| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 462 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wanzer's Nähmaschine.
                           Der Mechanismus dieser neuen, sehr soliden und trefflich arbeitenden Maschine, welche
                              den doppelten Steppstich erzeugt, besteht wesentlich in Folgendem: Die Hauptwelle
                              wird wie bei den übrigen Nähmaschinen, vermittelst Tritt, Kurbelstange und
                              Riementransmission in Bewegung gesetzt. Die Uebertragung der Bewegung von der
                              Hauptwelle auf die Nadel geschieht zunächst durch einen Kurbelzapfen, welcher sich
                              in einem herzförmigen Gleitstück bewegt. Dieses Gleitstück ist mit einem Wiege-Arm
                              verbunden, an dem in gewöhnlicher Weise der Nadelarm befestigt ist. Durch die
                              Uebertragung vermittelst des herzförmigen Gleitstückes wird folgende Bewegung
                              erzielt: zuerst ein rasches Niedergehen der Nadel, dann ein Stillstehen der Nadel an
                              ihrem tiefsten Punkte, und zwar dauert dieses so lange, bis das Schiffchen seine
                              ganze Hinpassage gemacht hat; dann ein rasches Aufwärtsgehen der Nadel, während das
                              Schiffchen seine Rückpassage macht. Darauf beginnt das Spiel von neuem. Die Bewegung
                              des Schiffchens ist ebenso einfach wie sinnreich. An dem Ende der Hauptwelle sitzt
                              eine Scheibe mit einem Kurbelzapfen; dieser bewegt sich in einem Gleitstück, das
                              schräg gegen den senkrechten Durchmesser gestellt ist, auf und ab. Das Gleitstück
                              hat eine einfache horizontale Führung und wird durch den in demselben spielenden
                              Kurbelzapfen in dieser Führung hin- und hergeschoben; direct mit dem oberen
                              horizontalen Theil des Gleitstückes ist der Arm verbunden, welcher zur Aufnahme des
                              Schiffchens dient und dasselbe mit sich hin und her führt. Der Zuführungsapparat
                              besteht aus zwei gezahnten Flächen, welche durch eine excentrische und zugleich nach
                              der Flachseite hin wellenförmige Scheibe, die auf der Hauptwelle sitzt, eine
                              horizontale und eine verticale Bewegung erhalten. Der Zeughalter ist auf die
                              gewöhnliche Weise an einem Arm befestigt. Eine wesentliche Verbesserung ist die
                              Zuführung des oberen Fadens, resp. die Spannung desselben. Derselbe geht nämlich,
                              nachdem er eine gewöhnliche Wheeler- und Wilson-Spannung oder irgend eine nach einem anderen
                              Princip construirte passirt hat, nochmals durch einen Arm, welcher oben am Knopf des
                              Zeughalters befestigt ist. Dieser Arm ist fest, während auf demselben Zapfen noch
                              ein Arm sitzt, der beweglich ist und durch den der Faden ebenfalls an einem Ende
                              geht, bevor er der Nadel zugeführt wird. Dieser zweite Arm wirkt als Hebel und zieht an einem
                              Ende den Faden und am anderen eine passende Feder. Vermittelst dieser Vorrichtung,
                              ist dem häufigen Fadenreißen, ein sehr zeitraubender Uebelstand bei den
                              Nähmaschinen, vorgebeugt. Man kann mit der gleichen SpannungSpannnug Zeug von verschiedenster Dicke und Feinheit nähen, ohne daß je der Faden
                              reißt. Von dieser Thatsache haben wir uns durch die mannichfachsten Versuche auf das
                              Evidenteste überzeugt; es muß daher dieses Arrangement als eine wesentliche
                              Verbesserung der Nähmaschinen angesehen werden.Hr. Prof. Rühlmann bemerkt im Monatsblatt des
                                    hannoverschen Gewerbevereins, 1864 Nr. 3 und 4, daß die gerühmte
                                    Vortrefflichkeit der Maschine sich in Hannover (wo dieselbe bei Hrn.
