| Titel: | Der Amenc'sche Selbstöler; von Conrector G. Delabar. | 
| Autor: | Gangolf Delabar [GND] | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Der Amenc'sche
                           Selbstöler; von Conrector G. Delabar.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Delabar, über den Amenc'schen Selbstöler.
                        
                     
                        
                           In einer früheren AbhandlungS. dieses Journal Bd. CLXXI S. 88. habe ich bereits auf den Amenc'schen Selbstöler
                              aufmerksam gemacht und mir, damals vorbehalten, von diesem sehr zu empfehlenden automatischen Schmierapparat (Godet graisseur automatique) später eine specielle Beschreibung nachfolgen
                              zu lassen.
                           Dieß soll nun geschehen, und da ein zweckmäßiger Schmierapparat für das
                              Maschinenwesen von großer Wichtigkeit ist, so darf ich wohl voraussetzen, daß eine
                              nähere Mittheilung über den genannten Selbstöler von Léon Amenc, Fabrikant zu Clermont-Ferrand, für die
                              deutschen Maschinentechniker nicht ohne Interesse seyn wird.
                           Bevor ich jedoch den Apparat selbst beschreibe, mögen einige Bemerkungen über die Schmiermittel und die Schmierapparate im Allgemeinen und über die Principien, worauf der Amenc'sche Selbstöler
                              beruht, vorausgeschickt werden.
                           
                        
                           I.
                           Bekanntlich wird die Reibung oder der Widerstand, welchen zwei aufeinandergepreßte
                              Körper bei der gleitenden, drehenden oder wälzenden Bewegung des einen über den
                              anderen derselben entgegensetzen, durch entsprechende Schmiermittel verringert. So wird die Reibung der Hölzer durch das
                              Bestreichen der Berührungsflächen mit Talg, Seife oder Graphit, und die der
                              metallischen Körper durch das Einschmieren mit Oel oder Schweinefett vermindert.
                           Der Grund davon ist leicht einzusehen; denn die Oberflächen der Körper, die sich
                              übereinander bewegen, sind niemals vollkommen glatt, sondern stets mit größeren oder
                              kleineren Unebenheiten versehen, womit sie gleichsam wie Zähne ineinander eingreifen, die dann
                              beim Uebereinanderbewegen weggerissen oder doch umgebogen werden müssen.
                           Zur Ueberwindung dieses Widerstandes wird aber eine entsprechende mechanische Arbeit
                              erfordert, welche natürlich für die nützliche Arbeit verloren geht.
                           Allein werden die Berührungsflächen mit Substanzen, wie Fette und Oele,
                              eingeschmiert, so füllen diese jene Unebenheiten aus und letztere können daher nicht
                              so tief ineinander eingreifen, weßhalb der Reibungswiderstand und der davon
                              herrührende Effectverlust kleiner ausfällt.
                           Bei Maschinen, wo es sich stets nicht nur um eine möglichst ökonomische Ausnützung
                              der motorischen Kraft, sondern auch um die möglich geringste Abnützung der
                              Maschinentheile handelt, ist darum auch eine sorgfältige und zweckmäßige Schmierung
                              oder Einölung von besonderer Wichtigkeit.
                           Soll aber das Oel oder Fett eine gute Schmiere abgeben, so muß es folgende drei wesentliche Eigenschaften besitzen:
                           
                              1) muß es fettig seyn, so daß es an
                                 der Luft nicht leicht austrocknet und die Oberfläche der Maschinentheile, welche
                                 damit geschmiert werden, nicht mit einem harten, zähen Ueberzug bedeckt, der im
                                 Gegentheil den Reibungswiderstand vermehren, statt vermindern würde;
                              2) darf es keine chemische Wirkung auf die
                                    Metalle ausüben, sondern sollte sich in dieser Beziehung gänzlich neutral verhalten, d.h. in Berührung mit dem
                                 Lackmuspapier darf es auf dieses keine färbende
                                 Wirkung äußern und, auf eine geeignete Metallplatte ausgebreitet, es diese nicht
                                 oxydiren und mit dem Metall sich verbinden;
                                 und
                              3) soll es ziemlich flüssig seyn, um
                                 auch die kleinsten Poren der Vertiefungen zu durchdringen, dabei aber gleichwohl
                                 eine ziemliche Adhärenz besitzen, um nicht zu schnell
                                 zu verfließen und sich über die Berührungsstellen hinaus unnütz zu
                                 verbreiten.
                              
