| Titel: | Verbesserungen an Schneideisen zur Darstellung von Metallschrauben; von E. Hoyer. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. III., S. 13 | 
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                        III.
                        Verbesserungen an Schneideisen zur Darstellung
                           von Metallschrauben; von E. Hoyer.
                        Aus dem Monatsblatt des hannoverschen
                                 Gewerbevereins, 1864, Nr. 3 und 4.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Hoyer's Verbesserungen an Schneideisen zur Darstellung von
                           Metallschrauben.
                        
                     
                        
                           Die gewöhnlichen Schneideisen sind in ihrer Wirkungsweise so unvortheilhaftunvortheilbaft und liefern in Folge dessen so schlechte und unvollkommene Gewinde,
                              gegenüber den anderen Werkzeugen zu diesem Zwecke, besonders den Schraubenkluppen
                              (als nach den Schneideisen die gewöhnlichsten), daß es besondere Gründe geben muß,
                              welche ihnen, in den kleineren Werkstätten namentlich, das Daseyn noch erhalten. Ein
                              Grund dazu findet sich in der falsch aufgefaßten Billigkeit dieses Werkzeuges
                              gegenüber den mechanisch richtiger und vollkommener
                              construirten, zweitens ist es die Einfachheit in der Behandlung, drittens die
                              Möglichkeit sich dasselbe leicht selbst anfertigen zu können, welche die
                              Beibehaltung des Alten motiviren sollen. In der einfachsten Gestalt ist ja ein
                              solches Schneideisen weiter nichts, als eine Stahlplatte, welche mit einer Anzahl
                              Löcher von verschiedener Größe, in welchen verschiedene Muttergewinde eingeschnitten
                              sind, versehen und gehärtet ist. Man braucht zu ihrer Herstellung daher nur die
                              verschiedenen Mutterbohrer, und bekommt sämmtliche Größen übersichtlich
                              nebeneinander, braucht keine Backen auszuwechseln, und letztere können auch nicht
                              verloren gehen. Schraubt man nun mit Gewalt einen Metallcylinder durch diese Löcher,
                              so entsteht darauf eine Gewinde, indem sich die erhöhten Gänge der Mutter in
                              denselben einquetschen und eine entsprechende Metallmenge durch Aufstauchen in die
                              vertieften Gänge eindrücken. Dieses Eindrücken geschieht von beiden schrägen Flächen
                              des Ganges gleichzeitig, woraus sich die, fast bei jeder mit dem Schneideisen
                              verfertigten Schraube sichtbare Trennung des erhöhten Ganges in zwei fest
                              zusammengepreßte Theile, erklärt, so wie die Erscheinung, daß die fertige Schraube
                              einen größeren Durchmesser hat, als der dazu genommene Cylinder. Bei kleinen
                              Schrauben ist jedoch dieser Umstand nicht von großer Bedeutung, deßhalb das
                              Schneideisen wohl am Platze; ist die Spindel aber größer als zwei Linien im
                              Durchmesser, so ist die Anwendung gewöhnlicher Schneideisen verwerflich. –
                              Kann man aber dem genannten Werkzeuge statt der quetschenden eine wirklich schneidende Wirkung
                              und somit die Fähigkeit
                              ertheilen, auch stärkere Schrauben herzustellen, so wird es zu einem schätzbaren
                              Stücke für den Metallarbeiter.
                           Es gibt in der That einige sehr einfache Mittel, die bei jedem Schneideisen mit
                              geringer Mühe anzubringen sind und demselben in ziemlich hohem Grade eine schneidende Wirkung geben. Diese Mittel sind zum Theil
                              nicht mehr neu, aber so wenig bekannt, daß eine Mittheilung derselben in diesem
                              Journal gerechtfertigt seyn wird.
                           Die Einkerbungen, welche man seitlich in den Muttergewinden der Schneideisen
                              anbringt, gehören nicht hierher, indem sie die Wirkungsweise wenig oder gar nicht
                              verändern, sondern nur zum Austritt der etwa abgeriebenen Späne, welche mitunter in
                              pulverförmiger Verkleinerung durch die Rauhigkeit der Gewindgänge entstehen, dienen
                              und die Reibung etwas vermindern; sie dürfen jedoch bei den nun zu beschreibenden
                              Verbesserungen nicht fehlen.
                           Diese Verbesserungen sind in Fig. 5–13
                              dargestellt; es sind ihrer fünf, die auf demselben Princip beruhen und nur in der
                              Ausführung von einander abweichen.
                           Nach einer Methode feilt man quer über das weich gemachte Werkzeug eine Rinne aus
                              unter Beobachtung folgender Regeln. Die Rinne abc
                                 