                                    Kaufmann Timmann vorräthig ist) bereits
                                    thatsächlich bewährt hat, indem man mit dieser Maschine gleich gut und
                                    leicht Weißzeug, Tuch, Leder, ja sogar Holz tadellos nähen kann. Der (etwas
                                    hohe) Preis der Maschine ist 65 Thaler. (Nach dem Arbeitgeber.)
                           
                        
                           Pulverwagen auf Eisenbahnen.
                           Der Scientific American enthält eine kurze Beschreibung
                              von einem neuen Pulverwagen, wie deren das Artillerie-Departement der
                              nordamerikanischen Freistaaten zum Transporte des Schießpulvers und der übrigen
                              Kriegsvorräthe auf Eisenbahnen anfertigen läßt. Der Zweck desselben ist die
                              größtmögliche Sicherstellung gegen Unfälle, weil alle Eisenbahnverwaltungen bei
                              einer solchen Fracht die Uebernahme des Risicos von Seite der absendenden
                              Militärbehörde verlangen.
                           Der Wagen besteht in einem viereckigen Kasten aus 8 Linien dickem Kesselblech, das
                              fest zusammengenietet ist. Das Innere des Kastens wird mit eichenen Bohlen
                              bekleidet, die am Boden 2 Zoll, an den Wänden und der Decke aber nur 1 1/2 Zoll dick
                              sind. Die Bohlen werden an den beiden Seiten vertical gestellt, damit sie dem
                              Seitendrucke der vollen Fäßchen den nöthigen Widerstand leisten. In der Mitte der
                              Decke befindet sich zum Verpacken eine Oeffnung von 26 Zoll Länge und 24 Zoll Breite
                              im Lichten. Zur Schließung derselben wird das Eisenblech der Decke an dieser Stelle
                              2 Zoll hoch aufgebogen und der um eben so viel nach unten gebogene Deckel erhält
                              einen 2 1/2 Zoll breiten Kranz, unter welchen ein 1/4 Zoll dicker Streifen aus
                              vulcanisirtem Kautschuk gelegt wird, der genau zwischen den Deckel und die Decke
                              paßt. Der Deckel wird mit Hülfe von Schrauben befestigt, die wie bei den
                              Pulverpfannendeckeln angebracht sind; außerdem wird derselbe mit einem
                              Vorhängeschloß versehen. Die Achsen der Räder sind 2 bis 3 Zoll dick und werden
                              mittelst zweier Bänder oder Bügel an die Kästen genietet. Die Enden der Achsen sind
                              auf einen Durchmesser von 2 1/2 Zoll abgedreht; auf dieselben werden die Räder aus
                              Pockholz (Guajacholz) gesteckt, die 12 Zoll Durchmesser und 4 Zoll Dicke haben. Ein
                              mittelgroßer amerikanischer Stehwagen nimmt drei solcher Pulverwagen auf, die quer
                              in denselben gestellt werden. Jeder Kasten hat Raum für 80 Pulverfässer oder eine
                              entsprechend große Quantität sonstiger Kriegsvorräthe.
                           Alle in das Innere der Holzbekleidung hineinreichenden Nieten und Bolzen werden, um
                              das Eisen gänzlich auszuschließen, aus Bronze angefertigt. Die Oeffnung mit dem
                              Deckel muß so angebracht werden, daß eine bequeme Verpackung und Benutzung des
                              inneren Raumes möglich ist, weil dieß für die Sicherheit von großer Wichtigkeit ist.
                              (Centralblatt für Eisenbahnwesen und Dampfschifffahrt in Österreich.)
                           
                        
                           Darstellung fein zertheilten Eisens zur Fällung des Kupfers
                              aus seinen Lösungen und zu anderen Zwecken, von G. Bischof.
                           Hr. Gustav Bischof, zu Skelly bei Swansea, hat in der
                              Fabrik der HHrn. Roberts, Dale und Comp. zu Warrington einen Flammofen eigener Construction zur Darstellung fein zertheilten
                              Eisens gebaut; er erhitzt zu diesem Zweck ein Gemenge von gepulvertem Eisenoxyd und
                              kohliger Substanz, ohne daß Schmelzung eintritt. Das so erhaltene pulverförmige
                              Eisen wird zur Fällung von Kupfer aus seinen Lösungen, bei der Anilinfabrication
                              anstatt Eisenfeile, und zu anderen Zwecken angewendet.