                           Diejenigen Fette und Oele, welche diese Eigenschaften in sich vereinigen, eignen sich
                              zum Schmieren der Maschinen am besten. Die natürlichen und auf die gewöhnliche Weise
                              producirten Oele und Fette besitzen diese Eigenschaften aber in den wenigsten Fällen
                              in genügendem Maaße; meistens erlangen sie dieselben erst durch eine besondere
                              künstliche Behandlung, d.h. durch eine entsprechende chemische Fabrication.
                           In dieser Beziehung hat sich nun Léon Amenc durch
                              die Fabrication seiner
                              vortrefflichen SchmiermittelAuf der letzten Londoner Industrie-Ausstellung von 1862 hatte er
                                    verschiedene Muster derselben ausgestellt, welche, wie sein automatischer
                                    Schmierapparat, alle Anerkennung fanden. besonders verdient gemacht. Derselbe begnügte sich aber nicht damit,
                              geeignete Schmiermittel zu fabriciren, sondern bemühte sich auch, zweckmäßige
                              Schmierapparate zu construiren und einzuführen.
                           Und in der That sind dessen automatische oder
                              selbstthätige Schmierbüchsen so rationell ausgedacht, daß sie alle Beachtung
                              verdienen.
                           Die bisherigen Schmierapparate sind zwar hinsichtlich ihrer Zweckmäßigkeit von sehr
                              relativem Werth. Die meisten derselben sind aber mangelhaft und lassen dieß und
                              jenes zu wünschen übrig.
                           Nach der älteren Schmiermethode werden die beweglichen Maschinentheile nur von Zeit
                              zu Zeit, etwa täglich ein- oder zweimal, geschmiert, womit der Zweck des
                              Schmierens auch bei dem besten Willen des Maschinenwärters natürlich nur sehr
                              mangelhaft erreicht wird. Gießt der Arbeiter auf einmal zu viel Oel auf die sich
                              reibenden Flächen, so wird ein Theil davon unnütz vergeudet und der daherige
                              Oelverlust zieht einen ökonomischen Nachtheil nach sich. Hat er dagegen nicht genug
                              Oel zugesetzt, so daß die Reibungsflächen nicht hinreichend geschmiert werden, so
                              tritt nicht nur ein entsprechender Effectverlust ein, sondern die Maschinentheile
                              laufen auch Gefahr, schnell abgenützt zu werden.
                           Bei vielen anderen Schmiersystemen, welche zwar das Schmieren beständig unterhalten,
                              besteht ein großer Uebelstand darin, daß das Oel, nachdem es bereits zum Schmieren
                              eines Maschinentheiles gedient hat, wiederholt in die Schmierbüchse erhoben und zum
                              Schmieren neuerdings verwendet wird. Dadurch wird nämlich auch das reine Oel, womit
                              die Schmierbüchse gespeist wird, verunreinigt und zum Schmieren verdorben, so daß
                              die Schmierung, wenn sie anfänglich auch ziemlich vollkommen war, später doch nicht
                              mehr genügt und zuletzt ganz schlecht ausfällt.
                           Bei einigen dieser Schmiersysteme findet das Schmieren der Maschinentheile nicht nur
                              während der Bewegung, sondern auch während des Stillstandes statt, was natürlich
                              keinen Nutzen hat, wohl aber die Kosten vermehrt.
                           Soll daher ein Schmierapparat den Zweck des Schmierens möglichst vollkommen erfüllen
                              und sich zugleich hinsichtlich des Verbrauchs an Oel oder Fett möglichst ökonomisch
                              erweisen, so muß er jedenfalls so eingerichtet seyn, daß das Schmiermittel stets im
                              reinen, unvermischten Zustande, wenn auch nur tropfenweise zwischen die
                              Reibungsflächen gelangt und das Schmieren nur während der Bewegung der Maschine vor sich geht, mit dem
                              Stillstand derselben aber sogleich aufhört.
                           Dieß ist nun der Fall bei dem Selbstöler von Léon
                              Amenc, den wir seiner Einrichtung nach sogleich näher
                              kennen lernen wollen.
                           