                              Fig. 5 und
                              6
                              muß so zu liegen kommen, daß ihre eine Längskante c den Kreis beinahe berührt, welcher von dem Gewinde
                                 eingenommen wird; die Breite ac derselben ist gleich
                                 dem doppelten Durchmesser desselben Kreises zu nehmen und ihre Tiefe so zu
                                 bemessen, daß sie 2 bis 3 Gänge der Mutter
                                 durchschneidet. Der Erfolg dieser Operation besteht sichtlich darin, daß
                              die von der inneren Fläche abc geschnittenen hohen
                              Gewindgänge an den Schnittstellen scharfe Ecken 1 und 2 bilden, die nach oben zu
                              eine nach der anderen (wegen des wachsenden Schnittwinkels) stumpfer werden und dadurch eine dem Schraubenschneiden sehr günstige
                              Wirkung äußern. Man bekommt damit zusammenhängende Späne von oft bedeutender Länge
                              (ich habe sie von Messing in der Länge bis zu einem halben Zoll erhalten) und ein
                              Dickerwerden der Schraube findet dabei nicht statt.
                           Bei aufmerksamer Betrachtung der beschriebenen Anordnung kommt man leicht zu der
                              Einsicht, daß die Wirkung der schneidenden Kanten noch günstiger sich herausstellen
                              wird, wenn man statt der concaven eine convexe Fläche anfeilt; dadurch entstehen natürlich
                              ebenfalls dieselben Ecken und Schneiden, nur folgt die Abstufung der Feinheit in umgekehrter Reihe. Während daher im ersten Falle die zuerst angreifende Schneide die dickste ist und so
                              ziemlich allein das ganze Gewinde ausschneidet, so ist im
                              zweiten Falle der ersten Schneide nur die Anfänge zu
                              machen überlassen, den folgenden die allmähliche und der letzten die gänzliche Vollendung. Auf Grund dieser Betrachtung fertigte
                              ich ein solches Schneideisen an, und wurde durch außerordentliche Erfolge dieser
                              Construction die Vermuthung besserer Wirkung vollständig bestätigt.
                           Diese zweite Anordnung zeigen Fig. 7 und 8. Darin ist ab die convexe Fläche, deren Krümmung wieder nach
                              den für die erste Construction gegebenen Regeln genommen wird, und deren Radius
                              wegen der ansteigenden Gewindgänge bedeutend kleiner seyn muß. Denkt man sich nun
                              zwei Metallcylinder in die Muttern Fig. 6 und 8 eingesteckt und zur
                              Bildung der Schraube in der Pfeilrichtung gedreht, so kommen der Reihe nach zur
                              Wirkung: in Fig.
                                 6 die Ecken 1 und 2, in Fig. 8 die Ecken 1, 2, 3.
                              Die Linien 1 i, 2 o und
                              resp. 3 u sind die Schnittlinien der krummen Flächen mit
                              den Gewindgängen, also i 1 2, o 2 3 und resp. u 3 d die Winkel der gebildeten Schneiden. Nach Fig. 6 kommt zuerst der
                              größere Winkel i 1 2, dann der kleinere 3 2 o zur Wirkung, nach Fig. 8 hingegen erst der
                              kleinere 2 1 i, dann die größeren 3 2 o und d 3 u.
                           Vorgedachte zwei Verbesserungen können nur zweckmäßig Anwendung finden, wenn die
                              Wegnahme des Theiles für die Rinne keine zu große Schwächung des ganzen Werkzeuges
                              verursacht, worauf man natürlich bei Herstellung neuer Schneideisen gebührend
                              Rücksicht nehmen kann; sie verdienen jedoch den Vorzug, sowohl wegen der Wirkung als
                              des leicht auszuführenden Nachschleifens. – Befürchtet man eine solche
                              Schwächung, so kann man noch auf verschiedene andere Weise zum Ziele gelangen. Drei
                              darauf hinzielende Anordnungen mögen noch angeführt werden, da sie namentlich zur
                              Herstellung kleiner Schräubchen sich sehr gut eignen.
                           Nach der einen Methode feilt man querüber eine kleine dreiseitige Pyramide abc
                              Fig. 9 und
                              10 so
                              weg, daß die eine Kante ab durch die Mitte der
                              Mutter, die zweite bc an derselben vorbei und die
                              dritte ebenfalls durch die Mitte geht, aber unterwärts a
                              bei d mündet. Da nun die Spitze b der Pyramide in der Fläche des Schneideisens liegt, so wird ein Theil
                              der Gewindgänge auch schräg durchschnitten, nur nicht von einer krummen sondern
                              einer geraden Fläche, weßhalb alle Schnittwinkel gleich sind.
                           Die zweite Methode besteht darin, daß man um die Mutter herum mit dem Meißel Etwas
                              weghaut, etwa wie in Fig. 11 die Linie abc zeigt, wobei die Vertiefung von a nach d allmählich zunimmt;
                              dabei bohrt man die Oeffnung zur Aufnahme des Gewindes ziemlich nahe am Rande und macht von letzterem
                              aus einen schrägen Einschnitt deg, wodurch an der
                              Kante e hinunter die Gewinde ebenfalls noch
                              mithelfen.
                           Endlich drittens kann man, wie Fig. 12 und 13 andeuten,
                              noch so verfahren, daß man zwei von der Mittellinie a b
                              nach den Seiten abfallende Flächen abcd und abef bildet und um die Mutter herum, wie vorhin
                              angegeben ist, zwei Kerben i und o einhaut.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
