| Titel: | Neue amerikanische Patent-Lohmühle aus der Eisengießerei und Maschinenfabrik von J. Pintus und Comp. in Brandenburg a.d. H. und Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. VII., S. 20 | 
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                        VII.
                        Neue amerikanische Patent-Lohmühle aus der
                           Eisengießerei und Maschinenfabrik von J. Pintus und Comp. in Brandenburg a.d. H. und Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Neue amerikanische Patent-Lohmühle.
                        
                     
                        
                           Jeder Gerber, welcher nicht eine eigene Wind- oder Wassermühle besitzt, kennt
                              die Weitläufigkeiten, Unannehmlichkeiten und die Kostspieligkeit des Lohmalens auf
                              fremden Mühlen, und es ist wohl als sicher anzunehmen, daß sich jeder eine eigene
                              Mühle anschaffen würde, wenn dieselbe, in einem kleinen Raume aufgestellt, mit
                              geringer Kraft betrieben und für einen wohlfeilen Preis angeschafft werden könnte.
                              Die aus diesem Bedürfniß entstandenen sogenannten deutschen Kaffeemühlen sind jedoch
                              nur ein höchst mangelhafter Nothbehelf, da sie äußerst wenig leisten, eine
                              verhältnißmäßig große Kraft verbrauchen und sich sehr schnell abnutzen; die
                              Reparaturen sind jedesmal umständlich und machen die Sache theuer. –
                           Die vorliegende neue amerikanische Lohmühle nun, welche sich, wie aus endstehendem
                              Zeugniß ersichtlich, bereits in einer dreijährigen Probezeit ausgezeichnet bewährt
                              hat, erfüllt alle rationellen Anforderungen an Leistungsfähigkeit, Güte des
                              Productes, leichte Betriebsfähigkeit, Dauerhaftigkeit und Billigkeit.
                           Sie besteht ganz aus Eisen und kann auf jedem Fußboden mittelst vier Schrauben
                              befestigt werden. Fig. 28 gibt einen Längsschnitt und eine Seitenansicht der einen Hälfte
                              des Mahlkegels; Fig. 29 ist die Ansicht von oben.
                           Ein Doppelkegel von Eisen A, A steht auf vier Füßen B, B, B, B und ist inwendig mit zahlreichen scharfen
                              Schneiden besetzt. Innerhalb des hohlen Doppelkegels läuft ein conischer Stein C, C, welcher drei verschiedene Conicitäten und vier
                              verschiedene Arten von Messern besitzt. Die Messer der obersten Abtheilung
                              zerschneiden die grobe Borke und drücken die Stücke nach unten; die 2. und 3.
                              Abtheilung mahlen die Lohe vor, die 4. mahlt sie fein. Die Messerplatten, welche der
                              Abnutzung unterworfen
                              sind, sind aufgeschraubt und lassen sich erneuern. Das Aufschärfen der Messer
                              geschieht mit einer englischen Feile, und ist bei einem nunmehr dreijährigen
                              täglichen Gebrauche der ersten Maschine nur ein öfteres Schärfen mit der Feile,
                              bisher aber noch keine Erneuerung der Platten nöthig
                              gewesen. Da wir nun einen completen Satz Reserveplatten mit beigeben, so folgt
                              daraus, daß der Besitzer eine lange Reihe von Jahren hindurch gegen jede Reparatur
                              geschützt ist und beim Eintritt der Nothwendigkeit diese selbst ausführen kann.
                           Der Mahlkegel steckt auf der starken stehenden Welle D,
                                 D, welche in einem Halslager E und einem
                              Mühlenspurlager F stellbar befestigt ist. Durch Stellen
                              der Welle mittelst des Stellrädchens G kann man nicht
                              nur ein feineres oder gröberes Mahlen erzielen, sondern auch bei Vorkommen den
                              Mahlkegel ganz aus dem Mantel herausschrauben; ebenso kann bei eintretender
                              Abnutzung und Aufschürfung der Messerplatten der Mahlkegel hineingestellt werden.
                              Die Bewegung erfolgt mittelst einer Kegelradübersetzung H,
                                 H und Riemscheibe I von der Betriebskraft aus,
                              welche eine beliebige seyn kann. Man kann diese Lohmühle durch jede vorhandene Kraft
                              (Göpel-, Wasser-, Wind- oder Dampfkraft) betreiben.
                           Unsere Preise verstehen sich loco Brandenburg a.d. H. mit
                              1/2 Anzahlung; Rest bei Absendung.
                           
                        
                           Zeugniß.
                           Die in meiner Gerberei seit drei Jahren im Betriebe befindliche
                              amerikanische Patent-Lohmühle wird durch ein Roßwerk mit einem Pferde dauernd
                              betrieben und liefert täglich 18–20 Ctr. gute mouleuse Lohe. Die Vortheile
                              einer solchen Anlage liegen auf der Hand, da jeder Gerber dadurch im Stande ist,
                              seine Lohe auf die wohlfeilste Weise und unabhängig von fremden Mühlen herzustellen;
                              durch die Ersparniß des Transportes und des Staubverlustes in fremden Mühlen allein
                              wird in namhafter Weise Vortheil erzielt. Dieß bescheinige ich den Herren J. Pintus u. Comp. hierselbst im
                              Interesse der guten Sache sehr gern, bin auch erbötig, meinen Herren Fachgenossen
                              die Besichtigung meiner Anlage zu gestatten, sowie weitere Auskunft zu
                              ertheilen.
                           Brandenburg a.d. H., den 9. März 1864.
                           (gez.) Richard Spitta.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