                        
                           II.
                           Derselbe ist dargestellt durch die Figuren 1 und 2, wovon
                              erstere eine perspectivische Ansicht und letztere einen verticalen Durchschnitt
                              zeigt, woraus namentlich die innere Einrichtung zu entnehmen ist.
                           Darin bedeutet A ein cylindrisches Gefäß aus Blech von
                              etwa 11 Centimeter Höhe, welches in der Mitte vom Rohr B
                              durchbrochen ist, das zum Theil unter dasselbe in das Lager bis zur Treibwelle K herabreicht und bestimmt ist, das Oel an den Umfang
                              der letzteren zu geleiten. Im Gefäße A befindet sich
                              überdieß eine kleine Saugpumpe C, die mit einem
                              Kugelventil D, einem conischen Kolben E und einer Kolbenstange F
                              versehen ist, welche letztere mit dem Hebel G in
                              Verbindung steht, der wiederum an der Achse H befestigt
                              ist, welche ihrerseits von der Stange J bewegt wird.
                           Diese auf der Welle K aufliegende Stange wird nämlich mit
                              jeder Umdrehung vermittelst des an ersterer befestigten Daumens L etwas gehoben und ertheilt dadurch dem Hebel G und der Pumpenstange F
                              eine entsprechende Bewegung.
                           Mit jedem Hub des Kolbens wird dann eine entsprechende Oelmenge gehoben. Dieses Oel
                              gelangt durch das etwas geneigte Ausgußrohr M
                              größtentheils in das Gefäß A zurück, während der
                              kleinere Theil tropfenweise durch das Rohr B auf den
                              Umfang der Welle K herabfällt und zur Schmierung dient.
                              Dazu ist das Rohr M gerade in der Mitte über der Röhre
                              B durchbrochen und eine Schraubenspindel N, die nach unten conisch zugespitzt ist, kann mehr oder
                              weniger in die Oeffnung n, n des Rohres M eingelassen werden, so daß das untere Loch n vom Schraubenbolzen mehr oder weniger verschlossen
                              wird und das Oel, welches über dasselbe passirt, in geringeren oder größeren Mengen
                              an der Spindel herabträufelt und, wie gesagt, tropfenweise durch das Rohr B auf den Umfang der Welle K
                              herabfällt und die Schmierung der letzteren möglichst gleichförmig unterhält.
                           Das überschüssige unbenützte, aber reine Oel fließt vom Rohr M in das Gefäß A ab, um mittelst der Saugpumpe
                              C auf's Neue erhoben zu werden und durch das
                              Abzugsrohr M in das Gefäß A
                              zurückzufließen.
                           Man hat es also, wie man sieht, bei diesem Apparate ganz in der Gewalt, die zum
                              Schmieren benützte Oelmenge in jedem einzelnen Falle dem Bedürfnisse anzupassen.
                              Ebenso sieht man, daß bei demselben nur reines, unvermischtes und durch den
                              Schmierproceß noch nicht verunreinigtes und verdorbenes Oel zum Schmieren verwendet
                              wird. Und daß beim Stillstand der Maschine, resp. der Treibwelle K, der Apparat nicht in Thätigkeit ist, das Oel also
                              nicht erhoben und das Schmieren folglich nicht fortgesetzt wird, ist ebenfalls klar,