                           Bei der Anilinfabrication kann man wie gewöhnlich Eisenfeile anwenden, welche,
                              nachdem sie sich oxydirt hat, auf oben angegebene Weise in den metallischen Zustand
                              zurückgeführt wird und dann immer wieder benutzt werden kann.
                           Zur Fällung von Kupfer werden geröstete spanische oder irländische Eisenerze, welche
                              einige Procente Kupfer enthalten, in obigem Ofen reducirt. Dadurch wird nicht nur
                              das Eisen, sondern auch sämmtliches in diesen Erzen enthaltene Kupfer in den
                              metallischen Zustand übergeführt und bei Anwendung des so erhaltenen metallischen
                              Pulvers zur Fällung, vermengt sich das ihm beigemengte Kupfer mit dem aus der Lösung
                              gefällten.
                           Versuche, welche Hr. Bischof über die Fällung des Kupfers
                              aus künstlichen Lösungen und Grubenwässern anstellte, haben die kräftige Wirkung
                              solchen Eisenpulvers vollständig erwiesen. (Chemical
                                 News, November 1863, Nr. 205.)
                           
                        
                           Empfindlichste Reaction auf Eisen; von Prof. J. Natanson in Warschau.
                           Die kleinsten Spuren von Eisenoxydsalzen, welche mittelst Rhodankalium nur durch eine
                              zweifelhafte gelbliche oder auch keine gut wahrnehmbare Färbung der Flüssigkeit
                              angezeigt werden, können ausgezeichnet schön und deutlich nachgewiesen werden, wenn
                              man nach Zusatz von Rhodankalium auf die Eisenoxydfalze enthaltende, kaum oder gar
                              nicht gefärbte Flüssigkeit etwas Aether gießt und schwach schüttelt. Der Aether löst
                              die ganze Menge des gebildeten Eisenrhodanids auf und färbt sich dabei sehr schön
                              rosenroth.
                           Die Färbung ist bei geringen Spuren ähnlich der, welche kleine Jodmengen dem
                              Chloroform verleihen. Bei größeren Quantitäten von Eisenrhodanid ist sie natürlich
                              blutroth, aber dann ist es in der Regel unnöthig, zum Aether seine Zuflucht zu
                              nehmen, denn die ursprüngliche Flüssigkeit ist in diesem Falle schon deutlich roth
                              an sich.
                           Dieses Verfahren, um Spuren von Eisenoxydsalzen nachzuweisen, wird auch
                              wahrscheinlich dann sehr geeignet seyn, Spuren von Eisen in durch fremde Substanzen
                              gelblich gefärbten Flüssigkeiten zu entdecken; wenigstens habe ich mich überzeugt,
                              daß in Platinchloridlösung, in welcher Rhodankalium nichts angezeigt, durch
                              nachheriges Schütteln mit Aether die rosenrothe Färbung ganz schön hervorzubringen
                              war. Auch konnte ich in einer Schwefelsäure Eisen dadurch nachweisen, nachdem alle
                              bis jetzt bekannten Reactionen negative Resultate gegeben haben. (Annalen der Chemie
                              und Pharmacie, 1864, Bd. CXXX S. 246.)
                           
                        
                           Doppelsalz von kohlensaurem Kali-Natron; von Prof. H. v. Fehling.
