
                              Krystallisation von fast ganz weißer Farbe und völlig frei von theerartigen
                              Stoffen.
                           Zweckmäßiger kann man die Destillation noch einrichten, wenn man zwei Kessel so durch
                              Röhren und Wechselhähne mit einander verbindet, daß man die Dämpfe aus dem einen
                              Nessel in den anderen leiten kann. Es wird dann zunächst der erste Kessel durch
                              directes Feuer geheizt, die latente Wärme des Dampfes bringt die Flüssigkeit im
                              zweiten Kessel zum Sieden und verflüchtigt den größten Theil des Ammoniaks, so daß
                              mit dem aus dem zweiten Kessel entweichenden Dampfe das Ammoniak beider
                              Flüssigkeiten in die Säure getrieben wird. Sobald der erste Kessel erschöpft ist,
                              läßt man seinen Inhalt ausfließen, füllt ihn von neuem und bringt dann Feuer unter
                              den zweiten Kessel, um den Dampf von diesem in den ersten Kessel und das Ammoniak
                              von hier in die Säure treten zu lassen, und sofort bis auch der zweite Kessel
                              erschöpft ist, worauf dieser wieder frisch gefüllt wird. Man erreicht dabei eine
                              große Ersparniß an Brennmaterial, indem man fast mit derselben Menge von Feuerung,
                              welche zur Destillation der Flüssigkeit in einem Kessel erforderlich war, die
                              doppelte Menge von Ammoniak gewinnen kann, und hat noch den Vortheil, daß mit dem
                              Ammoniakgase weit weniger Wasserdämpfe übergehen, wodurch man also eine weit
                              concentrirtere Salmiaklösung erhält. (Muspratt's Chemie
                              in Anwendung auf Künste und Gewerbe, von Dr. F. Stohmann, 2. Aufl. Bd. I S. 540.)
                           
                        
                           Die neuen Patronen von Doremur; von
                              Prof. Dr. Rud. Wagner.
                           Doremur stellt seit einiger Zeit in den Vereinigten
                              Staaten Patronen nach einem eigenthümlichen Verfahren dar, welches darin besteht,
                              auf der Kugel das Pulver stark zu comprimiren, so daß es fest wird. Es läßt sich dem
                              Pulver auf diese Weise jede beliebige Form geben. Diese Cylinder von comprimirtem
                              Pulver bedürfen keiner Hülle als Schutz gegen die Feuchtigkeit; sie lassen sich
                              leichter transportiren, weil sie weniger Platz beanspruchen als das gewöhnliche
                              gekörnte Pulver, und sind auch keinem so großen Verlust unterworfen, wie letzteres
                              auf dem Transport. Dornbach überzieht diese Patronen mit
                              einer Collodiumschicht; diese Hülle schützt vor Feuchtigkeit, ist selbst entzündlich
                              und macht folglich das Abbeißen oder das Zerreißen der Patrone beim Laden des
                              Gewehres oder des Geschützes entbehrlich. Eine in ökonomischer Hinsicht wichtige
                              Folge dieser condensirten Patronen wird seyn die Möglichkeit der Anwendung anderer
                              Nitrate als des
                              Kalisalpeters zur Pulverfabrication. Craig schlägt
                              deßhalb zur Anfertigung von obigen Patronen die Anwendung von Kalk- und
                              Magnesiasalpeter vor. Diese Nitrate sind weit billiger zu beschaffen als der
                              Kalisalpeter, können aber in Folge ihres hygroskopischen Verhaltens nicht zur
                              Fabrication des gekörnten Pulvers Anwendung finden, weil die Körner durch das
                              Feuchtwerden ihre Leichtentzündlichkeit verlieren würden. Ueberzieht man die
                              Patronen aber mit einer wasserdichten Schicht, so kann man in einem trockenen Klima
                              und namentlich während der Winterkälte mit den zerfließlichen Nitraten ohne Umstände
                              und Schwierigkeiten arbeiten.
                           Es sey hierbei bemerkt, daß man neuerdings in England Sprengpulver mittelst
                              Natronsalpeter darstellt; um nun die Hygroskopicität dieser Salze unschädlich zu
                              machen, setzt man ein indifferentes Salz zu, welches begierig Wasser aufnimmt, ohne
                              jedoch die atmosphärische Feuchtigkeit aufzunehmen. Ein solches Salz ist
                              wasserfreies schwefelsaures Natron, von welchem man 10 bis 18 Proc. zum Pulver
                              setzt. In dem Grade als der Natronsalpeter Feuchtigkeit aufnimmt, nimmt das Sulfat
                              das Wasser auf und verwandelt sich in wasserhaltiges Sulfat. Letzteres ist aber ein
                              sich trocken anfühlendes Salz. Das Pulver wird daher nicht feucht und behält seine
                              Entzündlichkeit bei.Man s. das Patent von Roberts und Dale im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 313.
                              