                              indem, wenn die Welle K sich nicht bewegt, auch die
                              Stange J, die Achse H, der
                              Hebel G und die Kolbenstange F mit dem Kolben E und dem Ventil D, d.h. die Pumpe C stille
                              steht.
                           Die Aufstellung dieses Amenc'schen Selbstölers ist höchst
                              einfach. Man placirt ihn auf das Lager P der Welle K, oder desjenigen Maschinentheils, welcher dadurch
                              geschmiert werden soll, indem man den unterhalb vorstehenden Theil des Rohres B in das Schmierloch des Lagerdeckels P einsetzt, die Stange J auf
                              die Welle K legt, das Ansatzstück O in den festen Winkeldraht o einschiebt und
                              mit der Klemmschraube o' befestigt.
                           Wird die Maschine der Treibwelle K in Gang gesetzt, so
                              beginnt sogleich auch die Thätigkeit der Pumpe und damit das Einölen der
                              Reibungsflächen.
                           Je nach Umständen kann der Oelzufluß regulirt werden. Dazu ist nur nöthig, den Daumen
                              oder Zahn L, der mittelst eines Eisenbandes an die Welle
                              K befestigt ist, höher oder tiefer zu nehmen, so daß
                              die Stange J und damit auch der Kolben E der Pumpe C entsprechend
                              mehr oder weniger gehoben wird.
                           Für eine Welle, welche mit einer Geschwindigkeit von 60–80 Umdrehungen per Minute umläuft, nimmt Amenc die Höhe des Daumens ungefähr zu 30 Millimet., bei 150 Umdrehungen
                              zu 15 Millimet., bei 200–400 Umdrehungen zu 8–10 Millimet. und bei
                              500–600 Umdrehungen sind einige Millimeter genügend.
                           Ein solcher Apparat, einmal für einen bestimmten Maschinentheil eingerichtet und an
                              Ort und Stelle gebracht, arbeitet, ohne weiters beaufsichtigt werden zu müssen, mit
                              der größten Regelmäßigkeit und leistet bei guter Oelverwendung eine Arbeitsersparniß
                              von mindestens 15–25 Proc., aber auch von 30–40 Proc. der
                              überzutragenden Gesammtarbeit.
                           Diese bedeutende Kraftersparniß ist eine Folge der vortrefflichen Einrichtung des Apparates überhaupt,
                              insbesondere der dadurch erzielten Möglichkeit, die Schmierung der jeweiligen Arbeit
                              anpassen zu können.
                           Nach den Untersuchungen von Amenc entspricht ein Gramm
                              guten Oels einer mechanischen Arbeit von 630,630 Kil.-Met., folglich ein Tropfen desselben Oeles,
                              der 2 Centigramme wiegt, dem fünfzigsten Theile dieser Arbeit oder 12,6126
                              Kil.-Met. Nach diesen Daten ist es leicht, die für eine gewisse Arbeit
                              nöthige Oelmenge zu bestimmen. Amenc hat in dieser
                              Beziehung folgende interessante Tabelle aufgestellt, worin der Oelverbrauch in
                              Grammen und Tropfen auf eine bestimmte Zeit bei einem Effect von 1 bis 10
                              Pferdestärken angegeben ist.
                           Tabelle über die zum Schmieren einer
                                 Treibwelle oder eines anderen Maschinentheiles benöthigte Oelmenge bei einem
                                 Effet von 1–10 Pferdestärken.
                           