                           Ich erhielt vor etwa 10 Monaten aus der Salpeterfabrik von Unger in Pforzheim ein Doppelsalz von kohlensaurem Kali und Natron; das
                              gleiche Doppelsalz erhielt ich kurze Zeit darauf durch Hrn. v. Phull aus der Blutlaugensalzfabrik von Hochstetter in Brünn in reinen großen und regelmäßigen Krystallen. Das
                              Salz von Unger war aus den Mutterlaugen des Kalisalpeters
                              durch Umsetzung von Natronsalpeter mit Potasche (aus der Schlempekohle von
                              Runkelrübenmelasse) erhalten. In Brünn war das Salz aus der Mutterlauge von
                              Blutlaugensalz dargestellt, v. Phull hat das Wasser in
                              diesem Salz durch Glühen und alles Natron mittelst des Natrometers von Pesier bestimmt; darnach entspricht das Salz der Formel
                              KO, NaO, C²O⁴ + 12HO; das Salz enthält also gleiche Atome Kali und
                              Natron. Die Herren Braun und Fischer haben im hiesigen Laboratorium sowohl das Wasser wie die
                              Kohlensäure direct bestimmt und das Kali als Kalium-Platinchlorid abgeschieden und
                              gewogen. Diese
                              directen Analysen wie die indirecten (durch Glühen des trockenen Salzes mit
                              Schwefelsäure, Wägen des schwefelsauren Salzes, Bestimmung der Schwefelsäure und
                              Berechnung des Kalis und des Natrons) haben die Richtigkeit der obigen Formel
                              bestätigt. – Das Salz ist leicht in Wasser löslich, läßt sich aber nicht ohne
                              Zersetzung umkrystallisiren. Vielleicht könnte es aus einer gesättigten
                              Potaschelösung unverändert umkrystallisirt werden. Das Salz verwittert in trockener
                              Luft; es schmilzt in seinem Krystallwasser; bei 100° C. verliert es fast
                              alles Krystallwasser, so daß es beim Glühen dann nur noch etwa 0,5 Proc. an Gewicht
                              abnimmt. Das trockene Salz nimmt an nicht zu feuchter Luft nicht merkbar an Gewicht
                              zu. – Stuttgart, JanuarJauuar 1864. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXXX S. 247.)
                           
                        
                           Analyse des Benther Thones; von Dr. Sauerwein.
                           Ich habe früher (polytechn. Journal Bd. CLXV S.
                                 38) über Versuche berichtet, die ich mit verschiedenen Mischungen von Thon
                              und kohlensaurem Kalk und Brennen der daraus hergestellten Ziegel angestellt hatte,
                              um daran den Einfluß des Kalks auf die Beschaffenheit der Ziegel zu zeigen.
                           Indem Prof. Dr. Rud. Wagner
                              die Versuche in seinem Jahresbericht der chemischen Technologie vom Jahre 1862
                              wiedergibt, vermißt er dabei eine Analyse des Benther Thons, sowie die Bestimmung
                              der Feuerbeständigkeit desselben. Ich habe nicht verfehlt, diese Lücke hinsichtlich
                              des ersten Punktes auszufüllen.
                           Es enthielt die untersuchte Probe in 100 Gewichtstheilen:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 67,8
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 17,0
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   3,5
                                 
                              
                                 kohlensauren Kalk
                                   2,1
                                 
                              
                                 Kali
                                   0,05
                                 
                              
                                 Wasser
                                   9,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,95.
                                 
                              
                           (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863, Nr. 9 und
                              10.)
                           
                        
                           Geschliffenes Fensterglas.
                           Bisher beschränkte man sich darauf, das gegossene
                              Spiegelglas einem nachträglichen Schleifen und Poliren zu unterwerfen, um dadurch
                              vollkommen ebene und glänzende Flächen zu erhalten. Das Gießen solcher Glastafeln
                              ist indessen wegen der Zähflüssigkeit des Glases und der schwierigen Handhabung,
                              ebenso aber auch wegen der großen Dicke solcher gegossenen Platten umständlich,
                              schwierig und kostbar. In der berühmten Spiegelmanufactur zu St. Helens bei
                              Birmingham wird daher jetzt das Schleifen auch auf gewöhnliches geblasenes Glas
                              angewendet. Ganz in der gewöhnlichen Art wird mittelst der Glasbläser-Pfeife zuerst
                              ein langer, unten offener Cylinder hergestellt, der aufgesprengt und von der oberen
                              Kappe ebenfalls durch Absprengen befreit wird. Man bringt ihn dann in den Streckofen
                              und plattet ihn zu einer Scheibe aus, die in gewöhnlicher Art gekühlt wird.