                           
                        
                           Neues Extractionsverfahren für Zucker.
                           Herr Dr. Alexander Rabe
                              veröffentlicht im Hamburger Gewerbeblatt, 1864 S. 1, eine neue Methode der Zuckerextraction aus getrockneten Rübenschnitten; er
                              schlägt nämlich vor, den Zucker durch Glycerin oder Oelsüß auszuziehen und behauptet
                              einmal, daß der Zucker sehr rein dadurch ausgezogen werde, dann aber, daß sich das
                              Glycerin vom Zucker leicht durch Abblasen mittelst eines Dampfstromes entfernen
                              lasse. Hr. Rabe führt an, daß sich das Glycerin beim
                              Verseifungsproceß nicht mit den Alkalien verbinde. Soviel uns bekannt, ist in der
                              Unterlauge beim Seifensieden das Kochsalz und andere alkalische Salze in Glycerin
                              gelöst, und scheiden sich die gedachten Salze erst
                              dann ab, wenn durch Verdampfen das Wasser soweit entzogen ist, daß die Salze nicht
                              mehr gelöst bleiben können. Es haben uns im Gegentheile Versuche bewiesen, daß sich
                              das Glycerin sehr leicht und in jedem Verhältnisse mit der Melasse mischt, während
                              es den Zucker nur langsam auflöst. Beim Extrahiren von getrockneten Rübenschnitten
                              mit Glycerin werden daher sicher alle Salze der Rübe mit dem Zucker zugleich
                              ausgezogen.
                           Das Abdestilliren des Glycerins von der Zuckerlösung mittelst Dampf geht nur bei
                              einer höheren Temperatur vor sich, bei welcher der krystallisirte Zucker jedenfalls
                              Schaden leiden wird. Es scheint uns hiernach wieder eine von den Erfindungen auf dem
                              Papier vorzuliegen, welche von den Collegen von der Feder leider ohne jede Kritik
                              reproducirt werden. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 10.)
                           