                              
                                 EffectinPferdestärken.
                                 Oelmenge in Grammenfür 12 Stunden.
                                 Oelmenge in Tropfenfür die Minute.
                                 Zwischenzeitvon einem Tropfenbis zum
                                    anderen.
                                 
                              
                                   1
                                   5,2
                                 1/3
                                  3 Minut. – Secund.
                                 
                              
                                   2
                                 10,4
                                 2/3
                                   1    „      30    
                                    „
                                 
                              
                                   3
                                 15,6
                                 1
                                   1    „      
                                    –      „
                                 
                              
                                   4
                                 20,8
                                 1 1/3
                                   –    „      43    
                                    „
                                 
                              
                                   5
                                 26,0
                                 1 2/3
                                   –    „      36    
                                    „
                                 
                              
                                   6
                                 31,2
                                 2
                                   –    „      30    
                                    „
                                 
                              
                                   7
                                 36,4
                                 2 1/3
                                   –    „      26    
                                    „
                                 
                              
                                   8
                                 41,6
                                 2 2/3
                                   –    „      23    
                                    „
                                 
                              
                                   9
                                 46,8
                                 3
                                   –    „      20    
                                    „
                                 
                              
                                 10
                                 52,0
                                 3 1/3
                                   –    „      18    
                                    „
                                 
                              
                           Es ist kaum zu bemerken nöthig, daß hierbei nicht alle Oelsorten gleich gute
                              Resultate liefern. Die Versuche, auf denen die Resultate obiger Tabelle beruhen,
                              sind von Amenc mit Ochsenklauenöl (Huile de pied de boeuf), seiner eigenen Fabrication, gemacht worden,
                              welches sich als Maschinenschmiere ganz vorzüglich eignet. Amenc liefert dieses Oel zu 250–300 Francs per 100 Kilogramme. Es ist dieß freilich ein etwas hoher Preis, der sich
                              jedoch durch die große Ersparniß an mechanischer Arbeit und durch die viel längere
                              gute Erhaltung der betreffenden Maschine reichlich bezahlt macht.
                           In der Praxis werden indessen die oben angegebenen Oelmengen, wenigstens für Effecte
                              von über 5 Pferdestärken, nicht im vollen Betrage verwendet. Aber eben deßhalb ist
                              dann die Schmierung in der Regel nicht genügend.
                           
                        
                           