                           Hierauf werden je zwei Glastafeln mittelst Smirgel und Wasser auf einander eben
                              geschliffen. Ist je eine Seite beendet, so wiederholt sich die Operation auf der
                              anderen Seite der Gläser. Das Schleifen geschieht mit der Hand, weil man dabei
                              besser die noch hervorstehenden Stellen auswählen und bearbeiten kann. Natürlich
                              wird allmählich immer feinerer Smirgel verwendet, bis die Gläser eine fein matte
                              Oberfläche erhalten haben. Das Sortiren des Smirgels geschieht in einem einfachen,
                              aber sehr sinnreichen Apparate. Es sind eine Anzahl Gefäße übereinander angebracht,
                              die allmählich immer größer werden. Sind dieselben nun mit Wasser gefüllt und wird
                              dann ein Strom von Wasser von gleichbleibender Stärke zuerst in das kleinste Gefäß
                              geleitet, aus dem er in das nächste weitere Gefäß übergeht u.s.f., so wird sich
                              seine Geschwindigkeit in den verschiedenen Gefäßen umgekehrt wie die Größe derselben
                              verhalten. Wirft man nunmehr den fein gepulverten Smirgel in den Wasserstrom, so führt derselbe die
                              schwersten, gröbsten Theilchen natürlich nur bis in das erste Gefäß, während die
                              leichteren, feineren Theilchen weiter fortgeführt werden und sich erst absetzen,
                              wenn die Geschwindigkeit des Wasserstroms in dem letzten weitesten Gefäße auf ein
                              Minimum herabgekommen ist.
                           Auf das Schleifen folgt das Poliren mit Eisenroth, das auf ein Lederkissen
                              aufgetragen wird. Das Kissen ist stark beschwert und wird durch Maschinenkraft über
                              die festgekittete Glasscheibe hin- und hergeschoben. Gleichzeitig rückt der
                              Schlitten, der die Glasscheibe trägt, in der Längsrichtung fort, so daß die ganze
                              Platte nach und nach bearbeitet wird. Die Mittheilung der Bewegung erfolgt
                              wahrscheinlich in ganz ähnlicher Art, wie bei den Maschinendrehbänken durch eine
                              Leitschraube.
                           Nachdem die eine Seite polirt ist, wird die andere Fläche auf ganz ähnliche Art
                              behandelt. Anstatt die Platte aufzukitten, könnte man das Festhalten derselben
                              wahrscheinlich ebenso gut durch Luftdruck bewirken, wie man das ja umgekehrt bei den
                              kleinen Saugapparaten steht, die mittelst einer Kautschukplatte an den
                              Spiegelscheiben haften. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Dr. Göppert über den Diamant.
                           In der schlesichen Gesellschaft für vaterländische Cultur
                              hielt an dem sechzigsten Jahrestage ihrer Stiftung (den 17. December 1863) der
                              Präses der Gesellschaft, Hr. Geh. Medicinalrath Prof. Dr.
                                 Göppert, einen hier auszüglich mitgetheilten Vortrag über Diamanten,
                              anknüpfend an den Inhalt einer von der holländischen
                                 Gesellschaft der Wissenschaften am 16. Mai 1863 gekrönten, zur Zeit noch
                              nicht publicirten Schrift über die Natur der in den Diamanten
                                 vorkommenden festen Körper hinsichtlich ihres organischen oder anorganischen
                                 Ursprunges.