                        
                           Verfahren, Ochsengalle farblos zu machen, nebst verschiedenen
                              Anwendungen derselben.
                           Einem halben Maaß Galle füge man, nachdem sie gekocht und abgeschäumt worden, 1 Unze
                              gepulverten Alaun zu und lasse die Mischung über dem Feuer, bis der Alaun aufgelöst
                              ist. Ist sie kalt geworden, so gieße man sie in eine Flasche und korke diese leise
                              zu. Dann behandle man eine andere gleiche Quantität Galle auf ganz dieselbe Weise,
                              wobei man aber Kochsalz anstatt Alaun anwendet. In ungefähr 3 Monaten werden diese
                              Präparate einen dicken Niederschlag absetzen. Dann decantire man den flüssigen Theil
                              von jeder und mische sie. Es bildet sich augenblicklich ein Niederschlag, welcher den färbenden
                              Bestandtheil mit nieder nimmt; die obenauf schwimmende Flüssigkeit kann man dann
                              filtriren, und sie ist nun durchsichtig und farblos wie Wasser. Geklärte Ochsengalle
                              verbindet sich gern mit färbenden Stoffen oder Pigmenten und gibt ihnen Festigkeit,
                              indem sie sich mit ihnen mischt, oder indem man sie über dieselben, wenn sie auf
                              Papier aufgetragen sind, streicht. So vermehrt sie den Glanz und die Dauer des
                              Ultramarins, des Carmins, des Gummigutt und im allgemeinen aller zarten Farben, und
                              trägt dazu bei, daß sie sich gleichmäßiger auf Papier, Elfenbein etc. auftragen
                              lassen. Wenn man sie mit arabischem Gummi vermischt, so verdickt sie die Farben ohne
                              zu bewirken, daß sie glänzen, und bewahrt das Gummi vor dem Rissigwerden. Auch
                              werden die Farben so fest, daß man wieder darüber malen kann. Mit Lampenruß und
                              Gummi bildet Galle eine der chinesischen Tusche ähnliche Substanz. Ueberzieht man
                              eine Bleistift- oder Kreidezeichnung mit Galle, so können die Linien nicht mehr
                              verwischt werden, und sie lassen sich gut mit Farben, welche mit Galle angerieben
                              worden, coloriren. Zur Miniaturmalerei sind diese Farben vorzüglich brauchbar,
                              zweifelsohne auch zum Ausmalen der Panotypen, wenn man Staubfarben dazu nicht nehmen
                              will, da diese so sehr leicht sich verwischen. Wenn man Ochsengalle auf Elfenbein
                              aufträgt, so wird dadurch die ölige Substanz von seiner Oberfläche entfernt und sie
                              läßt sich dann mit obigen Farben leicht behandeln. Sie dient auch zum Coloriren von
                              Transparents, indem man sie erst über das geölte, mit Wachs überzogene oder
                              gefirnißte Papier streicht und dann trocknen läßt. Die mit Galle gemischten und
                              aufgetragenen Farben können dann durch ein Mittel wieder entfernt werden. Für den
                              Photographen ist sie nützlich, um den Himmel von Wachspapiernegativs zu dunkeln,
                              denn wenn man sie der chinesischen Tusche zusetzt, bewirkt sie, daß diese leichter
                              über die fettige Oberfläche des Wachses fließt. Man wendet ferner Ochsengalle an, um
                              Fett- und Oelflecken zu entfernen. (Dr. Schnauß' photographisches Lexikon, 1864 S. 167.)
                           
                        
                           Ueber die Untersuchung des Schweinefleisches auf
                              Trichinen.
                           In diesem Betreff sprach Hr. Dr. Ziureck zu Berlin in der Versammlung der Mitglieder des Vereins für
                              Gewerbfleiß in Preußen, im Monat Januar d. J. Bei den 80–100,000 Schweinen,
                              welche jährlich in Berlin geschlachtet werden, sey es der Sanitätspolizei nicht
                              möglich, eine durchgreifende Untersuchung vorzunehmen; es müsse den einzelnen
                              Schlächtern überlassen werden, sich von der Gesundheit ihrer geschlachteten Thiere
                              selbst Ueberzeugung zu verschaffen. Gelegenheit hierzu biete ein von dem
                              Vortragenden in Gemeinschaft mit Hrn. Wappenhans
                              construirter Apparat, bestehend in einem Mikroskope und einem Schneide-Instrumente
                              zur Herstellung der nöthigen feinen Fleischabschnitte. Der ganze Apparat kostet 35
                              Thlr. Der Vortragende experimentirte mit einem solchen Apparate und zeigte in einem
                              aus Hettstädt bezogenen Stückchen Fleisch die Anwesenheit der Trichinen und deren
                              Zellen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen,
                              1864 S. 25.)
                           