                           III.
                           Die vorstehenden Mittheilungen beziehen sich auf einen Amenc'schen Selbstöler, welchen ich bei der letzten Londoner
                              Industrie-Ausstellung im J. 1862 in Thätigkeit gesehen, und auf Erfahrungen,
                              die ich bei jener Gelegenheit darüber gesammelt habe.
                           Seitdem hat der Erfinder, von dem Wunsche beseelt, die Anwendung seines
                              Schmiersystems auf alle beweglichen Maschinenelemente auszudehnen, eine neue sehr
                              sinnreiche Anordnung seines automatischen Schmierapparates ausgedacht, welche ganz
                              besonders für solche Maschinentheile bestimmt ist, die, wie z.B. die Kurbelstangen,
                              die Excentrics u.s.w., während ihrer Bewegung eine sehr verschiedene geneigte Lage
                              einnehmen. Nach Armengaud's
                              Génie industriel, Aprilheft 1864, t. XXVII p. 169, möge über
                              diese neue Anwendung des Amenc'schen Selbstölers hier
                              noch Folgendes mitgetheilt werden.
                           In Fig. 3 ist
                              die Anwendung desselben auf die Kurbel- und Treibstange einer Dampfmaschine
                              gezeigt und in Fig.
                                 4 noch insbesondere die innere Einrichtung desselben in einem viel
                              größeren Maaßstabe im Verticalschnitt dargestellt.
                           Die Einrichtung und Wirkungsweise dieses neuen Selbstölers beruht hierbei auf
                              folgendem Princip: Wenn eine Flüssigkeit dieselbe Geschwindigkeit erlangt wie das
                              Gefäß, worin sie eingeschlossen ist, so folgt hieraus daß dieselbe jedesmal, wenn
                              sie darin einen Stillstand oder eine Veränderung in der Richtung ihrer Bewegung
                              erfährt, vermöge der erlangten Geschwindigkeit oder vielmehr der bei der Bewegung
                              erlangten lebendigen Kraft gegen die Gefäßwand getrieben und an derselben in die
                              Höhe gehoben wird.
                           Diese aus dem Beharrungsvermögen der bewegten Flüssigkeit entstehende rückwirkende
                              lebendige Kraft ist es nun, welche Amenc in seinem neuen
                              Selbstöler nutzbar macht, um das Oel, welches zum Schmieren eines Kurbelzapfens,
                              eines Excentrics, oder aller anderen Maschinenorgane mit Winkelbewegungen bestimmt
                              ist, auf eine gewisse Höhe und mit einer ziemlich beträchtlichen Geschwindigkeit zu
                              erheben.
                           Dieser neue Selbstöler besteht ebenfalls, wie man aus der Durchschnitts-Figur 4
                              bemerkt, aus einem cylindrischen Gefäße von Metallblech, welches 60–65
                              Millimeter hoch und 50–80 Millim. weit ist. Dieses Gefäß umhüllt eine zweite
                              Büchse, eine Art umgekehrten Bechers, dessen Boden sich ungefähr in 3/4 der Höhe vom
                              Boden des Umhüllungsgefäßes befindet. Der Boden oder vielmehr die Decke dieses
                              Bechers ist mit zwei kleinen cylindrischen Kammern mit halbkugelförmigen Deckeln d
                               versehen, welche nach
                              unten geöffnet und mit den beiden kleinen umgekehrten Kegeln a umgeben sind. Die beiden Kammern d sind
                              verbunden durch die Röhre c, die in der Mitte über der
                              Röhre E von der dünnen, unten conisch zugespitzten
                              Drahtspindel e durchdrungen ist, durch welche die im
                              Boden des Rohrs c angebrachte Oeffnung mehr oder weniger
                              verschlossen werden kann, je nachdem man mehr oder weniger Oel durch das Rohr E auf die Reibungsfläche des beweglichen Kurbelzapfens
                              oder Maschinentheiles gelangen lassen will. Zu diesem Behufe ist der Kopf der
                              Drahtspindel mit einem Wirtel versehen, den man nur vor- oder rückwärts zu
                              drehen hat, um den Stift mehr ab oder auf zu bewegen. Zugleich ist an demselben eine
                              Nadel g, eine Art elastischer Feder angebracht, welche
                              dazu dient, die Spindel in einer bestimmten Lage festzuhalten.
                           Bei jeder Richtungsveränderung gelangt das Oel, indem es in Folge der entstehenden
                              rückwirkenden Kraft längs den Wänden des Gefäßes in die Höhe steigt, wie es die
                              Durchschnittszeichnung Fig. 4 linker Hand zeigt,
                              in die kleine Kammer c, indem es durch den umgekehrten
                              Conus a in die Kammer d
                              eintritt und sofort, darin zurückgehalten, in c
                              überfließt und durch die Mittelöffnung am Stift e
                              herunterträufelt und durch die Röhre E auf den Umfang
                              des zu schmierenden Kurbelzapfens herabfällt.
                           Bei der umgekehrten Bewegung wiederholt sich derselbe Vorgang in der anderen Kammer
                              rechter Hand.
                           Bei f sieht man zwei kleine oben offene Röhren an das
                              Verbindungsrohr c angelöthet, welche den Zweck haben,
                              die Luft durchzulassen, damit sie auf das eintretende Oel keinen hindernden
                              Gegendruck ausüben kann.
                           Dieser Apparat ist mittelst einer Schraube B auf den Kopf
                              der Treib- und Kurbelstange befestigt. Und eine
                              Umdrehungs-Geschwindigkeit der Kurbel von 1,20 Meter per Secunde genügt, um darin das Oel in die Kammer d und den Verbindungscanal c zu erheben, von
                              wo es dann durch die vom Drahtstift e mehr oder weniger
                              verschlossene Bodenöffnung in der Röhre E auf den Umfang
                              des beweglichen Kurbelzapfens tropfenweise herabfällt und ihn einschmiert.
                           Daß die Oeffnungen der abgekürzten Kegel a, wie der
                              Kammern d und c in der
                              Rotationsebene der Kurbel liegen müssen, damit die beschriebene selbstthätige
                              Erhebung des Oeles eintreten könne, ist für sich klar. Ebenso sieht man, daß auch
                              dieser neue Selbstöler nur während des Ganges der Maschine, nicht aber während des
                              Stillstandes derselben functionirt, und daß er überhaupt dieselben Vortheile
                              darbietet, welche wir oben bei der ersten Anordnung hervorgehoben haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