                           Die Kenntniß des Diamanten und wenigstens eines Theiles
                              seiner merkwürdigen Eigenschaften verliert sich in das höchste Alterthum. Plinius enthält auch hierüber wie über das anderweitige
                              naturgeschichtliche Wissen der Alten die meisten Mittheilungen. Vielfache Sagen
                              knüpfen sich schon an einzelne besonders ausgezeichnete Exemplare, wie namentlich an
                              den auch noch in unseren Tagen so viel besprochenen
                              „Koh-i-nurr“ (Berg des Lichtes), der Hauptzierde zweier
                              Weltausstellungen. Auch anderer großer Diamanten, an die sich oft interessante
                              historische Momente knüpfen, wurde gedacht. Auffallend gegen diese so frühe Kenntniß
                              derselben in der alten Welt, erscheint ihre erst im Jahre 1727 erfolgte Recognition
                              in Brasilien. Das Schleifen der Diamanten ward im
                              Mittelalter zuerst geübt. Schon 1373 gab es Diamantenpolirer in Nürnberg. Die
                              ältesten Fundorte, in Ostindien von C. Ritter in 5 Hauptgruppen getheilt, unter ihnen die
                              bekannteste die Golkondagruppe, dann in neuerer Zeit auch das Ratoosgebirge in
                              Borneo und der District Doladoulo in Sumatra, auf dem europäischen Abhange des Ural
                              bei der Grube Adolphsk (nur 71 Stück bis jetzt gefunden). Außerdem werden noch 4
                              Punkte der nordamerikanischen Freistaaten, Californien und auch Australien als
                              Fundorte erwähnt. Uebrigens fast überall bis jetzt nur Seifengebirge, also
                              Lagerstätten secundärer Art, bestehend aus meist durch
                              Eisenoxyd zusammengekitteten primitiven und secundären Gesteinen, unter letzteren
                              namentlich auch Thonschiefer, so in Minas Geraes in
                                 Brasilien (hier Martins' einst 1819 gegebene
                              Beschreibung des Vorkommens immer noch am instructivesten), im Ural Versteinerungen führender Dolomit, in Indien Grauwacke, alter rother
                              Sandstein. Nur in Brasilien sind Diamanten im Itakolumit, auch einem Trümmergestein,
                              eingewachsen gefunden worden, obschon Tschudi an der
                              Echtheit der meisten nach Europa gekommenen Exemplare zweifelt, indem man es gar
                              wohl verstehe sie in diese prätendirten Muttergesteine zu kitten. Die Ansichten über
                              den Ursprung der Diamanten sind nach der uns durch Lavoisier gewordenen Kenntniß seiner Zusammensetzung aus reinem
                              Kohlenstoff verschieden: die einen lassen sie durch Feuer, die anderen auf nassem
                              Wege entstehen. Schon Newton vermuthet das Letztere, Brewster deßgleichen. Liebig
                              gab bereits 1842 die ansprechendste Erklärung, indem er die Bildung des Diamanten
                              als einen fortgesetzten Verwesungsproceß betrachtete. „Denke man sich die
                                 Verwesung in einer Flüssigkeit vor sich gehen, welche reich ist an Kohlenstoff
                                 und Wasserstoff, so werde, ähnlich wie bei der Erzeugung der kohlenreichsten krystallinischen
                                 Substanz, des farblosen Naphtalins aus gasförmigen
                                 Kohlenwasserstoffverbindungen, eine an Kohlenstoff stets reichere Verbindung
                                 gebildet werden, aus der sich zuletzt als Endresultat ihrer Verwesung
                                 Kohlenstoff in Substanz, und zwar kristallinisch, abscheiden müsse. In der That
                                 läßt sich hohe Temperatur mit seiner Bildung nicht
                                 zusammenreimen, da er unter Einfluß hoher Temperatur sich schwärzt, ja nach Despretz's Versuchen sogar in Kohks oder Graphit
                                 verändert wird. Der schwarze Diamant oder sogenannte Carbonat von Bahia, den, wie mehrere andere interessante Stücke, ich
                                 Hrn. Prof. Dr. R. Böttger
                                 verdanke, ist in der That ein Gemenge von unkrystallisirtem Kohlenstoff und
                                 Diamant, wie die von meinem Hrn. Collegen Löwig auf
                                 mein Ersuchen angestellten interessanten Verbrennungsversuche
                                 zeigten.“
                              
                           
                              „Für Entstehung auf nassem Wege sprechen auch meine Beobachtungen über das
                                 häufige Vorkommen von Krystallen in Diamanten, von den bis jetzt nur ein Paar Fälle
                                 bekannt waren. Zu Hunderten habe ich sie in einzelnen Exemplaren und selbst in
                                 Drusenforen oder in kleinen Höhlungen im Innern beobachtet, wie durch