                        
                           Conservirung des Leders, welches bei den Kolben der Saugsätze
                              zu Stulpen angewandt wird.
                           Um das Leder, welches bei den Kolben der gewöhnlichen Saugsätze zu Stulpen oder
                              Liederungsriemen angewandt wird, dauerhafter zu machen, ist nach auf Oberharzer Gruben abgeführten Versuchen das Tränken
                              desselben mit gewöhnlichem Holztheer zu empfehlen.
                           Die fertig hergestellten Stulpe oder Liederungsriemen werden zu dem Ende mehrere Tage
                              lang in einem mäßig geheizten Raume allmählich getrocknet und dann auf folgende
                              Weise getränkt.
                           Man erwärmt den Theer in einem eisernen Gefäße, bis er so dünnflüssig als Wasser und
                              so heiß wird, daß man einen Finger, ohne ihn zu verbrennen, noch in denselben
                              eintauchen kann. In diese dünnflüssige, warme Masse werden die Riemen so lange eingehängt, bis keine
                              Luftblasen mehr entweichen und das Leder auf frischen Schnittflächen schwarz, also
                              vom Theer völlig durchdrungen erscheint. Darauf hängt man die Riemen an einer
                              passenden, mäßig warmen Stelle auf, bis der an den Außenflächen noch haftende Theer
                              abgelaufen oder vom Leder aufgesogen ist, und die Riemen überhaupt trocken geworden
                              sind. Ist dann der Theer in das Leder vollständig eingezogen, so daß die Riemen, bei
                              durchaus deutlich erkennbarer Textur des Leders, äußerlich schwarz gefärbt und matt
                              erscheinen, so können sie dem Gebrauche in der gewöhnlichen Weise übergeben
                              werden.
                           Nach den abgeführten Versuchen schwankt der Verbrauch des Theers zum Tränken eines
                              etwa 1 1/2 Pfund schweren Riemens von 4 Zoll Breite für einen 12 Zoll weiten
                              Kunstsatz je nach der mehr oder weniger festeren Beschaffenheit des Leders zwischen
                              1 1/2 und 3 Nlth., und die getheerten Riemen oder Stulpe haben unter denselben
                              Umständen und bei gleicher Wirksamkeit um den vierten bis sechsten Theil der Zeit
                              länger gehalten, als ungetheerte.
                           Da nun der Preis des Theers (etwa 1 Sgr. pro Zollpfund)
                              sehr niedrig ist, im Vergleiche zu dem des Leders (bis zu 20 Sgr. pro Zollpfund), so kann mit Einführung dieses Verfahrens
                              bei solchen Werken, wo ein größerer Lederverbrauch zur Wasserhaltung stattfindet,
                              eine erhebliche Ersparung an Leder und somit ein namhafter Geldgewinn erzielt
                              werden. O. D. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1864, Nr. 20.)
                           
                        
                           Einschmiermittel für Leder.
                           Beim Einschmieren des Leders mit Oel bezwecken wir nicht bloß, das Leder geschmeidig,
                              sondern auch wasserdicht zu machen. Häufig verwendet man Thran hiezu, allein man
                              erreicht mit keinem Fett den Zweck so schlecht, als mit ihm. Denn wenn auch kein
                              flüssiges Fett sich besonders eignet, andauernd wasserdicht zu machen, so kommt dem
                              Thran doch noch die besonders nachtheilige Eigenschaft zu, daß er allgemach trocken
                              wird und dann das Leder erst recht brüchig macht. Sehr vorzüglich eignet sich
                              dagegen zu beiden Zwecken das Schweineschmalz. Das Leder
                              wird hierdurch eben so wohl geschmeidig erhalten, als wasserdicht gemacht.
                              Vorzüglich geeignet ist es zum Einschmieren der Schuhe und Stiefel, nur empfiehlt es
                              sich, bei Verwendung in heißer Sommerszeit ein Achtel Talg darunter zu schmelzen. Es
                              wird im geschmolzenen Zustande aufgetragen, doch darf die Hitze nur etwa so stark
                              seyn, daß man noch den Finger darin leiden kann. Anzurathen ist, daß man das
                              erstemal das Fußzeug durch Einstellen in Wasser weich, also das Leder aufschwellen
                              macht, damit sich die Poren gehörig öffnen und das Schmalz aufnehmen können. In
                              diesem Falle kann dann auch das Schmalz etwas heißer aufgetragen werden. Das
                              Ueberstreichen mit dem flüssigen Schmalz muß drei- bis viermal wiederholt werden,
                              bei dem Sohlleder noch öfter. Schließlich wischt man dann das außerhalb gebliebene
                              Schmalz mit einem Lappen ab. Man erhält so wasserdichtes Fußzeug, ohne das bei
                              flüssigen Schmiermitteln so unangenehme Durchschlagen und Einfetten der Strümpfe
                              befürchten zu müssen. Auch für Wichsstiefel empfiehlt sich das zeitweilige
                              Einschmieren mit Schweineschmalz, indem es dem Brechen des Leders vorbeugt, und hat
                              man nicht zu stark eingeschmiert, so tritt das Leder nach dem Schmieren wieder blank
                              hervor. (Der Land- und Forstwirth.)