                                 Abbildungen in der genannten Schrift näher nachgewiesen werden wird.Die von Descloisseaux beobachtete Erscheinung
                                       des Asterismus fand auch v. Kobell in einem
                                       dieser an kleinen Krystallen reichen Krystalle in Form eines
                                       sechsstrahligen Sternes. Ferner enthält sie auch, wie ich glaube, unzweifelhafte Beweise für die
                                 anfänglich einst weiche Beschaffenheit des so
                                 wunderbar verdichteten Kohlenstoffes. Man kannte bisher nur einen Diamanten in
                                 der Schatzkammer des Kaisers von Brasilien, auf welchem der Eindruck eines
                                 Sandkornes sichtbar ist. Vor mir liegt ein erst gerolltes, daher etwas
                                 undeutliches Granatoeder, welches auf seiner ganzen Oberfläche die Eindrücke von
                                 Sandkörnern zeigt, und ein ähnlicher Krystall des
                                 schwarzen Diamanten mit theilweise durch Eindrücke dieser Art bezeichneten
                                 Flächen; in einem dritten ist eine Druse mit ihrer Natur nach unbekannten,
                                 gebogenen und zerbrochenen Krystallen. Zwei andere, ein Oktaeder und ein
                                 Granatoeder haben tiefe Eindrücke auf der Oberfläche von Krystallen, die nicht
                                 von Diamanten herrühren. Die Entstehung des Diamanten auf
                                    nassem Wege scheint nun wohl kaum mehr zu
                                    bezweifeln. Auch G. Bischof in seiner so
                                 eben, also erst nach der am 1. Januar 1863 geschehenen Einreichung meiner
                                 Schrift, erschienenen neuesten Auflage des Lehrbuches der chemischen und
                                 physikalischen Geologie meint, daß unter anderem namentlich das von Harting beobachtete Vorkommen von Eisenkies im
                                 Diamant ihm jeden Zweifel an einer Bildung auf nassem Wege verscheuche. In
                                 innigem Zusammenhange steht damit die durch die obigen Beobachtungen über das
                                 Vorkommen des Diamanten mit organischen Resten enthaltenden Gebirgsarten,
                                 durchaus gerechtfertigte Frage über den organischen, resp. den vegetabilischen Ursprung des Diamanten, deren
                                 Beantwortung gewissermaßen schon Newton einleitete,
                                 welcher ihn wegen seines großen Lichtbrechungsvermögens, also lange vor
                                 Entdeckung seiner wahren chemischen Beschaffenheit, für einen coagulirten fetten
                                 oder öligen Körper hielt. Jameson, Wilson, suchten
                                 dieß theoretisch, Petzholdt materiell durch Vorkommen
                                 von Pflanzenzellen in der Asche verbrannter Diamanten festzustellen. Nach
                                 Nachweisung des durchweg organischen Ursprunges der
                                 Steinkohle, des Anthracites sowie ihrer Bildung auf nassem
                                    Wege, was vor 20 Jahren noch zu constatiren war, habe ich von demselben
                                 Gesichtspunkte aus oft den damit so innig verwandten, bis jetzt als structurlos
                                 anerkannten, wenn auch gewiß auf nassem Wege gebildeten Graphit sowie den
                                 Diamant untersucht, zugleich aber durch vieljährige Beobachtung von Bernstein
                                 und Chalcedon viele Erfahrungen gesammelt, um zufällige Bildungen von solchen
                                 organischen Ursprunges zu unterscheiden. Im Graphit habe ich bis jetzt noch
                                 nichts erreicht, im Diamant jedoch eine Reihe von Einschlüssen gefunden, die der Veröffentlichung mir werth erschienen,
                                 welche freilich vielleicht das entscheidende Kennzeichen ihres vegetabilischen
                                 Ursprunges nicht offen oder ganz unzweifelhaft an sich tragen, aber es
                                 anderweitig auch wieder schwer werden lassen, sich negativ über dieselben
                                 auszusprechen. Die getreuen Abbildungen derselben mögen darüber entscheiden und
                                 wenigstens zeigen und auffordern, daß die Wissenschaft auf weiterem Verfolge
                                 dieser Bahn wohl hoffen darf, entscheidendere Erfolge als die vielleicht für
                                 jetzt von mir erzielten, künftig zu erreichen.“
                              
                           
                        
                           
                           Einfaches Verfahren, um durch einmalige Destillation aus dem
                              rohen amerikanischen Petroleum farblose und geruchlose (d.h. nicht unangenehm
                              riechende) Producte zu erhalten; von Dr. Wiederhold.
                           Kürzlich fand ich in einer Zeitung die Vorschrift zu einem solchen Verfahren
                              angezeigt. Ich nahm hieraus Veranlassung, Versuche in der gedachten Richtung
                              anzustellen, welche auch ein befriedigendes Resultat ergaben. Das rohe amerikanische
                              Erdöl besitzt einen höchst widerwärtigen Geruch und ist von tiefbrauner Farbe. Der
                              Geruch des pennsylvanischen Petroleums ist nicht ganz so unangenehm, als der des
                              canadischen. Meine Versuche wurden ausschließlich mit pennsylvanischem Erdöl
                              angestellt, da ich von dem canadischen eine nur kleine Quantität besitze. Von den
                              vielen Körpern, welche ich auf das rohe Oel einwirken ließ, übte allein die
                              concentrirte Schwefelsäure eine zweckentsprechende Wirkung aus.
                           Das Verfahren selbst ist folgendes: Das rohe Erdöl wird mit 5–6 Procent
                              concentrirter Schwefelsäure versetzt und darauf stark und wiederholt geschüttelt.
                              Nach Verlauf von 48 Stunden, während welcher Zeit man das Gemisch der Ruhe überläßt,
                              wird das flüssige Oel von dem zähen, theerartigen Bodensatz, welcher sich durch die
                              Einwirkung der Schwefelsäure gebildet hat, abgegossen. Der widerwärtige spec. Geruch
                              ist dann gänzlich verschwunden und man riecht höchstens etwas schweflige Säure. Das
                              immer noch dunkel gefärbte Oel wird hierauf mit Wasser anhaltend und unter
                              mehrmaligem Wechseln desselben bis zur Entfernung der Reste von Schwefelsäure
                              geschüttelt. Die vollständige Trennung des Wassers von der Oelschicht dauert immer
                              längere Zeit, vorher trübt sich das Wasser und das Ganze nimmt eine milchartige
                              Beschaffenheit an.
                           Man zieht nach der vollständigen Trennung die obere schwarzbraune Oelschicht ab und
                              unterwirft sie der Destillation. Die letztere geht sehr leicht von Statten und man
                              erhält bis zu einer Temperatur von 250° C. farblose Producte, welche einen
                              sehr schwachen, nicht unangenehmen Geruch besitzen.
                           Die Destillationsproducte, welche bei 250–300° C. übergehen, haben
                              einen leichten Stich in's Gelbe. Bei noch höherer Temperatur besitzen sie eine
                              strohgelbe Farbe. Ihr Geruch ist ähnlich dem des raffinirten Petroleums des
                              Handels.
                           Quantitative Versuche anzustellen habe ich unterlassen, weil ich der Ansicht bin, daß
                              die Resultate, welche man durch Versuche im kleinen Maaßstabe erhält, sich doch
                              nicht unbedingt auf die Verhältnisse eines Betriebes im Großen übertragen lassen.
                              (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1864, Nr. 20.)
                           
                        
                           Verfahren zum Conserviren thierischer Stoffe, von J. Young in Bucklersbury.
                           Dieses Verfahren (patentirt in England am 6. August 1863) besteht in der Anwendung
                              von Schwefelcalcium, um der Luft in den Gefäßen, worin thierische Substanzen
                              aufbewahrt werden, den Sauerstoff zu entziehen.
                           In ein Gefäß aus Weißblech von 1 Kubikfuß Inhalt gibt man einen Sack von grober
                              Leinwand, welcher 1 Pfund trockenes Schwefelcalcium, das man mit dem vierten Theile
                              seines Gewichts gelöschtem Kalk vermengt hat, eingeschlossen enthält, bedeckt den
                              Sack lose mit einer Weißblechscheibe und legt auf letztere das zu conservirende
                              Fleisch etc., womit das Gefäß angefüllt wird, wornach man den Deckel des Gefäßes
                              luftdicht auflöthet. Bei Gefäßen von größerem Inhalt als 1 Kubikfuß bringt man beide
                              Körper am besten in getrennte Abtheilungen. (London Journal
                                 of arts, April 1864, S. 203.)